Titel: Morgenstund'...
(Apr. 05)
Autor: Lady Charena
Fandom: Die
Dinos / Tatort
Codes:
Humor, G
Beta T'Len
Archiv:
TOSTwins, ffp
Der erste
Versuch einer Antwort auf die Crossover-Challenge
Summe:
Großmutter Ethel findet den Garten der Sinclairs von gefährlichen Schädlingen
heimgesucht - von Menschen!
Disclaimer:
Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren
liegen bei den jeweiligen Inhabern.
Eine
Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder
diese Inhaberrechte zu verletzen.
Es war ein herrlicher
Morgen. Die Sonne erhob sich - mächtig orange, wie Earl sagen würde - über
Pangäa. Aus dem Urwald drangen gedämpft die Laute der erwachenden Natur in den
von Fran mit großer Sorgfalt gepflegten Garten. Einen reißerischen, alten
Schlager aus ihrer Jugend vor sich hinsummend, schipperte Ethel mit ihrem
Rollstuhl im Garten umher. In ihrem Alter brauchte man nicht mehr viel Schlaf
und außerdem hatte sie gestern Abend an einem Baum ein paar Pilze gesehen, die
sie in das Frühstück des Baumschubsers schmuggeln wollte. Um ihrem ungeliebten
Schwiegersohn einen Streich spielen zu können, war ihr keine Stunde zu früh.
Sie lenkte den Rollstuhl in den
hinteren Teil des
Gartens, rollte aber nicht bis ganz an den Baum heran. Denn hier war der Boden
sumpfig und sie würde Earl nicht die Genugtuung gönnen, mit dem Rollstuhl im
Schlamm stecken zu bleiben. Doch was Ethel sich einmal in den Kopf gesetzt
hatte, das bekam sie auch. Und so streckte sie die Arme aus und schlug die
Pilze mit ihrem Stock vom Baumstamm, wobei sie sich mit einem breiten Grinsen vorstellte,
es wäre Earls dicker Schädel, auf den der Stock
herunterkrachte. Dies
rächte sich jetzt, da sich herausstellte, sie hatte mit etwas zu viel Schwung
zugeschlagen. Die meisten der Pilze waren in ein nahegelegenes, ziemlich
dorniges Gestrüpp gekullert, zu dem Ethel jetzt murrend ihren leise surrenden
Rollstuhl lenkte, um sie aufzusammeln.
Als sie munter mit ihrem
Stock zwischen den stacheligen Ranken herumstocherte, stieß sie plötzlich in
etwas Weiches. Hatte sich da etwa irgendein Tier verkrochen? Womöglich eins von
diesen gefräßigen Säugetieren, die sich jetzt immer häufiger auch in der Stadt herumtrieben?
Ethel stocherte weiter und traf - und hörte triumphierend ein Schmerzensgeheul
aus dem Gestrüpp kommen. "Habe ich dich erwischt, du Ungeziefer."
Doch plötzlich tauchte
zwischen den Ranken eine kleine, schmutzige Hand auf und griff den Stock. Es
wurde heftig daran gezerrt und überrascht ließ Ethel los. Na so was war ihr
doch noch nie passiert! Sie schob rasch die bereits eingesammelten Pilze in
ihre Handtasche und wendete dann den Rollstuhl, zurück zum Haus zu rollen.
Als sie in die Küche
kam, stand Robbie vor dem Kühlschrank und schien sich nicht zwischen den
Appetitäffchen-Resten vom Abendessen und dem Mikrowellen-Schnellgericht mit
Fledermäusen entscheiden zu können. In der einen Hand hielt er die Schüssel mit
den Resten von Frans gepflegter Hausmannskost, in der anderen das
Schnellgericht, das Ethel aus dem Altersheim mitgebracht hatte. Sie bekam von Fledermäusen
nämlich immer Blähungen und wusste sehr wohl, wie wild ihre Enkel auf das
Fertigfutter waren. Frannie hatte jedoch die Streitereien zwischen dem
Sinclair-Nachwuchs (und womöglich Earl) vorausgesehen und entschieden, dass
vorerst niemand das Fertiggericht bekam.
Als Robbie seine
Großmutter sah, ließ er fast vor Schreck den Teller fallen. "Oh. Hi, Oma.
