Väter und Söhne
T’Len
2007
Fandom: SK Kölsch
Kategorie:
G, past-series
Hinweise:
In der Folge „Golfkrieg“ sagt Jupp, er würde kein Problem damit haben, wäre
sein Sohn schwul. Falk bezweifelt das jedoch stark.
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe:
Flo hat eine Neuigkeit für seinen Vater, die dieser sehr heftig aufnimmt. Falk
rückt ihm daraufhin den Kopf zurecht.
Disclaimer: Die
Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen
bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der
Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen
Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Falk?“ Fragend steckte Florian Schatz den Kopf ins Büro,
das Falk von Schermbeck mit seinem Vater teilte.
„Hallo Flo“, erwiderte Falk und lächelte dem Jungen zu. „Schon Ferien? Dein
Vater ist aber nicht da.“
Flo nickte. „Kann ich dich mal sprechen?“, sagte er zögernd.
„Sicher.“ Falk hatte den Jungen immer gemocht, war manchmal
gemeinsam mit Jupp zu einem seiner Fußballspiele gegangen. Außerdem hatte
Florian ihm und seinen Freunden gern beim Wagenbau für den CSD geholfen.
Trotzdem war er jetzt etwas überrascht, dass der Teenager unbedingt zu ihm
wollte und nicht zu seinem Vater.
„Nicht hier.“ Der Junge sah sich nervös um. „Ich will nicht,
dass Papa...“ Unsicher brach er ab.
„Jupp ist bei der Chefin“, erwiderte Falk und stand auf.
„Komm, ist eh gleich Mittag. Ich geb’ dir einen aus.“
///
„Wo steckst du denn?“, begrüßte Jupp Falk mies gelaunt, als
der ins Büro zurück kehrte. „Ich darf mir mal wieder von der Westphal die Ohren
abkauen lassen und der feine Herr latscht in der Weltgeschichte rum.“
„Hallo Papa“, sagte Flo, der hinter Falk durch die Tür
getreten war.
Von Schermbeck lehnte sich mit verschränkten Armen an seinen
Schreibtisch. „Florian möchte dir etwas Wichtiges sagen, Jupp.“
Der Junge schluckte nervös. Falk lächelte ihn aufmunternd
zu. „Papa“, sagte Flo zögernd. „Bitte sei mir nicht böse, aber ich würde lieber
an die Ostsee zelten fahren, als die Ferien hier in Köln zu verbringen.“
Jupp grinste. „Hast ne heiße Schnecke kennen gelernt in
München und willst nun mit ihr Urlaub machen, was?“
Florian blickte Falk fragend an. Der nickte. „Ich möchte mit
einem Freund fahren“, sagte Flo leise.
„Ah verstehe, ihr Kumpels wollt zusammen die Mädels
aufreißen.“
„Papa“, sagte Flo nervös. „Danny ist nicht nur ein Kumpel:
Ich meine, er ist... mehr als das.“
„Na und?“, fragte Jupp. „Ihr seid Freunde, ich hab’s ja
kapiert.“
Flo blickte hilfesuchend zu Falk.
Der stieß sich vom Schreibtisch ab. „Jupp, Flo versucht dir
die ganze Zeit zu sagen, dass sein Freund mehr als nur einfach ein Freund ist.“
Langsam fiel der Groschen. Jupp starrte von Flo auf Falk,
dann wieder auf seinen Sohn. „Du meinst, du und dieser... dieser Danny... ihr
seid...?“
„Ein Paar“, ergänzte Florian leise.
Jupp sprang auf. Er starrte Falk an: „Hast du ihm das
eingeredet?“
„Jupp!“ Falk trat an Florians Seite. Der Junge wirkte total
versichert, blickte ihn hilfesuchend an und Falk drückte kurz seine Schulter.
Er wusste aus eigener Erfahrung nur allzu gut, wie Florian sich jetzt fühlen
musste. Ein Coming Out war kein einfacher Schritt, für niemanden. Und mit einem
Vater wie Jupp schon gar nicht. Trotzdem hatte er Florian zur Offenheit
geraten. Sich hinter Lügen und Ausreden zu verstecken brachte niemanden etwas,
am wenigsten dem Jungen. „Dein Vater wir es verstehen“, hatte er ihm gesagt,
überzeugt Jupps Liebe zu Flo war größer als eventuelle Vorurteile. Außerdem
sollte seine jahrelange Zusammenarbeit und auch private Freundschaft zu Klaus
Taube und ihm die doch endlich ausgeräumt haben. Momentan war er sich aber
nicht mehr so sicher, ob er Florian den richtigen Rat gegeben hatte.
