Happy Holiday
T’Len
2015
Fandom: SK Kölsch
Kategorie: PG-12
Hinweise: Danke Sis, das sich mir Andreas mal ausborgen durfte. Und ich
habe mal wieder einen „Gaststar“ eingebaut. Wer findet ihn?
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Jupp und
Klaus machen gemeinsam Urlaub und treffen einen alten Bekannten – mit Folgen.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen. Vielen Dank an Lady
Charena fürs Beta.
„Ist
es nicht fantastisch hier?“ Jupp Schatz streckte sich in der Sonne und ließ
seinen Blick vom Balkon über die Hotelanlage schweifen. „Klasse Pool, das
Zimmer lässt auch keine Wünsche offen, Strand ist nicht weit weg, wenn jetzt
noch das Büffet stimmt, bin ich wunschlos glücklich.“
„War
es nicht eine Spitzenidee von mir, dem Winter für eine Woche Gran Canaria zu
entfliehen, wenn Haupt uns schon beiden gleichzeitig frei gibt?“, wandte er
sich an Klaus Taube, der neben ihm stand
„Ja“, antwortete dieser einsilbig.
Jupp musterte seinen Freund und Kollegen verwundert. „Dir gefällt es hier
nicht?“
„Doch“, lautete die erneut einsilbige Antwort.
„Aber“, hakte Jupp nach.
„Nichts aber“, erwiderte Klaus.
„Ach komm, du hast doch was. Ich kenn dich doch.“ Jupp lehnte sich mit dem
Rücken gegen das Balkongeländer und verschränkte die Arme vor der Brust. „Spuck’s aus!“
„Musstest du ausgerechnet dieses Hotel wählen?“, fragte Klaus. „Es gibt
hunderte andere auf der Insel und mehr als diese eine Insel auch.“
„Wieso, sieht doch prima aus hier oder etwa nicht?“, entgegnete Jupp. „Nicht
fein genug für den werten Herrn oder was? Fünf Sterne kann ich mir nicht
leisten.“
„Darum
geht’s doch gar nicht“, sagte Klaus.
„Worum
dann? Erklär’s mir!“
„Ich war früher immer mit Andreas hier im Urlaub“, erklärte Klaus.
„Andreas, wer?“ Jupp runzelte die Stirn. „Muss ich den kennen?“
„Nein, musst du nicht. Mein ehemaliger Partner.“
„Du meinst Partner im Sinne von…“ Jupp machte eine vage Handbewegung.
„Lebensgefährte, ja“, sagte Klaus. „Der Mann mit dem ich sieben Jahre zusammen
gelebt habe, bevor ich nach Köln kam und der mich von heute auf morgen wegen
eines Jüngeren verließ.“
„Scheißkerl“, kommentierte Jupp.
Klaus nickte. „Wir sind mindestens einmal im Jahr hier gewesen. Du wirst
verstehen, dass ich gewisse Erinnerungen mit dem Hotel verbinde.“
„Woher sollte ich das wissen“, verteidigte sich Jupp. „Du sprichst ja nie über
solche Dinge. Hättest du was gesagt, hätte ich ein anderes gebucht.“
„Ich mache dir ja keinen Vorwurf“, entgegnete Klaus. „Ich bin ja selber schuld,
dass ich mich nicht vorher darum gekümmert habe, welches Hotel du buchst.“
„Ach komm.“ Jupp trat zu Klaus und klopfte ihm auf die Schulter. „Vergiss den
Typen. Wer so einen feinen Kerl wie dich sausen lässt, ist doch keine Träne
wert. Vielleicht finden wir was Schnuckliges für dich. Die Insel soll doch ein
beliebtes Reiseziel bei euch Schwulen sein, wie ich gelesen habe. Da wird sich
doch was finden. Oder denkst du, der Typ taucht ausgerechnet jetzt hier auf?“
Klaus schüttelte den Kopf als Flo in der Glastür zum
Balkon erschien. „Papa, können wir an den Pool gehen?“
Taube deutete aufs benachbarte Zimmer. „Ich pack erst mal meine Sachen aus.
Geht nur, ich finde euch dann schon.“
///
„Klaus, Himmel, du bist es wirklich!“
Taube zuckte zusammen, als eine - ihm nur allzu vertraute - Stimme ihn auf dem Weg zum Pool von der Seite
ansprach. Er drehte sich um. „Andreas“, sagte er leise.
Der andere Mann kam strahlend auf ihn zu. „Ist das schön, dich wieder zu sehen.