Du... du bist heute aber früh auf."
"Guten Morgen, mein
Schätzchen", begrüßte Ethel ihn. "Gib' deiner Großmutter einen
Guten-Morgen-Schmatz."
Seufzend stellte Robbie
seinen Snack in den Kühlschrank zurück und küsste seine kichernde Oma auf die
Wange.
"Hast du heute
irgendetwas besonderes vor, weil du schon so früh wach bist, mein Junge?",
fragte Ethel, die doch genau wusste, dass man ihren Enkel sonst an einem
Samstagmorgen nicht vor dem Mittagessen aus dem Bett brachte.
"Spike und ich
wollen zu einem Fußballspiel der Vierbeiner. Das findet auf der anderen Seite
des großen Sumpfes statt, bei den Nusswäldern." Robbie wippte auf den
Fußballen hin und her und stopfte die Hände in die Jackentaschen. "Wir
nehmen zwar Spikes Motorrad, aber die Fahrt ist trotzdem lang."
Ethel schüttelte betrübt
den Kopf. In ihrer Jugend hatte sich kein anständiger Zweibeiner mit einem
Vierbeiner abgegeben. Eher wäre man in eine Teergrube gehüpft. Was waren das
nur für neue Zeiten! Das ihre Fran Robbie erlaubte, so was zu tun - darüber
musste sie unbedingt mal mit ihrer Tochter sprechen.
Wie gerufen trat in
diesem Moment Fran in die Küche. Sie trug noch ihren Morgenmantel und gähnte.
"Mutter? Robbie? Was tut ihr beide denn schon um diese Zeit auf?"
"Hast du vergessen,
dass ich mit Spike verabredet bin? Wir wollen zu diesem Fußballspiel."
Robbie griff nach einer Tasche, die bereits fertig gepackt an der Tür stand.
"Natürlich,
Robbie." Fran umarmte ihren Ältesten. "Und sag' Spike, er soll
vorsichtig fahren!"
"Na klar doch, Mum.
Ciao,
Mum. Ciao, Großmutter. Ich warte draußen
auf Spike." Damit nahm Robbie seine Tasche und verschwand nach draußen,
bevor noch jemandem auffiel, dass er für den Reiseproviant den Kühlschrank
geplündert hatte.
"Guten Morgen, mein
Engelchen." Ethel klopfte zufrieden auf ihre Handtasche. "Du weißt
doch, wie das mit uns alten Leuten ist, wir brauchen nicht mehr so viel Schlaf
und da war ich schon mal im Garten..." Apropos Garten, da fiel ihr doch
etwas ein... "Fran, ich habe..."
"Mutter, können wir
später darüber sprechen? Das Baby hat Hunger und hat mich geweckt." Fran
gähnte erneut und öffnete den Kühlschrank. Eine kleine pelzige Hand reichte ihr
ein Fläschchen, auf das sie einen Sauger schraubte.
"Aber es ist
wirklich wichtig, im Garten sind..."
"Hunger! Hunger!
Hunger! Füttert das Baby! Hunger! Hunger! Hunger! Nicht-die-Mama!"
"Fran, wo bleibst
du?" Earl erschien in der Küchentür, das Baby auf dem Arm, das nach seinem
Essen schrie und dabei unablässig mit den Fäusten auf Earls mächtiges Haupt
trommelte. "Das kleine Monster treibt mich noch in den Wahnsinn."
"Gib' mir das
Baby." Routiniert nahm Fran ihrem Gatten das Kleinkind ab und schob dem
rosa Windelmonster den Sauger des Fläschchens in den Mund. Sofort herrschte bis
auf Babys entzücktes Schmatzen herrliche Stille.
Earl nahm die Zeitung
vom Tisch, die Robbie an diesem Morgen schon hereingeholt hatte und blätterte
brummig in den Pangäa-News. Er hatte immer schlechte Laune, wenn er an einem
Samstagmorgen zu früh von seinem Jüngsten geweckt wurde und sich dann am
Frühstückstisch seiner Schwiegermutter gegenüber sah.
"Was ist denn hier
schon für ein Krach?" Charlene kam in die Küche und schnappte sich den
Modeteil der Zeitung. "Vorsicht vor Meteoritenschauern über
Nord-Pangäa", las sie laut die Titelzeile vor.
