Titel: Dear Uncle John
Autor: Lady Charena
Fandom: The A-Team
Pairung: Hannibal, Murdock/Face
Rating: PG, Feiertag
Beta:
T'Len
Archiv: ja
Summe: Der Colonel
erhält ein ganz besonderes Geschenk.
Fortsetzung
zu „Night before Christmas“.
Anmerkung:
Kid Harmon und seine Frau Dana sind keine Eigenkreation, sondern tauchen in der
Folge „Blood, sweat and cheers“ auf. Hannibal ist mit der Familie zwar nicht
blutsverwandt, aber seine Freundschaft zu Jack Harmon reicht bis in eine Zeit
weit vor Kids Geburt zurück, als die beiden sich in die gleiche Frau verliebten
– die sich am Ende allerdings gegen Smith entschied. Als Kid in Schwierigkeiten
gerät – und er und Dana, die damals schwanger ist, bedroht werden - wendet sich
Dana an ‚Onkel John’ und das A-Team um Hilfe.
Disclaimer:
Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren
liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der
Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Lyrics by Albert Hammond.
With everybody running, getting something done
So little time and so much to do
I thought I'd write a note or two of Christmas cheer
To you, to you
Everybody around the world wherever you may be
Don't forget: put love under the Christmas tree…
Hannibal
erwachte am Weihnachtsmorgen früh. Nicht aus einem besonderen Grund, außer
vielleicht aus Gewohnheit. Früh am Set zu sein war vor allem für ihn wichtig,
denn es dauerte in der Regel so seine geraume Zeit, bis er das Kostüm angezogen
hatte und alles wasserdicht und sicher befestigt war. Es wäre schließlich nicht
so schön, sollte sich der Aquamaniac majestätisch aus dem Wasser erheben und
aufs Ufer zu bewegen, um eine ahnungslose Sonnenanbeterin zu überfallen – und
dabei auf halben Wege seinen Schwanz verlieren. Und obwohl er seit dem Dreh von
„Gatorella“ – eines Filmes seines alten Freundes und Agenten Jerry – keine neue
Rolle mehr bekommen hatte, fiel es ihm schwer, seine Gewohnheiten zu ändern.
Vielleicht war dieser Hund endgültig zu alt, um neue Tricks zu lernen, dachte
er mit einem Grinsen.
Er
lag noch eine Weile in der behaglichen Wärme seines Bettes und ließ seine Gedanken
treiben, dabei mit halben Ohr auf die Geräusche im Haus achtend. B.As
Schnarchen kam gedämpft durch die Wand des Nebenzimmers, er würde erst
aufstehen, wenn das Frühstück fertig war – und dass sollte nicht zu früh sein.
Face musste man normalerweise buchstäblich aus dem Bett prügeln, aber da sich
Murdocks festtägliche Hyperaktivität bestimmt nicht mit dem Schmücken des
Hauses und dem Singen von Weihnachtssongs erschöpft hatte, war er diesen Morgen
entschuldigt. Hannibal grinste. Es tat gut, die beiden miteinander zu sehen,
aber er war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass er manchmal neidisch auf
die Beziehung zwischen den beiden war. Es machte ihm seine eigene Einsamkeit
stärker bewusst. Seine Gedanken glitten zu Maggie und er fragte sich, wie sie diesen
Weihnachtstag wohl verbringen würde. Allein? Er konnte sie nicht einmal
anrufen, denn es musste immer damit gerechnet werden, dass die MP ihren
Anschluss überwachen ließ. Genau wie B.As Mutter in Chicago, Amys Wohnung in
Los Angeles und viele ihrer anderen Freunde, hatte General Fullbright sicher
auch Maggies Überwachung in Bad Rock angeordnet. Der gute ‚Bull’ war in dieser
Hinsicht sehr gründlich – und kaum weniger berechenbar als seine Vorgänger.
Sicherlich verbrachte er Weihnachten in seinem Büro und hoffte, dass ihm das
Auftauchen des A-Teams irgendwo gemeldet wurde. Tja, Bull – diesen Wunsch hat
dir Santa wohl in diesem Jahr nicht erfüllt, dachte Hannibal grimmig.
