Titel: Private Order 02 SV – Love Bites
No. 1
Autor: Lady Charena
Serie: Hellsing
Paarung: Seras
Victoria/Alucard
Rating: NC-17, het
Beta: T’Len
Summe: Seras
erste Nacht mit Alucard. Traum oder Wirklichkeit?
Anmerkung: Ein
kleines Experiment – in „Love Bits 1 +2“ habe ich jeweils die annähernd gleiche
Szene beschrieben, doch mit zwei sehr verschiedenen Frauen – und ihren sehr
individuellen Reaktionen. Bleibt nur der lachende Dritte – Alucard... Auflösung
in „Love Bites 3“
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story
verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern.
Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen
oder diese Inhaberrechte zu verletzen.
Hinweis zur Schreibweise von Eigennamen
etc. – basierend auf der deutschen DVD-Fassung
Love Bites No. 1
Seras öffnete das Fenster und beugte
sich weit hinaus. Sie hatte ihr Zimmer verlassen und war hier herauf gekommen,
wo sie sich dem nächtlichen Himmel näher fühlte. In tiefen Atemzügen sog sie
genießerisch die kalte Nachtluft ein, so hart, so schnell, dass ihr schwindlig
wurde. Seit ihrer Verwandlung war ihre Atem- und Pulsfrequenz gesunken, und
eines Tages würde sie überhaupt nicht mehr atmen müssen. Sie sah dem mit
gemischten Gefühlen entgegen. Noch war sie nicht bereit, ihre Menschlichkeit
ganz aufzugeben. Sie berührte ihre nackte Schulter, rückte den Spaghettiträger
ihres dünnen, seidenen Nachthemdes zurecht. Die Haut war eiskalt und dennoch
fror sie nicht. Ihr Blut war erkaltet. Sie wich zurück und schloss das Fenster.
Abrupt schien die Temperatur im Raum
nochmals um einige Grad zu sinken. Das etwas borstige Haar in ihrem Nacken
richtete sich auf. Sie war nicht allein. Ihr Blut sang und irgendwo tief in
ihrem Kopf begann eine Stimme in altersloser, ewiger, tödlicher Panik zu
schreien. Seras wandte sich um. „Meister.“
Alucard lehnte an der Wand neben der
Tür und betrachtete sie über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg. Sein Mantel
bewegte sich leicht, als würde ihn allein ein Luftzug umspielen und er hielt
die Arme vor der Brust verschränkt.
Seras biss sich auf die Unterlippe und
schwieg.
„Eine magische Nacht, Fräulein
Polizistin?“ Spott schnitt scharf wie ein Messer aus Alucards Stimme.
„Eine... Nacht.“ Sie zuckte mit den
Schultern, versuchte möglichst gleichgültig zu wirken. Ihr Herzschlag
beschleunigte sich und sie spürte etwas wie Feuer und Eis durch ihre Adern
rinnen. Sie hatte sich nie so lebendig wie in diesem Moment gefühlt... nun, wo
sie eine Untote war.
Alucard nickte. Sein glühender Blick,
wieder verborgen hinten den dunklen Gläsern, schien träumerisch zu Boden
gerichtet, als sie ihn ansah.
Dann hob er den Kopf und Seras spürte
wieder ein Zucken in ihrem Körper. Ein brennendes Begehren, Hunger...
unstillbar und alt wie die Zeit. War sie es, die das empfand oder spiegelte sie
nur wieder, was ihr Meister... Für die Dauer eines Herzschlages brannte die
Seide auf ihrer Haut, dann fiel das Nachthemd zu Boden, als hätten sich die
dünnen Träger plötzlich in Luft aufgelöst. Vielleicht war genau das
geschehen... Sie zitterte.
„Sieh’ hinaus in deine Nacht, Seras.“
Wie glatte Seide, wie flüssiges Feuer,
brandeten Alucards Worte über sie hinweg. Willenlos drehte sie sich um und
blickte hinaus in die Nacht, zu den Lichtern der Stadt, die sich noch weiter
von ihr zu entfernen schienen, bis sie nur noch verschwommene Schlieren waren.
Sie legte die Handflächen, die Stirn gegen das kühle Fensterglas und wartete.
Das hastige Rasseln ihres Atems das einzige Geräusch, das durch das Rauschen
des Blutes in ihren Ohren drang... Sie spürte Alucard dicht hinter sich und
unterdrückte den Impuls, aufzuschreien und wegzurennen. Gleichzeitig sang eine
schwere Süße in ihrem Blut, lockte sie mit einem Versprechen, das sie nicht
verstehen konnte. Sie brannte vor Begehren, Alucard zu berühren...
„So, das ist also, was du dir wünschst,
Fräulein Polizistin.“
Doch Seras war taub gegenüber dem Spott
in seinen Worten. Blind gegen das Feuer in seinem toten Blick. Das grausame,
eisige Lächeln auf Alucards schmalen Lippen konnte ihr nichts anhaben. Sie
brannte in kalter Glut ohne es auch nur zu erahnen. Ein Geschöpf, abhängig von
den Wünschen seines Meisters, doch in absoluter Unwissenheit...
