Titel:
Souvenir
Autor: Lady Charena
Fandom: Kung Fu – Im
Zeichen des Drachen
Paarung: Caine, Peter
Rating: gen, Humor
Archiv: ja
Summe/Hintergrund:
Nach dem Ende der Dreharbeiten von „Flying Fists of Fury 2“ entdeckt Peter,
dass er von seiner Zeit als Stuntdouble für Wolf Gannett ein kleines Souvenir
zurückbehalten hat. Das sich zeitweise... stellenweise... als etwas peinlich
herausstellt.
Disclaimer:
Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren
liegen bei den jeweiligen Inhabern (Warner, Michael Sloan). Eine Kennzeichnung
unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese
Inhaberrechte zu verletzen.
Kermit lugte über den Rand seiner Sonnenbrille. „Sitz’ still, Caine“, knurrte er. „Hast du Hummeln im Hintern oder ist eine simple Überwachung inzwischen nicht mehr gut genug für den großen Star?“
Peter murmelte etwas unverständlich-unmissverständliches auf chinesisch und wand sich in seinem Sitz, um sich zum wiederholten Male zu kratzen.
Sein Kollege hob eine Augenbraue. „Ich dachte, ein Shaolin flucht nicht“, bemerkte er trocken. „Und wenn du ein Hygieneproblem haben solltest, kiddo, rate ich dir, auszusteigen bevor ich dich erschießen muss.“
Peter starrte ihn wütend an, was natürlich an Kermit abprallte. „Sehr witzig. Hast du in deiner Cornflakesschachtel heute morgen das kleine Handbuch für Komiker gefunden, oder was?“, gab er in ätzendem Tonfall zurück. „Außerdem bin ich... außerdem bin ich nicht Shaolin.“ Ungewollte Unsicherheit stahl sich in die letzten Worte und Peter ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Nur für einen Moment, dann begann er wieder, sich zu kratzen.
Kermit machte eine beschwichtigende Geste. So wie es aussah, mussten sie noch den ganzen Nachmittag zusammen in diesem Wagen verbringen – und mit einem wütenden oder schmollenden Peter Caine auf dem Beifahrersitz würde das ein sehr, sehr langer Nachmittag werden. „Vielleicht solltest du einmal zu einem Arzt gehen?“ Dieser Vorschlag brachte ihm nur einen verächtlichen Blick ein. „Oder vielleicht hat dein Vater irgendwas in seiner Apotheke, dass dir hilft. Anderenfalls schlage ich ein Flohbad vor.“ Kermit grinste, als Peter ihn empört ansah, sich aber offenbar nur mit größter Mühe eine wütende Antwort verbiss. Es machte eindeutig zu viel Spaß, den Jungen zu ärgern. „Weißt du, Mickey Mouse machte das neulich mit Pluto und dabei...“
„Du erzählst mir doch nicht gerade, dass du dir Cartoons ankuckst?!?“ Dieses Mal lag mehr Verblüffung in Peters misstrauischer Stimme, als Ärger. Sicher nahm Kermit ihn auf den Arm. Apropos Arm. Er rieb die Innenseite seines linken Arms mit der Handfläche um das Jucken zu vertreiben, nachdem die Haut bereits vom vielen Kratzen wund und empfindlich war. Wenn das so weiterging, sah er bald wie ein frischgekochter Hummer aus.
„Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich eine Nichte im richtigen Alter für Cartoons habe. Und als guter Onkel kümmere ich mich darum, welches Programm Mitch im Fernsehen sieht. Man sieht ja an dir, was dabei rauskommt, wenn man nicht aufpasst, was Kinder sich ansehen.“ Kermit räusperte sich. „Wenn du das jemandem auf dem Revier erzählst, muss ich dich leider erschießen“, setzte er in seiner besten drohenden Söldner-Stimme hinzu.
Peter grinste. „Dein Geheimnis ist bei mir sicher“, flachste er. Aber der Funke Heiterkeit war weg, als er sich bückte, um eine juckende Stelle an seinem Knöchel zu reiben. Er hatte sogar das Knöchelholster ablegen müssen, weil die Riemen unerträglich juckten.
