Titel: And I saw
him and through his disguise
Autor: Lady Charena
Fandom: Merlin
Episode: 1x07 The Gates of Avalon, 1x10 The Moment of Truth
Prompt: 055. Crime
Wörter: ~ 6125
Charaktere: Arthur Pendragon, Merlin, Gaius, Uther, Morgana, Gwen
Pairing: - -
Rating: AU, gen, pg, oneshot
Beta: T‘Len
Archiv: ja
Summe: Arthur erfährt Merlins größtes Geheimnis. Seine Magie.
Anmerkung/Warnung: alternate universe – offensichtlich. Alle Zitate aus 1.10
The Moment of Truth, falls nicht anders angegeben. Titel ist ein Zitat aus “I
believe” von Emerson, Lake & Palmer. Kleiner Spoiler (oder genauer gesagt,
ein Zitat aus) für Season 2 am Ende. Kann nach Wunsch auch als pre-slash
betrachtet werden.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Cover-Art zur Story http://ladycharena.livejournal.com/291572.html
Merlin: I trust Arthur with my life.
William: Is that so? So he knows your secret then? Face it, Merlin. You're
living a lie just like you were here. You're Arthur's servant, nothing more.
Otherwise you'd tell him the truth.
Von außen betrachtet, mit den Augen einer Person, die nichts von den Gesetzen
und dem Leben in Camelot wusste, wäre es eine amüsante Szene gewesen; sogar
eine zum-auf-die-Schenkel-klatschen-und-lachen-bis-es-weh-tat.
Doch Arthur Pendragon war alles andere als zum Lachen zumute, als er an seiner
nassen Kleidung herunter sah; auf die Pfütze, die sich um seine Stiefel bildete
und er spürte, wie kaltes Wasser aus seinen Haaren in den Nacken rann. Dann hob
er langsam den Blick und sah den Eimer, der über ihm schwebte, als wäre er mit
unsichtbaren Fäden an der Decke befestigt worden. Der Eimer schwebte mit dem
Boden nach oben, nun leer, und ein einzelner Tropfen löste sich von seinem Rand
und fiel… direkt auf Arthurs Nase.
Er blinzelte und sah Merlin an, der auf seinem Bett kniete, ein Buch an die
Brust gepresst, sein Gesicht eine Maske blanken Entsetzens.
Arthur starrte wieder den Eimer an, der direkt über ihm schwebte und für einen
Moment hoffte er, es würde ein weiterer Schwall kalten Wassers aus ihm kommen
und ihn aufwecken. Oder besser noch, das Wasser würde nicht aufhören zu fließen
bis es ihn ertränkt hatte.
Dann knallte der schwere Holzeimer auf den Boden, dicht genug neben Arthur,
dass er den Aufprall nicht nur hörte, sondern tatsächlich spürte und er sich
instinktiv zur Seite warf. Er rutschte in der Pfütze aus und fand sich
plötzlich mit dem Rücken gegen die Tür gepresst wieder.
Merlin schien das Geräusch ebenfalls aufgeschreckt zu haben; das Buch glitt aus
seinen Händen und blieb aufgeschlagen liegen – Arthur konnte eine Zeichnung
sehen… eine Quelle… und Worte in einer Schrift, die nicht vertraut aussah.
Er hob die nun leeren Hände wie bittend, die Handflächen nach oben gedreht.
„Arthur.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und wäre es nicht so
still in der Kammer gewesen, dass Arthur seinen eigenen, rasenden Herzschlag
hören konnte, hätte er ihn fast nicht verstanden. „Arthur… es tut mir leid. Ich
wollte nicht… ich dachte nicht, dass jemand… ich…“ Er brach ab und starrte
Arthur mit Augen an, die weit und groß und wild waren, wie die eines
aufgeschreckten Pferdes kurz vor dem Durchgehen. „Es tut mir leid“, wiederholte
er. „Es tut mir leid.“
Arthur fand die Stabilität der Holztür in seinem Rücken äußerst beruhigend. „Ich…“
Seine Stimme klang rau und unsicher und er räusperte sich, bevor er es erneut
versuchte. „Ich bin auf der Suche nach Gaius.“
Das war der Grund, warum er hier war. Also, hier in Merlins Kammer. Eigentlich
sollte er jetzt überhaupt nicht in Camelot sein. Er war ein paar Stunden zuvor
auf einen Jagdausflug geritten und sie hatten nicht geplant, vor Einbruch der
Nacht zurück zu sein. Doch dann war Sir Kay durch die Decke eines dicht an der
Oberfläche liegenden Fuchsbaus gebrochen und sein Knöchel schwoll an wie ein
Weinschlauch, dessen Inhalt verdorben war, so dass Arthur beschloss, den
Ausflug abzubrechen und nach Camelot zurück zu kehren. Es sah ohnehin so aus,
als würde es bald anfangen zu regnen und wirklich, er hasste es, bei Regen im
Wald umher zu kriechen, wo das Wild sich wesentlich intelligenter verhielt und
Unterschlupf suchte; wo seine Stiefel und seine Lederweste bei jeder Bewegung
unangenehm quietschten und die Armbrust feucht und rutschig in seinen Händen
wurde, wenn das Holz aufquoll.
Also kehrten sie um und Arthur beschloss, persönlich zu Gaius zu gehen und ihn
zu informieren, dass er einen Patienten hatte und möglicherweise gleich Merlin
die frohe Botschaft mitzuteilen, dass er seinen freien Tag vergessen konnte.
