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„Wo ist Spock?“
McCoy sah nicht
hoch als Kirk in das Labor stürmte. Er regelte die Einstellung des Mikroskops
herunter und gestikulierte abwehrend mit einer Hand zur Tür ohne das Präparat
aus den Augen zu lassen.
„In einem der
anderen Labors. Schlecht gelaunt und der Prototyp einer vulkanischen Bombe.
Wenn du nicht dein Sonntagsbild von ihm verlieren willst, rate ich dir nicht
hinzugehen“, brummte McCoy kurz angebunden.
„Na du klingst
auch nicht besser. Ich brauche ihn. Ich habe gerade zwei Stunden Bob Wesley
hinter mir, inklusive einiger traxanischer Schreibtischhengste und Behörden.
Spock muss nun doch noch die Brüder persönlich identifizieren und Wesley will
ihn noch sprechen, dann können wir hier endlich weg.“
„Weg hier? Na
Hallelujah.“
„Ja, wird Zeit.“ Seufzend lehnte er sich
neben McCoy an den Tisch und blickte über eine Schulter doch konnte nichts
erkennen. „Was hast du dort?“
„Vielleicht
...“ McCoy sah abrupt hoch. „Die Brüder identifizieren? Jim, seit zwei Tagen
läuft man wie auf rohen Eiern um unseren vulkanischen Ersten Offizier herum. Er
kann dieses Mal nichts dafür und ich weiß, er bemüht sich aber ... er schwimmt
inzwischen in dieser Droge und seine Kontrollen sind nicht gerade vom Besten.
Du meinst, dass das eine gute Idee ist?“
„Nein und es
ist auch nicht meine Idee. Wenn es nach mir ginge ... ach lass“, erwiderte Kirk
stirnrunzelnd und sah sich um. „Hast du einen Kaffee hier?“
„Nein. Aber ich
könnte auch einen gebrauchen wenn du einen holst.“
„Auch eine Art
Droge ... gleich, ich will erst Spock sprechen, dann bringe ich auf dem Rückweg
einen mit.“ Kirk seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust und deutete
mit einer Hand auf das Mikroskop. „Hast du was gefunden?“
McCoy zögerte
und blickte auf das Mikroskop. „Vielleicht ...“
„Vielleicht?“
„Ich prüfe es
gerade und Mr. Supervulkanier hat sich die andere Probe geschnappt und führt
seine eigenen Test durch. Ich sagte schon, dass er sich irgendwo nebenan
verkrochen hat?“ McCoy rollte mit den Augen. „Es war nicht auszuhalten ...
entweder wäre er gegangen oder ich. Er ist dankenswerterweise selber gegangen
bevor ich ihn rauswerfen konnte.“
Kirk runzelte
besorgt die Stirn. „So schlimm?“
McCoy nickte
düster. „Ja, und ... es ist wirklich keine gute Idee, wenn er da runter muss.
Ich schätze, er hat sich immer noch nicht ausgemehrt, was genau dort
vorgegangen ist oder sagt er erinnert sich nicht?“
„Er hat nur
wenig erzählt, aber heute morgen war er relativ ... ausgeglichen.“
„Kunststück.
Weil du da warst und er ausnahmsweise ausgeschlafen war. Er braucht mit diesem
Zeug mehr Schlaf und ignoriert es. Im Moment wechselt er seine Launen von
unnahbar zu gereizt innerhalb von Minuten. Ich weiß nicht, wie er diese
Schwankungen dort unten kontrolliert hat. Vielleicht waren sie noch nicht so
stark. Aber es wird Zeit, dass wir dieses Mittel aus ihm herausbekommen, bevor
er sich selbst oder ich ihm die Kehle durchschneide.“
„Bones“,
schnaufte Kirk. „Er hasst es und du weißt ...“
McCoy
schüttelte den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, lehnte
sich dann im Stuhl zurück. Er machte eine Geste zum Mikroskop. „Ich hab etwas.
