Titel: Rumpeltuntchen
Serie: Star Trek – TOS
Episoden: ---
Autor: Lady Charena /
Januar 2002
Charaktere: James T. Kirk, Spock
Pairing: Kirk/Spock
Rating: Humor/Parodie, slash, pg-12
Worte: 4512
Beta: T‘Len
Summe: Es war einmal ein armer Müllerssohn, der
angeblich Stroh zu Gold spinnen konnte...
Anmerkung: Ein weiteres Kirk/Spock-Märchen aus dem TOS-Sisters
Fanzine „Es war einmal...“ Und dieses Mal muss ich ja wohl nicht hinzufügen, um
welches es sich handelt… ;)
Disclaimer: Star Trek gehört Paramount/Viacom. Bei
dieser Story handelt sich um nicht-kommerzielle Fanfiction, es wird keine
Verletzung von Urheberrechten beabsichtigt.
Es war einmal ein Müller, der fleißig und in bescheidenem Wohlstand sein Dasein
fristete. Das einzige, was ihm und seiner Frau zum vollendeten Glücke noch
fehlte, war ein Kind oder auch deren mehrere. Doch was sie auch versuchten,
Nachwuchs wollte sich nicht einstellen. Und so lag dieser Schatten vor der
Sonne ihres Glücks und verdunkelte ihr Leben.
Eines Tages hörte die Frau des Müllers von einem Wunschbrunnen, der – gegen
Einwurf einer geringen Gebühr von nur einem Goldstück, welch ein Schnäppchen! –
Wünsche erfüllen sollte, wie wundertätige Brunnen das nun mal so von jeher tun.
Früh am Morgen machte sich die brave Frau denn auf.
Doch aufgrund der leider sehr ungenauen Wegbeschreibung irrte sie lange Zeit
durch einen finsteren Wald, fiel beinahe in einen reißenden Fluss, den sie
überquerte und stand dann schließlich – es wurde bereits dunkel – erschöpft vor
einem Brunnen, mitten in einer Waldlichtung. Es musste sich um den
Wunschbrunnen handeln, denn warum sonst stände er wohl hier so ganz allein,
fern jeder menschlichen Ansiedlung?
Sie zögerte zunächst, das Goldstück hineinzuwerfen. Durstig von der langen
Wanderung sah sie in die glitzernden Tiefen des Brunnens. Schließlich
hielt sie es nicht mehr aus und schöpfte Wasser aus dem Brunnen. Sie wusste
nicht, ob das verboten war oder nicht, aber der Durst quälte sie so, dass sie
ihre Furcht überwand. Das Wasser war klar und rein, sehr kalt und es schmeckte
herrlich. Als sie ihren Durst gestillt hatte, überkam sie große Müdigkeit.
Unweit des Brunnens gab es eine moosige Stelle, unter den tiefhängenden Ästen
eines Baumes, dort wollte sie ihr Lager aufschlagen und rasten.
Doch zunächst nahm sie das Goldstück und warf es in den Brunnen, ihren Wunsch
laut kundgebend. Mit einem leisen platsch
verschwand die Münze in den dunklen Tiefen. Die Müllersfrau
begab sich auf ihrem moosigen Lager zur Ruhe.
* * *
Neun Monate später kam sie tatsächlich mit einem zarten Knäblein nieder. Über
die Jahre wuchs nun das Knäblein zu einem gesunden Knaben und schließlich zu
einem prächtigen, jungen Mann heran, der seinen Eltern viel Freude bereitete.
Eines Tages ritt der Sohn eines Fürsten, der etwa eine Tagesreise von der Mühle
entfernt lebte, zufällig dort vorbei. Es war ein heißer Tag und die Sonne stach
und den Fürstensohn plagte der Durst. Er kam auf die Idee, in der Mühle
einzukehren und einen Trunk zu erbitten. So lenkte er sein Pferd dorthin und
stieg im Hof ab.
Jim, so hatten die Müllersleute ihren Sohn genannt,
war gerade von seiner Mutter zum Mittagessen gerufen worden und stand mit
bloßem Oberkörper an einem Trog am Brunnen im Hof der Mühle, um sich zu
waschen. Prustend warf er sich Wasser ins Gesicht, um den Mehlstaub daraus zu
entfernen und fuhr sich dann mit den Fingern durch sein blondes Haar. Als er
sich aufrichtete, stand der Fürstensohn vor ihm und musterte ihn intensiv. Jim
erschreckte sich natürlich furchtbar, als so plötzlich ein Fremder vor ihm
stand. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“, fragte er mit klopfendem Herzen.
