FP: Unschuldig schuldig!?
Disclaimer:
Keine der hier verwendeten
Figuren aus dem ‚Herrn der Ringe’ gehören mir, noch verdiene ich Geld mit
dieser Geschichte. Die Vorlage hat der große Meister Tolkien ;o) geliefert, ich
habe mir dann die Handlung ausgedacht.
Zusammenfassung:
Die Freunde feiern zusammen
Eldarions Geburtstag in Gondor, als eine verhängnisvolle Kette von Umständen in
Gang kommt, die die Freundschaft aller auf eine harte Probe stellt. Freunde
sind nicht mehr Freunde, sondern Feinde. Diese Story ist in Teilen AU und enthält
Slash (Elrohir/Gimli) sowie Het (Eowyn/Legolas).
Rating:
Ab
18, da explizite Darstellung von Gewalt und Sexualität
1. Kapitel
Es war ein wunderschöner Sommermorgen, gerade richtig für
ein großes Fest und ein großes Fest sollte es werden, zu dem König Elessar
Freunde und Bekannte eingeladen hatte. Alle waren gekommen: Frodo und Sam,
Merry und Pippin, Gimli und Legolas, Elladan und Elrohir und auch Eomer. Eowyn
und Faramir ließen sich entschuldigen, König Theoden war krank und sie wollten
ihn in seinem Alter nicht so lange alleinlassen. Und so hatte sich auch
Gandalf, der seit dem Ende des Ringkrieges in Isengard wohnte, entschlossen,
nach seinem alten Freund zu sehen.
Es sollte der Geburtstag von Aragorns Sohn Eldarion und der
Jahrestag der Ringzerstörung gefeiert werden. Eldarion war nun schon 20 Jahre
alt und der Ring vor mehr als 25 Jahren von Frodo in den Schicksalsberg
geworfen. So viel war in diesen Jahren geschehen: Ehen waren geschlossen
worden, Gandalf war offiziell vom grauen Wanderer zum weißen Zauberer erhoben
worden und auch der Tod hatte Einzug gehalten in die Herzen der Freunde. Arwen
war von herumstreunenden Orks getötet worden, als sie ihren Vater in Bruchtal
besuchen wollte. Damals war Eldarion fast noch ein Baby gewesen und Aragorn
hatte den Tod seiner Frau nie ganz verwunden. Elrond war nach diesem tragischen
Ereignis nach Valinor gesegelt, wo er in den Armen seiner Frau Trost zu finden
hoffte. Seine Söhne hatten es sich daraufhin zur Aufgabe gemacht, jeden noch in
Mittelerde verbleibenden Ork aufzuspüren und mit ihren Pfeilen zu durchbohren.
An all dies erinnerten sich nun die ehemaligen Gefährten und
ihre Freunde, als sie in der großen Halle der Königsburg der weißen Stadt
zusammensaßen und feierten. Die Tische bogen sich unter den erlesensten
Köstlichkeiten und die Diener eilten mit Weinkrügen hin und her. Lautes
Gelächter schallte durch den Saal, als Legolas von einer Reise mit Gimli
berichtete, die die beiden vor kurzem unternommen hatten. „Es ist einfach
unglaublich! Da hält man diesen Zwerg die ganze Zeit bergauf fest und trotzdem
schafft er es, immer wieder vom Pferd zu fallen. Langsam solltest Du reiten
können.“ „Der Fels zieht uns Zwerge eben magisch an. Du solltest Gandalf mal
nach einem Gegenzauber fragen“, war Gimlis trockener Kommentar dazu, bevor er
seine ganze Aufmerksamkeit auf seinen gefüllten Teller richtete. Elrohir
wischte sich die Lachtränen aus seinen Augen und Pippin wäre fast vom Stuhl
gefallen. Selbst Aragorn huschte für einen kurzen Moment ein Lachen über sein
sonst so ernstes Gesicht. „Sag mal Ada, wann bekomme ich eigentlich meine
Geschenke?“ „Du bist noch genauso ungeduldig wie eh und je, mein Junge. Aber
wenn Du möchtest, sollst Du sie haben.“ Mit diesen Worten winkte Elessar einem
an einem Nebentisch sitzenden Mann mit reich verzierter Robe zu, der sofort
aufsprang und davoneilte. „Wer ist denn das?“ fragte Eomer interessiert. „Es
sieht aus, als ob Du ihn in Deine Pläne eingeweiht hast, Aragorn.“ „Das habe
ich auch, Eomer. Wenn ich jetzt aufstehe und Luna holen würde, wüsste Eldarion
sofort, was ich ihm schenke. Er hat in den letzten Tagen so oft vor ihrem Stall
gestanden und sie bewundert.“ Auch einige der anderen liefen auseinander und
holten aus allen möglichen Verstecken ihre Geschenke hervor. Als Eldarion sah,
was sie in den Händen, leuchteten seine Augen hell auf: Gimli hatte unter dem
Tisch ein glänzendes Schwert hervorgezogen; Legolas hatte hinter einem
Wandvorhang einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen versteckt gehabt und die
Hobbits warteten ungeduldig darauf, dass ihr Geschenk zusammen mit dem von
Aragorn hereingebracht wurde. Elladan flüsterte Eldarion ins Ohr: „Das Geschenk
von mir und Elrohir hängt schon in Deinem Zimmer. Es ist der Wandteppich, der
früher in Arwens Zimmer in Bruchtal hing.“ „Vielen Dank, Onkel. Das ist
wirklich ein sehr, sehr schönes Geschenk. So habe ich immer etwas von meiner
Mutter um mich, wenn ich einschlafe und aufwache oder wenn ich mal nicht
schlafen kann.“ Mit diesen Worten fiel er Elladan und Elrohir abwechselnd um
den Hals, bevor er sich auch bei Legolas und Gimli bedankte und ihnen das
Versprechen abnahm, nach dem Ende des Essens mit ihm in den Garten zu gehen und
ihre Geschenke auszuprobieren. Dann wurde Eldarion durch ein klapperndes
Geräusch auf die große Eingangstür der Halle aufmerksam und er bekam ganz große
Augen, als er ein kleines braunes Hundebaby mit großen Schlappohren auf sich
zupatschen sah. „Das ist unser Geschenk“, riefen Frodo und Merry gleichzeitig
aus. „Du musst ihm noch einen Namen geben“, fügte Sam hinzu. „Dann soll er
Stellum heißen“, meinte Eldarion nachdenklich und richtete seine Aufmerksamkeit
wieder auf die Tür, durch die nun von dem Mann, dem Aragorn vorhin zu gewinkt
hatte, eine wunderschöne weiße Stute hereingeführt wurde. „Luna gehört nun Dir,
Eldarion. Pass gut auf sie auf“, gab Aragorn zur Erklärung, als er denn
fragenden Blick seines Sohnes auf sich gerichtet fühlte. „Das meinst Du doch
nicht im Ernst, Ada.“ „Doch“, gab dieser zur Antwort. „Wenn Du möchtest, können
wir morgen alle einen Ausritt machen. Sie kennt Dich ja schon und so wird sie
es Dir nicht schwer machen, sie zu reiten. Den Sattel, den sie trägt, schenkt
Dir Eomer.“ Auch bei diesem bedankte sich das Geburtstagskind und wartete
sehnsüchtig darauf, dass das Essen zu Ende war und er mit Legolas und Gimli in
den Garten gehen konnte.
