Titel: Der etwas andere Weihnachtsmorgen
Autor: Lady Charena
Serie: Kung Fu – Im Zeichen des Drachen
Paarung: Peter/Roger Chin, Caine
Rating: FS,
PG, Humor
Beta: T’Len
Summe: In
dieser nicht ganz ernst zu nehmenden Story kommt Roger - nach Jordans
Weihnachtsfeier (A Shaolin Christmas) – aufgrund seiner Neugier unerwartet zu
einem... hmh... kann man es...Präsent nennen? Ich wollte schon immer wissen, was mit dem Rest der
„Liebestropfen“ (Dragon’s Daughter) geschehen ist... <g>
Disclaimer:
Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren
liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der
Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen.
Der etwas
andere Weihnachtsmorgen...
Lady Charena (Dez. 2004)
>>
“Ich hasse es, wenn du das tust, Paps.” <<
Eine
Mischung aus Frust und... Lachen... schwang in den Worten mit.
>>
„Wirklich?“ <<
Die zweite
Stimme klang amüsiert, obwohl es ihm nicht klar war, woher er das wusste.
>>
„Ach komm – du weißt genau, von was ich rede. Ich bin kein Teenager mehr, du
musst nicht frühmorgens bei mir auftauchen, um mir Tee gegen meinen Kater zu
kochen. Ich bin schließlich selbst schuld daran, keiner hat mich gezwungen, so
viel zu trinken.“ <<
Der erste
Sprecher klang diesmal weniger wütend, als vielmehr resigniert.
>>
„Ich mache mir Sorgen um dich, Peter. Du warst so... durcheinander... gestern
Abend auf dem Revier. Etwas quält dich... das spüre ich.“ <<
Die
antwortende Stimme machte keinen Hehl aus ihrer Besorgnis.
>>
„Jetzt übertreib’ mal nicht, Paps. Ich bin im Stress, okay? Du hast doch
mitbekommen, wie viel Arbeit wir haben. Und.... und Jordan und ich hatten ein
paar Schwierigkeiten, aber das geht auch vorbei. Da ist nichts weiter. Und
schon gar nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.“ <<
Noch mehr
Frust...
>>
„Ich möchte nur, dass du weißt... was immer geschieht... vergiss niemals, dass ich
dich liebe, Peter. Du kannst mir alles sagen.“ <<
Seine Augen
weiteten sich, als er die Zärtlichkeit in der anderen Stimme wahrnahm. Er
fühlte, wie das Blut heiß in seine Wangen stieg, Zeuge – wenn auch
unbeabsichtigt - eines so intimen Gesprächs zu werden.
>>
„Ich weiß...“ Eine kurze Pause. „Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren
habe. Paps, ich... ich muss hier ein wenig aufräumen und... und über einiges
nachdenken. Was hältst du davon, wenn ich später zu dir komme? Wir können
zusammen Essen gehen und... reden.“ <<
Er schloss
die Augen und gab vor, zu schlafen.
>>
„Das ist eine sehr gute Idee, mein Sohn.“ <<
Die Stimmen
entfernten sich und Roger Chin sank zurück in tieferen Schlaf.
* * *
„Hey,
Roger? Komm’ auf die Beine, Mann. Die Party ist vorbei.“ Jemand schüttelte ihn.
Stöhnend
schlug der junge Detective die Augen auf und starrte Peter Caine verwirrt an,
der zurückgrinste. Er hob den Kopf viel zu schnell und wurde mit
übelkeitserregenden Kopfschmerzen belohnt. Roger sank zurück in die Kissen.
„Du siehst
wirklich mies aus“, meinte Peter. „Und glaub’ mir, ich kann das beurteilen,
nachdem ich heute morgen in den Spiegel gesehen habe.“ Sein Grinsen
verbreiterte sich. „Versuch’s noch mal – langsamer - ich besorg dir in der
Zwischenzeit was gegen die Kopfschmerzen.“
Roger
nickte – ein Fehler, denn erneut explodierte frischer Schmerz zwischen seinen
Schläfen. Mit einer Hand hielt er seinen Kopf fest, der Gefahr lief, von seinen
Schultern zu fallen, mit der anderen griff er nach der Lehne des Sofas und zog
sich langsam in eine sitzende Stellung hoch. Verflucht, so einen Kater hatte er
nicht mehr erlebt, seit er mit Fünfzehn das erste Mal betrunken gewesen war.