Hannibal
erlaubte sich noch einen Moment länger die Erinnerung an Maggie, an die wenigen
Besuche in Bad Rock, die er sich hatte erlauben können, an die langen Gespräche
in ihrem Wohnzimmer und die Nächte, die immer viel zu kurz schienen. Dann stand
er auf und ging ins Badezimmer, um sich eine heiße Dusche zu gönnen.
Eine
halbe Stunde später, die Morgenzigarre zwischen den Zähnen, ging er nach unten,
um mit den Vorbereitungen für sein berühmt-berüchtigtes Festtagsfrühstück zu
beginnen. Halb erwartete er den Fernseher mit den traditionellen
Weihnachtscartoons zu hören, doch es war alles still. Er schob die Tür zum
Wohnzimmer auf. Auf dem Bildschirm lieferten sich gerade der Roadrunner und
Will E. Coyote ihr aussichtsloses Rennen – allerdings mit abgestelltem Ton -
und Hannibal dachte für einen Moment, dass der schäbige Coyote irgendwie Ähnlichkeit
mit Decker hatte... er hatte nie geglaubt, dass ihm einmal Roderick Decker
fehlen würde, aber General Fullbright hatte ihn wegen seines Misserfolges auf
Eis gelegt und beteiligte sich nun persönlich an der Jagd auf das A-Team – und
der Mann war nun wirklich verrückt. Apropos verrückt – wie aufs Stichwort
erschien Murdocks wirrer Haarschopf über der Rückenlehne des Sofas. Er gähnte
und lächelte. „Guten Morgen, Colonel. Fröhliche Weihnachten.“
„Fröhliche
Weihnachten, Captain.“ Hannibal verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast
aber nicht die ganze Nacht auf dem Sofa verbracht, um auf Santa Clause zu
warten?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
Der
Pilot grinste. „Sofa... ja, zumindest einen Teil der Nacht. Wir haben es nicht mehr
ins Bett geschafft.“
„Ich
verstehe“, erwiderte der Colonel trocken, als er weiter in den Raum trat und
die Kleidungsstücke auf dem Fußboden neben dem Kamin sah. Auf dem Kaffeetisch
vor der Couch standen zwei Kakaobecher, eine aufgerissene, halb leere Tüte
Marshmellows lag daneben. Von Face war kaum mehr zu sehen, als ein paar blonde
Haarsträhnen, die unter einem Quilt in verwaschenen Farben hervorblitzten. Er
murmelte protestierend, als sich der Pilot aufsetzte und rückte wieder näher.
„Soll
ich dir beim Frühstück helfen?“, fragte Murdock mit Feuereifer in der Stimme –
und gähnte dann ausgiebig.
Hannibal
hob abwehrend die Hand. „Nein. Danke, das ist nicht nötig. Wenn du jetzt
aufstehst, wird er wach und den ganzen Tag vor sich hinmurren.“ Ganz abgesehen
davon sah Murdock so aus, als könne ihm noch eine Mütze voll Schlaf auch nicht
schaden.
„Okay“,
murmelte der Pilot schläfrig und kuschelte sich zurück.
Das
Sofa war nicht unbedingt dazu gedacht, zwei ausgewachsenen Männern Platz zu
bieten, aber—dachte Hannibal, als er in die Küche ging –das hatte die beiden
sicherlich nicht gestört. Er würde ein Bett vorziehen – und dieser Gedanke
machte ihm wiederum sein Alter klar. Er schüttelte den Kopf und öffnete den
Kühlschrank. Das war nun wirklich nicht der geeignete Moment, um in trüben
Gedanken zu schwelgen.
* *
*
Ungefähr
eine Stunde später, Hannibal war gerade bei seiner zweiten Tasse Kaffee und der
dritten Zeitung – sie stammte aus dem letzten Monat und war eigentlich zum
Anheizen des Kamins im Wohnzimmer gedacht – angelangt, öffnete sich die
Küchentür und Murdock tappte barfuss herein. Er hatte Face eleganten, seidenen
Morgenmantel angezogen und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber. Gähnend zog
er die Beine hoch - in der Küche war es noch relativ kühl – schlang die Arme
darum und legte das Kinn auf die Knie. Aus dieser Haltung beobachtete er
Hannibal mit dunklen, verträumten Augen.
