Titel: Story 1
Autor: Lady Charena
Fandom: Jeeves & Wooster
Pairung: Bertie Wooster, Jeeves
Rating: gen, pg
Beta: T'Len
Archiv: ja
Anmerkung: Die einzelnen Episoden haben keine Titel, und jede Staffel beginnt
wieder mit Episode eins. Es ist vielleicht nicht sonderlich originell, aber ich
habe mich entschlossen, ebenfalls auf Titel zu verzichten und die Stories
einfach durch zu nummerieren.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Bertram Wooster lag in der Wanne. Ein weiches Handtuch befand sich unter seinem
Kopf, und das warme, duftende Wasser reichte bis an seinen Hals, hüllte ihn ein
wie eine Daunendecke. Das Bad machte ihn angenehm schläfrig, mehrfach fielen
ihm sogar die Augen zu. Seine Gedanken plätscherten so ziellos dahin, wie die
Entchen auf der schaumigen Wasseroberfläche navigierten, nur um letztlich gegen
den Wannenrand zu prallen.
Doch abrupt wurde ihr gemächliches Dahintreiben gestört, als sich Bertie
ruckartig aufsetzte. Eins der Entchen kollidierte mit einem unvermutet
auftauchenden Knie, fiel auf die Seite und trieb nun mit dem Kopf nach unten
weiter.
„Jeeves!“ Bertie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn – und bekam
Seife in die Augen. „Oi!“ Blinzelnd versuchte er sie los zu werden, als ihm das
Gesicht mit einem Handtuch abgetupft wurde. Er griff danach und presste das
Tuch gegen seine Augen. „Danke, Jeeves. Verflixte Seife.“
„Sehr wohl, Sir. Wünschen Sie, dass ich eine andere Seife einkaufe?“,
erkundigte sich der Butler und drehte das Entchen auf die richtige Seite
zurück.
„Hm... nein, ich denke nicht. Das tut sie doch alle, in den Augen brennen, oder
nicht?“ Bertie ließ das Handtuch auf den Boden fallen.
„Ich fürchte, das liegt in der Natur der Seife, Sir.“ Jeeves hob das Handtuch
auf und faltete es ordentlich, um es über das Trockengestell zu hängen.
„Und ich mag ihren Geruch.“ Bertie entspannte sich wieder.
„Sehr wohl, Sir. Wäre das dann alles, Sir?“ Jeeves musterte seinen Herrn. Seine
Stimme hatte doch etwas zu sehr alarmiert geklungen, um einen Zwischenfall mit
der Seife zu erklären.
„Ja, Jeeves. Danke. Oder... nein. Das war nicht, warum ich Sie gerufen habe.
Diese dumme Seife hat mich nur abgelenkt.“ Berties Stirn legte sich in
unglückliche Falten. „Ich habe etwas Wichtiges vergessen, Jeeves.“ Seine
bedrückte Stimme legte ein Ereignis dem herbeieilenden Weltuntergang gleich,
nahe.
„Wie bedauerlich, Sir“, entgegnete der Butler. „Aber wenn Sie sich vielleicht
diesen Abzählreim Ihrer Nanny ins Gedächtnis rufen wollen: ‚Fang’ an bei den
Füßen; und nimm dazu...’“
„Ja, ja, ja, Jeeves. Sehr witzig“, unterbrach ihn Bertie.
