Titel: Von Konkubinen und Fischen
Autor: Lady Charena (November 2014)
Fandom: Torchwood –
Millennium Edition
Wörter: 2339
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones, Alex Hopkins,
Dr. Adam Hill, und ein Blowfish der es vorzieht,
anonym zu bleiben
Pairing: Jack/Ianto
Rating: AU, ab 12, slash
Beta: T’Len
Summe: Torchwood hat es mit einem kriminellen Blowfish zu tun.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Torchwood: Millennium Edition – Teil 2: Always a Good Day to Die
Kapitel 2.15: Von Konkubinen und Fischen
„Hmh.“ Ianto drehte etwas
in den Händen, das ihn an ein Hundehalsband erinnerte. Es war nicht aus Leder –
oder Kunststoff oder Metall, soweit er sagen konnte – sondern aus irgendetwas,
das sich wie eine Mischung daraus anfühlte und mit Dreiecken in verschiedenen
Größen und verblassten Farben verziert war. Feine, goldene Drähte zogen sich
wie Adern durch das Material. Als er mit den Fingern die graue Staubschicht darauf
weg rieb, glitzerten sie im hellen Licht der Arbeitslampe auf dem Tisch. Alex
hatte ihm eine Kiste mit Artefakten überlassen, die bereits untersucht und
archiviert worden waren – irgendwann in den vergangenen fünfzig Jahren – und
jetzt in der Datenbank erfasst werden sollten. Leider hatten sich die
Papieretiketten mit den zugehörigen Beschriftungen abgelöst und lagen nun unter
den Artefakten auf dem Boden des Kartons. Iantos
Aufgabe war es nun, die Berichte zu lesen und anhand der Beschreibungen die Fundstücke
zuzuordnen.
Er hob das Artefakt hoch. „Was denkst du, was das ist? Schmuck? Oder ein
Gürtel? Ein Halsband für einen außerirdischen Fido?“
Jack, der zwischen den Regalen herumstöberte, sah zu ihm hinüber und pfiff
durch die Zähne. „Von so etwas habe ich einmal gelesen, aber noch nie eines
gesehen.“ Er trat zu Ianto und nahm ihm das Artefakt
aus den Händen. „Das muss ein antikes, royales prä-Reform Deso
Konkubinen-Halsband sein.“
„Konkubinen-Halsband?“, wiederholte Ianto skeptisch.
Es gab einen gewaltigen Unterschied zwischen dem Unterhaltungswert und dem
Wahrheitsgehalt der Geschichten seines Partners. Und das hier klang sehr nach
etwas, dass sich Jack soeben ausdachte.
„Ich bin ziemlich sicher. Es existieren keine Bilder davon, aber die Story klingt
gut.“ Jack grinste. „Also, die königliche Familie von Deso
hatte Anspruch auf Konkubinen, männliche wie weibliche, die mit einer
großartigen Feier bei Hof eingeführt wurden. Mit einer tagelangen Orgie,
genauer gesagt. Dabei wurde ihnen während einer Zeremonie Halsbänder angelegt.“
„Und wozu sollte das gut sein?“ Ianto verschränkte
die Arme vor der Brust. Er war immer noch skeptisch. „Als eine Art… Abzeichen?
Damit jeder gleich wusste, wer sie sind?“
„Nun, die Halsbänder bewirkten angeblich, dass jede einzelne Konkubine
unsterbliche Liebe zur königlichen Familie empfand. So sollte ihre Loyalität
garantiert werden. Offenbar sah nicht jeder seine Berufung an den Hof und ein
Leben in Luxus als Ehre an.“
„Teil eines Harems zu werden als Lebensaufgabe? Also, ich kann das völlig
verstehen“, erwiderte Ianto trocken.
