2001
Paradies-Apfel-Award: Erster Platz Beste Slash-Story, 3. Platz (tie) Beste
Story
2002
Paradies-Apfel-Award: Erster Platz Beste Karl-May-Story
Titel: Zeit der Offenheit
Serie: Karl May
Code: NC-17, ft
Feedback: LadyCharena@aol.com
Summe: Die Nacht
der Wahrheit...
Anmerkung: Das ist eine
Fortsetzung zu T’Len’s „Brüder“.
Es empfiehlt sich, diese Story vorher zu lesen
Disclaimer: Winnetou und Old Shatterhand stammen aus der Feder
Karl Mays. Bei meiner Story handelt es sich um reine, nicht-kommerzielle
fanfiction – ich beabsichtige nicht, die Rechte der Erben, des Karl-May-Verlags
oder anderer Inhaber zu verletzen. Wer unter 18 ist, beziehungsweise sich an
der Darstellung homosexueller Beziehungen in allen Facetten (auch Sex) stören
könnte, sucht sich bitte eine andere Story zum Lesen.
Die verwandten Zitate gehören mir nicht, sondern sind nur geliehen
und stammen, aus „Winnetou 1“ (Seite 277 und 281), geschrieben von Karl May.
Widmung: Nun, hier ist sie, deine Fortsetzung t’hy’len. Stets zu
Diensten... J
Zeit der Offenheit
* * * * * * * * * * *
Lady Charena, Juni 01
Zu schnell. Noch zu gefangen in meinen Gedanken, wende ich mich
von dir ab, um meine Verlegenheit zu verbergen.
„Scharlih? Was betrübt das Herz meines Bruders?“
„Ich gehe an den Fluss, um mich zu waschen“, erwidere ich, ohne
deine Frage zu beantworten und lasse dich allein am Feuer zurück.
* * *
Eine Zeitlang lausche ich den Geräuschen der Nacht, während ich
mich automatisch meiner Kleidung entledige und ins Wasser des Flusses wate. Es
ist kühl, frisch und scheint meine Gedanken ein wenig zu klären. Kannst du
meine Empfindungen verstehen? Kann ich es?
Ich schüttle das Wasser aus meinem Haar und kehre ans Ufer zurück.
Als ich mich bücke, um meine Kleidung aufzuheben, nehme ich aus den
Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Ich greife nach meinem Messer und nehme
gleichzeitig eine Abwehrhaltung ein.
Du stehst vor mir, meine Satteldecke in den Händen. „War mein
Bruder so in seine Gedanken vertieft, dass er mich nicht gehört hat?“
Ich lasse das Messer sinken und greife nach der Decke, um mich
damit abzutrocknen. „Ja, ich war... gedankenverloren.“
Doch anstatt zu unserem Lagerfeuer und den Pferden zurückzukehren,
lässt du dich auf einem flachen Stein, einige Schritte von mir entfernt,
nieder. „Mein Bruder Scharlih möge sich zu Winnetou setzen.“
Nach einem Moment des Zögerns folge ich deinem Wunsch. In die
Decke gewickelt, suche ich mir einen Sitzplatz dicht neben dir.
„Welche Schatten verdüstern die Seele meines Bruders?“, fragst du
leise.
Ich kann dein Gesicht nicht sehen, du hast den Kopf gesenkt und
dein seidiges Haar verdeckt den Blick auf deine Züge. Wo ist dieses Gefühl
geblieben, dass sich heute Nacht unser Schicksal ändern wird, das mir vorhin am
Lagerfeuer noch so klar war? Meine Zunge ist plötzlich lahm und meine Kehle wie
zugeschnürt. Noch vor weniger als einer Stunde war ich überzeugt, dass du mich
verstehen würdest, doch nun...
Du legst die Hand auf meinen bloßen Arm. Es ist nicht das erste
Mal, dass du mich berührtst – doch zum ersten Mal nimmt diese simple Berührung
eine tiefere Bedeutung an. Wärme strahlt von ihr aus, die sich durch meinen
ganzen Körper zieht. Ich drehe den Kopf, um dich anzusehen und begegne der
traurigen Frage in deinen dunklen Augen...
„Hat Winnetou das Vertrauen seines Bruders verloren?“
Ich löse deine Hand von meinem Arm, drücke sie. „Ich vertraue
meinem Bruder. Winnetou weiß das“, erwidere ich unsicher.
„Warum lässt er ihn dann nicht an seinen Gedanken teilhaben? Deine
Augen sprechen von tiefem Schmerz. Winnetou möchte ihn lindern.“
Ich beiße mir auf die Lippen. Er spricht in aller Unschuld,
ermahne ich mich selbst. Und doch kann ich die Worte nicht stoppen. „Mein
Bruder weiß nicht, von was er da spricht.“
Deine Augen drohen mich in ihren Bann zu ziehen. „Dann erkläre es
mir, Scharlih.“
Ich senke den Blick - und sehe statt dessen auf deinen Mund. Was
mich nicht weniger verstört. „Das kann ich nicht.“
Schweigen. Dann löst du langsam deine Hand aus meinem Griff. Ich
weiß, dass du meine Worte als eine Abweisung empfinden musst. Doch das ist das
Letzte, was ich möchte, dir weh zu tun. Ich wende mich dir zu, strecke die Hand
nach dir aus.
