Kalte Welt
- 3 Monate später (Teil 13)
Disclaimer siehe Teil 1
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Endlich
ist er wieder da, ich hab ihn vermisst. ;) Kein 6, er ist ja noch nicht wieder
fit. Aber Gefühle. Ich versuch Teil 14 bis Sonntag fertig zu schreiben, denn dann bin
ich
erstmal eine Woche weg. Hoffentlich gefällt es euch noch ....
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Spock lag
zusammengerollt auf seinem Bett in seiner Kabine und atmete keuchend. Er
versuchte sich zu orientieren und die heftigen Reaktionen seines Körpers im Zaum
zu halten. Wieder ein Traum. Wieder die Bilder, der weiße Raum, das
unerträgliche Sirren in seinen Ohren und der blendende Schmerz. Wieder konnte
er nicht entkommen, wieder hatten seine Beine ihm den Dienst verweigert und ein
höhnisches Lachen hatte ihn bis in die Dunkelheit verfolgt.
Er
schüttelte die Gedanken ab, drängte sie an den Rand seiner Wahrnehmung und
schloss sie dort ein. Er musste meditieren, seine Gedanken ordnen. Die
Blitzlichter der Erinnerungen aus seinem Bewusstsein verbannen.
Er öffnete
die Augen und blinzelte. Es war dunkel und er war allein. Es war das erste
Mal, seit seiner Rückkehr, dass er allein erwachte. Immer war Jim da
gewesen, oder der Doktor, waren am Bett oder hatten ihn sanft angesprochen, ihm
versichert das er ausruhen konnte. Mehr wusste er nicht.
Er
war vor 5 Tagen auf die Enterprise zurückgekehrt und konnte sich nur diffus erinnern,
was seitdem geschehen war, hatte die meiste Zeit geschlafen. Zu schwach um
aufzustehen oder länger als einen Moment die Augen offen zu halten.
„Computer
Licht, 30%," krächzte er in die Dunkelheit und die Mechanik reagierte sofort,
hüllte seine Umgebung in ein diffuses rötliches Zwielicht. Hell genug für seine
empfindlichen Augen.
Langsam
und vorsichtig setzte er sich auf und blickte sich benommen in seiner Kabine
um. Auf seinem Tisch lagen Injektionsphiolen und ein Scanner. McCoys. Über
seinem Stuhl hing ein goldgelbes Uniformhemd. Vermutlich Jims. Er seufzte über
die Eigenschaft der Menschen Dinge herumliegen zu lassen und schob auch diesen
Gedanken wieder beiseite. McCoy würde sicher nicht lange auf sich warten
lassen,
wenn ihm seine Bioindikatoren in der Krankenstation zeigten, dass er erwacht
war. Sicher würde er sie nicht aus den Augen lassen.
Spock
legte den Kopf schräg und horchte in seinen Körper hinein. Einige Reststoffe
von Drogen waren noch in geringer Auflösung in seinem Blut und verursachten
eine leichte Benommenheit. Die dringend benötigte Meditation war daher wohl
ausgeschlossen.
Er
war schwach, seine Muskeln steif und seine Knochen schmerzten. Schmerz ist ein
Gefühl und Gefühle können kontrolliert werden. Einen Moment schloss er die
Augen und konzentrierte sich auf dieses Ziel. Es gelang ihm nicht, die Drogen
verweigerten ihm den Zugriff auf Körperfunktionen.
Er schlug
das Bettdeck zurück und musterte seinen bis auf einen Slip unbekleideten Körper.
Er benötigte eine Dusche, frische Kleidung und Nahrung. In der Reihenfolge. Vorsichtig
ließ er seine Beine über die Bettkante hängen und zog sich am Raumteiler hoch.
Schmerz schoss seine Nervenbahnen entlang, als er die Beinmuskulatur
belastete
und er konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, krallte seine Finger in den
Raumteiler.
Er
verharrte einen Moment so und wartete bis die Übelkeit und Benommenheit etwas
nachließ und versuchte den Schmerz zu bändigen. Kontrolle, befahlt er seinem
Verstand. Kontrolle über den Körper. Er atmete zweimal tief ein und rief eine
Gedankenübung aus seiner Kindheit in sein Bewusstsein. Diesmal hatte er mehr
Erfolg, der Schmerz war zumindest reduziert.