Irgendwie waren seine Erinnerungen an den vergangenen Abend eher... diffus.
Peters und
Jordans Weihnachtsparty hatte so gut angefangen, er erinnerte sich an ein
Plätzchenwettessen zwischen einer beschwipsten Mary-Margaret und Blake, den er
bisher immer für einen Weihnachtsmuffel gehalten hatte. Und später hatte
Mary-Margaret mit aller Macht versucht, Peter’s Vater unter einen Mistelzweig
zu locken, doch der Shaolinpriester war ihr mit Eleganz und Amüsiertheit
ausgewichen. Schließlich hatte Skalany aufgegeben und sich zu Blake aufs Sofa
gesetzt, wo die beiden nach einer Weile eng aneinander gekuschelt einschliefen.
Er erinnerte sich ebenfalls noch daran, dass Captain Simms sich lange mit Caine
über das Findelkind unterhalten hatte und dann früh ging, da sie Todd am
nächsten Morgen erwartete. Kelly und Strenlich waren ihr bald gefolgt, wohl um
ihre eigene, private Weihnachtsparty zu feiern. Roger seufzte, als er an das
turtelnde Paar dachte. Mochte der Chief sich auch noch so zieren, kaum jemand
konnte übersehen, dass er und Kelly sich liebten. Verdammt, war das lange her,
dass er zuletzt eine Freundin gehabt hatte...
Er ließ den
Blick durch den Raum schweifen, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Der
Weihnachtsbaum und die andere, festliche Dekoration waren bestimmt von Jordan angebracht worden. Er war sich nicht
sicher, ob er Peter’s Wohnung überhaupt schon einmal zuvor betreten hatte, aber
sie entsprach sicherlich nicht seinen Erwartungen. Sie war so... westlich...
eingerichtet. Eigentlich genau wie sein Apartment, doch vom Sohn eines
Shaolinpriesters hatte er etwas anderes erwartet, obwohl er sich nicht ganz
sicher war, was. Irgendetwas, das mehr an Caines Loftwohnung erinnerte,
vielleicht. In dessen Räumen kam man sich vor, als wäre man in ein anderes
Jahrhundert versetzt, als besuche er seinen Großvater oder den Ehrwürdigen.
Aber selbst
in Caines Loft gab es einen Weihnachtsbaum, das hatte er von Jody gehört. Peter
hatte ihr erzählt, dass sein Vater ihn als Geschenk von der Bürgermeisterin
erhalten hatte. Manchmal fragte er sich, wie Caine über diese Art des
gedankenlosen Umgangs mit der
Natur dachte... Genau wie
er waren auch Peter und Caine Buddhisten und damit war Weihnachten eher ein
gesellschaftliches Ereignis als ein religiöses Fest. Aber vermutlich sah der
Priester mehr in der Geste, als er sich vorstellen konnte.
Rogers Gedanken
kehrten ins hier und jetzt zurück – und damit zu seinem eigenen jämmerlichen
Zustand. Er wunderte sich, dass Peter so munter geklungen hatte, denn der hatte
dem Punsch ebenfalls reichlich zugesprochen.
In diesem
Moment tauchte Peter in seinem Blickfeld auf und reichte ihm einen
Kaffeebecher.
„Kaffee!
Meine Rettung.“ Roger griff gierig danach, stoppte aber, als ein unbekannter
Geruch aus dem Becher aufstieg. Fragend sah er auf.
Peter
zuckte mit den Schultern. „Es riecht nicht gut und es schmeckt noch viel
grässlicher, aber dein Kater ist sofort weg. Paps hat mich heute morgen schon
mit einer Dosis davon versorgt.“
Wenig
begeistert nippte Roger an dem Gebräu, er hätte sich auch mit starkem Kaffee
und ein paar Aspirin zufrieden gegeben... Und schnappte nach Luft, als der
bittere Geschmack der Mixtur in seinem Mund förmlich explodierte.
Peter
grinste. „Schluck es so schnell du kannst runter,“ riet er. „So ist es am
erträglichsten.“
Roger
schnappte nach Luft, dann leerte er den Becher so rasch er konnte. Er beschloss
möglichst sofort nach Hause zu gehen und sich die Zähne zu putzen, bis er den
widerlichen Geschmack wieder aus dem Mund hatte.
Peter nahm
ihm den leeren Becher ab. „Wenn du willst, kannst du hier duschen, während ich
Frühstück mache. Das Zeug braucht einen Moment, bis es wirkt. Ich bin sicher,
Paps macht das...“ Er starrte einen Moment in den Becher, die Stirn gerunzelt,
sprach jedoch nicht weiter.
