Titel: Alles für die Katz‘
Autor: Lady Charena (Januar 2013)
Fandom: Tupperwood
Episode: ---
Wörter: 4195
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones, Rhearn, Team
Pairing: Jack/Ianto
Rating: pg, slash, humor
Summe: Jack hat ein Geschenk für Ianto, das ungeahnte
Konsequenzen nach sich zieht... (Eine Fortsetzung zur Adventskalender-Tupperwoodstory: Türchen 17 „Illegale Untermieter“)
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story
verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern.
Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen
oder diese Inhaberrechte zu verletzen.
Der SUV
hatte sich kaum - unter dem verständnislosen Gehupe
und wütenden Drohgebärden missgeleiteter anderer
Autofahrer – in den fließenden Verkehr eingefädelt, als Owens Stimme vom
Rücksitz tönte. „Harkness, tret
sofort in die Eisen, wir haben einen ungebetenen Gast an Bord.“
Jack wechselte einen Blick mit Tosh, die Ianto würdig mit einem Augenrollen vertrat, das selbst der
junge Waliser nicht besser hin bekommen hätte. „Du sollst aufhören, Andy zu
ärgern, Owen“, erwiderte er in seinem besten, väterlichen Tonfall. „Finde dich
damit ab, er gehört jetzt auch zum Team.“
„Ich kann Constable Grünschnabel von einer Katze unterscheiden, vielen Dank“,
gab der Arzt säuerlich zurück.
Auch Andy meldete sich jetzt zu Wort. „Er hat Recht, da ist eine Katze in
unserem Wagen. Sie hat sich unter dem Sitz versteckt, bis Owen sie getreten
hat. Hallo, Kätzchen. Was machst du Süße denn hier?“
Jack schloss messerscharf, dass die letzten beiden Sätze nicht an ihn gerichtet
worden waren.
„Unabsichtlich. Woher sollte ich wissen, dass sie da unten rumhängt. Und jetzt
nimm sie auf der Stelle von mir runter oder ich schmeiße sie aus dem Fenster“,
drohte Owen.
Vom Rücksitz erklang kurzes, heftiges Fauchen und dann eindeutig
protestierendes Miauen, das aber unter Andy Davidsons beruhigendem Murmeln bald
verstummte.
„Jack?“, wandte sich Tosh trocken an ihn. „Warum ist
eine Katze auf unserem Rücksitz? Und sag nicht, sie hat um eine Mitfahrgelegenheit
gebeten.“
Der Captain lachte. „Du verbringst zu viel Zeit mit Ianto“,
neckte er sie grinsend. „Du klingst schon wie er.“
„Dann denk nur nicht, du kannst dir auch so viel bei mir herausnehmen, wie bei
ihm“, gab Tosh mit völlig ernster Stimme zurück,
obwohl es in ihren Augen schelmisch funkelte.
„Könntet ihr vielleicht mit dem Flirten
aufhören“, kam es angewidert von Owen. „Und mir erklären, warum dieses
Katzenvieh Haare auf meiner neuen Jeans hinterlassen hat?“
Plötzlich schien Jack dem Verkehr sehr viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Er
hielt sogar an einer roten Ampel, anstatt einfach durch zu fahren und
entgegenkommende Autofahrer fast zu Tode zu erschrecken. Hey, er arbeitete hier
schließlich und fuhr nicht zu seinem Vergnügen durch die Gegend, dafür musste
man ihm schon ein paar Dinge gutschreiben…
(Und Ianto musste sein ganzes diplomatisches Geschick
aufwenden und einige Gefallen einfordern, damit Jacks Strafzettel
nur Geldbußen einbrachten. So wenig es Jack schaden würde, wegen seiner Manöver
im Straßenverkehr gelegentlich gesiebte Luft zu atmen - bedauerlicherweise
keine unvertraute Situation für seinen Captain - so wenig zuträglich war es Torchwoods Ansehen, wenn ihr Leiter wegen Rowdytum auf der
Straße verhaftet wurde.)
„Oh, das ist nur ein Geschenk“, meinte er schließlich leichthin.
