Der
Ruf der Wildnis
T’Len
2005
Fandom:
Adelheid und ihre Mörder
Altersangabe:
ev. Prä-Slash, PG
Hinweise:
Die Reise hat Schilling in einer Folge tatsächlich so gewonnen
Warnungen:
Humor
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe:
Kommissar Schilling hat eine Reise nach Alaska gewonnen. Das ganze hat nur
einen Haken, er gewann sie als Roswitha Schilling. Nun muss dringend eine Frau
her.
Disclaimer: Leider gehören mir die Jungs und Mädels nicht.
Ich habe sie nur für ein bisschen Fanfiction-Spaß ausgeborgt. Damit sollen
keine Urheberrechte verletzt werden. Und natürlich wird damit nichts verdient.
Beachtet die Altersangabe und geht wo anders spielen, wenn ihr zu jung seit
oder euch am Thema stört. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
"Und wenn ich es nicht persönlich schaffe?... ah
verstehe."
Ralf Schilling knallte den Telefonhörer auf die Gabel und
fluchte: "So ein Mist." Was war das für ein verdammtes Gewinnspiel, bei
dem man seinen Preis höchstpersönlich abholen musste oder erst gar nicht bekam?
Da hatte er nun schon 354 Flacons Wimperntusche zu Hause, die er nie im Leben
brauchte und den angestrebten Ferrari nicht gewonnen und nun wollten die seine
Alaskareise nicht mal rausrücken. Es sei denn, er holte sie persönlich ab.
Genau genommen, Roswitha Schilling holte sie persönlich ab.
Und genau das war sein Problem. Woher so plötzlich Roswitha Schilling nehmen?
Sollte er eine Anzeige aufgeben: Suche Frau für rasche Heirat und Alaskareise?
Wer weiß, was sich daraufhin für Kandidatinnen meldeten. Außerdem dauerte das
viel zu lange.
Im Internet? Na, wenn er an Pohls Erfahrungen mit solchen
Dates dachte, lieber nicht. Vielleicht konnte er seine Mutter bitten, den Preis
abzuholen? Schilling verwarf den Gedanken sofort wieder. Dann wollte sie
garantiert auch mit auf die Reise und drei Wochen mit ihr in der eisigen
Wildnis überlebte er nicht. Entweder warf er sie den Eisbären zum Fraß vor oder
freiwillig sich selbst. Eher würde er noch einmal bei Frau Möbius einen Versuch
wagen.
Schilling seufzte. Verdammt, er wollte die Reise. Er hatte
doch die verdammte Wimperntusche nicht für total umsonst gekauft. Und wenn er
nun einfach hinging? "Tut mir leid, meine Frau bekommt gerade Drillinge
und konnte nicht kommen." Keine gute Idee, entschied er, dann kam irgend
so ein sensationsgeiler Reporter noch auf die Idee, sie aufsuchen zu wollen für
eine Story. Man wusste doch, wie die waren. Und dass die Preisübergabe vor Medienvertretern
stattfinden sollte, hatte die Tante von der Kosmetikfirma ja mehr als deutlich
gemacht. "Ziehen Sie Ihr bestes Kleid an, Frau Schilling, und gehen Sie
zum Friseur."
"Entweder Sie kommen persönlich oder der Preis wird neu
vergeben", hatte sie noch gesagt. Und wenn er sich nun einfach als
Roswitha Schilling ausgab. Sie hatten doch neulich die Razzia in diesem
Transvestitenclub mitgemacht, weil Strobel mal wieder den Falschen, den
Besitzer, in einem Mordfall verdächtigt hatte. Manche der Männer waren wirklich
als Frauen durchgegangen.
Allerdings hatten die auch nicht gerade seine Figur gehabt,
wenn er ehrlich war. Er sah an sich herab. Gab es überhaupt Kleider in der
Größe? Schilling seufzte erneut. Eine Figur wie Pohl müsste man haben.
Pohl! Er grinste. Da kam ihm doch plötzlich eine Idee.
