Titel: Wie man Prinzessinnen macht
Serie: Star Trek – TOS
Episoden: ---
Autor: Lady Charena /
November 2001
Charaktere: James T. Kirk, Spock, Originalcharaktere, andere Seriencharaktere
Pairing: Kirk/Spock
Rating: Humor/Parodie, slash, pg-12
Worte: 8309
Beta: T‘Len
Summe: Es war einmal eine Königin. Sie hatte ihrem Mann, dem König, sechs
stramme Söhne geboren. Und so sehr sie ihre Jungs auch liebte, träumte sie doch
insgeheim davon, ein kleines Mädchen zu haben, welches sie in rosafarbene
Kleidchen stecken und ihr das Haar zu Zöpfen flechten konnte. Ein Zauber soll
ihren Wunsch endlich erfüllen. Doch als sie erneut einen Sohn zur Welt bringt,
beschließt sie ihn Jamina zu nennen und als ihre Tochter zu erziehen. Eines
Tages erscheint der Prinz des Nachbar-Königreichs, um Jamina zur Frau zu
nehmen...
Anmerkung: Ein nicht sehr ernst gemeintes Star Trek Märchen, basierend auf dem
Märchen „Schneewittchen“ (Gebrüder Grimm, nicht Disney)
Disclaimer: Star Trek gehört Paramount/Viacom. Bei dieser Story handelt sich um
nicht-kommerzielle Fanfiction, es wird keine Verletzung von Urheberrechten
beabsichtigt.
Es war einmal eine Königin. Sie hatte ihrem Mann, dem König, sechs stramme
Söhne geboren. Und so sehr sie ihre Jungs auch liebte, träumte sie doch
insgeheim davon, ein kleines Mädchen zu haben, welches sie in rosafarbene
Kleidchen stecken und ihr das Haar zu Zöpfen flechten konnte.
Sie suchte also den Rat einer Anzahl von alten, weisen Frauen und Hebammen aus
dem ganzen Land, doch selbst diese wussten kein sicheres Mittel, um das nächste
Kind ein Mädchen werden zu lassen.
Natürlich gab es eine Reihe von angeblichen Wunderrezepten, die die Königin
allesamt ausprobierte. Sie hielt Diät und aß Unmengen von rohen Eiern, weil
jemand die Theorie hatte, dass Hühner ja auch meist nur weibliche Küken
ausbrüten würden. Danach aß sie Honig, bis ihr übel wurde, weil ja auch Bienen
ausschließlich weiblichen Nachwuchs produzieren würden. Sie versuchte Tees und
Tinkturen, wusch sich mit dem eiskalten Wasser eines angeblich verzauberten
Brunnens - was ihr außer einer Erkältung nichts weiter einbrachte - und
unterzog sich jeder noch so bizarr klingenden Prozedur. Doch das Ergebnis blieb
aus, sie wurde nicht schwanger.
Der König, der vollauf damit beschäftigt war, sein Königreich zu regieren,
bekam nicht so viel davon mit. Er war mit seinen sechs Söhnen hoch zufrieden,
denn so konnte er gegenüber dem König des Nachbarreichs mit ihnen angeben, der
selbst nur einen einzigen Sohn vorweisen konnte, doch dafür vier Töchter hatte.
Der Wunsch seiner Frau nach einem Mädchen blieb ihm verschlossen.
Eines schönen Tages im August, der sich bereits dem Ende zuneigte, saß die
Königin in ihrem herrlichen Rosengarten und weinte bitterlich. Ihre Hofdamen
flatterten aufgeregt umher oder standen hilflos um sie herum und versuchten
vergeblich, sie zu trösten.
Plötzlich erklang eine Stimme. "Was weinst du denn so bitterlich, schöne
Königin?"
Die Hofdamen fuhren erschrocken herum und selbst die Königin hob die vom Weinen
roten Augen.
Vor ihnen stand ein altes, verhutzeltes Weib, einen Korb unter dem Arm.
"Ich bin nur eine arme, alte Bäuerin und kam am Schloss vorbei, als ich
das Wehklagen und Jammern hörte."
Die Königin beruhigte sich etwas, als sie das freundliche Gesicht der Alten
betrachtete. "Hast du Kinder, gute Frau?", erkundigte sie sich.
"Natürlich." Die Alte wackelte mit dem Kopf. "Ein ganzes Dutzend
und alles wohlfeile, wunderschöne Mädchen."
"Mädchen? Ein ganzes Dutzend?" Entzückt sprang die Königin von ihrem
Sitzplatz aus seidenen Kissen auf und trat zu der alten Frau. "Wie hast du
das gemacht?", fragte sie aufgeregt. "Gibt es dafür ein Rezept, ein
Mittel? Oh, ich bitte, sage es mir und ich werde dich reich belohnen."
Die Alte kicherte. "Behalte dein Gold, Königin", erwiderte sie.
"Es gibt ein Rezept und ich werde es dir verraten, aber nur dir
allein." Sie nahm die Königin auf die Seite, weg von den neugierigen Ohren
der Hofdamen. "Meine Großmutter hatte sogar fünfzehn Töchter, von ihr
stammt das Rezept", flüsterte sie. "Es ist ganz einfach. Allerdings
wirst du dein prachtvolles Haar dafür opfern müssen."
Erschrocken griff sich die Königin in ihr kunstvoll aufgetürmtes Haar.
"Mein Haar? Aber warum? Und wie? Lässt sich das nicht vermeiden?"
Die Alte zuckte mit den Schultern. "Kein Haar, kein Mädchen", meinte
sie gleichgültig. Sie machte Anstalten, zu gehen.
"Nein, nein, warte." Die Königin hielt sie zurück. "Ich werde es
tun. Aber verrate mir nun endlich das Geheimnis."
"In der nächsten Vollmondnacht musst du den Nixenweiher im Wald aufsuchen.
Kennst du ihn?" Sie wartete das Nicken der Königin ab. "Die Nixen
lieben feines, menschliches Frauenhaar, denn aus ihm spinnen sie die magischen
Netze, in denen dann so manches männliche Fischlein
hängen bleibt. Pass' nur gut auf deine wohlfeilen Söhne auf, dass keiner von
ihnen dort schwimmen gehe - es könnte sein, du siehst ihn nie wieder." Sie
kicherte erneut. "Geh' also dorthin und schneide dein Haar mit einem
scharfen, silbernen Messer ab und wirf es in die Mitte des Weihers. Bitte die
Nixen darum, dir eine Tochter zu schenken, schöpfe einen Krug Wasser und bringe
ihn nach Hause. Gib' deinem Mann davon zu trinken und trinke auch selbst davon,
bevor er dir das nächste Mal beiwohnt. Und dann wirst du bald ein Mädchen zur
Welt bringen."
Verunsichert blickte die Königin die Alte an. "Und das wirkt tatsächlich?
Ich habe schon so vieles vergeblich ausprobiert."
Wortlos nahm die Alte ihr Kopftuch ab und präsentierte ihren kahlen Schädel.
Die Hofdamen, die zwar kein Wort verstehen konnten, den Blick aber nicht von
der Königin abwandten, stießen spitze Entsetzensschreie aus. Eine besonders
zartbesaitete Dame fiel sogar kurzzeitig in Ohnmacht.
Auch die Königin wirkte etwas blass um die Nase, als sie die altersfleckige
Glatze betrachtete.
"Zwölfmal habe ich mir das Haar abgeschnitten und es war feines,
prachtvolles Haar, wie das deine", fuhr die Alte fort. "Jetzt bin ich
kahl, aber ich habe zwölf wunderbare Mädchen, die mir viel Freude machen."
"Mir würde ein einziges genügen." Das Gesicht der Königin nahm einen
träumerischen Ausdruck an. "Ein kleines, süßes Mädchen, dass ich lieb haben und anziehen kann, wie meine Puppen..." Sie
zog einen goldenen Ring vom Finger und drückte ihn der Alten in die Hand.
"Da, nimm' dies als Dank für deine Hilfe."
