Titel: A funny
thing happened on the way home…
Autor: Lady Charena (Oktober 2017)
Fandom: Torchwood
Storysammlung: 50 Ways I‘ll be your lover
Episode: Staffel 2
Wörter: 3762
Charaktere: Jack Harkness, Ianto
Jones, Moses, Curry (OMKitten) + ein
vorerst unbenannter Überraschungsgast
Pairing: Jack/Ianto
Rating: A/R, pg, slash
Beta: T‘Len
Summe: Jack und Curry erleben
ein unerwartetes Abenteuer… (Aus der Moses-und-Devi-Reihe)
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Jack lachte, als er sah, wer vor ihrer Tür auf der Schmutzfangmatte saß. Er
ging in die Hocke und streichelte den kleinen Kater. „Curry. Bist du hier um
Moses zu besuchen?“ Er kraulte den Stubentiger unter dem Kinn. „Was ist das?“
Sanft drehte Jack den Kopf des Katers zur Seite. „Ich sehe, Devi hat dir ein
neues Halsband gekauft. Schick, mit Blinklichtern, damit du auch im Dunkeln
herumstreunen kannst. Deshalb sitzt du auch hier draußen, hm. Damit kommst du
nicht durch die Katzenklappe.“
Seit Curry groß genug war, um das Funkhalsband für die Katzenklappen an ihrer
und Devis Wohnungstür zu tragen, genoss der Kater sichtlich die Freiheit,
kommen und gehen zu können, wie er wollte. Und das, wo man Katzen nachsagte,
Halsbänder zu hassen.
Jack richtete sich auf und griff in die Tasche seines Mantels, um nach dem
Schlüssel zur Wohnungstür zu suchen. Wobei ihm wieder einmal einfiel, dass sie
schon längst ihre Wohnung mit einem neuen Sicherheitssystem versehen wollten,
dass auch den Verzicht auf konventionelle Schlösser enthielt. Ianto liebäugelte mit einem Handabdruckscanner wie an
vielen Türen im Hub, der sich auf ihre DNA programmieren ließ. Allerdings
wollten sie auch nicht auf die Katzenklappe für Moses verzichten, obwohl der
Kater langsam in die Jahre kam und die Wohnung nicht mehr so häufig verließ.
Curry rieb den Kopf an seinem Hosenaufschlag und Jack sah zu ihm hinab.
„Entschuldige. Ich habe dich nicht vergessen, ich habe nur über etwas
nachgedacht.“
Der graue Stubentiger mit den kecken weißen Söckchen maunzte. Wieder stupste er
Jacks Bein an, als wolle er ihn dazu drängen, schneller zu machen.
„Schon gut.“ Jack grinste verschwörerisch. „Ich bin sicher wir finden etwas
Leckeres im Kühlschrank. Für uns beide und Moses. Du hast Glück, Ianto kommt später.“ Sein Partner war noch im Hub. Jack
hatte einen Riftalarm im Süden der Stadt – erfolglos
– untersucht und war von dort aus direkt nach Hause gefahren. Seit er praktisch
bei Ianto eingezogen war, schien es wenig attraktiv,
die Nächte im Hub zu verbringen. Bevor der junge Waliser in sein Leben getreten
war…
Doch Curry schien das magische Wort „Kühlschrank“ gerade nicht zu
interessieren. Er machte plötzlich einen Buckel und sträubte deutlich sichtbar
das Fell.
„Was hast du denn?“, fragte Jack überrascht und bückte sich nach dem Kater, um
ihn beruhigend zu streicheln. Sein Halsband blinkte heftiger und als Jack es
versehentlich berührte, verspürte er so etwas wie eine elektrostatische
Entladung, ähnlich wie wenn man über einen Teppich lief und dann eine Türklinke
berührte. Er zog die Hand weg. Curry machte einen Satz rückwärts und prallte
gegen die Tür, jämmerlich maunzend. Es roch nach angekokeltem
Fell.
„Hey, hey, alles ist gut“, murmelte Jack, nach dem kleinen Kater greifend.
„Nichts passiert.“ Aber statt einem Curry sah er plötzlich zwei. Und dann wurde
ihm schwarz vor den Augen.