Merlin würde quengeln und klagen und Arthur würde vorgeben, darüber verärgert
zu sein und ihn seine Rüstung polieren lassen. Und Merlin würde auf dem Boden
vor dem Kamin sitzen und ihm aufsässige Blicke zuwerfen, während er das Metall
blank polierte und die Lederriemen einölte, um zu verhindern, dass sie trocken
und rissig wurden und in Gefahr liefen, während eines Kampfes zu reißen.
Vielleicht würde er Merlin erzählen, wie ihm sein Vater seine erste Rüstung mit
zwölf hatte anpassen lassen und ihm sagte, er würde nie wieder etwas Wichtigeres
tragen - abgesehen von seiner Krone. Merlin würde Desinteresse heucheln und
etwas darüber murmeln, dass er glücklicherweise damals noch nicht in Camelot
gewesen war, sonst hätte er auch diese Rüstung poliert. Worauf er antworten
würde: „ja, ebenso schlecht“ und für eine Weile wären alle Unterschiede
zwischen ihnen (die ohnehin noch nie wirklich von Bedeutung gewesen waren)
verschwunden, als wären sie einfach nur zwei Freunde, die sich kabbelten und
die Nähe und Vertrautheit erkundeten, die neue und interessante Gefühle in ihm
wachgerufen hatte.
Doch Gaius war nicht in seiner Kammer und als Arthur Stimmengemurmel aus
Merlins Kammer hörte, trat er einfach ein – so, wie Merlin es immer tat, ohne
zu klopfen und sich sonst irgendwie anzukündigen – und wurde mit einem Schwall
kalten Wassers begrüßt, der unerwartet von oben kam.
Arthur wünschte sich zurück in den Wald, in den Regen, er hätte sogar mit einem
Sturm vorliebgenommen – alles besser, als Merlin dabei zu ertappen, wie er…
Arthur stoppte sich selbst, bevor er den Gedanken zu Ende bringen konnte, zu
ungeheuerlich sogar um es auch nur zu denken.
Merlin starrte ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen, oder als wäre
er es, der volle Wassereimer schweben ließ – Arthur zuckte bei dem Gedanken
innerlich zusammen – und welche Reaktion er offenbar auch immer erwartet hatte,
offenbar nicht die, die Arthur zeigte.
Arthur wollte verdammt sein, wenn er wusste, welche Reaktion angemessen war,
wenn man gerade herausgefunden hatte, dass sein Freu… sein Diener…
offensichtlich Magie anwandte. Mitten in Camelot, mitten im gottverdammten
Schloss, in einem Königreich in dem schon der bloße Verdacht genügte, um Leute
auf den Scheiterhaufen zu bringen und Köpfe unter der Axt des Henkers rollten.
„Gaius ist nicht hier“, erwiderte Merlin schließlich nach etwas, das sich wie
eine kleine Ewigkeit anfühlte.
Man konnte sich doch immer drauf verlassen, dass Merlin das Offensichtliche
aussprach. „Wenn er zurückkommt…“ Arthur wandte sich zum Gehen, seine Bewegungen
steif und schwerfällig wie die eines alten Mannes. Seine Lederweste knarzte
leise und seine Stiefel drohten auf dem feuchten Holzboden wieder zu rutschen.
„…sag‘ ihm, er hat einen Patienten.“
Bevor Arthur die Tür ganz geöffnet hatte, war Merlin an seiner Seite, die Augen
weit und besorgt und groß genug, dass sie sein komplettes Gesicht zu
vereinnahmen schienen und seine Hände griffen nach Arthurs Arm.
„Was ist passiert?“, fragte er, atemlos als wäre er durch die endlosen
Korridore gerannt, anstatt nur ein paar Schritte zwischen Bett und Tür zurück
zu legen. „Du bist verletzt? Wo bist du verletzt? Vielleicht kann ich…“, stieß
Merlin hervor, während seine Augen hektisch über Arthur flogen.
Er ließ ihn einen Moment gewähren, hauptsächlich weil er selbst noch zu
geschockt von den Ereignissen der letzten Minuten war, um sofort zu reagieren.
Doch dann löste Arthur Merlins Klammergriff um seinen Arm. „Ich bin nicht
verletzt, es ist Sir Kay.“ Er war sich nicht sicher, ob es eine verspätete
Reaktion auf vorher oder ob es die Erleichterung in Merlins Gesicht war, die
dazu führten, dass er ihn von sich stieß und Merlin auf dem Hosenboden landete,
mitten in der Pfütze, in der Arthur vor kurzem noch gestanden hatte.
Er verließ die Kammer, ohne sich noch einmal umzudrehen, und als er sich im
Innenhof wiederfand, begann er zu laufen ohne darauf zu achten, wohin er
rannte; oder darauf, dass er einige Male fast jemand umrannte; bis er keine
Luft mehr bekam und schwarze Punkte in seinem Blickfeld tanzten und seine Muskeln
schmerzten. Erst dann sah er sich um und erkannte, dass er sich bereits
außerhalb der Stadtmauern befand und halb auf der Brücke. Es regnete.
Arthur lehnte sich mit dem Rücken gegen den kalten, glitschigen Stein neben der
Straße und ließ sich daran herunter gleiten, bis er im staubigen Gras saß. Er
legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, während der Regen auf sein
Gesicht prasselte.
* * *
Hunith: He must care for you a great deal.
Merlin: Arthur would do the same for any village. That's just the way he is.
Hunith: It's more than that. He's here for you.
Merlin: I'm just his servant.
Hunith: Give him more credit than that. He likes you.
Merlin: That’s probably because he doesn’t know me. And if he did I’d probably
be dead by now.
