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„Hier bist du
... Was machst du mit ihm?“ Rakal sprang mit einem Hechtsprung in das Wasser
und tauchte nach wenigen Zügen dicht neben Delek wieder auf. Er betrachtete
neugierig den reglos im Wasser treibenden Vulkanier, nur gehalten von den Arm-
und Beinfesseln.
Delek
schnaufte, ärgerlich über die Unterbrechung durch seinen Bruder und
gestikulierte zur Tür. „Du hast dein eigenes Bassin, such dir deinen eigenen
Zeitvertreib Rakal und stör mich hier nicht ...“
Rakal lachte leise und umrundete langsam schwimmend den Vulkanier, betrachtete ihn von allen Seiten. „Du hast mit ihm gespielt. Nicht wahr? Deswegen also nimmst du ihn in Schutz ... er gefällt dir?“ Er strich über kühle zitternde Haut und blickte in halbgeöffnete, dich nichts bewusst sehende Augen. „Er ist völlig weg ... kann er atmen unter Wasser?“ Rakal drückte mit einem Finger den treibenden Mann unter die Wasseroberfläche und beobachtete wie Luftblasen aus seinem Mund aufstiegen.
Delek griff
ihn und zog ihn grob weg als der Körper des Vulkaniers begann im Kampf um
Sauerstoff zu zucken. „Ja, er gefällt mir oder bist du blind? Lass das ... er
kann nicht atmen wie wir.“
„Wir sollten
ihn töten ... er sieht ohnehin fast tot aus. Er ist arrogant und gefährlich
...“
„Nein“, hallte
eine weitere Stimme durch den Raum.
„Was ist hier
los, dass jeder meint ...“ Delek drehte sich überrascht im Wasser herum. „Ah
Konis, du bist es. Kommst du jetzt immer ohne zu fragen herein?“
„Zwei Stunden
sind um. Du hast mich bestellt.“ Konis verneigte sich leicht, blieb am Rand
dicht bei ihnen stehen und warf einen besorgten Blick auf den bewusstlosen
Vulkanier, dann auf Rakal und wieder zu Delek. „Herr, wir brauchen ihn ... und
...“
Delek winkte
gelangweilt ab. „Das erwähntest du schon ... mehrmals. Hol ihn raus. Ich bin
fertig mit ihm. Hast du dich inzwischen nach ... anderen Möglichkeiten
erkundigt?“
Konis wartete
nicht und zog den reglosen Vulkanier rasch an den Gurten heran zu sich an den
Beckenrand. „Ja ...“, schnaufte er und hievte den schweren Körper auf die Fliesen.
Er bedeutete den an der Tür wartenden Wachen Handtücher zu bringen und
untersuchte Spock genauer. „Herr, warum hat er kein Atemgerät? Er hat Wasser in
den Lungen und ist von einem trockenen Planeten. Er wird eine Infektion
bekommen.“
Konis drehte Spock
auf die Seite. Wasser lief aus dem leicht geöffneten Mund des Vulkaniers, als
er gegen den Brustkorb drückte. Er begann im Reflex zu husten und zu würgen,
doch reagierte sonst nicht. Konis runzelte die Stirn, öffnete ein Augenlid.
„Verd-.... Er ist völlig weggetreten und das Wasser in den Lungen ist ...“
„Ja, ja ... Er
ist noch ein wenig im Traumland, aber das Wasser ... das ... war Rakal ...“
Delek warf seinem Bruder einen ärgerlichen Seitenblick zu.
„Drogenspielereien
... er wird keine Zeit mehr haben eine Infektion zu bekommen und noch weniger
sie auszukurieren ... auf unsere Kosten. Wenn wir Ersatz haben ... stirbt er
sowieso“, knurrte Rakal gleichmütig.
„Ersatz?“
Konis blickte sichtbar ärgerlich hoch. Er wagte es nur selten seinen Missfallen
derart deutlich zu zeigen, doch dieser Mann unter seinen Händen hatte in seinem
Kopf Wissen, was sie brauchten und war dem Tod gerade näher als dem Leben.