Du siehst fantastisch aus.“
„Du auch“, erwiderte Klaus höflich. Er ignorierte die ausgebreiteten Arme,
streckte dem anderen nur seine Hand hin. Andreas schüttelte sie.
„Ich wusste gar nicht, dass du immer noch in unserem Hotel Urlaub machst“,
sagte Andreas. „Was für ein Zufall, dass wir es beide gleichzeitig tun.“
„Ein Freund hat hier gebucht“, erwiderte Klaus abweisend. „Ich wusste nichts
davon. Ich hätte selbstverständlich ein anderes gewählt.“
Andreas’ Lächeln erstarb. „Oh, du bist nicht allein hier?“
„Hast du erwartet, dass ich dir jahrelang nachtrauere und es nie wieder einen
anderen Mann in meinem Leben gibt?“ Taubes Stimme klang nun feindselig. Er
dachte, die Wunden, die Andreas damals hinterließ seine längst verheilt, aber
der Verrat – und so hatte er es damals empfunden, vor allem die Art und Weise
wie die Trennung vonstattengegangen
war – schmerzte nun doch wieder.
In dem Moment tauchte Jupp an seiner Seite auf. Er musterte die beiden Männer
misstrauisch. „Alles in Ordnung, Klaus? Belästigt der Mann dich?“
„Das ist Andreas“, antwortete Taube.
Jupp hob überrascht eine Augenbraue. „Der nämliche welche?“
„Ja.“, nickte Klaus knapp. „Genau der.“
Jupp musterte den anderen Mann daraufhin feindselig. „Die Welt ist wohl doch
klein“, stellte er fest.
Klaus übernahm die förmliche Vorstellung. „Jupp, das ist Andreas Reimers,
Andreas, das ist Jupp Schatz, mein Kol…“
„Partner“, unterbrach Jupp ihn. Er schüttelte die dargebotene Hand kurz. „Und
ein sehr eifersüchtiger.“
Andreas hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände. „Ich werde keinen Grund
liefern“, sagte er. Er nickte den beiden zu. „Ich wünsche euch noch einen
schönen Urlaub. War schön, dich mal wieder zu sehen, Klaus. Vielleicht können
wir ja mal zusammen etwas trinken gehen. Der alten Zeiten wegen.“
„Was sollte das eben, Jupp?“, fragte Klaus als Andreas außer Hörweite war.
„Warum hast du ihn in den Glauben gelassen, dass du…“
„..dass ich dein Schatz bin?“ Jupp grinste. „Ich dachte, es kann nicht schaden,
wenn der Typ sieht, dass du was viel besseres gefunden hast als ihn.“
Er
klopfte Klaus auf die Schulter. „Komm, lass uns zum Pool gehen. Ich hoffe doch
sehr, in diesem Hotel gibt es auch was anderes als Schwule.“
Klaus lächelte. „Also für einen Moment warst du mir glatt unheimlich, Jupp.“
///
„Klaus!“ Andreas hielt ihn am Arm fest, als er gerade den Speisesaal betreten
wollte, während der andere Mann ihn verließ. Jupp und Flo
waren schon voraus gegangen. „Können wir nachher etwas trinken? An der Bar?“
„Ich halte das für keine gute Idee, Andreas“, erwiderte Klaus.
„Natürlich mit deinem Freund“, sagte Andreas hastig. „Ich… ich würde gerne mit
dir reden, einige Dinge aus der Welt schaffen. Du weißt schon. Bitte.“
Taube zögerte. Sollte er sich wirklich mit ihm treffen, die alte Geschichte
wieder aufwärmen? Wäre es nicht besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen
und Andreas für die nächsten sieben Tage einfach aus dem Weg zu gehen?
Anderseits, einige Dinge sollten vielleicht tatsächlich einmal ausgesprochen
werden. Zumindest konnte er dann einen Schlussstrich unter die ganze Sache
ziehen. „Also gut“, sagte er schließlich. „Um 8 Uhr an der Bar.“
///
Andreas saß bereits auf einem Barhocker, als Klaus den Raum betrat und sich
neben ihm niederließ. „Wo ist dein Partner?“, fragte er. „Kommt er nicht?“
„Jupp und Flo wollten noch an den Strand“, erwiderte
Klaus.
„Flo?“, wunderte sich Andreas.
„Jupps Sohn“, erklärte Taube und gab seine Bestellung auf.
„So hast du jetzt also die Familie, die du immer wolltest? Das freut mich.“
Andreas klang ehrlich.
