Titel: As first
kisses go…
Autor: Lady Charena
Fandom: Torchwood
Episode: 1.02 Day One
Wörter: ~ 2900
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones, Toshiko Sato
Pairing: Jack/Ianto
Rating: AU, slash, pg12, oneshot
Beta: T‘Len
Archiv: ja
Summe: Ianto ist neugierig. Und Jack nur zu gerne bereit, diese Neugier zu
befriedigen. Wenn doch alles nur so wäre, wie es auf diesen ersten Blick
aussieht…
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen. Oder um mit Stephen Fry zu sprechen: Not one word of the following
is true.
„Ianto? Hörst du mich?“
Er tippte auf das Earpiece als Toshikos Stimme aus dem Intercom erklang. „Ja,
ich bin hier. Gibt es Probleme?“ Seine Stimme hallte dumpf von den Wänden
wieder, als er aus den tieferen Levels des Hubs zurück nach oben in den
Hauptbereich eilte.
„Ich weiß, dass es spät ist, aber könntest du weiterhin die Monitore
überwachen, bis wir zurückkommen?“
Ianto verharrte einen Moment und sah sich um. Herumliegende Unterlagen,
halbausgetrunkene Tassen und geöffnete Dateien zeugten davon, dass das Team
überstürzt aufgebrochen war. Irgendwo über sich hörte er Myfanwy über das
Plätschern des Wasserturms und dem Summen von Lüftern. „Natürlich“, sagte er.
„Ich hatte ohnehin noch nicht vor, zu gehen.“
„Du bist ein Engel, Ianto.“
„Ich habe ihn gefunden und ich bin dein Boss, damit habe ich die älteren
Rechte. Also Finger weg, Tosh.“
Der junge Waliser zuckte überrascht zusammen, als die Stimme des Captains
unerwartet die der Computerexpertin ersetzt. „Sir?“, fragte er neutral.
„Irgendetwas, das ich tun kann?“
„Ich könnte etwas von deinem himmlischen Kaffee brauchen.“
Er lächelte unwillkürlich. Ianto hatte noch nie jemand getroffen, der so viel
Kaffee trank, wie Jack Harkness. Obwohl Owen sich alle erdenkliche Mühe gab,
mit ihm gleich zu ziehen. „Ich fürchte, daran kann ich von hier aus nichts ändern,
aber ich werde eine Tasse für deine Rückkehr bereithalten.“
„Tosh hat recht, du bist ein Engel.“
„Uh…“ Ianto spürte seine Wangen warm und seine Kehle eng werden. „Wird es noch
lange dauern, bis ihr zurückkommt?“, fragte er um das Thema zu wechseln.
Vielleicht hatte er Zeit genug, ein paar Dinge aus dem Medlab zu holen. Es war
fast zu einfach. Der Arzt hatte nur zu gerne die monatliche Inventur seines
Bestandes in Iantos Hände gelegt. Und Jack pflegte Berichte und Bedarfslisten
blind abzuzeichnen. Er drängte Scham und Schuldgefühle in die dunkle Ecke
seines Bewusstseins zurück, die er dafür reserviert hatte.
„Ich weiß es nicht.“ Die Leichtigkeit war aus Jacks Worten verschwunden. „Wir
haben noch eine Menge Arbeit vor uns… und das ist mein Stichwort. Danke, sehr
subtil, Owen. Wir sehen uns im Hub, Jones Ianto Jones.“
„Natürlich, Sir“, erwiderte Ianto. Auf einem der Terminals an Toshikos
Arbeitsstation begann hektisch ein Symbol zu blinken.
Gleichzeitig hörte er wieder Tosh über das Intercom. „Ich habe dir die
Aufnahmen des CCTVs der Straße und der internen Überwachungskameras geschickt.
Wir haben Carys an ihrem Arbeitsplatz gefunden. Einer Fruchtbarkeitsklinik.“
Ihre Stimme nahm einen grimmigen Unterton an. „Das Alien hat mehrere Männer
getötet, Ianto, aber wir haben einen Weg gefunden, es zu eliminieren. Wir
werden hier noch eine ganze Weile mit Aufräumen beschäftigt sein. Kannst du dir
in der Zwischenzeit alles ansehen und das Material archivieren?“
„Natürlich.“ Ianto konnte nicht anders, als einen kleinen Thrill an Aufregung
zu spüren. Es war sicherlich besser als den Rest der Nacht aufzuräumen und
sauber zu machen und die Minuten zu zählen, bis er ihre Infusion wechseln
musste.
