Titel: Was wäre wenn...
Teil: 4/6
Autor: T'Sihek
Serie: TOS
Paarung: K/S
Rating: PG
Zusammenfassung: Kirk und Spock kommen sich näher.
Fortsetzung von "Was wäre wenn... Teil 1" unter
Verwendung einer eurer Vorschläge. Lasst euch überraschen, welcher. Und vielen
Dank an alle, die mir ihre Ideen geschickt haben.
Feedback: Gerne! MCKuppler@t-online.de
Archiv: Für private Zwecke jederzeit.
Disclaimer: Spock und Kirk gehören Paramount/Viacom. Der Rest gehört mir und
ich beabsichtige nicht, einen Gewinn daraus zu erzielen - außer Spaß zu haben.
Wer unter 18 ist oder homoerotische Erzählungen nicht mag, sollte bitte nicht
weiterlesen.
Teil 3
Was wäre wenn... Teil 4
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Als Kirk am nächsten Morgen aufwachte, wusste er bereits, was nicht stimmte.
Sein Blick wanderte automatisch zum Schachspiel. Er hatte die
heruntergefallenen Figuren gestern nicht mehr aufgehoben. Sie standen an ihrem
Platz.
Also befand er sich tatsächlich in einer Zeitschleife. Die Frage war nur, wie
er da wieder herauskam?
Aus reiner Routine setzte er sich an seinen Schreibtisch und aktivierte sein
Terminal.
"Computer, Schiffsstatus."
Die vertraute Computerstimme antwortete sofort. "Alle Systeme arbeiten
einwandfrei. Keinerlei Krankmeldungen, keine laufenden oder beantragten Reparaturen.
Derzeitige Mission..."
"Computer aus."
Er seufzte ergeben.
Nun, immerhin konnte er die Zeit nutzen, um herauszufinden, wie er an Spock
herankam. Denn offenbar war er der einzige, der sich der Zeitschleife bewusst
war.
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Auch auf der Brücke erwartete ihn das schon zu vertraute Bild. Alles widerholte
sich, wie an den beiden Tagen zuvor und Kirk spielte mit. Was blieb ihm auch
anderes übrig: Jede Änderung, die er versuchte, wurde von seinen Offizieren
völlig ignoriert. Es war, als hätte er sich überhaupt nicht anders verhalten.
Er grinste still in sich hinein. Langsam begann ihm die Situation Spaß zu
machen. Es war nur gut, dass sie nicht in die Zeitschleife
geraten waren, als sie gerade in einen Kampf mit einem feindlichen Schiff
steckten! Das wäre ihm dann doch zu viel gewesen. So aber...
Immer wieder wanderte sein Blick zu Spock. Er genoß es, die anmutigen
Bewegungen zu beobachten. Selbst wenn ihn Spock ertappen würde, hätte es keine
Konsequenzen.
Plötzlich ruckte Kirks Kopf hoch. Moment mal.
Es könnte durchaus Konsequenzen haben! Denn Vorgestern hatte er mit Spock
Schach gespielt. Und Gestern hatte er ihn geküsst. Und beide Male hatte Spock
der Situation entsprechend reagiert...
Das konnte bedeuten, dass genau hier die Lösung lag. Spock schien der einzige
zu sein, den er durch sein Verhalten innerhalb der
Zeitschleife beeinflussen konnte. Es sah ganz so aus, als müsste er etwas
erreichen, um die Zeitschleife zu durchbrechen. Etwa Spock
verführen? Das wäre genau das, was er im Sinn hatte.
Die Reaktion des Vulkaniers auf den Kuß fiel ihm wieder ein. ,Dies ist kein
Spiel, an dem ich bereit bin mitzuspielen, Captain.`
Was hatte Spock damit gemeint? War er nicht an ihm interessiert? War es sein
Ruf als Don Juan, der den Vulkanier abschreckte? Immerhin war er dafür bekannt,
dass seine Eroberungen selten mehrere Nächte überdauerten.
Kirk wusste, dass Vulkanier nur lebenslange Beziehungen eingingen. War es seine
Wortwahl, sein Bezug auf das ,Spiel` gewesen, der ihn abgeschreckt hatte? Glaubte
Spock womöglich, er sah ein Spielzeug, einen netten Zeitvertreib in ihm?