„Ich bin der Sohn des Fürsten hier im Lande und hatte Durst“, erwiderte der
junge Mann und lächelte ihn verführerisch an. „Ich wollte dich um ein wenig
Wasser für mich und mein Pferd bitten. Bist du hier der Müller?“
„N-Nein“, stammelte Jim. „Das ist mein Vater. I-Ich hole sofort Wasser.“ Er
drehte sich hastig um, leerte den Trog aus, in dem er sich gewaschen hatte und
schöpfte frisches Wasser hinein, damit der Fürstensohn sein Pferd tränken
konnte. „Vielleicht... wollt Ihr lieber ein Glas Wein, als Wasser? Meine Mutter
bringt Euch sicherlich gerne einen Krug.“
„Ja, gerne“, sagte der Fremde. „Der Ritt ist anstrengend und ich wäre einer
kleinen Stärkung sehr zugetan.“ Das Pferd hatte inzwischen getrunken und wurde
nun im Schatten angebunden. Jim nutzte diese Zeit, um sein Hemd überzustreifen
und sein Haar zu kämmen.
Der Müller und die Müllerin staunten nicht schlecht, als ihr Jim mit einem
echten Fürstensohn ankam. Sofort eilten sie hin und her – der Müller holte den
besten Wein aus dem Keller und seine Frau stellte in aller Eile ein Mahl für
den adligen Gast auf den Tisch. Jim staunte nicht schlecht, als sie Braten und
Kuchen auftischte, als wäre es ein Sonntag oder hoher Festtag.
Der Sohn des Fürsten dankte und bestand darauf, dass Jim mithielt. Er hatte an
dem Müllersohn sofort Gefallen gefunden und suchte nun die Gunst des naiven
Jünglings zu gewinnen. Bald hing Jim hingerissen an seinen Lippen und lauschte
den Skandalen und Skandälchen, die vom fürstlichen
Hofe zu berichten waren.
Der alte Müller dagegen, der auf der Ofenbank Platz genommen hatte und von dort
aus das Gespräch verfolgte, kam ziemlich bald hinter die Absichten des adligen
Herrn. Während er auf die süßen Worte und Komplimente lauschte, sann er auf
einen Weg, dem Fürstensohn die Tour zu vermasseln, ohne diesen zu erzürnen. Der
junge Mann hatte immerhin einen einflussreichen Vater – der Müller konnte ihn
nicht einfach vom Hof werfen, wie er das bei jedem anderen, ähnlich dreisten
Gast gemacht hätte. Schon seit Jim den Kindsbeinen entwachsen war, hatte der
Müller festgestellt, dass sein Sohn sich eher zu Männern hingezogen fühlte.
Doch in seiner Unerfahrenheit und Naivität wäre er wohl auf den ersten Hallodri
hereingefallen, der ihm schöne Augen gemacht hätte. Und eine solche
Enttäuschung wollte der Müller seinem über alles
geliebten Sohn unter allen Umständen ersparen. Ein Fürstensohn hatte wohl kaum
ernsthafte Absichten gegenüber einem Müllergesellen. Und so sann der besorgte
Vater und grübelte, bis ihm der Kopf schmerzte, während der junge Adlige mit
Jim scherzte und lachte und ihn so ganz und gar um den Finger wickelte, bis der
arme Müllerssohn nicht mehr wusste, wo ihm der
Verstand stand.
Endlich – es war bereits weit in den Nachmittag – erklärte der Besucher, dass
er weiter müsse, um noch ein gutes Stück Weg zurückzulegen, bevor die Nacht
hereinbrechen würde.
Der Müller wusste sehr wohl, dass es der Anstand geboten hätte, dem adligen
Herrn ein Nachtlager anzubieten, doch er wollte ihn unter keinen Umständen hier
übernachten lassen. Wer wusste, was da alles geschehen konnte. Und so schwieg
er, obwohl der Fürstensohn sehr andeutungsweise fallen ließ, dass er dem Wein
und dem guten Essen wohl doch ein wenig zu gütlich zugesprochen hatte und sich
nun etwas ermattet fühle.
