Über den Wolken
T’Len
2008
Fandom: Mit Herz und Handschellen
Charaktere: Leo Kraft/Bernd Fabrius, Nina Metz
Kategorie: m/m-slash, PG-13, Humor
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Bei aller Liebe, manche Dinge gehen auch für Leo zu weit.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Ich. Werde. Da. Nicht.
Einsteigen!“ Kriminalhauptkommissar Leo Kraft betonte jedes Wort einzeln,
verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust und sah mit entschlossenem
Blick von einem seiner beiden Begleiter zum anderen.
„Ach komm, Leo, hab dich
nicht so.“ Bernd Fabrius drückte seinem Partner einen Kuss auf die Wange. „Das
ist absolut sicher.“
„Diese alte Klapperkiste?“
Die Skepsis in Leos Stimme war mehr als deutlich. Misstrauisch beäugte er das
schnittige Sportflugzeug, dass auf dem Rollfeld vor ihnen stand,.
„Das ist eine ganz moderne
Maschine“, sagte Bernd. „Aber wenn es dir lieber ist, können wir auch eine
andere nehmen:“ Er deutete auf ein paar alte Doppeldecker, die am Rand des
Rollfeldes geparkt waren.
“Das einzige, was ich nehmen will, ist mein Wagen und die Autobahn zurück nach
Hause“, erwiderte Leo indigniert. „Mich kriegst du da nicht rein. Ihr habt mich
unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier her gelockt. Unter Sonntagsausflug
verstehe ich etwas anders als einen Trip in die Hölle.“
„Also ich fliege auf alle
Fälle mit“, sagte Nina Metz. Bewundernd streichelte sie über die in der Sonne
glitzernde Tragfläche. „Komm schon, Leo. Bist du Mann oder Memme?“
Leo seufzte. Er hasste es,
wenn Nina mit diesem Spruch ankam, blieb ihm dann im Endeffekt doch nichts
anderes übrig, als ihr ihren Willen zu lassen.
Mit sauertöpfischer Miene
kletterte er ins Flugzeug. „Das kleine Ding kriegt mich doch gar nicht hoch“,
sagte er dabei.
Bernd checkte die
Instrumente, während Nina es sich auf dem Rücksitz bequem machte. „Glaube mir“,
sagte Bernd. “Die schafft mehr als einen von deiner Sorte.” Er wandte sich zu
Nina um. „Kannst du dich bitte auf meine Seite setzen. Damit das Gewicht
gleichmäßiger verteilt ist:“
Nina rutschte herüber. „Ich
hab’s doch gesagt“, zeterte Leo.
„Wenn hier jemand zu schwer
ist, dann doch wohl ich“, erwiderte Nina von hinten.
„Mädchen, du bist nicht zu
dick“, sagte Leo automatisch. Er kannte solche Diskussion schließlich aus
langjähriger Erfahrung.
Bernd seufzte. „Setzt die
Kopfhörer auf und seid bitte für einen Moment still.“ Er meldete sich beim
Tower und brachte die Maschine auf Touren.
„Kannst du so ein Ding
überhaupt fliegen?“ fragte Leo, als der Boden bereits einige Meter unter ihnen lag.
Bernd zog die Maschine nach
oben. „Schatz, ich bin solche Flugzeuge schon lange bevor ich meine
Pilotenausbildung machte geflogen“, sagte er.
„Und da verlernt man
nichts?“, wollte Leo wissen.
Bernd sah ihn von der Seite
her an. „Was hast du nur?“, fragte er. „Vertraust du mir nicht oder was? Du
bist doch schon mit mir geflogen.“ Er hatte zweimal die Möglichkeit genutzt,
Leo auf den günstigen Partnertarif, den die Airline ihren Piloten bei nicht
ausgebuchten Flügen bot, für ein längeres Wochenende mit in die Karibik zu
nehmen. „Da hast du dich jedenfalls nicht beklagt.“
„Da hatte ich auch ein
stabiles Flugzeug und moderne Technik um mich rum“, erwiderte Leo. „Und nicht
so eine Klapperkiste.“
„Ich will auch mal mit“,
ertönte Ninas quengelnde Stimme aus den Kopfhörern.
„Ich kann nur einen Partner
mitnehmen“, antwortete Bernd. „Und dass du unser Kind bist, glaubt uns keiner.“
„Ich bezahl ja auch“, sagte
Nina. „So ein Last-Minute-Flug kann doch nicht so teuer sein.“
„Wovon willst du den
bezahlen, Herzchen“, fragte Leo. „Von dem schwarzen Loch auf deinem Konto? Oder
von der Miete, die du mir nicht zahlst:“
„Du hast gesagt, ich muss
nicht zahlen und soll nur das zum Haushalt beisteuern, was ich kann“; erwiderte
Nina trotzig. Dann beschloss sie, besser das Thema von ihren chronisch klammen
Finanzen abzulenken.
„Seid ihr eigentlich im Mile
High Club?“, fragte sie und bemühte sich, ihrer Stimme einen arglosen Klang zu
verleihen.
„In was?“, fragte Leo
genauso scheinheilig-arglos zurück.
“Na, du weißt schon, die Leute, die’s tun, auf der Flugzeugtoilette oder so“,
erklärte Nina.
“Nina!“, rief Leo empört. “Bernd
fliegt da oben nicht zu seinem Vergnügen rum. Er muss arbeiten:“
Doch sie kannte ihn zu gut,
als dass ihr nicht auffiel, dass er zu heftig protestierte. „Mein Gott, ihr
habt es wirklich getan.“ Sie klatschte in die Hände. „Ich will Details! Wann?