„Peter...“
„Ja, schon gut“, unterbrach ihn der jüngere. „Sobald unsere Ablösung da ist, fahre ich bei Paps vorbei.“ Peter kratzte an einer roten Stelle auf seinem Handrücken.
Kermit unterdrückte ein Seufzen. Oh yeah, es würde ein sehr, sehr langer Nachmittag werden...
* * *
Caine
begleitete eben eine ältere Frau zum Fahrstuhl, als Peter die Treppen hochkam.
„Pap...
ähem... Hi, Dad.“ Peter brach verlegen ab, als er entdeckte, dass sein Vater
nicht alleine war. „Ni hao“, sagte er mit einer kleinen Verbeugung in Richtung
der Frau, die ihm vage bekannt vorkam. Vielleicht war er ihr schon einmal in
einem der zahllosen Geschäfte oder auf der Straße der Gemeinde begegnet.
Caine
lächelte und legte eine Hand auf Peters Schulter. „Das ist mein Sohn Peter,
Mrs. Wu.“
Mrs.
Wu betrachtete ihn freundlich und tätschelte Peters Arm. „Der Polizist.“
Unglücklicherweise berührte sie eine Stelle, an der Peter sich wundgekratzt
hatte und der hatte Mühe, still zu halten.
„Das
stimmt, ich bin Polizist.“ Peter versuchte still zu stehen, während sein Vater
Mrs. Wu verabschiedete. Als sich der alte Fahrstuhl endlich ratternd und
schaukelnd in Bewegung gesetzt hatte, schlossen sich stählerne Finger schneller
um sein Handgelenk, als Peter bewusst wurde, dass er wieder angefangen hatte,
sich zu kratzen. Er blickte auf und grinste verlegen.
„Das
macht es nur noch schlimmer“, sagte Caine ruhig und griff mit der anderen Hand
nach Peters Kinn, um seinen Kopf zur Seite zu drehen. Unter dem Kragen des
Hemdes waren rote Bläschen auf dem Hals seines Sohnes zu erkennen. „Seit wann
hast du diesen Ausschlag?“
Peter
schnitt eine Grimasse. Zwar hatte sein Vater das „Warum bist du damit nicht
früher zu mir gekommen?“ nicht ausgesprochen, aber das war auch nicht notwendig
– es schwang auch so in seinen Worten mit. „Seit zwei Tagen. Es fing am Abend
nach dem letzten Dreh mit Wolf Gannett an. Aber da war es noch nicht so
schlimm, nur ein wenig Juckreiz“, verteidigte er sich, während er sich wie ein
kleiner Junge Richtung Apotheke genötigt sah, der unnachgiebige Griff des
Shaolinmeisters noch immer um sein Handgelenk. Das Ganze war schon peinlich
genug, auch ohne das sein Vater ihn wie einen Siebenjährigen behandelte.
Caine
führte seinen Sohn zu einem Stuhl und bevor sich Peter versah, war er seine
Jacke los und sein Vater dabei, ihm die Ärmel hoch zu krempeln. Der Heiler
betrachtete die gerötete Haut an Peters Innenarmen, die Bläschen, die sich
vermehrt hatten, seit Peter zuletzt nachgesehen hatte und die Kratzer, von
seinen Fingernägeln hinterlassen, als das Jucken während der Nacht fast
unerträglich geworden war. „Wann hat der Juckreiz begonnen?“
Peter
zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau. Eigentlich juckte es die ganze
Zeit, als ich in diesem... ähem... Kostüm steckte. Du weißt schon. Diese Lederklamotten.
Der Ausschlag kam erst danach.“
„Vielleicht
bist du allergisch gegen Kunstleder.“ Caine rieb die Handflächen aneinander,
dann strich er über die gereizte Haut, ohne sie dabei jedoch tatsächlich zu
berühren.
Peter
spürte ein feines Prickeln, dann ließ der Juckreiz etwas nach. Es erstaunte ihn
immer wieder, welche Tricks sein Vater auf Lager hatte. „Das kann nicht sein“,
entgegnete er und schlüpfte aus dem Griff des Heilers, als der – bei Peters
Schultern angelangt – damit begann, Peters Hemd zu öffnen. „Das kann ich
selbst“, murrte er und sein Vater nahm gehorsam die Hände weg. „Ich trage seit
Jahren eine Lederjacke und das hat noch nie irgendwelche Allergien ausgelöst.“
Eine Hand in seinem Nacken drückte seinen Kopf nach unten und er beugte sich
seufzend.