„Für wen?“, fragte Andy, ein wenig enttäuscht klingend. Er schloss schnell
Freundschaften und dem wohligen Schnurren nach, dass von hinten erklang, hatte
Davidson die Katze bereits gezähmt.
„Für Ianto. Wir hatten da neulich eine Maus im
Keller“, erwiderte Jack, die Unschuld in Person.
Owen schnaubte amüsiert. „Mäuse in seinem perfekten Haus. Das muss Teaboy ja gewaltig auf die Palme bringen. Bist du sicher,
dass du nicht hoffst, sie macht dem Federwisch, den euer Ableger immer mit sich
rumschleppt, den Garaus?“
Tosh schnappte empört nach Luft. „Das ist nicht wahr,
oder? Jack! Dieses harmlose kleine Entchen! Es würde Rhearn
das Herz brechen.“
Oh-ho. Sie war also auch unter dem Bann von Pervy-der-Ente
geraten! Kein Wunder. Tosh hatte den Erpel gescannt
und untersucht, nachdem Owen mit dem Hinweis darauf, dass er kein Tierarzt wäre
und Jack sich im Übrigen nicht so anstellen sollte, jeden Handstreich
verweigerte. Rhearn war natürlich auch dabei gewesen,
um über ihr Haustier zu wachen, und Pervy wusste sich
sehr wohl einzuschleimen. Ein bisschen Geschnatter, strategisches
Federnschütteln, unschuldige schwarze Knopfaugen - und alle schmolzen dahin und
taten so, als wäre es das Normalste der Welt, eine bissige, schnürsenkelstehlende
Ente als Haustier zu halten. (Das es in ihrem Leben und mit Torchwood
weitaus befremdlichere Dinge gab, die als völlig normal angesehen wurden,
ignorierte Jack in diesem Zusammenhang.)
„Es ist eine Katze, kein Tiger. Vermutlich frisst sie nicht mal Mäuse, aber es
ist einen Versuch wert“, verteidigte sich Jack. „Wie sollte ich sie denn dazu
bringen, eine Ente zu fressen? Und wieso eigentlich glaubt ihr, dass ich meiner
Tochter so etwas antun würde?“ Er legte eine Kunstpause ein. „Natürlich würde
ich ihr in diesem unwahrscheinlichen Fall sagen, dass Per-ver-cy Sehnsucht nach Mama Ente und Papa Ente hatte und zurück
auf die Farm ist. Und dann kaufen wir ihr so viele Plüschenten
und Badeenten und Entchenpyjamas
wie in ihr Zimmer passen und warten darauf, dass diese Phase endlich vorbeigeht
und sie sich für eine andere Tierart interessiert. Sie kann ja immer noch die
Enten im Park füttern.“
„Das ist echt... also Harkness, ich habe ja schon eine gewaltige Menge Mist aus
deinem Mund kommen hören, aber das war wirklich gut.“ Owen klatschte, seine
Stimme triefte förmlich mit Sarkasmus. „Du planst einen Mord, engagierst einen
Killer…“ - er deutete auf die in Andys Schoß zufrieden schnurrende Katze –
„…und hast sogar schon die Verteidigung parat. Und nur, weil eine Zweijährige
eine Ente lieber mag als ihren Daddy.“
„Jetzt hör mal, Rhearn mag diesen schrägen Vogel
nicht lieber als mich!“ Jack schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. Er nahm
einem anderen Auto die Vorfahrt und merkte es nicht einmal, den Kopf während
seiner Unterhaltung mit dem Arzt ständig nach hinten gedreht. „Und sie ist
inzwischen zweieinhalb.“
Tosh schluckte und checkte instinktiv den Sitz ihres
Sicherheitsgurtes. „Könnt ihr beide endlich aufhören, euch wie zwei Idioten zu
benehmen? Jack, sieh gefälligst nach vorne, bevor du Ianto
erklären musst, warum du uns alle umgebracht hast.“ Ihre Stimme wurde noch ein paar Grad eisiger. „Und du hältst endlich die
Klappe, Owen. Wenn du Angst vor einer Katze hast, dann überlass sie einfach
Andy.“
„Hey! Ich hatte noch nie Angst vor einer Pussy!“,
protestierte der Arzt empört.