Er unterdrückte ein entsetztes Stöhnen. Er hatte es wieder verpatzt. Und
diesmal noch gründlicher.
Ein weiterer Gedanke schlich sich in sein Bewusstsein. Vielleicht war Spock
aber auch ganz einfach nicht an Männern interessiert und hatte sich überhaupt
nicht auf das Spiel als solches bezogen?
Vielleicht beobachtete er ihn ja nur deshalb ständig, weil er versuchte, von
ihm zu lernen. Es wäre ja gut möglich, dass sich Spock in eine der
Wissenschaftlerinnen verliebt hatte, die in seiner Abteilung arbeiteten. Kirk
wusste, dass nicht wenige davon den Vulkanier verehrten.
Etwas beruhigter lehnte er sich in seinen Sessel zurück.
Es wäre zwar jammerschade, aber wenn es Spocks Problem war, dass er nicht
wusste, wie er eine von ihnen herumkriegen sollte, so würde er ihm helfen.
Schließlich wünschte er sich nichts mehr, als den zurückgezogen lebenden
Vulkanier glücklich zu machen...
Und wieder lud er ihn zu einem Schachspiel ein...
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Kirk sah sich zufrieden in seinem Quartier um. Ja, es war alles perfekt.
Der Türsummer riss ihn aus seinen Gedanken.
"Herein!"
Spock blieb einen Moment lang verwirrt in der Tür stehen.
"Nun kommen Sie schon herein, Spock und setzen Sie sich."
Kirk deutete auf den Sessel, in dem Spock auch schon gestern und vorgestern
gesessen hatte. Diesmal stand kein Schachspiel auf dem kleinen Tisch.
"Möchten Sie etwas trinken? Wein, Wasser oder Saft?"
"Wasser wäre akzeptabel."
Wieder dieses Wort! Kirk grinste still in sich hinein, als er aus einer Karaffe
Wasser in ein bereitstehendes Glas eingoß. Heimlich musterte er Spock. Der
Vulkanier war völlig verwirrt. Seine Augenbrauen schienen unter den Pony zu
klettern, während er mit schräggelegtem Kopf das Arrangement betrachtete.
Der Tisch war mehr als festlich gedeckt. Ein üppiges Rosenbouquett schmückte
die Mitte und verströmte einen feinen, aromatischen Duft. Die Plätze waren mit
feinem Porzellan und passenden Gläsern für ein mehrgängiges Menu gedeckt und im
Hintergrund spielte kaum hörbar dezente Musik. Mehrere Kerzen erhellten den
Raum, warfen ein weiches Licht auf die Szene.
Kirk schenkte für sich Wein ein und begann dann, die Vorspeise - eine
vulkanische Delikatesse aus gekochten, mit einer speziellen Soße zubereiteten
Wurzeln - auf die Teller zu verteilen. Dabei ließ er Spock noch immer nicht aus
den Augen.
Die dunklen Augen wanderten vom geschmückten Tisch, zum Essen, zu Kirk, zu den
Kerzen und wieder zurück. Er war sichtlich verwirrt, obwohl er es zu verbergen
versuchte.
"Was hat das zu bedeuten, Jim?"
"Oh, ich dachte, es wäre nett, den Abend mit einem gemeinsamen Essen zu
beginnen. Man kommt dabei besser ins Gespräch."
Konnte ein Vulkanier noch verwirrter dreinschauen? Spock konnte es definitiv.
Spock legte den Kopf schief und musterte Kirk eindringlich.
Konnte ein Vulkanier noch verwirrter dreinschauen? Spock konnte es definitiv.
"Die kann man wohl kaum als ein gewöhnliches Essen bezeichnen. Zudem darf
ich Sie daran erinnern, dass wir erst vor 6,243 Stunden eine gemeinsame Malzeit
- das Mittagessen - gemeinsam eingenommen haben. Hinzu kommt, dass es für uns
wohl keiner... außergewöhnlichen Atmosphäre bedarf, um ins ,Gespräch` zu
kommen."
Kirk grinste nur und hob sein Glas zum Toast.