Vorsichtig
machte er einen Schritt ohne die sichere Stütze des Raumteilers aufzugeben.
Noch einen Schritt und er war fast am Schrank, als die Türen zu seiner Kabine
aufglitten und gleißend helles Licht durch die Tür fiel.
„Spock,
was in aller Welt tun sie da?" McCoy stürmte ganz in die Kabine und die Türen
schnappten wieder zu.
Spock
schloss angestrengt die Augen vor dem plötzlichen grellen Licht und war nicht
sicher ob seine Stimme funktionsfähig war. Seine Aufmerksamkeit wurde
nach wie vor von der Kontrolle über seine Beine voll und ganz in
Anspruch genommen.
„Jesus
.... Moment .... Bleiben sie so stehen, wenn sie können."
McCoy
holte eine schwarze Meditationsrobe aus einem Schrank und wickelte ihn darin
ein, dann fasste er ihm unter die Arme und dirigierte ihn zum Schreibtisch auf
einen Stuhl. Erleichtert ließ sich Spock in den Stuhl sinken, nicht sicher wie
lange ihn seine Beine noch getragen hätten und er den Schmerz noch beherrschen
konnte. Das Summen des Scanners ließ ihn die Augen öffnen und in zwei hellblaue Augen
blicken, die ihn besorgt ansahen.
„Doktor?",
krächzte er und erkannte seine Stimme kaum wieder. Er schluckte und
bemerkte das seine Kehle trocken war.
„Sie
werden noch einige Tage brauchen, bis sie wieder herumhüpfen können Spock.
Haben sie Schmerzen?", McCoy bereitete eine Injektion vor als der
Vulkanier langsam nickte.
Er
hätte nicht fragen müssen, die zusammengepressten Lippen und der nach innen gerichtete
Blick hatte ihm schon die Antwort gegeben. Er drückte Spock ein
Schmerzmittel
in den Oberarm und wartete bis sich die Züge des Vulkaniers etwas entspannten.
McCoy
holte ein Glas Wasser und schob es zu Spock, der dankend nickte und es anhob.
Irritiert betrachtete er die feinen Wellen im Wasser, die durch das leichte
Zittern seiner Hand hervorgerufen wurden und hob missbilligend eine Augenbraue,
dann trank er.
„Was
hatten sie um Gottes Willen vor Spock?"
„Waschen,
Kleiden, Essen .... etwas Tee....", Spocks Stimme klang jetzt etwas besser,
nachdem er was getrunken hatte. Allerdings war sie noch immer weit entfernt vom
üblichen tiefen Bariton. McCoy mochte nicht daran denken, was die vulkanischen
Stimmbänder dazu gebracht hatte sich heiser zu schreien.
„Hm, das
wird noch nicht ohne Hilfe gehen. Das Essen wohl schon."
McCoy
griff zum Kom Modul auf Spocks Tisch und benachrichtigte die Krankenstation. Er
bestellte eine vulkanische Suppe und etwas Brot in das Quartier.
„Soll ich
ihnen helfen oder wollen sie auf Jim warten?"
Spock
hatte bisher schweigend dagesessen und vor sich hin gestarrt und blickte McCoy
nun abschätzend an. War er zusammengezuckt, als er Jim erwähnte?
Er
wirkte hilflos, unsicher. Aber das war vermutlich kein Wunder nach dem was er
hinter sich hatte. Die dunkle Robe ließ seine Haut noch blasser erscheinen und
machte den Verlust von Körpergewicht allzu deutlich. Die Haare leicht
durcheinander und im Gesicht zeigten die tief liegenden Augen Erschöpfung.
„Der Tee
ist im Schrank neben dem Tisch und Wasser ....," krächzte er heiser und
verstummte als McCoy aufstand und die Zutaten holte.
„Wir
docken gerade an Sternbasis 3 an, um dort Vorräte aufzufüllen. Jim ist auf der
Brücke und erledigt die Andockprotokolle. Wir werden etwa 2 Tage hier liegen und
dann zum Sektor 13 starten, wo wir eine Forschungs- und Kartierungsmission
haben.",
berichtete McCoy während er den Tee zubereitete. „Mehr weiß ich leider auch
noch nicht, aber ich denke das reicht fürs erste."
