Was
nun, Jonathan Higgins?
2005
Serie:
Magnum
Altersangabe:
G
Warnung:
Humor:
Charaktere:
Magnum, Higgins
Summe: In Robins Nest
geschehen merkwürdige Dinge. Sind etwa neue Untermieter eingezogen? Natürlich
heimlich.
Feedback:
tlen11@freenet.de
Disclaimer: Leider, leider gehören mir weder Magnum, noch der
Ferrari oder das Anwesen, seufz, nur ein Federkleid. Also wie immer.
Fanfiction, nix Urheberrechtsverletzung, nur bisschen fun.Vielen Dank an Lady
Charena für ihre nie nachlassende Hilfe.
„OH MEIN GOTT!“ Jonathan
Quayle Higgins konnte sich den Ausruf nicht verkneifen, als er das Gästehaus
von Robin Masters Anwesen betrat. Dessen Bewohner befand sich, wie der
Verwalter mit raschem, geschultem Militärblick eines Ex-Sergeant-Majors
feststellte, in nahezu genauso desolatem Zustand wie der Raum an sich.
Auf dem Boden verstreut
liegende Kleidungsstücke, dreckiges Geschirr dessen Essensreste dereinst
wer-weiß-etwas gewesen sein mochten, leere Bierdosen – angewidert rümpfte
Higgins die Nase als er die Treppe
herunterstieg. „Räumen Sie denn nie auf?“
„Nicht so laut, Higgins“,
stöhnend erhob sich Thomas Magnum vom Sofa, presste dabei einen Eisbeutel gegen
seine Stirn. „Mir platzt gleich der Kopf. Und ich war in den letzten Tagen sehr
beschäftigt. Ich hatte keine Zeit zum Aufräumen.“
„Ich kenn mir schon denken,
womit Sie Ihre Zeit verbracht haben“, erwiderte Higgins spitz. „Ich nehme an,
die Neugestaltung Ihres Äußeren verdanken Sie dem eifersüchtigen Ehemann einer
Ihrer Gespielinnen.“ Er deutete auf Magnums geschwollenes Auge und die blutigen
Striemen auf seinem nackten Oberkörper.
„Wenn Sie es partout
wissen müssen, ich war mit einem Fall beschäftigt und diese Verletzungen
stammen daher“, erwiderte Thomas mit mitleidheischender Stimme.
Damit stieß er beim
kleinen Major Domus allerdings auf taube Ohren. „Ich wusste schon immer, dass
Sie in ihrem Beruf nichts taugen“, bemerkte dieser spitz. „Ihr Fall verlief
wohl kaum erfolgreich für ihren Klienten, nehme ich an.“
„Es war eine Klientin und
ich sollte ihren Mann beim Fremdgehen erwischen. Es ging um einiges Geld im
Falle einer Scheidung“, erklärte Thomas. Fügte dann rasch hinzu: „Was wollten
Sie eigentlich von mir, Higgins?“
Higgins erkannte
allerdings genau, wenn jemand hastig das Thema zu wechseln versuchte. So
schnell kam Magnum ihm nicht davon. „Ich nehme an, er hat statt dessen Sie
erwischt, Magnum“, stellte er fest.
Magnum seufzte. „Ja“, gab
er zerknirscht zu. „Aber nicht mit seiner Frau, falls Sie das denken, nur beim
Beobachten. Leider hatte seine Frau mir die Kleinigkeit verschwiegen, dass er
sein Vermögen zumindest teilweise beim Preisboxen gemacht hat. Und der Typ
mochte es gar nicht, beobachtet zu werden.“ Thomas wusste genau, dass er damit
nur Wasser auf Higgins Mühlen gegossen hatte. Aber er ärgerte sich selbst am
meisten. Wie hatte er sich nur so töricht von diesem Typen überrumpeln lassen
können? Der hatte nun wahrlich nicht den Grips mit Löffeln gefressen gehabt.
Seine Fäuste waren dafür um so stärker gewesen. Leider. Sein Körper schmerzte
an allen möglichen Stellen – und noch ein paar unmöglichen dazu. Er konnte froh
sein, noch lebend zum Ferrari gekommen und erst zuhause vor Schmerzen
zusammengebrochen zu sein. Wenigstens hatte er wohl nichts gebrochen, nur
Schwellungen und Prellungen, aber die waren schlimm genug.
Higgins hatte ganz andere
Sorgen. “Sie haben doch nicht etwa wieder Mr. Masters Fernglas oder seine
Kamera unberechtigterweise benutzt und beschädigt?“
„Ich danke Ihnen wirklich
für Ihr Mitgefühl, Higgins“, erwiderte Magnum sarkastisch. „Robins Sachen sind
alle unbeschädigt. Auch der Ferrari, falls das ihre nächste Frage gewesen wäre“
„In der Tat“, erwiderte
Higgins, der noch immer mit in die Hüften gestemmten Armen vor Magnums Sofa
stand. „Und ihr Glück. Sonst hätte ich persönlich dafür gesorgt, dass Sie für
den Schaden aufkommen.“
„Ich weiß.“ Magnum
versuchte aufzustehen, blieb aber doch lieber sitzen, als sich sofort die Welt
um ihn zu drehen begann. „Was wollten Sie nun von mir Higgins.“
„Sie zur Rechenschaft
ziehen, für die Verwüstungen, die sie in den letzten zwei Tagen im Haupthaus
angestellt haben.“
„Verwüstungen?