„Gut.“ Toshiko klang erleichtert. „Glaub’ mir, im Moment beneide ich dich
wirklich um deinen Job. Bis später, Ianto.“
Ianto trat an Toshs Station und aktivierte das Terminal. Die ersten Bilder des
CCTV erschienen auf dem Bildschirm. Ein bitteres Lächeln lag um Iantos Lippen,
als er sich an die Arbeit machte. Tosh hatte ja keine Ahnung…
# # #
Ianto rieb sich müde die Augen. Nach stundenlangem Sichten des Materials, das
ihm Tosh geschickt hatte, brauchte er dringend eine Pause. Er stand auf, um
seine Kaffeetasse nachzufüllen, stoppte aber als sein Magen knurrte und änderte
seine Meinung.
Ein Blick auf seine Uhr bestätigte ihm, dass der Coffeeshop um die Ecke bereits
geöffnet hatte. Sie verkauften neben Kaffeebohnen auch frisches Gebäck (Jack
hatte eine Schwäche für die Donuts, die sie seit neuestem im Sortiment hatten
und Ianto versäumte nie, ihm ein halbes Dutzend mitzubringen) und vielleicht
würden die anderen es ebenfalls zu schätzen wissen, wenn er ein Frühstück für
sie bereit hielt. Es war eine lange Nacht gewesen. Ianto speicherte die Daten
ab und fuhr Tosh‘ Arbeitsstation herunter.
Er hatte nur noch ein einziges Band zu sichten, aber das konnte ein wenig
warten.
Ianto zog seinen Mantel an und verließ den Hub über das Tourismusbüro. Er stand
einen Moment da und blinzelte in der noch blassen Morgensonne, bevor er über
den Plas eilte.
# # #
Er runzelte die Stirn und fragte sich, ob die Kamera vielleicht eine
Fehlfunktion aufgewiesen hatte. Aber die Bildqualität besagte, dass die Klinik
nicht an der Ausstattung ihrer Sicherheitsanlage gespart hatte. Es gab keinen
Ton, also wusste er nicht, was gesprochen worden war. Aber das war zweitrangig.
Dass das Mädchen – Carys – golden zu schimmern schien, als Jack sie küsste, war
nicht wirklich, was seinen Blick fesselte.
Es war die Tatsache, dass Jack sie küsste.
Es war, wie Jack sie küsste.
Nach seinem Ausflug in den Coffeeshop hatte Ianto die Tüte mit Gebäck auf dem
Tisch bei der Couch zurückgelassen, wo das Team sie sicher finden würde. Jacks
Donuts standen in einer kleinen Pappbox auf seinem Schreibtisch, sicher vor den
gierigen Fingern der anderen. Erst als er vor dem PC im Tourismusbüro Platz
nahm, um das letzte Band anzusehen, fiel ihm auf, dass er für sich selbst
nichts mitgebracht hatte.
Er kaute gedankenverloren auf dem Ende eines Kugelschreibers, als er die Szene
nochmal und nochmal abspielte; sie stoppte und vergrößerte, bis sie den
kompletten Bildschirm ausfüllte.
…Jacks Hand an ihrer Kehle…
…Jacks Lippen auf ihren und dann dass goldene Schimmern…
Er konnte nicht anders, als sich fragen, wie es sich anfühlen musste. Wie es
sich anfühlen mochte, von Jack Harkness geküsst zu werden.
Ungebeten stand ihm die Erinnerung an den Moment im Lagerhaus vor Augen. Als
sie auf dem Boden lagen, neben einem betäubtem Flugsaurier und Jacks Lippen
seinen so nahe gewesen waren, dass er den Atem des anderen Mannes wie eine
Berührung auf seinem Mund gespürt hatte.
„Ich warte noch immer auf meinen versprochenen Kaffee“, erklang plötzlich Jacks
Stimme hinter ihm.
Ianto wirbelte herum und fand sich einem schmollenden Captain Harkness
gegenüber. Er räusperte sich nervös und richtete den Blick auf
Puderzuckerspuren an Jacks Reverse, um nicht auf die Lippen des anderen Mannes
zu starren. Offenbar hatte er dann die Donuts gefunden.
„Alles okay?“, fragte Jack und leckte sich die Finger ab.
Ianto blinzelte und suchte nach einer Antwort. Er sah unwillkürlich auf den
Bildschirm, auf dem noch immer die gestoppte Aufnahme der Überwachungskamera zu
sehen war.
