Kalte Welt
- Teil 3
Disclaimer
siehe Teil 1
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Das Wasser
stieg mit rasender Geschwindigkeit in der kleinen Höhle. Inzwischen stand es
ihnen bis zur Hüfte.
Kirk sah
sich um. Zur Wand, dachte er. Mühsam setzte er ein Bein vor das andere. Er watete
durch das Wasser, Spock mit sich ziehend und lehnte sich dann keuchend an die
Wand. Er musste Spock festhalten, damit er vom aufschäumenden Wasser nicht
unter die Oberfläche gedrückt würde.
Das Wasser
stand ihnen jetzt bis zu den Schultern und nach wenigen Augenblicken konnte
Kirk auch nicht mehr stehen. Er suchte an der glatten Wand vergeblich nach
einem Halt und hielt mit dem anderen Arm Spock über Wasser. Das würde nicht
lange gut gehen, war ihm klar.
„Spock,
verdammt!!! Kommen sie zu sich," schrie er und trat mit den Beinen im
Wasser. Nichts. Kirk schlug ihm verzweifelt ins Gesicht, einmal, zweimal ....
die Augenlider flatterten und Spock öffnete benommen die Augen.
„Gott sei
Dank ... Spock, bleiben sie wach um Gottes Willen. Sie müssen schwimmen!!!
JETZT!" Kirk schrie ihn an und schüttelte den immer noch benommenen
Vulkanier.
Spock
stöhnte auf und sein Gesicht verzog sich abermals zu einer Grimasse doch er
schien ihn jetzt zu verstehen und deutete ein Nicken an. Er presste die Lippen
aufeinander und hielt sich irgendwie an der Oberfläche. Kirk versuchte dicht
bei ihm zu bleiben, doch das aufschäumende Wasser machte es ihm schwer. Immer
wieder trieb er von Spock weg.
Die
Deckenöffnungen waren nur noch etwa einen halben Meter entfernt und Kirk schwamm
direkt unter eine durch die sie hindurchpassen könnten. Er streckte die Hand
aus, doch konnte den Rand der Öffnung nicht erreichen. Nur noch ein kurzes
Stück.
Noch
wenige Zentimeter ... noch ein Versuch. Jetzt. Seine Finger berührten endlich
glitschiges kaltes Gestein. Der Rand der Öffnung. Das Wasser stieg weiter und Kirk
konnte sich etwas hochziehen. Er hing mit einer Hand an der Öffnung und blickte
nach unten.
„Wir
können durch dieses Loch. Spock, geben sie mir ihre Hand.... SPOCK??"
Keine
Antwort. Der Vulkanier war im aufgeschäumten brodelnden Wasser nicht auszumachen.
Verdammt. Kirk schrie nach ihm und ließ sich wieder ins kalte Wasser gleiten.
„Spock
.... SPOCK???"
Kirk
paddelte im aufgewühlten schäumenden Wasser und drehte sich um die eigene Achse,
konnte aber nichts von Spock erkennen. Er holte tief Luft und ließ sich unter
die Oberfläche sinken. Das Wasser war trübe und der aufgewirbelte Staub und Sand ließen
ihn kaum etwas erkennen ...
Dort ....
Kirk
tauchte mit drei kräftigen Stößen in die Richtung in der er meinte etwas blaues
erkannt zu haben und griff fast blind zu. Er bekam einen Zipfel von Spocks
Uniformjacke zu fassen und zog daran. Der Vulkanier reagierte nicht und trieb
leblos in Kirks Arme. Er krallte seine Hand in den Uniformkragen.
Kirk
versuchte die inzwischen sicher überfluteten Öffnungen ausfindig zu machen.
Dort war ein helles Zwielicht. Inzwischen wieder bis auf den Grund der Höhle
gesunken stieß er sich kräftig ab und riss Spock mit sich. Kirks Lungen schienen platzen zu
wollen.
Sie
stiegen genau auf die größere Öffnung zu. Kirk zog Spock eng an sich. Hoffentlich
passten sie beide gleichzeitig hindurch. Er fühlte wie die Felswände an
seinen Handoberflächen schrammten und dann waren sie durch und tauchten nur
Augenblicke später an die Oberfläche eines nicht weniger brodelnden Flusses.
Gierig sog
Kirk Luft in seine Lugen und schluckte Wasser. Er hustete und mühte sich
gleichzeitig Spocks Kopf an der Oberfläche zu halten. Sie trieben mitten
in einem reißenden Fluss, der die kleine Höhle offensichtlich
überschwemmt hatte.
„Atmen
Spock", schrie Kirk. Keine Reaktion. Der Vulkanier hing leblos in seinen
Armen. Er umfasste Spock unter den Armen und schwamm. Sie mussten ans Ufer, so
schnell wie möglich.
Nur wenige
Momente später fühlte Kirk Grund unter den Füßen und zog Spock endlich schnaufend
ans Ufer.
„Spock ...
Atmen", schrie Kirk atemlos. Er ließ sich erschöpft neben den regungslosen
Körper seines Freundes fallen und drehte ihn auf den Rücken. Nichts, keine
Regung und seine Lippen hatten jegliche Farbe verloren. Er konnte
keinen Puls oder Herzschlag fühlen.