Wenn die Ergebnisse stimmen, dann reagiert es mit diesem elendigen Zeug und
hält die Folgeschmerzen zumindest leidlich in Schach, das gäbe ihm eine Chance davon
weg zu kommen ohne sich dabei umzubringen. Er wird die Schmerzen aber dennoch
haben ... abgemildert zwar und nur stoßweise ... aber noch immer ohne
Möglichkeit sie zu kontrollieren oder mit einem weiteren Medikament zu
unterdrücken. Ich untersuche gerade die Nebenwirkungen, die ich nicht brauche
...“
„Das klingt ...
nach einer Möglichkeit. Keine angenehme ...“
„Ja. Aber eine
Möglichkeit.“ McCoy nickte und blickte auf eine Uhr an der Wand. „Wann
beabsichtigst du mit ihm runter zu beamen?“
„Termin ist um
13.30, also in etwas mehr als zwei Stunden“, antwortete Kirk.
„Wie lange wird
das dauern?“
Kirk überlegte
kurz. „Die Identifikation? Sollte schnell gehen. Vielleicht zehn Minuten, wie
lange aber Wesley ihn in die Mangel nimmt kann ich dir nicht sagen. Du meinst
wegen der Injektion?“
„Ja.“ McCoy
runzelte die Stirn. „Dann komm ich besser mit. Er hat die letzte Injektion vor
einer Stunde genommen und wird vielleicht über seine Zeit kommen. Er kann nicht
einfach so eine Injektion mit Dogen mit sich herumtragen. Ich als Arzt schon.
Ich bin mir auch nicht sicher ob er noch diesen drei Stunden Intervall hat. Es
verkürzt sich zunehmend.“
„Okay, dann
kommst du mit. Aber das wird ihm nicht gefallen.“ Kirk stand vom Tisch auf und
seufzte. „Ich geh ihn suchen und die frohe Botschaft verkünden.“
„Mach das. Mir
gefällt auch so einiges nicht.“ McCoy brummte und widmete sich wieder dem
Mikroskop. „Er könnte ja wenigstens mal danke sagen oder so etwas profanes.
Denk an den Kaffee, wenn du wieder kommst.“
***
Seit zwei Tagen
waren sie nun im Orbit um Traxas, die Lexington inzwischen direkt im Orbit
neben ihnen. Es gab Briefings, Lagebesprechungen und Personalabsprachen. Das
meiste Enterprise Personal bis auf einige Techniker war inzwischen wieder von
der Oberfläche abgezogen und fast alle Formalitäten erledigt, bis auf diese
letzte.
Spock hatte
bisher nicht erneut auf den Planeten beamen müssen und die Logistik seiner
Abteilung von Bord aus gesteuert, während sowohl Kirk als auch McCoy sich
abgewechselt hatten ihn zum einen so wenig wie möglich aus den Augen zu lassen
und außerdem regelmäßig alle drei bis dreieinhalb Stunden mit Mekantin zu
versorgen. Die Zeitspannen von anfänglich fast vier Stunden wurden immer
kürzer, lagen inzwischen eher bei drei Stunden, doch McCoy hatte das Mittel
nicht höher dosieren wollen.
Der Arzt hatte
das Mekantin irgendwie organisiert. Kirk hatte nicht danach gefragt woher und
wie er die Droge bekommen hatte, doch der Vulkanier hatte stets mindestens zwei
Injektionen zur Verfügung gehabt, die er sich widerwillig selber gab. Nicht
ohne es jedes Mal bis zum letzten Moment hinaus zu zögern. Die stetige
unausgesprochene Überwachung machte ihn zusätzlich gereizt, mehr jedoch noch
die Nebeneffekte des Mekantins.
Eine junge
Lieutnant die mit hochrotem Kopf und einem unordentlichen Berg Datenträger aus
dem Labor eilte, hätte Kirk beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht als er den
Korridor entlang ging und er sprang rasch aus dem Weg. Sie warf ihm einen
gehetzten Blick zu und grüßte flüchtig.
„Was ist
Lieutnant. Sie sehen verstört aus“, fragte Kirk.
„Nichts Sir.
Entschuldigen Sie. Ich habe ... diese Daten müssen in ...“
Kirk winkte ab.
„Gehen Sie nur. Ist Mr. Spock dort drin.“
Die junge Frau
nickte mit einem undefinierbaren Blick und huschte den Korridor hinunter.
Kirk sah ihr
verwundert hinterher und betrat das Labor.
