Titel: Wer ist hier der Boss?
Autor: Lady Charena (April 2016)
Fandom: Torchwood – Millennium Edition
Wörter: 1750
Charaktere: Alex Hopkins, OC: Dr. Adam Hill, andere erwähnt
Pairing: [Jack/Ianto]
Rating: AU, ab12, slash, Humor
Beta: T’Len
Summe: Wie geht es Alex nach der Weevil-Attacke?
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Torchwood: Millennium Edition – Teil 2: Always a Good Day to Die
Kapitel 2.28: Wer ist hier der Boss?
Adam Hill betrat das Büro seines Chefs, weil er dachte, er hätte früher am
Abend vergessen, das Licht dort auszuschalten - und fand zu seiner Verwunderung
besagten Chef hinter seinem Schreibtisch. Obwohl er ihn doch erst vor ein paar
Stunden in seinem eigenen Bett verstaut hatte… Alex Hopkins kramte ungeschickt
in einer Schublade, behindert durch seinen mit Gips fixierten Arm. Was konnte
so dringend sein, dass Alex zurück in den Hub kam, anstatt seinem geschundenen
Körper Ruhe zu gönnen? Und wie war er überhaupt hierher gekommen? Adam war
sicher, dass der Schlüssel von Alex‘ Auto noch in seiner eigenen Jackentasche
steckte.
„Ich hoffe, du bist mit einem Taxi gekommen. Habe ich mich nicht klar genug
ausgedrückt, als ich sagte, du sollst dich ausruhen?“, fragte der Arzt, die
Stirn gerunzelt. Er schloss die Tür hinter sich, obwohl außer ihnen im Moment
niemand im Hauptraum des Hubs war. Ianto und Jack hielten sich in ihrer kleinen
Wohnung über dem Büro der Touristeninformation auf. Shanna und Neal Franks
gingen einer Meldung nach, die von ihrem Kontakt bei der Polizei weitergeleitet
worden war – jemand wollte kleine Geschöpfe mit pinkfarbenem Pelz in einer
Lagerhalle gesehen haben, die wie Gummibälle durch die Gegend hüpften.
Vielleicht war es nur ein Scherz von Teenagern oder jemand hatte halluziniert,
weil er zu viel getrunken oder das Falsche genommen hatte. Trotzdem konnten sie
es nicht einfach ignorieren. Alles war möglich in Cardiff...
„Hätte ich den Bus nehmen oder per Anhalter herkommen sollen? Natürlich habe
ich ein Taxi gerufen, du hast meinen Autoschlüssel. Und da wir gerade bei dem
sind, was mir fehlt...“ Hopkins sah auf. „Du hast tatsächlich meinen gesamten
Alkoholvorrat versteckt!“, beschwerte er sich. „Seit wann sind wir
verheiratet?“
Adam lächelte und schob seine Brille hoch. „Keine Sorge, ich reiche morgen die
Scheidung ein“, versprach er und setzte sich auf den Besucherstuhl auf der
anderen Seite. „Alex, ich kann nicht vertreten, deine Leberwerte bei der
nächsten deiner halbjährlichen Untersuchungen zu frisieren, also schlage ich
vor, du hältst dich etwas zurück. Vor allem, so lange ich dir Schmerzmittel für
den Arm gebe“, fuhr er ernster fort. „Direktorin Hartmann braucht nicht
wirklich noch mehr Munition gegen dich, oder? Vor allem nicht in dieser
Situation.“ Er brauchte nicht aussprechen, dass er damit ihre Bemühungen, Jack
und Ianto vor ihren Vorgesetzten zu schützen, meinte.
„Jetzt klingst du, als wären wir bereits geschieden und ich zahle dir keinen
Unterhalt“, erwiderte Alex sarkastisch, gab das Kramen in der Schublade auf und
ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen. Er fluchte, als er mit dem Ellbogen an
die Tischkante stieß.
„Muss ich dich daran erinnern, dass ich keine leeren Drohungen mache?“,
erwiderte der Arzt, die Arme vor der Brust verschränkend. Er grinste. „Du
bekommst die Trinkerei besser in den Griff oder ich entziehe dir das
Umgangsrecht mit den lieben Kleinen.“
Alex schnitt eine Grimasse und wurde dann ernst. „Hast du schon mit ihnen
gesprochen?“, fragte er, sich vorsichtig zurücklehnend.
