Eine Frage der Perspektive
2008
Fandom: Dr. House, M*A*S*H
Charaktere:
Gregory House, B. F. Pierce
Kategorie:
G, crossover-meme
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe:
Hawkeye gibt House einiges zum Nachdenken auf.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Sie haben es gut.“
House blieb stehen und drehte sich um, um den Sprecher
dieser Worte zu suchen. Ein grauhaariger Mann, der auf einem der Stühle an der
Wand gesessen hatte, erhob sich langsam und auf einen Stock gestützt. Greg
schätzte ihn auf über 70, vielleicht sogar 80.
“Was war das?“, fragte House irritiert.
Der Alte deutete auf das Schild an der nächstgelegenen Tür,
das verkündete, dass hier Ärzte für den Irak-Einsatz gemustert wurden. „Sie
werden garantiert nicht eingezogen“, sagte er.
House schnaubte abfällig,. „Na, Sie ja wohl auch nicht oder
sind die in Washington schon so verzweifelt, dass sie Methusalems Arzt
einberufen?“
Hawkeye ignorierte die Beleidigung. „Aber meinen Enkel“,
sagte er. „Und ich wünschte, ihm würden die Grauen des Krieges erspart bleiben.
Ich war in Korea, ich weiß, wovon ich rede.“
„Oh, deshalb soll er lieber ein Krüppel sein. Verstehe.“
House schlug mit seinem Stock auf dem Boden auf. „Solche Accessoires sind ja
top-modern.“ Er wollte sich abwenden und weitergehen. Doch etwas an dem
stechenden Blick der blauen Augen, die ihn nun von oben bis unten musterten,
hielt ihn an Ort und Stelle fest.
„Sie bemitleiden sich selber“, stellte Hawkeye ohne jede
Anklage in der Stimme fest. „Und deshalb hassen Sie die ganze Welt und am
meisten sich selbst:“
„Nein, ich bin der glücklichste Mensch auf Erden. Ich liebe
es, tagein tagaus Schmerzen zu haben und von allen als Freak angesehen zu
werden, wegen dem hier“, erwiderte House voller Sarkasmus und hob seinen Stock.
„Haben Sie je darüber nachgedacht, dass es viel schlimmer
kommen könnte?“, sagte Hawkeye. Er gestikulierte nun seinerseits mit dem Stock
um sich. „Sie arbeiten in einem modernen Krankenhaus, haben die besten
medizinischen Voraussetzungen und werden garantiert für Ihre Tätigkeit gut bezahlt.
Nach Feierabend gehen Sie in ihre nette, saubere Wohnung zu nettem Essen und
einem sauberen Bett. Sie haben bestimmt ein tolles Auto vor der Tür stehen:“
„Motorrad“, fiel ihm House ins Wort.
Hawkeye ignorierte den
Einwurf. „Haben Sie eine Ahnung, wie es ist, jahrelang in einem Zelt zu hausen,
überall Dreck und Gestank, Ratten und Schlangen und kein Hauch von
Privatsphäre? Dazu Granaten und Schüsse, die Ihnen nachts den Schlaf rauben und
Sie tagsüber in Angstschweiß ausbrechen lassen. Wissen Sie, was es heißt,
tagaus tagein die zerfetzten Körper junger Männer zusammen zu flicken, die man
schneller auf Ihren Tisch karrt als Sie „Der Nächste bitte“ sagen können und
das unter Bedingungen, die von Hygiene noch nie etwas gehört haben? Dabei
wissen Sie genau, dass Sie sie nur retten, damit Sie in ein paar Wochen wieder
an die Front geschickt und von der nächsten Granate zerrissen werden. Und dabei
könnten Sie das nächste Opfer sein. Noch nach Jahrzehnten hören Sie jede Nacht
in Ihren Träumen die Schmerzensschreie der Verwundeten und den Kampflärm.“ Er
hatte sich in Rage geredet. „Oh, was Ihnen passiert ist, ist sicher tragisch
und für Sie sehr unangenehm. Aber glauben Sie mir, es hätte Sie weitaus
schlimmer treffen können. Wenn Sie einmal aufhören würden, das Schicksal zu
verfluchen und darüber nachdächten, wie viel Glück Sie im Vergleich zu vielen
anderen Menschen haben, würden Sie das auch erkennen. Sagen Sie mir nicht, die
Bedingungen hätten sich in den letzten 50 Jahren geändert. Unsere Kriege mögen
moderner geworden sein, aber sie sind noch genauso grausam und sinnlos, wie zu
meiner Zeit.“
Ehe House etwas erwidern konnte, ging die Tür auf und ein
junger Mann trat heraus, dessen Ähnlichkeit mit seinem so temperamentvollen
Gesprächspartner nicht zu übersehen war. Dessen Augen richteten sich fragend
auf den jungen Mann. Der nickte. House sah, wie Hawkeyes Wangen einfielen und
die Augen trüb wurden. In Sekundenbruchteilen schien er um weitere Jahrzehnte
gealtert. Ohne House weiter zu beachten, humpelte er schwer auf seinen Stock
gestützt zu seinem Enkel und legte ihm den freien Arm um die Schulter.
Langsam gingen die beiden von dannen.
Und ein nachdenklicher Gregory House starrte ihnen nach, bis
sie um die Ecke verschwunden waren.
Ende