Die alte Frau betrachtete den funkelnden Ring und ließ ihn dann behände in
ihrer Schürzentasche verschwinden. "Dann wünsche ich gutes Gelingen,
schöne Königin", meinte sie spöttisch, bevor sie sich umwandte und
zwischen den Rosensträuchern verschwand.
Die Königin hatte ihre letzten Worte schon gar nicht mehr gehört. Sie eilte zu
den Hofdamen zurück, die nicht zu fragen wagten, wie die Anwesenheit dieser
grässlichen alten Frau die Laune ihrer Majestät hatte so verändern können.
* * *
Die Königin konnte kaum die Zeit des nächsten Vollmondes erwarten, der
glücklicherweise schon drei Tage später groß und rund am Himmel zu erkennen
war.
Ein junger Jäger, dessen Familie schon seit Jahrhunderten im Dienst des Königs
standen, begleitete sie in den Wald. Nur er allein, den
sie traute den geschwätzigen Zungen ihrer Hofdamen nicht. Am Ende würde es noch
dem König zu Ohren kommen und sie würde nicht ertragen, wenn er über ihren
Wunsch spottete. Messer und Krug trug sie wie aufgetragen bei sich.
Der Weiher lag in einer Lichtung mitten im Wald. Das Mondlicht spiegelte sich
auf seiner glatten Oberfläche und tauchte die Umgebung in fast taghelles Licht.
Die Königin hieß den Jäger am Waldrand warten und ging alleine zum Ufer weiter.
Der Weg durch den dichten Wald war lang und beschwerlich gewesen und es war
eine warme Spätsommernacht. Die Königin kletterte das Ufer hinab und öffnete
ihr Kleid, um sich mit dem Wasser zu erfrischen und zu kühlen, bevor sie das
Ritual durchführte, das ihr endlich das ersehnte Mädchen schenken sollte. Doch
sie bemerkte rasch, dass sie ihr Kleid auf diese Weise nur unangenehm
durchnässen würde und streifte es ab. Sorgfältig breitete sie es über einen
nahen Strauch, damit es nicht schmutzig werde. Sie legte auch den Rest ihrer
Kleidung ab und trat einige Schritte ins flache Wasser, um sich zu waschen.
Plötzlich ertönte hinter ihr ein lautes Rascheln und sie fuhr erschrocken
herum. Doch kein Ungeheuer brach durch die Büsche - es war nur der Jäger, der
sie herbegleitet hatte. Sie suchte ihre Blöße mit den Händen zu bedecken.
"Was soll das?"
"Meine Königin - ich war in Sorge, da mir die Zeit am Waldrand zu lang
wurde. Ich wolle nach Ihnen sehen", erklärte der junge Mann keck.
"Geh! Damit ich mich ankleiden kann", befahl die Königin. Sein
bewundernder Blick war ihr unangenehm... war ihr... war ihr überhaupt nicht
unangenehm! Wie er da stand in der vollen Schönheit seiner Jugend... den
muskulösen Oberkörper nur mit einem knappen Wams bekleidet, kräftige Beine, die
in eng sitzenden Hosen aus Leder steckten. Und - sie leckte sich unwillkürlich
die Lippen - was es da zwischen Wams und Beinen so zu sehen gab, war
ausgesprochen interessant... Sie seufzte lautlos und spürte heftiges Verlangen
in sich. Der König war zehn Jahre älter als seine Frau, was sich durchaus in
der stark nachlassenden Häufigkeit seiner nächtlichen Besuche in ihrem Bett
niederschlug.
Doch der Jäger blieb stehen und sie wusste ganz genau, dass ihm ihr Blick nicht
entgangen war. "Ihr müsst frieren, meine Königin", sagte er, als ein
Schauer durch ihren Körper rann. "Ich werde euch helfen." Er trat ins
Wasser, das kaum weiter als bis an seine Knie stieg und kam zu ihr. Er
verbeugte sich und hob sie auf seine Arme, um sie ans Ufer zu tragen.
Die Königin schlang einen Arm um seinen Nacken und lächelte ihn an. Und schob
ihre freie Hand in den Halsausschnitt des Wams. Ihre
Finger glitten über seine Haut und sie hörte ihn leise nach Atem schnappen.
Die Königin lächelte.
* * *
Er war noch ein wenig unerfahren, doch das machte die Leidenschaft seiner
Jugend bei weitem wieder wett, fand sie einige... nun gut, lange... Zeit später
und räkelte sich zufrieden auf den Kleidern des Jägers, die ihnen als Bett
gedient hatten. Der junge Mann lag erschöpft neben ihr und schlief.
Es war lange nach Mitternacht und allmählich wurde das Mondlicht stumpf und
grau, als sich ein neuer Tag anschickte, geboren zu werden. Erschrocken fuhr
die Königin aus ihren Träumereien auf und erinnerte sich, weshalb sie an diesen
Ort gekommen war.
Rasch nahm sie das Messer, welches sie am Gürtel ihres Kleides befestigt hatte
und trat wieder ans Ufer, um ihr langes Haar Strähne für Strähne abzuschneiden.
Tränen liefen über ihre Wangen, doch es waren genauso Tränen der Vorfreude auf
ihr Kind, wie der Trauer um ihr prachtvolles Haar. Sie sammelte die Strähnen in
einer Hand, wand sie einmal zusammen und schleuderte sie auf den Weiher hinaus.
Sie versanken sofort in der Tiefe. Leise bat die Königin die Nixen, die alles
hörten und sahen, auch wenn sie selbst niemals erblickt wurden, um ein Mädchen.
Dann schöpfte sie den Krug mit Wasser voll und kleidetet sich rasch an, ihr
kurzgeschnittenes Haar unter einem Tuch verbergend. Sie weckte hastig den Jäger
und noch bevor der Morgen dämmerte, befanden sie sich auf dem Heimweg.
* * *
Der König hatte seine Frau verwundert angeblickt, als sie ihn bat, mit ihr
einen Becher Wasser zu trinken, als er zwei Tage später in ihr Bett kam. Einen
gelegentlichen Becher Wein, der belebenden Wirkung wegen, war er gewohnt - doch
Wasser? Und dann diese neue Mode, stets ein Tuch um den Kopf zu tragen, sogar
im Bett. Welche ihrer Hofdamen ihr wohl diese Idee zugetragen hatte...
Kopfschüttelnd prostete der König seiner Frau zu und trank das etwas schal
schmeckende Wasser. Doch er grübelte nicht länger darüber nach, als sie mit
einem aufreizenden Lächeln die Bettdecke zurückschlug...
Mit leisem Seufzen betrachtete die Königin den neben ihr selig schnarchenden
König und dachte mit Bedauern an die leidenschaftlichen Stunden mit dem Jäger.
Hier im Schloss, wo es überall neugierige Augen und Ohren gab, fand sich leider
keine Gelegenheit, sich seiner noch ein wenig zu bedienen.
Ihre Hände glitten über ihre wohl gerundeten, schweren Brüste, tiefer um ihren
noch flachen Bauch zu streicheln, in dem nun ein neues Leben begann. Sie war
sich sicher, zu spüren, dass sie ein Kind unter ihrem Herzen trug.
* * *
Und so geschah es dann auch. Es herrschte große Freude am Königshof, als die
Königin knapp neun Monate später an einem wundervollen Tag Anfang Mai
niederkam.
Erschöpft von den Wehen und der Geburt, lag sie in ihrem Bett und wartete
darauf, dass die Hebamme ihr das Kind bringen würde. Sie hatte alles befolgt,
was die alte Frau ihr aufgetragen hatte, also musste sie nun einfach ein
Mädchen geboren habe.
Als die Tür auf glitt und die Hebamme mit ihrem
kleinen Bündel eintrat, blickte sie erwartungsvoll auf. Die Frau legte ihr das
Kind in die Arme - und verließ fluchtartig den Raum. Verwundert blickte die
Königin ihr nach.