„Deine
Jacke ist aus echtem Leder.“
Peter
seufzte erleichtert, als die Hände seines Vaters ihre magische Berührung an
seinen Schultern und seinem Rücken fortsetzten.
„Außerdem
hast du dieses... Kostüm... direkt auf der bloßen Haut getragen.“
„Es
war so eng, dass ich kaum wagte, tief Luft zu holen.“ Peter richtete sich
wieder auf und lehnte sich in den Stuhl zurück, als sein Vater seinen
Oberkörper behandelte. „Da konnte ich nichts drunter tragen.“ Seine Wangen
glühten, sogar seine Ohren fühlten sich heiß an. Wieso noch mal - zum Teufel! -
hatte er eigentlich gedacht, es wäre peinlicher, damit zu einem Arzt zu
gehen...? Er schloss die Augen und sah auch nicht auf, als er seinen Vater
leise lachen hörte, wollte gar nicht wissen, was der in seinem Gesicht las.
„Du
hast während der Kampfszenen geschwitzt“, fuhr sein Vater dann in einem
sachlichen Tonfall fort. „Schweiß kann leicht Farbstoffe und andere Chemikalien
aus Kunstleder lösen. Und offensichtlich reagierst du auf einen dieser Stoffe
allergisch.“ Er drückte kurz die Schulter seines Sohnes, eine stumme
Anerkennung von Peters Verlegenheit – und seiner Geduld. „Beschränkt sich der
Ausschlag auf deinen Oberkörper?“
Wie
aufs Stichwort begann Peter wieder hin und her zu rutschen. „Nein“, murmelte
er.
„Wo
noch?“
„Überall.“
Peter öffnete die Augen, und blickte seinen Vater warnend an, nach weiteren
Details zu fragen.
Caine
lächelte sein unschuldigstes Lächeln. „Überall“, wiederholte er ohne besondere
Betonung. Dann wandte er sich ab. „Ich werde dir eine Salbe geben, die den
Juckreiz lindert und die Abheilung beschleunigt.“
Peter
sah ihm nach, als Caine begann, verschiedene Fläschchen und Töpfchen und
Schächtelchen und Glasbehälter vom Regal zu holen und ordentlich auf seinem
Arbeitstisch aufzureihen. Geistesabwesend kratzte er an einer juckenden Stelle
auf seinem Oberschenkel, obwohl der dicke Jeansstoff seiner Hose sich seinen
Bemühungen heftig widersetzte. „Für einen weltabgewandten Priester weiß du
erstaunlich viel über solche Dinge, Paps“, meinte er schließlich, als das
Schweigen zu viel wurde.
„Ich
bin nicht weltabgewandt, Peter“, korrigierte sein Vater ohne dabei aufzuhören,
etwas in seinem Mörser zu zerkleinern.
Wie
immer ließ die Neugier Peter nicht lange auf seinem Stuhl sitzen bleiben.
Außerdem lenkte ihn das Zusehen vielleicht vom ständigen Kratzen ab. Und Paps
freute sich, wenn er Interesse zeigte, so kurzzeitig es auch sein mochte.
„Trotzdem“, beharrte er. „Woher weiß du solche Dinge? Du hast kein Internet,
keinen Fernseher, nicht mal ein Radio, du liest keine Zeitung... Wie kommst du
an solche Informationen? Gibt es dafür irgendwelche kosmischen, mystischen
Schwingungen?“
Caine
lachte. „Die Erklärung ist wirklich ganz einfach – ich höre zu.“
Peter
duckte sich und grinste schief. Der Tadel hatte gesessen. „Nun verrat’ mir
schon dein Geheimnis, Paps.“
Der
Apotheker schüttete die nun zu feinem Puder zerdrückten Kräuter in eine Schale
und gab eine dickflüssige, goldschimmernde Flüssigkeit aus einem kleinen
Fläschchen hinzu. Ein süßlicher Geruch stieg in Peters Nase, nicht ganz
unangenehm, aber auch wieder nicht so gut, dass er darin baden würde. Mit
Entsetzen wurde ihm klar, dass sein Vater möglicherweise genau das mit ihm
vorhatte.
