neu: Wake-up call (House MD, PG-13, slash)
Prompt: 011. rot
Titel: Wake-up call
Autor: Lady Charena
Fandom: House MD
Pairung: House/Wilson
Rating: PG-13, slash
Beta: T'Len
Archiv: ja
Summe: Ein alternatives Ende zu „Merry Little Christmas“, bei dem Wilson wieder
zurückgekommen ist.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen. Lyrics: Maroon 5
Would have bled to make you happy
You didn't need to treat me that way
I didn't hear what you were saying.
I live on raw emotion baby
I answer questions never maybe
So who the hell are you to save me
I never would have made it babe.
Whoa-ha. Dieses Mal hatte er es wirklich zu weit getrieben.
Das war sein zweiter Gedanke, als er aufwachte, umgeben von den vertrauten
Geräuschen des Krankenhauses, dem Piepsen eines Monitors, dem Geruch nach
Desinfektionsmittel und Krankheit, mit einer Infusionsnadel in seinem
Handrücken.
Sein erster Gedanke war gewesen: Verdammt, ich bin immer noch hier.
Vielleicht hatte er nicht absichtlich die ganze Packung Oxycodone geschluckt. Vielleicht
war er einfach nur zu betrunken gewesen, vielleicht hatte es zu sehr wehgetan,
als dass er sich noch darum kümmerte.
Interessanterweise spürte er jetzt überhaupt nichts mehr. Weder in seinem Bein,
noch überhaupt. Hatte wohl etwas mit dem zu tun, was auch immer da mit der
Infusion in seine Adern floss.
Sein dritter Gedanke war: Wilson.
Warum war Wilson bei ihm aufgetaucht? Er hatte geglaubt, die kleine Szene in
seinem Büro hätte ausgereicht, um Saint Jimmy für mindestens zwei Wochen von
ihm fernzuhalten, sofern sie sich nicht im Krankenhaus über den Weg liefen. Oder
vielleicht hatte er auch angenommen, dass Wilson, der ewige
Kümmerer-und-sich-Sorgen-Macher gerade deshalb vor seiner Tür stehen würde, von
Schuldgefühlen über seinen Deal mit Tritter zerfressen?
Er schloss die Augen und versuchte, einzuschlafen – oder zumindest so
auszusehen. Wenn sie dachten, er würde schlafen, ließen sie ihn in Ruhe. Richtig?
Zu dumm, dass sie sich daran erinnern könnten, dass es ihn auch nie aufgehalten
hatte, wenn ein Patient schlief...
Es musste immer noch mitten in der Nacht sein, sonst wäre es nicht so still
gewesen, dass er die Stimme auf dem Korridor vor seiner Tür nicht nur hörte,
sondern jedes Wort verstand. Es war Wilson und er klang... unerwarteterweise...
stinksauer.
„Was zum Teufel soll ich noch tun?“
Whoa, Jimmy, langsam. Er fluchte? Dann war er absolut angepisst. Und es war
nicht schwer zu raten, wer der Grund für diesen Ärger sein könnte...
„Was soll ich noch anfangen? Soll ich ihn im Tierheim abgeben? Das geht nicht,
da schläfern sie ihn nach fünf Tagen ein.“
Oh-ho. Sieh’ mal einer an, wer da Nachhilfe in Sarkasmus genommen hat.
Aus der Stimme auf dem Korridor wurde abrupt eine Stimme in seinem Raum, als
die Tür aufging und Wilson eintrat. House hob den Kopf, nur ganz wenig, um zu
sehen mit wem Wilson sprach, doch ihm folgte niemand.
„Ich weiß, dass du wach bist“, sagte Wilson, dem die Bewegung nicht entgangen
war. Er knipste das Licht über dem Bett an und trat dann wieder zurück, so dass
er fast ganz im Schatten stand. Das machte es schwerer, sein Gesicht zu sehen. „Du
warst die ganze Zeit über wach. Willst du das Ergebnis deiner Blutanalyse
wissen?“
Nein, das wollte er definitiv nicht. Seine Gedanken rasten, als er versuchte,
mit einer Antwort aufzukommen, die Wilson vorzugsweise dazu bewegen würde, ihn
alleine zu lassen. Aber es war schwer, vernünftig zu denken, wenn man den Magen
ausgepumpt bekommen hatte – seiner letzten klaren Erinnerung und dem Zustand
seines Fußbodens nach ohnehin vergebene Liebesmüh’ – und weiß-der-Geier-was aus
dem Infusionsbeutel in seine Adern lief.
„Jemand sollte mit den Vampiren in der ER reden. Sie haben mir für die Analyse
so viel Blut abgezapft, dass ich sie anflehen musste, noch was für die Katze
übrig zu lassen.“
„Du hast keine Katze. Außerdem warst du in der ER kaum bei Bewusstsein.“
Wilsons Stimme verriet interessanterweise nichts von seinen Gedanken, alles was
er heraushören konnte, war ein Unterton von Resignation.
„Sie haben mich versprechen lassen, dass ich niemals auf die Idee komme, meine
Leber zu spenden.“ Okay, das war noch schwächer, aber erwartete wirklich jemand
von einem Ertrinkenden einen logischen Vortrag?
Ein Ertrinkender? Woher kam das? Und warum zum Teufel hatte er das eben nicht
nur gedacht, sondern auch laut ausgesprochen.