„Danke.“
Roger stand vorsichtig auf und zu seinem Erstaunen konnte er sicher auf seinen
Beinen stehen. „Das ist wirklich nett von dir. Ich will dir aber keine Umstände
machen.“
„Ist schon
okay.“ Peter winkte ab. „Ich hasse es, allein zu frühstücken“, fügte er mit
einem Grinsen an.
„Wo ist
denn Jordan?“, erkundigte sich Roger.
Peter zögerte
einen Moment. „Sie ist heute sehr früh zu ihrer Familie gefahren. Eigentlich
wollte ich mit, aber...“ Er zuckte mit den Schultern.
„Das mit
Jordan und dir... ist das eine... feste Sache?“
„Feste
Sache?“, wiederholte Peter mit gerunzelter Stirn.
„Nun, wenn
sie dich ihrer Familie vorstellen will... Heißt das vielleicht, dass wir uns
vielleicht bald auf eine Hochzeit freuen können?“
Doch Peter
winkte ab. „Hör’ bloß auf, du klingst schon wie mein Vater.“
Roger grinste.
„Vielleicht will er dir damit nur andeuten, dass du dich mehr um andere Dinge
kümmern solltest, anstatt immer hinter ihm herzurennen“, meinte er lachend.
Seine Heiterkeit verflog allerdings rasch, als er den eisigen Ausdruck auf
Peters Gesicht sah.
Der junge
Shaolin musterte seinen Kollegen mit zusammengekniffenen Augen. „Was soll das
heißen?“, fragte er, seine Stimme völlig ausdruckslos.
„Hey, Pete
– das war nicht so gemeint... ich dachte ja nur... manchmal sieht es aus, als
würdest du zu sehr... klammern...“ Roger verstummte unsicher.
Peter
zuckte mit den Schultern, der eisige Ausdruck verschwand von seinem Gesicht –
nicht jedoch aus seinen Augen, dunkel gefärbt von einer Emotion, die Roger
nicht deuten konnte... oder wollte. „Frühstück ist in zehn Minuten fertig.
Beeil’ dich mit der Dusche.“
Hätte es
nicht zu sehr nach Flucht ausgesehen, Roger hätte es nach diesem Tritt ins Fettnäpfchen vorgezogen, sofort zu
gehen, anstatt noch zum Frühstück zu bleiben... Also nickte er nur stumm und
verschwand ins Bad.
* * *
Roger stand
vor dem Spiegel und betrachtete sein Abbild. Er entschied, dass die Dusche und
was immer es auch gewesen war, dass Peter ihm verabreicht hatte, ein kleines
Wunder vollbracht hatten: er sah wesentlich munterer aus, als er sich fühlte.
Aber da er die Spätschicht übernommen hatte, waren ein paar Stunden Schlaf
durchaus noch drin...
Neugierig
öffnete er den Badezimmerschrank... doch da fand sich nichts ungewöhnliches,
abgesehen davon, dass Peter ordentlicher war, als er ihm zugetraut hatte.
Vielleicht Jordans Einfluss... aber irgendwie sah es auch wieder nicht so aus,
als würde Jordan ständig hier wohnen. Oder sie kam mit erstaunlich wenig
Make-up aus... Ziemlich nach hinten geschoben war ein kleines, unscheinbares Porzellanfläschchen. Weiße Dutzendware mit einem blauen
Dekor, wie es sie in jeder Touristenfalle in Chinatown gab. Merkwürdig, dass
ausgerechnet Peter so etwas besaß. Roger zog den Stöpsel heraus und roch
daran... es gluckerte leise, als er das Fläschchen schüttelte, also war etwas
darin, irgendetwas geruchloses.
In diesem
Moment klopfte es hinter ihm an die Tür und Roger ließ vor Schreck das
Fläschchen fast fallen. Er erwischte es gerade noch, aber eine klare
Flüssigkeit schwappte heraus und über seine Hände und die Vorderseite seines
Pullovers.
„Hey, alles
in Ordnung?“, fragte Peter von draußen. „Du bist schon ziemlich lange da drin.“
„Alles in
Ordnung.“ Roger stellte hastig das Fläschchen zurück und trocknete sich die
Hände ab. Er hoffte nur, das Zeugs würde keine Flecken hinterlassen. Er verließ
das Bad und gesellte sich zu Peter in die Küche.