Hunith: You don’t really believe that, do you?
Es regnete noch immer, als Arthur aus dem Fenster seiner Kammer starrte, in
Gedanken verloren an seiner Unterlippe zupfend.
Er war schließlich ins Schloss zurückgekehrt, hatte seinem Vater von seiner
Rückkehr informiert und nach Sir Kay gesehen, der mit bandagiertem Knöchel
dasaß und sich den gutmütigen Spott seiner Freunde gefallen lassen musste.
Arthur blieb nur kurz, die nasse Kleidung eine ständige Erinnerung an das, was
vorgefallen war. Er wies ein Dienstmädchen, das er auf dem Korridor vor seiner
Kammer antraf, an ein Feuer zu machen und verschwand hinter den Wandschirm, um
sich aus seinen tropfenden Kleidern zu schälen. Als er damit fertig war, hielt
ihm niemand ein Tuch hin, damit er sein Haar trocknen konnte und niemand hatte
warme und trockne Kleidung auf dem Bett ausgebreitet und wartete darauf, ihm
beim Ankleiden zu helfen. Und im Moment war es genau das, was Arthur
bevorzugte.
Als es an der Tür klopfte, war sein Haar längst trocken und das Feuer hatte mit
der warmen Kleidung ihren Dienst getan und ihn aufgewärmt. Abgesehen von dem
kalten, harten Punkt in seinem Brustkorb, den kein Feuer der Welt wärmen
konnte.
So starrte er in den Regen hinaus und versuchte Ordnung in das Gefühlswirrwarr
aus Betrug und Ärger… und nicht einem geringen Maß Sorge, obwohl die beiden
anderen eindeutig überwogen… zu bringen, das in ihm tobte wie der Regensturm
draußen über die Stadt toste. Er musste entscheiden, was er mit diesem Wissen
anfing; diesem Geheimnis, das er lieber nicht enthüllt hätte.
Er konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken nach Ealdor zurückglitten, zu
Merlins Verhalten, das plötzlich einen ganz anderen Sinn ergab und er konnte
nicht anders, als einen heißen Stich von Wut zu fühlen, als ihm klar wurde,
dass Merlin ihn angelogen hatte. IHM. DIREKT. INS. GESICHT. GELOGEN. HATTE. Es
war nicht sein Freund Will gewesen, der den Sturm herbeigerufen hatte, so viel
war jetzt klar. Deshalb der Ausdruck von Schuldgefühlen in Merlins Gesicht,
wann immer er ihn ansah. Es hatte auf dem Ritt zurück, während der Tirade
seines Vaters und nach Tage danach an ihm genagt. Es hatte ihn reizbar gemacht
und dazu geführt, dass er Merlin anfuhr und etwas daneben geschütteter Wein,
der beim Abendessen mit Uther und Morgana auf seinem Ärmel landete, dazu
führte, dass Merlin sich mit dem Abdruck seiner Hand auf der Wange auf dem
Boden wiederfand, und eine Nacht im Kerker verbrachte. Selbst Uther hatte
überrascht reagiert und gefragt, ob alles in Ordnung wäre. Morgana hatte eine Woche
lang kein Wort mit ihm gesprochen und Merlin eigenhändig eine ihrer warmen
Decken gebracht.
Merlin hatte ihm am nächsten Morgen das Frühstück gebracht, wie immer, und
obwohl er blass und müde und besorgt aussah und sich generell wie eine nervöse
Katze um ihn benahm, war kein Wort über Ealdor und Will und den Vorfall beim
Abendessen zwischen ihnen gefallen.
Das schreckliche Gefühl, verraten worden zu sein von jemand, dem er zu
vertrauen geglaubt hatte; jemand, für den er an einem Strand gesessen hatte und
vermeintlich Gift trank, verschwand zwar nicht von einem Tag auf den anderen,
aber die Wut tat es. Und Arthur sagte sich, es wäre gut, zu wissen wie loyal
Merlin war, selbst wenn seine Loyalität in diesem Fall der falschen Person
gegolten hatte. Und irgendwann neckte er Merlin dafür, dass er zu spät gekommen
war und Merlin wiedersprach und behauptete, dass er pünktlich wäre und dass
auch für Prinzen die gleiche Zeit wie für alle anderen Menschen galt. Sie
hatten sich angesehen und gelacht und von da an war es wieder besser geworfen.
Besser als besser, vielleicht sogar.
Doch was er jetzt empfand, war tausendmal schlimmer und Arthur hatte keine
Ahnung, was er damit anfangen sollte. Obwohl er sich fragte, was es zu bedeuten
hatte, dass er nicht sofort seinen Vater informiert hatte und Merlin jetzt in
einer Kerkerzelle saß und auf seine Hinrichtung wartete. Er war wütend, oh so
wütend und verletzt und sein Stolz war gekränkt, dass jemand wie Merlin ihn
hatte täuschen können. Merlin, der den Trottel spielte und freche Antworten mit
den unschuldigsten blauen Augen der Welt gab. Der über ihn lachte und ihn
aufzog, als wären sie gleichgestellt und kannten sich bereits ihr ganzes Leben
lang.
Nur dass er noch nie so deutlich gesehen hatte, dass er Merlin nicht im
Geringsten kannte. Selbst das, dessen er sich gestern noch sicher gewesen war,
stand jetzt in Frage.