„Ein Ertrinkender?“, wiederholte Wilson. Er lachte und es war ein fremder,
bitterer Klang, der überhaupt nicht nach Wilson klang. „Deine Leber liegt in
einem Whirlpool voll Alkohol seit ich dich kenne.“ Er trat abrupt nach vorne,
stützte beide Hände rechts und links von House’ Kopf auf und beugte sich vor.
Der einzige Weg, seinem Blick zu entgehen, wäre gewesen, die Augen zu
schließen. Aber nicht einmal das konnte er.
„Das hier ist... das hier ist die schrecklichste Nacht seit jener, in der
Stacey mich vor deiner OP anrief, um mir zu sagen, dass du einen Herzstillstand
hattest. Komm’ mir also einmal in deinem Leben nicht mit deinen zynischen
Bemerkungen und schwachsinnigen Witzen. Ist das klar, House?“
Er blinzelte überrascht. Wann hatte klein-Jimmy Rückgrat entwickelt? Es musste
an seinem benebelten Zustand liegen, dass er diesen Gedanken fast sofort wieder
bereute. „Okay“, entgegnete er in einem – wie er hoffte – besänftigenden
Tonfall. „Okay.“
„Du bist zurückgekommen.“ Oh, er war so high. Ansonsten hätte er das eben nicht
gesagt.
Wilson zögerte. „Ja. Ich bin ein Idiot.“
„Nein. Du bist ein Vampir. Deshalb bist du zurückgekommen. Es geht dir einer
dabei ab, wenn du jemanden helfen kannst.“ Er drehte den Kopf weg, aber
irgendetwas zwang ihn förmlich dazu, wieder hin zu sehen.
Ein Schatten glitt über das müde Gesicht des jüngeren Mannes. „Du kannst es
einfach nicht lassen“, erwiderte Wilson leise. „Ich bin das so leid, Greg. Ja,
ich bin zurückgekommen. Und ich... ich wünschte fast, ich hätte es nicht getan.
Ich will so was nie wieder erleben.“
Er sah zu ihm auf und als Wilson sich aufrichten wollte, griff er nach seiner
Krawatte. Huh. Merkwürdig. Wie lange hatte er geschlafen? Wilson war sicherlich
nicht in sein Hotelzimmer gefahren, um sich umzuziehen – aber er hatte auch in
seinem Büro eine Krawattenkollektion in der untersten Schreibtischschublade, wo
normale Menschen ihre Pornos versteckten.
Die Krawatte war rot.
„Hübsch“, murmelte er und zog daran.
Wilson verdrehte die Augen. „Ich muss mit Dr. Chen über deine Medikamentation
reden. Was hast du ihm angetan? Er hat dir eindeutig eine zu hohe Dosis
gegeben.“
Er spürte ein großes, breites Grinsen auf seinem Gesicht und wäre er nicht so
voll Drogen gewesen, hätte er sich von sich selbst angewidert gefühlt. „Du bist
zurückgekommen.“ Wieder zog er an der Krawatte und mit einem leisen,
halberstickten Protestlaut gab Wilson dem Zug nach und beugte sich zu ihm
hinunter, die Handflächen flach auf das Kissen gestützt. Er schloss die Augen,
als er ihn küsste, aber er machte weder ein Zeichen zur Gegenwehr, noch drehte
Wilson den Kopf weg.
„Und du bist ein Idiot, Greg.“
„Das fällt dir erst jetzt auf?“, erwiderte House trocken.
Wilson befreite seine Krawatte aus seinem Griff und richtete sich auf. Er
machte eine Show daraus, sich den Mund abzuwischen. „Mach’ das nie wieder, wenn
du nicht willst, dass ich mich übergebe.“
Die Kontrolle über seine Gliedmaßen kehrte langsam zurück und er verschränkte
die Arme hinter dem Kopf. „Okay. Sorg’ dafür, dass sie mich hier rauslassen und
ich putze mir die Zähne.“ Er blinzelte. „Ich habe keine Ahnung, wie spät es
ist, aber sicher noch nicht zu spät, dass du dein Weihnachtsgeschenk
auspackst.“ Er wackelte in comichafter Manier lüstern mit den Augenbrauen. Doch
Wilson sah ihn nur an und er wurde wieder ernst. „Wann kommst du zurück?“,
fragte er leise. „Ich meine... zieh’ wieder bei mir ein.“
Das waren natürlich nur die Drogen, die ihn in einen weichbirnigen,
sentimentalen Trottel verwandelten.
Wilson schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht wieder einziehen.“ Er trat vom
Bett weg, zurück in die Schatten. „Und denk’ nicht einmal daran, auf zu stehen,
bevor Chen dich gehen lässt. Ich denke, Cuddy hat einen Posten mit einem
Betäubungsgewehr in der Lobby postiert.“
„Wo gehst du hin?“, fragte er, als Wilson sich abwandte und zur Tür trat.
Wilson drehte sich nicht um. „Ich brauche ein wenig Zeit für mich alleine. Um
nach zu denken. Ich glaube, du solltest das gleiche tun.“ Ohne auf eine Antwort
zu warten, öffnete er die Tür und ließ ihn allein.
Dafür war er aufgewacht? House schloss die Augen, drehte sich dann auf die
linke Seite. Aber er konnte nicht wieder einschlafen.
Wieso war er wieder aufgewacht...
Ende