„Ich bedauere das Missverständnis, Sir.“
„Das meinte ich nicht. Es geht dieses Mal nicht darum, dass ich vergessen habe,
mich hinter den Ohren zu waschen. Das habe ich. Denke ich.“ Bertie seufzte und
rutschte tiefer ins Wasser, bis es ihm ans Kinn reichte. „Tuppy hat mich
angerufen“, verkündete er düster. „Er ist wieder in London.“
„Mr. Hildebrand Glossop, Sir?“, erwiderte Jeeves neutral. „Ich bin sicher,
seine Rückkehr hat große Freude im Drones Club hervorgerufen.“
Bertie winkte ab und sandte ein paar Spritzer Seifenwasser in Richtung von
Jeeves’ Bügelfalten, der jedoch elegant auswich. „Ich treffe ihn und seine neue
Verlobte morgen Abend zum Dinner. Er hat sie auf einer Reise nach Boston kennen
gelernt.“
„Ein freudiges Ereignis, Sir.“
„Tante Dahlia ist anderer Meinung, Jeeves. Sie hat mich bereits für morgen früh
zu sich bestellt. Oder genauer, zu Tante Agatha. Sie wohnt in der Pont Street,
während sie in der Stadt ist. Offenbar hat sich noch immer niemand Cousine
Angela erbarmt und sie trauert Tuppy nach wie vor nach. Mir graut davor, was
sie von mir verlangen wird.“
„Es steht zu erwarten, dass sie sich in dieser Angelegenheit erneut Ihrer Hilfe
bedienen möchte“, stimmte Jeeves zu.
„Frühstück unter den gestrengen Blicken von Tante Agatha, die meine Haltung und
Aussprache korrigiert und Tante Dahlia, die ihre unglückselige Tochter unter
die Haube bringen will.“ Bertie schüttelte sich mit Abscheu. „Und das zu einer
unchristlichen Zeit wie neun Uhr.“
„Ich verstehe, Sir“, entgegnete Jeeves, eine Augenbraue hochgezogen. „Ich werde
Ihren Morgentee um acht Uhr servieren und ein Taxi bestellen, damit Sie Ihre
Tanten zur rechten Zeit erreichen.“
„Danke, Jeeves.“ Bertie seufzte. „Und als wäre das nicht genug, hat Tuppy etwas
angedeutet von einer älteren Schwester seiner Verlobten, für die ein Ehemann zu
finden ist, bevor er seine Beatrice ehelichen kann“, fuhr er düster fort. „Er
wird sie zum Dinner mitbringen. Bestimmt soll ich ihm helfen, einen Trottel zu
finden, der sie heiratet.“
Jeeves’ Augenbrauen bewegten sich Richtung Haaransatz. Offenbar war seinem
Herrn hier ein wichtiger Punkt entgangen, was die möglichen Absichten von Mr.
Glossop betreffen mochte. Vielleicht war es angebracht, sich zu versichern,
dass das Automobil seines Herrn vollgetankt war, für den Fall, dass sich Mr.
Wooster zu einem unerwarteten Ausflug aufs Land entschied. „Sehr wohl, Sir“,
entgegnete er. „Darf ich vorschlagen, Ihnen noch einen Schlummertrunk zu
servieren, Sir, bevor Sie sich zu Bett begeben? Zur Beruhigung Ihrer Nerven.“
„Danke, Jeeves. Sie finden wie immer die richtigen Worte.“ Bertie starrte das
Entchen an, das vor seiner Nase kreuzte. „Obwohl ich fürchte, es gibt in ganz
England nicht genug Alkohol, um meine Nerven zu besänftigen.“ Er versenkte das
Entchen mit einem gezielten Wurf seines Schwammes.
„Ausgezeichneter Wurf, Sir. Sehr wohl, Sir, wenn das dann alles ist...?“ Jeeves
nahm das Badetuch vom Trockengestell und legte es über den Hocker neben der
Wanne in Reichweite.
„Danke, Jeeves.“ Bertie sank ganz in die Wanne, bis auch sein Gesicht unter der
Wasseroberfläche verschwand und tauchte dann prustend wieder auf. „Oh, Jeeves“,
wandte er sich an den Butler, der – in Kenntnis der Gewohnheiten seines Herrn –
an der Tür gewartet hatte. „Wie stehen wohl die Möglichkeiten, sich in seiner
eigenen Badewanne zu ertränken?“
„Sehr gering, Sir, denn in diesem unwahrscheinlichen Fall sähe ich mich
gezwungen, meiner Pflicht nach zu kommen, und Sie zu retten, Sir.“
„Sie sind eine große Beruhigung für mich, Jeeves.“ Bertie setzte sich auf und
griff nach dem Handtuch.
„Vielen Dank, Sir.“ Jeeves zog sich diskret zurück.
Ende