Wo? Wie?“
Nun war es an Leo hastig das
Thema zu wechseln. Er fürchtete die Erinnerung an ihr kleines Abenteuer würde
auf Bernd die selbe stimulierende Wirkung haben wie auf ihn und in einem
Flugzeug ohne Co- und Autopiloten fand er diese Vorstellung nicht wirklich
beruhigend. Außerdem ging DAS Nina definitiv nichts an, bei aller Freundschaft
nicht.
„Können wir nicht endlich
zurück?“, fragte er deshalb seinen Freund.
Bernd sah auf die Uhr. „Wir
haben noch Zeit“, erwiderte er. „Genieß doch ein bisschen die schöne Aussicht.“
Leo brummte nur etwas
Unverständliches als Antwort vor sich hin.
„Ich weiß wirklich nicht,
was du hast, Leo“, meldete sich Nina von der Rückbank. „Ich finde das herrlich.
Und mit Bernd zu fliegen ist viel entspannender und angenehmer, als wenn du
wieder mit deiner Ludenschleuder rast.“
„Herzchen, ich rase nur,
wenn wir zu spät dran sind, weil du mal wieder nicht fertig wist. Und nenn mein
Auto nicht so.“ Wenn es um seinen alten Porsche ging, verstand Leo keinen Spaß.
„Willst du es mal
versuchen?“, schaltete sich Bernd ein, bevor seine zwei Begleiter noch in einen
Streit ausbrechen konnten, und sah Leo auffordernd von der Seite an. „Das ist
ein Ausbildungsflugzeug. Man kann es von jedem Platz aus steuern.“ Er deutete
auf das Instrumentenbord vor Leo.
Der hob sofort abwehrend die
Hände. „Ich werde hier garantiert nichts anfassen“, sagte er mit Betonung auf „nichts“.
„Darf ich?“, rief Nina
begeistert von hinten.
“Willst du jetzt die Plätze tauschen?“, fragte Leo konsterniert. Er war froh,
dass er mit seinen langen Beinen halbwegs vernünftig saß und würde bestimmt
nicht über die Rücklehne turnen, nur damit Nina nach vorn konnte.
„Sie kann das Flugzeug auch
von hinten steuern“, erwiderte Bernd. Dann wandte er sich zu Nina um. „Kannst
du sehen, was ich mache?“
Nina nickte und beugte sich über die Lehne, während Bernd ihr erklärte, wie sie
den Steuerknüppel halten musste, um das Flugzeug nach oben zu lenken oder eine
Kurve zu fliegen. Dann hieß er Nina einen leichten Steigflug durchzuführen.
Doch Nina riss den Knüppel so heftig zu sich heran, dass das Flugzeug einen
gewaltigen Satz nach oben machte. Leo schlug sich den Kopf am Fenster an und
unterdrückte gerade noch einen Entsetzensschrei. Hastig brachte Bernd die
Maschine wieder unter Kontrolle.
„Mit Gefühl, Nina, mit mehr
Gefühl“, sagte er.
„Gefühl und Nina sind zwei
Dinge, die nicht zusammenpassen. Was denkst du, warum ich nie zu ihr ins Auto
steige?“, murmelte Leo. Doch Nina hatte ihn durch das Kommunikationssystem
gehört und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
Bernd ließ Nina noch ein
paar einfache Manöver machen, während Leo immer blasser wurde. Er krallte sich
am Sitz fest.
„Soll ich mal ein Looping
fliegen?“, fragte Bernd scheinheilig und grinste Leo an.
“Au ja“, rief Nina von hinten.
„Untersteh dich“, sagte Leo.
„Dann sind wir geschiedene Leute.“
„Wir alle“, fügte er, sich
nach Nina umwendend, hinzu.
„Spielverderber“, knurrte
Bernd. Doch er war nicht wirklich böse.
„Schatz“, wandte sich Leo an
den Piloten. „Ich habe deine Crepes heute morgen wirklich genossen. Aber wenn
ich nicht langsam wieder festen Boden unter den Füßen kriege, mache ich zum
zweiten Mal Bekanntschaft mit ihnen und darauf würde ich gern verzichten.“
Bernd blickte auf die Uhr.
„Die Stunde, die ich das Flugzeug gemietet habe, ist sowieso bald um“, sagte er
und lenkte die Maschine zurück.
Kaum waren sie auf dem
kleinen Rollfeld des privaten Sportflughafens am Münchner Stadtrand zum stehen
gekommen, da löste Leo auch schon seinen Sicherheitsgurt, öffnete die Tür und
stürmte hinaus zum nächsten Gebüsch.
“Also mir hat’s gefallen. Ich würde es gern mal wieder machen“, sagte Nina, als
sie aus der Maschine kletterte. „Vielleicht kannst du mir ein paar Flugstunden
geben?“
Bernd machte eine Geste, die
Zustimmung wie Ablehnung bedeuten konnte. Er war sich nicht sicher, ob die
zivile Luftfahrt wirklich für eine Nina Metz bereit war. Besorgt beobachtete er
Leo, dessen gekrümmte Haltung vermuten ließ, dass er dem Frühstück doch wieder
begegnete. Bernd seufzte. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er Leo für
seine Leidenschaft, die Fliegerei, hätte begeistern können.
Schließlich wandte er sich
Nina zu. „Ich fürchte, wir müssen uns doch ein anderes Geburtstagsgeschenk für
Leo ausdenken als Flugstunden.“
Ende