2002 Paradies-Apfel Award: Erster Platz Beste Challenge-Antwort,
by Michaela
19. 01. 2003
Serie: M.A.S.H
Paarung: Hawkeye/Trapper
Code: PG, m/m Slash
Feedback: hier oder an:
michaela12de@yahoo.de
Summe: Hawkeye schreibt an
seinen Dad
Archiv: sicher doch, sehr
gern, hier oder bei T'Len und LC, wenn Interesse vorhanden, alle anderen erst
fragen.
MASH gehört FOX aber: Keine
Rechte sollen verletzt werden. Keine Kohle wird damit gescheffelt. Es ist
"nur" fanfiction. Ich habe mir die beiden ausgeborgt, weil ich sie
sehr mag und nach meiner Story-Idee agieren lassen wollte.
Mein Dank fürs Beta-lesen
gilt Birgitt, die mit unendlicher Geduld meine verschachtelten Sätze und die
kreative Interpunktion zu was Lesbarem aufdröselt.
Zu müde, um noch zu
duschen, schlich Hawkeye in den Sumpf. Wenn das so weiter ging, würde er die
nächste OP-Schicht nicht überstehen, denn seit Tagen standen sie praktisch rund
um die Uhr im Blut und versuchten, die zerschossenen Körper wieder zusammen zu
flicken, die wie von einem Fließband geliefert auf ihren Tischen landeten. Nur
ein paar Stunden schlafen war alles, was er jetzt noch wollte, wenn man den
Zustand, in den er dabei verfiel, Schlaf nennen konnte, Koma würde es wohl
besser beschreiben. Zuerst aber musste er noch etwas Wichtiges erledigen, denn
er wusste genau, wenn er diesen Brief nicht endlich schrieb, würde er nicht
einschlafen können. Stöhnend ließ er sich auf sein Feldbett plumpsen, zog die
Schuhe aus und schmiss sie erleichtert mitten in den Gang. Barfuß tapste er zur
Destille und goss sich einen Martini ein. Zurück auf seinem Feldbett griff er
seufzend zu Papier und Kugelschreiber, fuhr sich noch einmal über die
brennenden Augen und begann dann zu schreiben:
* * *
Hallo Paps,
tut mir leid, dass
ich Dir schon so lange nicht mehr geschrieben habe, aber Du weißt ja, hier ist
immer noch Krieg, und in den letzten Wochen haben Nordkoreaner, Chinesen und
nicht zuletzt unsere eigenen Leute mal wieder alles unternommen, damit uns
nicht langweilig wird und wir nicht womöglich etwas Erholung bekommen. Mein
Gott, wann hört das Morden bloß auf? Du glaubst gar nicht, wie viele Kugeln und
Granatensplitter in einen menschlichen Körper passen ohne ihn umzubringen.
Jetzt sieht es so aus,
als ob sich alle mal ne kurze Verschnaufpause gönnen, um dann in ein paar Tagen
wieder um das gleiche Fleckchen Erde zu kämpfen, um das es schon beim letzten
und vorletzten und vorvorletzten und bei all den anderen Malen ging. Auf jeden
Fall hab ich mir erst mal nen Martini genehmigt und sitz jetzt auf meinem
Feldbett, die Füße endlich hochgelegt, denn die sind so geschwollen, so dick,
dass sie eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit den Beinen eines Elefanten
haben, und ich sehne mich danach, mal wieder mit Dir fischen zu gehen und dann
abends am Lagerfeuer unseren Fang zu braten und ihn mir mit Dir zusammen
schmecken zu lassen.
Oh, Trapper kommt
auch gerade von der Schicht. Er war noch duschen, dazu war ich einfach zu müde.
Ich hab Dir ja schon unzählige Male von ihm erzählt, er sagt, ich soll Dich von
ihm grüßen. Jetzt hat er mich wieder zum Lachen gebracht. Nein, ich erzähl Dir
nicht, was er grade, Deinen Sohn betreffend, von sich gegeben hat. Du könntest
in Versuchung geraten, ihm Recht zu geben, und zwei gegen einen ist mir im
Moment zu viel. Schüttel nicht den Kopf, es stimmt.