Klaus schüttelte den Kopf. „Es ist nicht so, wie du denkst. Jupp ist mein
Partner im Beruf, nicht im Privatleben. Er dachte vorhin nur, ich sollte es dir
heimzahlen, deshalb hat er sich so aufgespielt. Seine Ex-Frau ist vor einem
halben Jahr bei einem Unfall gestorben, seitdem zieht er seinen Sohn alleine auf.
Wir sind gute Freunde. Ich helfe den beiden, wo ich kann.“
Etwas in Klaus’ Stimme sagte Andreas, dass sein ehemaliger Partner nichts
dagegen hätte, wenn es mehr als diese gute Freundschaft wäre. Doch er sagte
nichts, hob stattdessen sein Glas, als der Ober Klaus das seinige brachte. „Auf
die alten Zeiten. Und vielleicht auf neue. “
Klaus erwiderte nichts, als er sein Glas gegen Andreas’ klingen ließ. Nachdem
er einen Schluck genommen und es auf dem Tresen abgestellt hatte, fragte er.
„Wo ist dein… David, war sein Name, nicht wahr?“
In bitteres Lächeln umspielte Andreas’ Mund. „Es hat nicht lange angehalten,
kaum ein halbes Jahr.“
Taube konnte nicht umhin, eine gewisse Genugtuung zu empfinden, sagte aber
höflich: „Das tut mir Leid.“
„Ich… ich wollte mich bei dir melden“, gestand Andreas. „Danach. Aber du warst
bereits aus Wiesbaden weggezogen. Ich weiß, ich hätte sicher deine Adresse
herausfinden können, aber ich… ich hatte nicht den Mut, ich habe mich so
schäbig gefühlt.“
„Du
hast dich auch schäbig benommen“, entgegnete Klaus.
Andreas griff nach Klaus’ Hand. „Mir ist schnell klar geworden, dass es der
größte Fehler meines Lebens war, dich zu verlassen. Ich weiß auch nicht, ich
hatte irgendwie Panik. Midlife Crisis
oder so was. Mein ganzes Leben schien so in eingefahrenen Gleisen zu laufen und
David war so jung, so begehrenswert, so erfrischend anders. Das… das soll jetzt
keine Rechtfertigung sein, nur… nur der Versuch, es zu erklären. Es tut mir
wirklich leid Klaus, was damals passiert ist, was ich alles zerstört habe.“
„Meinst du nicht, ich hätte diese Erklärung damals verdient gehabt, statt einen
leer geräumten Kleiderschrank und einen Zettel auf dem Küchentisch, als ich von einer
Dienstreise zurückkam?“ Klaus zog seine Hand zurück.
„Doch natürlich“, betonte Andreas. „Ich war ein Feigling, einfach so abzuhauen
– und ein Idiot, all das Wunderbare wegzuwerfen, was wir hatten. Bitte verzeih
mir.“
Er richtete einen hoffnungsvollen Blick auf Klaus. „Wenn du auch solo bist,
wollen wir nicht einen Neuanfang wagen? Ich liebe dich noch immer. Das ist mir
schon lange klar geworden.“
Klaus rutschte von seinem Barhocker. „Ich gehe wohl besser“, sagte er
entschieden und warf ein paar Euro auf den Tresen.
„Ist es wegen diesem Jupp?“, wollte Andreas nun doch wissen.
„Es ist wegen mir“, antwortete Klaus und wandte sich zum Gehen.
„Klaus“, hielt Andreas ihn zurück. „Wenn es dich irgendwie tröstet, David hat
mich verlassen. Wegen einem Mann, der jünger ist als ich.“
///
„Was
ist das?“
Jupp
blickte auf Klaus, der, als sie vom Strand kamen, an dem sie den ganzen Tag
verbracht hatten, eine mit Rosen verzierte Papiertüte vom Türknauf
seines Zimmers nahm. Flo war schon in das ihrige
vorausgeeilt. Klaus zog eine Flasche Wein aus der Tüte. Um den Hals hing eine
Karte. „Es tut mir wirklich leid. Vielleicht überlegst du es dir doch noch
einmal. In Liebe Andreas“, las er darauf.
„Andreas“,
sagte Klaus zu Jupp gewandt. „Er will mich wieder zurück haben.“
„Einfach
so? Nach zwei Jahren?“, wunderte sich Jupp.
„Sein
Freund hat ihn sitzen gelassen und er hat nun erkannt, dass ich seine einzig
wahre Liebe bin. Behauptet er zumindest“, erklärte Klaus bitter.
