One Night Only
2011
Fandom: Southland
Charaktere: John Cooper/Ben Sherman
Kategorie: NC-17
Hinweise: Folge 2x05
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Nach Coopers Coming Out gibt es Klärungsbedarf
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Kommst du noch mit rein? Auf
ein Bier?“
John schloss die Augen und
holte tief Luft. Seine Hände krampften sich ums Lenkrad seines Wagens. Er war
müde, so unendlich müde. Sein Rücken schmerzte. Der Tag war lang gewesen, viel
zu lang und er hatte ihn ausgelaugt, nicht nur körperlich. Erst Deweys
überschäumendes Auftreten in der Reha, dann Clarks Beerdigung. Er wollte nur
noch nach Hause, mehr Schmerztabletten schlucken als jeder Mediziner ihm
empfehlen würde, vielleicht Caesar anrufen und in seinen Armen das Ganze
einfach nur vergessen.
Doch er hörte auch die Bitte
heraus, die in Bens Frage lag. Und er glaubte, er schuldete ihm eine Antwort,
einige Erklärungen. Schließlich hatte der jüngere Mann sein Coming Out auf
ihrer Heimfahrt geradezu stoisch zur Kenntnis genommnen. Er hatte keine
wesentlich andere Reaktion erwartet, sonst hätte er sich Ben nicht anvertraut.
Er glaubte daran, dass Offenheit und Vertrauen dazu gehörten, wollten sie als
Partner auf der Straße überleben. Er hatte Ben genau beobachtet, wenn sie es
mit schwulen Opfern, Zeugen oder Verdächtigen zu tun hatten und keine
Veränderung in seinem Verhalten im Vergleich zu seinem Umgang mit
Heterosexuellen festgestellt. Ihr Besuch bei Clarks Beerdigung hatte ihn in
seinem Entschluss, Ben die Wahrheit zu sagen, bestätigt. Dass der Jüngere nun
noch Fragen hatte war aber nur allzu verständlich.
Er öffnete die Augen und wandte sich Ben zu. „Aber nur eines.“
///
John streckte seine Beine
von sich und versuchte in dem weichen Sessel eine angenehme Sitzposition zu
finden, die seinen Rücken entlastete. Er hörte Ben in der Küche herum rumoren.
Der Junge lebte nicht schlecht, das musste er ihm lassen. Man merkte die
besseren Verhältnisse an, aus denen er stammte.
Er schloss erneut die Augen.
Seine Gedanken wanderten zwangsläufig zu Clark zurück und er fragte sich -
nicht zum ersten Mal seitdem er die Nachricht vom Selbstmord seines alten
Freundes erhalten hatte - ob auch er derjenige hätte sein können, der sein
Leben voller Lügen nicht mehr ertragen konnte und zur eigenen Waffe griff? Was,
wenn er nicht bereit gewesen wäre, zu dem zu stehen, was er nun einmal war,
wenn er nicht eine Frau gehabt hätte, die half ihm die Augen zu öffnen und sich
selbst anzunehmen? Was, wenn Laurie und er Kinder gehabt hätten, bevor er
bereit war, sich seine Homosexualität einzugestehen, wenn er weiter ein Leben
gelebt hätte, das die Gesellschaft von ihm zu erwarten schien? Bis es eines
Tages einfach nicht mehr ging. Bis es eine Lüge, eine Ausflucht zu viel war und
es nur noch einen letzten Ausweg aus all dem zu geben schien?
„John, alles in Ordnung?“
Bens Frage und die Flasche, die ihm hingehalten wurde, als er die Augen
öffnete, unterbrachen seine Gedankenspiele. Er ignorierte das ebenfalls
angebotene Glas und nahm gleich einen tiefen Schluck aus der Flasche.
„Wenn du etwas anderes
möchtest? Oder was zu Essen?“, bot Ben an.
John schüttelte den Kopf.
„Alles bestens.“
„Es macht keine Mühe.“ Ben
blieb stehen, drehte nervös seine Flasche in den Händen, schließlich setzte er
sich auf die Armlehne des gegenüberliegenden Sessels.
John holte tief Luft. „Hör
zu, wenn du irgendein Problem mit mir hast, ich finde eine Erklärung, warum du
einen anderen Ausbilder haben möchtest, die uns beide gut aussehen lässt.“
Ben schüttelte den Kopf.
„Ich habe keine Probleme.“
„Was ist es dann?“ John
spürte den fragenden Blick des jüngeren Manns. „Ich merke doch, wie sehr es
dich beschäftigt. Und ich verstehe das.“
Ben kaute auf seiner
Unterlippe. „Ich würde dir gern ein paar Fragen stellen, persönliche Fragen“,
sagte er schließlich.
„Okay.“ John stellte die
Flasche ab und setzte sich aufrechter hin.
„Seit wann bist du schwul?“
John öffnete den Mund, doch bevor er etwas erwidern konnte, hob Ben anwehrend
die Hand. „Das war blöde formuliert. Seit wann weißt du es?“
„Meinst du damit, es
irgendwie zu wissen oder es mir einzugestehen?“, antwortete John mit einer
Gegenfrage.