„Er hat aber damit angefangen!“, kam es patzig von Jack - der
aber immerhin die Augen wieder geradeaus richtete, rechtzeitig genug, um eine
sehr unhöfliche Geste eines anderen Autofahrers in seine Richtung zu sehen.
Er antwortete mit einer entsprechend beleidigenden Geste, die den Blutdruck
jedes Rotherianers in gewaltige Höhen getrieben hätte
(was übrigens ihren dekorativen Brustschild in fantastischen Farben leuchten
ließ), bei dem Mann in dem anderen Auto jedoch nur blanke Verständnislosigkeit
hervorrief.
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Ianto fragte sich, was auf der Rückfahrt vorgefallen
sein mochte, als Owen wortlos an ihm vorbei stürmte und durch die Tür ins
Innere des Hubs verschwand. Tosh schüttelte den Kopf
und machte eine Frag-lieber-nicht-Geste, als sie ihm folgte, wenn auch in
normalem Schritttempo. Andy murmelte etwas davon, dass er mit dem Bericht
anfangen würde. Jack kramte im Kofferraum herum.
„Ich freue mich auch, euch alle wohlbehalten wiederzusehen. Nein, es gab keine
Probleme im Hub, während ihr weg wart. Wie wäre es mit einem Kaffee?“, meinte Ianto trocken, während er zum Wagen trat, um die hintere
Tür zu schließen, die Owen einfach hatte offenstehen lassen.
Zu seiner Überraschung erhob sich eine hübsch getigerte Katze vom Rücksitz,
sprang elegant auf den Boden der Garage und streckte sich. Dann sah sie sich
um, die Ohren aufgestellt und den Schwanz erhoben.
„Was ist das?“, fragte Ianto, als sein Captain das
Herumwühlen im Kofferraum aufgab und um den Wagen herum trat. Die Katze stellte
sich neben ihn.
„Eine Katze“, erwiderte Jack fröhlich.
„Das sehe ich auch. Was macht sie hier?“ In Iantos
Magen breitete sich das flaue Gefühl einer unguten Vorahnung aus.
Jack musterte die Katze. Die Katze musterte Jack. „Keine Ahnung. Ich verstehe
nichts von Katzen.“
Ianto seufzte mit einem gewissen Maß an Resignation.
„Ist sie ein Alien?“
„Nein. Obwohl so ganz sicher kann man sich natürlich nie...“, begann Jack,
überlegend ob er das Tier vielleicht vorsichtshalber scannen sollte. Immerhin
hatte er sie am Fundort eines Alien-Artefakts angetroffen.
„War sie eine Zeugin von irgendetwas, dass unsere Arbeit betrifft?“, unterbrach
ihn der junge Waliser.
„Ähem… Ich denke nicht, dass sie irgendjemand verrät,
was sie gesehen hat. Außer vielleicht ihren besten Katzen-Kumpels.“
Offensichtlich fand Ianto das nicht amüsant. Seine
Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. „Wieso hast du sie dann mitgenommen?“
Er vermied knapp das Wort „gestohlen“.
„Ich dachte wegen der Maus im Keller. Oder der möglichen Mäuseinvasion, die du
befürchtest“, verteidigte Jack seinen Einfall.
Ianto seufzte. „Ich dachte eher an eine Mausefalle,
die wir - du weißt schon - vielleicht neben die andere, große Mausefalle
stellen, in der ich normalerweise die Wäsche trockne. Natürlich nur, wenn keine
toten Tiere drin liegen.“ Er musterte die Katze, die unbeeindruckt zurück
starrte und mit den Ohren zuckte. „Wo hast du sie überhaupt her? Aus einer
Tierhandlung?“
„Sie ging da so die Straße lang und dann hat sie angehalten und uns bei der
Arbeit zugesehen. Ich denke, sie wollte mit.“ Jack zuckte mit den Schultern als
wolle er andeuten, dass dies eine rein logische Schlussfolgerung war.