„Und
du, willst du ihn auch wieder haben?“, fragte Jupp.
Klaus
zögerte nur den Bruchteil eines Augenblickes. Es wäre so einfach, Andreas’
Werben nachzugeben. Nicht mehr jede Nacht allein einschlafen zu müssen. Wieder
mit jemanden den Alltag zu teilen, mit jemanden, von dem man wusste, was man an
ihn hatte. Es wäre so viel einfacher als unerfüllten Träumen nachzujagen.
Andreas war der Wahrheit näher gekommen, als ihm lieb war, als er sich selbst
einzugestehen wagte. Doch er wusste, dass die Wiederaufnahme seines Lebens mit
Andreas nicht das war, was er wollte. An diesem Morgen, als er die leere
Wohnung und den Zettel fand, war mehr
zerbrochen als nur sein Vertrauen in den anderen Mann und seine Liebe zu ihm.
„Nein“, sagte er deshalb bestimmt.
///
Jupp
blieb im Eingangsbereich stehen und suchte die Bar mit den Augen ab. Er hatte Flo und Klaus mit der Erklärung, er habe sich wohl einen
leichten Sonnenstich geholt, habe Kopfschmerzen und wolle sich gleich hinlegen,
allein zum abendlichen Eisessen auf der
Strandpromenade geschickt. Doch statt sich hinzulegen, machte er sich auf die
Suche nach Andreas. Wie erhofft sah er ihn an der Bar sitzen.
Jupp
trat zu ihm. „Guten Abend, Herr Reimers.“
Der
andere lächelte ihn an. „Guten Abend, Herr Schatz. Darf ich Sie zu einem Trink
einladen? Dann können wir auch die Förmlichkeiten vergessen.“
Jupp
ignorierte die Einladung. Er musterte Andreas mit wütendem Blick. „Lassen Sie
Klaus in Ruhe“, sagte er. „Er will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben und ich
meinte es ernst, als ich sagte, ich sei eifersüchtig.“
„Jupp
hat mir erklärt, dass Sie nur Kollegen sind“, erwiderte Andreas ruhig. „Sie
haben ja nicht einmal ein gemeinsames Zimmer.“
Ohne
mit der Wimper zu zucken entgegnete Jupp. „Wir sind ein Paar. Ich habe mich
noch nicht geoutet, auch nicht vor meinem Sohn, deshalb haben wir getrennte
Zimmer und deshalb hat Klaus Ihnen nicht die Wahrheit gesagt. Also lassen Sie
uns in Ruhe, sonst werde ich sehr ungemütlich.“
Ohne
eine Antwort abzuwarten, drehte er sich herum und stürmte aus der Bar.
///
„Jupp.“
Ungeduldig klopfte Klaus am nächsten Abend an die Tür des Nachbarzimmers.
„Kannst du mir das erklären?“ Er hielt Schatz einen Zettel hin, nachdem dieser geöffnet hatte. „Das war
unter meiner Tür durchgeschoben. Von Andreas.“
„Wir
sollten den Typen wegen Stalking anzeigen, wenn er dich nicht in Ruhe lässt“,
sagte Jupp.
„Lies!“,
forderte Klaus ihn auf.
„Lieber
Klaus, es tut mir Leid, was damals passiert ist ebenso wie das jetzt
Geschehene. Dein Partner hat mir alles erklärt. Bitte seid versichert, dass ich
mich unter keinen Umständen in eure Beziehung drängen wollte. Nehmt dies bitte
als meine Entschuldigung und als Einladung für einen schönen Abend zu Zweit.
Ich hoffe, du wirst mir eines Tages vergeben können. In Liebe Andreas“, las
Jupp vor.
„Was
hast du ihm erzählt?“, wollte Klaus wissen.
„Nur,
dass er dich in Ruhe lassen soll, dass wir ein Paar sind und ich ihm die Augen
auskratze, wenn er nicht die Finger von dir lässt. So in etwa.“
Klaus
schüttelte ungläubig den Kopf. „Jupp!“
„Du
hast doch gesagt, du willst nichts mehr von ihm“, verteidigte sich Jupp.