„Nein",
ächzte er. „Nein, nicht Spock .... Atme! Das ist ein Befehl!!!"
Wiederbeleben,
Herzmassage, schoss es ihm durch den Kopf. Das Wasser war kalt, der
Metabolismus vielleicht herabgesetzt. Dieser ganze Planet war ein Kühlschrank. Du
wirst leben Spock. Nicht aufgeben. Nicht so, nicht hier, nein!!
Kirks
Gedanken waren fixiert und er bereute das sein letzter Erste Hilfe
Auffrischungskurs so lange zurücklag. Er legte seine Hände auf Spocks Seite,
dort wo das Herz eines Vulkaniers war, und fing an rhythmisch zu pumpen. Zählte
leise mit und beugte sich schließlich über Spocks Gesicht und öffnete seinen Mund.
Spock
küssen, flackerte es wie ein Blitz durch seine Gedanken, nein, er muss leben, er
durfte nicht sterben, nicht so nicht hier und dann berührten seine Lippen
Spocks. Nein, Jim, denk an etwas anderes. Beatmen!!!
Er blies
langsam Luft in Spocks Lungen. Seine Lippen fühlten sich kalt und klamm an,
kein gutes Zeichen. Sie sollten warm sein. Wieder Herzmassage und wieder Luft,
und wieder .... Kirk wusste nicht wie lange er schon in diesem Rhythmus
gefangen war.
Plötzlich
bäumte sich Spocks Körper auf.
Ein
gurgelnder erstickter Laut kam aus seiner Kehle und mit ihm Wasser gemischt mit
Blut. Spocks zuckte mehrmals, seine Muskeln verkrampften sich und er würgte. Er
rollte sich reflexartig auf die Seite und stemmte sich auf allen vieren hoch und
spuckte hustend grünes Blut gemischt mit Wasser in den Sand bis er stöhnend und
keuchend
zusammensackte.
Kirk hielt
ihn rasch fest damit er nicht in den Schlamm fiel. Er presste den völlig
durchnässten, um jeden Atemzug kämpfenden Vulkanier eng an sich, hielt seinen
Kopf an seine Brust und schickte Stoßgebete zum Himmel.
„Dem
Himmel sei Dank!! Spock, ich bin bei dir, nicht aufgeben ..... atme weiter,
bitte
atme."
Spocks
Körper war noch immer in Aufruhr. Er zitterte und stöhnte bei jedem kurzen Atemzug leise.
Kirk hielt ihn fest in seinen Armen und versuchte ihm so viel Wärme und Hilfe
wie möglich zu geben.
***
Nur
langsam wurde Kirk sich wieder seiner Umgebung bewusst. Es musste eine Weile
vergangen sein. Das ohnehin nur graue trübe Licht war dämmeriger geworden.
Der Himmel
zeigte sich ebenso grau in grau und aus der Ferne hörte man das Grollen von
Donner und kündete von weiterem Regen. Sie befanden sich am Ufer eines noch
immer tobenden Flusses, der einer Bergkette in ihrem Rücken gespeist wurde.
Spocks
Körper lag in seinen Armen. Er atmete keuchend, die Augen geschlossen, die
schwarzen Haare klebten nass im fahlen Gesicht. Sie waren beide bis auf die
Haut durchnässt. Bei jedem Atemzug stöhnte Spock leise. Sie mussten hier weg,
Unterschlupf finden.
Kirk
blickte sich um. In etwas mehr als 100 Meter Entfernung konnte er einen
bewachsenen Hang mit Bäumen ausmachen. In der anderen Richtung sah er nur
felsiges Geröll und eine flache Ebene und etwa einen Kilometer in seinem Rücken
waren die Berge, von denen inzwischen lauterer Donner zu hören war. Also der
Hang! Vielleicht boten die Bäume etwas Schutz.
„Spock?"
Kirk schüttelte ihn vorsichtig und strich mit seiner freien Hand einige
verklebte Haare aus Spocks Gesicht.
„Spock!
Komm zu dir. Spock!"
Spock
trieb durch diffuse Benommenheit. Atmen, befahl er seinem Körper. Kälte!
Sämtliche Gliedmaßen waren taub. Atmen. Wieder nur Schmerzen und
Benommenheit. Weiter. Atmen.
Bei jedem
Atemzug hatte er das Gefühl zu ertrinken und ein stechender Schmerz zerrte an
seinem ohnehin geschwächten Metabolismus. Schmerz ist ein Gefühl und Gefühle
kann man kontrollieren. Atmen. Sein Köper gehorchte seinem Willen – wie lange
noch? Atmen. Er fokussierte seine Gedanken auf diese eine Aktion. Atmen.
„Spock."
Kirk strich ihm über den Kopf und berührte dabei die Spitze eines Ohres.
Jim? Jim
macht Sex mit meinem Ohr. Jim war da. Spock klammerte sich an die Stimme und kämpfte
mit aller Willenskraft gegen die Benommenheit an. Jim ist hier. Er ruft dich.
