Titel: Aller Anfang ist schwer
Autor: Lady Charena (Mai 2014)
Fandom: Torchwood 50 Ways
Episode: Season 1, kurz nach „Cyberwoman“
Wörter: 1321
Charaktere: Jack Harkness, Ianto Jones
Pairing: --
Rating: pg
Summe: Das Team hat sich im Pub verabredet, doch Ianto
kneift.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Ianto zögerte, noch auf dem Bürgersteig vor dem Pub.
Durch die hohen, gelben Fenster konnte er das ganze Team sehen.
Tosh saß neben Owen auf einer Bank, Gwen rechts neben
dem Arzt und Jack befand sich der Computerexpertin gegenüber, im Moment dem
Fenster den Rücken zuwendend. Der Captain wirkte entspannt, hatte die Ärmel
hochgekrempelt und den Mantel ausgezogen.
Gwen erzählte wohl gerade etwas, begleitet von weit ausholenden Gesten. Ihr
Mund war offen, sie lachte und zeigte dabei diese Zahnlücke zwischen den Vorderzähnen,
die ihn aus irgendeinem Grund immer wieder aufs Neue irritierte.
Er sah wie Tosh den Kopf schüttelte und lachend nach
ihrem Glas griff. Owen beugte sich über den Tisch, stieß dabei fast sein Glas
um und machte offenbar eine Bemerkung, die noch mehr Gelächter hervor rief.
Gwen boxte seinen Oberarm – Wie alt war sie? Vierzehn? – und warf den Kopf in
den Nacken, dass ihre dunklen Locken flogen. Jacks Reaktion war nicht zu sehen,
aber er streckte die Hand aus, legte sie einen Moment wie beruhigend auf Gwens
Schulter. Sofort wandte sie sich ihm zu, stützte das Kinn in die Handfläche und
den Ellbogen auf den Tisch und sah zu ihrem Boss hoch. Ihre Fingerspitzen
glitten an der Innenseite von Jacks Arm entlang, als er ihn zurück auf den
Tisch legte.
Ianto zog die Schultern hoch und vergrub die Hände in
den Taschen seiner Jacke. Seine Finger stießen an sein Handy. Niemand wusste,
dass er hier draußen stand. Er konnte Jack einfach eine SMS schicken und
absagen. Müdigkeit vorschützen und nach Hause gehen, sich im Bett verkriechen
und schlaflos an die Decke starren, das war ohnehin sein Standardprogramm. Wenn
er ehrlich war, niemand würde sich wundern, dass er nicht kam. Vermutlich
erwarteten sie es überhaupt nicht und hatten ihn nur aus Höflichkeit mit eingeschlossen.
Niemand hatte ihn ausdrücklich eingeladen. Und wie es aussah, würden sie ihn
auch kaum vermissen...
Ianto schlug den Kragen hoch, wandte sich ab und ging
langsam den Bürgersteig entlang. Der Pub war nur ein paar Minuten zu Fuß vom
Hub entfernt. Er würde sein Auto aus der Garage holen und in seine Wohnung
fahren. Ein hohles Gefühl in seiner Magengegend erinnerte ihn daran, dass er
seit Stunden nichts gegessen hatte. Mit etwas Glück fand er in seinem
Kühlschrank etwas Essbares. Mit etwas mehr Glück brachte er mehr als ein paar
Bissen davon hinunter und behielt sie auch dort.
Er blinzelte ein paar Mal. Irgendwo in ihm erinnerte ihn eine zaghafte Stimme
daran, dass Tosh gesagt hatte, sie würde auf jeden
Fall versuchen, ihn beim Pub Quiz zu schlagen und dass Owen ihm noch ein Pint
schuldete, und dass der Arzt – wenn auch zähneknirschend – seine Schuld
einlösen würde, weil ihm Gwen sonst bis ans Ende seiner Tage damit in den Ohren
lag.
Seine Schritte wurden noch langsamer, schließlich blieb er unschlüssig stehen,
ohne darauf zu achten, wie links und rechts Passanten um ihn herum gingen.
Vielleicht war es noch nicht zu spät…
„Du warst eingeladen, weißt du“, sagte eine vertraute Stimme hinter ihm - so
unerwartet, dass er zusammenzuckte und herum fuhr.
Jack stand hinter ihm, etwa zwei Schritte von ihm entfernt. „Tosh hat dich durch das Fenster gesehen“, sagte er. „Wir
haben darauf gewartet, dass du zu uns rein kommst.“
Ianto registrierte automatisch, dass der Captain
jetzt seinen Mantel trug. Im Pub hatte er über der Rücklehne eines Stuhles
gelegen, direkt neben dem, auf dem Jack saß - wie ein Hund, der geduldig darauf
wartete, dass sein Herrchen wieder mit ihm nach Haus ging. Er erinnerte sich
daran, weil ihn dieser Gedanke flüchtig amüsiert hatte und das war ein rares
Ereignis in diesen grauen Tagen.
