Weihnachtsfeier
T’Len
2010
Fandom: SOKO Stuttgart
Kategorie: PG
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Eine Weihnachtsfeier bringt es an den Tag
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Na, meine Herrschaften, so
alleine?“ Kriminaldirektor Kaiser trat lächelnd an den Tisch seiner
Untergebenen. „Sie wissen schon, dass unsere Weihnachtsfeier mit Begleitung
ist?“
„Mein Mann muss leider noch
arbeiten“, erwiderte Martina Seiffert.
„Und Frau Bardosi, Herr
Sander, keinen Freund, keine Freundin?“, hakte Kaiser neugierig nach.
„Leider nein“, antwortete
Anna.
Rico schüttelte nur stumm
den Kopf.
„Wo ist eigentlich Herr
Stoll?“, wollte Kaiser wissen.
„Der wollte noch jemanden
abholen“, erklärte Martina.
„Na wenigstens einer, der
noch jemanden mitbringt. Wenn nur so ein paar Leutchen da sind, dann wird unser
Büfett ja nie alle“, meinte Kaiser.
In dem Moment erschien Jo in
der Tür, den Arm um einen blonden, jungen Mann mit sportlicher Figur gelegt.
„Ah Herr Stoll kommt dieses Jahr wieder in männlicher Begleitung“, kommentierte
Kaiser trocken. „Sie entschuldigen mich, ich muss noch ein paar Leute
begrüßen.“ Er schüttelte Jo und seinem Begleiter freundlich die Hand, als er an
ihnen vorbei ging, näherte sich dann einem anderen Tisch. Rico starrte die
Szene und vor allem Jo mit offenen Mund an.
Lächelnd trat dieser mit
seinem Begleiter an ihren Tisch. „Das ist Tom, ein Freund“, erklärte er und
hauchte einen Luftkuss in Richtung des jungen Mannes. „Martina, meine Chefin. Anna und Rico, meine lieben Kollegen.”
“Hallo, freut mich Sie
kennen zu lernen.” Tom gab jedem die Hand. Ricos, so schien es, hielt er einen
Moment länger als nötig fest. Der zog sie darauf hin hastig weg und blickte auf
seinen Teller.
„Ich hab Hunger, lass uns
erst mal was zu essen holen“, sagte Jo zu Tom und gab ihm einen Klaps auf den
Hintern. „Ihr habt doch noch ein Plätzchen für uns frei?“, fragte er
anschließend Martina.
„Natürlich“, erwiderte
diese. „Und Jo“, hielt sie ihn zurück, als er sich schon halb abgewandt hatte.
„Mit einem boyfriend schockst du heutigentags hier keinen mehr. Das hat nur vor
einigen Jahren noch funktioniert.“
„Ich weiß“, erwiderte Jo.
„Deshalb habe ich ihn auch nicht mitgebracht.“ Sein Blick glitt zu Rico, der
angelegentlich in seinem Essen stocherte.
„Wieso vor ein paar
Jahren?“, fragte Anna neugierig, als Jo gegangen war. „Was war da?“
„Das war vor eurer Zeit
hier“, erklärte Martina. „Vor sechs oder sieben Jahren. Jo hat seinen damaligen
Freund zur Weihnachtsfeier mitgebracht. Kaiser und ein paar anderen aus der
Chefetage sind bald die Kinnladen runtergefallen, könnt ihr euch ja sicher
denken. Ausgerechnet der Vorzeigemacho Jo taucht mit einem Kerl auf. Und natürlich hat er das volle Programm
durchgezogen, tanzen, vor aller Augen rumknutschen und so weiter.
Selbstverständlich haben sich alle beeilt zu zeigen wie politisch korrekt sie
doch sind. Kaiser hat in seiner Rede besonders betont, dass die Polizei doch
ein Hort der Toleranz sei und eine Vorbildfunktion auszuüben habe. Und zu Jo
hat er gesagt, sollte ihm jemand deshalb dumm kommen oder ihn künftig gar
mobben, solle er es sofort zur Anzeige bringen. Und so weiter und so fort. Jo
hat sich köstlich über ihren Eifer amüsiert.“
„Das kann ich mir
vorstellen, dass es Jo gefällt, die Leute zu provozieren“, sagte Anna. „Aber
ehrlich gesagt, hätte ich auch nicht gedacht, dass ausgerechnet er schwul ist.“
„Ist er auch nicht“,
erwiderte Martina. „Er ist bi und stolz darauf, wie er immer betont.“
„So richtig bi, nicht nur
als Ausrede, weil man’s nicht zugeben will, schwul zu sein?“, hakte Anna nach.
Martina schüttelte den Kopf.
„Jo wäre der letzte, der es nicht zugeben würde, wäre er schwul, glaube mir..
Aber er lässt sich in keine Schublade stecken. Ich habe ihn im Laufe der Jahre
bestimmt mit so vielen Freundinnen wie Freunden gesehen.“
„Was ist denn mit dir los?“,
fragte sie Rico, der die ganze Zeit geschwiegen hatte und nun seinen Teller von
sich schon.
„Mir ist der Appetit vergangen“,
antwortete dieser und stand auf.
„Du willst schon gehen?“,
fragte Jo, als Rico auf dem Weg zur Tür an ihm vorbeiging. „Wir haben doch noch
gar nicht miteinander getanzt. Zumindest einen schuldest du mir.“
Rico starrte Jo wütend
an. „Tanz doch mit deinem
Bodybuildertyp“, zischte er und wollte weiter.
„Und wenn ich lieber mit dir
tanzen will?“
Rico schnaubte abfällig.