"Da haben Sie recht, Spock. Aber vielleicht gibt es ja einmal für Sie eine
Gelegenheit, in der Sie mit einer anderen Person in einer
besonderen Atmosphäre ins Gespräch kommen möchten. Zudem darf ich Sie daran
erinnern, dass Sie selbst darauf hingewiesen haben, dass Sie an typisch
menschlichen Gewohnheiten interessiert sind. Dies hier ist eine
davon."
Spock bemerkte Kirks besondere Wortwahl durchaus, doch er verkniff sich ein
Kommentar. Der Duft der Yelek-Wurzeln stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn
daran, dass er noch nichts zu Abend gegessen hatte.
Er hob ebenfalls sein Glas.
"Worauf wollen wir anstossen?"
"Auf besondere Gelegenheiten."
Spock nickte und trank dann einen Schluck.
"Essen Sie, Spock. Bevor es kalt wird."
Spock folgte der Aufforderung, doch seine Gedanken waren überall, nur nicht
beim Essen. Immer wieder beobachtete er Kirk. Eine seltsame Melancholie schien
von ihm auszugehen, fast als ob er etwas bedauerte.
Sie sprachen über alles Mögliche, doch mit nichts gab Kirk ihm einen Hinweis, was
er mit all dem bezweckte. Im Gegenteil. Der Captain vermied jeden längeren
Blickkontakt, jede zufällige Berührung, jede zweideutige Bemerkung, wie sie
nach Spocks früheren Beobachtungen zu einem derart romantischen Essen
dazugehört hätten. Er seufzte lautlos und sah auf seinen Teller.
Dies wäre eine wunderbare Gelegenheit gewesen, Kirk zu zeigen, was er für ihn
empfand. Eine winzige Ermunterung hätte ihm schon
ausgereicht. So aber war das Risiko zu groß, die für ihn so wertvolle
Freundschaft zu verlieren.
Kirk schien kein Interesse an ihm zu haben. Wenn er jetzt offen zugeben würde,
was er empfand, wie tief er empfand, konnte er alles
zerstören, was er hatte.
Er würde sich mit dem wenigen zufrieden geben müssen, was er hatte... Kirks
Vertrauen, seine Freundschaft, seine Gesellschaft, die
harmlosen, zufälligen Berührungen...
Und er würde seine Sehnsucht weiterhin hinter der Maske aus Selbstbeherrschung
und Disziplin verbergen.
Kirk bemerkte nichts von Spocks Kummer. Zu sehr war der Vulkanier darauf
bedacht, sich zu kontrollieren.
Als sie bei der Nachspeise - terranische Früchte - angelangt waren, meinte Kirk
unvermittelt: "Sie müssen wissen, Spock, dass dies eine der vielen
Möglichkeiten ist, mit Frauen ins Gespräch zu kommen. Allerdings sollten Sie
dann schon während des Essens versuchen, direktere Kontakte zu knüpfen."
Spock hob den Kopf und sah ihn an. "Zum Beispiel?
"Er war verwirrt. Was sollte das alles? Frauen?
"Nun. Sie können einen tiefen Blickkontakt herstellen, wie zufällig ihre
Hand berühren, Komplimente über ihr Aussehen, ihre Arbeit machen. Wenn sie
verschiedene Gerichte essen, können Sie sie kleine Happen von Ihrem Essen
probieren lassen... Das alles schafft eine besondere, vertraute Atmosphäre, die
den Weg für intimere Momente öffnet."
Er trank einen Schluck von seinem Wein.
"Glauben Sie mir. Ich habe diese Taktik schon mehr als einmal angewandt,
und sie funktioniert immer. Frauen wollen umworben,
umsorgt werden. Gleichgültig, wie gut oder talentiert sie in ihrem Beruf sind.
Das ist übrigends das Letzte, worüber Frauen bei einem
romantischen Tête-á-tête reden wollen. Sie wollen vielmehr hören, wie schön sie
sind, wie amüsant, wie elegant. Sie wollen hören und sehen, wie sehr Sie sie
bewundern."
Spock nickte, wie betäubt. Glaubte Kirk, er bräuchte Nachhilfe im Flirten?
Sicher, er war kein Spezialist in diesem Gebiet, so wie
Kirk. Er hatte allerdings auch kein Verlangen danach...
"Wissen Sie, wie ein Handkuss gegeben wird?"
Diesmal schüttelte Spock den Kopf, noch immer sprachlos.