Du siehst mich an, doch behältst dein Schweigen bei. Und aus meine
Fingerspitzen scheu deine Wange berühren, schliesst du vertrauensvoll die
Augen. „Mein Bruder“, flüstere ich. „Winnetou.“ Ich weiß nicht, was ich sagen
soll, kann – außer deinem Namen. „Ich kann nicht.“ Ich lasse meine Hand fallen.
Du öffnest die Lider. „Scharlih“, erwiderst du. Eines dieser raren
Lächeln umspielt deine Lippen. „Winnetou kennt seinen Bruder als einen tapferen
Mann, der keine Herausforderung fürchtet. Hat sich das geändert?“
Doch dies ist eine Herausforderung, die mich das Wertvollste in
meinem Leben kosten könnte – deine Freundschaft. „Ich liebe dich.“
Du nickst. „Winnetou weiß das. Die Augen seines Bruders sprechen
seit langer Zeit zu seinem Herzen.“
„Aber verstehst du...“ Unsicher stoppe ich. „Verstehst du ‚wie’
ich dich liebe?“ Meine Stimme ist so leise, dass das Murmeln des Wassers
beinahe meine Worte verschluckt. Mein Herz hämmert in meiner Brust und mein
Mund ist trocken, als ich auf deine Antwort warte.
„Ja.“ Du streckst die Hand aus, legst sie auf meine bloße
Schulter.
Und du beugst dich vor... und einen Moment denke ich... und dann
berühren deine Lippen für die Dauer eines Herzschlages meine Wange. Dann
erhebst du dich. „Wir sollten in unser Lager zurückkehren.“
Während ich noch immer reglos dasitze, nimmst du das Bündel meiner
Kleider und verschmilzst mit der Dunkelheit.
* * *
Als ich dir folge, bist du dabei, das - nach Indianerart
kleingehaltene - Feuer zu schüren. Wir befinden uns hier zwar auf sicherem
Gebiet, doch in der Wildnis gibt es kein zuviel an Vorsicht.
Ich beobachte dich, wie du auf dem Boden kauerst, kann das Spiel
deiner Muskeln unter deiner Kleidung sehen.
Das Bündel meiner Kleider liegt auf meinem Nachtlager, dass wir
früher am Abend bereits vorbereitet hatten. Ich streife die Decke ab und greife
nach der Hose. Deine Hand auf meiner Schulter stoppt mich und ich verharre
reglos, auf dem Boden kniend.
„Scharlih.“
Du hast noch nie meinen Namen auf diese Weise ausgesprochen. Und
nicht alles, was in deiner Stimme mitschwingt, kann ich deuten...
Ich lecke über meine trockenen Lippen.
Deine Hand gleitet von meiner Schulter, meinen Rücken entlang.
Deine Berührung ist zögernd... suchend... doch ich spüre keine Unsicherheit in
deiner Berührung. Kann es wirklich sein? Kann es wirklich so einfach sein?
Kannst du so einfach verstehen und akzeptieren?
Ich drehe mich langsam um. Das Feuer ist in deinem Rücken, so ist
dein Gesicht in Schatten gehüllt. >>Ihr werdet nicht nur Brüder, sondern
ein einziger Mann und Krieger mit zwei Körpern sein.<< Die Worte
Intschu-tschunas sprechen zu mir aus dem Dunkel meiner Erinnerung.
Du siehst mich an. Ich greife nach deiner Hand und ziehe dich zu
mir auf die Decke und du lässt es dir gefallen.
Und dann... langsam... zögernd... beuge ich mich vor und berühre
deine Lippen mit meinen. Pervers, hallt es durch meine Gedanken. Abartig. Eine
Schande. Kein ordentlicher Mann... ich ersticke die Stimme meines Vaters.
Deine Lippen, weich wie die einer Frau, doch härter und
fordernder, öffnen sich unter meinen. Ich spüre deine Hand an meiner Brust,
über meinem wild hämmernden Herzen.
Atemlos löse ich mich von dir und weiche zurück. Das Begehren nach
mehr ist in uns beiden geweckt, ich kann es in deinen Augen sehen. Doch wie...?
Mein ganzes theoretisches Wissen über die körperliche Liebe
zwischen Männern entstammt einem altgriechischen Buch, dass mir eigentlich als
Heranwachsender nur aus Zufall in die Hände fiel. Es war verboten, diese Art
von Büchern zu besitzen und sie gar zu verleihen. Doch all die Bücher, die sich
auf dem Dachboden der Bibliothek befanden, waren mit einer dicken Staubschicht
bedeckt. Vermutlich hatte seit Jahrzehnten niemand diese Bücher katalogisiert.
Ich verdiente mit etwas Geld, in dem ich den Dachboden aufräumte.
Stundenlang saß ich in der dunklen, muffigen und von der Sonne
aufgeheizten Kammer und studierte mit einer Mischung aus Abscheu und
Faszination den Text, soweit ich ihn übersetzen konnte. Es schien sich um
Liebesgedichte zu handeln, die einen jungen Mann priesen, in den der Autor wohl
verliebt gewesen war. Die Dinge, die ich dort lesen konnte, trieben mir das Blut
in die Wangen.
