Last Christmas
T’Len
2009
Fandom:
Torchwood
Kategorie:
PG
Hinweise:
pre-Children of Earth
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Weihnachten in Cardiff
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
Die Lichter der Stadt
blinkten unter ihm. Heute kamen sie ihm noch heller vor als sonst, irgendwie
intensiver. Vielleicht lag es daran, dass zu den üblichen Lichtern weitere
hinzugekommen waren - die Weihnachtsbeleuchtung in und an den Häusern. Er würde
nie so ganz verstehen, warum die Menschen des 21. Jahrhunderts so ein Faible
für diesen Kitsch entwickelt hatten.
Jack Harkness zog seinen
Mantel enger um sich. Ein kalter Wind pfiff über das Dach des
Millenium-Centers. Weit unter ihm, in den Stuben der Wohnungen saßen die
Menschen jetzt beim Weihnachtsessen, packten Kinder freudestrahlend ihre
Geschenke aus, erklangen alte Weihnachtslieder oder wurden die Kerzen an den
Bäumen entzündet. Ein ganz normaler Weihnachtstag eben, so wie jedes Jahr. Sie
alle da unten ahnten nicht, wie knapp sie schon oft davor gestanden hatten,
dieses kleine Glück zu verlieren – an Aliens, die ihre Welt übernehmen wollten,
an gewaltige Energien, welche die Erde zu vernichten drohten oder an andere
Schrecken. Sie wussten nichts von Weevils, Daleks und Slitheen und schon gar
nichts von dem Riss durch Raum und Zeit, dass unter ihrer Stadt pulsierte. Und
sie wussten genauso wenig von den Männern und Frauen, die so oft ihr Leben
riskierten – und gaben – um sie vor all dem zu beschützen.
Er sollte Stolz empfinden,
dass es ihnen auch in diesem Jahr gelungen war, dafür zu sorgen, dass die
Menschen in Cardiff – und nicht nur dort - ein ganz normales Weihnachtsfest
feiern konnten. Doch warum fühlte er dann soviel Bitterkeit in sich? War es,
weil er hier oben stand, allein in Dunkelheit und Kälte, statt ebenfalls unter
einem Weihnachtsbaum zu sitzen, bei Menschen, die ihm etwas bedeuteten?
Sollte er nicht lieber bei
Alice und Stephen sein? Stephen würde jetzt womöglich das große, ferngesteuerte
Auto auspacken, dass er ihm geschenkt hatte. Er würde sich anschließend lachend
in seine Arme werfen und es kaum abwarten können, dass sie es gemeinsam
ausprobierten während Alice in der Küche das Abendbrot zauberte. Nein,
entschied er, es war besser so. Alice fühlte sich in letzter Zeit sichtlich
unwohl in seiner Gegenwart. Ob es daran lag, dass er mittlerweile jünger wirkte
als seine Tochter?
Und Stephen kam in ein
Alter, in dem er immer mehr Fragen stellte. Es würde nicht mehr lange dauern
und dem aufgeweckten Jungen würde – musste - auffallen, dass mit seinem Onkel
Jack etwas nicht stimmte, dass er sich nicht veränderte, nie alterte. Alice
sprach es zwar nicht laut aus, aber Jack spürte genau, dass es ihr lieber war,
wenn er sich von ihr und ihrem Sohn fern hielt. Sie wollte Stephen ein
möglichst normales Leben ermöglichen. Ein Großvater, der nicht aus dieser Zeit
und von dieser Welt stammte und dem wohl gefährlichsten Job dieses Planeten
nachging, passte da nicht hinein.
Er hatte ihr eine
Entscheidung erspart, indem er, als er seine Geschenke ablieferte,
augenzwinkernd zu Stephen bemerkte, dass er Weihnachten arbeiten müsse. „Jemand
muss ja aufpassen, dass kein böser Gnom das Weihnachtsfest stört“, erklärte er.
Im Gegensatz zu seinem Enkel hatte Alice gewusst, dass diese Bemerkung mehr
Ernst als Scherz war.
Er hätte mit Gwen und Rhys
feiern können. Gwen hatte ihn mehr als einmal eingeladen doch zumindest zum
Weihnachtsessen zu ihnen zu kommen. Jack wusste, dass Rhys ihm sehr dankbar
war, dass er jedes Mal abgelehnt hatte und die traute Zweisamkeit bei ihrem
ersten Fest als Ehepaar nicht stören würde. Vielleicht würde Rhys Gwen nun
endlich für die Idee ein Baby zu bekommen begeistern können. Jack wünschte es
ihm, auch wenn das hieß, sein Team würde weiter reduziert werden.
Dann würden nur noch Ianto
und er übrig bleiben. Zu wenig, um Team Torchwood 3 effektiv betreiben zu
können. Er musste neue Mitarbeiter rekrutieren, ob er wollte oder nicht. Doch
darüber nachzudenken war später noch Zeit genug. Heute wollte er lieber an
angenehmere Dinge denken.
Jack lächelte als sich seine
Gedanken seinem Lover zu wandten. Ianto verbrachte den Tag bei seiner Schwester
und deren Familie. Jack hatte genau den Widerspruch gespürt, in dem der junge
Mann sich befand. Einerseits fühlte Ianto sich verpflichtet, Jack einzuladen,
anderseits fürchtete er die Reaktion seiner Angehörigen, wenn er mit einem
fremden Mann im Schlepptau auftauchte. Jack mutmaßte, sie hatten keine Ahnung
über Iantos aktuelles Liebesleben und dies sollte - ginge es nach Ianto - auch so bleiben.
