Wer glaubt noch an den Weihnachtsmann?
T’Len
2007
Kategorie:
G
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Summe:
Seltsame Vorgänge beschäftigen zu Weihnachten die Phoenix-Truppe
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Feierabend.“ Kris Mertens warf einen Blick auf die Uhr und
dann ihre Unterlagen auf dem Schreibtisch. Die junge Frau stand auf und griff
ihren Mantel. „Was ist?“ Überrascht runzelte sie die Stirn, als ihre beiden
männlichen Kollegen keine Anstalten machten, ihrem Beispiel zu folgen und ihre
Arbeit ebenfalls zu beenden.
„Ich will noch diesen Bericht fertig machen“, erwiderte
Richard Lorenz und haute weiter auf die Tastatur seines Computers ein.
„Ich recherchiere noch was“, sagte Mark Pohl. Auch er löste
den Blick nicht vom Computerbildschirm.
„Jungs, heute ist Heilig Abend.“ Sie blickte erneut auf ihre
Uhr. „Schlimm genug, dass wir bis Mittag arbeiten mussten. Jetzt will ich nach
Hause, meinen Baum schmücken und es mir mit einem Glühwein gemütlich machen.
Könnt ihr euch nicht einmal von der Arbeit losreißen und aufs Fest freuen?“
Kris erwartete nicht
wirklich eine Antwort auf ihre Frage. Zum einen, weil sie genau wusste, dass
für sie alle oft genug die Arbeit über dem Privatleben stand – ob freiwillig
oder nicht – zum anderen, weil sie so eine Ahnung hatte, dass den beiden
Männern einsame Weihnachtstage bevorstanden und sie sich deshalb lieber im Büro
verkrochen. Richard hatte nach dem Tod seines Vaters ihres Wissens nach keine
Angehörigen mehr. Und über Marks Privatleben wusste sie eigentlich so gut wie
gar nichts. Es schien kaum zu existieren. Wahrscheinlich war auch er allein.
Weihnachten schien beiden
Männern nicht viel zu bedeuten. Als sie versucht hatte ihr Büro etwas festlich
zu schmücken, hatte sie nur gutmütigen Spot geerntet. Ihr Vorschlag nach einer
kleinen Weihnachtsfeier war mit Hinweis auf zu viel Arbeit abgeschmettert
wurden. Als sie einmal ein paar Weihnachtslieder im Radio angestellt hatte,
hatte Richard das Gerät einfach abgestellt und von „schrecklichem Gedudel“
gesprochen.
Ihr selbst erging es ja
nicht viel anders als ihren Kollegen. Auch sie würde allein sein, nachdem ihre
Schwester beschlossen hatte, dieses Weihnachten mit ihrem Sohn in den
Winterurlaub zu fahren und nicht wie sonst immer Kris zu besuchen. Doch sie war
fest entschlossen, trotzdem das Beste daraus zu machen und sich die Feiertage
nicht von schlechter Laune oder einem Gefühl der Einsamkeit kaputt machen zu
lassen.
Sie überlegte, ob sie die
beiden nicht einfach zu sich einladen sollte. Auch wenn sie mehr Kollegen denn
Freunde waren und privat selten etwas zusammen unternahmen, es wäre womöglich
besser als die ganze Zeit allein zu sein.
Das Telefon läutete und
Mark hob ab. „Vergiss deinen Baum, der Chef hat einen Fall für uns.“
Kris seufzte. Es wäre ja
auch zu schön gewesen.
///
„Also für mich klingt das
nach dem Weihnachtsmann“, sagte Mark nachdem ihr Chef Christoph Volz ihnen den
Fall erläutert hatte. „Seltsame Geräusche auf dem Dach, Päckchen, die durch
Schornsteine geworfen werden, Glockenklingeln, auch wenn niemand zu sehen ist:“
„Sicher“, erwiderte
Richard spitz. „Und ich bin der Osterhase.“
„Hast du eine andere
Erklärung?“, wollte Pohl wissen.
Lorenz zuckte mit den
Schultern.
„Seltsam ist das schon“,
meinte Kris. „Aber solange niemand zu schaden kommt. Im Gegenteil, die Leute
sogar noch etwas geschenkt bekommen. Ich sehe nicht, was wir unternehmen
könnten.“
„Sie sollen nur ihre Augen
und Ohren offen halten.“, erwiderte Volz. „Diese Berichte gibt es aus allen
Ländern, in denen es bereits Weihnachtsabend war. Das kann kein Zufall sein.“
„Bisher ist niemand zu
schaden gekommen?“, vergewisserte sich Pohl.
Volz schüttelte den Kopf.