„Soll ich and en Weihnachtsmann glauben?“
Jo stellte seinen Teller auf
einem nahen Stehtisch ab und griff nach Ricos Arm. „Du stehst unter einem
Mistelzweig, du musst mich küssen.“
„Lass mich in Ruhe!“ Rico
riss sich los und stürmte hinaus.
///
„Rico, mach endlich die Tür
auf oder soll ich sie eintreten?“ Jo drückte zum wiederholten Mal heftigst auf
den Klingelknopf, als die Tür von innen aufgerissen wurde.
„Was willst du? Lass mich in
Ruhe!“, rief Rico. Bevor er die Tür wieder zu schlagen konnte, hatte Jo schon
einen Fuß dazwischen geschoben. Er stieß sie ganz auf. „Du bist süß, wenn du so
eifersüchtig bist, weißt du das?“
„Ich bin nicht
eifersüchtig“, erwiderte Rico lahm. Er wandte sich ab und ging ins Wohnzimmer,
wo er sich in einen Sessel fallen ließ.
Jo schloss die Tür und
folgte ihm. „Nicht? Und was sollte dann die Szene vorhin auf der Feier und die
eben?“
„Musst du nicht zu deinem
Lover zurück?“, sagte Rico statt einer Antwort. „Er wartet bestimmt schon
sehnsüchtig auf mich:“
„Tom ist nicht mein Lover“,
erwiderte Jo.
Rico blickte ihn überrascht
an. „Aber du hast ihn als deinen Freund vorgestellt.“
„Ich sagte ein Freund. Ich
kenne ihn aus dem Fitnessstudio. Als ich ihm letzte Woche erzählt habe, dass
ich heute wegen unserer Feier nicht komme und dabei erwähnte, dass ich keine
Begleitung habe, hat er gefragt, ob er nicht mitkommen können. Er studiert Psychologie
und würde sich gern in Richtung Polizeiarbeit spezialisieren. Da war er
neugierig, ein paar Leute kennen zu lernen. Das ist alles. Er ist so gar nicht
mein Typ und ich schätzungsweise auch nicht der seinige. Jedenfalls hat er sich
am Büffet beklagt, dass ich den falschen Eindruck wir seien ein Paar bei euch
hinterlassen hätte.“
„Und warum dann das Theater
mit Küsschen und Arm umlegen und so?“
Jo hockte sich neben den
Sessel. „Weil ich gern deine Reaktion darauf sehen wollte.“
Rico sah ihn mit großen
Augen an. „Wieso?“, war alles, was er heraus brachte.
„Weil ich aus der einfach
nicht schlau wurde, Rico Sander.“ Jo nahm Ricos Hände in seine. „Manchmal
dachte ich, die Signale, die du aussendest, sind eindeutig. Aber dann wiederum hast du so gar nicht auf
meine Signale reagiert. Ich war mir nicht sicher, ob du überhaupt realisiert
hast, dass ich auch auf Männer stehe. Ich dachte, bevor ich uns in eine
peinliche Situation bringe, wenn ich dir direkt sage, wie sexy und
begehrenswert ich dich finde und du dann doch nicht schwul oder bi bist oder
zumindest ich nicht dein Typ bin, kucke ich lieber mal, wie du auf einen
anderen Mann an meiner Seite reagierst.“ Er drückte Ricos Hände zärtlich, stand
dann wieder auf. „Ich weiß, es war sicher nicht die feinfühligste Art, aber ich
denke, ich habe gesehen, was ich sehen wollte.“
Rico erhob sich auch. Im
schwirrte der Kopf, obwohl er auf der Feier bis zu seinem hastigen Abgang
gerade einmal das Gläschen Begrüßungssekt getrunken hatte, fühlte er sich auf
einmal irgendwie berauscht. Da musste er erst erfahren, dass Jo für ihn gar
nicht so unerreichbar, weil hetero, war, wie er immer gedacht hatte, nur um
gleichzeitig festzustellen, dass schon ein anderer den Platz eingenommen hatte,
den er sich so ersehnte. Und nun hörte er plötzlich von Jo quasi eine
Liebeserklärung.
„Du findest mich wirklich
sexy?“, fragte er mit belegter Stimme.
„Und wie“, antwortete Jo.
„Und bitte sag mir, du warst wirklich eifersüchtig auf Tom und ich habe mir das
nicht nur eingebildet.“
Rico nickte. „Rasend
eifersüchtig. Erst zu merken, dass ich
dich theoretisch doch hätte haben können, nur um im gleichen Atemzug
festzustellen, dass es praktisch nicht geht, weil ich nie mit so einem
Muskeltypen konkurrieren kann.“ Er brach unsicher ab.
Jo trat dicht zu ihm und
legte ihm die Hände auf die Schultern. „Muskeltypen sind so gar nicht mein
Fall, Ehrenwort“, sagte er. Dann beugte er sich dicht an Ricos Ohr. „Du umso
mehr.“ Er hauchte einen zärtlichen Kuss auf die Ohrmsuchel.
Rico bemühte sich den Kloß
in seinem Hals, der sich plötzlich gebildet hatte, herunter zu schlucken und
irgendwelche Worte zu finden. „Wollen wir zurück zur Feier oder lieber allein
weiterfeiern?“, fragte Jo.
„Ich habe keine Lust auf die
anderen“, erwiderte Rico hastig. „Du?“
„Nope. Ich bin viel lieber
mit dir allein“, versicherte Jo. „Jetzt, wo die Karten auf dem Tisch sind. Und
ich finde, wir haben viel aufzuholen. Außerdem: Du schuldest mir noch einen
Tanz und vor allem einen Kuss – mindestens einen.“
„Ich habe aber keinen
Mistelzweig“, sagte Rico.
Jo lachte. „Kein Problem,
ich habe für alles vorgesorgt.“ Dann zog er ein Zweiglein aus der Hosentasche
und hielt es über sie beide.