„Spock?“, rief
er in den verwinkelten Raum. Er bekam keine Antwort und umrundete einen
Raumteiler, fand den Vulkanier über einen Datenauszug gebeugt, mit beiden Armen
auf den Tisch abgestützt und den Kopf gesenkt.
„Spock, ah da
bist du ... warum hast du nicht geantwortet?“
Er bekam erneut
keine Antwort, nicht einmal eine Reaktion. Kirk kam näher und berührte ihn
leicht an der Schulter. „Spock?“
Der Vulkanier
zuckte unwillkürlich zusammen und riss den Kopf herum, wich zurück und ein
stechender Blick durchbohrte Kirk. Erschrocken zog Kirk seine noch in der Luft
hängende Hand weg. Hatte Spock ihn etwa nicht vorher bemerkt?
„Spock was ...“
„Was willst
du?“, fragte der Vulkanier gereizt. „Ich habe zu tun.“
„Ich dachte ...
McCoy sagte mir du bist hier. Hast du mich nicht gehört?“
Spock drehte
sich steif weg. „Du weißt, dass ich momentan keine Präsenzen wahrnehmen kann.“
„Ich habe ...
gerufen. Hören kannst du schon noch.“ Kirk runzelte die Stirn, sah plötzlich
die angestrengten Gesichtszüge im Profil und die zu Fäusten geballten Hände.
Etwas stimmte nicht. War er etwa schon wieder auf Entzug und zögerte es wieder
hinaus? „Spock? Du siehst nicht gut aus. Hast du das Mekantin genommen?“
Spock
antwortete nicht, bewegte keinen Muskel. Kirks Augen fanden das Täschchen mit
den Injektionen auf dem Tisch und er griff langsam danach. Spock war schneller,
erreichte es vor ihm und schnappte es, bevor Kirk es auch nur berührt hatte.
„Ich benötige
keinen .... Babysitter“, zischte der Vulkanier und verengte die Augen. „Du
überwachst mich, glaubst mir nicht?“
Kirk schluckte
als er das Misstrauen und die Feindseligkeit in Spocks Stimme hörte. Ja, er
überwachte seinen Freund und vertraute ihm im Moment nicht, zumindest nicht was
das Mekantin anging. Er war in Sorge und mehr als nur gewarnt, bemühte sich,
seine Stimme ruhig klingen zu lassen. „Du hast mir im Moment noch keine Antwort
gegeben, die ich glauben oder nicht glauben könnte mein Freund“, antwortete
Kirk ausweichend.
Eine der
inzwischen für Kirk durch eigene Erfahrung bekannten Nebenwirkungen war, dass
Spock vermehrt irrational und aggressiv wurde. Doch niemals so stark, dass er
es nicht beherrschen konnte und wenn, dann nur kurz nach einer neuen Dosis oder
während die Entzugserscheinungen einsetzten. Das sollte jetzt eigentlich nicht
der Fall sein. McCoy hatte gesagt vor einer Stunde. Das war eigentlich zu lang.
Es sei denn ...
„Was ist los
mit dir?“, fragte Kirk vermittelnd und behutsam.
„Du weißt es.“
Spock drehte sich erneut weg und ging steif zu einer Kontrolleinheit. Jede
seiner Bewegungen verriet, dass er Mühe hatte. Die Hände, die die Kontrollen
bedienten zitterten. Kirks innere Alarmsirenen schrillten inzwischen
ohrenbetäubend laut.
„Du hast es
nicht genommen, nicht wahr? Du zögerst es wieder hinaus. Wie lange meinst du,
hältst du dieses Mal durch?“, fragte Kirk nun leicht verärgert.
Er würde McCoy
sagen müssen, dass Spock erneut die Einnahme verzögert hatte. Nicht zum ersten
Mal. Wie lange schon? Wahrscheinlich stimmte McCoys Berechnung, dass er die
letzte Injektion vor einer Stunde hätte nehmen müssen, bereits lange nicht
mehr.
Spock reagierte
nicht, arbeitete stoisch weiter und drehte ihm den Rücken zu. Der Arzt hatte
also nicht übertrieben mit Spocks Launen. Vermutlich hatte der Vulkanier sein
persönliches Toleranz Experiment bereits begonnen, als er noch im anderen Labor
gewesen war. Daher die Gereiztheit. Es wäre nicht das erste Mal, das er eine
Injektion hinausgezögert hätte.