An anderer Stelle fanden diese Andeutungen jedoch Anklang. Jim bestürmte den
Vater, dass doch der junge Herr Fürst auf dem Hof übernachten solle. Für ihn
war das Scherzen und Lachen, die Komplimente und süßen Worten eine willkommene
Abwechslung vom arbeitsreichen Alltag.
Derart bestürmt sah sich der Müller zu seinem Bedauern außerstande, Jim - und
damit seinem adligen Gast – diese Bitte abzuschlagen. Schweren Herzens wies er
seine Frau an, das Bett in der guten Kammer zu richten.
Als er in die Wohnstube zurückkehrte, war Jim mit dem Fürstensohn nach draußen
gegangen, um das Pferd in den Stall zu bringen und mit allem zu versorgen, was
es so brauchte. In seiner Besorgnis folgte der Müller ihnen.
Jim war gerade dabei, frisches Stroh aufzuschütten, als sein Vater in den Stall
trat. Der junge Adlige stand neben der Tür – sorgfältig darauf bedacht, mit nichts
in Berührung zu kommen, an dem er sich hätte beschmutzen können – und starrte
unverhohlen auf Jims Gesäß, als der sich bückte, um die Streu zu glätten. Als
er den Blick des alten Müllers auf sich fühlte, wandte er sich um und grinste,
als er die Missbilligung in den Zügen des Vaters las. Er winkte ihm. „Dein Sohn
ist wohlgestalt, Müller. Ich habe Gefallen an ihm
gefunden. Und doch kann ich in deinem Gesicht sehen, dass du dies nicht gern
siehst.“
„Verzeiht, hoher Herr“, entgegnete der Müller vorsichtig. „Doch mein Sohn ist
noch sehr jung und etwas naiv. Er ist sehr... empfänglich für Eure...
Wertschätzung.“
„Und was stört dich daran? Ich bin der Sohn eines Fürsten und du solltest froh
darüber sein, wenn ich meine Gunst über einen armseligen Müller scheinen
lasse“, entgegnete der hochnäsig.
„Euer Gnaden“, der Müller flüsterte nun, denn er wollte unbedingt vermeiden,
dass Jim etwas mitbekam. „Ich bitte Euch. Mein Junge ist nicht, für was Ihr ihn
anseht.“
„So?“ Die Neugier des adligen Gastes war geweckt. „Was ist denn an deinem Sohn
so besonders? Ich gestehe ihm zu, dass er angenehm anzusehen ist, doch sonst
kann ich nichts Augenfälliges an ihm entdecken.“
„Nun, er...“, druckste der Müller herum. „Er kann... er muss...“ – sein Blick
fiel auf einen Strohballen ganz in der Nähe – „Er kann Stroh zu Gold spinnen.
Aber nur solange er unberührt ist.“ Die Ausrede war heraus und der alte Mann
schämte sich auch tüchtig für die gewaltige Lüge, doch um seinen Sohn zu
schützen, nahm er diese Sünde gerne auf sein Gewissen.
Der Fürstensohn starrte Jim an, der von ihrem Gespräch nichts gehört hatte und
nun dabei war, das Pferd zu striegeln. So sehr es ihm auch nach dem Jüngling
gelüstete – der Gedanke an Stroh, das zu Gold gesponnen wurde, reizte ihn noch
viel mehr. „Dann brauchst du keine Sorge um die Unschuld deines Sohnes zu
hegen. Ich werde ihn nicht verführen“, versprach der Adlige. Noch nicht,
dachte er bei sich. „Aber ich werde ihn morgen mit mir in das Schloss meines
Vaters nehmen. Und dort soll er dann seine Kunst unter Beweis stellen.“ Heutigentags waren auch die Fürsten nicht mehr unermesslich
reich und sowieso konnte man an Gold nie zu wenig besitzen.
Der alte Müller erschrak furchtbar und fing sogleich an, den jungen Fürsten zu
bitten, ihm doch seinen Sohne zu lassen. Doch der
zeigte sich allen Bitten gegenüber taub und beharrte darauf, dass Jim am
nächsten Morgen mit ihm die Mühle verlassen musste.