Doch dann betrachtete sie das wundervolle, zarte Geschöpf, welches sie in den
Armen hielt und sie vergaß das Benehmen der Hebamme. Blonde Locken umrahmten
ein engelsgleiches Gesicht mit rosa Bäckchen und einem winzigen
Schmollmündchen. Es musste, ach es konnte gar nichts anderes als ein Mädchen
sein! Ihre Hände bebten vor freudiger Erwartung, als sie die Tücher auseinander schob, in die das Kind eingepackt war. Doch als
sie die letzte Windel entfernte, zerbarst ihre Hoffnung. Es war eindeutig und
unleugbar. Ein weiterer Knabe. Die Königin wurde ohnmächtig. Und das kleine
Kind neben ihr begann zu wimmern.
Angelockt von den Jammerlauten des Kindes spähte die Hebamme ins Zimmer und
rief sogleich die Zofe der Königin, die sich um ihre Herrin bemühte, während
die Hebamme das Kind übernahm.
Als die Königin wieder zu Sinnen gekommen war, trat ein eigenartiger Glanz in
ihre Augen und sie verlangte ihr "Mädchen" zu sehen.
Die Hebamme blickte die Zofe unschlüssig an, doch sie wagte nicht, der Königin
zu widersprechen und reichte ihr das Kind.
"Du" - sie blickte die Zofe an - "Eile sofort zum König und
verkünde ihm, dass ihm eine Tochter geboren wurde und sie Jamina heißen
soll."
"Es ist wirklich eine Tochter?", fragte die Zofe zögernd. Doch ein
Blick der Königin ließ sie nach einem Knicks hinaus eilen.
* * *
Die Königin kleidete ihre "Tochter" in die prachtvollsten Kleider und
band Schleifen in sein lockiges, blondes Haar. Da Jamina am liebsten weiße
Kleider trug, riefen ihn seine Brüder bald "Schneewittchen". Er tobte
nie mit ihnen durch den Schlosspark und den angrenzenden Wald, sondern spielte
brav mit seiner Mama und ihrer großen Puppensammlung.
Kurzum - Schneewittchen wuchs nach dem Willen seiner Mutter zu einem
bezaubernden, kleinen Mädchen heran - ohne zu ahnen, dass er eigentlich
überhaupt keines war. Mit der Zeit hatten sich alle, die um die Wahrheit
wussten, so sehr daran gewöhnt, dass auch sie ihn wie ein Mädchen behandelten
und ganz vergaßen, dass er eigentlich ein Knabe war. Zumal seine zarte Gestalt
und das weiche, engelsgleiche Gesicht, das von goldglänzenden Locken umgeben
waren, sowie seine sanfte, melodische Stimme, diese Tatsache leicht vergessen
ließ.
Als Schneewittchen nun sechzehn Jahre alt war, verdunkelten sich die Wolken
über dem Glück des Königreichs. Die Königin erkrankte und wollte nicht wieder
gesunden. Ärzte und Heilkundige aus dem ganzen Reich kamen und versuchten ihre
Kunst, doch sie blieb vergebens. Die Königin siechte dahin und starb.
Große Trauer herrschte in der Familie und im gesamten Königreich und vor allem
Schneewittchen konnte den Verlust seiner Mutter kaum verwinden. Eines Tages
verließ er das Schloss, ohne jemandem etwas zu sagen und lief einfach davon.
Noch nie zuvor war Schneewittchen so tief in den Wald eingedrungen und
natürlich hatte er sich bald heillos verirrt. Müde, sein hübsches Kleid
zerfetzt und schmutzig von all den Ästen und Dornen, an denen er sich auf
seinem Weg durchs Unterholz verhakt hatte und sein blondes Haar hatte sich aus
der ordentlichen Hochsteckfrisur gelöst, setzte sich Schneewittchen schließlich
auf einen umgefallenen Baum. Die Dämmerung näherte sich und es war kalt. Er
schlug die Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich. Erschöpft sank
Schneewittchen auf das weiche Moos und schlief ein.
Plötzlich ließ sich aus der Ferne das leise Geräusch von Pferdehufen vernehmen,
sich rasch der kleinen Lichtung nähernd, auf der sich Schneewittchen befand. Es
glitzerte bereits das erste fahle Mondlicht durch die Baumspitzen, als der
Reiter sein Tier stoppte und abstieg.
Ein junger Mann, wohl kaum mehr als zwei oder drei Jahre älter als
Schneewittchen, trat zu dem schlafenden Mädchen und betrachtete es fragend.
Sein glänzendes, dunkles Haar lag wie ein Helm um seinen Kopf und wurde von
einer kleinen Krone geziert. Er kniete sich neben das Mädchen und berührte
vorsichtig ihren Arm.
Schneewittchen bewegte sich und schlug die Augen auf. Doch was erblickte er?
Einen wunderhübschen, jungen Mann, der sich über ihn beugte. Ein ganz
unbekanntes Gefühl stieg in ihm auf und ließ seine Wangen rot werden, verschämt
schlug er die Augen nieder. "Ich habe mich verirrt", sagte er leise.
"Ich bin Schneewittchen."
Der junge Mann legte einen Arm um ihre Schulter und half ihr auf. "Ich bin
Prinz Spock aus dem Nachbarreich. Bist du Prinzessin Jamina?"
"Ja." Verwundert sah Schneewittchen ihn an. "Woher kennst du
meinen Namen?"
"Ich habe eine Botschaft von meinem Vater an deinen Vater." Spock
betrachtete mit kaum verhohlenem Abscheu die Schmutzflecken
auf ihrem Gesicht, die zerrissenen Kleider. Er hasste Unordnung. "Er
möchte gerne die Beziehungen zwischen unseren Familien verstärken, indem
er..." Der Prinz zögerte kurz. "Indem er vorschlägt, dass du und ich
nach Ablauf des Trauerjahres für deine Mutter heiraten."
"Heiraten?", flüsterte Schneewittchen verblüfft. "Ich?
Dich?"
Der Prinz seufzte und ließ sie los. Nicht nur, dass es ein Mädchen war - nein,
sie war zu allem Überfluss offenbar auch noch dumm. "Es ist die Idee
meines Vaters, nicht meine", sagte er kühl, als zu seinem Pferd trat.
"Ich bringe dich ins Schloss zurück."
Schneewittchen hingegen strahlte. Er hatte sich auf den ersten Blick in Spock
verliebt.
* * *
Die eng zusammengepressten Lippen des jungen Prinzen, seine angespannte Haltung
und sein Bemühen, Schneewittchen nicht zu nahe zu kommen, sprachen für einen
aufmerksamen Beobachter ihre eigene, deutliche Sprache.
Schneewittchen hatte sich natürlich sofort gewaschen und umgezogen und war in
den Thronsaal zurückgeeilt. Er blickte unverwandt auf den Prinzen, während der
König das Schreiben von Spocks Vater las.
Der König räusperte sich und faltete das Pergament zusammen. "Nun, wenn es
dem Wunsch deines Vaters entspricht, habe ich keine Einwände", erklärte
er. "Jamina ist mein jüngstes Kind und ich gebe sie ungern her..."
...eine leichte Untertreibung, denn so eigentlich hatte der König - mehr an den
eher rauen Umgang unter Männern gewöhnt - nie so recht etwas mit seiner zarten
"Tochter" anfangen können... "... aber ich möchte gerne, dass
sie glücklich wird."
Spocks Miene wurde noch ein wenig eisiger, als er diese Worte hörte. Er hatte
es befürchtet. Doch im Gegensatz zu Schneewittchen hatte er nur vier ältere
Schwestern und keine Brüder, die er vorschieben konnte. Und sein Vater hatte
darauf bestanden, dass er sich nun endlich nach einer Prinzessin umsah und das
Umherstreifen mit seinen Freunden aufgab. Spocks Proteste waren auf taube Ohren
gestoßen - schlimmer noch, er erhielt bis zu seiner Abreise Zimmerarrest und
seine Freunde wurden vom Schloss verbannt. Nun war es verständlich, dass der
junge Prinz nicht gerade bester Laune war, als er auf Schneewittchen stieß.