Kirk seufzte,
lehnte sich an den Tisch und visierte das Täschchen mit Injektionen an, was der
Vulkanier wie McCoy seine Medizinischen Instrumente an seiner Uniformhose
befestigt hatte. Im Notfall würde er es schnell benötigen und musste wissen, wo
der Vulkanier die Spritze aufbewahrte. Doch er konnte im Moment nichts tun. Er
konnte ihn allenfalls betäuben und es ihm gezwungenermaßen geben, doch wie?
Spock war um ein vielfaches stärker. Ein Phaser war nicht in Reichweite. Also
konnte er nur warten, bis der Vulkanier von selber aufgab, wenn ihn die
Schmerzen übermannten.
„Wie lange
schon?“, fragte Kirk schließlich wachsam, nachdem er mehrere Minuten zugesehen
hatte, wie Spock mühsam Daten eingab und Proben vorbereitete.
Spock warf ihm
einen ärgerlichen Blick zu. „Du störst mich. Ich kann mich nicht konzentrieren.
Es ist besser wenn du gehst.“
„Ich werde
nicht gehen. Bemüh dich nicht. Wie lange schon?“, wiederholte er seine Frage.
In etwas weniger als zwei Stunden mussten sie herunter beamen. Kirk blickte
quer durch das Labor und dann zur Wanduhr und ihm entging dadurch der plötzlich
verkrampfte Rücken des Vulkaniers.
Hätte Spock
nicht einen Träger mit Proben fallen gelassen, hätte er es nicht bemerkt. Kirk
drehte gerade noch rechtzeitig den Kopf herum um zu sehen wie der Vulkanier wie
in Zeitlupe in sich zusammensank und direkt auf den Tisch mit den offenen
Proben zufiel. Er würde sich verletzen oder schlimmeres.
„Verd- ...“
Kirk reagierte sofort, sprang zu ihm und bekam ihn im letzten Moment an den
Schultern zu fassen. Er riss ihn durch seinen eigenen Schwung mit sich und
gemeinsam fielen sie hart zu Boden.
„Spock, es
reicht mir ... kannst du es nicht einfach ...“ Kirk zog sich wütend unter dem
schweren Vulkanier hervor und rollte ihn auf den Rücken. „... nehmen? ...“
Seine Worte
blieben ihm im Hals stecken als er den Vulkanier ansah. Wachsweiß, die Augen
halb geöffnet doch keine Pupillen sichtbar. Er atmete nicht und reagierte
nicht. Leblos. Kirk fühlte panisch den Puls doch fand keinen. Ohne zu zögern
sprang auf und hechtete an das Interkom.
„Kirk an McCoy.
Komm sofort hierher. Lab 7. Sofort!“, schrie er hinein und eilte zurück zu dem
reglosen Vulkanier.
„Spock.“ Er
rüttelte ihn, doch es kam noch immer keine Reaktion. „Spock ... wach auf, verdammt.“
Nichts.
Kirk suchte
hektisch an Spocks Uniform nach dem Täschchen und fand es. Zwei volle
Injektionen waren darin, wie er vermutet hatte. Spock hatte die letzte Dosis
nicht genommen. Kirk holte eine heraus und war unsicher ob er sie ihm geben sollte.
Kein Puls, keine Atmung? Das waren keine Entzugserscheinungen, oder doch? Spock
lag wie tot, die Lippen unnatürlich dunkel. Das konnte nicht sein.
Die Türen
zischten auf noch währen Kirk panisch überlegte was zu tun wäre. „Jim? Was ist?
Du klangst als ob ...“ Der Arzt kam um den Raumteiler geeilt und die Worte
erstarben in seinem Mund als er ihn und Spock auf dem Boden sah.
Ohne weitere
Zeit zu verlieren kniete er sich neben sie und untersuchte den Vulkanier,
fühlte den Puls, suchte eine andere Stelle am Hals und schüttelte den Kopf.