Jack fingerte an dem Artefakt herum und mit einem Klick teilte sich das
Halsband in seinen Händen plötzlich in zwei Hälften. Er sah Ianto
an, und es funkelte schelmisch in seinen blauen Augen – was bei Ianto eher Besorgnis verursachte. „Wenn ich es dir jetzt um
den Hals lege, dann musst du mich für immer und ewig lieben. Zumindest
behauptet das die Mythologie auf Deso. Die Kultur
existiert nicht mehr, scheint also als hätte es nicht funktioniert. Aber wenn
du es selbst ausprobieren willst...?“
Ianto hakte die Arme um Jacks Nacken, beugte sich
vor, bis seine Lippen fast die des anderen Mannes streiften. „Es wäre aber
keine echte Liebe“, sagte er leise. „Und damit bedeutungslos.“
Jack ließ das Halsband achtlos auf den Boden fallen und schlang die Arme um Iantos Taille, um ihn enger an sich zu ziehen. „Du hast
absolut Recht. Aber du musst zugeben, ich gäbe einen großartigen Prinzen ab.“
Ianto lächelte und küsste ihn. „Wer sagt eigentlich,
dass nicht du meine Konkubine bist...“
„Entschuldigung. Aber haben wir euch nicht eine eigene Wohnung gegeben, damit
ihr das dort macht?“ Alex Hopkins schnitt eine Miene, als hätte er
Magenbeschwerden. „Jack, wenn du freundlicherweise die Finger und sämtliche andere
Körperteile von Ianto entfernen und mitkommen
könntest? Wir müssen in den Hafen und bei dem großen Areal brauche ich mehr
Augen.“
Jack grinste, natürlich ohne auch nur einen Finger zu rühren. „Wir könnten dir
ein zweites Paar in den Hinterkopf einpflanzen lassen. Das habe ich schon mal
wo gesehen.“
Ianto wand sich mit einiger Mühe aus Jacks
Klammergriff, da der keine Anstalten machte, ihn von sich aus loszulassen.
„Alex meint damit, dass du deinen Hintern in Bewegung setzen sollst, es gibt
Arbeit.“ Er bückte sich nach den beiden Hälften des Halsbandes, legte es auf
den Tisch zurück. "Was ist passiert? Kann ich helfen?", wandte er
sich an Alex, während Jack seine Schuhe schnürte und sich Iantos
Regenjacke schnappte.
„Heute Abend wurde ein Auto gestohlen und der Dieb hat später damit einen
Unfall gebaut. Die CCTV-Kameras haben ihn gefilmt, wie er sich im Hafen
herumtreibt“, erklärte der Leiter von Torchwood Drei.
„Seit wann kümmert sich Torchwood um so etwas?“,
fragte Ianto erstaunt. „Ist das nicht ein Fall für
die Polizei?“
„Nun, der Mann, der mit vorgehaltener Waffe gezwungen wurde, seinen Wagen
herauszurücken, hat den Dieb als eine Mischung aus Mann und Fisch beschrieben.
Menschlicher Körper mit Fischkopf, um genau zu sein.“ Alex zuckte mit den Schultern.
„Die Polizei denkt, er hat eine Gehirnerschütterung - der Dieb hat ihn mit der
Waffe geschlagen, als er sich weigerte - und halluziniert oder dass der Dieb
eine Halloween-Maske getragen hat.“
„Aber es ist keine Maske, richtig?“
„Nein. Ein Alien. Wenn du mehr über sie wissen willst, frag bei Gelegenheit
Adam, Blowfish sind sein Steckenpferd.“ Alex wandte
sich zum Gehen. „Keine großen Abschiedszeremonien, Jack, du ziehst nicht in den
Krieg. Ianto hat so viel zu tun, er wird gar nicht
merken, dass du weg bist. Ich kann mir vorstellen, er ist sogar froh darüber,
nicht ständig befummelt zu werden.“
„Stimmt das?“, fragte Jack, die Augenbrauen hochgezogen. „Du vermisst mich
nicht, wenn ich weg bin?“
„Ich werde mich jede Sekunde grämen und aus Sehnsucht nach dir völlig
verzehren“, erwiderte Ianto trocken. „Sobald ich
damit fertig bin, hier aufzuräumen. Und jetzt verschwinde, Konkubine.“
Jack grinste und küsste ihn rasch. „Ich könnte mich an diese Rolle gewöhnen“,
meinte er, Alex folgend.
Hopkins sah ihn an, als Jack zu ihm aufschloss. „Konkubine?“, fragte er. „Will
ich wissen, was...?“
„Du hättest dabei sein müssen.“ Jack winkte ab. „Lass uns angeln gehen.“
Alex seufzte. „Wenn ich jedes Mal ein Pfund bekommen würde, wenn ich das heute
Abend höre…“
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„Natürlich nennen nur wir sie Blowfish“, bemerkte
Adam Hill, neben Ianto tretend. „Wir konnten nie
herausfinden, wie sie sich selbst nennen.“
Der junge Waliser wusste, dass er starrte, aber das Geschöpf in der Zelle
wirkte zu bizarr. „Er sieht surreal aus. Wie ein Fisch, der in einem Anzug
steckt. Obwohl es ist eigentlich nur der Kopf, der aussieht wie ein Fisch...“
Er brach ab, als sich der Außerirdische ruckartig zu ihnen umdrehte.
„Du bist auch keine Schönheit, Mensch“, zischte der Blowfish
wütend und wandte ihnen erneut den Rücken zu.