„Und was? Du hast sie einfach gestohlen?“ Der Tonfall in Iantos
Worten machte deutlich, dass er eher dazu neigte, es als reinen Schwachsinn
anzusehen.
„Ich denke nicht, dass sie jemandem gehört. Sie hing vorher bei den Mülltonnen
rum. Und irgendwie kam sie mir hungrig vor.“
Ianto machte unwillkürlich einen Schritt von dem Tier
weg, als er das Wort „Mülltonne“ hörte. „Sie sieht nicht unbedingt wie ein Streuner aus. Sie hat schönes, glänzendes Fell und keine
Wunden oder Narben von Kämpfen mit anderen Katzen.“
„Und kein Halsband. Ich habe nachgesehen. Es ist übrigens eine weibliche
Katze.“ Jack lehnte gegen den Wagen. Die Katze strich ihm einmal wachsam um die
Beine, bevor sie sich auf halben Weg zwischen ihm und Ianto
niederließ, den Schwanz züchtig um ihre Tatzen geringelt.
„Ach, dort hast du auch nachgesehen?“, entgegnete sein Partner trocken.
„Nicht nötig, das weiß ich einfach.“ Jack grinste.
„Natürlich weißt du das“, murmelte Ianto sarkastisch.
„Und übrigens ist das mit Halsband eher eine Sache von Hunden. Katzen hassen
Halsbänder.“
Jack stieß sich vom Wagen ab. „Also behalten wir sie?“
„Nein. Auf keinen Fall. Du bringst sie dorthin zurück, wo du sie herhast. Und
dann findet sie schon alleine wieder nach Hause.“ Er halste
sich doch nicht die Arbeit für noch ein Haustier auf. Ianto
hatte jetzt schon alle Hände voll mit den bereits ansässigen Enten,
Flugsauriern und Weevil zu tun.
„Kann ich das nicht morgen machen? Es ist doch schon spät.“ Jack gab sich alle
Mühe, völlig erschöpft und verausgabt zu wirken. Wenn sich Ianto
erst an den Gedanken gewöhnt hatte… Sie mussten die Katze nur ein paar Tage
behalten, und dann würde sein Partner schon einknicken. Vor allem, wenn Rhearn erst einmal Freundschaft mit ihr schloss…
„Und wo soll sie so lange bleiben? Komm nicht auf den Gedanken, sie mit nach
Hause zu nehmen. Ich lasse dieses Vieh erst nach einem Flohbad
und einer Entwurmungskur und nach einem Besuch beim Tierarzt in die Nähe meiner
Tochter“, warnte ihn Ianto.
„Andy hatte sie während der kompletten Rückfahrt auf dem Arm und er lebt noch“,
warf Jack ein.
Ianto verschränkte wortlos die Arme vor der Brust und
hob eine Augenbraue. Was sollte das bitte beweisen? Andy kam auch jeden Tag mit
weißen Sportsocken zur Arbeit.
„Wir können sie aber auch nicht einfach im Hub lassen. Die fremde Umgebung. Sie
könnte nach unten in die Archive gelangen und sich verlaufen, dann müssen wir
vielleicht tagelang nach ihr suchen. Denk nur, was sie mit deinen Akten
anstellen könnte, sie als Kratzbaum verwenden oder als Katzentoilette...“, fuhr
der Captain fort.
„Okay, schon gut, ich habe verstanden“, winkte Ianto
resigniert ab. „Steck sie in einen Karton und wir nehmen sie mit nach Hause.
Sie kann für eine Nacht im Keller schlafen, auf keinen Fall länger. Aber Rhearn erfährt nichts davon, verstanden? Sobald sie sie
sieht, wird sie die Katze behalten wollen.“
Nun, darauf zählte Jack, also schwieg er wohlweißlich. Vielleicht ließ er –
völlig aus Versehen natürlich – morgen früh die Kellertür auf, nachdem er die
Katze gefüttert hatte und bevor Rhearn zum
Frühstücken nach unten kam…
„Und bestimmt suchen ihre Besitzer schon nach ihr.“ Kopfschüttelnd ging Ianto zurück in den Hub und ließ Jack und die Katze in der Garage
stehen.