Haupthaus?“, fragte Magnum verwundert. „Higgins, ich bin die letzten zwei Tage
überhaupt nicht zu Hause gewesen. Und glauben Sie mir, letzte Nacht war ich
bestimmt nicht in der Lage irgendetwas zu verwüsten.“
„Dann haben Sie über ihre
zweifelhaften Aktivitäten als sogenannter Privatdetektiv erneut Ihre Pflichten
als Sicherheitsbeauftragter dieses Anwesens verletzt“, stellte Higgins mit
frostigem Unterton in der ansonsten wie immer beherrschten britischen Stimme fest.
„Offensichtlich hatten wir mindestens einen Eindringling.“
„Papperlapapp, Higgins,
die Alarmanlagen und Sicherheitssysteme funktionieren einwandfrei. Ich habe sie
alle erst vor drei Tagen gecheckt“, erwiderte Magnum. Nun seinerseits etwas beleidigt.
Er ließ sich von Higgins ja vieles gefallen, um seine zugegebenermaßen recht
komfortable Stellung auf dem Anwesen des ebenso berühmten wie exzentrischen
Schriftstellers Robin Masters nicht zu gefährden. Aber wenn Higgins seine
Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit in Frage stellte, ging er eindeutig mehr
als einen Schritt zu weit. Zugegeben, manchmal ging etwas schief bei seinen
Ermittlungen, aber das passierte doch jedem mal und hatte wirklich nichts mit
seinen Fähigkeiten zu tun. Eher etwas mit der unglücklichen Verkettung der
Umstände. Musste Higgins ihm außerdem immer wieder vorhalten, dass er einmal,
nur ein einziges mal, mit einem Computerspiel die Überwachungssysteme lahm
gelegt hatte?
„Es muss sich ein
Eindringling auf dem Anwesen befinden“, beteuerte Higgins erneut.
„Und wie kommen Sie
darauf? Haben Sie ihn gesehen? Gehört? Hat er irgendwo spuren hinterlassen?“
„Das Bett eines der
Gästezimmer war zerwühlt.“
„Vielleicht hat das
Hausmädchen vergessen, es nach dem letzten Besucher zu richten. Oder jemand vom
Personal hat sich hingelegt.“
„Diese Impertinenz würde
sich niemand herauszunehmen wagen. Außerdem: Im Kühlschrank fehlen
Lebensmittel.“
„Vielleicht hat das
Mädchen vergessen einzukaufen.“
„Theresa ist immer
gewissenhaft“, beharrte Higgins. „Jemand hat Lebensmittel entwendet. In meinen
Teevorräten wurde ebenfalls herumgewühlt. Es fehlen 250 Gramm meines
Assam-Tees.“
„Sie haben sie selber
getrunken.“
„Ich weiß, welchen Tee ich
in welchen Mengen entnommen habe, Magnum. Außerdem ist der Rasen zerwühlt. Sie
werden wohl kaum behaupten, dass dies jemand vom Personal oder meine Wenigkeit
war.“
„Mungos“, schlug Magnum
hilfsbereit vor. „Erinnern Sie sich, Sie hatten schon einmal das Problem. Und
nehmen Sie nicht wieder Sprengstoff.“
„Jemand hat die Hunde mit
so viel Inneren gefüttert, dass sie sich kaum noch fortbewegen konnten.“
„Higgins, Sie wollen mir
allen ernstes weismachen, dass ein Eindringling auf dem Anwesen ist, ungeachtet
aller Sicherheitsmaßnahmen, der Ihre Hunde verwöhnt, Ihren Tee trinkt, den
Kühlschrank plündert und im Gästezimmer schläft, ohne dass irgendjemand ihn
sieht oder hört?“ Es war nicht das erste Mal, das Magnum am Verstand des
Verwalters zu zweifeln begann. Vielleicht waren Higgins während seines
Militärdienstes ja doch ein paar Kugeln zu viel um die Ohren geflogen? Oder
dieser ganze britische Tee- und Bridgekram wurde auf die Dauer doch ungesund.
„Denken Sie das Gespenst von Canterville ist hier eingezogen oder was?“
„Sie können sich Ihren
Sarkasmus sparen, Magnum“, erwiderte Higgins spitz. „Ich erwarte von Ihnen,
dass Sie Ihrer Pflicht als Sicherheitsbeauftragter dieses Anwesens umgehend
nachkommen und die Sache klären. Sonst werde ich mich gezwungen sehen, Mr.
Masters...“
„Schon gut, Higgins“,
unterbrach Magnum den Verwalter. „Aber gestatten Sie, dass ich wenigstens
dusche und mich umziehe.“ Stöhnend erhob sich Thomas und hielt sich den
schmerzenden Kopf.
„Aber beieilen Sie sich
gefälligst“, betonte Higgins und wandte sich zum Gehen. Da fiel Thomas etwas an
der ansonsten tadellosen Uniform des Verwalters auf. Er zupfte eine Feder
hervor. „Züchten Sie neuerdings Hühner auf dem Anwesen, Higgins?“
„Hühner? Wie kommen Sie
auf diesen Schwachsinn, Magnum? Natürlich würde ich nie...“
Thomas hielt ihm die Feder
hin. „Dann erklären Sie mir mal das?“
„Lassen Sie diesen Unsinn,
Magnum. Der Eindringling ist wohl kaum ein Huhn“, erwiderte Higgins spitz. Er
deutete auf die Teller. „Wahrscheinlich kommt dies aus Ihrer Unordnung.
Vielleicht hat etwas da drauf noch gelebt oder beginnt jetzt wieder zu leben:“
Angewidert wandte er sich
ab. Hühner in Robins Nest, also wirklich. Dies war einfach unmöglich.
Das belustigte Gackern vor
dem Fenster hörte er nicht.
Ende