„Warum atmet er nicht?“ Er bog den schlaffen Kopf nach hinten, untersuchte die
Luftröhre. Eine andere Hand tastete blind an Spocks Seite, fühlte das Herz und
ein Fluch entkam dem Arzt. „Nichts ... was zum ...“
Er warf einen
knappen Blick auf die Injektion in Kirks Hand und die andere in der geöffneten
Tasche und fluchte wieder. „Das darf nicht wahr sein ... hast du nichts
gemerkt? Wann ist das passiert?“
„Eben gerade“,
stammelte Kirk. „Bones. Er ... atmet nicht und ...“
„Nein ...“
McCoy hatte bereits begonnen rhythmischen Druck dort auszuüben, wo das
vulkanische Herz sein musste, sah gehetzt hoch zu Kirk. „Beatmen, ... wenn ich
es sage und dann ... holst du ein Medteam her. Ich habe nichts hier ...“,
schnaufte McCoy angestrengt.
Kirk hatte das
Gefühl auf Autopilot zu laufen, suchte nach Erklärungen dass sein Freund wie
ein gefällter Baum einfach umgekippt war. Es konnte nicht sein. „Er ist einfach
...“
„Jetzt! Halt
ihm die Nase zu und Luft ... in den Mund ...“, befahl McCoy barsch, zwischen
mehreren keuchenden Atemzügen.
Kirk tat was
McCoy sagte. Seine Gedanken waren plötzlich wie ein weißes Tuch. Blank. Alles
war irreal, in Watte gepackt und dumpf. Herzstillstand? Spock? Aber wie? Warum?
Nicht denken, handeln. Beatmen. Spock brauchte Luft. Kirk blies dem Vulkanier
so viel Luft in die Lungen wie er konnte.
„Genug. Schnell
... medizinisches Notfallteam“, schnaufte McCoy seine Kommandos und begann
wieder die Herzmassage an der linken Seite des Vulkaniers.
Kirk stolperte
zum Intercom. Er hatte Sterne vor seinen Augen durch seine eigene
Hyperventilation, doch er ignorierte sie. „Medizinisches Notfallteam in Lab 7
... sofort“, krächzte er in das Gerät und wartete nicht auf die Antwort, eilte
wieder zu McCoy der verbissen versuchte den Vulkanier am Leben zu erhalten.
„Was ist mit
ihm?“
„Beatmen. Noch
mal ...“, gab McCoy die einzige schroffe Antwort.
Kirk zögerte.
„Er hat das Mittel nicht genom-...“
„Diskutier
nicht. Beatme ihn ... oder er hat keine Chance ...“, schnauzte McCoy
ungehalten.
Kirk tat es,
verdrängte den Gedanken daran, dass er diese Lippen gerne unter anderen
Umständen berührt hätte. Er erkannte den Geschmack und Geruch wieder. Spock. Im
Lift und ein weiteres Mal in der Kabine. Panik und Sorge breitete sich in ihm
aus. Es konnte nicht sein.
„Gut ... hör
auf, ... nicht zu viel“, japste McCoy.
Ein weiteres
Mal zählte der Arzt bis 15 während er mit aller Kraft den kräftigen Herzmuskel
bearbeitete. Schweißperlen zeichneten sich auf seiner Stirn ab und er sah hoch
zu Kirk. „Jetzt ... noch mal .... Verdammt wo bleiben die?““
Kirk blies
Spock erneut Luft in die Lungen. In dem Moment öffneten sich die Türen und das
medizinische Team eilte herein.
„Beatmen,
intubieren ... sofort und einen Scanner ... kein Cordrazin. Defibrilator. Jim
geh aus dem Weg“, schrie McCoy sofort seine Anordnungen mit geübter
Professionalität. Er schnappte ein Skalpell aus einer Tasche und schnitt
unzeremoniell Spocks Uniform über der Brust auf, streckte eine Hand aus und
einer der noch atemlosen Assistenten schlug ihm ein Gerät hinein.
„Scanwerte?“,
forderte McCoy.
„Herzschlag ...
Null, Blutdruck ... bei 12 rasch sinkend, Puls ... nahe Null ... kaum existent
... rasch sinkend. Sauerstoffsättigung ... sinkend, weit unter der Grenze ...”,
kam sofort die Antwort einer jungen Medizinerin. „Doktor, es ist zu ...“
„Noch nicht
...“, schnappte McCoy.