Jack sah das Tier ratsuchend an. Wo nahm er jetzt einen Karton her?
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Das Gute war, er heilte schnell. Das schlechte, dass die Kratzer zwar höllisch
brannten, aber kaum als lebensbedrohliche Verletzung galten und Jack daher eine
unangenehme Viertelstunde mit Warten verbrachte, bevor er das Blut von seinen
Händen waschen konnte, ohne die Wunden erneut zu öffnen. In einer halben Stunde
würde davon zwar nichts mehr zu sehen sein, aber bis dahin blieb diese blöde
Katze im Karton, ob es ihr gefiel oder nicht.
Jack war nicht mehr so ganz von seiner Idee überzeugt. Zumal er die Katze erst
in den Karton gebracht hatte, nachdem er ihr mit Weevilspray
aus dem Kofferraum ins Gesicht sprühte. Es wirkte zwar bei ihr nicht und
betäubte sie auch nicht, verblüffte sie jedoch lange genug, dass Jack das lose
Fell im Nacken zu fassen bekam, sie rasch hochhob und in den Karton steckte.
Who-ha. Es war sehr viel einfacher gewesen, sie in den SUV zu locken. Er hatte
nur die Tür offen gelassen und sie war von selbst auf den Sitz gehüpft.
Und hörte er da nicht das Kratzen scharfer Krallen, die sich durch Kartonwände
gruben?
Vielleicht war das doch ein zu gefährliches Haustier für seine kleine
Prinzessin...
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Am nächsten Vormittag:
„Ianto? Owen hat mir gesagt, ich solle dir das hier
sofort bringen, aber nicht wieso? Ist etwas passiert? Ist Rhearn
krank?“, rief Jack, sobald er die Haustür hinter sich ins Schloss gezogen
hatte. Die ominösen Andeutungen des Arztes hatten ihn einen neuen
Geschwindigkeitsrekord nach Hause aufstellen lassen. Sein Herz hämmerte in der
Brust, so schnell war er gerannt. Wieso hatte Ianto
nicht ihn angerufen?
„Jack. Endlich. Schwing deinen Hintern hier rauf. Wir sind im Kinderzimmer.“
Okay, Ianto klang nicht sehr erfreut, aber auch nicht
so, als wären er oder Rhearn in direkter Gefahr.
Jack nahm immer zwei Stufen auf einmal. Die Tür zum Kinderzimmer stand offen
und er stoppte kurz auf der Schwelle, um die Situation in Augenschein zu
nehmen.
Rhearn thronte, nur mit einer Schlafanzughose
bekleidet, auf dem Kissen auf ihrem Bett. Ianto
murmelte leise, besänftigend, in Walisisch zu ihr, während er ihr das Gesicht
mit einem Waschlappen abtupfte. Sein Partner sah ebenfalls so aus, als wäre er
eben erst aus dem Bett gekrabbelt, er trug eine dünne Stoffhose und Socken,
aber kein T-Shirt. Sie hatten zusammen gefrühstückt, bevor er in den Hub ging
und Ianto wollte mittags nachkommen, warum sollte er
sich noch einmal schlafen gelegt haben?
Er warf einen prüfenden Blick auf den Käfig in der Ecke, doch Percy hatte sich
unter einem Berg Zeitungsschnipsel versteckt. Gut so. „Was ist passiert?“,
fragte er nach einem tiefen Atemzug.
Ianto streckte wortlos die Hand aus. Jack trat zu
ihm, ließ die Papiertüte hinein fallen, die ihm Owen mitgegeben hatte
(natürlich steckte er seine Nase hinein, aber sie enthielt nur eine Plastikdose
mit scheußlich riechender Creme und einen unbeschrifteten
Blisterstreifen mit kleinen runden Tabletten) und
beugte sich zu seiner Tochter, um sie mit einem Kuss zu begrüßen. Er stoppte
abrupt, als Ianto den Waschlappen sinken ließ und die
kleinen, roten Punkte auf Rhearns Gesicht zu sehen
waren. „Was ist das?“ Entsetzt starrte er auf den Ausschlag, der sich auch über
Rhearns Schultern und Oberkörper ausbreitete.