„Herr, es gibt keinen ... Ersatz ... er ist bereits Ersatz, für T´Kria
.... und er ist gut, besser ... sogar der Beste in Sachen
Computerprogrammierung und ...“
„...und doch
wurde er erwischt und ist hier“, schnappte Rakal säuerlich und drehte lässig
auf dem Rücken schwimmend Runden in dem nun leeren Bassin. „Angeblich war auch
T´Kria gut ... und? Eine romulanische Renegatin ... sie hatte den Tod verdient
und siehe: Es gab bessere. Ihn ... Es gibt immer bessere ... auch nach ihm ...“
„Nicht als ihn
... nicht immer“, widersprach Konis leise und drehte Spock auf den Rücken,
holte eine Spritze aus der Jacke.
Delek setzte
sich an den Beckenrand und beobachtete ihn, wie er dem Vulkanier eine Injektion
gab. „Was gibst du ihm da? Sagtest du nicht selbst, er hat genug?“
„Einen
Katalysator, Herr. Er muss morgen arbeiten und die Überdosis muss schnell
abgebaut werden, sonst fällt er ins Koma und ...“
„Mh ... also
gut“, brummte Delek zustimmend und wickelte sich ein Handtuch um. „Und was hast
du noch ... erkundigt? Hast du etwa nur herausgefunden, dass es keinen Ersatz
gibt? Ich habe mehr heraus gefunden ... die Überdosis hat ihm sicher nicht
gefallen, aber zumindest gesprächig gemacht.“
„Oh ...“ Rakal
schwamm neugierig näher. „Erzähl ... Bruder ...“
„Bruder? ...
ach erinnerst du dich daran, ja?“ Delek sah mürrisch zu Rakal und seine
Schuppen stellten sich leicht auf. „Während du nur mit deinen Fäusten agieren
kannst, ...“
„Er ist der
Grund, dass die Enterprise hier in der Nähe herumstöbert und den Handel stört
... wir sollten ihn töten bevor er uns verrät“, warf Rakal beleidigt ein.
„Verrät? Wie
denn? Er kooperiert ...“ Konis schüttelte den Kopf und drehte den bewusstlosen
Vulkanier auf den Rücken. „Das ist ein Vulkanier. Das sind die loyalsten
Geschöpfe im Universum. Er sagt er kooperiert und ...“
„Das sagt
er ... und warum ist er dann überhaupt hier? Mit wem hat er denn vorher kooperiert
und ihn verraten? Und wurde erwischt ...“ Rakal schlug wütend aufs Wasser.
„Bin ich der einzige, der hier nachdenkt? Weil er .... illoyal war ist er
verurteilt und hier, weil wir ihn gut gebrauchen konnten. Wer glaubt einem
Lügner? Es gibt keinen gefährlicheren Feind, als einen angeblich loyalen ...“
„Still Rakal.
Ich denke auch und meistens sogar mehr als du, nämlich mit meinem Kopf und
nicht mit den Fäusten. Ich habe in der letzten Stunde genug herausgefunden ...
um tatsächlich zu wissen, warum er hier ist ... oder besser ... sich in
Starfleet Computer eingeklinkt hat und manipuliert hat ... das, was er sogar
vor den Behörden verborgen hat ... es könnte sie interessieren.“ Dakal grinste
viel sagend. Er erhob sich vom Beckenrand und schlenderte in Richtung Tür.
Konis und Rakal sahen ihm fragend hinterher.
„Raus aus
meinem Tank, Rakal und ... Konis?“, rief Delek einige Meter weiter und
gestikulierte in den Raum, drehte sich kurz über die Schulter. „Sieh zu, dass
er keine Infektion bekommt und bring ihn in seine Zelle. Dann geh und finde
heraus, was ein gewisser Captain James T. Kirk ... oder auch Jim ... so für ...
nennen wir es ... dunkle Stellen hat.“
Rakal schwamm
neben Delek her und Konis sah ihm verwirrt nach. „Der Captain der Enterprise?