Jacks Blick folgte seinem, und nach einem Moment breitete sich ein Grinsen auf
seinem Gesicht aus. Er trat zwei Schritte von der falschen Wand weg, hinter der
sich der Eingang zum Hub verbarg und hatte Ianto damit effektiv zwischen sich
und dem Schreibtisch hinter dem Tresen eingeklemmt.
„Ich.. oh…“ Ianto starrte auf den Puderzucker in Jacks Mundwinkel. „Ich…“
„So Jones Ianto Jones, gibt es irgendetwas, dass du mich fragen möchtest?“
Jack stand dicht genug vor ihm, dass Ianto die Wärme spüren konnte, die der
Körper des anderen Mannes abstrahlte. Und da Jacks Hände links und rechts von
ihm auf dem Schreibtisch abgestützt waren, konnte er keinen Abstand zwischen
sie bringen, ohne dass es wie eine Flucht ausgesehen hätte.
„Oder…“ Jack dehnte das Wort aus. „Oder wie wäre es mit einer praktischen
Demonstration?“
„Was?“ Zu Iantos Entsetzen klang seine Stimme hoch und quietschig in seinen
eigenen Ohren und er zuckte zusammen, nur um rasch den Blick zu senken. Jack
konnte nicht wissen, was er gedacht hatte, oder? Nein, auf keinen Fall. Wenn
Jack seine Gedanken lesen könnte…
Eine Hand unter seinem Kinn hob seinen Kopf an und Ianto sah atemlos in
intensive, blaue Augen.
Dann verschwamm Jacks Gesicht als er sich vorbeugte und seine Lippen gegen
Iantos presste.
Es war… enttäuschend, dachte Ianto. Jacks Mund war warm und schmeckte nach
Zuckerguss und Donuts und nach etwas, dass so individuell Jack war wie sein
Geruch. Doch der Kuss selbst war fast… keusch. Klinisch. Nicht, was er erwartet
hatte. Und so weit er sehen konnte, hatte er auch nicht angefangen, golden zu
schimmern.
Ianto wich zurück und sprach, ohne nachzudenken: „So hat das auf dem Bildschirm
aber nicht ausgesehen.” Er wurde prompt rot und Jack lachte.
„Hmh, du weißt offensichtlich, was du willst“, entgegnete Jack amüsiert. „Das
gefällt mir.“
Bevor Ianto eine Antwort darauf finden konnte, beugte sich Jack vor und küsste
ihn erneut. Unerwartete, federleichte Berührungen von Jacks Lippen gegen seine
und bevor er sich versah, hatte er den Mund geöffnet, wortlos um mehr bittend.
Jacks Zähne nippten an seiner Unterlippe und obwohl es nicht wehgetan hatte,
leckte Ianto automatisch darüber.
Jack schien auf diesen Augenblick gewartet zu haben. Seine Hände glitten um
Iantos Taille, hielten ihn nahe, im gleichen Moment, wie seine Zunge in Iantos
Mund glitt.
Als Jack seinen Mund freigab, und Ianto hastig dringend benötigten Atem in
seine Lungen sog, küsste ihn der ältere Mann zuerst auf die Schläfe, dann auf
die Seite seines Gesichtes und fand dann – was Ianto erneut dazu brachte, nach
Luft zu schnappen – eine offenbar besonders empfindliche Stelle an seiner
Kehle, direkt über dem Adams Apfel.
„Besser?“, fragte Jack amüsiert, bevor er – ohne auf eine Antwort zu warten –
sich wieder vorbeugte. Dieses Mal legte er beide Hände um Iantos Gesicht,
während er ihn küsste.
Ianto Wirbelsäule bog sich und seine Augen schnappten auf, als er Jacks Hände
über seine Schultern und seinen Rücken entlang gleiten spürte, bevor sie sich
auf seine Hüften legten und ihn enger an den anderen Mann zogen. Was sich da
gegen seinen Oberschenkel presste, war unmissverständlich.
Ihm wurde plötzlich bewusst, was er da tat und er griff nach Jacks Schultern,
um ihn von sich zu stoßen. Atemlos starrte er den anderen Mann an.
„Hey. Es ist okay.“ Jack griff wieder nach ihm, doch Ianto wich zur Seite aus.
„Nein.“ Er hob abwehrend die Hände und sah mit einer Mischung aus Erleichterung
und Enttäuschung, dass Jack ihn freigab und zurückwich. Ianto biss sich auf die
Unterlippe. „Es tut mir leid, Sir. Ich… ich… kann nicht.“
Jack musterte ihn. Dann erschien ein Lächeln auf seinen Lippen, dass Ianto
hätte täuschen können, wenn er nicht bereits oft genug ein echtes
Jack-Harkness-Lächeln auf sich gerichtet gefunden hätte.