Nach einer Stunde war es dann soweit: Eldarion nahm den
Köcher auf den Rücken, Schwert und Bogen in die Hand und marschierte los. Gimli
und Legolas liefen schnell zu ihren Zimmern, um sich ebenfalls zu „bewaffnen“.
Dann trafen sie sich mit Eldarion im Garten, der schon ungeduldig auf sie
wartete. Als erstes wollte er sich mit Gimli im Schwertkampf messen und so
setzte sich Legolas unter eine weitherabhängende Baumkrone und machte es sich
dort bequem. Gimli und Eldarion zogen ihre Schwerter und tänzelten leicht um
einen Mittelpunkt herum, bevor Eldarion einen Ausfall machte und so Gimli
herausforderte. Dieser parierte den Hieb sofort und zog sich wieder an seinen
Ausgangspunkt zurück. Wieder begannen sie, einander zu umkreisen und warteten
auf den Angriff des anderen. Dieses Mal war es Gimli, der es nicht erwarten
konnte und begann, auf Eldarion mit hocherhobenem Schwert einzudringen. Dieser
wich nach rückwärts aus und wäre beinahe über Legolas gestolpert, der seine
Beine weit ausgestreckt hatte und das Zuschauen sichtlich genoss. „Pass auf, wo
Du hinfällst. Sonst könnte Dir ein Besuch bei den Heilern Deines Vaters nicht
erspart bleiben, “ rief er dem erhitzten Eldarion zu. „Aragorn zerreißt uns in
der Luft, wenn Du Dir etwas brichst und auf einer Trage zurückgebracht werden
musst, “ fügte Legolas lachend hinzu. Keiner von ihnen bemerkte die
grüngekleidete Gestalt, die es sich über dem Kopf des Elben in der dichten
Baumkrone bequem gemacht hatte und auf etwas Bestimmtes zu warten schien.
2. Kapitel
Währenddessen hatten sich auch Aragorn, Eomer und die
übrigen aus der großen Halle zurückgezogen und beschäftigten sich jeder mit
etwas anderem. Aragorn und Eomer brachten Luna in den Stall zurück und gingen
dann in Aragorns Arbeitszimmer. Dort fragte Eomer noch einmal nach dem Mann,
der Luna geholt hatte.
„Liran ist mein engster Berater und auch mein Freund. Arwen
wählte ihn damals nach meiner Krönung gemeinsam mit mir aus. Alleine deshalb
schon möchte ich ihn nicht mehr missen. Mit ihm kann ich stundenlang über Arwen
sprechen, wenn der Kummer wieder einmal zu groß wird. Eldarion will ich damit
nicht belasten, er hat damals genug gelitten und soll sich nicht unnötig
sorgen.“ „Du hast schon recht, Aragorn. Damals war es eine schwere Zeit für
euch beide, aber glaubst Du nicht, dass Eldarion sich freut, wenn Du ihn an
Deinen Gedanken teilhaben lassen würdest? Arwen war schließlich seine Mutter.
Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass er sich manchmal auch nach einem Gespräch
sehnt, wenn auch ihn solche Gedanken bedrücken?“ „Vielleicht, vielleicht nicht,
Eomer. Wahrscheinlich sollte ich wirklich mal mit ihm reden. Aber er ist eben
das einzigste, was mir von Arwen geblieben ist. Daher möchte ich ihn einfach
nur glücklich heranwachsen sehen.“
Ein tiefer Seufzer entrang sich Aragorns Brust. Die
Erinnerung an Arwen und ihren Tod wühlte immer wieder in seiner Seele und würde
ihm wohl noch lange keine Ruhe lassen.
In tiefes Nachdenken versunken saßen die beiden Freunde in
ihren Sesseln, bis sie durch das Quietschen der Tür aufgeschreckt wurden. „Die
sollte mal geölt werden“, meinte Eomer lachend. Auch Aragorn schaute hoch und
sah Pippins wuschelige Haarpracht, die sich langsam ins Zimmer schob. Der
kleine Hobbit hatte ein breites Grinsen im Gesicht und einen Apfel in der Hand.
„Ich wollte nur fragen, ob ihr mit in die Küche kommen wollt. Wir Hobbits
machen ein Picknick zurecht. Bei der Gelegenheit wollen wir Stellum euren
Garten zeigen, dass er nicht in Eldarions Zimmer kleine Häufchen verteilt. Wir
hätten euch auch so gerne dabei.“ Bittend sah er Aragorn an und bekam von Eomer
sogar Unterstützung. „Das ist eine gute Idee. Komm Aragon, verjage die Schatten
von Deinen Gedanken und lerne wieder zu lachen und lustig zu sein. Wir zwei
können Stellum ja eine Hundehütte bauen, während die Hobbits dafür sorgen, dass
er Deinen Sohn nicht aus seinem Zimmer vertreibt.“ „Also gut, ich mache mit.
Ihr habt mich überzeugt.“ „Juchhe!“ Pippin machte vor Freude einen Luftsprung
und sauste den Gang hinunter zur Küche. Aragorn und Eomer folgten ihm auf dem
Fuße.
