Titel:
Mein Sohn
Autor: Lady Charena
Fandom: pre-Series Kung Fu - Im Zeichen des Drachen
Paarung: Laura Caine/Kwai Chang Caine
Rating: PG, POV Laura, non-slash
Beta: T'Len
Archive: ffp, tostwins
Summe: Lauras Gedanken über ihren Ehemann Kwai und das neugeborene Baby.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern.
Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen
oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Textzitat aus der
Originalserie, Ep. 4 "An eye for an eye".
Mehr von mir, T'Len und den deutschen Zines der TOS-Sisters: http://tostwins.slashcity.net
<<"I'm scared, help me." –Annie
"Be
in touch with what you feel. From this actions you will bring a new life. Feel
the sand. Once mighty waters hurled themselves against a rock. And from this
two strength came this most gentle sand." -Caine
"I don't know what'll happen. I've never seen a birthing." -Annie
"See? The sheathe which held the seed has opened. And from within this
busty growth reaches out. As simply and with more beauty, your seed will find
its own accord with nature. Seeking air and sunlight in its own free
life." -Caine <<
....vielleicht ist es die unendliche Stille, die mich aus meinem erschöpften
Dämmerzustand weckt. Ich fühle mich nicht wohl: ausgelaugt und noch immer etwas
schmutzig, obwohl ich gebadet habe - und ich fühle mich so leer, innerlich
leer.
Ich bin durstig. Langsam setze ich mich auf, um nachzusehen, ob Wasser auf dem
Nachttisch steht. Das Glas ist leer, aber ich denke, ich kann noch ein wenig
länger warten. Müde lasse ich mich in die weichen Kissen zurückfallen, die
meinen Oberkörper stützen.
Die Bewegungen verursachen ein leichtes Pochen in meinem Unterleib, aber die
Kräuter, die mir mein Ehemann gegeben hat, wirken nach wie vor. Ich lächele bei
der Erinnerung, sehne mich nach seiner ruhigen... beruhigenden... Nähe. Während
der langen Stunden der Wehen hielt er meine Hände, nahm mir einen Teil der
Schmerzen durch Druck auf die Nervenpunkte... und weh tat es! Aber nun fällt es
mir bereits schwer, mich an die Krämpfe zu erinnern, die mich schreien ließen.
Man hat mir erzählt, dass es so sein würde, dass die Erinnerung an den Schmerz
verblassen und nur die Freude bleiben würde - denn sonst würde kaum eine Frau
noch ein Kind gebären wollen.
Mein Kind... mein Sohn... unser Sohn. Ich sehne mich so danach, ihn wieder zu
halten. Unseren kleinen, wunderschönen Sohn. Das sichtbare Zeichen unserer
Liebe. Als er geboren wurde - und ich kann ein Zusammenzucken nicht verhindern,
obwohl die Erinnerung rasch undeutlich wird, erinnere ich mich, geglaubt zu
haben, ich würde in Stücke gerissen - als ich seinen ersten Schrei hörte,
hätten mich Erleichterung und Freude fast das Bewusstsein verlieren lassen.
Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und zusammen mit den Tränen, die ich
nicht zurückhalten konnte, verschwamm meine Sicht auf unser kostbares Baby in
den Armen seines Vaters.
Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, als ich Kwai beobachtete,
seine Augen sah, als er unseren neugeborenen Sohn, noch mit Blut bedeckt,
betrachtete. Es lag solch ein überwältigender Ausdruck von Liebe und
Bewunderung in seinem Blick, dass ich unwillkürlich einen eifersüchtigen Stich
empfand. Seine Hand zitterte ganz leicht, als er mit einer Fingerspitze
vorsichtig die kleine Stirn berührte.
Dann fiel die Zeit zurück in ihren alten Rhythmus, die Hebamme kam auf mich zu
und deckte mich mit einem frischen Laken zu und mein Ehemann beugte sich zu mir
herab, um unser Baby in meine wartenden Arme zu legen. Die Freude in seinem
Gesicht wärmte mich und ich hob den Kopf, um ihn zu küssen - aber er schien
mich nicht zu sehen, seine Augen waren wie gefesselt von dem kleinen,
blutbefleckten Bündel, das auf meinem Bauch lag.
Mich etwas enttäuscht fühlend, obwohl mir nicht ganz klar war, weshalb, wandte
ich meine Aufmerksamkeit ebenfalls unserem Sohn zu. Welche Schönheit hatte sich
all diese Monate in meinem Körper verborgen. Mein kleiner Peter. Feiner,
dunkler Flaum bedeckte seinen zerbrechlich wirkenden Kopf, mit Blut verklebt.