Es klopfte erneut und Arthur verschränkte die Arme vor der Brust, den Blick
weiter aus dem Fenster gerichtet. „Herein.“
Er dreht sich nicht um und wer immer in die Kammer trat, sprach kein Wort. Er
hörte das Klappern von Holz auf Holz, dann Metall auf Holz und das leise
Gluckern, als ein Becher gefüllt wurde. Der Geruch nach Essen erfüllte die Luft
und sein Magen knurrte vorwurfsvoll; erinnerte ihn daran, dass er seit dem
Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Arthur bezweifelte trotzdem, dass er
etwas hinunter bekam, seine Kehle war wie zugeschnürt.
Da waren leise Schritte und dann tauchte auf der Scheibe vor ihm der matte
Abglanz eines vertrauten Gesichts auf, weiß wie ein Geist gegen die Dunkelheit
draußen. Merlin. Arthur ballte die Hände zu Fäusten.
„Ich habe das Abendessen gebracht, my lord.“
Es war Merlins Stimme, aber sie klang nicht wie Merlin. Merlin hatte nie
ängstlich und zögernd geklungen, oder so nervös, nicht einmal in den
stürmischen Momenten ihres ersten Zusammentreffens oder als Arthur ihn an
seinem ersten Tag in seinen Diensten einen schlammigen Stiefel an den Kopf warf
– Merlin hatte zu spät reagiert und ihn nicht gefangen, es war nicht so, als
hätte Arthur das mit Absicht getan – und ihm befahl, ihn zu putzen.
Arthur schwieg, denn er war sich nicht sicher, was über seine Lippen kommen
würde, wenn er aufhörte, sie so fest zusammen zu pressen, dass die Muskeln in
seinem Unterkiefer bereits zu schmerzen anfingen.
Nach einer Weile hörte er ein leises Seufzen - halb erstickt, als hielte Merlin
sich eine Hand über den Mund, um den Laut zu unterdrücken - und Schritte und
dann die Tür.
Erst sehr viel später wandte sich Arthur endlich vom Fenster ab und stocherte
appetitlos in seinem inzwischen kalten Abendessen herum.
** *
Hunith: You can't let Arthur know about your gift.
Merlin: Why not? Maybe it's meant to be this way. And if he doesn't accept me
for who I really am, then... he's not the friend I hoped he was.
Der Regen hörte auf und ein neuer Tag brach an. Als Arthur wach wurde – sein
unruhiger Schlaf mit merkwürdigen Träumen von schwebenden Eimern und anderen
seltsamen Dingen wie im bestmöglichen Moment von Bäumen fallenden Ästen und
plötzlichen, unterirdischen Luftzügen, die eine Fackel auflodern ließen und
einen afanc in Asche verwandelten und dem Gefühl, zu ertrinken, geplagt – stand
auf dem Tisch sein Frühstück bereit und über dem Fußende seines Bettes, außer
Reichweite der Laken, die er zerknüllt und von sich gestoßen hatte, lag die
richtige Kleidung für den Patrouillenritt, den er an diesem Morgen unternehmen
wollte.
Er hatte entweder tiefer geschlafen, als er gedacht hatte oder Merlin endlich
gelernt, sich so leise und unsichtbar zu verhalten, wie die restlichen
Dienstboten im Palast. Richtig, dazu wären schon magische Fäh… Arthur brach den
Gedanken abrupt ab und der Funke an Amüsement, der für einen Augenblick
aufgeblitzt war, als er vergessen hatte, was passiert war, erstarb.
Er wusch sich, zog sich an und ließ das Frühstück stehen. Er hatte keinen
Hunger.
Anstelle von Merlin brachte ihm einer der Stalljungen sein gesatteltes Pferd
und wenn sich irgendjemand darüber wunderte, oder über seine
Kurzangebundenheit, so wagte es doch niemand, etwas dazu zu sagen. Arthur
fühlte sich entsetzlich einsam.
Müde und verschwitzt – die Wege waren nach dem Regen am Vortag kaum mehr als
schlammige Trampelpfade und mehr als einmal waren ihre Pferde gerutscht und
geschliddert – kehrte Arthur zurück. Er erstattete seinem Vater kurz Bericht
und war aus der Tür, kaum dass Uther genickt hatte.
Arthur kickte die Tür hinter sich zu, und dann die Stiefel von den Füßen. Seine
Hose war bis über die Knie hinauf mit Schlamm bespritzt. Er hatte Schlamm an
den Ärmeln und er vermutete, sogar in den Haaren, aufgewirbelt von den Hufen
der Pferde.
Auf dem Tisch war ein Imbiss aus Brot und Fleisch gerichtet; Ale und ein Teller
mit getrockneten Früchten fehlten ebenfalls nicht. Doch was sein Herz wirklich
schwer werden ließ, war der Anblick der mit dampfendem Wasser gefüllten Wanne
neben dem Kamin. Seife und Tücher lagen daneben bereit und als Arthur
vorsichtig eine Hand ins Wasser tauchte, fand er, dass es genau die Temperatur
hatte, bei der er am liebsten badete. Seine Muskeln schmerzten von der
konstanten Anspannung, die er nicht abschütteln konnte und ein heißes Bad würde
die Kälte aus seinem Körper vertreiben, doch er starrte auf seine Hand, auf die
Tropfen die von seinen Fingerspitzen zurück in die Wanne fielen und er konnte
nicht anders, als an den Tropfen Wasser denken, der sich von dem über ihm
schwebenden Eimer gelöst hatte. Es war einfach unmöglich, dass Merlin in den
wenigen Minuten nach seinem Eintreffen im Schloss und der Berichterstattung bei
seinem Vater, die kaum länger in Anspruch genommen hatte, und vor seinem
Eintreten in die Kammer, Wassereimer aus der Küche hierher geschleppt und die
Wanne gefüllt hatte - und die Temperatur genau so war, wie er sie haben wollte.