Währenddessen waren draußen im Garten Eldarion und Gimli
rechtschaffend erschöpft und ließen sich neben Legolas in den Schatten des
Baumes sinken. „Uff, war das anstrengend. Aber Du scheinst Dich mit dem neuen
Schwert gut verteidigen zu können, Eldarion.“ „Ja, es liegt prima in meiner
Hand und auch die Klinge ist Dir gut gelungen, Gimli. Sie ist nicht zu schwer
und nicht biegsam, genau richtig für einen echten Kampf.“ „Nur dass das jetzt
kein echter Kampf war“, warf Legolas ein. „Darauf will ich es auch nicht
ankommen lassen. Zu Feinden möchte ich euch auf keinen Fall haben.“ Die drei
Freunde lachten laut auf und die versteckte, grüngekleidete Gestalt nutzte
diesen geräuschvollen Moment, um aus dem Baum zu klettern und sich
davonzuschleichen. Heute würde sie wahrscheinlich nichts mehr unternehmen.
Währenddessen waren die Hobbits gemeinsam mit Aragorn und
Eomer damit beschäftigt, drei große Körbe mit Früchten, Pilzen, Brot, einigen
Stücken gebratenem Fleisch, Wasser- und Weinkrügen zu füllen. Dann nahmen Frodo
und Sam den ersten, Merry und Pippin den zweiten und Eomer den dritten Korb, um
sie in den Garten zu tragen. Aragorn wollte noch einige Decken aus seinem
Zimmer holen und so machten sich die anderen schon mal auf den Weg.
Als Aragorn aus seinem Zimmer trat, sah er Liran, seinen
engsten Berater und langjährigen Vertrauten, auf sich zukommen. „Ich wollte nur
fragen, wie lange Eure Gäste noch vorhaben zu bleiben, Majestät. Dann kann ich
den Dienstboten entsprechende Anweisungen geben.“ „Das fragst Du sie am besten
gleich selbst, Liran. Du nimmst natürlich auch an unserem Picknick teil. Und
nenn mich nicht immer Majestät.“
Aragorn ergriff den Arm seines Ratgebers und zog ihn mit
sich fort. Dabei entging ihm das Aufblitzen eines kleinen Döschens, das Liran
in der Hand gehalten hatte und nun in den Falten seines Umhangs verschwinden
ließ.
Als sie im Garten ankamen, waren alle schon versammelt und
Aragorn breitete schnell die Decken auf der Wiese aus. „Ihr könnt sagen, was
ihr wollt“, meinte Sam. „Aber irgendwie habe ich schon wieder Hunger.“ Elladan
lachte hell auf und Frodo fing an zu quietschen. Stellum gefiel das gar nicht
und so mischte sich Hundegebell mit ein. Als sie sich wieder beruhigt hatten,
nutzte Aragorn den Moment aus, um Liran vorzustellen, da ihn noch keiner außer
Elrohir und Elladan persönlich kennen gelernt hatte. Eomer betrachtete den Mann
mit großem Interesse, da er ihn das erste Mal aus der Nähe sah und Liran ihm
irgendwie bekannt vorkam. Er zermarterte sich den Kopf, aber er konnte sich
nicht erinnern, wo er ihn schon mal gesehen hatte. Liran war von derselben
Größe wie Aragorn und schien ungefähr im gleichen Alter zu sein. Er hatte kurze
schwarze Haare und weiche Gesichtszüge. Seine Augen blitzten unter dichten
Augenbrauen hervor und er schien eine gewisse Ähnlichkeit mit Elronds Bruder Elros
zu haben.
„Wo seid Ihr geboren, Liran?“ fragte Eomer freundlich. „Ich
stamme aus dem Osten Gondors, nahe der Grenze zu Ithilien.“ „Habt Ihr dort noch
Familie?“ „Nein, ich bin allein. Meine Eltern starben kurz nach meiner Geburt
durch einen Überfall der Orks und mein Bruder fand den Tod während des
Ringkriegs.“ „Das muss schlimm für Euch gewesen sein.“ „Ich trage die
Erinnerung an sie in meinem Herzen solange ich lebe.“ „Versteht Ihr Euch
deshalb so gut mit Aragorn?“ „Wir haben ähnliches durchgemacht. Vielleicht
kommt unsere ‚Seelenverwandtschaft daher.“ „Ganz bestimmt kommt sie daher“,
fiel Aragon nun ein. „Wir wissen beide, was es heißt, einen geliebten Menschen
zu verlieren. Und außerdem haben wir beide unsere Eltern früh verloren. Genau
wie Du ja auch, Eomer.“ „Da mögt ihr recht haben.“ Eomer hatte nicht mehr viele
Erinnerungen an seine Eltern, er fühlte sich bei seinem Onkel seit damals wohl
und geborgen, daher konnte er dieses Gefühl des Alleingelassenseins nicht ganz
nachvollziehen.
„Na, ich werde mal schauen, was unsere drei Kämpfer denn so
anstellen“, sagte Elrohir. „Vielleicht gibt es ja schon erste Wunden zu
versorgen.“ Er hatte von seinem Vater die Kunst des Heilens gelernt und konnte
nie jemanden leiden sehen, ohne den Versuch zu machen, demjenigen zu helfen.
„Und ich komme mit und frage sie, was sie zu essen haben wollen.“ rief Pippin
schnell dazwischen. Die anderen Hobbits hatten in der Zwischenzeit einen
Riesenspaß mit Stellum, der neugierig durch den Garten schlich und jeden
Schmetterling vorlaut anbellte.
„Dann lauft mal, ihr zwei!“ meinte Elladan, der sich auf der
Decke ausgestreckt hatte und beinahe einschlief. „Aber passt auf, dass ihr
keinen Sonnenstich bekommt!“ Als Antwort bekam er das Wasser aus Elrohirs Glas
ins Gesicht, was ihn sofort wieder munter machte. „Auch ich komme mit. Ein
bisschen Wasser ist bei dieser Hitze nicht zu verachten, “ schlug Liran vor. Er
hob ein Tablett mit drei Gläsern und einem Wasserkrug hoch, wobei er es so
hielt, dass keiner der anderen in die Gläser hineinsehen konnte: In einem Glas
befand sich ein geheimnisvolles, weißliches Pulver...
3. Kapitel
Unterdessen an einem anderen Ort Mittelerdes: In Edoras
waren Eowyn und Gandalf bemüht, König Theoden wieder auf die Beine zu bringen.