„Das ist eine wirklich gute Frage“, erwiderte Ianto
sarkastisch. „Könnte es vielleicht sein, dass du gestern diese K-A-T-Z-E
angeschleppt hast und wie es aussieht, reagieren sowohl Rhearn
als auch ich allergisch?“
„Bist du sicher?“, wandte Jack ein. „Vielleicht ist es ein neues Waschmittel…“
„Das einzig NEUE in diesem Haus sitzt unten im Keller und verdaut gerade zwei
Dosen Tunfisch im eigenen Saft, die ich ihr zum Frühstück serviert habe“,
zischte Ianto aufgebracht – und kratzte sich an der
Schulter.
Jack nahm auf der anderen Seite des Bettes Platz und sah sich den Arm an, den
ihm Rhearn zur Begutachtung hinhielt. „Dada. Aua, tut
doll aua“, sagte sie. „Wie Tad
auch.“
„Das tut mir leid mein Schatz, dass du krank bist.“ Jack musterte Ianto, der das Gesicht verzog, als er an der Creme roch.
Sein Partner sah nicht viel besser als ihre Tochter aus. Auch bei ihm zogen
sich über Oberkörper und Arme rote Punkte. „Ianto,
ich…“
„Ich weiß, du hast es gut gemeint“, unterbrach ihn der jüngere Mann. Er reichte
ihm die Cremedose. „Du bist hoffentlich sicher, dass sie nicht aus den Rift
gefallen ist und wir uns hier irgendwelche… außerirdischen Masern, oder was
auch immer… eingefangen habe.“
Jack schüttelte den Kopf. „Es war keine Spur von Riftenergie
an ihr“, versicherte er.
„Hier, fang schon mal an, sie einzucremen. Ich muss eine der Tabletten in
Wasser auflösen, so kann Rhearn sie nicht schlucken.“
„Warte.“ Er hielt Iantos Arm fest. „Ich wusste nicht,
dass du unter Allergien leidest. Das hast du nie erwähnt.“
„Genauso wenig wusste ich es. Vielleicht ließ mich meine Mutter deshalb nie mit
den K-A-T-Z-E-N in unserer Nachbarschaft spielen.“ Der junge Waliser seufzte.
„Ich habe sie kaum angefasst, lediglich ein wenig sauber gemacht und gefüttert.
Sie ist mir einmal um die Beine gestrichen, das war alles. Dann bin ich wieder
nach oben, habe mir die Hände gewaschen und Rhearn
geweckt, sie angezogen und ihr Frühstück gemacht. Nach dem Essen fing sie an zu
schniefen und ihre Augen tränten, und das gleiche passierte bei mir auch. Dann
begann alles zu jucken und der Ausschlag kam. Also habe ich Owen angerufen und
der sagte, ich solle die Haut mit Wasser kühlen, bis er dich mit einer Creme
und ein paar Allergietabletten nach Hause schicken kann. Den Rest der Story
kennst du.“ Ianto zog seine Hand aus Jacks Griff und
verschwand mit den Tabletten nach nebenan ins Bad, wo gleich darauf Wasser
rauschte.
