After Amok Time
2012
Fandom:
Star Trek TOS
Charaktere: Kirk/Spock
Kategorie: PG-12
Hinweise: Spielt nach „Amok Time“
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Nach den Ereignissen auf Vulkan besteht Klärungsbedarf zwischen Jim und Spock.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Ist etwas
mit dem Kommunikationssystem nicht in Ordnung, Captain?“ Spock stand mit
hochgezogener Augenbraue in der Tür zu seiner Kabine.
„Warum sollte
etwas mit dem Kom-System nicht stimmen?“, fragte Jim
Kirk, etwas verwirrt über diese Begrüßung, zurück.
„Weil Sie
mich persönlich aufsuchen, statt mich über der Interkom zu benachrichtigen“,
antwortete der Vulkanier.
Jim Kirk
lächelte. „Oh, ich bin nicht dienstlich hier, Spock, und mit dem Kom-System ist alles in Ordnung. Ich dachte nur, wir
könnten reden, so von Freund zu Freund. Ich bekomme dich ja außerhalb des
Dienstes auf der Brücke gar nicht mehr zu sehen und in der Regel nicht mal
dort.“ Der Vulkanier hatte sich in den letzten Tagen
auffallend rar gemacht, seinen Dienst meist in einem der Forschungslabore
verbracht und sich danach sofort in seine Kabine zurückgezogen. Kirk wusste nur
allzu gut, warum Spock ihm aus dem Weg ging und er wusste auch, dass sie
dringend einige Dinge klären mussten, wollten sie künftig weiter als gutes Team
funktionieren. Nicht nur, dass er seinen Stellvertreter auf der Brücke
brauchte, er brauchte vor allem seinen Freund. Und er war sich sicher, dass es
Spock genauso ging.
„Darf ich
herein kommen?“, fügte er hinzu, als
Spock keine Reaktion zeigte.
„Natürlich
Captain“; der Vulkanier trat zur Seite und Jim folgte
ihm in die Kabine. Er war immer wieder von der Hitze, die dort herrschte,
überrascht. Sofort stand ihm der Schweiß auf der Stirn, er wischte ihn mit dem
Ärmel weg.
„Entschuldigung
Captain.“ Spock trat an den Regler der Klimakontrolle und setzte die Temperatur
herab. Dann wandte er sich wieder Kirk zu. „Was kann ich für Sie tun, Captain?“
„Erst mal
setzen“; sagte Jim. Spock nahm gehorsam auf der Kante seines einfachen Bettes
Platz, während Jim sich gegen den Schreibtisch lehnte. „Und das Sie und den
Captain sein lassen. Wir hatten uns doch schon mal auf du und Jim geeinigt.“
„Ich glaube
kaum, dass ich noch das Recht auf solche Vertraulichkeiten habe“, erwiderte der
Vulkanier steif.
Jim seufzte
hörbar. Genau so eine Reaktion hatte er erwartet. Spock gab sich natürlich die
Schuld daran, dass es auf Vulkan zum Kampf zwischen ihnen gekommen war und er
ihn fast getötet hatte. „Spock, was
passiert ist, war nicht deine Schuld“, sagte er deshalb bestimmt.
„Ich hätte
Sie... dich und Doktor McCoy nicht mit nach Vulkan nehmen dürfen“, erwiderte
Spock.
„Denkst du,
du hättest uns davon abhalten können?“, konterte Kirk.
Spock wand
den Kopf ab. „Ich hätte nie zu lassen dürfen, dass ihr..:“;
murmelte er.
Kirk ging vor
dem Bett in die Hocke. „Spock, schau
mich an“, sagte er und als der Vulkanier nicht sofort
reagierte, wiederholte er den Satz mit mehr Befehlsgewalt in seiner Stimme.
Spock wandte den Kopf zu ihm um und Jim war sich sicher, trotz der unbewegten
Miene unendliche Trauer in den dunklen Augen zu sehen.
„Hör mir zu,
bitte“, sagte er sanft. „Du hast getan, was deine Natur dir befohlen hat zu tun
und du konntest nicht wissen, was auf Vulkan passiert. Es ist nicht deine
Schuld, dass T’Pring den Kampf und mich wählte.“ Er
spürte, wie bei dem Gedanken an die eiskalte Hexe noch immer Wut in ihm
hochstieg. Wie hatte sie Spock das nur antun können? Am liebsten hätte er sie
eigenhändig dafür erwürgt. „Du konntest nicht voraussehen, was passiert“, fuhr
er fort. Als Spock den Mund öffnete, um ihn zu unterbrechen, hob er hastig die
Hand. „Lass mich bitte ausreden. Selbst wenn du mir vorher gesagt hättest, es
könnte zu diesem Kampf kommen, wäre ich mit dir gegangen. Du bist mein Freund,
du brauchtest meine Hilfe. Wir haben Schlimmeres zusammen durchgestanden. Was
geschehen ist, ist geschehen. Niemand kann es ungeschehen machen. Aber wir sind
alle mit heiler Haut da heraus gekommen. Also ist es mühselig über Wenn und
Abers nachzugrübeln.“
Er richtete
sich wieder auf, da sein Bein einzuschlafen drohte. „Weder ich noch Pille
nehmen dir irgendetwas übel“, versicherte er. „Außerdem: Ist es nicht
unlogisch, über Dinge nachzugrübeln, die man nicht mehr ändern kann?“
„Ja,
natürlich Captain.“
Kirk
lächelte. „Na siehst du. Also hör auf damit. Sonst muss ich es zum Befehl
machen.“
Jim sah, wie
der Anflug eines zaghaften Lächelns in den Augen des Vulkaniers
erschien. „Ja, Jim“, sagte er.