„Es tut mir leid“, flüsterte er und senkte den Blick zu Boden.
„Ianto? Ist alles in Ordnung?“
Er sah auf. Jack wirkte nicht wütend. Vage besorgt vielleicht und
möglicherweise etwas verwundert, aber nicht wütend. „Ich… ja. Es war eine lange
Nacht.“
„Es ist nichts passiert, für das du dich entschuldigen musst.“ Jack hob die
Hand, doch er beschränkte sich darauf, Iantos Schulter zu drücken. Dann drückte
er den Knopf, der die Wandverkleidung zurückgleiten ließ und verschwand durch
die Öffnung.
Das war eine andere Seite von Jack, eine die Ianto eifersüchtig hütete und von
der er egoistisch hoffte, dass er der einzige war, der sie zu sehen bekam. Der
Mann hinter dem Captain; der Freund hinter dem Boss und ewigen Flirt. Und sie
war der Grund dafür, dass er durch den Perlenvorhang stolperte, sich in die
kleine Toilette im hinteren Teil des Raumes einschloss, auf den Boden sank, den
Rücken gegen die Tür und sein brennendes Gesicht gegen die hochgezogenen Knie
presste.
# # #
Bevor er zurück nach unten ging, wusch er sein Gesicht mit kaltem Wasser. Er
hoffte, dass Jack die roten Ränder um seine Augen und die dunklen Schatten
darunter auf die schlaflose Nacht und das stundenlange Starren auf den
Bildschirm schieben würde.
Ianto konnte gerade noch ein Zusammenzucken verhindern, als die schwere
Betontür zurückrollte und er unvermittelt Jack gegenüberstand.
Der andere Mann musterte ihn durch die Gitterstäbe des Tors. „Die anderen sind
nach Hause gegangen. Brauchst du keinen Schlaf, Ianto?“
„Was ist mit dir? Du warst auch die ganze Nacht wach“, erwiderte Ianto.
Sie starrten sich einen Moment lang an, durch die Gitterstäbe und durch einen
Abgrund aus Lügen und Geheimnissen getrennt.
„Ich bin nicht müde“, sagte Jack und öffnete das Tor, um Ianto in den Hub zu
lassen.
„Dann werde ich jetzt besser den Kaffee machen, den ich dir versprochen hatte.“
Bevor er sich stoppen konnte, hob er die Hand, ließ sie im Vorbeigehen an Jacks
Arm entlang streichen.
„Ich sage niemals ‚nein‘ zu so einem Angebot, Ianto.“
Er wagte es, über die Schulter zurück zu sehen.
Jack hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und sein Blick glitt
unmissverständlich über Ianto, um schließlich an seinem Mund hängen zu bleiben.
„Ich verstehe, Sir“, entgegnete er leise und sein Herz flatterte wie ein
nervöser Vogel in seinem Brustkorb, als er in die Nische mit der Kaffeemaschine
eilte. Dort angekommen, zögerte er einen Moment – dann rammte er mit voller
Wucht den Ellbogen gegen die Tischkante. Der Schmerz, der durch seinen Arm und
bis hoch in die Schulter raste, nahm ihm den Atem und trieb Tränen in seine
Augen, doch er verankerte ihn wieder im Hier und Jetzt, erinnerte ihn daran,
weshalb er hier war und dass er tun musste, was getan werden musste.
Wünsche und Träume waren ein Luxus, den sich Ianto Jones nicht mehr erlauben
konnte.
Aber nur für einen Augenblick, nur für einen Augenblick wünschte er… Er presste
die Fingerspitzen gegen seine Lippen.
Dann öffnete er mit einem Seufzen den Schrank, und holte Jacks blaugestreifte
Tasse heraus.
Während er darauf wartete, dass die aromatische Flüssigkeit durchlief,
erstellte er im Kopf eine Aufgabenliste:
Kaffee für Jack – erledigt.
Weevil, Myfanwy und das igelähnliche Wesen füttern, dass Owen und Jack letzte
Woche nach einem Riftspike gefunden hatten. (Sie hatten keine Ahnung, was es
war oder woher es kam, aber glücklicherweise konnten sie es mit Obst am Leben
halten.)