Nicht, wenn er es wie jeder normale Mensch getan hatte. Aber wer Eimer schweben
lassen konnte, konnte vielleicht auch Wasser warmmachen und Wannen füllen.
Er fragte sich plötzlich, wie oft Merlin unter seinen Augen Magie angewandt
hatte, ohne dass er etwas davon bemerkte und der Gedanke schmerzte wie eine
Pfeilwunde.
Nach einer Weile fiel ihm auf, dass das Wasser noch immer warm war, obwohl er
lange genug hier stand, dass es beträchtlich abgekühlt sein hätte müssen und
Arthur floh aus dem Raum als wäre ein Greif hinter ihm her. Er stoppte erst,
als er auf dem Übungsplatz ankam und machte sich dann mit einem wütenden Schrei
daran, eine der aus Holz und Stroh gefertigten Trainingsfiguren in Brennholz zu
verwandeln. Ein besonders heftiger Hieb führte dazu, dass sich sein Schwert in
der dicken Stange, die die traurigen Überreste der Figur im Boden verankerten,
verkeilte und es ihm aus der Hand geschlagen wurde. Arthur taumelte einen
Schritt zurück, fand gerade noch sein Gleichgewicht wieder und stand reglos,
die Augen zu Schlitzen verengt, seine Hand vom Aufprall kribbelnd und halb
taub. Dann begann er die verbliebenen Planken des Grundgerüsts mit den Händen
herunter zu reißen, ohne auf die Splitter zu achten, die er sich in die Haut
riss.
Arthur setzte sich schwer atmend in das zertretene Gras und bemerkte zum ersten
Mal, dass er barfuß war.
* * *
Will: So what’s stopping you. What if Arthur finds out.
Merlin: I don’t expect you to understand.
Will: Try me.
Merlin: One day Arthur will be a great king but he needs my help. And if anyone
ever finds out about my powers, I’d have to leave Camelot for good.
Als er in seine Kammer zurückkam, war das Wasser kalt und für einen Moment gab
sich Arthur der Hoffnung hin, er hätte sich nur eingebildet, dass Merlin es mit
Magie zuvor daran gehindert hatte, ab zu kühlen. Er wusch sich den verkrusteten
Schlamm ab und zwang sich dann, etwas zu essen, obwohl sich auf seinem Teller
genauso gut Schweinefutter hätte befinden können, so wenig schmeckte er davon.
Sein Körper brauchte die Nahrung.
Geraume Zeit später – Arthur lag auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf
verschränkt – klopfte es erneut. Obwohl er nicht antwortete, wurde kurz darauf
die Tür geöffnet. Arthur schluckte eine scharfe Erwiderung hinunter, als er
sah, dass es Gaius war, der langsam näher kam.
Er setzte sich auf und betrachtete den alten Mann, den er sein ganzes Leben
lang gekannt hatte, misstrauisch. Gaius Gesicht war freundlich, wie immer, doch
seine Augen gaben Besorgnis preis. Arthur beschloss, dass er lieber nicht wissen
wollte, ob Gaius von Merlins Magie wusste, ob er es die ganze Zeit gewusst
hatte und dass er Merlin dabei geholfen hatte, sie alle zu täuschen. IHN zu
täuschen.
„Sire?“, fragte der alte Mann.
Gaius’ Augen musterten ihn und Arthur hatte plötzlich mit dem Drang zu kämpfen,
all die Wut, Verwirrung und Gekränktheit heraus zu lassen. Doch er war kein
Kind mehr, das seinen Gefühlen mit einem Wutausbruch Luft machen konnte.
Er sackte zurück, legte den Arm über die Augen und fragte sich, ob Gaius gekommen
war, um ihm zu sagen, dass Merlin Camelot verlassen hatte. Der Gedanke tat
überraschend weh, obwohl er es insgeheim erwartet hatte.
„Ich sehe mir das besser mal an“, sagte Gaius und Arthur blickte zu ihm auf,
als der alte Mann seine Hand nahm und mit einem Kopfschütteln seine Handfläche
betrachtete.
Arthur setzte sich auf und sah zu, wie Gaius – der, wie er erst jetzt bemerkte,
seine Tasche dabei hatte – geschickt die Splitter aus seinen Handflächen
entfernte und die Wunden reinigte. Seltsam, er hatte sie bisher gar nicht
bemerkt. Doch nun brannten seine Handflächen, als hätte er sie zu dicht ans
Feuer gehalten.
Endlich schien Gaius zufrieden und packte seine Sachen zurück in die Tasche. Er
sah Arthur an und schien etwas zu sagen zu wollen – überlegte es sich dann
offenbar anders und neigte nur den Kopf.
Gaius stoppte an der Tür und wandte sich zu ihm um. „Der Junge hat nicht in
böser Absicht gehandelt, Sire.“
Arthur erwiderte nichts. Er hielt den Blick auf seine Handflächen gesenkt, bis
er hörte, wie sich die Tür hinter Gaius schloss.
* * *
So ging es fortan. Merlin machte sich unsichtbar. Arthur kam zurück vom
Training und Essen stand bereit; frische Kleidung für seine Teilnahme an den
Audienzen auf dem Bett ausgebreitet. Seine Kammer war sauberer als sie es je
gewesen war, bevor Merlin in seine Dienste getreten war und es gab keine
Unordnung mehr. Seine Kleidung schien von selbst frischgewaschen in seinem
Schrank aufzutauchen, seine Stiefel und seine Rüstung waren stets blank
gewienert. Da er nie jemand anderes in seinen Räumen antraf, musste es Merlin
sein, der dafür verantwortlich war. Bei offiziellen Anlässen und Banketts, bei
denen ihm sonst Merlin bediente, kümmerte sich ein Junge darum, das sein Becher
und sein Teller nie leer wurden. Arthur machte sich nicht die Mühe, ihn nach
seinem Namen zu fragen. Er war still und seine Manieren perfekt und wagte
nicht, Arthur in die Augen zu sehen, wie es sich gehörte.