Er stellte
Spock den Tee auf den Tisch und setzte sich wieder. Hatte er es sich nur
eingebildet oder hatte der Vulkanier wieder gezuckt, als er Kirks Namen
erwähnte?
Langsam
schlossen sich Spocks feingliedrige Finger um die warme Tasse. Er schloss die
Augen, sog den Geruch der Kräuter auf und ließ die abstrahlende Wärme
in seine Finger gleiten. Konzentriert hob er die Tasse mit beiden Händen zum
Mund und trank mit geschlossenen Augen einige Schlucke, McCoys Anwesenheit für
den
Moment
ignorierend. McCoy räusperte sich und Spocks dunkle Augen fixierten ihn wieder.
„Es ist
besser wenn ich es ihnen gleich sage. Ein Commodore Gyle vom Geheimdienst wird sie
sprechen wollen. Ich werde es medizinisch wohl nicht mehr lange hinauszögern
können, und ...."
„Gyle?",
Spocks Augenbrauen wanderten unter den wirren Pony. „JEFF
Gyle?"
Endlich
eine Reaktion, doch McCoy stutzte, „Ja, Jeff heißt er glaube ich. Sie kennen ihn?
Er war an dieser ganzen Austauschaktion mit seinem Schiff beteiligt und hält
sich bereit ... ." McCoy blickte Spock fragend und neugierig an. Er schaffte
es doch immer wieder ihn zu überraschen.
„Die
Sneaker? Ist hier?", wieder wanderten die Augenbrauen unter den Pony. McCoy
nickte nur und wartete neugierig auf eine Erklärung. Doch Spock griff nach
seinem Kom Modul und wollte es einschalten. McCoy kam ihm zuvor und hielt seine
Hand fest und starrte ihn an. „Das hat Zeit Spock."
Der
Vulkanier blickte ihn plötzlich entschlossen an und wollte etwas erwidern doch im
nächsten Moment ging die Tür auf. Kirk stand in der Tür mit einem
Tablett auf den Armen, was er offensichtlich unterwegs einer Schwester
abgenommen hatte.
„Hallo ihr
beiden." Kirk trat ein und stellte das Tablett vor Spock auf den Tisch. „Spock
du bist aufgestanden!!" Im nächsten Moment bemerkte er das
etwas zwischen den beiden gewesen sein musste. McCoy hielt Spocks Hand, die
offensichtlich unterwegs zum Kom Modul war. „Was ist los? Sagt mir nicht ihr
habt schon wieder ..."
Spock zog
überraschend energisch seine Hand aus McCoys Griff und McCoy schüttelte den
Kopf. „Nichts! Lass dich nicht täuschen Jim, er gehört ins Bett.", brummte
er. McCoy stand auf und ging zur Tür, „Ich lass euch mal allein." Er
drehte sich noch einmal um als die Tür aufglitt. „Spock? Essen sie! und Jim
.... na du weißt
Bescheid."
Kirk
nickte McCoy zu und der Arzt verließ die Kabine. Er drehte sich zu Spock um, der ihn
einen Moment unsicher anblickte.
Schließlich
senkte Spock den Blick und betrachtete seine Hände die in seinem Schoss lagen.
Er hatte die Begegnung mit Kirk hinauszögern wollen, bis er wieder im vollen
Besitz seiner Kräfte war, doch nun ließ es sich nicht vermeiden. Chaos regierte
seinen Verstand als Gefühle und Vernunft miteinander einen ergebnislosen Kampf
ausfochten, den er nicht kontrollieren konnte.
Einen
Moment sah Kirk ihn nur an. Dann ging er vor dem Vulkanier in die Knie und
griff nach den Händen, suchte die Augen im gesenkten Gesicht. Spock zog seine
Hände vorsichtig weg und schob sich mit dem Rücken tiefer in den
Stuhl, als ob er flüchten wollte. Er drehte den Kopf weg.
„Spock,"
flüsterte Kirk und startete einen neuen Versuch.