"Im Garten
sind...", hob Ethel erneut an.
Das Baby hatte sein
Fläschchen geleert und schleuderte es über die Schulter - zielgenau auf Earls
Nase, der ausgerechnet in diesem Augenblick aufsah. Sein Schmerzgeheul mischte
sich mit dem hämischen Kichern des jüngsten Sinclair-Sprösslings.
Fran sah ihren Jüngsten
tadelnd an, klopfte ihm dann auf den Rücken und setzte das Baby nach erfolgtem
Bäuerchen in seinen Hochstuhl. Sofort begann das Baby damit hin und her zu
wippen. "Spielt mit dem Baby. Mir ist langweilig. Ich bin das Baby, habt
mich lieb."
"Charlene, lass
deinem Vater die Zeitung und hilf mir beim Tischdecken", wies sie ihre
Tochter an.
"Hört' mal, im
Garten sind..."
Earl seufzte. "Was
ist nun schon wieder los, Schwiegermama?", fragte er. "Fran hat mich
doch gezwungen die Teergrube abzudecken." Irgendwie hatte er ja immer
gehofft, Ethel würde da eines Tages reinrollen, mit tatkräftiger Unterstützung
ihres Schwiegersohnes, natürlich. Leider verstand Frannie überhaupt keinen
Spaß, wenn es um ihre Mutter ging.
"IM GARTEN SIND
HÖHLENMENSCHEN!!!" Ethel mochte zwar alt sein und etwas gebrechlich, doch
ihre Stimme war noch immer ausgesprochen kräftig.
Earl fuhr hoch und stieß
fast Fran die Schüssel aus der Hand, die sie gerade auf den Tisch stellen
wollte. "Höhlenmenschen? Hier? Die sind doch längst ausgerottet in dieser
Gegend."
"Aber Sparky haben
wir doch auch im Wald gefunden", wandte Charlene ein, die immer noch mit
Wehmut an den zahmen Höhlenmenschen dachte, der eine Zeitlang bei ihnen lebte,
bevor sie ihn in die Freiheit entlassen hatten.
"Das war eine
Ausnahme." Earl runzelte die Stirn und dachte nach. "Vielleicht war
es nur irgendein Säugetier, das sich verlaufen hat." Er grinste, die
Vorstellung, dass seine Schwiegermutter vor einem Säuger Angst hatte, gefiel
ihm irgendwie.
Ethel fuhr ihm mit dem
Rollstuhl über den Schwanz. "Du Trottel", höhnte sie. "Einer von
ihnen hat mir meinen Stock weggezogen. Ich habe ganz deutlich seine Hand
gesehen, es war ein Höhlenmensch." Leise vor sich hinkichernd rollte sie
weiter zur Küchentür. "Beweg deinen faulen Hintern hierher, Earl Sinclair
und kümmere dich gefälligst um das Ungeziefer im Garten. Bevor man sich versieht,
vermehren die sich und fallen über alles her, was wächst. Oder willst
du, dass sich deine
Kinder beim Spielen irgendeine dieser merkwürdigen Höhlenmenschenkrankheiten
holen?"
Fran wandte sich an
ihren schmollenden Ehemann. "Nun sieh' doch einmal nach, Earl. Damit
Mutter beruhigt ist. Und mir wäre es auch lieber, wenn im Garten alles in
Ordnung ist. Du weißt, dass mich heute Nachmittag Monica besuchen kommt und wir
wollten draußen Kaffee trinken."
Grimmig - doch
angesichts so viel weiblicher Befehlsgewalt hilflos - stapfte Earl zur
Küchentür und folgte Ethel, die voranrollte um sicher zu stellen, dass ihr
dämlicher Schwiegersohn auch den Weg fand.
* * *
Kurz vorher, draußen im
Garten
"Thiel - erinnern
Sie mich, dass ich nie wieder mit Ihnen in ein Restaurant gehe, das Ihr Vater
empfohlen hat! Überhaupt, erinnern Sie mich daran, dass ich nie wieder mit
Ihnen Essen gehe." Professor Karl Friedrich Boerne versuchte etwas Grünes,
Schleimiges von seinem Schuh zu streifen, das ungeachtet seiner Bemühungen
weiter Richtung Hosenbein kroch.