Er hatte an einem Fieber gelitten, wie es hier öfters vorkommen konnte, da die
Nähe der Hauptstadt zu dem Gebirge es im Jahr mehr regnen ließ als für die
Menschen gut war. Viele waren schon daran gestorben, aber Eowyn wollte ihren
Onkel nicht verlieren, der sie damals nach dem Tod ihrer Eltern so freundlich
aufgenommen hatte.
Faramir war mit einigen Männern, unter ihnen auch der Sohn
Hamas, auf der Jagd und der Suche nach Beeren und Pilzen und sollte erst gegen
Abend zurückkehren.
Seit dem Ringkrieg hatte sich auch hier einiges verändert:
Die beiden damaligen Wächter der Goldenen Halle waren schon lange tot und
Theoden konnte sich nur schwer an eine neue Garde gewöhnen. Aber auch neues
Leben gab es in seinem Umfeld. Haleth, Hamas Sohn, hatte geheiratet und war
sehr stolz auf seinen kleinen Sohn und seine Tochter. Er war lange Zeit durch
Mittelerde gereist und hatte bei den berühmtesten Heilern –unter anderem auch
Aragorn- sein Handwerk gelernt. Er war sehr angesehen in Rohan, da er keinen
Unterschied machte zwischen arm und reich und auch oft keine Entlohnung für
seine Dienste forderte. Gemeinsam mit Gandalf war es ihm gelungen, König
Theoden von dem Fieber zu heilen.
Aber auch älteren Zuwachs gab es in der Hauptstadt der
Rohirrim: Bald nach dem Ende des Krieges waren Rumil und Orophin nach Edoras
gezogen, um ihrem Bruder Haldir nahe zu sein, der auf dem Schlachtfeld vor
Helms Klamm sein Leben gelassen hatte und nun hier begraben war. Die beiden
hatten Galadriel und Celeborn gebeten, sie von ihren Pflichten als Galadrim zu
entbinden und sich auf den Weg ins Land der Pferdemenschen gemacht. Nun
versorgten sie neben dem Grab ihres Bruders auch andere und dachten oft an den
schicksalshaften Moment zurück, in dem es Legolas nicht gelungen war, den
Uruk-Hai mit der Fackel rechtzeitig zu erlegen. So konnte er Feuer an das
Pulver legen und viele, unter ihnen auch Haldir, wurden bei der Explosion
getötet. Beide hatten lange an ihrem Kummer gelitten und fingen jetzt erst an,
langsam wieder aufzutauen und am täglichen Leben in Edoras teilzunehmen.
Nun saßen sie gemeinsam mit Eowyn und Gandalf an Theodens
Bett und lauschten der angeregten Unterhaltung. Eomer war nämlich nicht nur
wegen Eldarions Geburtstag nach Gondor geritten, sondern auch um mit Aragorn
einen Vertrag auszuhandeln, um mehr Weideland für die Pferde der Rohirrim zu
erhalten. Daher sollte Eomer eigentlich nach ungefähr einer Woche wieder nach
Edoras zurückkehren, um König Theoden über das Ereignis der Verhandlungen zu
unterrichten. Dieser rechnete aber nicht damit, dass sein Neffe so schnell
zurückkommen würde, da Eomer sich sehr auf das Wiedersehen mit den Gefährten
gefreut hatte.
„Hoffentlich können sich die beiden einigen“, meinte
Theoden. „Wenn wir weiter Pferde züchten wollen, brauchen wir einfach mehr
Land, um sie zu ernähren.“ „Aragorn war schon immer recht zugänglich für die
Nöte und Bedürfnisse anderer. Er wird ganz sicher zustimmen. Ihr habt ja nur um
die Weiden gebeten, die genau an der Grenze zu Rohan liegen“, sagte Gandalf
nachdenklich. Er sah seinem alten Freund gerade in die Augen. „Die Grenzen
sollen ja weiter bestehen bleiben. Wir wollen Aragorn ja nicht vom Thron
stürzen“, lachte dieser. Eowyn fing auch an zu lachen; sie war über die heitere
Stimmung ihres Onkels äußerst erfreut. Das zeigte ihr, dass er sich auf dem Weg
der Besserung befand und das befreite sie von der Sorge um einen möglichen
Rückfall. Rumil und Orophin saßen stumm dabei und genossen sichtlich die gute
Stimmung. Sie hatten Theoden gebeten, auf den Gräbern der Gefallenen auch
Simbelmyne anpflanzen zu können, die man bisher nur auf den Ruhestätten der
Königsfamilie antreffen konnte. Eowyn und Gandalf erhoben sich nun, um für die
restlichen Bewohner der Goldenen Halle zu sorgen und Rumil und Orophin machten
sich sogleich an ihre neue Aufgabe.
4. Kapitel
In dem Garten der Königsburg in Minas Tirith waren
unterdessen Elrohir, Pippin und Liran bei den drei Kämpfern angekommen und
sorgten nun für ihr leibliches Wohl. Liran hatte Wasser eingeschenkt und die
Gläser verteilt und Pip war mit einem Teil des Picknicks unterwegs, um ihre
hungrigen Mägen zu füllen.
„Esst nicht zuviel“, warnte Elrohir. „Vielleicht schlafen
wir auch erst mal eine Runde“, antwortete Legolas, der entgegen seinen
sonstigen Gewohnheiten schon herzhaft zu gähnen anfing.
„Schon müde? Und das nur vom Zuschauen? Das gibt es doch gar
nicht!“ zog Eldarion ihn auf. „Am besten kletterst Du hoch in den Baum und
ruhst Dich aus. Sonst triffst Du am Ende gar nicht die Zielscheibe, “ neckte
Gimli seinen Freund. „Ist gut, ich geh ja schon, “ brummte Legolas und machte
wirklich Anstalten, in die dichte Baumkrone zu klettern. Liran hielt ihn
zurück: „Bleibt doch! Sie meinen es ja nicht wirklich ernst. Seht, sie
versuchen nur ihr Lachen zu unterdrücken. Am Ende fallt Ihr noch vom Baum!“
Jetzt war die Zeit an Legolas, sein Lachen zu unterdrücken. Elrohir klärte
Liran auf. „Elben fallen nicht so leicht vom Baum, wenn sie schlafen. Wir haben
einen natürlichen Gleichgewichtssinn, der auch im Schlaf dafür sorgt, dass
unser Schwerpunkt richtig gelagert bleibt.“
„Na, dann könnt Ihr ja ruhig in den Baum klettern.“ „Danke
für Eure Erlaubnis“, meinte Legolas gähnend. „Wieso seid Ihr eigentlich so um
meine Gesundheit besorgt?“ „Ihr zählt zu Aragorns besten Freunden und auch
Arwen sprach viel von Euch. Deshalb freue ich mich, Euch und Gimli einmal
persönlich kennen zu lernen. Euch, den Herrscher über Ithilien und Euch, den
Herrn von Moria. Ist es wahr, dass die Minen von Moria teilweise zugeschüttet
wurden?“
„Ja, wir haben manche der unteren Schichten wieder mit dem
Aushub angefüllt und sind immer noch dabei Zwergenbinge und die Brücke von
Khazad-Dum wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Auch haben wir den See
außerhalb der Mauern von Moria abschnittsweise trockengelegt und so etwas wie
eine kleine Empfangshalle vor das eigentliche Haupttor gebaut. Die Tore von
Moria stehen jedem normalen und jedem Zwergenfreund offen.“
„Zwergenfreund?“ fragte Pippin neugierig. „Wir haben für die
verdienten Freunde der Zwerge einen Titel geschaffen, wie ihn die Elben haben.