Gerade als sein Kollege zur Tür ihres gemeinsamen Büros herein trat.
"Sagen Sie mal, Pohl. Was halten Sie eigentlich von
Alaska?"
"Alaska?" Dieter Pohl runzelte die Stirn und
setzte sich an seinen Platz. "Ist es dort nicht furchtbar kalt?"
"Aber herrliche Landschaft. Faszinierende
Tierwelt", schwärmte Schilling, obwohl ihm genau das gleiche wie Pohl
durch den Kopf gegangen war, als er vom Reiseziel erfuhr. Warum konnte es keine
Reise in die Südsee sein?
"Ich habe eine Reise dorthin gewonnen. Für zwei
Personen. Alles inklusive", sagte er stattdessen.
"Gratuliere", erwiderte Pohl knapp und vertiefte
sich in eine Akte.
"Und ich wollte Sie einladen, mitzukommen", setzte
Schilling hinzu.
Pohl hob überrascht den Blick. "Mich?"
"Ja, wissen Sie, ich dachte wir könnten uns so etwas
besser kennen lernen, ein richtiger Männertrip. Und vielleicht können wir ja
Freunde werden. Wo wir beide doch allein sind."
Nun, um ehrlich zu sein, waren ihm mindestens ein Dutzend
Leute eingefallen, mit denen er lieber seinen Urlaub verbringen würde - oder
gleich allein reisen - statt mit Pohl, aber von denen würde keiner mitfahren
und die Reise war nun mal für zwei Personen. Für Roswitha Schilling und Gatte.
"Ähm naja, danke... ich bin geschmeichelt",
stotterte Pohl, immer noch überrascht über so viel ungewohnte Großzügigkeit
seines Kollegen.. "Aber glauben Sie, der Chef gibt uns beiden gleichzeitig
frei."
"Das biege ich schon hin, jetzt wo wir uns so gut
verstehen", versicherte Schilling optimistisch. "Die Sache hat nur
einen Haken."
"Ich wusste es", seufzte Pohl. "Wäre ja auch
zu schön gewesen, mal etwas geschenkt zu bekommen."
"Sie müssten nur mit mir morgen den Preis abholen
gehen", erwiderte Schilling und lächelte.
///
„Dafür werden Sie büßen, Schilling.“ Dieter Pohl bedauerte,
dass er seien Dienstwaffe nicht bei sich hatte. Sonst hätte Schilling etwas
erleben können.
“Ach kommen Sie, Pohl, haben Sie sich nicht so“, erwiderte Schilling. „Sie
sehen doch gut aus.“
„Ja, wie eine Tunte mit
Geschmacksverirrung.“ Pohl blickte an sich herab. Ein ordinär kurzer Rock, dazu
ein viel zu enges Top unter dem sich ausgestopfte Brüste wölbten und eine
Bluse, die ihn irgendwie eher an eine Gardine erinnerte, als an ein
Kleidungsstück. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, hatte Schilling ihn noch
in Stöckelschuhe gezwängt, die ihm nicht nur viel zu eng vorkamen, sondern auf
denen er sich – da war er sicher – die Beine brechen würde, wenn er auch nur
einige Schritte versuchte zu gehen. Und die Perücke, die er unter dem Etwas,
das sich Hut nannte, trug, kam ihm wie mindestens 100 Jahre alt vor. „Hätten
Sie nicht wenigstens etwas geschmackvolleres finden können? Wo haben Sie das
Zeug überhaupt her?“
„Das ist alles von den
Sachen, die wir neulich bei der Razzia im Transvestitenclub mitgenommen haben.
Wir brauchen sie nicht mehr und abgeholt hat sie keiner.“
Pohl seufzte. Kein Wunder, dass Schilling keine Frau hatte.
Wenn er bei Geschenken immer so viel „Geschmack“ bewies, würde jede ihn auf der
Stelle wieder verlassen.
Und er würde jetzt das gleiche tun: „Ich mache da nicht
mit“, erklärte er resolut.