Frank Thiel warf den
Stock weg und zuckte mit den Schultern. "Ich verstehe ja auch nicht, was
passiert ist."
"Was passiert
ist?" Boerne war endlich das lästige Krabbeltier losgeworden und rückte
seine Brille zurecht. "Das ist doch wohl eindeutig. Man hat uns vergiftet,
unter Drogen gesetzt, aus dem Weg geräumt. Wir befinden uns mitten in einer
erstklassigen Halluzination. Wenn ich wieder wach bin, werde ich sofort eine Blutbestimmung
vornehmen. Bei Ihnen natürlich auch. Obwohl das bei Ihnen auch Alberich machen
kann... Sie wissen nicht, wie diese Frau mit Spritzen umgeht!" Er grinste,
doch in diesem Moment traf den Forensiker ein Zweig im Gesicht und er verlor
schlagartig jeden Funken von Humor. "Ich wusste doch gleich, dass das
nicht gut ausgeht, als dieser zwielichtige Typ Sie erkannt hat", mäkelte
er und hielt sich die Seite. "Falls ich nicht vorher an inneren
Verletzungen sterbe." Obwohl, wenn das nur eine Halluzination war...? Konnte
man an Verletzungen sterben, die man während einer Halluzination zu erleiden
glaubte? Er grübelte einen Moment darüber nach, entschied aber, diese Frage
zurück zu stellen. "Oder man hat uns betäubt, entführt und irgendwo in der
Wildnis ausgesetzt!"
Dieser zwielichtige Typ
war einer der Revoluzzerfreunde seines Vaters und nicht besonders gut auf
Polizisten zu sprechen - genau wie Herbert Thiel - was vielleicht auch zum Teil
daran lag, dass Frank dem Haschanbau seines Vaters einen Riegel vorzuschieben
drohte. Den einer Gefängniszelle nämlich.
"Wildnis?",
brummte Thiel ironisch und schob sich durch das fast mannshohe Gras. "In
Münster?" Er versuchte dahinter zu kommen, was passiert war. Sie hatten in
der Kneipe gegessen, vor sich den Abschlussbericht eines gerade aufgeklärten
Falles und dann, kurz nachdem der Kaffee serviert worden war - Blackout! Als
sie zu sich kamen, saßen sie in einem struppigen Gebüsch in einer fremden Umgebung
und jemand stocherte mit einem Stock nach ihnen. Nachdem Boerne sich einen
heftigen Rippenstoß eingefangen hatte, war es dem Hauptkommissar der Münster
Kriminalpolizei gelungen, den Stock zu packen und ihrem unsichtbaren Gegner zu
entreißen.
"Dann halt eben
woanders", wischte der Gerichtsmediziner den Einwand beiseite.
"Bestimmt haben die uns etwas von dem Zeug in den Kaffee getan, das Ihr
Vater hinter dem Haus anbaut", beklagte sich Boerne weiter, während er
abwechselnd seine Seite hielt oder versuchte, sich an den scharfkantigen
Grashalmen nicht zu schneiden, die Thiel rücksichtslos nach hinten schnellen
ließ. "Na, dieser Typ, wie hieß er noch? Schäfer. Dieser Freund Ihres
Vaters." Boerne betastete sein Schienbein, irgendetwas hatte sich gerade
hineingebohrt. Er hoffte inständig, dass es nur ein Dorn oder Zweig gewesen war
und nicht der Saugrüssel von irgendetwas Unaussprechlichem.
Thiel stoppte und drehte
sich um. "Vielleicht finden wir heraus, was los ist, wenn Sie endlich Ihre
Klappe halten und statt dessen mal ein bisschen Tempo zulegen", meinte er
ungehalten.
Eingeschnappt schloss
Boerne den Mund wieder. Bitte, er hatte es nicht nötig, seine Perlen vor die
Säue zu kippen. Sollte doch Thiel sehen, wie er alleine zurechtkam.
"Na bitte, geht
doch." Thiel ging weiter und entdeckte eine Art Zaun, roh aus Latten
zusammengezimmert. Und dahinter lag so etwas wie ein Feldweg. Die Zivilisation
hatte sie wieder. Er stoppte plötzlich und Boerne lief fluchend auf den
Hauptkommissar auf.