„Gut, dann
sind wir uns ja einig. Kein Rumgrübeln mehr, keine Schuldgefühle und vor allem,
ich will meinen Ersten Offizier zurück auf meiner Brücke. Und meinen Freund.“
Kirk lehnte sich wieder gegen den Schreibtisch. „Darf ich dir noch ein paar
Fragen stellen? Persönliche Fragen?“
„Natürlich,
Jim.“
„Du hast T’Pring trotz deines Sieges nicht geheiratet oder wie immer
ihr das nennen würdet, richtig?“
„Korrekt,
Jim. Es erschien mir unter den gegeben Umständen nicht angebracht, zumal wir
beide diese Verbindung nicht wünschten.“
„Aber wie
wird es mit dir weitergehen? Ich meine, hast du jetzt sieben Jahre Ruhe oder
müssen wir damit rechnen, dass das Pon Farr jederzeit wieder ausbrechen kann?“
„Ich weiß es
nicht, Jim. Normalerweise sollte der Kampf es gebrochen haben. Aber ich weiß
nicht, wie sehr meine menschliche Hälfte meinen Zyklus beeinflusst.“
„Verstehe.
Also sollte ich dir besser beizeiten eine Frau suchen“, erwiderte Jim, mit
einem Lächeln bemüht, die noch immer spürbare Anspannung im Raum zu mildern.
„ Ich würde
es sehr zu schätzen wissen, wenn du von diesem Ansinnen Abstand nehmen würdest,
Jim“, erwiderte Spock steif.
Jim lachte
auf. „Entspann dich, Spock. Das war ein Scherz. Ich werde natürlich nicht
versuchen, dich zu verkuppeln. Es sei denn, du bestehst darauf.“
„Das meinte
ich nicht, Jim.“ Für einen Augenblick wanderten die Augen des Vulkaniers unruhig im Raum hin und her, dann fokussierte er
sie wieder auf seinen Captain. „Ich meinte, dass ich keine erneute Verbindung
mit einer Frau wünsche.“
„Sondern mit
einem Mann?“, fragte Jim ruhig, auch wenn er ein ‚Ich wusste es!’ dachte. Auf
sein Gaydar hatte er sich noch immer verlassen
können. Nur war er sich bis eben nicht sicher gewesen, dass es auch bei einem
normalerweise undurchschaubaren Vulkanier
funktionierte.
„Das „Ja“ kam
so leise, dass Jim es kaum hörte. „Ist das ein Problem für dich? In der
vulkanischen Gesellschaft?“, fragte er nach.
„Nein: Es wäre unlogisch, zu leugnen, wer man
von Natur aus ist. Homosexuelle Beziehungen haben auf Vulkan den gleichen
Stellenwert wie heterosexuelle. Schon seit Jahrhunderten.“
„Aber warum
hat deine Familie dich dann mit einer Frau verkuppelt?“ Er wünschte sich
wirklich, Spocks Eltern wären bei der Zeremonie dabei gewesen. Er würde mit
ihnen gern einmal ein paar Takte wechseln. Eine ideale Kindheit stellte er sich
jedenfalls anders vor, als das Bild, welches die wenigen Einblicke, die Spock
ihm in sein Leben vor der Enterprise gewehrt hatte, ergaben. Und diese
Hochzeitszeremonie toppte echt alles. Er spürte, wie seine Beschützerinstinkte
nicht zum ersten Mal erwachten, wenn es um den Vulkanier
ging.
„Ich war ein
Knabe, der zu diesem Zeitpunkt selbst nichts über seine Präferenzen wusste“,
erklärte Spock. „T’Pring hat es später sicher
gespürt, dass sie nicht meine Wahl gewesen wäre. Es dürfte zu ihrer Ablehnung
beigetragen haben.“
„Aber wieso
verheiratet man dann überhaupt Kinder in so jungen Jahren. Das ist doch
unlogisch?“, Kirk schüttelte ungläubig den Kopf. „Da weiß doch keiner, auf wen
er später einmal steht.“
„Es ist heutigentags auch nicht mehr üblich. Mein Vater, er wollte
beweisen, dass er trotz seiner ungewöhnlichen Ehe mit einer Erdenfrau, die
alten Traditionen achtet.“
„Verstehe“,
sagte Jim. „Er hat die Normen gebrochen und das dann auf dem Rücken seines
Kindes ausgetragen. Nett!“ Er wünschte wirklich, dieser Vater käme ihm einmal
unter. „Wird er dir Schwierigkeiten machen, weil du schwul bist?“
„Es wird
keinen Unterschied mehr machen“, antwortete Spock und Jim war sich sicher,
Bitterkeit in der Stimme des Vulkaniers zu hören.