„Kurz mit Jack. Ianto hat geschlafen. Er sagt, sie sind okay. Körperlich
zumindest“, meinte der Arzt vorsichtig. „Alles andere... wir müssen abwarten
und sehen.“
„Gott, was für ein Tag, Adam“, meinte Hopkins mit einem Seufzen. Er schloss die
Augen. Sein zerknittertes Gesicht wirkte älter als sonst. „Ich fühle mich als
wäre ich seit heute Morgen um hundert Jahre gealtert.“
„Ich denke, dieses Gefühl haben wir alle. Leg dich wenigstens für ein paar
Stunden auf die Couch, wenn ich dich schon nicht dazu überreden kann, Zuhause
zu bleiben.“ Adam musterte seinen Boss. Wenn es notwendig sein sollte, war er
sich nicht zu schade, ihm mit Tranquilizer versetzten Kaffee zu servieren.
Manchmal musste man Menschen dazu zwingen, zu tun, was gut für sie war. Und
Alex musste dringend zur Ruhe kommen und seinem Körper erlauben, den
Heilungsprozess zu beginnen. Erst dann konnten sie damit beginnen, sich um die
seelischen Wunden dieses Tages zu kümmern.
„Vielleicht später.“ Mit einem weiteren Seufzen öffnete Hopkins die Augen wieder.
„Okay, wirklich. Sobald ich sicher bin, dass ich aufstehen kann, ohne gleich
auf die Nase zu fallen.“ Von ihm kommend, war das ein
Eingeständnis, wie schlecht er sich tatsächlich fühlte. „Wie sieht es hier
aus?“
„Es ist soweit ruhig. Kein Alarm, nur ein paar Hinweise. Shanna und Neal
kümmern sich um alles, was anfällt, sie übernehmen auch die Nachtschicht. Caden
war hier, aber ich habe ihn nach ein paar Stunden wieder nach Hause geschickt.
Er überwacht die Monitore von dort.“ Adam stoppte und nahm seine Brille ab, um
sie an seinem Laborkittel zu reinigen. „Ich... äh... ich habe mir erlaubt,
Reynolds anzurufen, um die Garage von ihm sauber machen zu lassen.“
Christopher Reynolds war ein professioneller Tatortreiniger, der offiziell von
der Polizei beschäftigt wurde. Weniger offiziell auch von Torchwood. Er war
sehr diskret und unerschütterlich. Der große, hagere Waliser hatte genickt und
die hinteren Türen seines unauffälligen Vans geöffnet, als Adam ihn in Empfang
nahm und ihm zeigte, was zu tun war. Es hatte ihn nicht interessiert, was
passiert war - vielleicht konnte er deshalb diese Arbeit machen. Hill war
sicherlich nicht zimperlich, aber es hatte ihm gereicht, Iantos und Jacks
zerrissene, blutbeschmierte Kleidung aufzusammeln, um sie in den Verbrennungsöfen
im Keller zu vernichten. Den toten Weevil hatten Shanna und Franks
weggeschafft, nachdem sie ihm geholfen hatten, Alex in die Krankenstation zu
schaffen. Glücklicherweise war Jack in der Lage gewesen, sich um Ianto zu
kümmern. Nicht, dass der Arzt sich sicher war, was er für die beiden hätte tun
können. Das Medizinstudium hatte ihn nicht auf zwei Unsterbliche vorbereitet...
„Gute Idee. Danke, Adam. Du hast offenbar auch ohne mich alles im Griff.“
Hopkins grinste schief. „Vielleicht sollten wir uns das mit der Scheidung noch
einmal überlegen.“
„Leere Versprechungen“, entgegnete Hill trocken. Er stand auf. „Ich hole dir
jetzt etwas zu essen, dann gebe ich dir die nächste Dosis Schmerzmittel - die
sollte man wirklich nicht auf leeren Magen nehmen - und dann will ich dich die
nächsten Stunden auf der Couch sehen, verstanden?“
„Ich frage nicht, wer dich zum Chef gemacht hat“, knurrte Alex ohne wirklichen
Ärger, aber er stand auf und trat um den Schreibtisch herum, um sich vorsichtig
auf die Couch zu setzen, während Adam das Büro verließ.