Antworte. Öffne deine Augen. Weiteratmen. Er spürte das er schwach war. Zu
schwach. Atmen – Augen öffnen. Spock zwang seine Augenlieder sich zu öffnen.
Kirk sah
wie Spocks Lider flatterten und sich schließlich einen Spalt öffneten. Er
atmete auf.
„Hey",
Kirk lächelte aufmunternd in die halb geöffneten dunklen Augen. Er strich
Spock weiter über den Kopf. Er konnte nicht in Worte fassen wie erleichtert er
war das sein Freund noch lebte. Ihn nur einfach halten, für ihn da sein....
Spock
blinzelte, versuchte seinen Kopf klar zu bekommen. Doch Jims Hand an seinem
Kopf schoss Impulse durch seine Nervenbahnen die Empfindungen auslösten, die er
nicht kannte. Sie waren dennoch auf eine merkwürdige Art angenehm.
Wusste
Jim, was er da tat? Atmen. Er bekam mentale Bruchstücke von Sorge, Dankbarkeit,
Zuneigung – Das waren Jims Gedanken. Spocks mentalen Schilde waren mehr als nur
lückenhaft. Er war zu schwach. Er konnte sich nicht abschirmen. Ein
vulkanisches Kind hatte mehr Disziplin. Schwäche. Schmerzen. Spock hielt sich
an Kirks Blick fest, spürte wie die Benommenheit und Taubheit seiner Glieder an
seinen
Kräften zerrte.
„Jim",
mehr ein Krächzen als ein artikulierter Laut.
Kirk lächelte
und stricht ihm wieder über den Kopf dann wurde sein Gesicht ernst. „Spock
wir müssen Unterschlupf finden. Hier können wir nicht bleiben."
Spock
antwortete nicht, Konzentrierte sich darauf seine Lungen mit Luft zu füllen.
Mit jedem Atemzug wurde es schmerzhafter. Er würde keinen Unterschlupf
mehr brauchen, wusste er. Seine Körpersysteme begannen bereits zu kollabieren,
sich seiner Kontrolle zu entziehen. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Er
würde nicht mehr lange leben. Was ist, ist!
Spock sammelte
seine verbliebenen Kräfte und blickte in Kirks Augen. So braun ... so besorgt
...so menschlich .... sein Jim.
Er musste
es ihm sagen, jetzt wo er vielleicht noch Zeit hatte. Lange hatte er
geschwiegen, seine Zuneigung unterdrückt aus Angst ihre Freundschaft zu
gefährden. Luft. Atmen. Zu lange geschwiegen.
„Jim ....
ich fürchte ....", er kämpfte um Luft, „ich werde ..... nicht mehr .....
lange leben." Die Worte kamen nur stoßweise heraus und seine Stimme war
kaum noch ein Flüstern.
Kirk starrte
ihn an. „Nein Spock. Nein ......", er wollte weiterreden, doch Spocks Hand
umfasste plötzlich seine, die nach wie vor seinen Kopf hielt. Spock hielt weiter den
Blickkontakt und drückte Kirks Hand leicht.
Plötzlich
verkrampfte sich Spocks Körper, er kniff die Augen zusammen und stieß einen
unterdrückten Schrei aus.
„Jim!!!"
Kirk hielt
ihn erschrocken fest. „Ich bin hier Spock. Ich bin bei dir mein Freund. Ruhig,
ich bin hier."
Kirks
Stimme versagte. Es schnürte ihm die Kehle zu mit anzusehen wie sein Freund um
sein Leben kämpfte und er konnte
nicht
helfen. Er konnte ihn nur halten.
„Jim ....
Freund ...... es ist .... mehr als Freund ..... konnte es nicht ..... ",
presste Spock zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und zwang
seine Augen wieder auf.
„Jim
....es ist ..... T´hy´la ... mehr als .... Freund...", Spocks Stimme
erstarb. Er stöhnte leise und sein Körper wurde schlaff.
„Spock,
bitte .... Spock." Kirk hielt den sterbenden Vulkanier in seinen Armen und fühlte wie Panik in ihm
aufkam.
Der
Vulkanier sah ihn aus nur noch halb geöffneten Augen an. Seine Lippen bewegten
sich leicht und er schien etwas zu flüstern. Vulkanisch. Er flüsterte etwas in
seiner Geburtssprache. Kirk verstand kein Vulkanisch. Was wollte er sagen? Was
meinte er mit <T´hy´la mehr als Freund>? Konnte es wahr sein?
„Spock.
Spock? Was heißt das >T´hy´la<?"
Spock zog
Kirks Hand zu seinem Mund und berührte sie mit seinen Lippen, flüsterte mit dem
wenigen Atem den er noch hatte wieder etwas auf vulkanisch. Dann schlossen sich
seine Augen, seine Hand fiel herunter und sein Körper sackte in sich zusammen.
Kirk saß
reglos da, hielt ihn in den Armen und seine Augen brannten und füllten sich
mit Tränen. Nein, hämmerte es in seinem Kopf. Nein, und immer wieder nur dieses
eine Wort: Nein!!!
*****Ende Teil
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