Das war sein Schiff, was heute ...“
„Ja das weiß
ich auch ...“, gestikulierte Delek weiter beim Hinausgehen. „Das störende
Starfleet Schiff, auf das mein Bruder ja hoffentlich inzwischen die Piraten
gehetzt hat. Obwohl ... Rakal, vielleicht sollten wir das überdenken. Wenn wir
mehr über diesen Captain Kirk herausfinden ... er ist ja nicht unbekannt ...
vielleicht können wir das nutzen.“
„Du meinst
...“ Rakal sprang aus dem Bassin und lief tropfend hinter Delek in den
Nachbarraum. „... der Vulkanier hat vielleicht für ihn ...“
„Ich bin
hocherfreut, dass du mir folgen kannst“, antwortete Delek süßlich. „So etwas,
ja ... Er war loyal .... aber nicht zu Starfleet, sondern zu seinem
....Freund ... Captain Kirk ... und ... er ist es vermutlich noch. Das ist eine
andere Basis ... Wachen? Helft Konis. Ich möchte nicht sehen wie sich mein
Erster Agnin abmühen muss, während kräftige Wachen herumstehen! ... Rakal komm
mit, wir müssen Pläne machen ... vielleicht könnten wir das anders nutzen ...“
Der Rest des
Gesprächs verlor sich als die Brüder im Nachbarraum verschwanden.
Konis atmete
erleichtert auf, wusste nun zumindest, dass sie Zeit gewonnen hatten und sein
vulkanischer Computer Experte für eine Weile aus Rakals Fängen heraus war, wenn
auch nicht aus Deleks. Er sah zu den Wachen, die sich fragend neben ihm
postierten. Rasch wickelte er den durchnässten und unbekleideten Vulkanier in
Handtücher und stand auf. „Bring ihn in seine Zelle ... und lasst ihn nicht
fallen“, warnte er, beschloss im selben Moment sie lieber zu begleiten.
„Konis? Warte
...“, rief Delek vom Tisch an dem er mit Rakal saß, als sie den Wohnraum Raum
durchquerten. „Was sagtest du, wie lange dauern die Reparaturen?“
„Noch zwei
Tage, Herr. Wenn er ...“ Konis sah zweifelnd zu dem bewusstlosen Spock und zu
den Wachen, die bereits durch die Tür schritten. „... ab morgen ungestört
arbeiten kann.“
Delek lehnte
sich auf dem üppigen Sofa zurück und dachte nach, sah dann wieder zu seinem
Bruder. „Dann kannst du Damal Bescheid geben, Rakal. Er wartet an der
Peripherie von Sektor 3b und ... wenn die Piraten das Starfleet Schiff im
Nachbar Sektor zumindest etwas ablenken und beschäftigen ... sagen wir in drei
Tagen, dann können wir hier die Lieferung erledigen. Das müsste reichen“,
überlegte er laut.
Rakal nickte
stumm und trank aus einem Metallbecher, beäugte das Holz des Stuhles auf dem er
saß.
Delek sah
wieder zu Konis, bemerkte seine ungeduldigen Blicke in Richtung der Wachen, die
am Ende des Flures vor dem Lift warteten. „Geh. Du wirst den Vulkanier
überwachen. Er könnte noch immer eigene Pläne verfolgen und ... wir brauchen
ihn, sieh, dass ihm nichts zustößt oder er ... spazieren geht. Raus nun
...“
Konis nickte
und verließ rasch die privaten Räumlichkeiten Deleks. Er erreichte die Wachen
mit dem Vulkanier, als der Lift ankam. „Ihr habt es gehört. Ab sofort seid ihr
dafür zuständig, dass er in Ruhe ... duschen, essen und zur den Labors gelangen
kann ... und was halt noch nötig ist. Wenn ich da bin und auch wenn ich nicht
da bin. Einer von euch wird immer anwesend sein ... zu seinem Schutz. Haben wir
uns verstanden?“
Einer der
Traxaner nickte unwillig, der andere, der den bewusstlosen Vulkanier trug, zog
eine Grimasse. „Das Spitzohr ist arrogant. Ich würde ihm nicht trauen.“
„Wem kann man
trauen auf einer Strafkolonie? Delek und Rakal sind die Leiter. Ihnen könnt ihr
trauen und ihr profitiert davon, also werdet ihr tun, was sie sagen ...
Sympathien sind dabei unerheblich und ich habe keine Ambitionen als Erster
Beobachter und Agnin auch noch auf euch aufpassen zu müssen. Ihr seid Wachen
und habt eure Befehle. Haben wir uns verstanden?“
„Natürlich
Agnin“, murmelten beide Traxaner, als Konis so offensichtlich seinen Rang
erwähnte.