Arthur vermisste Merlin, der nie in der Lage gewesen war, seinen Mund oder
seine Ellbogen im Zaum zu halten und der ungebührliche Kommentare über die
Anwesenden in sein Ohr flüsterte, wenn er sich vorbeugte, um Wein
nachzuschenken. Er vermisste ihn hinter sich lautstark durchs Unterholz krachen
zu hören, während sie auf der Jagd waren und er vermisste Merlins Klagen, wenn
er nach dem Training seine Rüstung zu putzen hatte.
Arthur vermisste ihn so sehr, dass es sich anfühlte, als presse jemand die
Spitze eines Messers in seine Rippen.
Er führte zum Leidwesen seiner Ritter zusätzliche Trainingseinheiten ein,
unternahm nächtliche Patrouillengänge mit der Stadtwache und verbrachte Stunden
damit, hölzerne Ziele in ihre Bestandteile zu zerlegen. Nichts davon schien in
der Lage, die Wut, die wie eine offene Wunde in ihm schwärte, zu besänftigen.
Schließlich nahm sogar Uther davon Kenntnis, dass Merlin nicht mehr an seiner
Seite war, doch Arthur presste die Lippen zusammen und behauptete, dass er
Merlin an Gaius ausgeliehen hatte, der ihn dringender benötige. Uther zögerte
kurz, nickte dann und ging zum nächsten Thema über. Morgana versuchte ihn ein
paar Mal darauf anzusprechen, doch er tat einfach so, als habe er keine Ahnung,
von was sie spreche und schließlich gab sie es auf.
Aus Tagen wurden Wochen und Wochen verwandelten sich in Monate und Arthur
fühlte Merlins Abwesenheit wie das Fehlen einer in der Schlacht verlorenen
Hand. Er hatte sich nie zuvor so einsam und so gefangen in seinem Zuhause
gefühlt. Vor Merlin hatte er nichts anderes gekannt, als die Rolle, in die er
hineingeboren worden war; nicht gewusst, wie es war, anders als mit Respekt und
Furcht behandelt zu werden. Bevor Merlin mit seinen großen Augen und seinem
unverbesserlichen, respektlosen Mundwerk und den komischen Ohren vor seine Füße
gestolpert war…
Er ertappte sich bei blasphemischen Gedanken darüber, ob Magie einfach eines
der unerklärlichen Dinge an Merlin war, wie seine Angewohnheit, alberne
Halstücher zu tragen und über seine eigenen Füße zu stolpern. Arthur war Uthers
Sohn und als der war er mit dem Hass für alles, was mit Magie zu tun hatte,
groß gezogen worden. Und doch brachte er es nicht über sich, Merlin zu hassen.
Er konnte sich nicht vorstellen, wie Merlin irgendjemand Schaden zuzufügen
versuchte, nicht wie Nimueh oder Edwin – nicht Merlin, der wie ein Kind geweint
hatte, als Arthur das Einhorn tötete und der an keinem Tier vorbei ging, ohne
es zu streicheln und für Morgana Blumen pflückte, um sie aufzumuntern… Das
passte einfach nicht mit dem Bild vom bösen Magier zusammen, das ihm sein Leben
lang eingetrichtert worden war.
Arthur fühlte sich, als würde er in zwei Richtungen gleichzeitig gezerrt und er
konnte sich nicht entscheiden, in welche er gehen sollte.
Es war seine Pflicht gegenüber dem König, dem Königreich und seinen Gesetzen,
seinen Vater darüber aufzuklären, dass sich jemand in Camelot – im Schloss
sogar – mit Magie beschäftigte. Er wusste nicht, wie er mit diesem Wissen
seinem Vater gegenübertreten sollte, selbst wenn er nicht völlig mit Uthers
Ansichten übereinstimmte. Dass er gegen den ausdrücklichen Befehl gehandelt und
Mordred befreit hatte, lastete schon schwer genug auf seinem Gewissen, auch
wenn er nicht finden konnte, dass er falsch gehandelt hatte.
Aber er hatte auch eine Pflicht gegenüber Merlin, der ihm das Leben gerettet
hatte – und wie er inzwischen vermutete – häufiger als er das bemerkt hatte.
(Valiants Schlangen hatten noch Wochen nach dem Turnier seine Alpträume
bevölkert und es war Merlin, der herausgefunden hatte, das Valiant Magie
benutzte, um seine Gegner zu töten.)
Zum ersten Mal in seinem Leben sah sich Arthur mit mehr Fragen als Antworten
konfrontiert und es gab niemand, den er um Rat fragen konnte.
* * *
Hunith: You have to go, Merlin. You belong at Arthur's side. I've seen how much
he needs you, how much you need him. You're like two sides of the same coin.
Und dann stürzte eines Tages Gwen auf ihn zu, als er gerade dabei war, sein
Pferd abzusatteln, mit Tränen in den Augen und zerzausten Haaren. Für einen
Moment war er überzeugt, Morgana wäre ein Unheil zugestoßen, denn ihre Worte
ergaben keinen Sinn. Er griff Gwen bei den Schultern und sagte ihr, sie solle
tief Luft holen und sich etwas beruhigen, bevor sie ihre Worte wiederhole.