Vor allem, als ich einige Seiten weiterblätterte und dort eine
Abbildung entdeckte... Ein Mann, auf Armen und Knien dem Boden, während ein
zweiter Mann hinter ihm kniete und... In diesem Moment hörte ich Schritte auf
der knarrenden Treppe und ließ das Buch hastig fallen.
Nachdem ich den Tadel des Bibliothekars über mich hatte ergehen
lassen, wagte ich es nicht mehr, das Buch noch einmal zur Hand zu nehmen. Doch
das Gelesene ließ mich lange Wochen nicht los.
Und nun... Unsicher strecke ich die Hand aus, lege sie auf deine
Brust. Ich kann durch das Leder die Wärme deines Körpers spüren. Allen Mut
zusammennehmend, öffne ich deine Jacke. Und du lässt es mich tun.
Jeder rationale Gedanke geht verloren und wir lassen uns von
unseren Instinkten leiten, als ich dich an mich ziehe.
* * *
Wir sind oft zusammen geschwommen, ich habe dich mehr als einmal
nackt gesehen. Doch nie zuvor fühlte ich mich durch den Anblick deines bloßen
Körpers so erregt. Deine bronzefarbene Haut schimmert im weichen Licht der
Sterne, als neben mir liegst.
Du wirfst den Kopf zurück, dass dein Haar wie eine schwere Welle
nach hinten fällt. Und ich berühre es, flechte meine Finger in die seidenen
Strähnen, als ich erneut den Kopf senke, um dich zu küssen.
Du ziehst mich auf dich herab.
Ich spüre dich unter mir, spüre die Reaktion deines Körpers auf
meine Berührung, fühle das gleiche mit meinem Körper geschehen. Mein Atem
fliegt, doch dein Brustkorb senkt und hebt sich in einem gleichmäßigen,
langsamen Rhythmus – fast so, als würdest du schlafen.
Es ist ein seltsames Gefühl, statt der weichen Nachgiebigkeit
einer Frau den harten, muskulösen Körper eines Mannes zu spüren. Doch es fühlt
sich nicht falsch an.
Ich senke den Kopf, um über deine dunklen Brustwarzen zu lecken,
die sich unter meiner Zunge verhärten. Deine Hände gleiten meinen Rücken
entlang, genau wie in meinen Träumen, jagen einen Schauer durch mich.
Plötzlich ziehst du die Knie an und schüttelst mich ab. Benommen
komme ich neben dir neben dir auf dem Rücken zu liegen. Bevor ich einen klaren
Gedanken fassen kann, sind deine Lippen auf mir. Du wiederholst jede
Liebkosung, die ich zuvor bei dir anwandte. Und ich stöhne hilflos auf, flechte
die Finger in dein langes Haar, das immer wieder kitzelnd über meine Haut
streicht.
Und anders als ich, scheust du nicht zurück, auch intimere Zonen
zu erforschen. Deine Fingerspitzen gleiten federgleich über mein Glied, die
schweren Hoden. Mein erstickter, atemloser Schrei lockt ein Lächeln auf deine
angeschwollenen Lippen.
* * *
Mein Körper schreit inzwischen nach Erlösung. Doch wie...? Ich
scheue vor der Erinnerung an die Abbildung in dem Buch zurück. Nein, nicht so.
Ich sehe dich hilflos an, neben dir auf der Decke kniend. Und du ziehst
mich auf dich hinab, deine Arme um meine Taille legend. Aufstöhnend schmiege
ich mich an dich. Unsere Glieder berühren sich und ein Pfeil weißglühender Lust
schießt durch mich. Instinktiv reibe ich mich an dir, höre dich scharf Atem
holen. Dann schließt du die Augen. Du - stolzer Krieger und der Häuptling
seines Stammes – gibst dich mir hin.
Ich beuge den Kopf, um dich zu küssen.
Wir sind beide zu erregt, zu unerfahren, um es länger hinaus zu
zögern. Die köstliche Reibung zwischen uns entlädt sich in einem heftigen
Orgasmus, der mich mit einem Gefühl zurücklässt, als wären alle Knochen in
meinem Körper geschmolzen.
Noch immer benommen, lasse ich mich von dir gleiten und schmiege
mich an deine Seite und sehe dich an. Dein Gesicht ist entspannt, deine Augen
nach wie vor geschlossen.
Die Worte kommen von ganz allein, ohne mein bewusstes Zutun. „Ich
liebe dich, Winnetou.“
Du öffnest die Augen. „Scharlih.“ Nur ein Wort. Eine Liebkosung.
Ich lege den Kopf an deine Schulter und spüre deine Hand an meiner Wange, kurz
bevor ich einschlafe.
>>Die Seelen dieser beiden jungen Krieger mögen ineinander
übergehen und eine einzige Seele bilden. Was Old Shatterhand dann denkt, das
sei auch Winnetous Gedanke und was Winnetou will, das sei auch der Wille Old
Shatterhands.<<
Ende