„Ach kommen Sie, mein lieber Pohl“, Schilling setzte seinen
Bettel-Dackel-Blick auf. „Es dauert doch nicht lange. Denken Sie an unseren
Urlaub. Strobel hat ihn doch schon genehmigt. Wir gehen da hin, Sie holen den
Preis ab und nächste Woche sitzen wir im Flugzeug nach Alaska.“
Pohl seufzte. „Na gut, aber dafür werden Sie alle Spesen der
Reise bestreiten:“
„Sie ist all inklusive. Seien Sie einfach still und lächeln
schön. Wir schnappen uns schnell den Gutschein und weg sind wir wieder.“
„Das sagen Sie so einfach:“ Pohl stolperte in Schillings
Arme „Dann finden wir etwas anderes. Damit kommen Sie mir nicht ungeschoren
durch.“
///
„Ich mache da nicht mehr mit“, zischte Pohl Schilling zu,
während um sie herum das Blitzlichtgewitter tobte. „Sie haben mir nicht gesagt,
dass Presse da sein würde. Wenn mich nun jemand von den Kollegen so sieht.“
„Papperlapapp, wer soll Sie denn erkennen? Die sind doch alle
von irgendwelchen Hausfrauenblättern. Die liest keiner unserer Kollegen.“ Er
schob Pohl in Richtung der anderen Preisgewinner. „Einfach lächeln und bemühen
Sie sich, etwas weiblicher zu sprechen, wenn Sie jemand etwas fragt.“
///
„Noch einmal herzlichen Glückwunsch, Frau Schilling. Wir
sehen uns dann in Alaska.“ Freundlich schüttelte die Vertreterin der
Kosmetikfirma Pohl die Hand.
“Danke“, piepste er, so gut er konnte. Er wollte nur noch hier raus. Und vor
allem aus diesen schrecklichen Klamotten. Die Zeit, die er für Fotos mit den
unterschiedlichsten Persönlichkeiten der Firma für Fotos posieren und Hände
schütteln musste, war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen.
Doch plötzlich stutzte er. „Was soll das heißen, wir sehen
uns in Alaska?“, fragte er vorsichtig.
„Natürlich werde ich Sie und die anderen Reisegewinner aus
den anderen Bundesländern begleiten“, erwiderte die Frau freundlich. „Wir
sorgen dafür, dass es Ihnen an nichts fehlt. Selbstverständlich“, sie deutete
auf die Fotografen, die ihre Ausrüstungen zusammen packten, „werden wir auch
darüber berichten.“
///
„Vergessen Sie es,
Schilling. Ich posiere nicht zwei Wochen als Ihre Frau, noch dazu in diesen
Klamotten“, protestierte Pohl als sie zu Schillings Wagen gingen.
„Ach kommen Sie, Pohl. Wir kaufen Ihnen ein paar neue Sachen
und dann kriegen Sie das schon hin:“
„Nein!“
„Danken Sie an Alaska. Denken Sie daran, zwei Wochen keinen
Chef, keine Mord 2, keinen Kriminaldirektor Dünnwald.“
„Und wie soll ich so da hinkommen?“ Pohl deutete auf seinen
unmöglichen Fummel. „Das passt nicht ganz zu meinem Passbild.“
„Die Anreise ist individuelle“, erklärte Schilling. „Sie
reisen als Dieter Pohl an und verwandeln sich dann schnell auf der Fughafentoilette
in Roswitha Schilling. Sie sehen, alles kein Problem.“
„Ich weiß nicht.“ Pohl seufzte. Eigentlich würde er ja ganz
gern in Urlaub fahren. Man zwei Wochen keinen Ärger und Marion konnte er so
vielleicht auch endlich vergessen. Wenn er sich ein paar ordentliche Klamotten
besorgte, vor allem Hosen... „Aber Sie schlafen auf der Couch, wenn es nur ein
Doppelbett gibt“, betonte er.
„Klar“, erwiderte Schilling. Doch er dachte. Das werden wir noch
sehen, mein Süßer.
Ende