„Die meisten von ihnen sprechen perfektes Englisch“, meinte Adam, als er die
Überraschung des jüngeren Mannes bemerkte. „Ein paar auch Walisisch. Einmal
hatten wir einen hier, der zusätzlich noch Japanisch sprach. Wir vermuten, dass
sie schon sehr lange auf der Erde leben, hundert oder vielleicht auch
zweihundert Jahre.“
Der Blowfish gab wieder ein verächtliches Schnauben
von sich, verzichtete aber auf einen weiteren Kommentar.
„Wie kommt es dann, dass wir nichts genaues über sie wissen?“, fragte Ianto.
„Wir wissen einiges. Sie bilden einen mafiaähnlichen Familienclan, sie haben
eine Schwäche für schnelle Autos und für Kokain. Was bedeutet, sie verdienen
Geld damit Autos zu verschieben und mit Drogen zu dealen. Erinnere mich daran,
dir ein paar alte Berichte zu zeigen - es gibt in den Archiven Aufzeichnungen
über Kutschendiebstähle und den Handel mit Opium von 1894 und die dazugehörigen
Zeichnungen zeigen eindeutig einen Blowfish. Mehr zu
erfahren ist schwierig. Sie reden nicht mit uns - außer um uns zu beleidigen -
und es gibt keinen Fall, in denen ein Blowfish länger
als eine Woche in Gefangenschaft überlebt hatte.“
„Aber er braucht kein… Aquarium, oder?“
Adam lachte. „Nein. Das ist nicht notwendig. Sie brauchen viel Wasser zum
Trinken, aber sich auf trockenem Boden aufzuhalten, bringt sie nicht um.“
Dieses Mal blieb es in der Zelle still.
„Aber es ist schwer, sie zu übersehen“, meinte Ianto
skeptisch. „Wieso ist nicht ganz Cardiff in heller Panik und redet von der
Invasion der Fischmenschen?“
Adam zog eine Scheibe, kaum größer als eine Münze und an einer Kette befestigt,
aus der Tasche. „Tarnvorrichtung.“ Er legte die Kette um seinen eigenen Hals,
presste auf die Mitte der Scheibe, die ein mattes Glühen erzeugte - und dann
stand statt Adam Hill ein Fremder vor ihm. „Netter Trick, oder?“ Selbst die
Stimme war die eines Fremden.
Ianto schüttelte den Kopf. „Unglaublich.“
Es flimmerte kurz und der Arzt stand wieder neben ihm. „Faszinierende
Technologie“, sagte er. „Wir haben einige von diesen Dingern im Archiv, aber es
ist nicht erlaubt, sie außerhalb des Hubs zu verwenden.“ Er steckte die
Tarnvorrichtung wieder ein. „Er hatte sie bei sich, aber merkwürdigerweise
nicht verwendet.“ Adam musterte den Blowfish. „Ich habe
im Hafen einen Drogenschnelltest gemacht, er ist bis an die Kiemen voll mit
Kokain. Vermutlich hat er einfach vergessen, dass jeder seine wirkliche Gestalt
sehen kann. Nun, auf jeden Fall müssen wir uns nicht lange mit ihm
beschäftigen. Die Direktion schickt ein Team aus London, sie holen ihn in ein
paar Stunden ab.“
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Ianto hatte Janet – so nannten sie den verletzten Weevil, der seit einigen Wochen „Gast“ in den Vaults war, und von dem Adam sich neue Erkenntnisse über
die Spezies erhoffte - gefüttert und kam auf dem Rückweg bei der Zelle ihres
Neuankömmlings vorbei.
Der Blowfish hob den Kopf, als er ihn sah. Er saß auf
dem Betonklotz, der als Bett und einzige Sitzmöglichkeit diente. Die Kiemen an
der Seite seines Halses arbeiteten und er gab eine Art leises Zischeln von
sich, das die feinen Härchen in Iantos Nacken und an
seinen Armen dazu brachte, sich aufzurichten.
„Wie kommt es, dass sie dich frei herumlaufen lassen?“, fragte er plötzlich,
seine Stimme rau. „Damit du dich nützlich machen kannst? Die Insassen fütterst
und die Zellen sauber hältst?“
Überrascht blieb Ianto stehen. Obwohl er den Blowfish schon einmal hatte sprechen hören, erstaunte es
ihn aufs Neue, dass sich der Außerirdische so
menschlich anhörte. Abgesehen von seinem verächtlichen Tonfall hätte sich Ianto mit einem Teammitglied unterhalten können. „Es tut
mir leid, ich weiß nicht, was Sie essen. Kann ich Ihnen etwas bringen? Mehr
Wasser?“ Er sah die leeren Plastikflaschen auf dem Boden stehen, neben der
Klappe, durch die Dinge in die Zelle geschoben werden konnten, ohne sie
betreten zu müssen.