* * *
Und so kam es dann am nächsten Morgen auch. Jim verließ – mit einem lachenden
und einem weinenden Auge – die Mühle, in der er bis zu diesem Tage sein
gesamtes Leben verbracht hatte. Das Pferd des Fürstensohnes trug ihn in eine
völlig neue Welt.
Kaum waren sie nach einer beschwerlichen, doch ereignislosen Reise im Schloss
des Fürsten angekommen, als Jim auch schon eine Kammer angewiesen wurde, in der
er zu warten hatte, während der junge Herr seinen Vater über Jims Gabe in
Kenntnis setzte.
Der alte Fürst - weit skeptischer als sein Sohn, da auch reicher an Erfahrung –
argwöhnte nun, dass dieser einem Schwindel aufgesessen sei und sich von einem
Dorftrampel den Kopf verdrehen hatte lassen.
Er beschloss sogleich den Müllersjungen auf die Probe
zu stellen und ließ ihn in eine Kammer bringen, die bis zur Decke mit Stroh
gefüllt war. Er wies auf das Spinnrad, das ein Diener brachte. „Dann stelle
deine Kunst unter Beweis, Müllerssohn. Dein Vater
sagte, du kannst Stroh zu Gold spinnen. Sollte er gelogen haben, werde ich
deine Familie zu strafen wissen. Sollte er jedoch die Wahrheit gesprochen
haben, werde ich euch reich belohnen. Nun, du hast bis zum Morgen Zeit. Ich
wünsche frohes Spinnen.“ Damit ließ er den völlig perplexen Jim stehen und ging
aus der Kammer, die sogleich hinter ihm verschlossen wurde.
Da stand der arme Tropf nun und wusste nicht mehr ein noch aus. Wie war sein
Vater nur auf die Idee gekommen, solches von ihm zu behaupten? Er betrachtete
die Berge an Stroh, die er zu Gold spinnen sollte und verzweifelte. Er suchte
in allen Ecken und Winkeln nach einen Ausgang, doch es gab nicht einmal ein Fenster,
durch das er hätte schlüpfen können, nur zwei kleine Luken, die zu schmal und
zu weit oben waren, als dass er sie erreichen oder gar durch sie hinausklettern
konnte. Schließlich setzte er sich auf den Boden und begann bitterlich zu
weinen.
Da erklang plötzlich ein seltsames Summen und zwischen all dem Stroh tanzten
Funken in der Luft, die sich allmählich zu einer Gestalt verdichteten. Und
plötzlich stand ein junger Mann vor Jim, der vor Erstaunen die rotgeweinten
Augen weit aufriss.
„Warum weinst du so herzzerreißend, Müllerssohn?“,
erkundigte sich der Fremde. Er strich sein langes schwarzes Haar zurück und
enthüllte dabei spitze Elfenohren.
Jim starrte ihn ungläubig an. Der andere trug enganliegende, durchsichtige
Kleidung! Und was es da alles zu sehen gab! Dem guten Jim gingen die Augen fast
über und ihm wurde ganz heiß.
„Hallo? Ich habe dir eine Frage gestellt. Bist du taub oder stumm oder einfach
nur dumm?“
„Ich... ääh...“ Jim schüttelte die Starre ab. „Ich
soll das Stroh zu Gold spinnen und kann es doch nicht.“
Der Fremde zuckte mit den Schultern und betrachtete seine Fingernägel. „Und das
ist alles?“, fragte er gelangweilt. „Und deswegen jammerst du so. Pah, das ist
doch Kinderkram.“
„Ja, kannst du so was?“, fragte Jim erstaunt.
„Natürlich.“ Der andere Mann zupfte uninteressiert Fusseln und Spreu von seiner
Kleidung.
„Oh, kannst du mir bitte, bitte helfen?“, bettelte Jim. „Der Fürst hat gesagt,
dass er meine Familie bestraft, wenn ich nicht das ganze Stroh zu Gold spinne.
Ich weiß überhaupt nicht, warum mein Vater behauptet hat, ich würde das
können.“
Der Fremde rieb sich nachdenklich das Kinn. Zumindest erweckte er diesen
Anschein.