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Ianto seufzte unwillkürlich, als er ihre Wohnung
erreichte. Auf dem Heimweg war ihm eingefallen, dass seit mehren
Tagen niemand einkaufen gewesen war und es sicherlich nicht schaden konnte,
einen Zwischenstopp am nächsten Supermarkt einzulegen. Natürlich verließ er das
Geschäft am Ende mit mehr als einem Pint Milch und einem Karton Eier.
Wesentlich mehr. Er balancierte eine Plastiktüte voll Lebensmittel in der einen
Hand und die Post in der anderen, während er versuchte, heraus zu finden, wie
er seinen Schlüssel aus der Tasche holen sollte, ohne etwas fallen zu lassen.
Die Tür zum Gebäude hatte ihm eine Nachbarin aufgehalten, die zufällig gerade
ging, als er ankam.
Jack sollte eigentlich schon längst da sein, aber als Ianto
ihn vom Parkplatz des Supermarktes angerufen hatte, um ihn zu bitten, ihn am
Auto zu treffen, war er nicht an sein Handy gegangen. Gut, vielleicht war Jack
gerade unter der Dusche oder aufgehalten worden und stand noch irgendwo im
Feierabendstau.
Er hoffte aber, dass sein Partner inzwischen da war und den Rest der Einkäufe
aus dem Kofferraum holen würde. Vielleicht konnte er Jack überreden, etwas für
sie zu kochen. Es machte sich allmählich bemerkbar, dass er seit dem frühen
Morgengrauen auf den Beinen war. Eine Dusche, etwas essen, vielleicht ein paar
Minuten mit Jack und Moses auf der Couch verbringen und dann ab ins Bett.
Anspruchsvoller waren Iantos Pläne für den Abend
nicht.
Ein klägliches Miauen ließ Ianto aufsehen.
Er wandte den Kopf und sah Curry. Der kleine Kater torkelte um die Ecke, so
unsicher auf seinen vier Beinen wie ein Betrunkener oder als ob er eben erst
lernte, zu laufen.
„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte der Waliser überrascht. Er stellte die
Einkaufstüte ab, gegen die Tür gelehnt, damit sie nicht umfiel und drehte sich
nach dem Kater um, der nun unbeholfen auf ihn zusteuerte, wieder jämmerlich
maunzend. „Curry?“ Er legte den Stapel Prospekte und Rechnungen, die er aus dem
Briefkasten geholt hatte, weg und ging in die Hocke, um Curry auf den Arm zu
nehmen. Offenbar ging es dem kleinen Stubentiger nicht gut, und da Devi um
diese Zeit bei der Arbeit war, musste er zu ihnen gekommen sein, um Hilfe zu
suchen.
###
Ein paar Minuten später saß Curry in ein altes Handtuch gewickelt auf dem
Küchentisch – aus Sorge um das Katerchen hatte Ianto vorübergehend alle hygienischen Bedenken zur Seite
geschoben – während Ianto, das Handy zwischen
Schulter und Ohr geklemmt, abwechselnd versuchte, Devi oder Jack zu erreichen,
und gleichzeitig die Lebensmittel verstaute.
Erstere hatte die Mailbox an, was entweder bedeutete, sie war in einem Meeting
oder in ihre Arbeit so vertieft, dass sie nicht gestört werden wollte. Letzterer
ging nicht ran, egal wie lange Ianto es bei ihm
klingeln ließ. Und das sah Jack nun eigentlich so gar nicht ähnlich. Er fand
immer Gelegenheit, an sein Handy zu gehen, außer… aber Ianto
wollte im Moment nicht daran denken, dass Jack etwas passiert war und er
irgendwo tot und alleine liegen mochte.
Sollte er den Kater nehmen und mit ihm zum Tierarzt fahren? Andererseits schien
sich Curry in der Zwischenzeit beruhigt zu haben. Er zitterte zwar immer mal
wieder, aber hatte aufgehört, so kläglich zu maunzen.
Ianto ließ das Handy sinken, als Moses in die Küche
spaziert kam und sah den alten Kater an. Sollte er ihn in Currys Nähe lassen?