Und Legolas war der erste, der diesen Titel verliehen bekam. Er hat uns nach
dem Ringkrieg und unseren gemeinsamen Reisen mit einer Gruppe Elben aus dem
Düsterwald geholfen, Moria wieder bewohnenswert zu machen.“
„Dann müssen wir euch auch mal besuchen. Was meinst Du,
Elrohir?“ „Na klar. Wir wollten euch ja sowieso in das Auenland begleiten. Dann
machen wir einfach einen Abstecher nach Moria.“ „Ihr seid herzlich willkommen.
Die Zwerge sind begierig, euch alles zu zeigen, was ihr sehen wollt, Pip.“
Eldarion hatte der Unterhaltung schweigend zugehört. Er war
mit Essen beschäftigt und Legolas schlief auf dem untersten Ast und wachte erst
auf, als es nach einer Stunde anfing kühler zu werden. Die anderen saßen noch
unter dem Baum und hingen jeder seinen Gedanken nach.
Legolas richtete sich auf und rief Eldarion zu: „Hast Du
noch Lust auf ein Wettschiessen oder willst Du zurück ins Schloss?“ „Ich hätte
schon noch Lust, wenn Du nicht so müde aus der Wäsche gucken würdest.“ „Ach,
solange brauchen wir ja nicht zu machen. Ich komme runter.“ Er stand auf und
wollte schon vom Ast springen, als er anfing zu schwanken und gerade noch nach
dem über ihm hängenden Ast greifen konnte. Ihn hatte ein Schwindel erfasst der
nur langsam verging und so dauerte es eine Weile, bis er vom Baum kletterte.
„Was ist los, Legolas?“ fragte Elrohir besorgt.
„Nichts, ich bin im Moment etwas müde. Aber sonst ist alles
ok.“ Mit diesen Worten griff er zu seinem Bogen und dem Köcher. Gemeinsam mit
Gimli und Eldarion ging er zur nahe gelegenen Schießbahn, an deren Ende mehrere
Zielscheiben aufgebaut waren.
„Na gut, dann gehe ich wieder zurück zu den anderen und
schau mal, was Stellum so treibt, “ meinte Pippin fröhlich und schnappte sich
das Tablett mit den leeren Gläsern und dem Krug. Bald darauf erhob sich auch
Liran und folgte ihm, da er im Schloss noch einiges erledigen musste.
Frodo und die anderen Hobbits waren in der Zwischenzeit mit
Stellum durch den vorderen Teil des Gartens spaziert und kehrten nun zu Eomer,
Aragorn und Elladan zurück, die sich wirklich einige Bretter, Hammer und Nägel
geschnappt und eine Hundehütte gezimmert hatten.
Plötzlich ertönte ein lauter Schrei aus der Richtung der
Schießbahn. Alle im Garten Anwesenden rannten los.
5. Kapitel
Als sie an der Schießbahn ankamen, stockte ihnen allen der
Atem:
Gimli lag am Ende der Bahn auf dem Boden, ein Pfeil steckte
in seiner Brust. Elrohir und Eldarion waren bei ihm niedergekniet. Legolas war
am anderen Ende zur Erde gesunken und hielt seinen Kopf in den Händen.
Da Aragorn sah, dass Elrohir sich um Gimli kümmerte, lief er
gleich zu Legolas. Er versuchte, diesem die Hände vom Kopf zu ziehen, um in
seine Augen schauen zu können, aber der Bogenschütze fing nun an, um sich zu
schlagen und leicht zu wimmern. „Nein, lasst mich in Ruhe ihr Scheusale. Ihr
jagt mir keine Angst mehr ein. Ich weiß mich gegen euch zu wehren.“ Das Wimmern
wurde immer lauter, da nun auch die Hobbits näher an die zwei herantraten.
Eomer und Elladan waren zu dem Paar um Gimli geeilt. Sie
halfen Eldarion, den Zwerg ins Schloss zu bringen und Elrohir lief hinter ihnen
her. Aragorn schaute hoch. Er hatte erwartet, dass Elrohir wenigstens einen
kurzen Blick auf Legolas werfen würde, da dieser offensichtlich auch litt.
Die Hobbits fragten besorgt: „Was ist mit Legolas?“ „Er
halluziniert. Ich frage mich nur, woher das kommt. Soweit ich weiß, hat er in
der letzten Zeit keine größeren Verletzungen gehabt.“ Pippin fiel ihm ins Wort:
„Als ich vorhin mit ihnen zusammen waren, fing er kurze Zeit später heftig zu
gähnen an und hat wie üblich in einem Baum geschlafen. Aber als er
herunterklettern wollte, war ihm auf einmal schwindelig. Vielleicht kommen die
Halluzinationen von demselben Grund wie der Schwindel.“ „Das kann schon sein,
Pip. Aber jetzt kommt, wir wollen auch ihn versorgen.“
Mit diesem Worten erhob sich Aragorn, dem es inzwischen
gelungen war, Legolas trotz seines Umsichschlagens hochzuheben und
festzuhalten. Die Hobbits rannten hinter ihnen her ins Schloss.
Eldarion, Elladan und Eomer hatten Gimli auf Elrohirs Bett
gelegt und sich schon um heißes Wasser und saubere Tücher gekümmert. Elrohir
legte sich seine Instrumente zurecht und wusch sich die Hände.