Jim setzte seinen besten Bettelblick auf, quetschte noch ein paar Tränchen hervor und rang die Hände. Alles in allem bot er
ein Bild des Elends, dem sich der andere nicht verschließen konnte. „Gut, ich
helfe dir“, sagte er schließlich. „Aber was bietest du mir als Gegenleistung?“
„Ich... oh...“ Jim schluckte. „Ich weiß nicht. Ich habe doch nichts.“
Der andere umrundete ihn einmal. Und mit dem, was er sah, war er eigentlich
recht zufrieden. So was hübsches hatte er schon lange
nicht mehr gehabt – und er war nicht erst seit gestern in diesem Job. „Ich
werde dir das Stroh zu Gold spinnen“, entgegnete er. „Und dafür will ich einen
Kuss.“
Jim atmete erleichtert auf. Ein Kuss, na, das war ja nicht so schlimm. Er hatte
gesehen, wie seine Eltern sich küssten. „Einverstanden, Herr...“, sagte er
rasch. „Wie heißt du denn?“
„Nenne mich einfach Spock“, erwiderte der andere. „Und dein Name,
Müllergeselle?“
„Ich bin Jim. Und du kannst wirklich Stroh zu Gold spinnen?“ Allmählich gewann
Neugier über Jims Verzweiflung.
Spock lächelte ein wenig. „Ja, mein hübscher Müllersknabe,
das kann ich. Unter anderem auch das...“ Er trat zu Jim und griff nach ihm.
Erschrocken wich der zurück. „Was ist denn?“, fragte er.
„Meine Belohnung. Ich kassiere grundsätzlich vorher“, erklärte Spock knapp.
Jim wurde rot. „Ach so.“ Er beugte sich vor und küsste den anderen scheu auf
die Wange.
Spock richtete sich empört auf. „Das war doch kein Kuss.“ Er griff nach Jim,
legte ihm beide Hände ums Gesicht und küsste ihn, dass dem Hören und Sehen
verging. „Schon besser“, murmelte er, als er ihn losließ.
Nach Atem ringend und mit brennenden Lippen taumelte Jim zurück und setzte sich
rasch auf den Boden. Ein unerklärliches, schmerzhaftes Ziehen ging von seinen
Lenden aus und strahlte durch seinen ganzen Körper. Er zog den Hosenbund weg
und warf verstohlen einen Blick dorthin, um zu sehen, ob er wohl verletzt
sei...
Spock betrachtete ihn amüsiert. Er fand von Minute zu Minute mehr Gefallen an
diesem naiven Jüngling. Dann sprach er eine Zauberformel und Jim sank in tiefen
Schlaf. Es war vorgeschrieben, niemand durfte ihm bei der Arbeit zusehen.
Geheimhaltung und so weiter. Und dann machte sich Spock mit einem Seufzen
daran, Stroh zu Gold zu spinnen.
* * *
Die Morgensonne blinzelte neugierig durch die Luftluken und brachte den
riesigen Stapel an Spulen voll feingesponnenem Gold zum Leuchten. Spock blickte
sich müde - aber zufrieden – um, beugte sich über den schlafenden Jim, um ihm
noch rasch einen Kuss zu stehlen und löste sich dann in Luft auf. Gerade noch
rechtzeitig, bevor der Fürst die Kammer öffnen ließ.
Staunend sah sich der Fürst um. All das Stroh war aus der Kammer verschwunden, statt dessen leuchtet das Gold in der Morgensonne, wohin er
sah. Und zwischen den Spulen fand er den schlafenden Sohn des Müllers. „Das ist
unglaublich“, flüsterte er. „Das ist unglaublich“, wiederholte er lauter.
Und weckte damit Jim. Schlaftrunken rappelte er sich auf, als er den Fürsten
sah. Und wie erstaunt war er erst, als er all das Gold sah. Dann hatte der
Fremde also Wort gehalten.
Der Fürst schüttelte den Kopf. „Das ist unglaublich“, wiederholte er wieder und
wieder. Er beachtete Jim gar nicht.
Um den kümmerte sich schon sein Sohn. So ein Müllerssohn,
der Stroh zu Gold spinnen konnte, das war doch gleich eine ganz andere Partie,
als ein gewöhnlicher Müllerssohn, mochte der auch
noch so attraktiv sein... Er brachte Jim in eine andere Kammer, in der er sich
waschen konnte und dann bekam er feine Kleider und so viel zu Essen und zu Trinken, wie er wollte. Und später durfte er sich in ein
prächtiges, weiches Bett legen und der Sohn des Fürsten spielte für ihn auf
seiner Laute, bis Jim einschlief.