Wenn es nun etwas ansteckendes war…
Moses wartete nicht auf seine Entscheidung, sondern machte zwei Sätze - zuerst
auf den Stuhl und von dort auf den Tisch – und ging ohne Zögern auf Curry zu.
Dann stoppte er abrupt und fixierte den anderen Kater als hätte er ihn noch nie
gesehen.
Ianto nutzte die Gelegenheit, hob Moses vom Tisch und
setzte ihn sanft auf dem Boden ab. „Curry geht es nicht gut, wir lassen ihn
besser in Ruhe.“ Er erwartete, dass Moses beleidigt ins Wohn- oder Schlafzimmer
verschwinden würde, um sich etwas auszudenken, womit er sich für die Kränkung
bei ihm bedanken konnte. Doch der alte Kater rührte sich nicht vom Fleck,
sondern starrte zum Tisch hoch.
Okay. Vielleicht machte sich Moses auch Sorgen um Curry.
Da Devis Kater häufiger Gast in ihrer Wohnung war – so wie Moses bei Devi –
hatte er natürlich seinen eigenen Futter- und Wassernapf, beides schwungvoll
mit „Curry“ beschriftet. Ianto füllte frisches Wasser
in einen davon und stellte ihn vor Curry.
Doch der kleine Kater ignorierte den Wassernapf. Er drehte den Kopf von einer
Seite zur anderen und fiel zurück auf seine vier Buchstaben, als er versuchte,
aus der Umschlingung des Handtuchs heraus zu steigen. Hatte er etwas gefressen,
dass ihm nicht bekommen war? Vielleicht sogar Gift?
Hatte er nicht einmal von Leuten gelesen, die Katzen und Hunde so sehr hassten,
dass sie wahllos Giftköder auslegten?
Vielleicht sollte er Owen um Rat fragen. Der Teamarzt würde zwar fluchen und
schimpfen und sich beschweren, dass er kein Tierarzt wäre, aber das war Ianto im Moment auch egal.
Curry schien Schluckauf zu haben. Das hatte Ianto
noch nie bei einer Katze gesehen. Er ließ das Handy auf der Arbeitsfläche neben
den Herd liegen, streichelte dem Kater beruhigend über den Rücken und langsam
entspannte sich das Tier wieder. Iantos Finger
stießen an das Halsband. „Das nehmen wir dir erst mal ab“, murmelte er und suchte
nach dem Verschluss. Mit einiger Mühe gelang es ihm, ihn zu öffnen und er legte
das Halsband beiseite. Es hörte auf zu blinken.
Der Kater schüttelte sich und miaute, dann wand er sich aus dem Handtuch und
steckte die Nase in den Wassernapf. Dann sprang er elegant vom Tisch und
verließ die Küche, gefolgt von Moses.
Verwundert sah Ianto ihnen nach. Eine Spontanheilung?
Sein Blick fiel auf das Halsband. Es schien neu zu sein, auf jeden Fall
handelte es sich nicht um das normale Halsband mit dem Sender für die
Katzenklappe. Es musste dem jungen Kater solches Unbehagen bereitet haben, dass
er sich so seltsam benahm… Er würde Devi fragen.
Die Türklingel unterbrach seine Gedanken. Das musste Jack sein, vielleicht
hatte er mal wieder seinen Schlüssel liegenlassen. Ianto
öffnete die Tür.
Jack – seltsam zerzaust wirkend – sah ihn an. Er rieb sich mit beiden Händen
übers Gesicht. „Kannst du mir erklären, warum ich auf der Treppe geschlafen
habe?“, fragte er.
„Du hast was?“, fragte Ianto verblüfft.
„Ich bin gerade da hinten aufgewacht“, erwiderte Jack und deutete über die
Schulter. „In der Ecke des Treppenabsatzes und das war wirklich nicht sehr
bequem.“
„Hast du getrunken?“ Die Augenbrauen des jungen Walisers wanderten hoch.