Auch wenn er es nicht zugeben wollte, ihm tat alles weh, nicht nur sein
gebrochener Arm und er verfluchte sich selbst zunehmend dafür, nicht in seinem
Bett geblieben zu sein. Und dass er Adams Angebot, ihm ein Beruhigungsmittel zu
geben, vorschnell abgelehnt hatte. Genaugenommen hatte er die Tabletten unter
das Kissen geschoben, als Adam ihm mehr Wasser aus der Küche holte... Nach
einem letzten sehnsüchtigen Blick in Richtung Schreibtisch - er hatte eine
Flasche für Notfälle da drin, aber die hätte er mit nur einer Hand eh nicht
aufbekommen - manövrierte er sich in eine einigermaßen bequeme Lage auf der
alten Couch. Das Licht schmerzte in den Augen und er schloss nur einen Moment
die Lider.
Das nächste, was er wahrnahm, war eine Hand auf seiner unverletzten Schulter,
die ihn vorsichtig wachrüttelte. Alex blinzelte den Arzt an, der sich besorgt
über ihn beugte.
„Tut mir leid, dass ich dich wieder aufwecken muss, aber ich rate dir wirklich
nicht, auf die nächste Dosis zu verzichten. Du wirst dich sonst vor Schmerzen
nicht rühren können“, meinte Hill, während er ihm einen Plastikbecher mit
Wasser reichte.
Alex rappelte sich weit genug hoch, um trinken zu können und schluckte die drei
Kapseln, die ihm Adam ohne große Umstände direkt auf die Zunge legte. Es nervte
wirklich, wenn man nur eine Hand zur Verfügung hatte. Nachdem er mehr Wasser
getrunken hatte, nahm ihm der Arzt den Becher ab und gab ihm stattdessen ein
Sandwich aus dem Supermarkt mit undefinierbarem Belag. Er hatte keinen Hunger,
aber zweifellos würde ihm Adam das nicht durchgehen lassen.
Der Arzt saß am anderen Ende der Couch und schien in seinen eigenen Gedanken
verloren.
Obwohl sich jeder Bissen in seinem Mund zu verdreifachen schien, bevor er ihn
endlich schlucken konnte, schaffte es Alex, fast das ganze Sandwich zu essen.
Adam zeigte Mitleid und entsorgte den Rest, gab ihm noch einmal zu trinken und
holte dann eine Decke und ein Kissen aus dem Schrank in der Ecke (schließlich
nächtigte Hopkins‘ häufiger hier).
Langsam wich der dumpfe Schmerz einer schweren Wärme und Alex spürte, wie er
sich entspannte. Förmlich in die Polster der Couch versank. Nur am Rande bekam
er mit, dass der Arzt die Deckenlampen ausgeschaltet hatte. Nur eine alte Lampe
mit Glasschirm, die ein mattes, beruhigendes Licht spendete, ließ er leuchten.
„Es ging so verdammt schnell, weißt du“, meinte Alex, überrascht vom
schläfrigen Klang seiner eigenen Stimme. „Ich erinnere mich daran, wie ich den
Kofferraum aufgemacht habe und dann… flog ich durch die Luft und da war dieses
Geräusch, während ich darauf wartete, dass es anfing, weh zu tun.“ Er stockte
kurz. „Das war, als er Jack...“
„Jack lebt. Du lebst. Ianto lebt“, sagte der Arzt als Hopkins nicht
weitersprach. „Versuch dich daran zu erinnern. Und alles andere kann warten,
bis du geschlafen hast.“
„Okay.“ Alex gähnte und es fühlte sich an, als ob er noch tiefer in die alte
Couch sank. Er sollte in Zukunft wirklich mehr auf seinen Freund hören…
Obwohl er überzeugt war, dass Alex fest schlief, schloss Adam behutsam die Tür
hinter sich. Er würde gelegentlich nach ihm sehen.
Adam Hill blieb stehen und sah sich unschlüssig um. Sollte er nach oben gehen
und sich vergewissern, wie es Jack und Ianto ging? Ihm fiel ein, dass er
vergessen hatte, Alex von Jacks Bemerkung zu erzählen, dass er sich offenbar in
der Schuld an dem glaubte, was passiert war. Nein, das konnte warten. Alle
brauchten ihre Ruhe im Moment mehr, als durchzukauen, was passiert war.
Außerdem war ihm Jack bei seinem letzten Besuch so vorgekommen, als… als hätte
er seine Anwesenheit als Störung empfunden. Offenbar hatte er das Gefühl, Ianto
besonders schützen zu müssen, selbst vor jemandem, der nur helfen wollte. Nicht
ungewöhnlich unter diesen Umständen…
Er zog die Schultern hoch und holte tief Luft. Dann entschloss er sich, seinem
eigenen Rat zu folgen und ein wenig zu schlafen.
Tbc