„Ich habe mich mit meiner Entscheidung für die Sternenflotte seinem Willen
widersetzt. Dass ich der Familie keinen Erben schenken werde, wird nur eine
Bestätigung sein, dass ich seinen Erwartungen nicht würdig bin.“
„Na, das ist
doch heutigentags nun wirklich kein Problem mehr. Es
gibt zig Möglichkeiten, wie zwei Männer Kinder haben können“, meinte Jim. „Mein
bester Schulfreund hat mit seinem Ehemann mittlerweile drei. Allesamt
wohlgeraten“
„Ach komm,
kuck nicht so überrascht“, fügte er hinzu, als er Spocks erstaunten Blick sah.
„So hinterwäldlerisch ist Iowa nun auch nicht mehr. Glaub’s
oder glaub’s nicht, aber bei uns kannst du heutigentags auch als schwules Paar erfolgreich eine Farm
betreiben.“
Er beugte
sich nach vorn und sah Spock tief in die Augen. „ Aber, was ist mit dir? Gibt
es da jemand bestimmtes, dem du dein Herz schenken würdest?“
Spock wandte
den Blick ab „Nein“, sagte er leise.
„Schade.“ Die
Bemerkung brachte ihm einen weiteren für Spock erstaunlich emotionalen, nämlich
sichtlich überraschten, Blick ein. „Ich hatte gehofft, ich wäre derjenige.“
Nun zeigten
selbst die stets so beherrschten Gesichtszüge des Vulkaniers
offen seine Verwunderung. „Aber... aber du bist doch nicht homosexuell?“,
stotterte er.
„Nein, aber bi-sexuell.“
Jim lächelte Spock offen an. „Ich weiß, ich habe einen Ruf als Frauenheld.
Keine Ahnung, warum man nur diese Seite von mir wahr
nimmt. Aber es gab in meinem Liebesleben genauso Männer wie Frauen und bei
weitem nicht so viele von beiden, wie man mir immer nachsagt.“
Sein Lächeln
wurde für einen Moment bitter. „Ich flirte gern, aber das heißt nicht, dass ich
mit jedem und jeder gleich ins Bett gehe, oder mich nicht nach etwas
Dauerhaftem sehne, nach dem oder der Richtigen.“
Er trat zum
Bett und setzte sich neben Spock. „Ich meine es ernst, Spock. Du warst für mich immer mehr als ein
Untergebener. Du warst ein Freund. Ein Freund, von dem ich mir immer öfters
gewünscht habe, dass er mehr als das sein könnte. Wenn du mich willst und
brauchst, dann bin ich für dich da.“
Spock hielt
den Blick auf seine im Schoß gefalteten Hände gesenkt. „Aber es wäre nicht nur
Sex, Jim“, sagte er leise. „Es wäre eine Bindung fürs Leben. Körperlich wie
mental.“
„Ich weiß“,
sagte Jim. „Darf ich?“ Er streckte seine Hand nach Spock aus, ohne ihn zu
berühren.
Der Vulkanier nickte und Kirk strich sanft über das
dunkle Haar, fuhr dann über die Schläfe. „Bei den Gedankenverschmelzungen, die
wir hatten... ich hatte immer das Gefühl, da ist eine besondere Verbindung
zwischen uns. Es fühlte sich gut und richtig an. Ich dachte... hoffte, du
spürst das auch: Spürst, was ich für dich empfinde.“
„Ich... ich
habe immer versucht, nicht in deine privaten Gedanken und Gefühle
einzudringen“; gestand Spock. „Nicht nur, weil es unhöflich gewesen wäre, dies
zu tun, sondern weil ich fürchtete, wenn ich dir zu nahe käme würde ich etwas
wollen, dass ich nicht haben kann.“
„Aber du
kannst es haben“, versicherte Jim ihm. Er drehte Spocks Kopf zu sich herum.
„Darf ich dich küssen?“ Der Vulkanier nickte stumm
und schloss die Augen. Jim küsste ihn, sanft nur, wie der Hauch eines
Schmetterlings. Dann stand er auf.
„Ich lass dir
besser Zeit, über alles nachzudenken“, sagte er. „Aber wenn du mich brauchst,
wofür auch immer“, er deutete auf die Wand, die an seine Kabine angrenzte, „Du
weißt, wo du mich findest. Ich bin immer für dich da.“
Er hatte die
Tür erreicht, als er hinter sich Spocks Stimme hörte. „Danke, Jim. Danke für
alles!“
Ende