Jack nickte, als wüsste er genau an was Ianto gerade
dachte. „Ich hatte einen Stuhl für dich reserviert.“
„Ja, ich weiß, ich...“ Endlich fand er seine Stimme wieder. Ianto
schüttelte den Kopf. „Es war ein langer Tag. Ich wollte gerade eine SMS
schicken.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen zog er das Mobiltelefon aus der
Tasche, hielt es hoch. „Ich denke, ich gehe besser nach Hause und früh ins
Bett, so lange der Rift so ruhig ist.“ Er wandte sich ab, machte einen Schritt
weg von dem anderen Mann. „Bitte entschuldige mich auch bei den anderen. Gute
Nacht, Sir.“
„Du musst uns eine Chance geben, Ianto“, sagte Jack
hinter ihm. „Wir können dich nicht kennen lernen, wenn du dich in deinem
Schneckenhaus verkriechst und uns keine Chance dazu gibst.“
Er drehte sich nicht um, vergrub nur die Hände tiefer in den Taschen seiner
Jacke. Ein Schlüssel bohrte sich schmerzhaft in seinen Handrücken und er
umfasste das Handy fester, wie einen Anker oder einen Talisman.
Jack schloss trotzdem zu ihm auf. Das war keine wirkliche Überraschung, der
Mann hatte die Hartnäckigkeit praktisch erfunden.
„Hast du Hunger?“
„Was?“ Überrascht sah Ianto ihn von der Seite an. Er
hatte mit einem weiteren Versuch, ihn zum Mitkommen zu überreden gerechnet.
Oder mit dem zweideutigen Verweis darauf, dass es noch viel zu früh war, um
alleine ins Bett zu gehen.
„Also ich dachte an Essen.“ Jack klang amüsiert. „Ich weiß, dass du
gelegentlich etwas isst. Ich auch. Also könnten wir es gemeinsam tun. Hey, und
schon wissen wir wieder ein wenig mehr voneinander.“ Sein Lächeln nahm den
spottenden Worten einen möglichen Stachel. Jack trat vor ihn, wie um seinen
Fluchtweg zu blockieren.
Nicht völlig unberechtigt… Flucht war tatsächlich eins der Dinge an die Ianto dachte. „Musst du nicht zurück zu den anderen?“,
wandte er ein. Sein Magen zog sich erneut schmerzhaft zusammen, jetzt da auch
Jacks Vorschlag ihn daran erinnerte, dass er seit dem Frühstück nichts anderes
als Kaffee zu sich genommen hatte.
„Sie kommen prima ohne mich klar.“ Jack zuckte mit den Schultern. „Und ich
hatte genug Wasser für einen Abend.“ Er sah sich um. „Ich kenne – zufällig -
hier ganz in der Nähe ein kleines, nettes, authentisch indisches Restaurant, in
dem man ausgezeichnetes vegetarisches Curry bekommt. Und wir brauchen noch
nicht einmal eine Reservierung.“
„Warum?“, fragte Ianto unbehaglich. Wieso sollte Jack
ausgerechnet mit ihm essen gehen wollen. Er hätte genauso gut mit dem ganzen
Team dorthin gehen können.
„Tosh hat mir verraten, dass du besonders gerne
indisch isst.“ Jack verstand ihn wohl absichtlich falsch. „Aber wir
können auch woanders hingehen, wenn du Lust auf etwas anderes hast. Ich bin
offen für Vorschläge.“
Doch der junge Waliser schüttelte nur den Kopf. „Ich war zu lange aus Cardiff
weg, ich kann nicht wirklich sagen, wo es gutes Essen gibt. In den letzten
Monaten habe ich mich eher mit Take-out Flyern beschäftigt.“
„Das kenne ich. Okay, dann gehen wir zu meinem Inder.“ Jack überquerte den
Bürgersteig, die Hände lässig in den Taschen seines Mantels, ohne auf Iantos Antwort zu warten. „Wusstest du eigentlich schon,
dass Torchwood einmal eine Niederlassung in Indien
hatte? Wenn es die immer noch gäbe, könnten wir eine Dienstreise dorthin machen
und wirklich authentisches indisches Essen probieren.“ Er sah aus den
Augenwinkeln, dass ihm der junge Waliser folgte. Ianto
wirkte immer noch nicht sehr enthusiastisch über seinen Vorschlag, aber er
hatte aufgehört, nach Ausreden zu suchen und nach Jacks Vorstellungen galt das
als Sieg. „Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts“, fuhr er fort. „Damals wurde
dort eine Anomalie entdeckt, eine Art Mini-Rift und das Empire schickte ein
paar Torchwood-Agenten nach Kalkutta...“
Vielleicht taute Ianto bei Samosas
und schwarzen Linsen genug auf, um ihm zu verraten, wieso er sich nicht im Pub
zum Team gesellt hatte. Und wenn nicht, hatte er zumindest das Vergnügen einen
ruhigen Abend mit interessanter Gesellschaft zu verbringen. Er konnte nur
hoffen, dass Ianto es genauso sah.
Ende