Inspektor Jury kommt zu Besuch
2007
Fandom:
Inspektor Jury
Charaktere:
Jury/Plant, Agatha, Ruthven
Kategorie:
PG-15, weil seiner Ex-Lordschaft mal der Mund ausgespült gehört, m/m-slash
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe:
Ein netter Besuch in Ardry End, wenn nur Agatha nicht wäre
Disclaimer:
Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen. Vielen
Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Hat es Ihnen geschmeckt, Sir?“
„Fantastisch, Ruthven. Sagen Sie Martha bitte meinen
herzlichen Dank. Es war einfach superb.“ Mit einem strahlenden Lächeln dankte
Richard Jury dem Butler, der gerade damit beschäftigt war, die leeren Teller
und Platten vom Esstisch zu räumen, während Richard mit dem Herrn des Hauses
und einem Glas Port am Kamin Platz nahm.
“Vielen Dank, Sir. Ich werde es umgehend bestellen“, sagte Ruthven und verließ
den Salon.
“An das Essen könnte ich mich wirklich gewöhnen“, seufzte Richard und nahm
einen Schluck aus seinem Glas.
„Nur an das Essen?“ Melrose Plant stellte seinen Port auf
dem kleinen Beistelltisch ab und trat hinter Jurys Sessel. „Ich hatte
eigentlich gehofft, es gäbe noch etwas anderes, das dich nach Ardry End zieht.“
Seine Stimme klang nicht wirklich verärgert, auch wenn er sich darum bemühte
und seine Hände, welche begannen, Jurys Schultern zärtlich zu massieren,
sprachen ebenfalls eine andere Sprache.
Richard drehte den Kopf und lächelte ihn an. „Nicht nur das
Essen“, versicherte er.
„Ich hatte gehofft, Marthas Kochkünste und meine strahlende
Persönlichkeit, würden dich endlich überzeugen, für immer hierher zu ziehen“,
fuhr Melrose fort.
Jury seufzte. „Ich fürchte der tägliche Weg zur Arbeit ist
ein bisschen weit.“
Melrose ließ von Richards Schultern ab und setzte sich auf
die Sessellehne. „Ich nehme an, der Versuch, dich zu überreden, dich vorzeitig
pensionieren zu lassen, wäre vergebene Liebesmüh“, sagte er mit Bedauern in der
Stimme. „Und der Hinweis, dass mein Geld für uns zwei ein paar Leben lang
reicht, auch.“
Jury seufzte und legte Melrose die Hand auf den Arm. „Das
hatten wir doch schon Dutzende Male. Du kennst meine Meinung.“
„Ja, ich weiß. Du liebst deinen Job und du willst nicht von
mir abhängig sein, vor allem nicht finanziell. Wir könnten doch eine Detektei
aufmachen. Dann arbeiten wir zusammen und du verdienst dein eigenes Geld.“
Richard lachte. „Ich als Holmes und du als Dr. Watson?“
„Warum nicht? Wir waren doch schon öfters ein gutes
Ermittlerteam.“
Melrose rutschte auf Richards Schoß und gab ihm einen
raschen Kuss. „Ich dachte mir, ich suche mir ein Haus in London oder eine
dieser modernen Loftwohnungen am Themseufer und behalte Ardry End nur noch als
Wochenendsitz. So könnten wir zusammen leben und du trotzdem weiter die
Verbrecher dieser Welt jagen. Ruthven und Martha kommen natürlich mit. Hier
stelle ich jemanden ein, der in der Zwischenzeit nach dem Rechten schaut und
aufpasst, dass Agatha nicht das ganze Haus leer räumt oder gleich hier
einzieht. Was hältst du davon?“
Jury runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht. Eigentlich fühle
ich mich in Islington ganz wohl.“
Melrose blickte ihn nachdenklich an. „Das ist es, nicht
wahr? Du willst deine Leute dort nicht verlassen. Carol-anne und Mrs.
Wassermann und Stan Keeler. Das hält dich mehr in London als dein Job.“
„Sie sind das einzige, was ich in all den Jahren hatte, das
einer Familie nahe kam. Und ich bin es für sie auch“, erwiderte Jury ernst.
„Vielleicht sollte ich ein Haus suchen, das groß genug ist,
dass alle drei mit einziehen können. Pardon vier. Wie konnte ich Stone
vergessen“, überlegte Melrose.
„Du würdest doch deine Clique hier genauso vermissen.
Vivian, Diane, Marshall, das Jack and Hammer und all die anderen.“
Vom Flur waren laute Stimmen zu hören, als Ruthven
offensichtlich versuchte, jemanden aufzuhalten oder abzuwimmeln.
