Abend
T'Len
2008
Charaktere: Kermit/Peter.
Kategorie: PG-15
Feedback: tlen11@freenet.de
Hinweis: Fortsetzung zu
"Nacht"
Summe: Kermit sieht Peter wieder.
Disclaimer: Die Rechte der
in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den
jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung
unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese
Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
"Bleib!" Auch wenn die Worte halb im Schlaf
gemurmelt waren, klangen sie doch mehr nach einem Befehl als einer Bitte.
Kermit wusste, dass er auf der Stelle gehen sollte.
Nein, er hätte gar nicht erst kommen sollen. Was hatte ihn nur bewogen, die
Blaisdells wieder aufzusuchen?
Wenn er ehrlich war, dann kannte er die Antwort. Und
diese lag jetzt zusammen gerollt in seinen Armen. Peter!
Es war über ein Jahr her, seitdem er mit dem Teenager
geschlafen hatte. Ein Jahr, in dem er vergeblich versucht hatte, dies als eine
weitere schnelle, unverbindliche Nummer in einer langen Reihe schneller,
unverbindlicher Nummern abzutun. Warum nur konnte er ausgerechnet diesen zu
dünnen Jungen mit all seiner aufgestauten Wut auf die Ungerechtigkeiten der
Welt und sein eigenes, tragisches Schicksal nicht vergessen?
Hatte er gehofft, wenn Peter bei einem erneuten
Besuch ihm all die Verachtung entgegen schleudern würde, die er bei Kermits
hastigem Abschied nach ihrem ersten und bis dato letzten Mal - um nicht zu
sagen nach seiner Flucht - gezeigt hatte, würde dies endlich dieses unmögliche
Sehnen aus seinen Gedanken verbannen? Oder war es eher so gewesen, dass er
diese ihn fast körperlich schmerzende Sehnsucht einfach stillen wollte,
erwartend, dass Peter ihn nach wie vor begehrte?
Er wagte nicht, über seine Beweggründe nach zu
denken, zu sehr fürchtete er sich vor dem, was er dabei entdecken mochte. Aber
er hätte es als Wink des Schicksals betrachten sollen, dass er Peter nicht im
Haus der Blaisdells antraf. Der Junge, so erfuhr er von Paul, besuchte seit
einigen Wochen die Polizeiakademie und zog es vor, im dortigen Internat zu
wohnen.
Eigentlich war Peter mit seinen 18 Jahren für eine
Polizeilaufbahn noch reichlich jung. Kermit war sich sicher, dass Paul einige
Fäden gezogen hatte. Er kannte die Leichen in den Kellern einflussreicher
Leute, im übertragenen wie wortwörtlichen Sinne. Kermit fragte sich, ob Peter
deshalb im Internat wohnte, weil er somit seine Zugehörigkeit zur Truppe
signalisieren oder einfach den Blaisdells entkommen wollte?
Statt es dabei bewenden zu lassen und nach einem angenehmen
Abendessen bei den Blaisdells wieder zu verschwinden, war Kermit schnurstracks
in die Akademie geeilt.
Er fand Peter in der Turnhalle, wo er allein Übungen
praktizierte, die Kermit als Kung Fu vermutete. Obwohl natürlich sehr gut in
Selbstverteidigung ausgebildet, war Kermit mit den eher subtilen asiatischen
Methoden weniger vertraut. Doch er erinnerte sich, dass Peters Vater ein
Shaolinpriester gewesen sein sollte und der Junge in einer Art Kloster
aufgewachsen war. Dass er dort mit solchen Dingen in Berührung gekommen war,
erschien Kermit mehr als wahrscheinlich.
Er stand versteckt im Schatten und beobachtete Peters
geschmeidige Bewegungen, die sein Herz schneller schlagen und seinen Puls rasen
ließen. Er brauchte all seine antrainierte Beherrschung, um Peter nicht auf die
nächste Turnmatte zu werfen und an Ort und Stelle zu nehmen.