Schneewittchen dagegen war hellauf begeistert. Er himmelte Spock an. Der Ritt
zurück ins Schloss durch den dunklen Wald war herrlich gewesen. Er hatte beide
Arme um die Taille des Prinzen gelegt und sich an ihn geschmiegt. Wie warm er
war. Wie gut er roch! Und immer, wenn er ihn anblickte, wurde ihm ganz heiß und
dann wieder kalt und er hatte zittrige Knie. Noch nie zuvor hatte er so etwas
gefühlt.
"Es ist bereits spät. Ich werde dir das Zimmer neben Schneewittchens
herrichten lassen", fuhr der König fort. "Morgen früh werde ich dann
eine Antwort an deinen Vater schreiben und ihm mein Einverständnis zu eurer
Verlobung mitteilen."
Verlobt! Spock verbeugte sich steif. "Wie Ihr wünscht."
Verlobt! Schneewittchen hüpfte auf der Stelle und klatschte begeistert in die
Hände. "Darf ich ihm den Weg zeigen, Vater, darf ich?"
"Natürlich. Gute Nacht, ihr beiden." Was für ein hübsches Paar,
dachte der König nun doch ein wenig gerührt, als er die beiden zusammen
weggehen sah.
Als Spock am nächsten Morgen erwachte, glaubte er zunächst, seine Verlobung nur
geträumt zu haben. Doch dann schlug er die Augen auf, sah den fremden Raum und
den Rosenstrauß, den Schneewittchen gebracht hatte.
Schneewittchen... Mit einem Aufstöhnen schloss Spock die Augen wieder und barg
sein Gesicht in beiden Händen. Welche Mühe es ihn gekostet hatte, das Mädchen
los zu werden. Schneewittchen hatte ihm nicht nur den Weg zu seinem Zimmer
gezeigt, nein - sie hatte sich auf der Bettkante niedergelassen und fröhlich
vor sich hin geplappert, ohne sich auch nur im
geringsten daran zu stören, dass Spock überhaupt nicht zuhörte. Und die sollte
er heiraten, seine kostbare Freiheit aufgeben und womöglich noch Kinder mit ihr
zeugen?
Er konnte sich die begeisterte Reaktion seines Vaters direkt vorstellen, wenn
er mit der Antwort des Königs nach Hause kam. Und in weniger als einem Jahr
würde dann die Hochzeit stattfinden. Eine äußerst unerfreuliche Aussicht für
den jungen Prinzen.
Spock setzte sich nach einer Weile auf und kleidete sich an, denn von nebenan
kamen eindeutige Geräusche wie das Knallen von Schranktüren und das Verrücken
von Stühlen, die kündeten, dass Schneewittchen wach war. Da er keine Lust
hatte, erneut Interesse an ihr heucheln zu müssen, verließ er klammheimlich
sein Zimmer und das Schloss.
Er wollte eigentlich in den Stall, um nach seinem Pferd zu sehen, doch statt dessen landete er im Schlosspark. Ziellos folgte er
einem kleinen Pfad, der zu einem versteckt angelegten Teich führte. Und dort...
Spock versteckte sich rasch hinter einem Baum. Am Ufer des Teiches kauerte ein
junger Mann, der ihm den Rücken zuwandte. Sein blondes Haar fiel ihm über die
Schultern, als er sich vorbeugte, um mit den Händen Wasser zu schöpfen. Ob das
wohl einer von Schneewittchens Brüdern war? Der andere warf sich nun ins Wasser
und schwamm in die Mitte des Teichs hinaus. Spock sah ihm wie verzaubert
hinterher.
Und als der andere ans Ufer zurückkehrte, trat Spock hinter dem Baum hervor und
zu ihm. "Wer bist du?", fragte der Prinz.
Der andere Mann drehte sich um und Spocks Augen weiteten sich. Schneewittchen
lächelte ihn strahlend an. Seine Knie wurden weich und Spock setzte sich ganz
rasch ins Gras. "Du... du bist ein Mann, Jamina?"
Schneewittchen runzelte die Stirn, als er sich neben ihn kniete. "Ich weiß
nicht", meinte er. "Meine Mama sagte immer, ich wäre ihr kleines
Mädchen. Ist das ein großer Unterschied?"
Spock blieb der Atem weg. War der andere so naiv oder tat er nur so? "Ja,
ist es", brachte er schließlich heraus. "Ein sehr großer
Unterschied."
Schneewittchen blickte ihn betrübt an, sein rosa Schmollmündchen zitterte.
"Dann willst du jetzt wohl nicht mehr mit mir verlobt sein?"
Der Prinz streckte die Hand aus und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Zum
ersten Mal machte er sich die Mühe und betrachtete Jamina ganz genau. Und was
er sah, gefiel ihm eigentlich. Gefiel ihm eigentlich sogar sehr.
Sein Widerstand gegen die Hochzeit schmolz dahin. Wie hatte er nur so blind
sein können... "Doch, Jamina", erwiderte er. "Jetzt erst
recht." Er legte die Hand unter Schneewittchens Kinn, um seinen Kopf
anzuheben. Und dann beugte er sich vor und küsste ihn. Seine freie Hand glitt
an Schneewittchens Arm entlang, um auf seinem Oberschenkel zu landen. Und von
dort aus war es nur ein kleines Stück weiter...
Abrupt löste sich Schneewittchen von ihm und wich zurück. Er streifte seine
Kleidung über und lief davon.
Wie betäubt blieb Spock sitzen und starrte ihm nach. "Jamina?",
flüsterte er.
* * *
"Das ist mir jetzt furchtbar unangenehm", meinte der König und
wartete ungeduldig auf die Rückkehr der Kammerzofe. "Ich verstehe nicht,
wo Schneewittchen bleibt. Sie sollte doch hier sein, um dich zu
verabschieden."
Spock verbarg seine Ungeduld mühsam. Er hatte Schneewittchen seit dem frühen
Morgen nicht mehr wiedergesehen. "Ich könnte...", begann er, doch die
Ankunft der Zofe unterbrach ihn.
"Die Prinzessin ist nicht in ihrem Zimmer", meldete die Zofe.
"Und sie konnte auch nirgends im Schloss gefunden werden."
Der König seufzte. "Na gut", erwiderte er und winkte der Zofe, dass
sie gehen konnte. "Vermutlich hat sie die Zeit über irgend
etwas vergessen." Er reichte Spock den Antwortbrief und schüttelte
ihm die Hand, wünschte ihm eine gute Reise - und damit war der Prinz entlassen.
Spock verließ das Schloss und stieg auf sein Pferd. Er sah sich noch einmal um,
doch Jamina war nicht in Sicht. Enttäuscht gab er seinem Reittier die Sporen
und galoppierte aus dem Schlosshof.
Ein Stück vom Schloss entfernt blitzte in den Büschen, die die Straße zu beiden
Seiten säumten, etwas rosafarbenes auf. Spock hielt
sein Pferd an - und Jamina trat zwischen ihnen hervor. Der Prinz schwang sich
von seinem Reittier. "Jamina", sagte er. "Ich fürchtete schon,
ich würde dich nie wieder sehen."
"Es tut mir leid", flüsterte Schneewittchen. "Ich... ich weiß
auch nicht, warum ich weggelaufen bin." Er blieb stehen und spielte
unschlüssig mit seinem Haar, mit dem Saum des weiten Kleides. "Du... du
magst mich doch noch?"
Spock nickte. "Natürlich", erwiderte er.
Jamina nahm seine Hand und führte ihn zwischen die Büsche. Hinter ihnen lag ein
Trampelpfad, der von der Straße weg und auf eine kleine Lichtung zwischen hohen
Bäumen führte.
Spock band den Zügel des Pferdes an einem Ast an und setzte sich neben Jamina.
Im Sonnenlicht, das durch die Baumkronen flirrte, schimmerte Schneewittchens
Haar wie aus Gold gesponnen, seine Augen funkelten wie zwei Edelsteine.