Es war bereits fast wieder Abend, als Jim wieder in eine andere Kammer gebracht
wurde. Der Diener, der ihn geweckt hatte, brachte ihn in einen Raum, der
mindestens doppelt so groß war, wie der vorherige - und auch dieser war bis zur
Decke mit Stroh gefüllt.
Wieder erschien der Fürst und befahl Jim, auch dieses Stroh zu Gold zu spinnen,
bevor er ihn einschließen ließ.
Und wieder saß Jim in der Falle. Er wagte nicht zu hoffen, dass Spock erneut
auftauchen würde, um ihm zu helfen. Und so saß er verzweifelt da, bis
schließlich das Elend über ihn hereinbrach und er leise zu weinen begann.
Im gleichen Moment begann die Luft wieder zu flimmern und zu flirren und Spock
erschien.
Und wie beim letzten Mal vergaß Jim auch diesmal seinen Kummer und lächelte
strahlend.
„Nun gut“, meinte Spock. „Wir können uns die Vorreden ersparen. Ich nehme an,
du willst, dass ich dieses Stroh zu Gold spinne. Was hast du mir dafür zu
bieten?“
„Ich habe nichts“, entgegnete Jim. „Kann ich dich nicht wieder mit einem
Kuss...“ Er erinnerte sich sehr gerne daran.
„Nein, tut mir leid. Aber das ist mir zu wenig“, lehnte Spock ab.
„Aber was willst du dann?“, fragte Jim verzweifelt.
Der andere sah ihn an, trat dann zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Jim
wurde zuerst blass, dann rot. „Das kann ich nicht“, sagte er.
„Ich werde es dir zeigen“, sagte Spock. „Setze dich ganz einfach dorthin.“ Er
wies auf den Hocker beim Spinnrad.
Jim schluckte, doch er machte, was ihm aufgetragen wurde.
Spock trat vor ihm und öffnete seine Hose. „Es wird dir gefallen“, sagte er,
als er seine Erektion enthüllte. „Du musst nur den Mund aufmachen und genau das
tun, was ich dir sage...“
Und Spock behielt recht. Es gefiel Jim. Es gefiel ihm
sogar sehr. Er war ein richtiges Naturtalent. Als es vorbei war, fragte Jim, ob
sie nicht gleich noch einmal... doch Spock lehnte ab. Er brachte seine Kleidung
in Ordnung. Schließlich hatte er noch eine Menge Arbeit vor sich. Jim wurde
wieder mittels eines Zauberspruchs in tiefen Schlaf versetzt und Spock rollte –
bildlich gesprochen – die Ärmel hoch und machte sich daran, Stroh zu Gold zu
spinnen.
* * *
Als am Morgen der Fürst kam, erlitt er vor lauter Entzücken fast einen Kollaps.
Jim wurde wieder umsorgt, doch plötzlich erwies er sich als immun gegen die
Reize des Fürstensohns. Seine Gedanken waren den ganzen Tag bei Spock.
Doch dann kam der Abend und mit ihr die nächste Prüfung. Dieses Mal brachte ihn
der Fürst persönlich in eine riesige Scheune, die bis unters Dach mit Stroh
angefüllt war.
Jim klappte vor Erstaunen der Unterkiefer herunter. Der Fürst musste Stroh aus
dem ganzen Land in diese Scheune bringen lassen haben. Rumms.
Hinter ihm wurden die Scheunentore fest verschlossen.
Jim setzte sich auf einen Strohballen und wartete darauf, dass Spock erscheinen
würde. Die Zeit verging und draußen wurde es dunkel, doch keine Spur von seinem
Retter. Allmählich wurde Jim mulmig. Was,
wenn er nicht kommen würde? Und was würde er dieses Mal von ihm verlangen?
Es war ja inzwischen nicht so, dass Jim nicht bereit war, alles zu tun – wenn
er auch nur eine nebulöse Vorstellung von diesem alles
hatte. Und da war dann auch noch der Sohn des Fürsten, der heute sehr
handgreiflich geworden war und kaum verhüllt angedeutet hatte, dass er auch in
Zukunft nicht beabsichtigte, auf Jim zu verzichten. Er hatte sogar von Heirat
gesprochen. So saß er da und grübelte – und bekam vor lauter Grübeln Spocks
Ankunft überhaupt nicht mit.