„Nein.“ Jack ließ die Hände sinken. „Ich bin nach Hause gekommen und… da war
Curry, er saß vor unserer Tür. Was danach passiert ist...“ Er schüttelte den
Kopf. „Ich bin nicht sicher. Als wäre die Welt auf den Kopf gestellt worden.“
Ianto trat zur Seite. „Komm erst mal rein“, meinte er.
„Curry hat sich sehr merkwürdig benommen, als ich nach Hause gekommen bin“,
erklärte Ianto, während Jack seinen Mantel auszog und
an den dafür vorgesehenen Haken hängte. „Aber ich verstehe wirklich nicht, was
das eine mit dem anderen zu tun hat. Ich habe ihm das Halsband abgenommen und
danach schien es ihm wieder prächtig zu gehen. Hat er dich mit etwas
angesteckt?“
„Ich war nicht krank. Ich fühle mich nicht krank“, erwiderte Jack und musterte
sich selbst im Garderobenspiegel. „Ich sehe definitiv nicht krank aus.“
Ianto rollte mit den Augen. „Dann ist ja alles in
Ordnung“, murmelte er und ging die Küche, wo er sofort begann, alles zu
desinfizieren, mit dem der Kater in Berührung gekommen war – sich selbst
eingeschlossen.
Jack kam nach einem Abstecher ins Bad zu ihm. „Wo ist Curry abgeblieben?“,
fragte er, zur Kaffeemaschine tretend.
„Wahrscheinlich heckt er irgendwo mit Moses neuen Unsinn aus.“ Ianto drehte sich zu ihm um. „Wie geht es dir?“, fragte er,
als das Mahlwerk verstummte und Espresso in die Tasse gurgelte.
„Leichte Kopfschmerzen und mittelschwere Verwirrung“, entgegnete Jack mit einem
schiefen Grinsen und nahm die Tasse aus der Maschine. Er lehnte sich gegen die
Anrichte. „Und ich erinnere mich nicht an...“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „...eine
gute halbe Stunde.“
Ianto seufzte. Das Leben mit Torchwood
sorgte zumindest dafür, dass er sich kaum geschockt fühlte, eher milde
irritiert, dass seine Vorstellung eines ruhigen Abends nun rapide den Bach
runter ging. „Ich frage ungern, aber hast du Erfahrung mit so etwas?“
„Gedächtnisverlust?“ Jack schnitt eine Grimasse. „Zu viel. Aber grundlosen
Verlust von Erinnerungen? Nein, nicht, dass ich mich erinnere.“
Ianto schenkte ihm ein müdes Lächeln, mehr war der
Versuch eines Scherzes nicht wert. „Vielleicht sollte ich Owen anrufen, er kann
dich und Curry untersuchen.“
Jack leerte seine Tasse und stellte sie zur Seite. „Tosh
könnte mit einem ihrer Scanner feststellen, ob hier ein Riftereignis
stattgefunden hat. Eine dieser kleinen, temporären Riftenergieblasen,
vielleicht. Offenbar hat sie mich und Curry erwischt und war bereits wieder
weg, als du gekommen bist. Du fühlst dich nicht anders, oder?“
„Müde. Und etwas verärgert, weil ich mir so meinen Abend nicht vorgestellt
habe“, erwiderte Ianto und warf eine Handvoll
Papiertücher in den Abfall. Er zog die Putzhandschuhe aus. „Aber nein,
ansonsten geht es mir gut.“
„Du hast...“ Jack unterbrach sich und sah das Halsband an. „War das um Currys
Hals?“, fragte er.
„Ja. Das muss eines dieser neuen Halsbänder mit Beleuchtung sein, die
verhindern sollen, dass Katzen und Hunde im Dunkeln von Autofahrern übersehen
werden. Es hat aufgehört zu blinken, als ich es ihm abgenommen habe.“ Ianto griff danach, doch Jack war schneller und fing seine
Hand ab.
„Warte.“ Jack nahm einen der Handschuhe und hob damit das Halsband hoch, um es
sich genauer anzusehen. „Das ist kein normales Halsband. Sieh dir die Lichter
an, wie sie in das Halsband eingearbeitet sind, so etwas habe ich hier noch
nicht gesehen.“
„Gwen hat mir im Internet ein T-Shirt gezeigt, in das kleine Lämpchen
eingearbeitet waren, das kann man so gar waschen“,
erwiderte Ianto. Er zog einen Stuhl vom Tisch weg und
setzte sich.