Hab ich Dir
eigentlich schon von der kleinen Koreanerin erzählt, die vor ein paar Wochen
bei uns als Patientin war? Ich glaube nicht, das wird wohl in der Hektik untergegangen
sein. Wird aber sofort nachgeholt.
Ein Dorf hier in
der Nähe wurde bombardiert und unter den Verwundeten, die zu uns gebracht
wurden, war das Mädchen, ihr Name ist übrigens Mai Li. Ein Schrapnell hatte sie
am Bein verletzt, nichts Gefährliches. Was uns aber schockierte, waren alte
Brandwunden, ziemlich vernarbt, und keiner hatte sich darum gekümmert, weshalb
die Kleine ihren Kopf nicht gerade halten konnte. Er wurde von einer hässlichen
Narbe fast bis auf die linke Schulter gezogen. Du hättest sie sehen sollen,
Paps, dieses zarte kleine Wesen mit dem Gesicht eines Engels, neugierigen,
großen, mandelförmigen Augen und gezeichnet fürs Leben. Sie hat Trapper und
mich mit ihrem Charme sofort um ihren mageren Finger gewickelt. Wir
beschlossen, sie bei uns zu behalten und durch einige kleinere Eingriffe zu
versuchen, die Spannung von der Narbe zu nehmen, damit sie aufrecht und stolz
in ihre auch ohne das schon ziemlich ungewisse Zukunft gehen könnte.
Stash konnten wir
nicht mehr für die OP herkommen lassen, nach dem Durcheinander, das er bei dem
kleinen “Nasenjob”, ich hab Dir davon erzählt, angerichtet hat. Ich glaube auch
nicht, dass er noch mal freiwillig in das „Wohnzimmer des Teufels“, also unser
trautes Heim, kommen würde.
Zu allem Unglück
bekam Frank Burns, dieser dilettantische Khaki-Arsch, irgendwie mit, was wir
vorhatten, und hielt uns einen Vortrag darüber, dass „Schönheitsoperationen“
und dann auch noch an Koreanern, absolut verboten seien und er uns vors
Kriegsgericht bringen würde, sollten wir etwas in der Richtung planen. Na ja,
Du kannst Dir sicher denken, wie begeistert wir waren.
Auf jeden Fall
begannen unsere Gehirne unter Hochdruck zu arbeiten, um eine Möglichkeit zu
finden, wie das Ganze zu bewerkstelligen wäre. Vor allem musste erst mal das
Frettchengesicht aus dem Weg geräumt werden, dann war das andere nur noch ne
Kleinigkeit.
* * *
Hawkeye hielt kurz mit
dem Schreiben inne, als Trapper, der bis jetzt auf seinem eigenen Feldbett
gesessen hatte, sich hinter ihm auf‘s Bett setzte und mit seinen sanften, doch
so starken und geschickten Fingern begann, die verspannte Schulter- und
Nackenmuskulatur zu lockern. Wohlig seufzend presste Hawkeye den Rücken an
Trappers Brust, die müden Augen erhielten etwas Glanz zurück und er flüsterte:
„Das ist so schön, Trap, genau, was ich mir gewünscht habe.“
Lächelnd wisperte
Trapper an seinem Ohr: „Was denkst du denn, warum ich das mache? Schreib jetzt
weiter, damit du fertig wirst, du brauchst unbedingt ein bisschen Schlaf.
Außerdem liebe ich es, dir zuzusehen, wenn du an deinen Dad schreibst.“
Fragend schaute
Hawkeye Trapper an, doch als er keine Erklärung erhielt, zuckte er mit den
Schultern und richtete, wenn auch ungern, seine Aufmerksamkeit wieder auf das
Blatt Papier vor sich, da er wusste, dass er keine Ruhe finden würde, bevor er
damit nicht fertig war. Zu lange schon wartete Paps auf eine Nachricht.