„Guten Abend“, erklang es hinter ihm
Jim fuhr herum, sprang auf und umarmte Spock. „Ich bin so froh, dass du da
bist. Du musst mir helfen.“
„Nun, du kennst ja meine Bedingungen. Was bietest du mir dafür, dass ich dir
dieses Stroh zu Gold spinne?“
„Was immer du willst“, entgegnete Jim im Brustton der Überzeugung.
„Dann will ich dich zu meinem Gefährten.“
Jim senkte den Kopf. „Das geht nicht“, erklärte er betrübt. „Ich soll den Sohn
des Fürsten zum Gemahl nehmen.“
Spock fühlte sich bitter enttäuscht. Er hatte geglaubt, der Müllerssohn
brächte ihm die gleiche Zuneigung entgegen, wie er ihm. „Ohne Bezahlung keine
Leistung.“ Doch er hatte Mitleid mit dem verzweifelten Jüngling. Er trat zu
ihm, küsste ihn auf die Stirn und strich ihm beruhigend durchs Haar. „Wenn ich
dich schon nicht ganz für mich haben kann, so gewähre mir wenigstens eine Nacht
mit dir. Ich werde in deiner Hochzeitsnacht zu dir kommen.“
„Aber mein zukünftiger Gemahl?“ Jim fühlte sich in Spocks Umarmung sehr
geborgen und wünschte, er könnte für immer so bleiben.
Spock zog etwas aus der Tasche. „Hier, nimm dieses Fläschchen. Bevor ihr euch
in eure Schlafkammer zurückzieht, bietest du dem Fürstensohn einen Becher Wein
an, in den du den Inhalt des Fläschchens gibst. Er wird daraufhin in einen
tiefen Schlaf fallen und dich in dieser Nacht nicht mehr belästigen.“
Sie standen noch eine Weile eng umschlungen da und küssten und herzten sich,
bis Spock den Zauber sprach und Jim wieder in Schlaf sank. Und dann wurde das
ganze Stroh in der Scheune zu Gold gesponnen.
* * *
Der Fürst ging fast in die Knie, als er all die Spulen voll Gold sah. Dieser dumme Müllerbengel ist
ein Königreich wert, dachte er bei sich. Den muss mein Sohn heiraten,
bevor ihn uns jemand wegschnappt.
Und er setzte sogleich die Hochzeit für den nächsten Tag an.
Der Fürstensohn jedoch hatte durch eine Ritze in der Scheunenwand Jim in Spocks
Armen gesehen und auch dessen Worte gehört. Er vermutete in Spock einen
Fremden, der versuchen sollte, ihnen Jim abspenstig zu machen, denn wie dieser
das Stroh gesponnen hatte, hatte er nicht mehr gesehen. Er war nämlich sogleich
enteilt und hatte seine weisen Minister und Ratgeber befragt, wer wohl dieser
Fremde sei – und vor allem, wie man den unliebsamen Rivalen loswerden konnte.
Einer der Minister sagte, dass sie dazu erst einmal wissen müssten, wie der
Mann hieße. Also wurden Boten ausgeschickt, die ihn allen Winkeln des Landes
nach dem Mann forschen mussten.
Die letzten der Boten kehrten wenige Stunden vor der Hochzeit ins Schloss
zurück und berichteten, dass sie in einem fernen Wald auf ein Häuschen gestoßen
waren, in dem ein Mann lebte, auf den die Beschreibung zuträfe. Und dieser habe
ein seltsames Lied gesungen, dass von einem Wesen namens Rumpeltuntchen
handelte und dazu auf einer Harfe gespielt. Sein Gesang sei jedoch so entsetzlich
gewesen, dass sie sich nicht hätten näher gewagt.
Der Fürstensohn belohnte sie reich und entließ sie zufrieden. So hatte er also
den Namen seines Nebenbuhlers erfahren. Das war schon einmal etwas. Rumpeltuntchen. Was für ein lächerlicher Name! Er würde ihn
dem Fremden hohnlachend ins Gesicht schleudern, sollte der tatsächlich wagen,
in ihrer Hochzeitsnacht aufzutauchen, um ihren Goldesel für sich zu
beanspruchen.