* * *
Der Duft
des frischgebrühten Kaffees, den Peter eben in zwei Tassen goss, fand Roger
belebender als alles andere. Zufrieden lehnte er sich gegen die Anrichte und
nahm den ersten Schluck. „Man, das ist besser als das Zeug, das Blake auf dem
Revier kocht. Glaubst du eigentlich, er mischt alte Autoreifen unter das
Kaffeepulv... Peter?“ Unsicher verstummte Roger, als er Peter ansah.
Der stand da
wie festgewurzelt, das einzige, was sich in seinem Gesicht bewegte, waren seine
Nasenflügel. Der Blick des jungen Shaolin-Cops wurde glasig.
„Peter?
Hey, alles in Ordnung, man?“
„Roger...“,
seufzte Peter. „Was... was ist das?“
„Was?“
„Dieser
Geruch...“
„Ich rieche
nichts.“
„Das ist...
oh nein“, murmelte Peter im Selbstgespräch. „Ich dachte, ich hätte sie
weggeworfen. Sag’ mir, du hast nicht...“
„Was
zum.... Peter, was ist los?“ Roger starrte Peter verblüfft an, der leicht
schwankte. Er stellte hastig seine Tasse ab und eilte zu seinem Kollegen, um
ihn zu stützen. Verdammt, was sollte er jetzt nur tun?
Peter
schlang haltsuchend die Arme um ihn. „Roger... weißt du eigentlich, dass ich
dich mag“, murmelte er.
Das kam
doch etwas überraschend. Und wieso klang Peter, als wäre er betrunken? Roger
klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. „Ich weiß... wir sind Kumpel.“
„Nein...“,
wiederholte Peter hartnäckig – oder eher... quengelnd. „So wirklich richtig
echt.“
„Was immer
du meinst, Peter. Sag’ mal... geht es dir nicht gut? Hat das Zeug deines Vaters
wirklich keine... äh... unerwarteten Nebenwirkungen?“
„Nicht Paps
Medizin... er ist gut zu mir.“ Peter strahlte. „Und ich bin gut zu dir.“ Er
lehnte sich schwer gegen Roger.
„Uh... klar,
was immer... äh... Peter? Könntest du... vielleicht ein wenig... du nimmst mir
ja die Luft zum Atmen.“
Peter
lockerte seine Umklammerung etwas... wenn auch ganz offensichtlich widerwillig.
„Du magst mich nicht“, schmollte er.
Roger seufzte.
„Natürlich mag ich dich, Peter. Jeder mag dich.“ Er überlegte, was er machen
sollte. Verdammt, wenn Peter’s Vater ein Telefon hätte, würde er ihn anrufen...
Entweder hatte sich Caine bei der Mischung seines Tees vertan oder Peter hatte
einen Rest Punsch entdeckt und beschlossen, ihn nicht verkommen zu lassen. Er
seufzte erneut. Es gab da natürlich noch eine dritte Möglichkeit, aber die wies
er sofort gleich wieder weit von sich.
Er hätte
gleich nach Hause gehen sollen...
„Jeder?“,
wiederholte Peter, der jetzt auch noch mit einem Schluckauf zu kämpfen hatte.
„Ehrlich?“
„Ehrlich“,
bestätigte Roger. „Sag’ mal, würdest du mich jetzt loslassen?“
Peter
schüttelte den Kopf. „Ich mag das“, sagte er.
„Peter,
also wirklich...“ Weiter kam Roger nicht, denn zwei überraschend warme, weiche
Lippen schnitten ihm das Wort ab. Ein paar Sekunden war Roger einfach zu
schockiert, um zu reagieren, dann sammelte er sich und stieß Peter von sich.
„Spinnst du?“ Er wischte sich den Mund ab. „Du hast sie doch nicht mehr alle!“
Peter sah
ihn an, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. „Aber, Roger, ich...“,
jammerte er.
„Hey, schon
gut. Vergessen wir das... dir geht’s offensichtlich gar nicht gut.“ Roger
bewegte sich langsam an ihm vorbei, Richtung der Stufen, die nach unten in den
Wohnbereich führten. „Weißt du was, ich geh jetzt nach Hause und du... du
solltest vielleicht duschen. Oder ins Bett gehen.“
Doch Peter
blockierte seinen Weg. „Bleib’ bei mir, Roger“, bettelte er.