Als Aragorn mit Legolas ins Zimmer trat, fauchte der Sohn
Elronds seinen Stiefbruder an: „Bring diesen elenden Wicht aus meinem Raum!
Erstens brauche ich zum Operieren Ruhe und zweitens interessiert es mich nicht,
wie es diesem Verräter geht!“
„Kannst Du mir mal erklären, was hier los ist? Legolas ist
doch auch Dein Freund!“ Aragorn wurde laut. „Seit wann hat sich denn Deine
Ansicht geändert?“ Ein Stöhnen Gimlis ließ ihn innehalten.
„Ich gehe jetzt und kümmere mich um meinen einen Freund. Und
danach sehe ich nach meinem anderen Freund, falls Du verstehst, was ich meine!“
Die Hobbits standen mit offenen Mündern an der Tür und
wichen zurück, um Aragorn nicht ins Gehege zu kommen, als dieser aus dem Raum
stürmte. Er hatte Legolas die ganze Zeit auf dem Arm gehabt. Dieser war ruhiger
geworden und schien eingeschlafen zu sein.
Elrohir bat nun Elladan und Eomer, Gimli festzuhalten, damit
er den Pfeil entfernen konnte. Gimli versuchte immer wieder sich aufzubäumen,
wenn die Schmerzen zu stark wurden, aber bald umfing ihn eine gnädige Ohnmacht.
Eldarion war mit den Hobbits ins Nebenzimmer gegangen und
warteten auf das Ende der Operation. Als Elladan ins Zimmer trat, blickten sie
zu ihm hoch. „Wie geht es Gimli?“ „Den Umständen entsprechend. Aber könntest Du
uns vielleicht mal erklären, geliebter Neffe, was dieser Auftritt von Elrohir
und Aragorn vorhin sollte?“
Eldarions Augen füllten sich mit Tränen, es war so ein
schöner Tag gewesen und jetzt war daraus ein richtig unglückseliger Tag
geworden. Unter Schluchzen brachte er hervor: „Legolas hat den Pfeil
abgeschossen.“
6. Kapitel
In Rohan waren Faramir, Haleth und die anderen Männer auf
dem Weg zurück nach Edoras und der Goldenen Halle, als sie plötzlich von einer
Bande Orks angegriffen wurden.
Sie brachen wie wilde Kreaturen, die sie ja auch waren,
unter den Bäumen hervor und drangen mit hocherhobenen Waffen auf die
Jagdgesellschaft ein. Die Rohirrim zogen sofort ihre Schwerter, aber schon
waren die ersten von Orks umringt und der Kampf forderte die ersten Opfer unter
den Menschen, dann aber auch unter den Orks.
Es waren immer weniger, die letzten Endes noch aufrecht
standen, die meisten waren schon unter den kräftigen Schlägen der Männer aus
Edoras gefallen. Ein großer, furchterregend aussehender Ork näherte sich
plötzlich Faramirs Pferd von hinten und gab ihm einen Schlag mit seiner Waffe
auf die Flanke. Das Pferd bäumte sich auf und raste los. Faramir vernahm noch
Haleths erschreckten Schrei, bevor er sich darauf konzentrieren musste, nicht
vom Pferd zu fallen. Verdammt, warum hatte er nicht ein zahmeres Pferd
genommen. Dieses war erst kürzlich eingeritten worden und hatte noch einiges
von der ursprünglichen Wildheit in sich. Reiß Dich zusammen und konzentrier
Dich, dann schaffst Du es vielleicht irgendwann, dieses ungestüme Wesen zum
Stillstand zu bringen. Sein Gedanke wurde schneller als erwartet erhört, als er
auf einmal einen großen Baum mit weit ausladender Krone auf sich zukommen sah.
Er konnte nur noch „Halt“ schreien, als er auch schon mitsamt dem Pferd gegen
den Stamm prallte. Sein letzter Gedanke galt seiner Frau, bevor alles schwarz
wurde.
Elrohir hatte sich seiner Aufgabe, Gimli am Leben zu
erhalten, mit ganzer Aufmerksamkeit gewidmet und schließlich war es ihm
gelungen, den Pfeil aus der Brust des Zwerges zu entfernen und die Wunde zu
verbinden. „Ihr könnt ihn jetzt loslassen“, nickte er Eomer zu, der Gimli zur
Sicherheit noch festgehalten hatte, falls dieser doch aus der Ohnmacht erwachen
sollte. Elladan hatte Gimli schon früher losgelassen, um von seinem Neffen
Auskunft über den Streit zwischen Elrohir und Aragorn zu bekommen.
Eomer, der Eldarions Worte durch die offene Tür mitbekommen
hatte, fragte Elrohir auch noch einmal. „Stimmt das, was Eldarion da erzählt?“
„Wollt ihr andeuten, dass Eldarion lügt?“ „Nein, das ist nicht meine Absicht.
Aber es klingt so unglaublich, das müsst ihr verstehen. So etwas hätte ich
Legolas nie zugetraut.“ „Ich auch nicht. Aber so kann man sich täuschen.“ „Ich
glaube es einfach nicht. Wieso sollte er Gimli töten wollen?“ „Ich weiß es
nicht und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Wichtig für mich ist
nur, dass Gimli lebt und das hoffentlich in Sicherheit. Ich werde ihn auf jeden
Fall beschützen.“ „Braucht Ihr mich noch?“ „Nein danke, Eomer. Geht nur!“
Eomer ging und Elrohir setzte sich an Gimlis Bett und
betrachtete den Zwerg mit einer stillen Zuneigung in seinen Augen. Was war
eigentlich der wirkliche Grund für seine Reaktion gegenüber Aragorn gewesen?
Bestimmt nicht nur Legolas Verhalten auf der Schießbahn. Dafür musste es eine
rationelle Erklärung geben. Legolas würde nicht so ohne weiteres auf einen
Freund schießen, dessen war sich Elrohir wohl bewusst. Dass es Liebe zu dem
Zwerg war, ahnte er indes noch nicht. Er war sich seiner Gefühle gegenüber
Gimli nicht im Klaren. Am Anfang hatte er den Zwerg in seiner Gesellschaft nur
widerwillig akzeptiert. Später dann war daraus eine tiefe Bewunderung
entstanden für die Fähigkeiten, die in Gimlis Volk seit Jahrhunderten gepflegt
wurden und die während des Ringkrieges Frodo das Leben gerettet hatten, als die
Gemeinschaft in Moria von dem Höhlentroll angegriffen wurde. Doch das hatte er
bis jetzt noch niemandem erzählt.
