Ein Handschuh an schöner Hand
2008
Fandom:
Inspektor Jury/Will & Grace
Charaktere:
Melrose Plant, Richard Jury, Will Truman, Vince D’Angelo
Kategorie: PG
Hinweise: Humor
Feedback:
tlen11@freenet.de
Summe: Melrose
trifft jemanden, der seine Leidenschaft teilt.
Disclaimer:
Die
Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen
bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu
verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen
Dank an Lady Charena fürs Beta.
"Hey!" So wie der Ruf gleichzeitig
ausgestoßen wurde, so griffen zeitgleich zwei Hände nach den Handschuhen -
blaues Wildleder, feinste Verarbeitung. Zwei Augenpaare funkelten einander
wütend an.
"Ich habe sie zuerst entdeckt", sagte der
zu dem einen gehörende Mund.
"Nein ich", beharrte der andere.
"Aber ich will sie haben", betonte der
Erste. "Mir stehen sie sowieso viel besser als Ihnen."
"Papperlapapp, mir stehen sie mindestens genauso
gut", erwiderte der Zweite. "Und ich will sie auch unbedingt.
Außerdem habe ich sie viel eher gesehen als Sie. Basta!"
"Hören, Sie mal, Sie Schnösel Sie...",
empörte sich der eine.
Ehe der andere etwas erwidern konnte, griff der
Händler ein. Im Gegensatz zu den beiden Herren war sein Englisch gebrochen und
mit unüberhörbarem italienischen Akzent. "Meine Herren", sagte er und
lächelte höflich. "Ich habe mehr als dieses eine Paar in dieser Farbe und
Qualität. Sie werden beide zufrieden gestellt werden. Außerdem", er wandte
sich nun an den ersten der zwei Männer. "Ich glaube dieses Paar hatte sowieso
nicht ihre Größe, Mylord."
"Mylord?" Der zweite Mann betrachtete ihn
nun mit weit aufgerissenen Augen.
Der andere schüttelte den Kopf. "Nicht
mehr", sagte er ohne weitere Erklärung. Besänftigt streckte er seine
Rechte zum Gruß aus. "Melrose Plant, mein Name. Ich komme aus Long
Piddleton, England."
"Vince D’Angelo aus New York", erwiderte
sein Gegenüber die Vorstellung.
"Bitte verzeihen Sie mir meinen kleinen
Ausbruch. Wenn es um meine Leidenschaften geht, neige ich bedauerlicherweise
mitunter dazu, mich zu vergessen", sagte Melrose.
Er wandte sich an den Händler. "Bitte suchen Sie
mir ein Paar dieser heraus und wenn Sie einmal dabei sind auch gleich von den
weinroten im Schaufenster."
"Sehr wohl, Mylord", antwortete der Händler
diensteifrig. "Das wäre dann Ihr achtes Paar."
"Acht?" Erneut riss Vince erstaunt die
Augen auf. "Sie wollen acht Paar kaufen?"
"Mindestens", erwiderte Melrose. "Ich
finde ein Mann kann nie genug Handschuhe haben. Außerdem möchte ich einigen
Freunden ein Weihnachtsgeschenk machen."
Dass es, wie bei seinen früheren Besuchen in dem
Florentiner Handschuhgeschäft am Ponte Veccio bei diesem Vorsatz bleiben und er
stattdessen lieber alle für sich behalten würde, verschwieg er lieber. Er war
einfach geradezu vernarrt in die gute Arbeit und Qualität, die er hier bekam.
Leisten konnte er sie sich allemal. Richard würde ihm aber trotzdem wieder
einen Vortrag über unnötige Verschwendungssucht halten. Ob er ihm mit einem
Paar neuer Handschuhe besänftigen konnte? Immerhin war es im Winter kalt bei
Ermittlungen auf Londons Straßen.
"Packen Sie noch ein Paar von den weinroten für
meinen Freund ein", rief er dem Händler zu.
///
Derweil vor dem Geschäft:
Richard Jury trat von einem Bein aufs andere, die
Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben. Melrose war schon eine
halbe Stunde in dem Laden. Wie lange konnte es dauern, ein Paar Handschuhe zu
kaufen? Er hatte seine wenigen Tage vorweihnachtlichen Urlaubs eigentlich dazu
nutzen wollen, endlich einmal Florenz kennen zu lernen. Wie er seinen
Vorgesetzen kannte, würde Racer nichts unversucht lassen, ihm über die
Weihnachtstage wieder einen Fall aufzubürden, mithin waren dies die einzigen
freien Tage, auf die er in diesem Jahr noch hoffen durfte, und die hätte er
gern sinnvoller als mit ewiger Warterei verbracht. Außerdem wurde ihm langsam
kalt.
Richard ging ein paar Schritte zur Seite, um sich
durch Bewegung aufzuwärmen und einen Blick durchs Schaufenster zu werfen, in
der Hoffnung, Melrose zu erspähen und ihm ein Zeichen geben zu können, er möge
sich beeilen – in den Laden zu gehen wagte er nicht, dann würde Melrose ihm nur
zig Paar Handschuhe, die er nie im Leben brauchte, aufschwatzen wollen,
fürchtete er - und stieß mit einem
jungen Mann zusammen, der von der anderen Seite kommend, die selbe Idee gehabt
hatte.