„Da-ad“,
drängte er.
Caine
rührte die Masse um, stippte dann einen Finger hinein um die Konsistenz zu
prüfen, bevor er antwortete. „Du erinnerst dich, dass jetzt ein Kleidergeschäft
in den Räumen der ehemaligen Kung-Fu-Schule ist.“
Und
ob er sich daran erinnerte, dachte Peter. Er würde nie vergessen, wie er in dem
Raum kam und statt auf seinen Vater und die vertrauten Trainingsutensilien -
auf Kleiderständer und hin- und hereilende Handwerker traf. Das war noch nicht
so lange her, dass die Erinnerung an die folgende Zeit ihm nicht einen Stich versetzte.
Etwas tupfte gegen seine Nase und Peter sah auf. „Was sollte das denn?“, fragte
er und wischte sich das ölige Zeugs von der Haut, das vom Rührstäbchen getropft
war, als sein Vater ihn damit anstupste.
Caine
hob eine Schulter in dieser Geste, die so typisch war und alles oder nichts
bedeuten könnte. „Du denkst zu viel“, sagte er ruhig.
„Du
hast mir immer gesagt, ich würde nicht genug nachdenken“, gab Peter zurück.
„Du
denkst zu viel über Dinge nach, die vergangen sind“, erwiderte sein Vater. „Ich
bin jetzt hier.“
Wie
immer, wenn Peter seine Gedanken so klar gelesen fand, stieg Unbehagen in ihm
auf und er blickte weg, trommelte nervös mit den Fingern gegen die Tischkante.
„Du... du wolltest mir gerade etwas erzählen.“ Er räusperte sich, hasste den
belegten Klang seiner Stimme, als wäre er wieder ein Teenager an der Grenze zum
Stimmbruch.
„Ah,
ja.“ Caine schwieg einen Moment, schien den Themenwechsel zu akzeptieren. Aber
sie hatten schließlich oft genug über die Zeit seiner Abwesenheit gesprochen.
„Einige der Frauen, die dort nähen, bekamen im letzten Jahr einen Ausschlag an
den Händen, der deinem sehr ähnlich ist. Auch sie haben Kunstleder verarbeitet.
Daraufhin habe ich mit dem Besitzer gesprochen. Du siehst also, es waren....“
Er sah auf und lächelte, machte diese elegante Bewegung mit der Hand, an die
sich Peter so gut aus seiner Kindheit erinnern konnte. „... keinerlei kosmische
oder mystische Schwingungen beteiligt.“
Peter
lachte. „Okay, ich hab’s, Paps. Wissen bedeutet, zu wissen, wen man fragen
muss, richtig?“
„Manchmal
ist das am einfachsten, was am nächsten liegt“, erwiderte sein Vater. Er maß
etwas von einem farblosen Pulver in einer Papiertüte ab und rührte es unter die
Mixtur. Aus der öligen Masse wurde eine grau-grünliche Creme. Caine drehte sich
um und nahm eine andere Flasche vom Regal. Er drückte sie Peter in die Hand.
„Geh’ duschen, mein Sohn. Die Creme muss auf saubere Haut aufgetragen werden.“
„Hey,
ich habe heute morgen geduscht, ja“, protestierte Peter halbherzig. Die Dusche seines
Vaters war so altmodisch wie der Rest des Gebäudes und der magere Wasserstrom
und die Temperatur, die selten über lauwarm kletterte, waren alles andere als
nach seinem Geschmack. Ein strenger Blick belehrte ihn eines Besseren. Er
schraubte die Flasche auf und roch daran. „Was ist das?“
„Eine
Zubereitung aus Kräutern.“ Zwei Hände auf seinen Schultern schoben Peter sanft
aber nachdrücklich Richtung Tür. „Du trägst sie auf, bevor du unter die Dusche
gehst. Die Benutzung von Seife würde ich dir nicht empfehlen.“
Diese
Erfahrung hatte Peter bereits hinter sich gebracht. Das Duschgel, dass er
verwendet hatte, brannte höllisch auf den wunden Hautstellen.