Smith
stand auf und füllte wortlos einen weiteren Kaffeebecher, tat einen
extra-Löffel Zucker rein und stellte ihn vor den Piloten. Dann schob er die
Schüssel mit den Süßigkeiten, die sie als Einsatz bei einem Pokerspiel nach dem
gestrigen Abendessen benutzt hatten, außer Reichweite, als Murdock danach
greifen wollte. Mit zwei Naschkatzen wie B.A. und Murdock im Haus war es direkt
verblüffend, dass noch welche davon übrig waren. „Nicht vor dem Frühstück.“
Hannibal grinste, als ihm klar wurde, dass er wie seine Mutter klang. Und
tatsächlich glich Murdocks Gesichtsausdruck im Moment sehr dem eines
enttäuschten Kindes. Er gähnte wieder.
„Geh
wieder schlafen, Murdock. Oder muss ich erst einen Befehl daraus machen?“,
sagte Hannibal mit einem Lächeln.
„Face
hat mich vom Sofa geschubst“, murmelte der Pilot. Er nippte an seinem Kaffee,
aber Koffein war nun wirklich kein Gegner für H.M. Murdock. Hannibal hatte ihn
schon nach sechs Tassen seines nicht unbedingt schwachen Gebräus wie ein Baby
einschlummern sehen. Wie in so vielen Dingen war Murdock auch hier alles andere
als durchschnittlich... Er gähnte erneut und stellte die leere Tasse ab. „Ich
wollte dir nur das geben.“ Er zog einen Umschlag aus der Tasche von Face
Morgenmantel und schob ihn über den Tisch. „Ich dachte, du würdest dieses
Geschenk gerne auspacken, bevor wir alle wach sind.“
Ein
Bild von Santa Clause mit seinem Rentierschlitten war in bunten Farben quer
über das Kuvert gedruckt, Geschenke wie eine Kette hinter sich herziehend.
Zwischen den Geschenken stand in der zierlichen Handschrift einer Frau: Onkel
John. Einen Moment lang sah Hannibal den Brief nur an. „Du hast Dana deine
Adresse gegeben?“, fragte er dann.
Murdock
zuckte mit den Schultern und sah plötzlich gar nicht mehr schläfrig drein.
„Genaugenommen habe ich ihr Dr. Richters Büroadresse gegeben. Für den Fall,
dass Decker eines Tages auf die Idee kommt, meine Post zu lesen.“ Er strich
sich durch die Haare. Dr. Richter wusste das Geheimnis des A-Teams – und vor
allem das Wissen, dass Murdock tatsächlich ein Teammitglied war – sehr wohl zu
hüten, nachdem sie ihn von einem Kidnapper retten konnten. Der Brief war schon
vor über einem Monat angekommen, denn Dana Harmon wollte ganz sicher sein, dass
er rechtzeitig dort war. Und Murdock war nun einmal der einzige von ihnen mit
einer festen Adresse. Sie wusste, dass nie ganz sicher war, wo sie sich
aufhielten – es konnte Los Angeles oder Südamerika sein. Dann stand er auf und
wickelte den Morgenmantel enger um sich. „Ich sehe mir noch ein paar Cartoons
an“, meinte er und verschwand aus der Küche, ohne Hannibal die Gelegenheit zu
einer Antwort zu geben.
Smith
lehnte sich zurück und griff nach einem Messer auf dem Küchentresen, um das
dicke Papier sorgfältig aufzuschlitzen. Ein zusammengefalteter Brief und drei
Fotos fielen auf den Tisch. Er ließ die Fotos mit der Rückseite nach oben
liegen und faltete zuerst das Papier auseinander. Oben war der Bogen mit dem
gleichen Santa Clause Motive bedruckt, wie der Umschlag. Darunter füllte Danas
hübsche, runde Schrift das Papier.
„Lieber
Onkel John,
Louisa
ist gerade eingeschlafen und ich finde endlich ein paar Minuten Zeit, dir zu
schreiben. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie hektisch unser Leben
geworden ist, seit sie auf der Welt ist. Aber ich möchte sie unter gar keinen
Umständen mehr hergeben und Kid träumt schon von einem Brüderchen für Louisa.