Melrose seufzte und rutschte von Richards Schoß. „Da kommt
jemand, den ich garantiert nicht vermissen würde, obwohl sie wahrscheinlich die
erste Person wäre, die uneingeladen bei uns einziehen würde.“
Er setzte sich gerade wieder in seinen Sessel, als die
Salontür aufflog und Agatha herein wirbelte, so schnell es ihre kurzen, dicken
Beine erlaubten.
„Du bist zu spät für den Lunch und zu früh fürs Dinner“,
sagte Melrose und kippte seinen Port in einem Zug herunter. Mit seiner Tante
auf seiner Schwelle brauchte er plötzlich dringend einen Drink.
Ihren Neffen nicht weiter beachtend, stürzte sich Agatha auf
Richard. „Superintendent, wie schön Sie wieder zu sehen:“ Sie riss ihm fast den
Arm aus, so heftig schüttelte sie seine Hand, nachdem sich Jury höflich erhoben
hatte, um sie zu begrüßen.
Agatha ließ sich in den soeben frei gewordenen Sessel
plumpsen und schrie nach Ruthven, er möge ihr etwas zu Trinken und Essen
bringen. Der alte Butler überhörte die Aufforderung geflissentlich.
„Sie beehren uns in letzter Zeit recht oft“, fuhr Agatha
fort. „Es hat doch nicht etwa einen Mord gegeben, von dem ich gar nichts weiß.“
Das wäre etwas Neues, wenn du von etwas nichts wüsstest und
für dich eine Katastrophe, dachte Melrose. Laut sagte er: „Richard kommt nur
hierher, um mich zu vögeln:“
Jury blickte ihn erstaunt an. Nicht, dass Melrose gelogen
hätte. Nur, dass er es laut und so unverblümt aussprach, war eine Überraschung.
Bisher hatten sie ihre Beziehung für sich behalten. Allenfalls Ruthven und
Martha war sie garantiert nicht entgangen.
Agatha riss die Augen auf. „Du bist unmöglich, Plant“,
ereiferte sie sich. „Schämst du dich nicht deiner Ausdrucksweise? Und dann noch
den Superintendenten so in den Schmutz zu ziehen.“
„Es stimmt aber, Lady Ardry“, sagte Jury ruhig. „Ihr Neffe
und ich, wir sind schon seit acht Monaten ein Paar.“ Er wusste zwar nicht, was
Melrose bewogen hatte, ihre Beziehung seiner Tante auf so drastische Art zu
offenbaren – das heißt, er konnte sich denken, dass sein Freund von Agatha und
ihren Störungen die Nase voll hatte und mit diesem Schock versuchte, sie wieder
los zu werden – aber ihm war es Recht, wenn Plant ihre Beziehung nun öffentlich
machen wollte. Wegen ihm konnte es ganz Long Pidd wissen und auch ganz London.
„Jetzt stiftest du auch noch einen Superintendenten von
Scotland Yard zum Lügen an. Also wirklich“, empörte sich Agatha.
„Wenn du uns eh nicht glaubst, dann können wir ja auch
gehen:“ Melrose griff nach Richards Hand. „Komm.“ Er zog ihn mit sich zur Tür.
„Plant!“, schrie Agatha hinter ihnen her, als die Tür ins
Schloss fiel. „Du kannst mich hier doch nicht alleine sitzen lassen.“ Sie
überhörten sie geflissentlich.
Melrose lachte. „Warum nur glauben die Leute einem die
größte Lüge aber nie die Wahrheit?“
„Weil sie oft für ihre Ohren zu unwahrscheinlich klingt“,
erwiderte Richard. „Zumindest diese Wahrheit.“
„Wie war das noch. Wenn man alles andere eliminiert hat, ist
das, was übrig bleibt, die Wahrheit, auch wenn sie noch so unwahrscheinlich
klingt?“
„Genau, Watson.“
„Und nun, Holmes?“
Richard klopfte Melrose auf den Hintern. „Da ich nicht
annehme, du willst zurück zu deiner Tante.“ Er deutete die Treppe nach oben.
„Was hältst du davon, wenn wir uns noch mit ein paar harten Tatsachen
beschäftigen und genau das tun, was du deiner Tante gesagt hast, dass wir es
tun?“
„Während Agatha im Haus ist?“
„Sie wird wohl kaum zukucken wollen.“
Melrose lächelte. „Und wenn, wen interessiert’s. Vielleicht
fällt sie vor Schock tot um.“
Lachend stiegen sie die Treppe zum Schlafzimmer hinauf.
Ende