„Und
verwende kein heißes Wasser, Peter.“
Er
rollte mit den Augen. „Schon gut. Was kommt als nächstes? Soll ich die Luft
anhalten, damit ich kein Wasser schlucke? Nicht unter der Dusche singen?“ Peter
blickte seinen Vater an, erwartete einen weiteren Tadel für sein respektloses
Verhalten.
Doch
Caine lächelte nur und schüttelte den Kopf. Er verschränkte die Arme vor der
Brust. „Ich würde nie von dir erwarten, etwas zu tun, das dir so schwer fällt.“
Ups,
diese Bemerkung darüber, dass er den Mund nicht halten konnte, hatte er wohl
verdient. „Ich rede nun mal gerne“, sagte er.
„Ich
weiß.“ Eine Geste wies den Korridor entlang. „Geh’ jetzt.“
Sicher,
dass er die Geduld seines Vaters lange genug strapaziert hatte, machte Peter
sich auf den Weg. Nach zwei Schritten stoppte er jedoch und wandte sich um.
„Was soll ich nach dem Duschen anziehen? Ich habe nur meine Trainingsklamotten
hier...“
„Ich
werde etwas passendes für dich finden.“
Irritation
schwang in der Stimme des Priester mit und Peter verschwand grinsend im Bad.
1:0 für Peter Caine. Obwohl... wenn das bedeutete, dass er den ganzen Abend in
einem von Caines TaiChi-Anzügen herumlaufen musste, stand es vielleicht eher
1:1. Er erinnerte sich noch gut genug an Burts Spöttelein über „den komischen
Typen im Pyjama“, wie er Caine genannt hatte. Allein schon dafür hatte sich
Burt einen auf die Nase verdient... Peter schob den Gedanken an seinen
unangenehmen Ex-Kollegen beiseite und schälte sich aus dem Rest seiner
Kleidung. Der Spiegel war klein und halb altersblind, aber Peter gefiel dennoch
nicht, was er da sah. Rote Flecken und Pusteln soweit das Auge blickte. Zum
Glück war sein Gesicht zumindest verschont geblieben, doch irgendwie war das
ein schwacher Trost. Er verfluchte seine Ähnlichkeit mit Wolf Ganett, die dazu
geführt hatte, dass Captain Simms ihn als Stuntdouble für den von Sabotageakten
bedrohten Schauspieler eingesetzt hatte...
Peter
begann seufzend die säuerlich riechende Flüssigkeit auf seine Haut zu tupfen.
* *
*
Als
er eine Viertelstunde später - barfuss, nur mit Boxershorts bekleidet und einem
Handtuch um die Schultern - in die Apotheke kam, stand eine dampfende Teeschale
auf dem Tisch. Peter grinste. Man konnte sich doch immer darauf verlassen, dass
Paps einen seiner Tees hervorzauberte. Er nahm die Teeschale in die Hände,
wärmte kurz seine Handflächen daran. Obwohl es warm war und die kalte Dusche
seiner Haut gut getan zu haben schien, war ihm nun so kalt, dass er fast mit
den Zähnen klapperte. Peter hob die Schale zum Mund.
„Peter!
Nicht!“
Der
ungewohnt harsche Befehl ließ ihn zusammenzucken. Die Schale glitt aus seinen
klammen Fingern und zerschellte auf dem Boden. Heiße Flüssigkeit spritzte über
Peters Knöchel. Er drehte sich zu seinem Vater um. „Entschuldige, ich wollte
nicht...“
„Bewege
dich nicht, Peter“, befahl Caine mit einem Blick auf die nackten Füße seines
Sohnes und die verstreuten Porzellanscherben. Ungeachtet dessen, dass er selbst
barfuss war, schob er die Scherben zur Seite.