Ben zuckte die Schultern.
„Beides, schätze ich.“
„Gewusst habe ich es wohl
irgendwie schon immer, jedenfalls seit Sexualität ein Thema für mich war. Aber
wahr haben wollen habe ich es sehr lange nicht, zu lange nicht“, erwiderte
John.
„Warum hast du geheiratet?“,
wollte Ben als nächstes wissen.
„Weil es das war, was man
von mir erwartete, was ich von mir erwartete.“ John griff zur Flasche, trank
einen Schluck, während er seine nächsten Worte sorgfältig wählte. „Ich glaubte,
auf diese Weise das zu bekommen, was ich als Kind nie hatte: Eine intakte
Familie, einfach glücklich zu sein.“
„Aber du hast es nicht
bekommen“, stellte Ben fest.
„Nein, das habe ich nicht“,
gestand John.
„Was hat deine Meinung
geändert? Ich meine, warum bist du nicht verheiratet geblieben, wie dein...“ Er
brach unsicher ab.
„Glück, ich denke, ich hatte
einfach Glück“, sprach John aus, was er in den letzten Tagen öfters gedacht
hatte. „Glück, dass ich eines Tages nicht mehr mit der Lüge leben konnte...
wollte und dass meine Frau nicht ihre Augen vor der Wahrheit verschloss,
sondern vielmehr mir half, mich fast zwang, meine Augen zu öffnen.“
„Ihr... ihr hattet Sex?“ Ben
lächelte um Verzeihung bittend. „Entschuldige, wenn ich zu neugierig bin.“
„Ja, wir hatten Sex“,
antwortete John frei heraus.
„Und?“ Er lehrte die Flasche in einem Zug.
„Und was?“
„Naja, war es gut?“
„Es war okay, aber nicht so
gut, wie mit Männern, wenn es das ist, was du wissen willst.“
Ben rutschte vom Sessel
herab und begann im Zimmer auf und ab zu laufen. „Ich... ich hatte auch schon
Sex mit Männern“, sagte er plötzlich.
John hob überrascht den
Blick von seiner Flasche, die er nun seinerseits in den Händen gedreht hatte.
Das hatte er mit Sicherheit nicht erwartet, aber vielleicht erklärte es ja,
warum Ben bei einer Dame eher zweifelhaften Rufes landete, während seine
ernsthafter aussehenden Beziehungen nie lange zu halten schienen.
„Ja“, sagte er, nicht
sicher, was er antworten sollte, was Ben von ihm erwartete.
Der Jüngere blieb stehen,
drehte sich zu ihm um. „Es war schön“, sagte er. „Es war wirklich schön.“
„Besser als mit Frauen?“,
fragte John sanft. Er glaubte zumindest zu erahnen, was in Ben jetzt vorging.
Zumindest erklärte das auch seine Nicht-Reaktion im Auto und den unbedingten
Wunsch, über alles zu reden. Wahrscheinlich gestand er seine Neigungen zum
ersten Mal in seinem Leben einem anderen Menschen ein, womöglich gar sich
selbst. Er wünschte, er hätte, als er in Bens Alter war, jemanden zum Reden
gehabt. Er wünschte, Clark hätte jemanden zum Reden gehabt.
„Ja, viel besser“, gestand
Ben ein.
„Ben, schwul zu sein, ist
keine Krankheit, nichts wofür du dich schämen musst. Das ist dir doch
hoffentlich klar?“ Hätte mir das mal einer gesagt, hätte es vor allem einer
Clark gesagt, dachte er bitter. Hätte ich es Clark gesagt. Sein Schweigen, sein
Wegsehen – er würde es sich nie verzeihen – und bei Ben nicht den gleichen
Fehler machen. Es gab bereits genug „was wäre wenn“ in seinem Leben, die
letzten Tage hatten reichlich dazu beigetragen. Er konnte nicht noch mehr davon
gebrauchen.
„Ich weiß“, sagte Ben. „Ich
habe ja auch kein Problem damit... bei dir, oder bei anderen.“
„Aber es ist etwas anderes,
wenn es einen selber betrifft.“ John nickte verstehend.
„Ja.“ Ben trat zum Sofa.
„Ein Teil von mir, möchte einfach Frau und Kinder haben, ein normales Leben
halt. So wie meine Eltern... zeitweise.“ Er seufzte. „Aber dann weiß ich
wieder, dass dies eine einzige Lüge wäre. John, ich weiß einfach nicht, was ich
machen soll.“
John stand auf und legte Ben
die Hand auf den Arm. „Die Entscheidung musst du selbst treffen, Ben. Das kann
dir niemand abnehmen. Ich kann dir nur anbieten, immer für dich da zu sein.