Seine kleine Stupsnase. Winzige Hände, fast durchsichtig gegen das Licht, die
sich matt bewegten, als suche er bereits nach etwas, um sich daran fest zu
halten.
Wie sehr ich mir in diesem Moment wünschte, er würde die Augen öffnen. Ich
wollte sie sehen, wissen ob er die Augen seines Vaters geerbt hatte. Doch statt
dessen öffneten sich seine rosigen Lippen und er begann zu schreien, seine
winzige Stirn in tiefe Falten gelegt. Für eine Sekunde war ich vor Schreck wie
erstarrt, zu neu, zu ungewohnt war dieser Klang, dann schob ich das Laken nach
unten und hob seinen Kopf an meine Brust. Ich schnappte unwillkürlich nach
Luft, als er hungrig zu trinken begann und dieser Laut lenkte wohl endlich die
Aufmerksamkeit meines Ehemannes auf mich zurück. Ich lächelte ihn an, als er
mit den Fingerspitzen meine Wange streichelte, unbekümmert über die Blutspuren,
die er hinterließ. Mein Blut. Er hob mein Gesicht leicht zu sich heran, um mich
zu küssen.
"Er ist ein Geschenk... kostbarer als alles, was ich mir hätte vorstellen
können", flüsterte er. Seine Augen hielten meine fest und ich ertrank fast
in der Liebe, die in ihren Tiefen leuchtete. "Ich danke dir, Laura."
"Ich liebe dich." Ich griff nach ihm, berührte sein Gesicht, wollte
ihn zu einem weiteren Kuss nahe zu mir ziehen. Doch er wandte sich ab, seine
freie Hand legte sich über meine, die den Kopf unseres Babys stützte. Seine
Finger fächerten sich aus, um die weiche, warme Haut zwischen dem lockigen Haar
zu berühren. Für einen Moment hatte ich fast das Gefühl, meine Hand wegnehmen
zu müssen, um ihn nicht zu behindern... ein Gedanke, der mich verunsicherte.
Aber es war nicht die richtige Zeit, um über das Durcheinander meiner Gefühle
nachzudenken, als mich eine neue Schmerzwelle traf. Ich zuckte zusammen und
unser Baby begann zu schreien. Mein Ehemann nahm ihn aus meinen Armen und ließ
sich von der Hebamme aus dem Raum scheuchen.
Später, als es zu Ende war und ich allein in einem inzwischen saubergemachten
Bett lag, kam er zu mir zurück - ohne unser Kind. "Wo ist Peter?"
"Er schläft - und das solltest du jetzt auch." Er setzte sich neben
mich, strich mein Haar zurück. "Ich kann deine Erschöpfung spüren. Du
musst dich ausruhen, Laura." Er hielt eine Tasse an meine Lippen.
Ich nippte an der kühlen, würzigen Flüssigkeit. "Was ist das? Der
Geschmack kommt mir bekannt vor."
"Es wird dir helfen, ohne Schmerzen zu schlafen." Er nahm die Tasse
weg und seine Lippen streiften meine, flüchtig, aber unendlich zärtlich.
Ich begann mich benommen zu fühlen und griff nach ihm, wollte dass er mich
festhält - aber er hatte sich bereits vom Bett entfernt. "Bist du jetzt
glücklich, mein Liebster?", fragte ich und selbst in meinen eigenen Ohren
klang meine Stimme schläfrig.
Er drehte sich zu mir um und selbst im Halbschlaf konnte ich das freudige
Leuchten in seinen Augen und sein Lächeln erkennen. "Ja", sagte er
nur.
"Ich liebe dich so." Falls eine Antwort kam, hörte ich sie nicht
mehr.
* * *
Zwei Tage sind vergangen, seit mein kleiner Liebling geboren wurde und noch
immer fühle ich mich so schwach. Glücklicherweise habe ich keine Schmerzen
mehr, aber letzte Nacht bekam ich Fieber und mein Körper produziert nicht
genügend Milch, um Peter satt werden zu lassen.
Die meiste Zeit liege ich nur still im Bett, unser Baby neben mir auf einem
Kissen - ich werde niemals müde, sein kleines Gesicht zu betrachten, jede
Bewegung seiner winzigen Füße und Hände. Wann immer es möglich ist, ist Kwai
bei uns. Unser Sohn vervollständigt uns in einer Art und Weise, die ich mir
zuvor nicht hatte vorstellen können. Peter Matthew Caine. Ich bin so glücklich
und ich möchte, dass es immer so bleibt: mein Ehemann, mein Sohn und ich.