Jack scannte das Halsband mit seinem Vortex-Manipulator.
„Riftenergie“, verkündete er. „Und eindeutig
Bestandteile, die es hier und jetzt nicht auf der Erde gibt. Die Lichter sind
auf jeden Fall nicht-irdisch. Das Blinken muss eine Art von Hypnose ausgelöst
haben.“
„Wie kommt Curry dazu?“, fragte Ianto skeptisch.
„Jemand muss es ihm umgelegt haben.“
Jack legte das Halsband auf den Tisch und verschwand in den Flur. Einen Moment
später kam er mit einer der Boxen zurück, in der sie Artefakte verstauten,
deren Effekt unbekannt war. Er legte das Halsband hinein und versiegelte den
Behälter. „Ich sollte das in den Hub bringen...“, sagte er widerwillig.
Ianto stand auf. „Ich komme mit und sehe im Archiv
nach, ob wir irgendwelche Aufzeichnungen über Blinklichter mit hypnotischem
Effekt haben.“ Nach zwei oder drei Tassen extra starkem Kaffee.
„Nein.“ Jack stellte den Behälter auf den Tisch. „Morgen, wir kümmern uns
morgen darum.“ Er trat zu Ianto, legte die Hände auf
die Schultern des Walisers und küsste ihn. „Warum nimmst du nicht eine schöne,
lange, heiße Dusche, während ich sehe, was wir zu Essen da haben und was die
Katzen machen?“
„Essen!“ Ianto sah ihn an. „Ich habe ganz vergessen,
dass ich noch Einkäufe unten im Auto habe.“
„Kein Problem. Darum kümmere ich mich auch.“ Jack schob seinen Partner in
Richtung Küchentür. „Geh duschen. Entspann dich.“
„Okay, wenn du darauf bestehst.“ Ianto rümpfte die
Nase. „Ich rieche wirklich etwas stark nach Desinfektionsmittel.“ Er lockerte
seine Krawatte und verließ den Raum.
Jack griff nach seinem Handy und Iantos Schlüsselbund
und wählte Toshs Nummer auf dem Weg zum Parkplatz. „Tosh? Hast du Pläne für den Abend?“, fragte er, als sie
antwortete. Er lehnte sich gegen Iantos Auto. „Du
bist ein Schatz. Wärst du so nett, dich in das CCTV in unserer Straße zu hacken
und nachzusehen, ob du irgendetwas besonderes findest?
Vielleicht ein Riftereignis? Nein, genauer weiß ich
es auch nicht, aber es könnte etwas mit einer Katze zu tun haben. Nicht Moses.
Die Findelkatze, die wir unserer Nachbarin geschenkt
haben. Genau, Curry. Ruf mich bitte an, wenn du etwas findest. Egal wie spät es
ist. Und, Tosh – Danke, du hast etwas bei mir gut.“
Er steckte das Handy in die Hosentasche und machte sich daran, die Einkäufe aus
Iantos Auto zu holen.
Als Jack ein paar Minuten später alles in der Küche abgestellt hatte, machte er
sich auf die Suche nach Ianto. Das Badezimmer war
leer, die Dusche trocken. Er warf einen Blick ins Schlafzimmer – und lächelte.
Ianto lag auf dem Bett. Er hatte offenbar eine Pause
eingelegt, nachdem er sein Hemd und die Schuhe ausgezogen hatte und lag nun
quer über ihrem Bett. Leises Schnarchen verriet, dass er schlief. Moses hatte
es sich auf seinen Beinen bequem gemacht. Curry kuschelte sich an Iantos Seite, alle vier Pfoten von sich gestreckt.
Jack ließ ihn weiterschlafen. Duschen konnte Ianto auch nach dem Essen. Er ging zurück in die Küche,
ohne die drei zu stören.
