Auf den ersten Blick
T’Len
2008
Fandom: Mit Herz und Handschellen
Charaktere: Erasmus Wacker, Leo Kraft, Nina Metz und eine schöne Unbekannte
Kategorie: G, Humor
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Wacker hat die Liebe erwischt (mal wieder), er hätte wohl besser zweimal hingeschaut.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
Ich finde, wer so blöde Sprüche los lässt wie Wacker und nichts Eiligeres zu tun hat, als bei einem Fall auf dem Lande überall rumzutratschen, dass sein Chef schwul ist (was bei den Hinterwäldlern nicht gut ankommt) hat eine Ehrenrunde in der Hühnerfolterkammer verdient. <eg>
„Schöne Frau, kann ich Ihnen
helfen?“ Erasmus Wacker strahlte die Blondine an, die im Gang des Präsidiums
auf und ab ging. Lange Beine unterm Minirock und ein üppiger Busen in der
Bluse, dazu ein allerliebster, rotgeschminkter Schmollmund – alles genau so,
wie er es mochte.
„Danke“, sagte der Engel und
strahlte zurück. „Aber ich habe schon einen Termin bei Hauptkommissar Kraft.“
Typisch Schwule, dachte
Wacker, so eine bezaubernde Dame ließ man doch nicht warten. Schon gar nicht
auf den Gang. Wenigstens einen Kaffee hätte er anbieten können. Diese Typen
hatten einfach keinen Anstand.
„Da bin ich aber froh“,
sagte Wacker.
Als eine wohlgeformte
Augenbraue sich fragend hob, ergänzte er rasch. „Dass Sie nicht privat auf
einen Kollegen warten.“
Er lächelte. „Ich hätte ihn
sonst umbringen müssen.“
Der blonde Engel erwiderte
sein Lächeln mit seinem perfekt geschminkten Mund. „Na Sie gehen aber ran, mein
Lieber. Sind Sie immer so stramm bei der Sache?“ Sie musterte ihn von oben bis
unten.
Wacker warf sich in die
Brust. „Natürlich, Madame“, sagte er
„Wenn Sie möchten...“ Er räusperte sich taktvoll. „Kann ich Ihnen das
gern beweisen.“
„Ich heiße übrigens
Desiree“, sagte sie und er dachte, dass schon ihr Name wie das Paradies klang.
Sie kramte in ihrer riesigen
Handtasche nach einem Stift und Zettel und schrieb etwas auf. Gerade als sie
damit fertig war, öffnete sich die Tür von Leo Krafts Büro „Komm herein“, sagte
er.
Wie unhöflich, dachte
Wacker.
Sie drückte Wacker den Zettel
in die Hand. „Ruf mich an, Süßer.“ Dann folgte sie mit kokettem Hüftschwung Leo
ins Büro.
///
Zehn Minuten später stand
Wacker noch immer mit offenem Mund auf dem Flur und starrte auf die Tür, hinter
der dieses göttliche Wesen verschwunden war. Den Zettel hielt er fest an seine
Brust gedrückt. Diese Frau musste ihm das Schicksal gesandt haben, er würde sie
nei wieder gehen lassen, entschied er, als sich die Tür wieder öffnete und sie
hinaus schwebte. Im Gehen warf sie ihm eine Kusshand zu. Wacker errötete bis in
die Haarspitzen.
Hastig steckte er den Kopf
ins Büro seines Chefs. „Äh, die Frau, die eben gegangen ist. War das eine
Zeugin oder eine...“ Er wagte es kaum auszusprechen. „Verdächtige?“
„Weder noch, Wacker, sie hat
uns nur als Sachverständige geholfen“, antwortete Leo Kraft.
Wacker strahlte. „Dann kann
ich mich ja problemlos mit ihr verabreden.“ Nicht, dass ihn die Tatsache, dass
eine Frau Zeugin oder Verdächtige in einem Fall war, wirklich abgehalten hätte.
Nicht bei so einem Engel.
„Aber, Wacker, das ist...“,
begann Nina Metz, doch Leo legte ihr rasch die Hand auf den Arm.
„Tun Sie, was Sie nicht
lassen können, Wacker“, sagte er. „Und viel Vergnügen.“
Leo lächelte ihn freundlich
an. Das verstehst du Tunte natürlich nicht, dachte Wacker. Ich werde heute
Nacht jedenfalls nicht ohne weibliche Gesellschaft sein. Ganz im Gegensatz zu
dir. Laut sagte er: „Danke Chef“ und ging.
„Ich wusste gar nicht, dass
du so gemein sein kannst“, meinte Nina, als sich die Tür hinter Wacker
geschlossen hatte.
„Er hat es verdient. Meinst
du nicht?“, erwiderte Leo lächelnd. „Wie man sich bettet, so liegt man.“ Auch
wenn Wacker sich tunlichst hütete, in seiner Gegenwart allzu despektierliche
Sprüche loszulassen, so wusste Leo doch genau, was er über seine Sexualität
dachte und hinter seinem Rücken so von sich gab.
„Woher kennst du sie
eigentlich?“, fragte Nina, mit besonderer Betonung auf dem sie.
Leo lächelte erneut und hob
dann seine Stimme, bis sie fast weiblich klang. „Du musst nicht alle meine
Geheimnisse kennen, Herzchen.“
„Mein Gott, du hattest was
mit ihr“, rief Nina mit gespieltem Entsetzen.
Leo schnaubte abfällig. „Ich
bitte dich, traust du mir nicht mehr Geschmack als Wacker zu?“
///
„Na Wacker, wie war denn ihr
Date? Heiße Nacht gehabt?“ Freundlich klopfte Leo seinen Untergebenen am
nächsten Morgen auf die Schulter.
Wacker zuckte erschrocken
zusammen. Er sah auffallend blass aus. „Sehr schön“, murmelte er.
„Hat Desiree denn Ihren
Vorstellungen von einer Traumfrau entsprochen?“, fragte Leo weiter. „Oder soll
ich lieber Dieter sagen?“ Er grinste.
“Sie haben es die ganze Zeit
gewusst, nicht wahr“, empörte sich Wacker. „Und mich mit Absicht auflaufen
lassen.“
Leo lächelte noch immer.
„Aber ich bitte Sie, Wacker. So ein aufmerksamer Kripobeamter wie Sie, hat ihre
Maskerade doch zweifelsohne auf den ersten Blick durchschaut oder etwa nicht?“
„Natürlich“, antwortete
Wacker im Brustton der Überzeugung. Er würde sich hüten, zuzugeben, dass er
seinen Irrtum erst bemerkt hatte, als er ihm mit wahrlich nackten Tatsachen vor
Augen stand.
Ende