Peter
seufzte und lehnte sich gegen die Tischkante. „Okay, was habe ich jetzt wieder
falsch gemacht?“
„Der
Inhalt der Schale ist nicht zur inneren Anwendung gedacht, mein Sohn.“ Caine
blickte ihn prüfend an. „Du hast doch nicht davon getrunken?“
Rasch
schüttelte Peter den Kopf. „Was ist das für ein Zeugs?“, fragte er und beäugte
misstrauisch die Scherben, die sein Vater jetzt mit einem kleinen Besen ordentlich
zusammenfegte. „Irgendetwas giftiges?“ Er bekam keine Antwort. „Dumme Frage“,
murrte er leise. „Tut... tut mir leid, dass ich die Schale fallen lassen habe.
Ich werde sie ersetzen.“
Ordnung
wiederhergestellt, wandte Caine seine volle Aufmerksamkeit Peter zu. „Eine
Entschuldigung ist nicht notwendig.“ Er berührte flüchtig die Wange seines
Sohnes, dann trat er an seinen Arbeitstisch und bereitete mit wenigen
Handgriffen und mehr heißem Wasser eine zweite Schale vor.
Peter
hielt den Atem an, als sein Vater ein Tuch mit der heißen Flüssigkeit
beträufelte und es dann vorsichtig auf eine der roten Stellen auf seinem Arm
drückte. Aber der erwartete Schmerz blieb aus. Außer einem leichten Empfinden
von Wärme spürte er nichts. Erleichtert setzte er sich auf die Tischkante,
schloss die Augen und überließ sich den geschickten Händen seines Vaters, die
geradezu magisch sein Unbehagen wegzauberten...
Der
Stress und die Anspannung der letzten Tage, die nicht nur vom ständig quälenden
Juckreiz und den daraus resultierenden schlaflosen Nächten stammten,
verschwanden langsam aus seinem Körper, als Caine die Salbe vorsichtig in die
wunde Haut massierte.
Als
es schließlich endete, blinzelte Peter und öffnete die Augen. Er fand den
erwartungsvollen Blick seines Vaters auf sich gerichtet. „Ähem... danke. Das
hilft wirklich. Es juckt schon fast nicht mehr.“
Caine
wischte sich die Hände an einem Tuch ab. „Es freut mich, dass ich helfen
konnte.“
Peter
rutschte hin- und her.
Sein
Vater verschränkte die Arme vor der Brust. „Ist da noch etwas, das dich stört,
mein Sohn?“, fragte er beiläufig.
Da
war ganz klar ein amüsiertes Funkeln in den dunkelbraunen Augen. Peter spürte
seine Ohren heiß werden. „Du hast doch sicher noch was von dem Zeug übrig?“,
fragte er. „Ich meine für später. Oder reicht es, alles einmal einzucremen?“
„Die
Salbe ist frisch zubereitet am effektivsten.“ Jetzt zeigte sich Belustigung
ganz offen in den Zügen des Heilers.
„Da-ad“,
quengelte Peter. „Gib’ mir einfach, was du davon noch hast. Okay? Es gibt da
ein paar Stellen mit Ausschlag... intimere Stellen...“
„Peter,
ich bin dein Vater, ich habe dich bereits nackt gesehen“, erklärte Caine ruhig.
„Ich
weiß“, schnappte Peter. „Aber ich bin kein Baby mehr, dass du saubermachen und
windeln musst. Es gibt ein paar Dinge, die ich auch ohne deine Hilfe ganz gut
hinbekomme.“ Etwas in den Augen seines Vaters sagte ihm, dass er das falsche
gesagt hatte. Und er wusste auch sehr wohl, dass er etwas anderes gemeint
hatte. Die Szene in der Bäckerei... oder irgendwie waren seine Erinnerungen
schwammig, aber er wusste noch, dass sein Vater ihn ausgezogen hatte – damals
als Clarence ihm eine Überdosis Drogen spritzte – und sein Fieber dadurch zu
senken versuchte, dass er ihn mit kaltem Wasser wusch. „Könntest du mir...
bitte... einfach die Salbe geben und es dabei belassen?“ Er sah nicht auf, als
Caine ihm die Holzschale reichte, und verschwand hastig damit ins Bad.
Als
er zurückkam, war die Apotheke leer, aber auf dem Stuhl lag einer der
TaiChi-Anzüge. Peter warf seiner Jeans und seinem Hemd einen sehnsüchtigen
Blick zu, entschied aber dann, dass die leichte Seide und der weite Schnitt
womöglich die bessere Wahl war, wenn man seine gereizte Haut bedachte.