„Niemand. Es ist davon auszugehen, dass mit Einsetzen der Dunkelheit auch hier
ähnliche Ereignisse eintreten. Vielleicht finden sie etwas heraus.“
„Jemand schmeißt also auf
der ganzen Welt Geschenke herunter.“ Richard schüttelte den Kopf. „Das ist doch
absurd. Kein Mensch könnte das bewältigen. Schon zeitlich und logistisch nicht.“
„Der Weihnachtsmann
schon“, sagte Mark. Richard warf ihm einen zweifelnden Blick zu und tippte sich
kurz an die Stirn.
„Wer sagt denn, dass es nur eine Person ist“, fiel Kris hastig ein, bevor das
Ganze in einen Streit zwischen den beiden Männern ausarten konnte.
„Auffallend ist
jedenfalls“, fuhr Volz fort. „Dass offensichtlich nicht alle Menschen betroffen
sind sondern nur solche, die das, was man den Geist der Weihnacht nennt, noch
hochhalten. Also in Familie feiern, Liebe, Frieden und so weiter. Nicht so sehr
den Kommerz und der Lust frönen. Die Geschenke sind auch eher von ideellem denn
materiellem Wert.“
„Vielleicht will er uns an
die alten Werte erinnern“, überlegte Mark.
„Nun hör aber auf.“
Richard schüttelte den Kopf. „Denkst du, es ist eine freundlichere Variante des
Racheengels von damals?“
„Vielleicht“, erwiderte
Mark.
„Wie auch immer“, unterbrach Volz den Disput. „Es scheint keine Gefahr zu
bestehen. Aber wir sollten aufmerksam sein. Feiern sie einfach alle eine
traditionelle Weihnacht und halten sie Augen und Ohren offen.“
Mark und Richard sahen
sich an: „Da gibt es nur ein Problem, Chef“, sagte Lorenz. „Mit all den Sachen,
die ich wegen dem Tod meines Vaters regeln musste... mir war nicht nach
Weihnachten zumute.“ Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich habe nicht mal
einen Baum.“
„Ich auch nicht“, ließ
sich Mark vernehmen. „Für mich allein schien das nicht der Mühe wert.“
Kris dachte an ihre Die
von vorhin. „Warum kommt ihr nicht mit zu mir und wir feiern gemeinsam?“
///
„Eigentlich ist
Weihnachten doch gar nicht so schlecht“, sagte Richard Lorenz und ließ sich mit
einem Glas Grog in der Hand in den Sessel nieder.
„Nicht, wenn man mit guten
Freunden feiern kann“, erwiderte Mark Pohl von Sofa herüber.
„Schön, dass es euch bei mir gefällt“, lächelte Kris und stellte eine Schale
mit Plätzchen auf den Tisch. Dann setzte sie sich zu Mark aufs Sofa.
Gemeinsam hatten sie in
den letzten Stunden den Baum geschmückt, Salat und Würstchen fürs Abendbrot
vorbereitet und sogar noch einige Plätzchen gebacken. Im Radio liefen
Weihnachtslieder.
„Davor hatte ich die
größte Angst, ganz allein zu sein“, gestand Richard leise. „Selbst als mein
Vater letztes Jahr schon so krank war, kam er für die Feiertage aus der
Klinik.“
„Meine Eltern mussten Weihnachten
oft arbeiten“, erzählte Mark. „Schon als Kind hatte ich selten ein
traditionelles Fest. Umso mehr glaubte ich an den Weihnachtsmann und wünschte
mir, er würde zu mir kommen.“
„Und das tust du noch
heute“, lächelte Kris.
„Es ist zumindest nicht bewiesen,
dass es ihn nicht gibt, oder?“, erwiderte Mark. Er stand auf und schaltete die
Baumbeleuchtung an, dann die Deckenlampe aus. Das Wohnzimmer war nun in das
sanfte Licht künstlich-flackernder Kerzen getaucht.
„Schade, dass wir nicht
eher daran gedacht haben, zusammen zu feiern und keine Geschenke haben“, sagte
Kris. „Das gehört doch einfach dazu.“
„Sich einfach mal Zeit für
gute Freunde zu nehmen, einander zuhören und miteinander reden kann das
wertvollste Geschenk sein“, erwiderte Mark.
Richard lächelte. Ich
wusste es, du bist ein Romantiker.“
Plötzlich war auf dem
Balkon ein polterndes Geräusch zu hören. Alle drei rannten hinaus, doch niemand
war zu sehen. Auf dem Boden lagen drei kleine Päckchen. In der Ferne erklang
leises Glockengeläut und ein tiefes „Hohoho“ wehte zu ihnen herüber.
Das Radio spielte „Santa Clause is coming to town.”
Ende