Die Lifttüren
öffneten sich und sie kamen in den Zellentrakt für die Humanoiden und
militärischen Gefangenen. Wärter salutierten und blickten neugierig auf das
Bündel, was eine der Wachen trug als sie den weitläufigen Innenbereich
durchquerten und auf die Zellen zusteuerten.
Konis
bedeutete einem Wärter zu ihnen zu kommen, als sie vor der Zellentür zu Spocks
Zelle anhielten.
„Ist ihm ...
etwas passiert?“, fragte der jüngere traxanische Wärter unsicher, als er die
Türen zu Spocks Zelle aufschloss.
„Es gab einen
Unfall in den medizinischen Labors heute morgen“, erwiderte Konis ausweichend
und warf den Wachen einen warnenden Blick zu, zu schweigen. Nicht jeder hier
wusste, was in den Labors wirklich hergestellt wurde.
Die Wachen
schwiegen gehorsam, doch der Wärter war umso gesprächiger. „Einen Unfall ... Oh,
wir haben davon gehört. Heute Mittag, nicht wahr? Es soll Tote und Verletzte
gegeben haben. Ist ... Mr. Spock auch verletzt? Das ist doch Mr. ...”
„Ja, ist er
...“ Konis bedeutete den Wachen den Vulkanier auf das Bett zu legen. „Bringt
frische Kleidung und ... Nahrung. Er hat noch nichts gegessen soweit ich weiß.“
Die Wachen
gingen, den Befehl auszuführen. Konis sah zu dem neugierigen Wärter hoch. Der
Mann benötigte eine zumindest plausible Erklärung. „Er ist im Moment
bewusstlos, hat ziemlich lange gearbeitet und zu viel von den Dämpfen
eingeatmet. Er wollte nicht auf die Krankenstation. Sollte er morgen früh
Beschwerden haben ruft mich, ansonsten ist alles wie immer. Geh nun und lass
uns allein. Ich kümmere mich selber um den Rest.“
„Ja Agnin.“
Der Wärter nickte ergeben, legte Kleidung und ein Essenstablett bereit, was ihm
die Wächter reichten und verließ mit ihnen die Zelle. Konis wartete einen
Moment und setzte sich dann neben den bewusstlosen Vulkanier ans Bett. Er
blickte auf seine Uhr. Der Katalysator musste langsam weit genug gewirkt haben,
dass der Vulkanier zumindest kurz ansprechbar war.
Behutsam
drehte er den Kopf des Mannes zu sich und blickte in noch immer halbgeöffnete
glasige Augen. „Spock?“ Er schlug ihm vorsichtig gegen die Wange, als keine
Reaktion kam.
„Spock ...“
Ein Blinzeln,
schwach doch er schien etwas zu reagieren. „Spock, wer bin ich?“
Die dunklen
Augen rollten wieder nach hinten und außer einem matten leisen Stöhnen gab
Spock keine Antwort.
„Verdammt,
dies Mal war es zu viel ...“ Konis schlug dem Vulkanier erneut gegen die Wange,
härter dieses Mal. „Spock ... wach auf ... erkennst du mich?“
Wieder nur ein
Blinzeln, dann fokussierten sich die dunklen Augen langsam. „Ko ... nis ...“,
kam ein kaum hörbares Flüstern.
„Ja ...gut so
... es baut sich ab. Er hat dir eine Überdosis gegeben. Ich habe dir etwas
dagegen gegeben, ...“, sprach Konis ihn an.
„Lass ...
allein ...“
Konis suchte
die Bettdecke und fand sie am unteren Bettende, breitete sie schlicht über dem
nun zitternden Vulkanier inmitten der Handtücher aus. „Du wirst erstmal
schlafen ... in einigen Stunden von den Entzugserscheinungen aufwachen, ....
Ich lege dir eine Injektion hin damit ...“
„Fort ...“,
krächzte Spock müde und kaum verständlich. „Allein ...“
Konis stand
seufzend auf als die dunklen Augen wieder nach hinten rollten und legte die
Injektion mit dem Mekantin bereit auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Er sah
sich kurz in dem spartanischen Raum um und verließ die Zelle, sah zu dem
wartenden Wärter, der sofort ergeben zu ihm kam.
„Agnin?“
„Schließ ab!
Er wird aufwachen und Schmerzen haben. Ich habe ihm etwas dagelassen dagegen.
Er kann es selber anwenden. Aber ... du wirst nicht öffnen, egal was passiert.