Aragorn hatte Legolas in sein Zimmer gebracht und machte
sich nun daran, den schlafenden Elb sorgfältig und zugleich vorsichtig zu
untersuchen, um mögliche äußere Verletzungen auszuschließen. Der Bogenschütze
hatte schon früher versucht, seine Wunden geheim zu halten, um andere nicht
damit zu belästigen und manchmal war es fast zu spät gewesen. Auch dieses Mal
fürchtete er um seinen Freund, doch er konnte nichts entdecken. Ein Klopfen an
seiner Zimmertür schreckte ihn hoch. „Ja“, fragte er. Eomer steckte seinen Kopf
ins Zimmer. „Kann ich Dich mal kurz stören, Aragorn?“ „Was gibt es?“ „Ich weiß
nicht, wie ich anfangen soll. Es ist nicht so normal, dass man darüber so
einfach weggehen könnte. Andererseits gibt es wahrscheinlich einen Grund dafür,
dass man es doch irgendwie entschuldigen könnte...“ „Was ist? Für lange
Ratespielchen habe ich keine Zeit, wie Du siehst.“ „Der Grund, wieso Elrohir so
heftig reagiert hat, ist der, dass Legolas den Pfeil abgeschossen hat, der
Gimli verwundete.“ „Was!?!? Sag das noch mal, bitte. Das kann doch wirklich
nicht wahr sein.“ „Ist es aber leider. Ich fürchte, unser aller Freundschaft
wird auf eine harte Probe gestellt werden, wenn Legolas und Gimli sich wieder das
erste Mal gegenüberstehen.“
7. Kapitel
Während
Eomer und Aragorn sich so an Legolas’ Bett unterhielten, säuberte Elrohir mit
Hilfe von Elladan seine Instrumente und brachte die Tücher voller Blut in den
Waschraum. Gimli war bisher noch nicht wieder erwacht und diese Nacht sollte
die Entscheidung bringen, ob sich ein Wundfieber entwickeln würde oder nicht.
Eldarion und die Hobbits waren nach diesem ereignisreichen Tag zu Bett
gegangen. Vorher hatte es in Eldarions Zimmer ebenfalls noch einen kleinen Auftritt
gegeben:
Pippin und Sam waren zusammen mit einem Diener in den Garten
gegangen, um die Reste des Picknicks einzusammeln und die Waffen und Stellum
mit sich zu nehmen. Der Diener war dann in die Küche geeilt, um das Geschirr zu
säubern und Stellum zu versorgen und die zwei Halblinge hatten sich mit den
Waffen auf den Weg zu Eldarion gemacht. Als Eldarion das Geschenk von Legolas
–Pfeile, Köcher und Bogen- vor seinen Füßen liegen sah, nahm er es in einem
Anflug von Ärger, stampfte darauf herum und warf die zerbrochenen Teile aus dem
Fenster. Gimlis Schwert aber legte er auf eine Kommode und strich noch einmal
sanft, fast zärtlich darüber. Pippin wagte nur vorsichtig zu fragen: „Glaubt
Ihr, dass es für Legolas’ Verhalten nicht bestimmt einen Grund gibt? Warum
tretet Ihr sein Geschenk mit Füßen?“ „Ich glaube nicht, dass man das, was
geschehen ist, entschuldigen kann. Außerdem möchte ich diesen widerlichen Kerl
nie mehr sehen, “ stieß er unter wütendem Schnauben hervor. Der kleine Pip
erschrak sich regelrecht zu Tode und huschte schnell zur Tür hinaus. Draußen
wartete Sam auf ihn, der diese Anklage teilweise mitbekommen hatte. Schnell
liefen sie zu ihrem Zimmer und Merry verschloss die Tür hinter ihnen. Man
konnte ja nie wissen. Heute waren Freunde zu Feinden geworden und neue Fronten
hatten sich gebildet. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Aber davon ahnten
die Bewohner Gondors noch nichts, als sie sich dem nächtlichen Schlummern
hingaben....
Haleth war hinter Faramir hergaloppiert, die anderen Männer
suchten ihre Waffen zusammen und versorgten ihre Wunden. Dann galoppierten auch
sie los. Sie wollten nicht noch einmal das Opfer eines Überfalls werden. Bald
trafen sie auf den Sohn Hamas, der sich um den am Boden liegenden Faramir
kümmerte. „Es sieht nicht gut aus. Lasst uns eine Trage bauen und ihn nach
Edoras zu seiner Frau bringen. Vielleicht kann Gandalf helfen.“
Als sie in Edoras ankamen, wurden sie mit lautem Jubel
begrüßt. Fleisch war rar geworden in der Hauptstadt Rohans und diese Jagd
sollte die Keller und Vorratskammern der Bewohner neu füllen. Darum hatten sich
Männer der meisten Familien beteiligt und ihre Familien freuten sich nun, sie
wieder zu sehen. Aber als sie den Zustand der Männer erkannten und zu ihrem
Entsetzen feststellten, dass der angeheiratete Neffe des Königs auf einer Trage
zwischen zwei Pferden lag, brach eine große Stille aus und man konnte einen
kleinen Jungen in die Goldene Halle hineinrennen hören. Es war der Sohn
Haleths, der ungeduldig die Rückkehr seines Vaters erwartet hatte und nun lief,
um Eowyn und dem König von der Ankunft der Männer zu berichten. Haleth befahl
den Männern, das Fleisch in die große Räucherkammer zu bringen und dann zu
ihren Familien zu gehen. Er selbst hob Faramir von der Trage und trug ihn die Stufen
hinauf in das Innere Meduselds. Eowyn kam ihm entgegen. Als sie ihren Mann
erkannte, stürzte sie auf ihn zu und strich sanft über seine blutende Stirn.