* * *
Jim hielt sich tapfer. Auch wenn er während der Zeremonie, die ihn mit dem Fürstensohn
vermählte, am liebsten auf und davon gelaufen wäre. Den ganze
Tag über und vor allem auch bei dem anschließenden Festmahl wurde sein nunmehr
rechtmäßig angetrauter Gemahl handgreiflich. Während des ganzen Essens füßelte
er mit Jim, der ihm hektisch auszuweichen versuchte und insgeheim darum betete,
dass er Spock dazu würde überreden können, ihn mit sich zu nehmen. Je länger er
mit dem Fürstensohn zusammen war, desto mehr verabscheute er ihn. Seine
feuchten Hände zum Beispiel und seinen schlechten Atem. Jim wurde jedes Mal
richtig übel, wenn der Fürstensohn versuchte, ihn zu küssen und er dachte mit
Sehnsucht an Spocks Küsse.
So ging der Tag dahin und als es Zeit für das junge Paar wurde, sich
zurückzuziehen, holte Jim einen Becher Wein und kippte den Inhalt des
Fläschchens hinein, das er sorgfältig verwahrt hatte. Dann ging er damit in die
Schlafkammer, in der ihn sein Gemahl bereits erwartete. „Ich... ich dachte, du
möchtest vielleicht noch einen Schluck Wein“, sagte Jim und bemühte sich sehr,
das furchtsame Beben aus seiner Stimme fern zu halten.
Doch der Fürstensohn nahm den Becher bereitwillig. „Gerne“, sagte er. „Willst
du dich nicht endlich auskleiden und ins Bett kommen?“
„Äh, ja, gleich. Ich bin sofort zurück.“ Jim stolperte fast aus dem Raum. Und
kaum hatte er ihm den Rücken zugewandt, als der Fürstensohn den Wein auf den
Boden goss, um sich dann schlafend zu stellen.
Ein paar Minuten später steckte Jim den Kopf durch die Tür. Und atmete
erleichtert auf. Es
hatte also geklappt. Jetzt musste er nur noch auf
Spock warten. Und das nicht lange.
Kurz darauf formte sich Spocks Gestalt mitten im Raum.
Sofort eilte Jim auf ihn zu und warf sich mit einem Jubelschrei in seine Arme.
„Ich bin so froh, dass du da bist“, sprudelte es aus ihm heraus. „Bitte, du
musst mich mit dir nehmen. Ich halte es keine Minute länger hier aus. Ich liebe
dich, nicht ihn.“
Worte, die Spock natürlich wie Öl runtergingen. „Wenn du es wirklich ernst meinst, dann nehme ich dich mit mir, in mein Reich“,
versprach er. „Denn auch ich liebe dich.“
„Ich störe ungern“, ertönte in diesem Moment die Stimme des Fürstensohnes und
die beiden Liebenden fuhren auseinander. „Aber Jim gehört mir. Nicht so einem
hergelaufenen Rumpeltuntchen.“
Spock wurde tödlich blass. „Woher weißt du meinen Namen?“, fragte er tonlos.
„Das tut nichts zur Sache. Nimm sofort deine Finger von meinem Mann.“ Der
Fürstensohn blickte ihn verächtlich an. „Und dann verschwinde wieder in deinen
Wald, wo du hingehörst.“
Dunkle Augen funkelten. „Du hast keine Macht über mich“, entgegnete Spock und
legte die Arme fester um Jim, der sich an ihn schmiegte. „Jim wählt selbst, zu
wem er gehört. Und wenn er es will, dann werde ich ihn mit mir nehmen.“ Er warf
den Kopf zurück. „Ich bin der Sohn eines Königs in meinem Reich. Lebe lange und
in Frieden, armseliger Mensch“, sagte er spöttisch – und löste sich dann mit
Jim vor den Augen des erstaunten Fürstensohns in Rauch auf. Und mit ihm wurde
aus dem ganzen Gold wieder gewöhnliches Stroh.
Jim jedoch holte seine Eltern in Spocks Reich nach, wo sie nie wieder arbeiten
mussten, sondern ihren Lebensabend zufrieden und glücklich mit ihm verbrachten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spinnen sie auch heute noch Stroh zu
Gold...
Ende