Sie ist wunderschön.
Wir
haben natürlich in den Nachrichten von Face Begnadigung gehört und auch davon,
dass es nur ein Schwindel war. Bitte sag’ ihm, wie leid es uns tut, was man mit
ihm gemacht hat. Dieser General Fullbright war sogar schon einmal hier und hat
bei uns herumgeschnüffelt. Ein noch widerlicherer Mensch als dieser Colonel
Decker. Wir wussten, dass ihr nicht zu Louisas Taufe würdet kommen können,
deshalb habe ich dir ein Foto davon mit in diesen Brief gepackt. Es war ein
sehr schönes Fest und ich wünschte, ihr hättet alle dabei sein können. Ohne
eure Hilfe würden wir wohl immer noch in Angst und Schrecken vor Karl Ludwig
leben. Kid hat einige Angebote bekommen, vielleicht wird er im nächsten Jahr
für einen der richtig großen Rennställe in der Formel 1 fahren. Dann haben wir
auch keine Geldsorgen mehr. Und B.A. wird sich sicher freuen, zu erfahren, dass
Kid bereits einige Male seinen Wagen hätte verkaufen können, es gibt immer
wieder Anfragen nachdem genialen Mechaniker, der ihn wieder zusammengebaut hat.
Dad
hat uns gestanden, dass er es war, der damals die MP angerufen hat und Kid hat
sich darüber aufgeregt, aber inzwischen ist das Verhältnis zwischen den beiden
sehr viel besser. Du wirst dich freuen, zu hören, dass er sein Versprechen hält
und keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt hat. Vielleicht hat dein Besuch auch
dazu beigetragen, dass er endlich über den Tod seiner Frau hinwegkommt. Und
natürlich braucht Louisa einen nüchternen Großvater.“
Hannibal
legte den Brief für einen Moment zur Seite und nahm das erste Foto in die Hand.
Es zeigte Dana mit ihrem Kind auf dem Arm. Er erkannte im Hintergrund das Haus
der Harmons und den Garten. Kid stand hinter seiner Frau und umarmte sie,
während sie in die Kamera lachten. Offenbar hatte Jack es aufgenommen. Sie
wirkten sehr glücklich und unbeschwert.
Er
räusperte sich und nahm den Brief wieder auf, um auch den letzten Absatz zu
lesen.
„Jack
und Kid haben mich gebeten, auch ihre besten Wünsche und Grüße mit diesem Brief
an euch zu schicken. Wo immer ihr an diesem Weihnachten auch sein werdet, ich
hoffe, es geht dir und den anderen gut und ihr seid zusammen.
In
Liebe, Dana
P.S.
Murdock hat mir die Adresse eines Dr. Richter gegeben, an die ich diesen Brief
schicken soll. Ich hoffe, er erreicht euch über diesen Umweg sicher.“
Hannibal
faltete den Brief sorgfältig zusammen. Dann legte er seine inzwischen
ausgegangene Zigarre weg und nahm die beiden anderen Fotos zur Hand. Auf dem
einen waren Kid und Jack zu sehen, die an Kids Rennwagen lehnten. Jack hatte
den Arm stolz um die Schultern seinen Sohnes gelegt, während Kid stolz eine
Trophäe in die Kamera hielt. Das andere war ein Foto von der Taufe, aufgenommen
auf den Stufen vor der Kirche. Dana hielt ihre Tochter im Arm, Kid stand neben
ihr und Jack – der sich in seinem besten schwarzen Anzug sichtlich unwohl
fühlte, aber tapfer für den Fotografen lächelte – wachte über die kleine
Familie.
Nach
einem langen Moment schob er die Fotos und den Brief sorgfältig in den
Umschlag. Die anderen würden sich über die Fotos und die guten Neuigkeiten
sicherlich ebenfalls freuen. Nach den Feiertagen würde er den Brief und die
Bilder bei seinen anderen persönlichen Unterlagen in einem Schließfach
verwahren, das unter dem Namen seines Agenten angemietet war.
Hannibal
lehnte sich in seinen Stuhl zurück und zündete seine Zigarre wieder an. Er
blinzelte ein paar Mal, irgendwas musste er wohl ins Auge bekommen haben...
Ende