Wieder
zuckte der Vulkanier vor der Berührung zurück. Kirk umfasste Spocks Oberarme,
rüttelte ihn leicht, „Spock, ich bin es, Jim!!!!!"
Er
versuchte sich wieder aus der Berührung zu winden, doch Kirk umfasste ihn nur
noch fester. „Jim, nein ...bitte," nur ein heiseres Flüstern, die
Augen immer noch abgewendet.
Kirk ließ
nicht locker, umfasste Spocks Kinn und drehte seinen Kopf zu sich. Die Augen
waren fest geschlossen, die Lippen aufeinander gepresst. Er durfte nicht
zulassen, dass sich sein Freund zurückzog. Er strich über die geschlossenen Lippen,
die Augenbrauen und legte seine Hand an Spocks Gesicht. „Spock
...T´hy´la,"
flüsterte
er.
Spocks
Augen schnappten bei dem Wort auf. Kirk sah in den fast schwarzen Augen den
inneren Kampf den sein Freund austrug. Er wartete, strich mit dem Daumen über
Spocks Wangenknochen. „Ich bin da. Wir haben Zeit.", flüsterte er.
Ein
sanftes Nicken seines Freundes und langsam lockerte Kirk seinen Griff. Sein Blick
fiel auf das unberührte Tablett. Er setzte sich auf die andere Seite des
Tisches
und schob es zu Spock. „Deine Kleidung ist eine Nummer zu groß jetzt.
Vielleicht solltest du erstmal essen."
Spock
fixierte das Tablett, dann Kirk, „Ja.", krächzte er heiser. Langsam begann er
die Suppe zu essen, konzentrierte sich ganz darauf, als ob er lange Zeit nichts
mehr gegessen hatte.
Vermutlich
war das auch der Fall, dachte Kirk und presste die Lippen zusammen. Sie
schwiegen einen Moment. Kirk beobachtete Spock beim Essen und überlegte.
„Wie lange
bist du schon wach?"
„Etwa eine
halbe Stunde." Spock legte den Löffel sorgfältig beiseite und nahm sich
das Brot, von dem er kleine Stücke abriss und langsam kaute. „Ich hielt
es für nötig aufzustehen, mich zu waschen und zu kleiden und Nahrung
zu mir zu nehmen, als Dr. McCoy kam und es vereitelte." Spock sprach
leise, seine Stimme klang heiser, doch er hatte bereits wieder
einen feinen ironischen Unterton, als er über McCoy sprach.
„Ich kann es
mir gut vorstellen." Kirk lächelte, dann wurde er ernst. „Es wird
ohne Hilfe die nächsten Tage noch nicht gehen, Spock."
„Das sagte
auch Dr. McCoy bereits. Meine Beine scheinen noch nicht wieder voll
funktionsfähig zu sein und ich bin nicht mobil."
Kirk
nickte. „Ich kann dir helfen, wenn du ...."
Spock
blickte auf und sah ihn plötzlich fixierend an, „Jim. - Was erwartest du von
mir?"
Kirk hatte
nicht mit dieser Frage gerechnet. Er konnte nicht antworten, weil er die
Antwort selber nicht wusste. Er war einen Moment gefangen von dem harten
Ausdruck in den dunklen Augen und es war totenstill im Raum.
Immerhin
hatte er ihn nicht mit ´Sie´, ´Sir´, oder ´Captain´ angesprochen, sondern
ebenfalls die persönliche Anrede beibehalten. Nach einem Moment löste Spock den
Blick und
zog sich am Raumteiler hoch. Er blieb einen Moment keuchend auf wackeligen
Beinen stehen. Kirk stand ebenfalls auf.
„Wohin....
?"
„Ich
möchte mich waschen," presste der Vulkanier zwischen zusammengebissenen
Zähnen heraus. „Und Dr. McCoy sagte mir das Mr. Gyle mit mir sprechen
möchte ..."
Ein
Schritt. Kirk war auf dem Sprung. Ein weiterer Schritt, die Finger fest im Raumteiler
verankert. Zum Waschraum musste er mindestens 3 Meter ohne Wand
überbrücken.
Es war offensichtlich das er es nicht allein schaffen würde, wenn er
nicht krabbeln wollte. Wenn Spock nur nicht so verdammt stolz wäre...