"Passen Sie doch
auf!", fuhr er Thiel an und rückte seine Krawatte zurecht. "Wir sind
doch hier nicht im Urwald..." Er räusperte sich.
Thiel hob die Hand, an
der der gleiche Schlamm wie an seiner ganzen Kleidung klebte. Im Gegensatz zu
Professor Boerne, der nur mit den Annäherungsversuchen merkwürdiger Insekten zu
kämpfen hatte, war Thiel nämlich in einer Schlammpfütze aufgewacht.
"Still!", befahl er. "Hören Sie das nicht?", fügte er im
Flüsterton hinzu. "Stimmen!"
In diesem Moment erbebte
der Boden wie bei einem Mini-Erdbeben. Ein beißender Qualmgeruch stieg den
beiden Männern in die Nase. Und dann wurde es dunkel um sie.
* * *
"Hier ist überhaupt
nichts." Earl richtete sich brummelnd wieder auf, nachdem er seinen
massigen Körper zwischen die Dornenranken gequetscht hatte, eine Wurzel übersah
und auf die Nase fiel. Was Ethel natürlich mit begeistertem Applaus quittierte.
"Du hast dir das nur eingebildet, liebe Schwiegermutter."
"Ich weiß, was ich
gesehen habe." Ethel reckte den dünnen Hals. "Da! Da drüben ist mein
Stock. Hol' ihn mir."
Earl tat, was ihm
aufgetragen wurde - weniger um Ethel einen Gefallen zu tun, als um sich nicht
mit Frannie anzulegen. Denn wie gesagt: Fran verstand keinen Spaß, wenn es um
Ethel ging. "Lass uns ins Haus zurück, ich will frühstücken", brummte
er, nachdem er den Stock Ethel in die Hand gedrückt hatte. Er machte sich auf
den Rückweg. Die Alte hatte doch Halluzinationen. Höhlenmenschen mitten in der
Stadt. Sie lebten doch nicht mehr in der Wildnis wie unzivilisierte Dinos!
Ethel sah sich noch einmal
scharf um. Man konnte nicht vorsichtig genug sein, diese Biester waren
schlauer, als sie aussahen. Sie wusste, wovon sie sprach. Als sie klein gewesen
war, hatte ihr Vater sie immer auf die Jagd mitgenommen. Damals hatte es noch
keine Supermärkte gegeben. Aber dafür massenhaft Höhlenmenschen, die einem das
Essen vor der Nase wegklauten. Langsam lenkte sie den Rollstuhl zurück zum
Haus. Sie lächelte. Ihr waren die Pilze in ihrer Handtasche wieder eingefallen.
Sie legte an Tempo zu. Schließlich durfte Earl doch nicht sein Frühstück
versäumen...
* * *
"Thiel, wenn ich
von diesem Ding hier herunter bin", drohte Boerne. "Drehe ich Ihnen
den Hals um. Ich weiß genau, wie man das macht, schließlich hatte ich... schon
unzählige... auf dem Tisch..." Der Rest seiner Worte wurde undeutlich, als
er zu Husten begann und einer der Sanitäter eine Sauerstoffmaske über seinen
Mund stülpte.
Frank Thiel richtete
sich von seiner Liege auf und sah sich um. Das Lokal, in dem sie gegessen
hatten, war ein rauchender Trümmerhaufen. Der Hauptkommissar sah an sich herab.
Seine Kleidung war schmutzig, angesengt und zerrissen. "Was ist
passiert?", fragte er einen Kollegen, der plötzlich in seinem Blickfeld
aufgetaucht war.
"In der Küche ist
die Friteuse explodiert", erklärte der Polizist. "Die ganze Bude hat
sofort Feuer gefangen. Gut, dass wir
Sie und den Professor so
rasch gefunden haben. Der Notarzt meint, wenn Sie den Rauch noch länger
eingeatmet hätten, dann hätte das bleibende Schäden hinterlassen können."
Thiel beobachtete
Boerne, der dem Notarzt gerade eine Vorlesung zu halten schien und legte sich
mit einem Seufzen zurück. "Schäden? Nein, ich hatte nur
Halluzinationen", brummte er. "Glaube ich zumindest... Oder haben Sie
hier auch irgendwo zufällig Dinosaurier gesehen?"
Ende