„Das habt ihr euch fein ausgedacht, was?“, sagte Jupp. „Verarschen wir den Kerl
mal richtig. Haha, ich lache später.“
„Papa.“ Florian klang verzweifelt.
„Also, ich weiß ja nicht, welche Vorstellungen von Humor du hast, Jupp, aber
ich mache über solche Dinge keine Scherze“, erwiderte Falk wütend.
„Ihr wollt mir also echt weismachen, dass mein Sohn ne Schwuchtel ist?“
„Ich wusste es.“ Florian drehte sich um und stürmte aus dem
Büro.
„Jupp Schatz, du bist so ein Vollidiot“, sagte Falk und trat zur Tür. „Flo!“, rief
er, doch der Junge war bereits den Gang hinuntergestürmt. Falk schmiss die Tür
hinter sich zu. „Wie kann man bloß so unsensibel sein?“, fuhr er Jupp an.
„Merkst du nicht, wie verunsichert der Junge eh schon ist?“
„Du meinst, Flo ist wirklich... schwul?“, fragte Jupp. „Das
war kein blöder Scherz von euch?“
„Ja, er ist schwul, verdammt noch mal, oder denkst du
wirklich mit so was macht man Scherze.“
„Aber...“ Jupp trat zum Fenster und starrte hinaus. „Das
kann einfach nicht sein:“
„Warum denn nicht? Denkst du, bloß weil du Jupp Schatz, der
Obermacho schlechthin bist, kannst du keinen schwulen Sohn haben?“
„Er hatte doch Freundinnen“, erwiderte Jupp. „Er spielt
Fußball:“
„Na und? Denkst du, da gibt es keine Schwulen? Die werden
alle nur Balletttänzer oder was? Komm doch endlich von deinen Klischees runter,
Jupp. Es gibt sogar eine schwule Fußballweltmeisterschaft. Und dass er sich
erst selbst finden musste, ist doch normal. Ich hatte auch mal eine Freundin:“
„Du?“ Jupp wandte sich zu ihm um, sah ihn zweifelnd an.
Falk lächelte leicht. „Mit 13 – und es ist nichts zwischen
uns passiert. So wie nie etwas zwischen Florian und seinen Freundinnen passiert
ist. Er wollte halt ein Mädel haben, wie alle anderen auch. Glaub mir, die Welt
mag zwar toleranter geworden sein, was Schwule betrifft, aber es ist für einen
Teenager immer noch nicht einfach, zu merken, dass du irgendwie anders als die
anderen bist.“
„Vielleicht, wenn ich ihm ein Mädel besorge...“, überlegte
Jupp und wandte sich wieder zum Fenster. „Es muss doch eine Möglichkeit geben.“
Falk atmete tief durch, trat dann an Jupps Seite. „Mein
Vater hat genauso reagiert wie du“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Er wollte es
nicht wahr haben, er wollte es nicht akzeptieren. Wir haben seit 20 Jahren
keinen Kontakt mehr. Willst du, dass es dir mit Flo genauso geht?“
„Du wirst ihn verlieren, Jupp, wenn du ihn nicht so
akzeptierst, wie er ist“, fügte Falk eindringlich hinzu und legte seine Hand
auf Jupps Arm, um ihn zu bewegen, sich zu ihm umzudrehen. „Willst du das
riskieren? Willst du dein einziges Kind verlieren, nur weil dein Sohn zufällig
auf Jungs steht? Er ist kein anderer als der, der er gestern war, als du es
noch nicht wusstest. Er ist dein Sohn, der dich liebt, der hofft, dass du ihn
genauso liebst und der jetzt eine verdammte Angst hat, diese Liebe zu
verlieren, weil er nicht so ist, wie du ihn gern hättest. Du hast mir mal
gesagt, du hättest kein Problem damit, wenn dein Sohn schwul wäre. Erinnerst du
dich? Damals bei dem Toten im Golfclub. Nun halt dich um Gotteswillen auch
daran.“
„Aber, er ist doch noch so jung“, erwiderte Jupp leise.