Ihre Infusion erneuern. (es war immer sie, ihr, nie ihr Name, selbst in der
Privatheit seiner Gedanken, nie so lange er sich im Hub aufhielt)
In seine Wohnung fahren, duschen und einen frischen Anzug anziehen. (Vielleicht
die rote Krawatte zu der Jack ihm ein Kompliment gemacht hatte, als er sie zu…)
„Ianto?“
Er fuhr herum, ließ fast die Tasse fallen, als ihn Jacks Stimme aus seinen
Gedanken riss.
„Sir?“, fragte er – und wieder fing sein Herz ungebeten an, wie wild in seiner
Brust zu hämmern, als er bemerkte, wie nahe Jack stand. Dicht genug, dass er
den Geruch des anderen Mannes wahrnehmen konnte – von dem Jack behauptete, er
habe nichts mit Aftershave zu tun.
„Ich möchte, dass du auf der Stelle nach Hause gehst“, sagte Jack und nahm ihm
die Tasse aus der Hand. Er trank jedoch nicht daraus, sondern stellte sie zur
Seite.
„Wieso?“, fragte Ianto alarmiert. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Hatte er
Jack falsch verstanden?
Er sah verwundert zu, wie Jack nach einem Geschirrtuch griff und es um Iantos
rechte Hand wickelte - und erst in diesem Moment spürte er, dass seine Finger
schmerzten. Auf der vorher makellos weißen Manschette seines Hemdes, die aus
dem Ärmel seines Jacketts hervor sah, befand sich nun ein brauner Fleck.
„Ich denke, dass du dir die Hand verbrühst und es nicht einmal bemerkst, ist
ein deutliches Zeichen dafür, dass du völlig übermüdet bist.“ Jacks Stimme
hatte einen übertrieben geduldigen Tonfall, als spreche er mit einem Kind. „Du
gehst nach Hause und ich will dich frühestens heute Abend hier sehen – oder
besser noch, erst morgen früh. Widerworte und ich mache zwei Tage daraus,
Ianto.“
Ianto schloss den Mund wieder und zog seine Hand aus Jacks Griff. Er wickelte
sie aus dem Geschirrtuch und betrachtete den Schaden. Seine Knöchel waren
gerötet und die Haut spannte schmerzhaft, als er die Finger zur Faust ballte,
aber er würde es überleben. „Sir, es ist…“
„Soll ich drei Tage daraus machen?“, unterbrach ihn Jack. Er wartete, bis Ianto
den Kopf schüttelte, dann fuhr er fort: „Gut. Ich würde dich ungerne ans Bett
fesseln, ohne dass wir beide unseren Spaß daran haben können.“
Das suggestive Grinsen, die gehobenen Brauen, das war einhundert Prozent Jack
Harkness. Der Ausdruck in den blauen Augen, die ihn prüfend musterten, war…
beunruhigend.
Ianto senkte den Blick auf seine Schuhspitzen. „Ich werde mich ausruhen.“
Er würde warten müssen, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, ungesehen
zurück in den Hub zu gelangen. Da war ein alter Wartungszugang, der von der
Garage aus in die tieferen Level führte, allerdings in entgegengesetzte
Richtung der Zellen. Daher wurde er schon längst nicht mehr benutzt. Er war für
gewöhnlich abgeschlossen, doch Ianto hatte bereits in den ersten Tagen einen Schlüsselbund
im Archiv gefunden, und einer der Schlüssel dran hatte das Schloss geöffnet.
Und seit Ianto es gereinigt und geölt hatte, glitt der Bolzen geräuschlos auf
und zu.
„In Ordnung.“ Jack griff nach der Tasse.
Ianto streckte die Hand aus, um ihn daran zu hindern. „Ich mache frischen,
bevor ich gehe.“
Jack fing seine Hand ab und bevor Ianto eine Chance hatte, zu reagieren, küsste
Jack seinen Handrücken, darauf achtend, dass er die gerötete Haut nicht
berührte. „Geh‘ nach Hause, Ianto Jones, bevor ich meine Meinung ändere.“
Er zog seine Hand zurück, sobald der andere Mann sie freigab und schlüpfte an
ihm vorbei aus der Nische.
Ianto stoppte nur, um seinen Mantel zu holen, bevor er den Hub über den Ausgang
in der Touristeninfo verließ; seine Gedanken in Aufruhr. Erst das leise Signal
seines Handys, dass er eine Textnachricht erhalten hatte, holte ihn in die
Gegenwart zurück und Ianto starrte einige Sekunden auf die Nachricht, bevor sie
Sinn machte: Doktor Tanizaki erwartete seinen Anruf…
Ende