Sie holte tief Luft und dieses Mal hatte Arthur keine Schwierigkeiten, sie zu
verstehen.
„Merlin ist weg. Gaius kann ihn nirgendwo finden und seine Sachen sind auch
verschwunden. Er hat Camelot verlassen.“
Arthur wandte sich abrupt ab und beschäftigte sich mit seinem Sattelgurt. Es
war gut, dass Merlin gegangen war. Es war die beste Lösung von allen. Er konnte
das ganze vergessen. Er musste seinen Vater nicht mehr belügen und Merlin lief
nicht in Gefahr, seinen Kopf zu verlieren. Bis zu diesem Augenblick war ihm
nicht klar gewesen, dass ein Teil seines Zorns sich in Besorgnis verwandelt hatte
und zumindest diese Last war ihm von den Schultern genommen. Wo immer Merlin
war, er war überall sicherer als in Camelot.
Er würde nicht darüber nachdenken, dass es bedeutete, noch er noch ein Stück
einsamer geworden war.
„Wir müssen ihn suchen gehen“, sagte Gwen und riss ihn damit aus seinen
Gedanken. „Sire? Bitte. Merlin gehört doch hierher, egal was passiert ist.“ Das
letzte sagte sie sehr leise.
Arthur sah sie an und fragte sich, ob sie Merlins Geheimnis kannte. Er öffnete
den Mund, um ihr zu sagen, dass es ihn nicht interessierte, was Merlin tat.
Stattdessen sagte er: „Vielleicht ist er zurück nach Ealdor. Ich denke, Gaius
sagte etwas davon, dass er Heimweh hat.“
Gwen schüttelte den Kopf. „Dann hätte er es uns gesagt oder davon gesprochen,
dass er zurückkommt.“ Sie zögerte. „Bitte, Sire… Arthur. Ich glaube nicht, dass
er wirklich gehen wollte, aber er… er war so traurig… und…“ Sie brach ab und
senkte den Blick.
Arthur warf einen Blick auf Camelot, und er hatte das Gefühl, als blicke er auf
all das, was sein Leben bisher ausmachte. Bis Merlin darin aufgetaucht war.
Dann schwang er sich auf sein Pferd. „Ich bringe ihn zurück“, sagte er zu Gwen,
die ihn überrascht, aber voller Zuversicht ansah. „Notfalls binde ich ihn aufs
Pferd.“ Er lenkte sein Tier in einem Kreis um Gwen herum, Richtung Tor. „Wenn
mein Vater fragt, wo ich bin, ich bin… auf der Jagd.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, presste er seinem Pferd die Fersen in die
Flanken.
* * *
Merlin: I just didn’t fit in anymore. I wanted to find somewhere I did.
Arthur: Had any luck?
Merlin: I’m not sure yet.
Arthur hielte sein Pferd an und fuhr sich durch die Haare. Er hätte sich die
Zeit nehmen sollen und Gwen fragen, ob sie irgendeine Ahnung hatte, in welche
Richtung Merlin gegangen war. Ob er sich an die Straßen hielt oder einfach
querfeldein ging. In den Wald oder in die Berge. Die Möglichkeiten waren
zahllos und wo sollte er anfangen zu suchen?
Er sah sich um. Wenn er sich nach rechts wandte, gelangte er in den Bereich des
Waldes, in dem sich die Höhle des Questing Beasts befunden hatte, der Ort an
dem er fast gestorben wäre. Würde Merlin sich dorthin wenden?
Nein.
Dann in die andere Richtung. Arthur wusste, dass sich dort irgendwo ein See
befinden musste. Er hatte davon geträumt, mit Sophia dort gewesen zu sein und
mit Merlin und mit den Bildern verbunden war das Gefühl, keine Luft zu
bekommen… vielleicht war es auch kein Traum gewesen, er konnte sich nicht mehr
sicher sein. Plötzlich war es leichter zu glauben, dass Merlin tatsächlich versucht
hatte, ihm zu sagen, dass Sophia kein normales Mädchen war und sie ihn
verzaubert hatte; dass an diesem See etwas passiert war, dass ihm fast das
Leben gekostet hatte – als dass Merlin ihn mit einem Stück Holz k.o. geschlagen
hatte, um zu verhindern, dass er mit Sophia durchbrannte.
Er wandte sich nach links, behielt die Richtung bei, auch als das Unterholz zu
dicht wurde, und er das Pferd angebunden zurück ließ, um zu Fuß weiter zu
gehen.
Der Abend dämmerte schon und Arthur begann, an seinem Verstand zu zweifeln. Was
machte er hier? Aber es war das gleiche Gefühl, dass ihn vorantrieb wie damals,
als er das Schloss gegen den ausdrücklichen Befehl seines Vaters verließ, um
die Morteus-Blume zu finden. Oder als er Merlin und seiner Mutter nach Ealdor
nachritt. Es war… das Gefühl, genau das Richtige zu tun.
Er stolperte über eine Wurzel und fing sich fluchend gegen einen Baumstamm ab,
um nicht der Länge nach hinzuschlagen, als er den Rauch roch. Schwach, aber
unverkennbar. Er befand sich in der Nähe einer Feuerstelle.
Arthur schloss die Hand um den Knauf seines Schwerts – man konnte schließlich
nie wissen, wer sich in diesen Wäldern herumtrieb – und ging vorsichtig weiter.