Er hatte seinem Freund also
die Peinlichkeit sich entweder vor ihm oder seiner Schwester rechtfertigen zu
müssen, erspart und recht flapsig darauf hingewiesen, man möchte ihm ja mit
jeder Art von „familienlastigem, rührseligem Weihnachtskitsch“ verschonen. „Wer
auch nur daran denkt, mich zu so etwas einzuladen, bekommt Retcon.“ Er werde
unter allen Umständen im Hub bleiben und alles im Auge behalten, hatte er noch
versichert. Man wisse ja nie, ob nicht gerade am Weihnachtsabend die nächste
Invasion drohe.
Doch dann war es ihm dort
unten irgendwann zu eng geworden und er hatte sich nach der Weite des Himmels
gesehnt, nach den Sternen und nach dem Blick auf seine Stadt. Seine Gedanken
drifteten in die Vergangenheit. Er erinnerte sich an Weihnachtsfeste, als
Cardiff nicht dieses Lichtermeer gewesen war, als die Menschen die Nächte hier,
wie in vielen anderen Städten des Landes, im Dunkeln verbrachten, aus Angst vor
feindlichen Angriffen. Manchmal schien ihm diese Zeit wie Ewigkeiten her und
dann doch wieder, als wäre es erst gestern gewesen.
Und er dachte an sein
Zuhause. Seltsam, obwohl der Ursprung des Festes zu seiner Zeit längst jedwede
Bedeutung verloren hatte, obwohl es den Planeten, auf dem es einst begann, in
seiner ursprünglichen Form gar nicht mehr gab, irgendwie hatte die Tradition
Raum und Zeit und Kulturen überlebt. Er dachte an seine Mutter, an ihr festlich
geschmücktes Zuhause, daran wie er und Grey es kaum erwarten konnten, ihre
Geschenke auszupacken, damals bevor...
Ehe die düsteren Gedanken
richtig nach ihm greifen konnten, spürte er eine sehr reale Hand auf seiner
Schulter. Jack wusste auch ohne sich umzudrehen genau, wem sie gehörte.
„Ich denke, du bist bei
deiner Familie“, sagte er.
„Ein Mann kann nur eine
bestimmte Menge an familienlastigem, rührseligem Weihnachtskitsch ertragen“,
antwortete Ianto und trat um ihn herum. Er küsste Jack leidenschaftlich. „Und
du hast mir gefehlt.“
Jack öffnete seinen Mantel
und zog Ianto in eine enge Umarmung, den Mantel um sie beide schließend. „Wie
hast du mich hier gefunden?“
„Du warst nicht im Hub, da
war dies die logische Wahl. Außerdem, was denkst du, wie viele Männer an diesem
Tag und um diese Zeit in Cardiff auf einem Wolkenkratzerdach herum stehen?“
Er ergänzte mit einem
Lächeln. „Außer dem Weihnachtsmann.“
„Oh, der ist schon
weitergeflogen. Hatte noch so viel zu tun. Dabei hätte ich ihn und seine
Rentiere gern...“
Ianto stoppte Jack mit einem
weiteren Kuss. Während seine rechte Hand sich in Jacks Haar grub, wanderte die
Linke zwischen ihre zusammengepressten Körper und suchte nach dem
Reißverschluss von Jacks Hose. Mit einiger Mühe fand Ianto ihn und zog ihn auf.
Jack schob seinen Lover
überrascht ein Stück von sich. „Was ist mit der kein-Sex-auf-dem-Dach-Regel
passiert, die du einst aufgestellt hast?“, wunderte er sich.
„Heute ist Weihnachten, da
werden schließlich Wünsche erfüllt“, erwiderte Ianto. Er löste sich von Jack
und ergriff dessen Hand. „Komm.“
Er führte Jack auf die
andere, mehr windgeschützte Seite des Daches. Jack sah zu seiner großen
Überraschung, dass dort eine Decke ausgebreitet lag, um die herum Kerzen
brannten. Ein kleiner, mobiler Heizkörper strahlte angenehme Wärme aus. Eine
Flasche Champagner stand hingegen in einem Kühler.
„Die hiesige CCTV-Kamera hat
leider gerade einen bedauerlichen, nicht aufzufindenden Defekt“, erklärte
Ianto.
Jack grinste. „Ich sehe, du
hast an alles gedacht.“ Wobei diese Bemerkung ebenso dem Satz galt, der ihm
ihrer – natürlich durch Ianto hergestellten - Privatsphäre versicherte – nicht,
dass Jack sich groß am Gegenteil gestört hätte, Ianto aber, wie er wusste, sehr
wohl – wie auch der Tatsache, dass er soeben die Packung Kondome und die große
Tube Gleitcreme, welche auf der Decke lagen, entdeckt hatte.
Ianto zog Jack in seine
Arme. „Merry
Christmas, Jack.“
Dann war die Welt um sie
herum für eine ganze Weile vergessen und für einen Moment wünschte selbst Jack
Harkness, es möge immer Weihnachten auf Erden sein.
Ende