Kirk stand wie
gelähmt an der Seite, hielt sich verkrampft am Tisch fest und sah zu wie McCoy
ein Gerät an Spocks Seite ansetzte.
Ein Assistent
bog den Kopf des Vulkaniers in den Nacken, schob ihm eine Röhre in den Mund und
Rachen und setzte eine Maske darüber, schloss es hastig an ein Gerät an.
„Sauerstoff ... bereit ... intubiert. Fertig.“
„Okay ... aus
dem Weg“, rief McCoy und sämtliche Hände verschwanden vom Körper des
Vulkaniers. Spocks Körper bäumte sich auf, als elektrische Ströme durch seine
Muskeln und Nerven gejagt wurden und sich hörbar statisch entluden. Kirks Magen
drehte sich um und er kniff die Augen zusammen.
Stille und atemloses
Schnaufen der Mediziner, sofern sie nicht die Luft anhielten. Ein leises
ansteigendes Fiepen erfüllte den Raum, wurde lauter und zeigte den
Ladungsstatus an.
„Negativ ...“,
meldete eine Frauenstimme. „Nulllinie ...“
„Noch mal“, kam
McCoys energische Stimme. „Komm schon du vulkanischer Dickkopf.“
„Sauerstoff
jetzt bei 30 ... passiv“, meldete ein Assistent. „Hirnfrequenzen werden
schwächer. Wir verlieren ihn ...“
„Nein! So
einfach macht er sich nicht davon ... Hände weg ...“ McCoy setzte erneut an. Wieder
bog sich Spocks Körper unter seinen Händen durch, als Spannung hindurch gejagt
wurde. Er fiel schlaff wieder auf das Deck zurück. Die anschließende Stille
dehnte sich aus. Nur das leise Zischen der Beatmung war zu hören.
Kirk starrte
blind auf die Szenerie vor sich. Er hielt die Luft an, hörte überlaut das
Fiepen des sich wieder aufladenden Defibrillators und wartete. Worauf? Starb
sein Freund dort vor seinen Augen? War er schon ... Kirk horchte in sich
hinein, doch fühlte nichts. Müsste er es nicht fühlen? Alles war dumpf, wie im
Nebel. Spock lebe, schrie seine Seele.
„Positiv ...“,
meldete plötzlich die Frauenstimme. Eine relativ junge Arzthelferin. Sie sah
erleichtert hoch. „Wir haben ihn. Schwach ... noch .... unregelmäßig zwischen
20 und 30 ... zu wenig ...“
„Das reicht ...
zum Überleben.“ McCoy ließ die angehaltene Luft entweichen, warf das Gerät auf
den Boden und schoss Kirk einen kurzen ernsten Blick zu. Er nickte knapp, dann
drehte er sich wieder zu Spock. „In die Krankenstation mit ihm, schnell ...
Keine Medikamente ich brauche die Blutwerte. George, wie sind jetzt die
Sauerstoffwerte?“
„Immer noch bei
30, das ist ...“
„... zu wenig.
Ich sehe es. Irgend etwas blockiert die Atmung und verhindert die
Sauerstoffaufnahme des Blutes.“ McCoy gab dem Mediziner den Scanner zurück und
half den Vulkanier vorsichtig auf die Trage zu hieven und die Instrumente daran
zu befestigen. „Intensiv. Er wird in einigen Minuten zu sich kommen aber er
bleibt intubiert und ... er wird es nicht mögen und sich wehren. Bindet ihn
fest. Verstanden? Schnell ...“
Die Assistenten
nicken und ließen die Anti G Trage mit Spock zur Tür schweben.
„Ich komme
sofort nach“, rief McCoy hinterher und wirbelte zu Kirk herum. Es war ihm
anzusehen, dass er schreien wollte doch als er Kirks bleiches Gesicht sah
runzelte er besorgt die Stirn.
„Du hast einen
Schock. Komm mit Jim, den Termin mit Wesley kannst du erst mal vergessen.“ Ohne
auf eine Antwort zu warten griff McCoy ihn am Oberarm und zog Kirk rennend
hinter sich her aus dem Labor.