Schließlich erreichte er den Waldsaum. Vor ihm öffnete sich die Landschaft zu
einem See, hinter dem man in der Ferne schneebedeckte Berge sah. Er spürte
einen unwillkürlichen Schauer durch seinen Körper rinnen und die Haare in
seinem Nacken stellten sich auf, als flüstere ihm jemand Warnungen ins Ohr.
Plötzlich hatte er ganz deutlich Sophias Gesicht vor Augen, wie sie seine Hand
nahm und mit ihm ins Wasser trat. Dann war das Bild verschwunden und
stattdessen sah er die Feuerstelle dicht am Ufer. Und eine Gestalt, die dabei
saß, ihm den Rücken zuwandte, um auf den See hinaus zu starren.
Merlin.
Arthur zögerte, unsicher wie er sich verhalten sollte. Er hatte nicht wirklich
geglaubt, Merlin zu finden und sich nicht überlegt, was er zu ihm sagen wollte,
wenn er ihn fand.
Er trat langsam von Waldrand weg, durchquerte den schmalen Uferstreifen und
setzte sich neben Merlin, dicht genug dass seine Schulter die von Merlin
streifte. Dicht genug, dass er das Zusammenzucken des anderen spürte.
Über dem Wasser tanzten Glühwürmchen.
„Ich…“ Arthur brach das Schweigen. „Ich brauche einen neuen Diener. Der letzte
war absolut unfähig.“
Merlin sah ihn an. „Oh ja?“, erwiderte er und schlang die Arme um die
angezogenen Knie. Es waren die ersten Worte, die sie seit Monaten gewechselt
hatten. „Hat er alles falsch gemacht?“
Arthur fand einen Stein neben seinem Fuß, der plötzlich seine Aufmerksamkeit zu
fesseln schien, hob ihn auf und drehte ihn in den Fingern. „Nein. Er hat alles
richtig gemacht“, sagt er. „Mehr als richtig, denke ich. Er hat mir das Leben
gerettet und alles für mich getan, und ich habe nichts davon bemerkt.“
„Vielleicht wollte er nicht, dass es jemand merkt.“ Merlin hob die Hand, die
Handfläche nach oben gedreht. „Vielleicht hatte er Angst, was passiert, wenn es
jemand bemerkt.“
Arthur warf den Stein in den See und schreckte die Glühwürmchen auf. „Ich habe
Gwen versprochen, dass ich dich zurückbringe.“
„Ich kann nicht zurück. Nicht mehr.“
„Ich werde es niemand sagen.“ Arthur überraschte sich selbst mit der
Bestimmtheit in seinen Worten. Wann hatte er eine Entscheidung getroffen? Wo
war seine Wut geblieben? Er sah Merlin an. “Wir können vergessen, dass ich…
ich… etwas gesehen habe.“ Vielleicht war es nur ein Trick des Lichts, aber für
einen Moment sah Merlin enttäuscht und traurig aus – fast so, als hätte er eine
andere Antwort erwartet. Aber es gab keine andere Antwort. Er konnte sich nicht
dem König widersetzen oder die Gesetze ändern, alles was er tun konnte, war zu
schweigen. Um Merlin zu schützen. Um ihn zurück zu bekommen.
Merlin nickte nach einem Moment, doch Arthur hatte noch immer das Gefühl, dass
er ihn enttäuscht hatte. „Merlin, ich habe…“, …dich vermisst. Aber die Worte
blieben in seinem Hals stecken. Sie auszusprechen würde ihn verletzbar machen.
Er konnte keine Schwäche zeigen.
Merlin lächelte. Es war nur ein Schatten seines sonstigen, strahlenden
Lächelns, doch Arthur war gerade nicht besonders wählerisch. „Ich habe es auch
vermisst, dir deinen prinzlichen Hintern hinterher zu tragen.“
„Hey.“ Arthur gab ihm einen Klaps auf die Seite des Gesichts, doch es war eine
leere Geste und Merlin duckte sich mit einem Grinsen, das Arthur einfach
erwidern musste. „Dann sollten wir zurück nach Camelot, bevor mein Vater mich
suchen lässt.“ Er sprang auf und hielt Merlin die Hand hin, um ihm ebenfalls
aufzuhelfen.
Merlin zögerte. Er sah zu ihm auf und seine Augen waren groß und ernst. „Ich
will, dass du weißt, dass ich meine Magie nie dazu einsetzen werde, um dir oder
Camelot zu schaden“, sagte er leise. „Das schwöre ich.“
Arthur zuckte zusammen und sah weg, auf den See hinaus. Er hatte für eine
Sekunde über das vertraute Gekabbel vergessen, wieso sie sich hier befanden.
„Ich denke, ich weiß das.“ Er sah Merlin an. „Ich weiß es.“
Merlin ergriff seine Hand und ließ sich auf die Beine ziehen.
Einen Moment standen sie sich gegenüber, und ihre Hände schienen ein Abkommen
zu besiegeln; ein Versprechen, das unausgesprochen blieb.
Dann ließ Merlin ihn los. „Gehen wir nach Hause“, sagte er sanft.
Arthur lächelte und begann das Feuer zu löschen, indem er die Flammen mit Sand
und loser Erde erstickte, die er mit dem Fuß zusammenschob. „Ich dachte, du
würdest das nie sagen.“
„Ja, das dachte ich auch.“
Arthur sah auf, nicht sicher, ob er die leisen Worte richtig verstanden hatte,
doch Merlins Blick war wieder auf den See gerichtet.
Ende
I just want Arthur to trust me. Everything I do is for him, and he just thinks
I am an idiot. ---Merlin (2x01 The Curse of Cornelius Sigan)