"Na, hast du genug gesehen?" Die Stimme,
direkt neben ihm, schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Wieso nur gelang es
Peter immer wieder, sich ihm unbemerkt zu nähern? Er ließ wirklich nach.
Vielleicht sollte er sich langsam doch nach einem anderen Job umsehen.
Kermit trat aus seinem Versteck und sagte: "Paul
hat mir gesagt, dass du die Akademie besuchst. Gratuliere." Er wusste,
dass es nicht gerade die originellste Begrüßung war, aber ihm viel partout
nichts Besseres ein.
Peter musterte ihn für einen Moment schweigend.
"Du verschwindest einfach, nachdem du mir klar gemacht hast, dass ich für
dich nicht mehr als eine Nummer war, und jetzt tauchst du hier genauso selbstverständlich
auf und tust als wäre nichts gewesen."
"Es tut mir Leid", erwiderte Kermit und
stellte zu seiner Überraschung fest, dass er es auch so meinte. "Es war
keine gute Idee, fürchte ich."
Wieder dieser Blick, der ihn im Innersten zu
erschüttern schien. Dann drehte Peter sich plötzlich um. "Wenn du vögeln
willst, dann komm", sagte er, ohne sich noch einmal nach Kermit
umzudrehen.
Der fragte sich, woher der Junge sich seiner Macht
über ihn so sicher war? Und vor allem woher hatte er sie überhaupt?
Doch er folgte ihm auf dem Fuße.
Sie waren übereinander hergefallen, kaum dass sich
die Tür zu Peters Zimmer hinter ihnen geschlossen hatte. Sein Zimmergenosse war
aufgrund eines Todesfalls in der Familie nach Hause gereist und würde
frühestens in drei Tagen zurück kommen, wie Peter erklärte.
Nun also lag Kermit da und verfluchte sich, dass er
nicht die Chance ergriffen hatte, zu verschwinden, als er sie noch wirklich
hatte und damit meinte er keineswegs erst diesen Abend.
"Hast du Kinder?", fragte Peter plötzlich
in die Stille hinein. Kermit zuckte zusammen, weil er den Jungen schlafen
geglaubt hatte und nun über dessen Stimme erschrocken war.
"Einen Sohn, Scott. Er ist jetzt sechs oder
sieben", erwiderte er.
"Wie kannst du das nicht wissen?", wunderte
sich Peter.
"Er lebt bei seiner Mutter, wir haben keinen
Kontakt", erklärte Kermit. "Genau genommen denkt er, ich bin
tot." Wieso erzählte er das eigentlich alles?
Peter richtete sich auf. "Wie kannst du ihm das
antun?", fragte er entsetzt.
"Seine Mutter und ich, wir waren beide der
Meinung, dass es so besser für ihn ist", erwiderte Kermit gereizt. Da
seine Augen hinter der unvermeidlichen Sonnenbrille verborgen waren, konnte
Peter ihr unheilvolles Funkeln nicht sehen. Kermit war wütend. Was hatte Peter
sich in seine Familienverhältnisse einzumischen? "Was sollte er von einem Vater denken, der weder Zeit noch
Interesse für ihn hat?"
"Aber er wird um dich trauern", sagte
Peter. Der Junge schüttelte ungläubig den Kopf. "Würde ich heraus finden,
dass mein Vater noch lebt, während ich um ihn trauere, ich weiß nicht, was ich
tun würde. Aber bestimmt nichts nettes."
"Man kann nicht um etwas trauern, das man gar
nicht kennt", erwiderte Kermit spitz. "Außerdem ist das meine Sache,
nicht deine."
Kermit versuchte aufzustehen. "Ich muss
gehen", sagte er brüsk.
Doch Peter hielt ihn erneut zurück.
"Bleib", sagte er schlicht, nahm ihm die Brille ab, dann küsste er
Kermit. "Ich will dich noch einmal in mir spüren."
Kermit ließ zu, dass Peter ihn zurück aufs Bett
drückte und er hatte das verdammte Gefühl, in der Falle zu sitzen.
Ende
Fortsetzung: Nachmittag