###
Jack räumte die benutzten Teller in die Spülmaschine, wo sich bereits das
Geschirr vom Frühstück befand, als sein Handy klingelte. Toshs
Name stand auf dem Display. „Das war schnell“, meinte er und lauschte einen
Moment lang den Worten seiner Computertechnikerin. „Ja. Schick mir die
Aufnahmen auf Iantos Laptop. Danke, Tosh, du hast wirklich etwas gut bei mir. Nein, ich habe
keine Idee, was das bedeutet oder warum er hier war. Bist du sicher, dass er
nicht mehr hier ist? Wann hat er die Erde verlassen? Wieso hat er keinen Alarm
bei uns ausgelöst? Okay. Natürlich. Darum kümmern wir uns morgen. Gute Nacht, Tosh.“ Er beendete die Verbindung und ging dann ins
Wohnzimmer, wo Iantos Laptop auf dem Couchtisch
stand.
Die beiden Kater strichen ihm um die Füße, sprangen neugierig auf die Couch, um
zu sehen, was er da machte, als Jack den Laptop hochfuhr und die CCTV-Aufnahme
startete, die Tosh ihm geschickt hatte.
Er war so vertieft in die Bilder auf dem Computer, dass er nicht hörte, wie Ianto zu ihm trat.
„Das ist doch wohl nicht dein Ernst? John Bloody
Hart? Dein Ex hat etwas damit zu tun?!“ Ianto ließ
das Handtuch sinken, mit dem er sich die Haare trocken gerieben hatte – er war
endlich zu seiner Dusche gekommen – und starrte auf den Bildschirm. Eindeutig
John Hart. Er trug die gleiche alberne rote Zirkusdirektor-Jacke wie bei seinem
ersten Auftritt und kniehohe Stiefel, als wäre er direkt einem Piratenfilm
entsprungen.
Jack sah auf. Er rückte wortlos zur Seite und Ianto
setzte sich auf die Couch, die Kater ignorierend, die ihren Protest darüber,
nicht beachtet zu werden, bemerkbar machten. Jack startete die Aufnahme von
Anfang an und die beiden Männer verfolgten schweigend, wie John Hart auf dem
Bürgersteig vor ihrem Haus materialisierte.
Er schlenderte eine Weile vor dem Gebäude herum und schien sich gründlich
umzusehen. Dann verschwand er für fast eine halbe Stunde aus dem Blickwinkel
der Kamera und Tosh hatte offenbar auch keine
weiteren Aufnahmen von ihm gefunden, bis er erneut um die Ecke bog.
Kurz darauf war Devi zu sehen, die auf dem Weg zum Parkplatz an ihm vorbei
lief, ohne Hart zu bemerken. Wie so oft hatte sie Curry mit nach unten
genommen. Wieder ein paar Minuten später sah man Hart, der sich zu dem Kater
hinab beugte und ihn streichelte. Dabei musste er ihm das Halsband umgelegt
haben, denn als Hart sich wieder aufrichtete, hielt er etwas in der Hand, das
wie das Senderhalsband für die Katzenklappe aussah und das er zwischen die
geparkten Autos warf. Hart sah Curry hinterher, dann wandte er sich um, winkte
in die Kamera, drückte auf etwas an seinem Arm herum (vermutlich an seinem Vortex-Manipulator) und löste sich in Luft auf.
Der verdammte Mistkerl wusste genau, dass er gefilmt worden war! Und da er
Curry bestimmt nicht zufällig ausgesucht hatte, weil er zufällig dieses
Halsband dabei hatte, musste er sie vorher ausspioniert haben. Ianto rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Eine
Begegnung mit Jacks Ex-Partner hatte ihm eigentlich gereicht. Er hatte gehofft,
ihn nie wiedersehen zu müssen. Es war ein Blick in Jacks Vergangenheit gewesen,
auf den er retrospektiv hätte verzichten können. Jack war nicht mehr der Mann,
der er als Time-Agent gewesen war, aber ein kleiner Teil von Ianto war überzeugt gewesen, dass Jack dieses Leben
vermissen musste und dass Hart ihn daran erinnerte, dass er auf diesem
rückständigen Planeten gestrandet war.