„Er... er kann sich doch noch gar nicht sicher sein:“
„In einem halben Jahr wird er 18“, antwortete Falk. „Ich war
14, als ich es wusste. Mit 16 hatte ich meinen ersten Freund. Glaube mir, Flo
hätte nichts gesagt, wenn er sich nicht ganz sicher wäre.“
„Warum ist er zuerst zu dir gegangen? Warum kam er nicht zu
mir?“ Er fühlte sich nicht nur enttäuscht sondern auch verletzt. Warum hatte
sein Sohn zu einem anderen mehr Vertrauen als zu seinem eigenen Vater?
„Er wollte wissen, ob er es dir sagen soll. Ich habe ihm
zugeraten, gesagt, du würdest es verstehen, akzeptieren. Straf mich jetzt bitte
um Gotteswillen nicht Lügen.“
„Und was soll ich jetzt tun?“ Himmel, das konnte doch alles
nicht wahr sein. Das musste er träumen. Florian – und schwul?
„Such ihn, red mit ihm, Jupp“, riet Falk ihm. „Er ist
verunsichert, er hat Angst. Das Umfeld in diesem Fußballinternat ist sicher
auch nicht gerade das einfachste für einen schwulen Teenager. Er braucht dich
jetzt, mehr denn je. Ich halt dir hier den Rücken frei.“
///
Jupp fand Florian am Ufer des Rheins. Der Junge starrte
gedankenverloren aufs Wasser, wandte sich auch nicht um, als sein Vater an
seine Seite trat.
„Weißt du, hier bin ich auch immer hergegangen, wenn ich über
etwas nachdenken musste“, sagte Jupp.
Flo antwortete nicht.
„Hey, kleiner Schatz.“ Jupp griff nach Florians Schulter, drehte den Jungen zu
sich um. Doch der schüttelte seine Hände ab. „Lass mich in Ruhe.“
Jupp nahm seine Hände weg. „Es tut mir leid, okay“, sagte
er. „Ich... ich war einfach überrascht. Deshalb hab ich so heftig reagiert.
Okay, ich war geschockt, um ehrlich zu sein. Mensch, damit rechnet doch auch
keiner. Also ich jedenfalls nicht. Ich hatte doch bisher keine Ahnung, dass
du... naja.“
Er blickte auf den Rhein hinaus, dann wieder zu Florian.
„Liebst du ihn, diesen Danny?“
Flo nickte stumm.
„Aber du bist vorsichtig, verstehst du?“
„Papa“, sagte Flo. „Das hatten wir schon in der 5. Klasse.
Außerdem hat Falk mir vorhin auch schon einen Vortrag über Safer Sex gehalten.“
„Ich mein ja nur.“ Jupp zuckte hilflos mit den Schultern. „Du,
ich muss mich da jetzt echt erst dran gewöhnen. Einen Schwiegersohn statt eine
Schwiegertochter zu bekommen, meine ich:“
Flo lächelte. „So weit ist es nun wirklich noch nicht,
Papa:“
„Na, das will ich hoffen.“ Jupp legte den Arm um die
Schulter seines Sohnes. „Fürs Ehejoch bist du noch viel zu jung. Außerdem, da
kannst du dir auch gleich ne Frau suchen.“
„Papa“, sagte Flo mahnend.
Jupp zuckte mit seinen Schultern. „Ich bemüh mich ja schon“,
sagte er. „Dickes Ehrenwort. Und natürlich darfst du mit ihm zelten. Aber du
stellst ihn mir mal vor, okay? Und wenn du irgendwelche Probleme hast, über
irgendetwas reden willst, dann kommst du zu mir, verstanden?“
Der Junge nickte. „Ist es wirklich okay für dich?“, wollte
Flo wissen.
„Sicher“, nickte Jupp. „Woher kennt ihr euch überhaupt?“
„Danny ist auch im Internat“, antwortete Flo. „Er spielt in
unserem Sturm.“
„Aber du spielst doch weiter Fußball?“
Florian grinste. „Ne, ich werde jetzt Balletttänzer, Papa.“
Jupp musste lachen und drückte zärtlich Flos Schulter.
Ende