„Was ist geschehen?“ „Wir wurden von Orks angegriffen und sein Pferd ging mit
ihm durch. Er prallte gegen einen Baum.“
„Kommt, wir wollen ihn in sein Bett bringen“, meinte
Gandalf, der auch herangekommen war und Eowyn beruhigend eine Hand auf die
Schulter legte. „Dann können wir ihn untersuchen und sehen, wie es um ihn
steht.“ Sie liefen den Gang hinunter zu den Gemächern der beiden und Haleth
legte Faramir vorsichtig nieder. Er eilte davon, um Kräuter, heißes Wasser und
Tücher zu holen, während Eowyn und Gandalf sich bemühten, Faramir zu
entkleiden. Als eine Dienerin das Wasser brachte, säuberte Eowyn vorsichtig die
Wunden ihres Mannes. Gandalf und Haleth unterhielten sich still und leise in
einer Ecke des Zimmers. Eowyn hatte schon viele Wunden gesehen, aber diese
Leichenblässe und das Blut, das aus seinen Ohren und seiner Nase strömte,
ließen sie bis ins Mark hinein erbeben. „Gibt es noch Hoffnung?“ fragte sie,
als Gandalf näher an das Bett herantrat. Haleth war verschwunden, er wollte
kurz nach seiner Familie sehen und dann wiederkommen. „Hoffnung gibt es immer,
Eowyn. Solange er noch atmet, soll man hoffen.“ „Nein, das kann nicht sein“,
schluchzte sie. „Könnt Ihr denn gar nichts tun?“ „Wir müssen die Nacht
abwarten. Der nächste Tag wird uns Klarheit bringen.“
Und so geschah es. Eowyn hatte die Nacht neben dem Bett
ihres Mannes verbracht und Haleth und Gandalf wechselten sich bei den
Untersuchungen des Verletzten ab.
Auf einmal bewegte sich Faramir leicht. Wo war er? Er sah
das Gesicht seiner Frau, das sich langsam in sein Blickfeld schob und er hörte
Gandalfs Stimme. „Er erwacht. Jetzt zeigt es sich, ob er es übersteht.“ Er
fühlte eine Hand auf seinem Gesicht und er wollte etwas sagen, aber es ging
nicht. Er war einfach glücklich, dass er noch einmal seine geliebte Frau sehen
konnte. Dann wurde alles dunkel und er meinte, auf ein helles Licht zu zuschweben.
Er versuchte ein letztes Mal die Augen zu öffnen, aber seine Lider waren
bleischwer und er fühlte eine wohlige Wärme seinen Körper einhüllen. Er gab
sich diesem Gefühl hin. Es war so schön. Dieses Gefühl wollte er für immer
festhalten.
Ein tiefer Schmerz fuhr durch Eowyns Brust, als sie den
Kampf ihres Mannes mit ansah. War alles vergeblich oder kehrte er zum Leben
zurück? Sie schrie auf, als sie merkte, dass er für immer die Augen schloss.
Faramir war tot.
8. Kapitel
Die Nacht in Gondor und der Weißen Stadt war recht ruhig
verlaufen, sah man einmal von den Sorgen und Nöten im Königspalast ab.
Nicht nur Aragorn war deshalb am Morgen schon früh auf den
Beinen. Er hatte am Abend noch einmal nach seinem Sohn sehen wollen, doch als
er die Tür zu Eldarions Zimmer öffnete, konnte er schon den ruhigen Atem des
Schlafenden hören und schloss die Tür vorsichtig. Als er wieder in Legolas’
Zimmer gehen wollte, kam ihm Liran entgegen, der ja schon früher ins Schloss
zurückgekehrt war und von der Verwundung Gimlis und der Anschuldigung gegen
Legolas offensichtlich noch nichts wusste. Aragorn hatte mit ihm die halbe
Nacht an Legolas’ Bett gesessen. Dabei hatte er Liran über die Geschehnisse des
Abends aufgeklärt und gleichzeitig seinen elbischen Freund im Auge behalten.
Doch Legolas schien tief und fest zu schlafen.
Aragorn tat es gut, sich mit Liran über seine Probleme zu
unterhalten, auch um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Dieser schien
ebenfalls davon überzeugt, dass es eine logische Erklärung für das Verhalten
des Bogenschützens geben musste. Aragorn meinte aber auch, ein kurzes
schadenfrohes Grinsen auf Lirans Gesicht wahrnehmen zu können, als er ihm von
Elrohirs Ausbruch und dessen Weigerung Legolas zu behandeln erzählte. Das
verwunderte ihn. Doch Liran hatte das Gespräch schnell auf ein anderes Thema
gelenkt und Aragorn wollte seinen langjährigen Freund durch eine derartige
Frage nicht beleidigen. Schließlich zog sich Liran zurück und Aragorn ging in
sein Zimmer, um sich wenigstens noch ein paar Stunden hinzulegen.
In einem anderen Krankenzimmer des Palastes waren Elrohir
und Elladan damit beschäftigt, Gimlis Wunde erneut zu säubern und frisch zu
verbinden. Gimli war in der Nacht erwacht und hatte versucht aufzustehen.
Elrohir war in der Küche gewesen, um für einen Kräuteraufguss heißes Wasser zu
machen und Elladan war einen Moment eingenickt. Der Zwerg schaffte es jedoch
nicht und fiel mit einem Schmerzenschrei zurück aufs Bett. Anscheinend war ihm
die Erinnerung an den vergangenen Abend durch die tiefe Ohnmacht im ersten
wachen Moment verloren gegangen. Er tastete vorsichtig nach seiner Wunde. Sie
musste sich wieder geöffnet haben, denn als er die Hand zurückzog, waren seine
Fingerspitzen blutig. Elladan war durch den Schrei aufgeweckt worden und bestätigte
seine Vermutungen. Als Elrohir aus der Küche zurückkam, hielt er sich vor
Schreck am Türrahmen fest. Sein Zwilling stand mit dem blutigen Verband in den
Händen da und Gimli war weiß wie das Laken, auf dem er lag. Mit einem Satz war
er neben dem Bett seines geliebten Zwergs und versuchte, die Blutung zu
stillen. Es gelang ihm, aber er war wütend auf seinen Bruder. Wie hatte er es
nur zulassen können, dass Gimli sich bewegte? Hatte er denn gar nichts von
ihrem Vater gelernt? Nur mühsam gelang es Elrohir, seinen Bruder nicht
anzubrüllen. Das Aufbrechen der Wunde
hatte den schon begonnenen Heilungsprozess unterbrochen. Es konnte immer noch
ein Wundfieber einsetzen und das Leben Gimlis erneut in Gefahr bringen. „Hoffen
wir, dass es nicht zum Äußersten kommt!“ dachte Elrohir.