Auch morgen früh erst, wenn die persönlichen Wachen von mir da sind. Wenn du
unsicher bist oder etwas ... unvorhergesehenes passiert, rufe mich ... ich bin
in den Labors.“
„Ja Agnin
Konis. Zu Befehl ...“
Konis nickte
zufrieden, wartete bis der Wärter die Zelle abgeschlossen hatte und ging dann
zurück in die Labors um die neuen Programm zu prüfen. Spock würde morgen früh
trotz der neuen Dosis Mekantin noch Kopfschmerzen haben, doch zumindest für
zwei Tage konnten sie an den Computern weiterarbeiten und der Vulkanier sich
etwas von Deleks Eingriff mit einer Überdosis erholen. Konis konnte nur hoffen,
dass sein Geist auch dieses mal keinen Schaden genommen hatte, doch er wusste,
er musste früher oder später einen Weg finden, weitere Überdosen von Delek zu
verhindern. Sonst würde auch dieser Fachmann, der beste den er bisher bekommen
hatte, in der Egomanie der Brüder sterben und ihr so sorgsam aufgebauter und
lukrativer Handel mit den Orinonern und anderen in Gefahr geraten.
***
Die interne
Kommunikation unterbrach Konis´ Konzentration, als er gerade die von Spock neu
gelegten Prozesse überprüfte. Bisher waren sie alle korrekt gewesen. Wütend
hieb er auf den Rufannahmeknopf. „Agnin Konis hier. Wer stört ...“
„Herr Agnin
... Verzeihung. Ihr sagtet, wenn ich unsicher bin soll ich Bescheid geben und
...“
Konis horchte
auf als er die Stimme des Nachtwärters des Zellentraktes erkannte. „Was ist?“
„Er ... der
Vulkanier ... Mr. Spock. Er scheint ... Schmerzen zu haben und ...“
„Hat er das
Mittel nicht genommen, was ich ihm dagelassen habe?“, unterbrach Konis. „Hast
du ihn überwacht?“
„Nein Herr, ja
... er scheint es ... zerbrochen zu haben. Herr, wir haben nicht alles
beobachtet, erst als er ... begann zu schreien und ...“
Zerbrochen?
Warum? Er war auf Entzug? Warum? Spock hatte es auch bei den letzten Malen selber
injiziert. Zwar nicht nach einer Überdosis, doch ohne Widerstand. Konis stöhnte
kopfschüttelnd. Musste er befürchten, dass er doch ernsthafte Schäden
davongetragen hatte? Dieses eine Mal? Es durfte keine weiteren Überdosen geben.
„Ich komme. Unternehmt nichts bis ich oben bin.“
Rasch
schaltete er die Prozesse auf Automatik. Sie würden stimmen, der Vulkanier war
gut, wenn er bei vollem Verstand war. Konis holte eine neue Injektion aus den
Labors und eilte auf die Ebenen der Zellentrakte, hörte bereits den Aufruhr,
aus dem Zubringerkorridor, bevor er ihn sah.
Spock schrie.
Selbst durch die dicken Zellenwände und Türen war es hörbar. Er war natürlich
auf Entzug nach dem starken Katalysator, musste es seit mehr als einer halben
Stunde sein. Doch warum hatte er das Mittel nicht genommen? Konis ging mit
langen Schritten durch den Innenbereich und ein Wärter, derselbe wie vor
einigen Stunden, kam auf ihn zugeeilt.
„Herr ....
Agnin ... gut, dass Ihr kommt.“ Er war sichtbar nervös und salutierte hektisch.
„Herr, wir konnten nichts ...“
Konis stoppte
ihn mit einer knappen Geste und schaltete ohne Umschweife den
Überwachungsmonitor an der Zellentür mit seinem Code an. Der Vulkanier lag
zusammengerollt in einer Ecke des kleinen Raumes, den Kopf zwischen den Armen
verborgen. Er wurde von Krämpfen geschüttelt, schrie, wenn es seine Atemluft
und eine weitere Lungenfüllung zuließ. Konis wusste, das der größte Teil der
Schmerzen nicht von den Muskeln sondern den wunden Nerven ausging. Nicht einmal
für einen Vulkanier kontrollierbar oder zu unterdrücken.