Zumindest kam es Spock so vor. Er fühlte sich unwiderstehlich angezogen von ihm
und beugte sich erneut vor, um das rosenfarbene Schmollmündchen zu küssen.
Und diesmal wich Schneewittchen nicht zurück. Auch nicht, als der Prinz mutiger
wurde und sein Kleid aufzuknöpfen begann und schon gar nicht, als er Jamina das
Kleid ganz abstreifte und sie sanft auf den Boden drückte. Spocks Mund
liebkoste ihn und Jugend und Unerfahrenheit taten das ihre dazu... So kam es,
dass Schneewittchen nur kurze Zeit später erschöpft, aber glücklich in den
Armen seines Prinzen lag.
Spock presste seine Lippen gegen eine nackte Schulter seines Verlobten.
"Du bist wunderbar", murmelte er. "Aber dieser Name gefällt mir
nicht."
"Name?", wiederholte Schneewittchen träge und schmiegte sich enger an
seinen Prinzen. "Welcher Name?"
"Schneewittchen", meinte Spock. Er schob Jaminas Hand ein wenig
tiefer und von da aus fand sie dann ganz alleine den Weg unter sein Wams.
"Stört es dich...", er küsste eine rosa Brustwarze, die sich
zusammenzog, "...wenn ich dich Jamina
nenne?"
Schneewittchen schnappte nach Luft. "Nein", stieß er atemlos hervor.
"Oder Jim. Einer der Jäger meines Vaters nennt mich so."
"Jim? Jim. Das gefällt mir sehr gut."
"Nicht aufhören!", setzte Schneewittchen hastig hinzu, als Spock den
Kopf hob. "Nicht aufhö..." Das Wort endete
in einem Stöhnen, als sich der Mund des Prinzen über seiner Brustwarze schloss.
Schneewittchen strich mit der Hand unterhalb des Wamses über Spocks warme Haut,
ließ seine Finger tiefer spielen, bis sie sich in den Bund der Hose zwängen
konnten...
Es war später Nachmittag, als sie sich schweren Herzens voneinander
verabschiedeten. Spock würde die ganze Nacht reiten müssen, um vor dem nächsten
Tag Zuhause zu sein. Die beiden Liebenden küssten sich zum Abschied noch einmal
und mit dem Versprechen, in einem Jahr wieder zu kommen und seinen Jim dann zu
heiraten, ritt Spock davon.
Schneewittchen sah ihm nach, bis er aus seinem Blickfeld verschwand, dann
kehrte er traurig ins Schloss zurück.
* * *
GeschichteParodie,
Romanze / P12 Slash
26.11.2017
03.12.2017
2
8971
3
Alle
15
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Dieses Kapitel
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* *
Doch es kommt immer anders, als man denkt.
Einige Wochen später tauchte eine fremde, sehr schöne Frau am Hof auf. Ihren
Worten zufolge war sie eine entfernte Verwandte der verstorbenen Königin und
hergekommen, um der Familie beizustehen. Jedoch was sie tat, war dem König den
Kopf zu verdrehen und bald darauf sprachen alle davon, dass sie nach Ablauf des
Trauerjahres wohl die neue Königin werden würde.
Schneewittchen verstand sich mit dieser Frau nicht. Er hielt sie für eine Hexe.
Sie wollte, dass er Mama zu ihr sagte, doch wenn der König mit seinen Söhnen
auf einer Jagd war, schikanierte sie ihn, wo sie nur konnte.
Eines Tages kam er an ihrem Zimmer vorbei und hörte einen seltsamen Singsang.
"Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer ist die Schönste im ganzen
Land?"
Es war die Stimme der Hexe, dessen war sich Schneewittchen sicher. Er blieb
stehen und presste das Ohr an die Tür, um besser lauschen zu können.
"Ihr seid die Schönste hier, meine Königin", antwortete eine tiefe,
unbekannte Stimme. "Aber Schneewittchen ist noch viel tausendmal schöner
als ihr."
Es folgte Stille, dann ein schrecklicher Fluch und das Klirren von Glas.
Erschrocken rannte Schneewittchen davon und schloss sich in seinem Zimmer ein.
Später am gleichen Tag - der König war noch immer auf einer Treibjagd -
klopfte es an der Tür von Schneewittchens Zimmer. "Ja?"
Der Jäger, mit dem sie sich angefreundet hatte, trat ein. "Jim, komm' mit
mir. Wir werden einen kleinen Ausflug in den Wald machen."
"In den Wald?" Jubelnd sprang Schneewittchen auf. "Das ist ja
großartig. Können wir zu der Lichtung mit der kleinen Quelle gehen?"
"Wenn du das möchtest." Der Jäger blickte Schneewittchen nicht an. Er
hatte von der Hexe den Befehl erhalten, Schneewittchen zu töten. Und mit einem
Zauber sicherte sie sich seinen Gehorsam.
* * *
Tief im dunklen Wald hielt der Jäger nach Einbruch der Dämmerung plötzlich inne
und wandte sich an Schneewittchen. "Zieh' deine Kleider aus."
"Warum? Überhaupt, das ist nicht der Weg zur Lichtung. Ich weiß nicht
mehr, wo wir sind." Schneewittchen setzte sich auf einen Baumstamm.
"Zieh' deine Kleider aus", wiederholte der Jäger. "Es ist eine
Überraschung."
Schneewittchens Miene hellte sich auf. "Ich liebe Überraschungen."
Noch während er sprach, streifte er bereits seine Kleidung ab. "Und
jetzt?", fragte er, als er nackt dastand.
Der Jäger nahm seine Armbrust vom Rücken und legte auf Schneewittchen an.
Jamina war viel zu verblüfft, um sich zu bewegen. Doch eine Sekunde, bevor er
den Abzug betätigte, fiel der Blick des Jägers auf ein Muttermal an
Schneewittchens Oberschenkel. Er ließ die Waffe sinken und schüttelte den Kopf.
Das gleiche Mal war auch auf seinem Oberschenkel, ein Familienmerkmal.
Schneewittchen war sein Sohn! Es handelte sich hierbei natürlich - wie unschwer
zu vermuten - um den selben Mann, der vor mehr als
sechzehn Jahren die Königin zum Nixenweiher begleitet hatte. Und mit dieser
Erkenntnis fiel der Zauber der bösen Hexe von ihm ab und er umarmte mit Tränen
in den Augen sein Kind.
Schneewittchen verstand das ganze mit seinen zwei
Vätern, die er da so plötzlich hatte, nicht so recht - doch als der Jäger ihm
vom bösen Vorhaben der Hexe erzählte, weinte er bitterlich. "Wo soll ich
jetzt hin? Wenn ich zurückgehe, wird sie einen anderen Weg finden, mich zu
töten."
"Geh' weg von hier, mein liebes Kind", sprach der Jäger. "Ich
werde ein Reh töten, um ihr den Beweis vorzulegen, dass ich ihren Auftrag
erledigt habe. Doch sie fordert auch von mir, dein Kleid mit zu bringen."
"Ich werde zu meinem Prinzen gehen." Schneewittchen gab ihrem Vater
das Kleid und behielt nur ein Hemdchen an. Er umarmte den Jäger und küsste ihn
zum Abschied auf die Wange. Dann trat er tapfer ins Dunkel.
Der Jäger sah ihm lange nach, bevor er sich schweren Herzens auf die Suche nach
einem Reh machte.
* * *
Lange irrte Schneewittchen durch den Wald. Er aß Beeren, Pilze, Wurzeln und
hier und da fand er eine Quelle um seinen Durst zu stillen. Nachts schlief er
in ausgehöhlten Baumstämmen oder auf weichem Moos. Er wusste nur, dass direkt
hinter dem Wald das Königreich liegen musste, in dem Spock lebte. Was er jedoch
nicht ahnen konnte - war, dass er genau in die entgegengesetzte Richtung lief.