Doch du musst selber wissen, was du willst. Vielleicht kannst du ein Leben lang
mit einer Lüge glücklich werden. Vielleicht endest du auch wie Clark.“ Er
schluckte. „Du musst wissen, ob dir das das Risiko wert ist. Oder du bist
ehrlich zu dir selbst und anderen. Eine Garantie, dass dich das glücklich
macht, gibt es genauso wenig. Aber auch kein Grund, von vornherein an
Unglücklichsein zu denken. Du kannst einen netten Partner finden, ein Kind
adoptieren...“
Ben nickte. Sein Blick fiel
auf die leeren Bierflaschen auf dem Tisch. „Willst du noch eins?“, fragte er.
John schüttelte den Kopf.
„Ich muss schließlich noch fahren.“
„Du kannst gern hier
übernachten“, bot Ben sofort an. Sein Blick bohrte sich in Johns und dieser
wusste, dass ihm gerade mehr als nur ein Bett für die Nacht angeboten worden
war.
///
Der vernünftige Teil von
ihm, mahnte ihn, dass es ein Fehler war. Schließlich war er Bens Ausbilder. Er
war für den Jüngeren verantwortlich. Dies konnte sie beide den Job kosten. Doch
da war auch eine andere Stimme, eine, die ihn daran erinnerte, dass er sich
geschworen hatte, nicht wieder weg zu sehen, den bequemen Ausweg des Schweigens
zu suchen, wenn ein Freund Hilfe brauchte. Und Ben brauchte ganz offensichtlich
diese Nacht, diesen Akt, den letzten Beweis, dass er Sex mit einem Mann den
Vorzug gab. Und schließlich und letztendlich war auch John nur ein Mann, einer,
der nicht immun war gegen den jungen, durchtrainierten Körper, der sich an
seinen presste. Schon gar nicht noch diesem emotional so aufwühlenden Tag.
Es war ein schweigendes
Einvernehmen gewesen, das zwischen ihnen herrschte, als Ben seine Hand ergriff
und ihn ins Schlafzimmer führte. Sie hatten auch danach geschwiegen, bis auf
Laute der Lust, die dem anderen zeigten, dass er mit seinen Aktionen auf dem richtigen
Weg war.
John war überrascht von Bens
Zärtlichkeit und Geduld. Er überließ dem anderen vollkommen die Initiative.
Doch wo er erwartet hatte, dass Ben mit jugendlichem Ungestüm auf ihn
einstürmen würde, Leidenschaft vielleicht auch gepaart mit immer noch
vorhandenem Selbsthass, ließ er sich erstaunlich viel Zeit. Fast methodisch
erkundete er Johns Körper mit Händen und Mund und John ließ sich nur allzu gern
in die Berührungen und Liebkosungen fallen, ließ zu, dass sie ihn ablenkten von
all den trüben Gedanken der letzten Zeit.
Nur einmal protestierte er,
nachdem Ben mit einem stummen Blickwechsel sein Einverständnis eingeholt hatte,
ihre Vereinigung zu vollenden, und nun seine Beine anhob. „Ich bin keine 20
mehr“, sagte er. „Mein Rücken.“
„Ja, natürlich“, erwiderte
Ben sofort. „Entschuldige. Wie möchtest du es?“
John rollte sich auf die
rechte Seite, winkelte sein Bein an. „Besser so?“, fragte Ben, als er sich an
ihn schmiegte.
„Viel besser“, erwiderte
John, als er spürte, wie Ben von seinem Körper Besitz ergriff.
///
Die Anstrengungen des Tages
holten ihn ein, als die Euphorie des Orgasmus abebbte. Es war gut gewesen,
verdammt gut. Wieder hatte Ben sich als zärtlicher und verständnisvoller
Liebhaber erwiesen. Kein wilder Fuck aus Wut und Selbsthass heraus, sondern
eine zärtliche, willkommen geheißene Vereinigung, ein gemeinsamer Höhepunkt,
der für einen Augenblick alle Sorgen vergessen ließ. Doch jetzt - er fühlte
sich wieder so unendlich müde. Er wollte schlafen, einfach nur schlafen. Lange und
hoffentlich endlich einmal traumlos.
Nur vage nahm er war, wie
Ben sich aus ihm zurückzog, ihn in den Nacken küsste und „Danke“ murmelte.
Widerstandslos ließ er sich kurz danach auf den Rücken drehen, damit Ben mit
einem Waschlappen, den er aus dem Bad geholt hatte, die Spermaspuren von seinem
Bauch wischen konnte.
Er wusste, er sollte gehen.
Die Nacht über zu bleiben, suggerierte womöglich den Beginn einer Beziehung,
die es in der Art nicht zwischen ihnen geben konnte, geben durfte. Aber er war
so unendlich müde und so ließ er es zu, dass Ben sich wieder an ihn schmiegte,
die Decke über sie zog und den Arm sanft um ihn legte.
Es wäre einfacher, wenn es
nicht so gut gewesen wäre, so viel besser als viele seiner anderen Erfahrungen
mit Männern. Er musste mit ihm reden, Ben sagen, dass mehr als diese eine Nacht
nicht zwischen ihnen sein konnte, dass es eigentlich schon diese Nacht nicht
hätte geben dürfen. Aber er war so müde.
Morgen, gleich morgen früh
würde er mit Ben sprechen.
Morgen war auch noch ein
Tag.
Ende