Jack löste den Waschlappen aus Rhearns Griff und
legte ihn zur Seite. Dann öffnete er die Cremedose. „Ah, Ianto?“,
rief er, laut genug dass ihn der andere Mann hören konnte. „Hat Owen etwas
davon gesagt, wie die Creme verwendet werden soll? Ich meine, muss jeder
einzelne Punkt betupft werden, wie bei Windpocken, oder soll ich sie einfach
komplett von Kopf bis Fuß eincremen?“
„Überall da, wo sie Ausschlag hat, aber nicht jeden Punkt einzeln“, antwortete Ianto aus dem Bad. „Ich gehe rasch unter die Dusche, bevor
ich mir die Haut von den Armen kratze.“
„Okay“, wandte sich Jack an seine Tochter. „Nur einen kleinen Moment
stillsitzen, Baban. Das haben wir gleich.“ Er tauchte
einen Finger in die Creme, die sich kühl anfühlte, besser als sie roch, und
tupfte ein Smiley auf Rhearns Bauch. Sie giggelte begeistert und wollte auch in den Cremetopf
greifen, doch Jack war schneller. „Wir können später spielen. Zuerst müssen wir
dich eincremen, sonst wird dein Tad böse mit mir.“ Rhearns Finger immer wieder abwehrend, die das Ganze als
Spiel betrachtete, verteilte er die Creme über ihre Arme und Brust, cremte ihr
Gesicht ein und fand dann zu allem Überfluss auch noch ein paar einzelne Punkte
auf ihrem Rücken, die behandelt werden mussten. „So, ist das nicht besser?“,
fragte Jack, als er ihr das Schlafanzugoberteil überstreifte. Je einen Kuss auf
eine kleine Hand pressend, setzte er sie auf seinen Schoß. „Ups.
Rhearn ist stinki“, meinte
er, als sie sich an ihn kuschelte und verlangte, dass er ihr eine Geschichte
erzählte. „Aber das ist gar nicht schlimm. Hey, ich kenne eine Geschichte über
eine stinkige kleine Prinzessin, mit der niemand spielen wollte und die deshalb
in ihrem Schloss saß und sich langweilte…“
Ein paar Minuten später kam Ianto ins Zimmer zurück,
ein Wasserglas und einen Löffel in der Hand, und nahm wieder auf der
entgegengesetzten Seite des Bettes Platz. Er tauchte den Löffel ins Wasser und
ließ dann eine der kleinen Tabletten darin zerfallen.
Jack unterbrach seine Erzählung über einen Fluss, den die Prinzessin gerade
bewunderte, denn er floss einmal alle zwölf Stunden rückwärts und in dem
fliegenden Fische wohnten – irgendwann musste Ianto
ihn wirklich danach fragen, ob das alles nur erfunden war, oder ob es so etwas
tatsächlich gab – und überredete Rhearn dazu, den
Mund aufzumachen und den Löffel voll Medizin zu schlucken, den ihr Tad ihr gab.
Sie verzog wegen des bitteren Geschmacks natürlich das Gesicht, und Ianto hielt ihr das Glas hin, damit sie ein wenig Wasser
nachtrinken konnte. Ein paar Minuten später, Jack war inzwischen bei einem Wald
voll singender Bäume angelangt, schlief sie ein.
„Owen hat gesagt, dass die Tabletten müde machen“, erklärte Ianto
leise, als Jack seine Tochter aufs Bett legte und das Kissen unter ihr zurecht schob. Rhearn rollte sich
zusammen wie ein Igel.
„Soll ich dich eincremen?“, erwiderte Jack. „Wenigstens den Rücken?“ Wenn Ianto sauer war, würde er ablehnen…
„Auf dem Rücken ist es auch?“ Ianto seufzte und stand
schwerfällig auf. „Okay. Nicht hier. Ich will nicht, dass wir sie unnötig
wecken. Je mehr sie davon verschläft, desto besser.“ Nachdem er eine dünne
Decke über sie gebreitet und ihr das Haar aus der Stirn gestrichen hatte,
verließ Ianto das Zimmer. Jack folgte ihm nach einem
Gute-Nacht-Kuss auf Rhearns Schläfe rasch.
In ihrem eigenen Schlafzimmer angekommen, nahm Ianto
auf der Bettkante Platz. Jack kniete sich hinter ihm aufs Bett – natürlich nachdem
er die Schuhe ausgezogen hatte – und begann, die Creme auf dem Ausschlag auf Iantos Rücken zu verteilen. Langsam lockerten sich auch die
angespannten Muskeln in den Schultern des jüngeren Mannes und als er die Hand
an Iantos Arm entlang gleiten ließ, um auch seine
Brust einzucremen, lehnte sich sein Partner mit einem Seufzen gegen ihn. Einer
der roten Punkte befand sich auf Iantos Nase und er
blickte direkt in Iantos Augen, während seine Finger
über die Haut seines Geliebten glitten.
„Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefaucht habe. Ich hasse es, krank
zu sein und mein Kopf fühlt sich an, als säße ein Elefant drauf. Niemand konnte
ahnen, dass das passiert.“ Ianto zog die Nase hoch.
„Und nicht nur, dass ich wie ein Streuselkuchen aussehe, ich rieche auch noch
scheußlich. Was hat Owen in die Creme gemischt, seine ungewaschenen Socken?“
„Ich finde du siehst großartig aus, wie immer.“ Jack küsste ihn auf die
Augenlider, die Seite des Kinns und auf die Lippen – scheinbar die einzigen
Stellen in Iantos Gesicht, die vom Ausschlag
verschont worden waren. „Warum schläfst du nicht auch ein wenig, bis das
Schlimmste vorbei ist? Oder soll ich Owen anrufen, damit er her kommt und euch
beide gründlicher untersucht?“
„Oh bitte nicht, ich will mir nicht sein Geknurre und
seine dummen Sprüche anhören, dann explodiert mein Kopf ganz sicher.“ Ianto sah wieder zu ihm hoch. „Geh zurück in den Hub, ich
behalte Rhearn im Auge und wenn es schlimmer wird,
rufe ich an.“
„Wieso nimmst du nicht erst einmal brav die Medizin, die der grummelige Onkel Doktor dir verschrieben hat und legst dich
hin?“, schlug Jack eine Alternative vor. „Ich hole Rhearn
aus ihrem Zimmer in unser Bett. Ich kenne dich, sollte sie wach werden, bist du
es auch. Und dann gehe ich in den Hub, aber nur, um zu sehen, was die Monitore
sagen und ob die anderen ein paar Stunden ohne mich zurechtkommen. Dann bleibe
ich nämlich hier und habe ein Auge auf euch beide. Ich habe mich schon fast an
dein Aussehen und den Geruch gewöhnt.“
Ianto boxte ihn dafür mit dem Ellbogen in die Seite,
aber nur sanft, und schluckte dann widerstandslos zwei der kleinen, runden
Pillen, bevor er sich auf dem Bett ausstreckte. „Aber nur ein paar Stunden“,
murmelte er, das Gesicht ins Kissen vergraben. „Bis heute Abend bin ich wieder
fit.“
„Das sehen wir heute Abend.“ Jack ging hinüber ins Kinderzimmer und warf in
einem plötzlichen Anfall von Mitgefühl eine Handvoll Körnerfutter in Percys
Futternapf und gab ein Salatblatt hintendrein. (Sah ihn der Federwisch etwa
triumphierend an, bevor er den Inhalt seines Napfes inspizierte?) Bevor er dann
Rhearn vorsichtig hochhob und auf den Arm nahm. Sie
schlief so fest, dass sie nur den Kopf an seine Schulter legte, einen seiner
Hosenträger packte und auf sein Hemd sabberte. Er liebte dieses unglaubliche
kleine Geschöpf und konnte kaum glauben, dass er Teil daran hatte, dass es auf der Welt war. Jack wusste, dass er wie ein Idiot
grinste, als er sie ins Schlafzimmer trug. Er hatte mehr Glück, als er
verdiente.
Ianto schlief ebenfalls, als Jack Rhearn
neben ihm ablegte. Er zog seine Schuhe an, und nach je einem Kuss auf creme-
und ausschlagfreie Stellen – Iantos Mund, Rhearns Schläfe – verließ er leise das Zimmer, die Tür halb
hinter sich zuziehend. Je schneller er im Hub war, desto schneller konnte er
zurückkommen und sich um die beiden kümmern.
Jack zog das Handy
aus der Hosentasche, als er nach unten ging. Andy konnte die Katze für ihn
wieder dort abliefern, wo er sie gefunden hatte. Ein klein wenig witzig war die
Situation allerdings schon, auch wenn Ianto den Humor
erst in einer Weile sehen würde. Sie machten sich ständig Sorgen, dass es eine
außerirdische Gefahr für ihre Tochter geben könnte. An eine Katzenallergie
hatte niemand gedacht.
Und von nun an besser keine Experimente mit Haustieren mehr...
Ende