Geradewegs auf ein großes Gebirge zu, das den Namen "Die sieben
Berge" trug. Ob es wohl so hieß, weil es so hoch wie sieben normale Berge
war?
Dort in den Bergen lebten allerlei wundersame Wesen. Und unter ihnen ein
fleißiges Grüpplein von sechs Zwergen. (Sie waren vor
Jahren einmal sieben gewesen, doch einer von ihnen brannte mit einer Waldfee
durch und ward nie mehr gesehen.) Jeden Morgen marschierten sie durch den Wald,
in dem ihr Häuschen stand, zu ihren Minen am Fuße der "Sieben Berge".
Einer von ihnen, eine Zwergin namens Nyota sang für
ihr Leben gern und auch an diesem Morgen stimmte sie ein fröhliches Lied an,
als sie sich auf den Weg machten. Christine freute sich so darüber, dass sie
ganz verschämte rote Wangen bekam. Len grummelte etwas von 'Verschwendung von
Atemluft' vor sich hin, doch auch sein Schritt beschleunigte sich
unwillkürlich. Scotty, der die größte Schaufel schleppte, unterdrückte ein
Gähnen - er war stets müde und benötigte in regelmäßigen Abständen einen Schubs
von Len, um nicht im Stehen einzuschlafen. Pavel blieb stehen, um traumverloren
zwei Vöglein hinterher zu sehen und verlor beinahe den Anschluss. Sulu nieste im Takt zu Nyotas
Lied. Er war allergisch gegen Blütenstaub.
So zogen sie also ihres Weges, als Pavel wieder einmal die ganze Truppe
aufhielt, weil er unvermittelt stoppte, um einem
Schmetterling nachzusehen. Er rannte dem Tierchen hinterher.
Die anderen blieben stehen, um auf ihn zu warten. Christine kicherte verlegen,
als Nyota sie anlächelte. Len gab grummelnd Scotty
einen Stoß, der auf seine Schaufel gestützt schlief und Sulu
nieste.
Plötzlich ertönte lautes Geschrei aus der Richtung, in die Pavel verschwunden
war. Sofort eilten sie zu ihm.
"Hat er sich wieder einmal vor seinem eigenen Spiegelbild im Wasser
erschreckt?", grummelte Len, als er als letzter auf die Lichtung trat.
Im Mittelpunkt der Lichtung lag ein seltsames Wesen. Mit blondem Haar und
mindestens doppelt so groß wie ein Zwerg.
"Das ist ein Mensch", flüsterte Nyota und Sulu nieste bestätigend dazu. Neugierig trat die Zwergin
näher heran und betrachtete den Menschen. "Ich glaube, es ist sogar ein
Menschenmann."
Len drängelte sich vor und schubste sie aus dem Weg. "Lass' mich mal
sehen", brummelte er. "Du hast doch von nichts eine Ahnung."
Doch das kurze Hemd war im Schlaf nach oben gerutscht und ließ kaum Zweifel am
Geschlecht ihres „Fundes“.
"Was machen wir nun mit ihm?", fragte Christine und blinzelte durch
die Finger, die sie sich verschämt vor das Gesicht hielt.
"Nichts, er geht uns nichts an", erwiderte Len mürrisch. Er blickte
die anderen an. Nyota zupfte vorsichtig am Haar des
schlafenden Menschen. Sulu wirkte unentschlossen und
nieste verhalten. Christine sah zu Boden und Scotty schlief schon wieder.
Pavel stemmte die Hände in die Hüften. "Ich will ihn behalten", sagte
er. "Ich habe ihn gefunden. Er ist so hübsch."
"So hübsch, so hübsch", äffte ihn Len nach. "Wir haben keinen
Platz für ein so großes Haustier. Und was er wohl alles essen
wird..."
"Haustier? Was für ein Haustier?"
Alle fuhren herum. Schneewittchen setzte sich auf und rieb sich die Augen.
"Wer seid ihr denn?", fragte er erstaunt.
"Wir sind die sechs Zwerge", meinte Uhura
rasch, bevor Len eine knurrenden Bemerkung von sich
geben konnte. "Und wer bist du?"
"Jim - ich meine - Jamina - nein, Schneewittchen."
Len warf die Arme in die Luft. "Na herrlich, strohdumm ist er auch noch,
weiß nicht mal seinen Namen."
"Er ist bestimmt nur aufgeregt", verteidigte ihn Pavel. Er trat
vorsichtig näher an den Menschen - man konnte nie wissen, vielleicht würde er
ja doch beißen - und berührte ihn am Arm. "Ich habe dich gefunden",
meinte er stolz. "Kommst du mit uns, Schneewittchen? Das ist übrigens ein
sehr schöner Name."
"Danke. Wohin denn?" Schneewittchen sah sich um.
"Mit in unser Haus, um unser Freund zu sein." Pavel blickte die
anderen an. "Bitte."
Uhura nickte, Christine lächelte schüchtern und Sulu nieste zustimmend. Nur Len grub mit dem Absatz seines
Stiefels in der Erde und grollte. Und Scotty hatte die ganze Aufregung auf
seine Schaufel gestützt verschlafen.
Und so ging Schneewittchen mit den sechs Zwergen, um ihr Freund zu sein.
* * *
Schneewittchen lebte sich bei den Zwergen rasch ein. Es verging jedoch kein
Tag, an dem er nicht sehnsuchtsvoll an seinen Prinzen dachte.
Vor allem, wenn abends die Zwerglein in ihre
Doppelbetten verschwanden und er allein in seinem Bettchen lag, welches Scotty
extra für ihn gebaut hatte. Er lauschte im Dunkeln auf Nyotas
Getuschel mit Christine, die immer wieder verschämt kicherte, auf Lens Gemurre
wegen Scottys Schnarcherei und auf das Flüstern und Seufzen und gelegentliche
Niesen, das aus der Richtung von Pavels und Sulus
Bett kam.
Tagsüber war er sehr beschäftigt, um den Haushalt der Zwerge zu besorgen. Seine
Aufgaben begannen damit, morgens das Frühstück für sie alle zu machen und
endeten abends damit, dass er die Betten aufschlug. Es war nicht ganz... na
ja... es war nicht ganz, was er sich so vorgestellt hatte, als die Zwerge davon
sprachen, ob er nicht im Haushalt helfen könne - als Ausgleich für Kost und
Logis. Zwar hatte er in dem großen Puppenhaus, das seiner Mama gehört hatte,
für seine Puppen gesorgt, für sie gekocht und geputzt, doch das war etwas
völlig anderes. Sechs ausgehungerte Zwerge kamen jeden Abend aus den Minen nach
Hause und verlangten nach Essen und Trinken, schleppten Staub in jeden Raum und
hinterließen überall schmutzige Finger- und Schuhabdrücke. Und dann noch die
Gartenarbeit, Gemüse und Obst mussten gehegt und gepflegt werden, damit sie
etwas zu essen hatten.
Jeden Tag musste er mindestens eines der Fenster putzen, weil Pavel sich die
Nase daran plattgedrückt hatte. Überall lagen Sulus
Taschentücher und Allergie-Medikamente herum und Nyota
verteilte ihre Notenblätter im ganzen Wohnzimmer. Len verschwand nach der Arbeit
für Stunden in ein Labor im Keller, welches außer ihm niemand betreten durfte -
ebenso Scotty, nur dass es sich in seinem Fall um eine Werkstatt neben dem Haus
handelte. Seltsamerweise war er nie zu müde, um an seinen seltsamen Maschinen
herum zu basteln. Und Christine, sonst so scheu und unsicher, folgte ihm wie
ein Schatten durch das ganze Haus und gab ständig spitze Bemerkungen von sich,
wie man einen Haushalt ihrer Meinung nach ordentlich zu versorgen hatte. Zudem
lag sie ihm stets mit der Sorge um ihre kostbaren Zimmerpflanzen und ihre
Sammlung versteinerter Selathkrallen in den Ohren.