„Spock!,"
flehte Kirk. „Du wirst diese drei Meter nicht allein schaffen und McCoy
macht mich einen Kopf kürzer, wenn .... Bitte! Lass mich dir helfen ... ."
Die
Augenbraue! Spock blickte über seine Schulter hinweg und Kirk sah nur sein
Profil. Die Augenbraue war oben. „Einen Kopf kürzer? Wie viele Köpfe
hast du, das der Doktor sie beliebig kürzen kann."
Kirk
grinste, „Nur diesen einen." Er ließ es drauf ankommen, trat langsam an
den Vulkanier heran und legte seinen Arm um Spocks Hüften. Er schob ihn in
Richtung Bad. Diesmal wehrte er sich nicht und zog sich nicht zurück.
„Es sind
3,25 Meter," murmelte der Vulkanier als sie die Tür zum Waschraum erreichten.
„3,25
Meter. Natürlich!" Kirk schüttelte den Kopf, wohl wissend!
Spock
hatte sich mit dieser Aufgabe davon abgelenkt, dass er sich helfen lassen
musste. Spock dem es zuwider war, wenn er Schwäche zeigte, wenn sein Körper ihn
dazu zwang sich helfen zu lassen. Seine Art seine Würde zu bewahren. Er würde
es nie zugeben, doch Kirk kannte ihn gut genug inzwischen.
Er half
Spock in die Dusche und drehte sich weg, als dieser seine Robe auszog, um ihm
etwas Privatsphäre zu lassen. Nach einem Augenblick hörte er Wasser rauschen.
Interessant.
Spock war wasserscheu wie eine Katze. Er konnte nur vermuten das es die Wärme war, die ihn Wasser
hatte wählen lassen. Sonische Duschen waren
nicht
warm.
„Jim?"
„Hm?",
er drehte vorsichtig den Kopf.
„Du weißt
wie ich unbekleidet aussehe! Es ist nicht logisch dich allein auf deine
akustischen Sinne zu verlassen wenn ich fallen sollte.", keine Frage nur
eine Nennung von Tatsachen.
Natürlich
wusste er wie Spock aussah. Wie konnte er es je vergessen? Kirk drehte sich um und sah
seinen Freund an, „Ich wollte nicht...., ok du hast Recht."
Sein Blick
fiel auf den schlanken Körper an dem das Wasser in langen Bächen herunter lief.
Mit beiden Armen zu jeder Seite in Höhe des Kopfes an die Wände gestützt, den
Kopf gesenkt ließ er das warme Wasser an sich herunter laufen.
Er
war dünn geworden, schon vorher war kaum ein Gramm Fett an Spocks fast
schlaksigen Körper gewesen, doch nun konnte man deutlich die Rippenbögen sehen
und die Knochengelenke zeichneten sich durch die Haut ab. Die langen eleganten
Muskeln bewegten sich leicht wenn er das Gewicht verlagerte, lenkten die
Rinnsale an Wasser auf seinem Körper in eine andere Richtung. Kirk konnte nicht
anders als den Anblick seines Freundes in sich aufzusaugen.
Nach einer
Weile stellte Spock das Wasser ab und sah ihn herausfordernd an. Kirk reichte
ihm einen Bademantel und Spock wickelte sich darin ein und rieb sich trocken
und ordnete seine Haare mit den Fingern. Kirk grinste unvermittelt als er ihm
zusah.
„Jetzt
siehst du aus wie Napoleon.", neckte er.
Spock zog
fragend eine Augenbraue hoch, „Napoleon?"
„Ein
irdischer Feldherr aus Frankreich, der ...", begann Kirk, doch Spock unterbrach
ihn. „Ich weiß natürlich wer Napoleon war, allerdings ... "
„Dann
weißt du sicher auch, das er seine Haare immer eitel vorne zu einer Spitze zusammen
kämmte.", bemerkte Kirk trocken als Hinweis.
Spock
fühlte an seine Stirn, machte einen wackeligen Schritt zum Waschbecken und sah
in den Spiegel darüber. Er holte einen Kamm aus einer Schublade und
kämmte mit wenigen sorgfältigen Strichen konzentriert seine Haare in die
penible Ordnung zurück.