Kirk stand auf und stellte sich vor Spock, der verdutzt zu ihm aufsah. Was kam
jetzt?
"Geben Sie mir Ihre rechte Hand!"
Fast automatisch gehorchte Spock. Erstarrte beobachtete er, wie Kirk seine Hand
nahm und sie mit einer leichten Verbeugung an die Lippen hob. Der kühle Atem
des Menschen strich über den Handrücken und jagte warme Schauer über Spocks
Rücken. Dann fühlte er, wie die überraschend festen Lippen kurz seine Haut
berührten. So zart, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Doch bevor Spock sich aus seiner Erstarrung lösen konnte, hatte Kirk die Hand
losgelassen und sich wieder gesetzt.
"Verzeihen Sie mir meine Unverfrorenheit, Spock. Ich weiß, dass Sie nicht
gerne berührt werden und hätte Sie vielleicht vorwarnen sollen. Aber so haben sie
am ehesten einen Eindruck davon bekommen, wie ein unerwarteter Handkuß auf eine
Frau wirkt. Und er verfehlt seine Wirkung nie, glauben Sie mir. Allerdings
sollten Sie die Hand nicht sofort wieder loslassen, sondern noch etwas mit den
Fingerkuppen liebkosen. Der Rest dürfte sich dann fast von selbst
entwickeln."
Spock schluckte trocken und nickte stumm. Der Handkuß hatte seine Wirkung
tatsächlich nicht verfehlt! Kummer überschwemmte sein Denken. Wenn Kirk an ihm
interessiert gewesen wäre, dann hätte er doch sicher die Hand nicht
losgelassen, sondern ihm das weitere gezeigt, anstatt es ihm nur verbal zu
erklären. Oder nicht? Hatte er sich die sanften verträumten Blicke auf der
Brücke nur
eingebildet? Offensichtlich ja.
Spock sah nur eine Möglichkeit: Er würde in der Meditation versuchen müssen,
seine Empfindungen unter Kontrolle zu bringen.
Kirk musterte seinen Freund. Spock wirkte angespannt und abwesend. Vermutlich
war er mit seinen Gedanken bei jener Frau...
Nun, das Essen war beendet und Kirk hatte ihm so ziemlich jeden Trick verraten,
den er selbst beherrschte. Von jetzt an war es allein
Spocks Angelegenheit. Hauptsache, er würde jemanden finden, der ihm die Liebe
und Geborgenheit gab, die er ihm wünschte.
"Möchten Sie noch eine Partie Schach spielen, Spock."
Der Blick der dunklen Augen streifte ihn und verharrte dann auf dem Schachspiel
im Regal. Es wäre eine Chance, noch etwas länger bei Kirk zu bleiben...
Nein, besser nicht. Spock rief sich innerlich zur Ordnung und straffte
unbewusst die Gestalt.
"Nein. Ich würde es vorziehen, in mein Quartier zurückzukehren."
Kirk nickte nur knapp. Er konnte Spock verstehen. Sicher würde er sein neues
Wissen so bald wie möglich in die Tat umsetzen wollen. Schade eigentlich...
"In Ordnung, Spock. Es gibt sicher vieles, worüber Sie noch nachdenken
wollen. Aber lassen Sie sich nicht zu viel Zeit damit,
jene Dame anzusprechen. Gute Nacht."
Spock verharrte im Türrahmen und drehte sich noch einmal um. Sein Gesicht war
ausdruckslos, als er antwortete.
"Es gibt keine Dame, die mich in dieser Art interessiert, falls sie das
meinen. Jim. Gute Nacht."
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Als Spock gegangen war ließ sich Kirk schwer in einen Sessel fallen.
Hatte er es etwa schon wieder verpatzt! Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Was
war nur los mit ihm? Er konnte doch sonst seiner Intuition blind vertrauen!
Müde und seltsamerweise erschöpft ging er ins Bad und trat unter die Dusche.
Vielleicht hatten die guten Geister des Universums ja ein Einsehen mit ihm und
gewährten ihm noch eine Chance. Vielleicht lachten sie ihn aber auch nur aus.
Doch die guten Geister des Universums lachten nicht - sie kicherte vielmehr
hämisch vor sich hin...
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Wird in Teil 5 fortgesetzt.