Man konnte also wirklich nicht sagen, dass Schneewittchen glücklich war. Er
wäre sofort weggelaufen, wenn er nur gewusst hätte, wohin. Die Zwerge wussten
angeblich nichts von einem Königreich, in dem es einen Prinzen Spock gab und
konnten ihm somit auch keinen Weg weisen.
* * *
Nun war Schneewittchen nicht die einzige, die nachts wachlag.
Der König und seine Söhne, von der Jagd zurückgekehrt, machten sich Sorgen um
Schneewittchen. Die Hexe hatte erklärt, dass er weggelaufen sei. Natürlich
veranlasste der König sofort, dass nach seinem jüngsten Kind gesucht werden -
doch niemand fand zunächst eine Spur. Nach einigen Tagen dann wurde
Schneewittchens Lieblingskleid im Wald gefunden, zerrissen und mit Blutspuren
versehen. Große Trauer erfasst den gesamten Hofstaat, denn es musste angenommen
werden, dass Schneewittchen ein Opfer eines wilden Tieres geworden war.
Doch eines Abends stattete ein Jäger dem König einen sehr merkwürdigen Besuch
ab. Er beschwor seinen Herrn, nicht zu glauben, dass Schneewittchen tot war,
welchen Anschein es auch immer haben mochte. Als der König ihn fragte, woher er
denn diese Sicherheit nähme, konnte ihm der Jäger keine Antwort geben. Er wollte
das Andenken an die Königin nicht dadurch beschmutzen, dass er dem König
verriet, dass sein jüngstes Kind nicht von ihm gezeugt wurde.
Die Hexe dagegen war glücklich - nun, zumindest so glücklich Hexen jemals sein
konnten. Sie hatte diese Plage von Schneewittchen vom Hals, der König war in
seiner Trauer sehr anlehnungsbedürftig, ja fast Wachs in ihren Händen und
Schneewittchens Brüder waren ja so etwas von naiv. Vorsichtshalber hatte sie
sie jedoch mit einem Zauber belegt, der verhinderte, dass sich einer von ihnen
zu wundern begann. Schließlich hatte sie ihr Ziel vor Augen - Königin zu
werden. Und wenn es erst einmal so weit war, würde sie schon Mittel und Wege
finden, die restlichen Bälger des Königs auch noch loszuwerden.
Sie setzte sich vor ihren magischen Spiegel, zupfte ihr Haar zurecht und fragte
ihn: "Spieglein, Spieglein an der Wand, sag' wer ist die Schönste im
ganzen Land?"
Und der Spiegel antwortete: "Ihr seid die Schönste hier, meine Königin.
Doch Schneewittchen in den sieben Bergen bei den sechs Zwergen ist noch viel
tausendmal schöner als Ihr."
Wutentbrannt schleuderte die Hexe einen goldenen Kelch an die Wand und
verfehlte den Spiegel nur knapp. "So, hat er mich also belogen, dieser
Trottel von Jäger. Vermutlich ist ihm das kleine Biest entwischt. Um alles muss
man sich selbst kümmern", tobte sie. Sie stieß einen fürchterlichen Fluch
aus, der den Jäger in eine Maus verwandelte. Die Frau des Jägers - sie waren
gerade beim Abendessen - stieß einen spitzen Schrei aus und fiel in Ohnmacht, als
ihr Ehemann plötzlich im (glücklicherweise bereits leeren) Suppentopf saß und
nervös mit den Ohren zuckte...
Die Hexe aber eilte in einen geheimen Raum im Schloss, der allerlei seltsame
Flaschen und Behälter enthielt. Sie wählte ein kleines Fläschchen aus, in dem
eine blaue Flüssigkeit glitzerte und ließ sich einen Korb mit Äpfeln bringen.
Sorgfältig wählte sie einen davon aus und bestrich seine rote Hälfte mit dem
Gift. Dann verkleidete sie sich als alte Frau und machte sich auf den Weg zu
Schneewittchen. Natürlich per Besen.
* * *
Eines strahlend schönen Vormittags war Schneewittchen gerade dabei, den Boden
im Flur zu schrubben - Len hatte am Abend eine seiner seltsamen Mixturen fallen
lassen, die er eigentlich nach draußen bringen wollte und die einen riesigen,
knallblauen Fleck auf dem hellgrauen Teppich hinterließ - als es an der Haustür
klopfte.
Er öffnete und sah eine alte Frau vor der Tür stehen, die einen Korb mit Äpfeln
trug. Nun kam eigentlich nie Besuch und Schneewittchen war erfreut über die
Gelegenheit, mal mit jemand anderem zu sprechen, als mit den Zwergen.
Die Alte lächelte ihn mit ihrem fast zahnlosen Mund an. "Ich bin nur eine
arme, alte Bäuerin und ich versuche, meine Äpfel zu verkaufen. Es sind feine
Äpfel, genau das richtige für ein so hübsches Kind wie du."
Schneewittchen fühlte sich geschmeichelt. Denn die Kleidung, mit der ihn die
Zwerge versorgt hatten, war schlicht grau und er fühlte sich darin überhaupt
nicht hübsch. "Ich würde so gerne deine Äpfel kaufen", meinte er.
"Aber ich habe kein Geld und die Zwerge sind nicht Zuhause."
"Wie schade", erwiderte die Hexe, obwohl ihr das nur recht war - sie
hatte bereits einen unerfreulichen Zusammenstoß mit den Zwergen hinter sich.
Diese kleinen Biester bildeten sich doch glatt ein, es mit ihrer Magie
aufnehmen zu können. "Dann werde ich dir einen Apfel schenken."
"Aber das kann ich doch nicht annehmen", erwiderte Schneewittchen,
sich plötzlich daran erinnern, dass ihm die Zwerge eingeschärft hatten, ja
nichts an der Haustüre zu kaufen oder zu essen, was Fremde ihm anboten.
"Wie wäre es dann mit einem halben Apfel? Ich muss mich noch ein wenig
ausruhen und stärken, bevor ich meinen Weg fortsetze. Wenn du mir erlaubst,
hier auf dieser Bank Platz zu nehmen, gebe ich dir dafür die Hälfte meines
schönsten Apfels."
Schneewittchen überlegte nicht lange. Das Angebot klang völlig harmlos. Also
stimmte er zu und die Hexe nahm einen schönen, rotbackigen Apfel aus ihrem Korb
und teilte ihn mit dem Messer in zwei Hälfte. Den roten Teil schob sie
Schneewittchen zu. Sie begann zu kichern, als Schneewittchen gierig in ihre
Apfelhälfte biss und zu würgen und zu husten begann, als ihr der vergiftete
Brocken in der Kehle stecken blieb. "Was...?"
Die Hexe stand auf und warf ihre Verkleidung ab. "Ich bin deine Tante,
dummes Stück - du hast mich nicht erkannt, genauso wie deine Mutter es vor
sechzehn Jahren nicht getan hat. Ihre eigene Stiefschwester hat sie für eine
alte Bäuerin gehalten", erklärte sie triumphierend, als Schneewittchen auf
den Boden sank und nach Atem rang. "Ich habe ihr das Märchen mit dem
Nixenteich erzählt, in der Hoffnung, sie in den Weiher werfen zu können, doch
sie brachte den Jäger mit sich. Und so musste ich wieder
zusehen, wie sie - immer sie, immer wurde sie bevorzugt, obwohl ich die
Hübschere und Intelligentere von uns beiden war - sich mit ihm im Gras wälzte.
Der ganze Wald könnte hören, wie sie es zusammen treiben.
Jeden Mann, der uns vorgestellt wurde, zog sie in ihren Bann und heiratete dann
sogar einen König. Nur ich ging immer leer aus. Zumindest, bis ich die schwarze
Magie erlernte. Und da sie leider gestorben ist, bevor ich mich an ihr rächen
konnte, müssen eben du und dein Vater für all die Erniedrigungen büßen, die sie
mir mein Leben lang angetan hat."
Schneewittchen verlor das Bewusstsein - doch er hatte jedes Wort verstanden.