Während Hawkeye wieder
zu schreiben begann, dachte Trapper, der ihn sanft umfasst hielt und den Kopf
in Hawks Nacken kuschelte, wie herrlich es war, dass sie diese Nähe mal wieder
genießen konnten, ohne Gefahr zu laufen, von Frank gestört zu werden, denn der
hatte Dienst. Außerdem würde er sich hüten, Hawkeye zu erzählen, warum er ihn
so gern beobachtete. Wenn Hawkeye sehr erschöpft war und an seinen Dad schrieb,
kam nämlich Ben zum Vorschein, den Hawkeye sonst so total versteckte, dass er
fast nicht zu finden war. Trapper liebte es zu beobachten, wie das Gesicht des
Freundes dann sehr weich wurde und die ganze Verletzlichkeit, Verwirrung und Ungläubigkeit
über das, was hier vorging, zeigte, die sonst so tief in seinem Innersten
verborgen war, dass die meisten Menschen sie nie in ihm vermutet hätten. Wenn
er das Hawkeye erzählen würde, fände er sicher eine Möglichkeit, Ben so tief in
seinem Innersten zu vergraben, dass es schwer werden würde, ihn jemals wieder
zu entdecken, und das wäre dann nicht nur das Ende von Ben, sondern auch das
Ende von Hawkeye.
* * *
Sorry, Paps, ich
war kurz abgelenkt, aber jetzt geht’s weiter. Hm, wo war ich stehen geblieben?
Ach ja, ich weiß schon.
Wir entschieden,
eine Woche Urlaub für Frank in Tokio würde uns aller Sorgen entledigen. Also,
Trap und ich nichts wie rein ins Office unseres tapferen Führers. Nicht wirklich
die beste Idee, die wir je hatten, denn Henry war in einer fürchterlichen
Laune. Kaum hatten wir die Köpfe zur Tür reingesteckt, brüllte er uns an:
„Egal, was ihr wollt, die Antwort ist nein und jetzt raus mit euch und zwar
plötzlich.“ Wir machen ja nicht immer, was er sagt, aber in Anbetracht dessen,
was wir vorhatten, schien ein einstweiliger strategischer Rückzug doch
angeraten.
Wir also raus aus
dem Büro, dann schauten Trap und ich uns an und wie aus einem Munde sprachen
wir den naheliegendsten Gedanken aus: „Radar.“
Ich hab Dir ja
schon viel von unserem Kompanieschreiber erzählt. Wenn einer uns sagen konnte,
welcher Dorn in der Pfote den brüllenden Löwen hinter uns piesackte, dann er.
Wir lagen richtig
mit unserer Vermutung, denn als wir Radar endlich aufgestöbert hatten, erzählte
er uns, dass er vor drei Tagen mitbekommen hatte, wie Leslie, von ihr hab ich
Dir noch nichts erzählt, nach einem lautstarken Streit wutentbrannt Henrys Zelt
verlassen hatte. Natürlich wollten wir wissen, warum, und auch darüber konnte
unser Kleiner Auskunft geben. Henry hatte Leslie mal wieder eines seiner
sinnigen Geschenke mitgebracht. Diesmal war es ein in einem Spazierstock
eingebauter Jägerstuhl, oder wie das Teil auch immer heißen mag. Passte prima
in die Reihe seiner anderen Liebesgaben wie die Angelschnur oder die selbst
gefangenen Würmer als Köder.
Ich muss Dir ja
sicher nicht mehr erklären, dass Leslie Henrys persönliche Schwester für
besondere, gesundheitsfördernde Maßnahmen ist. Wir dankten Radar für seinen
Bericht, nicht ohne ihn noch etwas mit seiner nicht vorhandenen Körpergröße
aufzuziehen. Das ist nicht böse von uns gemeint, und er weiß das auch, aber er
wird immer so herrlich sauer, wenn wir das machen. Nach einer kurzen
Lagebesprechung im Sumpf starteten wir den zweiten Versuch der Aktion „Urlaub
für Frettchengesicht“.
Wieder betraten wir
die Höhle des Löwen. Henry hatte sich inzwischen beruhigt, und wir schilderten
ihm in den glühendsten Farben, warum Frank unbedingt eine Woche Urlaub in Tokio
brauchte. Wie erwartet lehnte er zunächst strikt ab. Jetzt erzählten wir ihm,
dass wir von seiner Meinungsverschiedenheit mit Leslie wussten, dann fragten
wir ihn, ob er, wenn wir das wieder in Ordnung bringen würden, bereit wäre, den
Urlaubsschein zu unterschreiben. Nach einigem Sträuben und einer langen Pause,
um sich den Vorschlag noch mal durch den Kopf gehen zu lassen, stimmte er zu.