„Aber
ich kann sehr wohl mit meinen Angelegenheiten allein fertig werden“, erwiderte
Klaus. „Du musst nicht meine Ehre verteidigen oder was immer, du denkst, das du
da tust.“ Er streckte die Hand aus. „Ich werde ihm die Tickets zurückgeben.“
„Lass
doch mal.“ Jupp betrachtete die zwei Eintrittskarten für einen Nachtclub, die
an dem Schreiben hingen. „Ich finde der Kerl schuldet dir was und die Mädels
sehen doch ganz nett aus. Wir gehen hin und amüsieren uns.“
„Jupp,
das sind Karten für eine Travestieshow in der bekanntesten Schwulenbar der
Insel.“
„Na
und.“ Jupp zuckte geringschätzig mit den Schultern. „Du wirst schon aufpassen,
dass mir keiner an die Wäsche will.“
///
„Ist
doch wirklich nett hier.“ Jupp lächelte zufrieden und hob sein Bierglas. „Und
sogar richtiges Kölsch haben sie. Gott, wie ich das vermisst habe. Dieses
Gesöff im Hotel konnte man ja nicht trinken.“
„Wenn
ich mich recht entsinne, hat die Bar deutsche Besitzer und wird vorwiegend von
deutschen Touristen besucht“, meinte Klaus. Sie saßen an einem Tisch für zwei
mit freiem Blick auf die Bühne, auf der gerade eine langbeinige, vollbusige
Blondine einen Madonna-Hit zum Besten gab.
„Und
die Aussicht ist auch nicht schlecht“, Jupp nickte in ihre Richtung.
„Jupp,
das ist ein Mann“, erwiderte Klaus.
„Bist
du dir da sicher?“
„Absolut.“
///
Zwei
Stunden, etliche Biere auf Jupps und einige Gläser Wein plus ein oder zwei
exotische Cocktails auf Klaus’ Seite später, hatten sie die Köpfe wie zwei
Schuljungen zusammengesteckt und tauschten Kommentare über die einzelnen
„Damen“ auf der Bühne aus.
„Entschuldigen
Sie bitte vielmals.“ Sie blickten beide auf und sahen einen jungen, etwas zu
schlanken Mann mit blondem Haar und blauen Augen vor ihrem Tisch stehen. „Ich
möchte Sie nicht stören“, sagte er auf Deutsch. „Aber meine Freunde und ich“,
er deutete auf einem Tisch einige Meter entfernt, an dem drei weitere junge
Männer saßen. „Wir konnten nicht umhin zu bemerken, wie… nun ja… vertraut Sie miteinander umgehen und jemand kam auf Idee
zu wetten, wie lange Sie schon zusammen sind. Würden Sie so freundlich sein und
unsere Wette entscheiden?
„Wir
sind…“, begann Klaus, doch Jupp unterbrach ihn. „Wir sind seit zwei Jahren
Partner“, fiel er Klaus ins Wort.
„Oh“,
antwortete der Fremde. „Ich hatte auf mindestens fünf getippt. Sie wirken so
liebevoll, so glücklich, so harmonisch. Ich hoffe, ich finde auch einmal so
einen Partner.“ Er winkte dem Kellner. „Die nächste Runde geht auf mich.“
Klaus
blickte ihm nachdenklich hinterher.
„Dein
Typ?“, fragte Jupp.
Klaus
schüttelte den Kopf. „Er kommt mir irgendwie bekannt vor“, sagte er. „Ich
glaube, ich habe ihn in Wiesbaden gesehen. Beim BKA.“
Er
blickte Jupp an. „Warum hast du ihn belogen?“
Jupp
grinste. „Habe ich doch nicht. Wir sind doch seit zwei Jahren Partner, selber
schuld, wenn er das missversteht.“
///
„Komm,
lass uns noch ein bisschen hier sitzen. Ich bin nicht müde.“ Jupp deutete
Richtung Strand. Sie kletterten über die Absperrung, welche die Promenade vom
Sand trennte hinab und setzten sich schließlich auf die Spitze einer der Dünen.
Für
eine Weile schwiegen sie beide. Schließlich war es Jupp, der das Wort ergriff.
„Mir geht der Typ vorhin in der Bar nicht aus dem Kopf“, sagte er.
Klaus
blickte ihn überrascht an. „Wieso?“, fragte er.
„Was
er gesagt hat, dass wir so vertraut wirken, so harmonisch“, gestand Jupp. „Wie
ein langjähriges Paar.“
„Jupp,
zwei Männer, die in einer Schwulenbar zusammen sitzen, da ist es nur natürlich,
dass man uns für ein Paar hält. Kein Grund, dir Sorgen zu machen“, versicherte
ihm Klaus.