„Hast du einen
Förderationsphaser?“, fragte Konis und schaltete den Monitor wieder aus und ein
Schalldämmungsfeld ein.
Der Wärter
nickte und reichte ihm die Waffe. Konis schüttelte den Kopf, schob sie zurück
zum Wärter. „Nein, du wirst wachsam sein. Ich gehe rein und versuche ihm etwas
gegen die Schmerzen zu geben. Du bleibst an der Tür. Stell die Waffe auf Lähmen
und pass auf! Er könnte gefährlich sein in diesem Zustand. Du wirst schießen,
wenn er mich angreifen sollte ...“
Der Wärter
nickte rasch und seine Schuppen stellten sich nervös auf. Konis nahm die
Injektion und legte seine eigene Projektilwaffe ab, deponierte sie etwas
entfernt neben von Tür auf dem Boden. „Schließ auf ...“
Der Wärter
gehorchte. Ein weiterer schriller Schrei durchschnitt die Luft, als die Tür
sich öffnete. Konis trat vorsichtig in die Zelle, als nur noch hechelndes Atmen
zu hören war.
„Spock?“
Wimmern und
Stöhnen aus einer bereits heiseren Kehle ließ beide Traxaner kurz
zusammenzucken. Der Vulkanier rang nach Luft und lag, noch immer völlig
unbekleidet, in derselben Ecke, zitterte am ganzen Körper und war nass von
Schweiß. Konis seufzte innerlich. Er würde nun sicher eine Infektion bekommen,
Vulkanier waren anfällig.
„Spock ... ich
will helfen.“ Vorsichtig näherte er sich, hielt beide Hände vor sich so dass
die Spritze zu erkennen war. Sein Stiefel trat auf Scherben, die knirschend
unter seinem Gewicht zerbrachen. Die zerbrochene Injektion? Unfall oder
Absicht?
Spocks
Bewegungen stoppten abrupt und wenige Sekunden war völlige Stille in der
kleinen Zelle. Konis spürte mehr als das er sah, wie ihn zwei dunkle panische
Augen durch die schützend um den Kopf geschlungenen Arme fixierten. Er brachte
die Spritze in Spocks Blickfeld. „Du hast Schmerzen ... das muss nicht sein
...“
Der Körper des
Vulkaniers begann von neuem zu zittern und nur eine leise dünne Stimme war zu
hören. „Bitte ... hilf ...“
Konis trat
näher, zu nah für den Wärter der die Szenerie mit scharfer Waffe wachsam
verfolgte und sah wie sich Spocks Körper anspannte. „Agnin ... Vorsicht ...“
Der folgende
Schuss verfehlte sein Ziel. Blitzschnell hatte Spock Konis die Beine
weggetreten und noch beim Fallen die Spritze gegriffen, sich in die andere
Zellenecke verkrochen. Konis hörte bereits das Zischen der Injektion, als er
selber hart auf den Boden prallte.
„Nicht ...
schießen ...“, brachte Konis heraus und stemmte sich hoch auf die Arme, blickte
erschrocken zu dem Vulkanier. Er hatte ihn unterschätzt.
Klappernd fiel
die Spritze zu Boden und Spock ächzte leise, sackte an der Wand zusammen und
blieb zitternd und zusammengekauert sitzen.
Der Wächter
kam mit gezogener Waffe näher. „Herr ...“
„Raus hier
...“, schnappte Konis ohne den Blick von Spock abzuwenden. „Sofort ...“
„Aber ...“
„Raus!“
Der Wärter
verließ fluchtartig die Zelle. Konis krabbelte zu Spock, der völlig ausgepumpt
mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte und schwer atmete. Die Droge wirkte
zwar schnell in seinem vulkanischen Metabolismus, doch die Nachwirkungen des
kurzen Entzuges machten ihm noch zu schaffen, das war sichtbar.