„Peter...
ich...“ Bevor er mehr sagen konnte, wurde Roger gegen die Wand gedrückt und
Peter küsste ihn erneut. Roger trat ihm ans Schienbein, das erstbeste, was ihm
einfiel und schaffte es, den Kopf zur Seite zu drehen, als Peter erschrocken
seinen Griff etwas lockerte. „Lass mich auf der Stelle los!“, zischte er. „Du
hast doch völlig den Verstand verloren.“ Er nutzte die Starre, die den jungen
Polizisten auf einmal befallen zu haben schien, dazu, sich von ihm loszumachen
und ins Wohnzimmer zu fliehen.
„Ich... am
besten hole ich deinen Vater“, meinte er aus sicherer Entfernung – die
plötzlich gar nicht mehr so sicher war, denn Peter kam auf ihn zu.
Plötzlich
sackte Peter in sich zusammen und plumpste auf den Boden. Zitternd schlang der
junge Mann beide Arme um sich. „Mir ist gar nicht gut...“, murmelte er. „Paps,
ja... bitte. Ich will meinen Vater. Er... er liebt mich.“
„Ja, klar.“
Roger beäugte ihn unsicher. „Verdammt, warum hat er nur kein Telefon...“ Es war
ihm nicht bewusst gewesen, dass er diese letzten Worte laut gesagt hatte, als
er unerwartet eine Antwort erhielt.
„Es ist
nicht notwendig.“
Roger fuhr
erschrocken herum und sah sich Caine gegenüber. „Äh... Peter“, stammelte er.
„Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.“
Der
Priester hatte nur Augen für seinen Sohn, der noch immer in sich
zusammengesackt auf dem Boden saß. Er trat zu Peter und kniete vor ihm nieder.
Dann hob er sanft den Kopf des jungen Mannes an. „Ich werde mich um ihn
kümmern“, sagt Caine und blickte über die Schulter auf Roger. „Sie sollten sich
die Hände gründlich waschen, bevor Sie diese Wohnung verlassen. Ihre Kleidung
muss dringend gewaschen werden. Anderenfalls werden Sie den Heimweg sehr...
beschwerlich finden und eine gewisse... Aufmerksamkeit... auf sich ziehen.“
„Was...?“
Roger brauchte einen Moment, um die Worte zu entschlüsseln. „Woher wissen
Sie...? Dieses Zeugs, das ich versehentlich auf mich geschüttet habe, ist
schuld?“
Der Shaolin
nickte nur und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Peter zu.
Roger eilte
ins Bad und begann, hektisch seine Hände zu schrubben...
* * *
Als er
einige Minuten später zurückkam, saß Peter vornüber gebeugt auf dem Sofa, den
Kopf in die Hände gelegt. Sein Vater stand dicht neben ihm, die Hand auf Peters
Schulter.
Roger
hoffte, sich unbemerkt aus der Wohnung schleichen zu können, doch genau in dem
Moment sah Peter auf. Sein Gesicht war grau und er hatte ein verlegenes Lächeln
aufgesetzt. „Hi, Roger. Ich... es tut mir... Ich muss mich wirklich
entschuldigen. Also nicht, dass du jetzt irgendwas falsches von mir denkst, was
ich getan habe... das hat nichts mit dir zu tun. Also nicht persönlich. Dieses
Zeug, das mir Lo Si gegeben hat... das hat es wirklich in sich und du hattest
eine... ordentliche Dosis davon an dir...“
„Ich wollte
nicht...“
Peter
unterbrach ihn. „Schon gut, okay, können wir das ganze nicht vergessen?“ Er
wurde plötzlich rot, was seinen Vater dazu bewegte, den Arm um seinen Sohn zu
legen. Caine beugte sich über Peter und flüsterte ihm etwas zu.
„Hey, es
ist nie was passiert“, erwiderte Roger gezwungen leichtfertig und hoffte, dass
er selbst nicht so verlegen aussah, wie er sich fühlte. „Ich... ich geh dann.“
Ohne eine Erwiderung abzuwarten, drehte er sich um und verließ hastig die
Wohnung. „Paps, es tut mir so leid...“, hörte er hinter sich, dann fiel die Tür
zu. Er grinste wider Willen. Genau, sollte der Shaolinpriester seinem Nachwuchs
den Kopf waschen...
Caine nahm
seinen Sohn in die Arme und fragte sich, wie sein Peter es nur immer wieder
schaffte, sich in solche Situationen zu manövrieren...
Ende