Die Hexe schwang sich auf ihren Besen und machte sich auf den Rückweg. Ihr
Triumphgeheul konnte im ganzen Wald vernommen werden.
Es wurde allmählich dunkel, als die Zwerge etwas später als sonst nach Hause
kamen. Sie hatten eine neue Goldader entdeckt.
"Hoffentlich hat er nicht wieder alles verkochen lassen", grummelte
Len missmutig. Er hasste nichts so sehr wie verkochtes Essen.
Pavel, der voraus gelaufen war, um Schneewittchen eine
hübsche Blume zu zeigen, die er gefunden hatte, schrie auf, als er ihn reglos
auf dem Boden vor dem Haus liegen sah.
Sofort versammelten sich alle Zwerge um Schneewittchen. Len spähte durch die
offene Haustür und sah den Fleck und das Putzzeug. Er wurde blass. "Meine
Schuld ist es nicht", sagte er hastig. "Es war kein Gift an meiner
neuen Erfindung."
"Schneewittchen ist tot", klagte Pavel. "Er bewegt sich nicht
mehr, seht doch."
Niemand achtete auf ihn. Nyota, Pavel und Christine
liefen die Tränen über die Wangen und Sulu versteckte
sein Gesicht hinter einem großen Taschentuch, obwohl er überhaupt nicht hatte
niesen müssen. Selbst Scotty zwinkerte ein paar Tränchen weg.
"Wir können ihn nicht hier liegen lassen", brummelte Len schließlich.
"Es wird bald ganz dunkel sein."
"Aber was sollen wir nur tun?", fragten die anderen wie aus einem
Munde.
Len zuckte mit den Schultern. Scotty - zur Abwechslung einmal hellwach - hatte
dann die Idee. Er schleppte aus seiner Werkstatt einen sonderbaren,
rechteckigen Kasten mit Rädern an. "Ich wollte so eine Art Wagen daraus
machen, der von alleine fährt, damit wir nicht mehr den ganzen Weg zur Mine und
zurück laufen müssen. Aber wir können Schneewittchen
hineinlegen, bis wir wissen, was wir mit ihm tun sollen."
Gesagt, getan. Die Zwerge zerrten und schoben und drückten, bis Schneewittchen
in dem Kasten lag. Sie brachten ihn - mangels Alternativen - wieder in Scottys
Werkstatt unter und deckten ihn mit einer durchsichtigen Plane ab. Betrübt
kehrten sie in ihr kleines Haus zurück.
Gar nicht einmal so weit von ihrem Häuschen entfernt, flackerte ein Lagerfeuer,
an dem ein junger Mann saß. Es war Prinz Spock. Sein Vater sandte ihn zu den
sechs Zwergen in den sieben Bergen, um Diamanten für eine Brautkette zu kaufen.
Und Spock hatte diese Aufgabe gerne übernommen, bot sie doch eine willkommene
Ablenkung von seiner Sehnsucht nach seinem Jim. Die Zwerge waren bis über die
Grenzen des Landes hinaus als unübertreffliche - wenn auch teure - Goldschmiede
und Juwelenhändler bekannt. Aber für eine Prinzessin war nun einmal das Beste
gerade gut genug.
Da er keine Eile hatte, schlug Spock sein Nachtlager einige Kilometer vom Haus
der Zwerge entfernt auf, um die Geschäfte dann am nächsten Morgen in aller
Frische zu tätigen. Erschöpft von der langen Reise schlief er allerdings bis
weit in den Morgen und erwachte erst, als die Sonne bereits hoch am Himmel
stand.
Spock ritt so schnell er konnte zum Haus der Zwerge. Doch dort traf er
niemanden an. Vorsichtshalber warf er einen Blick in den Schuppen, der an das
Haus angrenzte - und erspähte dort einen seltsamen Behälter. Neugierig trat er
näher und erblickte zu seinem Entsetzen Schneewittchen - seinen Jim! - unter
der Plane. Er schlug sie zurück und beugte sich über seine reglose
"Prinzessin", um die rosenfarbenen Lippen zu küssen. Kein
Lebenszeichen. Er schüttelte ihn.
In diesem Moment kehrten die Zwerge zurück, sie waren auf der Suche nach einem
Ort gewesen, an dem sie Schneewittchen begraben würden und hatten sich
schließlich für die Lichtung entschieden, auf der Pavel sie gefunden hatte.
"Hey, was soll das?" Pavel stürmte auf den Prinzen los und schubste
ihn weg. "Lass' mein Schneewittchen in Frieden!"
"Dein Schneewittchen?", wiederholte Spock, als er sich aufrappelte.
"Das ist mein Jim und ich will sofort wissen, was ihr mit ihm gemacht
habt."
Die Zwerge bauten sich schützend vor dem Wagen mit Schneewittchen auf. Nur
Christine warf dem Prinzen anhimmelnde Blicke zu, anstatt wütend auszusehen,
wie der Rest. Sie sah sich im Geiste schon den verzweifelten Prinzen trösten,
bis der in heißer Liebe zu ihr entflammen würde und sie mit in sein Schloss
nahm. Dann konnte die hochnäsige Nyota sehen, wo sie
bliebe...
"Wir haben überhaupt nichts mit ihm gemacht", knurrte Len. "Als
wir nach Hause gekommen sind, lag er tot am Boden."
"Tot?", flüsterte Spock. "Das ist nicht wahr." Er schob
sich zwischen Len und Pavel durch und kniete sich neben den Wagen. "Das
ist nicht wahr, ich weiß, dass er lebt."
Len wies auf seine Stirn und dann auf den Prinzen. Doch niemand gab auf ihn
Acht.
Spock küsste wieder die rosenfarbenen Lippen und streichelte die runden Wangen
seines Verlobten. Jim schlief nur, ganz bestimmt. Dann stand er auf und hob
Schneewittchen auf seine Arme. "Ich werde ihn mitnehmen."
Das wollten die Zwerge nicht zulassen, sie stürmten ihm nach und zerrten an
seiner Kleidung, bis er stolperte und mitsamt Schneewittchen auf den Boden
fiel.
Der Aufprall auf den Boden löste den Apfelbrocken, der in Schneewittchens Kehle
steckte. Er schlug die Augen auf, spuckte ihn aus und setzte sich auf.
"Jim!"
"Schneewittchen!"
"Du lebst."
Von allen Seiten stürmten sie auf ihn ein, Prinz und Zwerge gleichermaßen. Und
Schneewittchen saß verwirrt da und hatte keine Ahnung, was solche Aufregung
verursacht hatte.
Spock scheuchte schließlich die Zwerge weg und kniete sich neben Schneewittchen
und schloss ihn fest in die Arme.
Am nächsten Tag kehrten Schneewittchen mit ihrem Prinzen zu ihrem Vater zurück
und erzählte ihm die ganze Geschichte. Die böse Hexe platzte vor Zorn und Hass,
als sie die beiden glücklich vereinten Liebenden sah und verschwand somit auf
Nimmerwiedersehen.
Und die Zwerge wurden natürlich zu der rauschenden Hochzeit eingeladen, die
bald darauf stattfand und die Jim und Spock zu Mann und... ähem na ja, eben zu
Eheleuten machte.
* * *
Jim kämmte sich sein blondes Haar zurück und summte dabei leise vor sich hin.
Plötzlich grinste er. "Spieglein, Spieglein an der Wand", meinte er.
"Wer ist der Schönste hier im Land."
Und der Spiegel antwortete pflichtschuldig: "Ihr seid der Schönste hier -
doch Prinz Spock in eurem Bett, ist noch viel tausendmal schöner als Ihr."
Empört warf Jim die Bürste in den Spiegel, worauf der natürlich in tausend
Stücke zerbarst.
Spock eilte in den Raum, alarmiert von dem Geräusch. "Was ist passiert, t'hy'la?", fragte er besorgt.
"Nichts", Jim eilte zu ihm und umarmte ihn. "Nur ein
Missgeschick." Er schmiegte sich an seinen Prinzen. "Lass' uns zurück
ins Bett gehen."
Ende