Wie
eine Katze die ...., Kirk schob den Gedanken rasch beiseite, als Spock ihn
fragend ansah.
„Besser,"
murmelte Kirk und kämpfte gegen das Blut was in seinen Kopf schießen
wollte.
„Napoleon
war in etwa ´einen Kopf kürzer´ , die Längenmaße betreffend und wenn die
Historiker richtig liegen, war er auch übergewichtig. Ich sehe NICHT aus wie
Napoleon." Spock blickte ihn mit offensichtlich beleidigtem Gesichtsausdruck
an, beide Augenbrauen hochgezogen.
„In etwa?
Einen Kopf kürzer?", zitierte Kirk die von Spock ungewohnt vage Angabe und
spielte das Spiel mit. „Ich werde mich in der Bibliothek informieren, verlass
dich drauf." grinste Kirk. „Wollen wir?"
Spock
nickte. Seine Augen bekamen langsam den amüsierten sanften Glanz zurück, den er
bei ihren üblichen Neckereien immer gehabt hatte. Wortlos half Kirk ihm zurück
zum Bett und setzte sich auf den antiquarischen Holzstuhl neben ihn.
„Spock
...", begann er vorsichtig. Irgendwann mussten sie darüber reden.
Spock
unterbrach ihn jedoch, „Jim! .... Ich kann mich im Moment an nur wenig erinnern, was
in den letzten Monaten geschehen ist. Ich bin mir nicht sicher ob es ein Segen
oder ein Fluch ist, um es mit menschlichen Begriffen zu umschreiben. Mein
Verstand scheint eine Arzt Selbstschutz aktiviert zu haben, den ich nicht
durchbrechen kann. Die Reststoffe der Drogen hindern mich daran zu meditieren
und
meinen
Geist zu ordnen. Ich ..."
„Du kannst
dich an nichts erinnern?", das hatte Kirk nicht erwartet.
„An
wenig...," verbesserte Spock ihn.
„Aber ...
ab wann ...???", hatte er auch Aari vergessen? Die Nacht davor? Mussten sie
von vorne beginnen? War da nichts mehr? Er fühlte einen Kloß, der sich
in seinem Hals formte.
Spock
blickte ihn jetzt offen an, „Ich erinnere mich an Aari und auch an das Lager
der Romulaner und ...", er sah Kirk an, der sich unwillkürlich
versteift hatte und seine Stimme wurde sanfter, „ .... Jim .... auch an die
Nacht davor und das was gewesen ist
zwischen
uns. Eine der wenigen ... durchaus," Spock suchte nach dem richtigen Wort, „...
angenehmen Erinnerungen."
Kirk ließ
die angehaltene Luft entweichen und fuhr sich unbewusst durch die Haare. Einen
Moment schwiegen beide.
„Du warst
3 Monate in Gefangenschaft, bis wir dich zurückholen konnten. Du erinnerst dich
daran?
„Ja und
Nein. Nicht an alles, es tauchen unvermittelt Bilder und kurze Sequenzen in
meinem Geist auf. Ich kann sie nicht einordnen und sie entziehen sich meiner
Kontrolle." Spock sah gequält aus „Bevorzugt im Schlaf.", fügte er
leise hinzu.
Kirk
nickte, „Du hattest recht lebhafte Albträume und hast gesprochen im Schlaf und
teilweise um dich geschlagen. Wir mussten dich bis vor wenigen Stunden ab und
an ans Bett festbinden und waren immer hier, für den Fall ..."
Spocks
Gesicht wurde düster und die Augenbrauen zogen sich zusammen, „Ich ....es .....
ich kann es nicht kontrollieren, die Drogen ...", er stammelte.
Kirk
winkte ab, „Schon gut, du hast niemanden verletzt." Er wartete einen Moment bis er
weiter redete. „Wirst du dich wieder erinnern? Irgendwann? Ich weiß nicht ob es
nicht sogar besser wäre wenn nicht."
„Positiv,"
antwortete Spock sofort. „Wenn die Wirkung der Drogen nachlässt und ich
meine mentalen Disziplinen wieder anwenden kann. Aber vermutlich schon eher
..."
„Eher?"