* * *
...Peter eng an mich drückend, singe ich eine Melodie für ihn, die mir meine
Mutter immer vorsang, wenn ich als Kind Angst hatte oder krank war. Ich fühlte
mich dann immer geliebt und geborgen. Aber bei meinem Sohn scheint es nicht zu
funktionieren. Ich wiege ihn hin und her, ratlos warum er unablässig schreit.
Seine kleinen Finger sind zu Fäusten geballt und seine Lippen schimmern
bläulich. Ich berühre seine winzige Stirn mit meiner Wange, doch seine
Temperatur ist normal. Zumindest hat er kein Fieber. Er kann nicht hungrig
sein, weil ich ihn erst vor einer halben Stunde gefüttert habe. Ich habe ihn
gewickelt und in eine weiche Decke gehüllt, er ist sauber und friert nicht.
Normalerweise sollte er jetzt schlafen, wie der brave Junge, der er die beiden
Wochen seit seiner Geburt war. Ich liebkose sein kleines Gesicht mit meiner
Nase, genieße den sauberen, warmen Geruch und frage mich, was ich falsch
gemacht haben könnte. Es ist
immerhin mein erstes Kind.
Ich wünschte, Kwai wäre hier. Aber er ist früh weggegangen, um nach Kräutern zu
suchen und um Vorräte zu kaufen, daher wird er erst gegen Abend zurück sein.
Ich weiß, seine Nähe würde Peter beruhigen, es ist jedes Mal so. Es klingt
dumm, aber manchmal fühle ich einen neidischen Stich. Es fällt Kwai so leicht,
Peter zu beruhigen, es reicht schon, dass er ihn in den Arm nimmt. Als würde
ein magisches Band zwischen ihnen bestehen... eine Verbindung... von der ich ausgeschlossen
bin.
Plötzlich wird Peter still und Erleichterung steigt in mir auf. Er muss sich
müde geschrieen haben. "So, mein hübscher Junge, jetzt werden wir beide
ein Schläfchen machen", sage ich zu ihm. "Du hast deine Mami
erschreckt."
Im gleichen Augenblick betritt Kwai den Raum. Ich wende mich ihm zu, um ihn zu
begrüßen, doch die Sorge in seinem Blick stoppt mich. "Ist irgend etwas
nicht in Ordnung?", frage ich besorgt.
Er kommt zu mir, küsst mich auf die Wange und nimmt Peter aus meinen Armen.
"Nein. Ich habe euch nur so sehr vermisst, dass ich nicht einen ganzen Tag
wegbleiben konnte."
Seine Worte erfüllen mich mit Freude, aber dennoch bin ich verwirrt - Peter
muss im gleichen Moment aufgehört haben, zu weinen, als Kwai das Haus betrat.
Ich sehe das freudige Aufglühen in Kwais Augen, als Peter ihn anlächelt und
seine winzigen Händchen sich ausstrecken, um nach seinem Vater zu greifen...
Vielleicht mache ich zu viel daraus. Ich bin so müde, nachdem ich den ganzen
Morgen mehr oder weniger erfolglos versuchte, mein Kind zu beruhigen. Also
lasse ich Peter bei Kwai und gehe alleine schlafen.
* * *
...es kommt mir komisch vor, dass ich es überhaupt bemerke. Die meisten Männer
sind in ihr erstes Kind geradezu vernarrt, besonders wenn es ein Sohn ist. Und
ich weiß, wie viel es Kwai bedeutet, einen Sohn zu haben, um die Linie
fortzuführen. Aber dennoch... ich habe niemals Kwai Chang Caine als einen Mann
wie jeden anderen betrachtet.
Er hält Peter stundenlang in den Armen, konzentriert das winzige Gesicht unseres
Sohnes betrachtend, als befürchte er, es könnte sich verändern - oder Peter gar
verschwinden - wenn er auch nur für einen Moment den Blick abwendet. Er füttert
ihn, flößt ihm geduldig mit einem Löffel warme Milch ein, da mein Körper immer
noch nicht genügend Milch produziert. Er macht ihn sauber, badet ihn, kümmert
sich um alles. Natürlich bin ich dafür dankbar, weil ich mich noch immer nicht
vollständig von der Geburt und dem darauffolgenden Fieber erholt habe.
Und doch...
Ich sehe auf und beobachte meinen Ehemann, der mit Peter im Schoß auf dem
Fußboden sitzt. Es sind nur vier Wochen vergangen, seit mein wunderschöner Sohn
auf diese Welt gekommen ist, ich kann mir mein Leben ohne ihn nicht mehr
vorstellen.
Und doch... das Gefühl, etwas verloren zu haben, lässt mich nicht los.
Ende