Außerdem, wer würde ihn schon darin sehen? Der weiße Stoff fühlte sich kühl und
überraschend gut an und spannte nur ein wenig um die Schultern. Peter strich
über den weiten Ärmel und betastete das eingestickte Tiger-Drachen-Motiv. Woher
bekam sein Vater nur solche Klamotten?
„Es
war ein Geschenk“, erklang Caines Stimme plötzlich und Peter drehte den Kopf.
Sein Vater stand mit einer Tasse Tee in den Händen neben ihm. „Ich bin in der
Lage gewesen, einer Familie in der Gemeinde beizustehen.“
„Du...
du tust ne’ Menge, von dem ich keine Ahnung habe, stimmt’s?“ Wie zu erwarten
sagte ihm das Gesicht seines Vaters nicht, ob der wütend war. Aber Wut war
ohnehin nichts, das ein Shaolin zeigen würde. „Ähem... kann ich auch eine Tasse
haben?“
Caine
reichte ihm die Schale. „Das ist für dich.“
Misstrauisch
schnupperte Peter daran, nahm jedoch nur die Aromen von Honig und Zitrone wahr.
„Keiner deiner Spezialtees?“ Es musste bedeuten, dass sein Vater nicht gekränkt
war. Wenn man gekränkt war, servierte man seinem Sohn doch schließlich keinen
Tee mit Honig, weil man genau wusste, dass besagter Sohn Tee ohne irgendein
Süßungsmittel nicht so besonders gerne mochte... Er grinste über seine eigenen
Gedanken und trank, als sein Vater den Kopf schüttelte. „Das ist...“
„Hey,
Peter! Schickes Outfit!“ Mary-Margaret Skalany kam schwungvoll in den Raum.
„Dein Vater ist doch nicht gerade dabei, dich ins Bett zu schicken, oder? Dann
können wir ja Essen gehen.“
„Skalany“,
presste Peter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie würden sich auf
dem Revier das Maul über ihn zerreißen. Er konzentrierte sich darauf, seinen
Tee zu trinken, langsam, Schluck für Schluck – vielleicht würde Skalany auf
magische Art und Weise einfach verschwunden sein, wenn die Tasse leer war. Er
spürte flüchtig die Hand seines Vaters auf seinem Arm, dann trat Caine zu
Skalany, um sie zu begrüßen.
„Mary-Margaret.“
Er nahm beide Hände in seine. „Was führt dich zu mir?“
Peter
unterdrückte eine spöttische Bemerkung. Er wusste wirklich nicht, was er von
der Beziehung zwischen seinem gelegentlichen Partner und seinem Vater halten
sollte. Es war so... absurd...
„Ich
hatte in der Gegend zu tun.“ Mary-Margaret strahlte. “Und ich dachte, du
würdest gerne mit mir essen gehen?“
Caine
legte eine Hand an ihre Wange.
Das
war zu viel Vertraulichkeit für Peter. Er murmelte etwas und verschwand in die
Küche, wo noch mehr Tee auf ihn wartete. Ein paar Minuten später gesellte sich
sein Vater zu ihm. „Ich hoffe, du nimmst keine Rücksicht auf mich“, meinte
Peter grummelig. „Wenn du mit ihr ausgehen willst...“
„Nein.“
Caine nahm eine zweite Teeschale vom Regal und goss sich ein. Dann lehnte er
sich neben Peter. „Den heutigen Abend verbringen wir zusammen.“
Peter
blickte ihn von der Seite an, sein schlechtes Gewissen meldete sich. Wenn er
jetzt nur aus Pflichtgefühl bei ihm blieb, weil sein Sohn sich wie ein kleines
Kind benahm, das den Vater nicht teilen wollte?
Caine
schüttelte den Kopf und tappte mit dem Handrücken gegen seine Wange. „Du denkst
schon wieder zu viel.“
Peter
grinste. Vielleicht interpretierte er wirklich alles zu negativ. Wie hatte sein
Vater noch gesagt? Manchmal ist das am einfachsten, was am nächsten liegt...
Ende