„Das
meine ich nicht.“ Jupp malte mit seiner rechten Fußspitze im Sand. „Ich… ich
finde, er hat Recht. Ich meine, du kennst mich besser als jeder andere. Ich bin
gern mit dir zusammen. Ich fühle mich bei dir geborgen. Ich weiß, dass ich dir
vertrauen kann, dass du immer für mich da bist. Es, es ist alles nicht so viel
anders als mit Ellen.“
„Mit
einem wichtigen Unterschied“, bemerkte Klaus.
„Und
warum ändern wir das nicht?“ Jupp blickte ihn offen an. Er war von sich selbst
überrascht. Hatte er tatsächlich gerade einem Mann das vorgeschlagen? Nicht irgendeinem Mann, entschied er. Klaus!
Taube
schluckte. Hatte er Jupp tatsächlich richtig verstanden? Jupp, der seine
Heterosexualität normalerweise mit Händen, Füßen und was sonst immer ihm zur
Verfügung stand, verteidigen würde. Er selbst hatte sich längst eingestehen
müssen, dass Andreas einen wunden Punkt traf, als er fragte, ob er Jupp liebte.
Klaus wusste sehr wohl, dass das eine Frage war, die er seit langem – zu lange?
– vor sich selbst ignorierte, weil die Antwort nur schmerzen musste. Oder doch
nicht?
Sie
hatten zu viel getrunken, sie beide. Nur fühlte er sich gerade sehr nüchtern.
„Bist du sicher?“, fragte er leise zurück. „Wenn wir… es würde alles verändern.
Wir können nie wieder zurück.“
„Ich
weiß nicht, wieso“, erwiderte Jupp. „Ich meine, ich wollte noch nie was mit
einem Mann anfangen. Aber mit dir… es ist anders.“ Er stand auf und streckte
seine Hand aus. „Komm, lass uns ins Hotel gehen!“
Wahrscheinlich
lag es nur an zu viel Alkohol oder an der Urlaubsstimmung. Sie würden es am
Morgen bereuen und es würde alles ruinieren, ihre Freundschaft, ihre berufliche
Partnerschaft. Doch wider bessere Vernunft ergriff Klaus die dargebotene Hand.“
///
„Onkel
Klaus?!“
Taube,
im Hotelbademantel gehüllt, öffnete die Tür, an die Florian so kräftig geklopft
hatte, dass sie in den Angeln wackelte.
„Papa
ist die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen“, sprudelte es aus dem Jungen
heraus.
„Beruhige
dich Flo, dein Vater hat bei mir übernachtet“,
antwortete Taube und ließ den Jungen
herein. „Es wurde gestern spät, weiß du, und dein Vater wollte dich nicht mehr
wecken.“
„Klaus!“
Jupp erschien in der Tür zum Badezimmer, nur ein Handtuch um seine Mitte
geschlungen. „Keine Lügen, zumindest nicht vor Flo.“
Taube
nickte und Jupp fuhr fort. „Wir sind zusammen, Onkel Klaus und ich, als Paar,
seit gestern.“
Florian
strahlte. „Endlich“, sagte er. „Das wurde aber auch Zeit.“
Jupp
und Klaus sahen sich überrascht an. Waren die Dinge für andere – Flo, Andreas – so viel offensichtlicher gewesen, als für
sie selbst?
„Ich
geh schon mal zum Frühstück, ich hab‘ Hunger“, verkündet der Junge und stürmte
hinaus.
Klaus
blickte Jupp, der sofort nach dem Aufwachen ins Bad gestürmt war, so dass sie
nicht miteinander reden konnten und Klaus das Schlimmste fürchtete, fragend an.
„Das heißt, du bereust es nicht?“, fragte er hoffnungsvoll. „Und das war
nicht nur ein One-Night-Stand, ein Ausprobieren unter zu viel Alkohol?“
Jupp
schüttelte den Kopf. „Ich muss mich zwar erst an den Gedanken gewöhnen, dass
ich einen Mann liebe, dass ich mir dessen bewusst bin, besser gesagt. Aber es
war schön mit dir, sehr schön und ich würde uns gern eine Chance geben. Wenn du
dazu bereit bist?“
Klaus
küsste ihn als Antwort.
///
„Erinnere
mich daran, dass ich mich bei Andreas bedanke. Ohne ihn wären wir womöglich
nicht zusammen“, sagte Jupp, als sie wenig später gut gelaunt zum Restaurant
gingen.
Klaus
boxte ihn in die Seite. „Untersteh dich!“
Ende