Nur gut, dass er unser Grinsen nicht bemerkte.
Nächster
Programmpunkt war der Besuch bei Leslie. Sie konnte sich dem geballten Charme
von uns beiden Prachtexemplaren der männlichen Spezies nicht entziehen und war
schnell mit einem Versöhnungsdinner mit Henry noch am selben Abend
einverstanden.(Um ehrlich zu sein, Paps, hatte das nicht wirklich viel mit
unserem Charme zu tun, denn es tat ihr längst leid, dass sie ausgeflippt war,
denn sie hat für den großen Jungen einfach ne Schwäche.) Sehr zufrieden mit
dem, was wir in der kurzen Zeit erreicht hatten, begannen wir unsere Schicht.
Gegen Morgen, nach
einer zur Abwechslung mal recht ereignislosen Schicht, als wir auf unserem Weg
zum Sumpf an Henrys Zelt vorbeikamen, verrieten uns die ziemlich eindeutigen
Geräusche, die darin zu hören waren, dass unsere Mission als Postillions
d'amour ein voller Erfolg gewesen war. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass
wir daraufhin besonders gut schliefen.
Zwei Tage später,
die Staubwolke des Jeeps, der Frank zum Flughafen brachte, hatte sich kaum
gelegt, operierten Trap und ich Mai Li. Inzwischen kann ich sagen, dass die OP
sehr erfolgreich war. Mai Li kann ihren Kopf wieder gerade halten, so wie es
von der Natur gedacht ist. Manchmal sind wir doch am richtigen Ort.
Da ihre Eltern noch
nicht gefunden wurden, haben wir sie zu Mutter Theresa ins Waisenhaus gebracht;
sie kann ja leider nicht bei uns bleiben, aber Trapper und ich besuchen sie so
oft, wie es unser Dienst erlaubt. Genau wie sie hoffen wir, dass ihre
Angehörigen das Bombardement überlebt haben und sie bald abholen. Die
Einheimischen wissen nämlich, dass wir Kinder, die allein unterwegs sind, bei
Mutter Theresa unterbringen. Bis dahin ist sie aber im Waisenhaus gut
aufgehoben und kann dort die Schule besuchen.
So, Papa, nun weißt
Du, was bei mir in den letzten Wochen so los war, jetzt muss ich aber Schluss
machen, denn ich bin schrecklich müde, und wer weiß schon, wie lange, oder besser, wie kurz die Verschnaufpause ist,
die uns gewährt wird, bis die nächsten Verwundeten eintreffen.
Grüße bitte alle
Freunde in Crabapple Cove von mir. Pass gut auf Dich auf. Ich vermisse Dich so
sehr.
In Liebe, Dein
schläfriger Sohn
Hawkeye
P.S. Ich verspreche
Dir, dass ich mir mit dem nächsten Brief nicht wieder so viel Zeit lasse.
* * *
Mit einem Seufzer der
Erleichterung legte Hawkeye den Kuli weg, faltete den Brief und steckte ihn in
den schon adressierten Umschlag, drehte sich um und hauchte einen Kuss auf
Trappers Lippen. Trapper erwiderte den Kuss, und während Hawkeye sich an seine
Brust schmiegte und er sanft dessen Rücken streichelte, schlug er leise vor:
„Leg dich hin und schlaf, Hawk, du bist völlig fertig.“
Hawkeye nickte und
murmelte: „Bleib bei mir, Trap...will nicht allein schlafen...halt mich fest.“
Da war der von ihm so sehr geliebte Ben wieder und Trapper stimmte lächelnd zu.
Er schaute noch nach dem Wecker damit sie rechtzeitig vor Franks Schichtende
wieder jeder auf ihrem eigenen Feldbett lagen, dann streckte er sich neben
Hawkeye aus und nach einigem Hin- und Hergerücke hatten sie eine für beide
bequeme Position gefunden. Zufrieden seufzend kuschelte sich Hawkeye so dicht
wie irgend möglich an ihn und war gleich darauf eingeschlafen; auch Trapper
folgte ihm, die Arme wie schützend um ihn geschlungen, beinahe sofort ins Land
der Träume.
Ende