Spock
nickte und schloss die Augen, „Gyle," sagte er leise. „Er wird nicht warten bis
ich mich von selber erinnere, er ..."
„Was will
er von dir? Kennst du ihn?" Kirk hatte das Gefühl das er die Antwort
nicht mögen würde. Spock nickte langsam, ließ die Augen geschlossen.
„Namen!
Orte! Methoden, Jim. ..... und .... Ja! Ich kenne ihn."
Spock
holte tief Luft und überlegte scheinbar wie viel er von sich preisgeben wollte,
dann fuhr er fort, „Er war vor 20 Jahren im Stab meines Vaters und hatte
bereits damals die Eigenschaft heikle Informationen in Erfahrung zu bringen und
sie zu deuten. Er war oft Gast im Haus meines Vaters. Vor 15,2 Jahren verließ
er das
diplomatische
Corps, wechselte in den Geheimdienst und übernahm das Kommando über die
Sneaker."
Kirk
setzte langsam die Puzzleteile in seinem Kopf zusammen. „Wie alt warst du
damals? Ich meine als er zu Starfleet ging?"
„Ich war
im Alter von 15 Standardjahren, als er im Stab meines Vaters war und bereits
auf der Akademie als er sich später mit meinem Vater überwarf. Als ich die
Ausbildung abgeschlossen hatte holte er mich auf die Sneaker und ich machte
meine
Kadettenausbildung
dort. Er wollte mich dort behalten als Computerspezialist, doch Starfleet hatte
andere Einsatzbereiche und versetzte mich auf die Enterprise."
Kirk
schnaufte, „Lass mich raten. Zu jung, zu vulkanisch...."
Spock
nickte, „Vermutlich etwas von allem. Rückblickend, begrüße ich diesen Verlauf."
„Dann war
er also mal dein Captain." Kirk pfiff langsam durch die Zähne, stellte sich den
jungen Spock als Geheimdienstler vor und wusste nun, woher er das Geschick
hatte, welches er bei dem Zwischenfall mit Talos und Captain Pike angewendet
hatte. „Wann willst du ihn treffen?"
Spock
seufzte, „Es wird dir nicht gefallen und dem Doktor vermutlich auch nicht. Es
ist nicht angenehm. Gyle hat einen exquisit ausgesuchten Stab und wenn ich mich
nicht irre, dann wird mindestens ein Telepath anwesend sein." Ein leichtes
Zittern lief
durch den
auf dem Bett ausgestreckten Körper.
„Was
werden sie machen?"
„Es wird
unangenehm sein und die Erinnerungen werden wieder da sein. Dauerhaft. Ich
...", Spock wich aus.
„Spock ich
werde dich das nicht allein durchstehen lassen." Kirk griff nach einer Hand
und drückte sie.
„Jim du
weißt nicht was, ... Nein!" Spock blickte ihn intensiv an. „Nein."
„Wann
Spock?"
„Ich würde
gerne ein wenig allein sein und etwas ausruhen. Vielleicht lässt die Wirkung
der Drogen etwas mehr nach und damit die Benommenheit. Morgen. Und ... es wird
auf der Krankenstation sein müssen. Dr. McCoy wird anwesend sein müssen."
Kirk
nickte, „Okay, wenn du etwas brauchst, dann..." Kirk fummelte den Kommunikator von
seiner Hüfte und legte ihn auf den Absatz hinter Spocks Bett, „ ....piep mich
an. Ich verständige Gyle und McCoy und ..... wenn du heute Abend nicht schon etwas anderes
vorhast und nicht zu müde bist, dann können wir gemeinsam zuAbend essen und
vielleicht ein oder zwei Schachspiele nachholen."
„Ich habe
heute Abend noch nichts vor, Jim." Spocks Augen bekamen ein wenig von dem
amüsierten Funkeln und Kirk lächelte, drückte seine Hand und ging zur Tür. „Ich werde um
1930 da sein, Commander."
„Ja
Sir," kam es aus dem hinteren Teil der Kabine. Kirk musste sich nicht umdrehen
um zu wissen, dass eine Augenbraue hochgezogen war und zwei dunkle Augen
amüsiert funkelten.
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Ende Teil 13 *******