Der Gefangene schüttelte den Kopf. Er stand auf und trat dicht an das
vergilbte, zerkratzte Glas, das sie voneinander trennte. „Warum lassen sie dich
frei herum laufen? Weil du aussiehst wie sie?“, zischte er wütend.
Ianto wich unwillkürlich einen Schritt zurück. „Ich
weiß nicht, was Sie meinen.“
„Du stinkst. Genau wie der andere unten im Hafen. Zuerst dachte ich es wäre der
Rift. Aber an dir klebt es auch.“ Kalte Augen musterten den jungen Waliser.
„Was bist du?“
„Ich verstehe nicht…“
„Der Gestank nach Zeit“, fuhr der Blowfish fort, als
hätte Ianto nie etwas gesagt. „Unser Schiff ist durch
den Vortex gekommen, ich erinnere mich an den
Gestank.“
Vortex? Sie waren in der TARDIS durch den Vortex gereist, aber er konnte den Blowfish
nicht nach Einzelheiten fragen, ohne den Doctor zu
erwähnen. Ianto verschränkte die Arme vor der Brust.
Musste er wirklich hier stehen und sich beleidigen lassen? „Ich wusste nicht,
dass Fische einen so stark ausgeprägten Geruchssinn haben“, erwiderte er kühl.
Der Blowfish schlug mit den Handflächen gegen die
Abtrennung. „Ich habe mit Fischen so viel zu tun, wie du mit Affen, du
landbewohnender, primitiver Schädling.“ Er gab ein amüsiertes Gurgeln von sich,
als Ianto ihn überrascht anstarrte. „Wir kennen eure
albernen Geschichten, die ihr für große, wissenschaftliche Erkenntnisse haltet.
Meine Vorfahren haben bereits die Technik entwickelt, neue Planeten zu finden
und zu erobern, als auf diesem von Halbaffen befallenen Klumpen Dreck noch
nichts existierte, als endlose majestätische Ozeane. Alles Leben stammt aus dem
Wasser, aber ihr haltet euch für etwas Besseres, weil ihr im Staub
herumkriecht“, zischte er.
„Haben Ihre Vorfahren dazu auch gestohlene Autos benutzt?“, fragte Ianto trocken. Er hatte sich wieder gefangen und seine
Überraschung über den Ausbruch überwunden. Ohne auf eine Antwort zu warten,
wandte er sich zum Gehen.
„Was denkst du, wie lange es dauert, bis sie dich auch einsperren?“, höhnte der
Blowfish. „Torchwood
verfolgt uns nicht, weil wir eure menschlichen Schwächen ausnutzen, sondern
weil die Menschheit alles fürchtet und hasst, was nicht wie sie ist. Du bist
auch anders – anders, als der Torchwood-Doktor, der
glaubt uns zu verstehen und zu kennen. Du bist ein Fremder.“
Ianto drehte sich wieder um. „Ich bin hier geboren.
Genau hier in dieser Stadt. Das macht mich zum Gegenteil eines Fremden“,
erwiderte er.
Der Blowfish schnaubte nur verächtlich und wandte ihm
wieder den Rücken zu.
Der junge Waliser wartete noch ein paar Minuten, doch aus der Zelle kam kein
Laut mehr.
Schließlich wandte er sich ab und ging nach oben. Er musste Adam erzählen, dass
der Blowfish mit ihm gesprochen hatte. Vielleicht
hatten sie ein besonders geschwätziges Exemplar erwischt. Oder er war einfach
noch immer high. Aber Adam würde das bestimmt interessieren.
Der Blowfish öffnete eine weitere Plastikflasche mit
Wasser und trank sie leer, dann setzte er sich und starrte an die
gegenüberliegende Wand. Ab und zu bewegte sich eine der Finnen auf seinem Kopf
wie Algen, die sich in der Strömung wiegten, aber ansonsten regte er keinen
Muskel. Wenn es sein musste, konnten Blowfish eine
sehr geduldige Spezies sein.
Entweder fand er einen Weg, Torchwood zu entkommen
oder er opferte zum Wohl seiner Rasse sein Leben. Das Wichtigste war, ihnen
keine Informationen zu liefern, die gegen sie verwendet werden konnte. Das
hatte sie seit Generationen geschützt und würde es auch in Zukunft tun.
Ende