„Spock ...“
Ein leises
Stöhnen und der Vulkanier rollte unwillig den Kopf zur Seite. Konis griff ihn
und drehte ihn wieder zu sich. „Spock ...“
Die Augen
schnappten auf, blinzelten kurz und fixierten den Traxaner wachsam aus den
Augenwinkeln. Er war wieder weitgehend rational. Gut. Konis atmete erleichtert
auf und ließ ihn los. „Warum ... das ... warum hast du es nicht gleich
genommen?“
Wieder sah
Spock fort und schloss die Augen, regulierte weiter seine noch immer
beschleunigte Atmung. „Inakzeptabel“, antwortete er heiser. „Ich sollte es ...
nicht benötigen.“
„Aber ... es
hilft. Und du hast es dir selber geholt eben ...“
„Es hilft ...
gegen die Schmerzen ...“, murmelte der Vulkanier leise und machte einen
weiteren kontrollierten Atemzug, schluckte schwer. „Ich habe dich ...
angegriffen.“
„Schon gut. Du
hättest es einfach gleich nehmen sollen.“
Spock
antwortete nicht. Schwieg vor sich hin und begann gleichmäßiger zu atmen.
„Besser jetzt?“
Ein stummes
Nicken, dann öffnete der Vulkanier die Augen und blickte Konis mit
undurchdringlichem Blick an. Wie immer, wenn er eine frische Mekantin Dosis
bekommen hatte, waren seine Sinne rasch wieder geschärft, seine vulkanischen
Kontrollen innerhalb von nur kurzer Zeit wieder am Platz. Nur dieser Mann
schaffte es in völlig erschöpftem und schweißnassen Zustand noch Würde
auszustrahlen, doch auch diese hatte Kratzer abbekommen.
„Ich werde
mich reinigen, kleiden und ... dann bin ich arbeitsfähig“,
Konis seufzte
und stand auf, hielt dem Vulkanier eine Hand hin um ihn vom Boden hochzuziehen.
Spock ignorierte das Angebot und stemmte sich störrisch selber hoch, doch
stabilisierte sich mit einer Hand an der Wand. „Warum diese plötzliche ...
Aufmerksamkeit? Ich bin funktionsfähig.“
„Spock. Ich
bin froh, dass ich dich bei Delek zumindest ...“ Konis sah jetzt erst ein
dünnes Rinnsal dunkelgrünen Blutes ein Bein hinab laufen und schluckte schwer,
blickte wieder in die dunklen harten Augen. „... dass ich dich ... mit vollem
Verstand rausgeholt habe und dass du den Katalysator verkraftet hast. Du wird
den Rest der Nacht ruhen und erst morgen früh arbeiten. Dein Körper benötigt
...“
„Ich weiß,
was mein Körper benötigt. Ich benötige
kein Bett um ... es weiter zu erforschen“, antwortete Spock kühl. „Ich
bin einsatzfähig.“
Konis blickte
auf die Hand, mit der sich der Vulkanier noch immer abstützte und schüttelte
den Kopf, ärgerlich über die Sturheit und. „Du vergisst vermutlich wo du bist.
Sei froh und danke deinem Wissen, dass du überhaupt lebst. Ruh aus ... du
arbeitest erst wieder morgen früh.“ Damit verließ er die Zelle und bedeutete
dem Wärter brüsk abzuschließen.
Einen Moment
war Stille im Innenbereich des Zellentraktes, abgesehen von den Bewegungen und
Geräuschen die der Wärter verursachte. Konis bückte sich und hob seine Waffe
auf, die er neben der Wand deponiert hatte. Er warf dem Wärter einen
vernichtenden Blick zu. „Du hast daneben geschossen ...“
„Agnin, er war
zu schnell. Ihr seid im Schussfeld gewesen“, beteuerte der Wärter.
Konis brummte
unwillig. Er sah einen der persönlichen Wächter in den Innenbereich eilen und
ging noch immer ungehalten zu ihm. „Du kommst zu spät ... ich sagte, er solle
bewacht wer- ...“
„Herr, ....“
„Schweig und
unterbrich mich nicht.“ Konis deutete mit dem Kopf auf den Wärter, der hinter
ihnen an den Zellen stand. „Dein Zu spät Kommen hat Folgen. Er hat zu viel
gesehen. Sorge dafür, dass er nicht mehr in die Lage kommt es jemandem zu
erzählen. Unauffällig!“, fügte er mahnend hinzu.
Die Wache
verzog spöttisch einen Mundwinkel und wurde rasch wieder ernst als er Konis
bohrenden Blick bemerkte. Er nickte rasch. „Ja Herr.“
Konis machte
einen tiefen Atemzug, verbarg seinen Widerwillen als er die Mordlust in den
Augen des Mannes sah und kehrte zurück in die Labors.