„Ich weiß, was passiert ist.“ Jack klappte den Laptop zu. „Oder ich denke, ich
weiß es.“
Ianto ließ sich gegen die Rücklehne des Sofas sinken
und begann Moses automatisch zu streicheln, als der sich sofort in seinem Schoß
niederließ. „Wirklich? Mach es nicht so spannend“, erwiderte er trocken.
„Das Halsband ist eigentlich kein Halsband. Oder zumindest diese Blinklichter
sind keine Blinklichter. Es sind Bestandteile einer Transportvorrichtung.
Vielleicht aus einem alten Transmat ausgeschlachtet.“
Jack schüttelte den Kopf. „Er hat versucht, mich in Currys Körper zu
transportieren und Curry in meinen!“
„Ist das ein Witz?“ Ianto sah ihn ungläubig an. „Ist
das möglich?“
Jack zuckte mit den Schultern. „In Filmen. Und in der Theorie. Aber ich glaube
nicht, dass so etwas schon mal geklappt hat.“
„Als ich Curry gefunden habe...“ Ianto stockte.
„Nein, das ist nicht möglich.“
„Was meinst du?“ Jack hob Curry hoch, der seinen Namen gehört hatte und an
Jacks Beinen hochkletterte.
„Er torkelte herum, als wäre er betrunken – oder hätte vergessen, wie man mit
vier Beinen läuft.“ Ianto zwang sich zu einem
ungläubigen Lachen. „Das war sicher nur der Schreck.“
Jack wollte ihm zustimmen, aber vor seinem inneren Auge tauchte plötzlich ein
Bild auf, wie er durch die Luft flog und dann fest in etwas eingewickelt wurde,
nur dass er sehr viel kleiner als normal gewesen war… und er erinnerte sich an Iantos vertraute Stimme, ohne dass er die Worte verstand.
Vielleicht… nur für ein paar Sekunden… war es möglich, dass er tatsächlich in
Currys Körper transportiert worden war? Vielleicht spielte ihm aber auch nur
seine Fantasie einen Streich. „Ich denke, wir haben beide einen leichten
elektrischen Schlag bekommen. Wer weiß, von welchem Schrottplatz er die Dinger
gestohlen hat.“
Doch Ianto kannte ihn besser, als Jack sich
eingestehen wollte. „Du glaubst, dass es tatsächlich funktioniert hat, oder?
Ein kleiner Stromschlag hätte dich nicht für fast eine halbe Stunde außer
Gefecht gesetzt. Und wäre er stärker gewesen, hätte Curry ihn wohl nicht
überlebt.“
Jack hob wieder die Schultern. Er kraulte Curry, der sich schnurrend an ihn
schmiegte und sich völlig erholt zu haben schien. „Vielleicht kann Tosh das Halsband untersuchen und mehr herausfinden.“ Er
setzte den Kater auf den Boden und wiederholte das gleiche mit Moses.
Unwirsches Maunzen machte klar, was Moses davon hielt, dann verließen die
beiden Kater das Wohnzimmer, vermutlich um ihre Futternäpfe in der Küche zu
inspizieren.
Er rückte näher zu Ianto, legte den Arm um die
Schultern des jüngeren Mannes. „Hey, weißt du, wenn du willst, kannst mir gerne
jederzeit den Bauch kraulen, auch wenn ich keine Katze bin…“, meinte er in
einem Versuch, die Stimmung aufzuhellen.
Ianto rollte mit den Augen. „Nur du, Jack“, erwiderte
er, sah dann Jack an. „Denkst du, er kommt wieder?“
„Ich weiß es nicht.“ Jack ließ seine Finger über Iantos
Nacken wandern, massierte die angespannten Muskeln. „Aber nicht heute Nacht.“
Er presste einen Kuss auf Iantos Schläfe. „Lass uns
ins Bett gehen und morgen herausfinden, wie wir es diesem Bastard heimzahlen,
sollte er es wagen, sich noch einmal hier blicken zu lassen.“
Ein Knoten, dessen Existenz er sich vorher gar nicht so wirklich bewusst
gewesen war, löste sich in Iantos Brustkorb. „Um noch
einmal auf das Bauchkraulen zurück zu kommen...“
Ende