„Hat man dich nicht gelehrt, vorsichtig
zu sein mit dem, was du dir wünschst, Mensch?“
Seras spürte die Kälte seiner Haut
durch den Handschuh, als Alucards Hand ihren gebeugten Nacken berührte. Sie
stöhnte erstickt auf, als etwas wie eine eisige Welle durch sie flutete und ihr
Herz versengte. Ihr Körper schien sich zu verwandeln, seine feste Form zu
verlieren, zu schmelzen wie Wachs. Ihre Knochen lösten sich auf und sie
glaubte, im nächsten Moment als ein formloser Haufen totes, nutzloses Fleisch
auf den Boden zu sinken, sollte Alucard seine Hand aus ihrem Nacken nehmen. Vor
ihren Augen flirrten Lichter, starben Galaxien einen eisigen Feuertod.
Sein Atem streifte ihr Ohr, die Seite
ihres Gesichts. „Ich erinnere mich an den Geschmack deines Blutes, Fräulein
Polizistin.“ Eine Zunge, spitz, eiskalt, leckte über ihren Hals, über die
weiche, zarte Haut, unter der ihr Puls dicht unter der Oberfläche plötzlich
wieder raste. „Ich erinnere mich sehr gut.“
„Meister...“ Es stieg flehend aus ihrer
Kehle auf, ohne dass sie das Wort bewusst gedacht hatte. Eine Bitte, ein Gebet,
ein Betteln um Erlösung aus dem Bann, den er über sie geworfen hatte – und
gleichzeitig, das er nie mehr aufhöre...
Die scharfen Zähne durchdrangen Seras’
Haut, nicht sehr zärtlich, doch war Zärtlichkeit nichts, was es für sie jemals
wieder würde geben können. Blut floss aus der Halswunde über ihre Brüste, ihren
Bauch, tropfte schwer auf den Boden. Aus jeder Pore schien es zu quellen, ihr
Mund, ihre Augen füllten sich mit Blut und sie sah durch einen roten Schleier
entsetzt die Grimasse ihres beschmierten Gesichtes auf der Glasscheibe
wiedergespiegelt. Ihr Körper spannte sich und ein wortloser Schrei brach über
ihre Lippen.
Sie spürte, wie Alucard in sie
eindrang. In weit mehr als ihren Leib, so tief bis in die kläglichen,
verletzten Überreste ihrer gerade eben noch menschlichen Seele, die sie ihm
schutzlos darbieten musste, dass sie glaubte, entzweigerissen zu sein. Sein
Lachen dröhnte in ihren Ohren und sie wogte eine Ewigkeit in einem abgrundlosen
See schwarzen Begehrens, für das es keine Erfüllung gab. Weder im Höllenfeuer
noch in der totalen Zerstörung. Hilflos... flehend... schrie sie auf, als die
bitteren Wellen über ihr zusammenschlugen, sie in die Tiefe zogen und
schließlich ausspuckten. Sie zerbrach, als der Orgasmus durch ihren Körper und
Geist raste, trieb in tausend blinkenden Splittern formlos durch die
Dunkelheit. Verloren bis ans Ende der Zeit...
Als Seras zu sich kam, lag sie
bäuchlings auf dem Boden, Arme und Beine unter sich gezogen, schutzsuchend. Ein
waidwundes Tier zu Füßen seines Jägers. Eine graue Schwäche, Vorbote des Todes
lauerte über ihr wie eine Wolke. Doch nicht für sie, nicht mehr für sie... Sie
drehte langsam den Kopf und blickte Alucard an, der wieder... noch immer?...
neben der Tür an der Wand lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt, die Augen
nur ein mattes Funkeln hinter den dunklen Gläsern. Der tief in die Stirn
gezogene Hut beschattete sein Gesicht, verbarg das Lächeln des Vampirs.
Einen Moment später war er
verschwunden, die Wand schien ihn aufgesogen zu haben.
Seras spürte, wie das Gefühl in ihre
Arme und Beine zurückkehrte und sie die Kontrolle über ihren Körper
wiedererlangte. Sie setzte sich auf und blickte an sich herab. All das Blut auf
ihrer Haut... es war verschwunden. Die Seide ihres kurzen Nachthemdes schimmerte
makellos im Lichtschein der Stadt, der hinter ihr durch das Fenster fiel. Aber
sie konnte nicht geträumt haben... Taumelnd stand sie auf, um in ihr Zimmer
zurück zu kehren. Einen Raum ohne Fenster...
Ein Lachen, tief und dunkel,
geheimnisvoll und uralt, durchschnitt die Stille der Nacht. Seras hob den Kopf.
„Meister?“, fragte sie erschöpft in die Dunkelheit. Und erhielt keine Antwort.
Ende