"Verzeihung", sagten sie unisono und
lächelten, als sie bemerkten, dass sie beide in Italien Englisch gesprochen
hatten.
"Sie warten wohl auch auf jemanden?",
fragte Jury.
Der andere nickte. "Mein Freund wollte sich ein
Paar Handschuhe als mein Weihnachtsgeschenk für ihn aussuchen, aber er ist
schon seit einer halben Stunde da drin."
Richard nickte verstehend. "Meiner auch. Wie ich
ihn kenne kann er sich wieder nicht entscheiden und kauft am Ende den halben
Laden. Ich heiße übrigens Richard Jury."
"Will Truman." Will schüttelte die ihm
dargebotene Hand. "Ich hoffe mein Freund nimmt sich an Ihrem kein
Beispiel. Das könnte mein Budget doch etwas sprengen." Er seufzte.
"Eigentlich bin ich ja den weiten Weg von New York gekommen, um mir die
Schönheiten der Stadt anzusehen und nicht die eines Handschuhgeschäfts, aber
wenn Vince Handschuhe sieht, ist er nicht mehr zu halten."
"Wem sagen Sie das", antwortete Richard.
"Ich komme zwar nur aus London, aber mir wäre eine andere Beschäftigung
auch lieber. Leider ist Melrose seit Jahren vernarrt in diesen Laden und seine
Produkte."
Er blickte Will fragend an. "Was halten Sie
davon, Will, wenn wir uns ein bisschen die Gegend ansehen und unsere zwei
Hübschen später wieder abholen? Wenn sie uns in der Zwischenzeit vermissen,
können Sie uns ja per Handy erreichen."
"Gern, Richard", erwiderte Will lächelnd.
///
Vince seufzte hingebungsvoll. "Ich liebe
Handschuhe auch über alles, aber ich muss froh sein, wenn ich mir ein Paar
leisten kann und das auch nur, weil mein Freund sie mir neben dieser Reise als
Weihnachtsgeschenk spendiert. Dabei kann ich mich doch nicht entscheiden. Wenn
ich ihretwegen nicht meinen Job verloren hätte, wäre vielleicht noch ein
zweites Paar drin."
"Sie haben Ihren Job wegen Handschuhen
verloren?", fragte Melrose verwundert.
"Ich war Polizist in New York", erklärte
Vince. "Während eines Kaufhausüberfalls habe ich lieber neue Handschuhe
ausprobiert, statt dem Kollegen zu helfen. Da haben sie mich gefeuert."
"Manche Leute haben einfach kein Verständnis
fürs Wesentliche." Melrose schüttelte empört den Kopf. "Mein Freund
ist Superintendent bei Scotland Yard. Sie sollten ihn mal kennen lernen."
Er legte Vince den Arm um die Schulter. "Kommen
Sie, ich spendiere Ihnen ein Paar oder besser gleich zwei."
"Aber... aber, das kann ich doch nicht
annehmen", stotterte Vince ganz perplex über soviel Großzügigkeit eines
Fremden, mit dem er sich noch vor wenigen Minuten gestritten hatte.
"Papperlapapp, es ist doch bald Weihnachten und
ich bin froh, endlich jemanden getroffen zu haben, der die Qualität dieses
Hauses ao zu schätzen weiß wie ich. Haben Sie schon die Silbergrauen dort vorn
gesehen? Ein Traum, sage ich Ihnen."
Er führte Vince Richtung vorderer Laden und nahm ein
Paar Handschuhe aus einem Regal. "Fühlen Sie mal", forderte er ihn
auf. Dann beugte er sich zu ihm und flüsterte vertraulich: "Ich trage so
ein Paar, wenn mein Freund unabkömmlich ist. Im Bett, Sie wissen schon, was ich
meine. Ein himmlisches Gefühl, sage ich Ihnen. Das Reinigen hinterher ist zwar
etwas schwierig, aber das ist es absolut Wert, glauben Sie mir." Er
klopfte Vince freundschaftlich auf die Schulter. „Wissen Sie was, für Ihren
Freund nehmen wir auch noch eines mit.“
Genau in dem Moment gingen Richard und Will draußen
am Schaufenster vorbei. "Hey, wo will Richard hin und vor allem mit
wem?", wunderte sich Melrose.
"Das ist mein Freund Will", erklärte Vince.
"Es sieht so aus, als wollten die beiden verduften."
"Das fehlte noch", rief Melrose und stürzte
aus dem Geschäft, die silbergrauen Handschuhe noch in den Händen. Vince mit den
Blauen, die ihre Bekanntschaft begannen, folgte ihm auf dem Fuße.
Richard und Will waren so in ihr angeregtes Gespräch
über Florentiner Kulturschätze vertieft, dass sie die Rufe der beiden, die
ihnen hinterher rannten, nicht hörten.
Wohl aber hörte der Polizist, der gerade zufällig des
Weges kam, jene des sich über nicht zahlende Kundschaft beklagenden Händlers
und schritt beherzt zur Tat.
Ende