Jury kommt auf den Hund
T’Len
2010
Fandom: Inspektor Jury
Charaktere: Richard Jury/Melrose Plant
Kategorie: PG-15
Hinweise: Bezieht sich auf das Buch „The Black Cat“. Jury findet einen herrenlosen Hund, rettet ihn und bringt ihn nach Ardry End, damit er genug Auslauf hat. Doch statt Melrose einfach die ganze Geschichte zu erzählen, lässt er ihn glauben, der Hund sei von einem Landstreicher ausgesetzt worden. Ich kann nicht glauben, dass Melrose so blind ist und den Schwindel nicht merkt.
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Summe: Melrose hat Richard durchschaut.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Warum hast du nicht einfach
gefragt?“
„Was gefragt?“ Richard Jury
ließ die Zeitung sinken, in der er gerade gelesen hatte, in einem der
gemütlichen Ohrensessel des Salons von Ardry End sitzend, und blickte seinen
Freund Melrose Plant fragend an.
Dieser stand bereits seit
geraumer Weile am großen Fenster und sah auf die Wiese hinterm Herrenhaus
hinaus, beobachtend wie Joey – oder Aggro, wie sie ihn nach ihrem Namenswettbewerb
im „Jack & Hammer“ getauft hatten -
herumrannte, im Bemühen Aggrieved und Aghast zu hüten. Doch weder das
Pferd nach die Ziege ließen sich von dem Hund auch nur im Geringsten stören und
grasten in Ruhe weiter.
Nun drehte er sich zu
Richard um. „Ob ich deinen Hund behalte.“
Jury bemühte sich, einen
absolut unschuldigen und unwissenden Gesichtsausdruck an den Tag zu legen, als
er sagte: „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Angesichts der blauen Augen, die
ihn eindringlich über die Goldrandbrille hinweg musterten und wie so oft bis in
sein Innerstes zu blicken schienen, war das allerdings alles andere als
einfach.
Der Besitzer dieser
intensiven Augen schüttelte nun unwillig den Kopf. „Bitte verkaufe mich nicht
für dümmer als ich bin, Richard“, sagte Melrose. „Ich kann durchaus noch Eins
und Eins zusammenzählen. Du tauchst im selben Augenblick hier auf wie der Hund.
Warum sollte der Landstreicher Jarvis ihn hier gelassen haben? Das macht keinen
Sinn. Du aber hast eine Transportbox im Auto, angeblich um Wiggins Hamster zu
transportieren. Nur dass sich Wiggins nie ein Haustier zulegen würde. Er wäre
doch auf der Stelle gegen alles mögliche allergisch. Außerdem hättest du in dem
Teil eine ganze Hamsterkolonie untergebracht. Du weißt, welcher Name auf dem Halsband
des Hundes steht. Das hättest du im Vorbeilaufen nie und nimmer lesen können.
Du kanntest sogar seine Rasse, eine sehr seltene, wie ich mittlerweile
herausgefunden habe. Du müsstest schon ein richtiger Hundeexperte sein, um die
auf Anhieb zu wissen. Was mir aber neu wäre und ich denke, so gut kenne ich
dich mittlerweile. Ganz davon abgesehen, dass der Hund erstaunlich an dir
hängt, obwohl er dich doch angeblich kaum kennt. Das sind mir ein paar zu viele
Zufälle, mein Lieber.“
Richard hob in einer Geste
des Aufgebens die Hände. „Okay, ich gestehe“, sagte er und setzte sein
gewinnendstes Lächeln auf, von dem er wusste, dass es normalerweise nicht nur
bei Melrose seine Wirkung nicht verfehlte. „Du hast mich durchschaut. Es tut
mir Leid.“
„Warum das ganze Theater?“,
wollte Melrose wissen.
„Ich weiß nicht“, Jury
zuckte mit den Schultern. „Ich hatte das nicht geplant, wirklich nicht. Es
ergab sich einfach so, als ich hier ankam. Vielleicht, weil es zu den Spielchen
passte, die du und deine Gang im Jack & Hammer so gern spielt.“
Melrose wandte sich wieder
zum Fenster um und beobachtete, wie seine alte Hündin Mindy langsam aus der
Hintertür der Küche trottete und sich zu den anderen Tieren gesellte. „Und was
ist nun die wahre Geschichte?“, fragte er.
„Ich habe ihn in London
gefunden, in einem Hauseingang, fast verhungert und total dehydriert“, erklärte
Richard. „Der Tierarzt hat ihn wieder aufgepäppelt, aber ich habe es einfach
nicht fertig gebracht, ihn in einem Tierheim abzugeben und einem unbestimmten Schicksal
zu überlassen. Ein Besitzer hat sich trotz Anzeigen in allen großen
Tageszeitungen nicht gemeldet. Der Arzt meinte, entweder ist er ausgesetzt
worden oder davon gelaufen, weil er es in einer Stadtwohnung nicht ausgehalten
hat. Er braucht viel Auslauf und andere Tiere, um sich wohl zu fühlen. Deshalb
habe ich ihn hierher gebracht. Bei mir in meiner kleinen Wohnung wäre er auch
nicht glücklich geworden.“
Jury stand auf und näherte
sich dem Fenster. „Es tut mir wirklich Leid. Ich werde eine andere Lösung
suchen“, sagte er.
Melrose schüttelte den Kopf.
„Lass mal“, erwiderte er. Er beobachtete, wie Mindy mit dem Schwanz freudig
wedelte, während sie und Joey sich gegenseitig beschnupperten. So munter hatte
er sie schon jahrelang nicht mehr gesehen. Auch Aghast und Aggrieved hatten mit
dem Fressen aufgehört und beobachteten die zwei Hunde. „Er kann gern hier
bleiben: Die anderen Tiere scheinen ihn ja alel zu mögen und Platz ist wahrlich
genug da.“
„Warum hast du nichts
gesagt, wenn du mich von Anfang an durchschaut hattest?“, wollte Richard
wissen. Er stand nun neben Melrose am Fenster und sah lächelnd ebenfalls auf
die Tiere.
Melrose wandte sich zu ihm
um. „Weil ich dachte, wenn du dich überzeugen willst, ob ich ihn auch wirklich
behalte, hast du einen Grund öfters vorbei zu kommen.“
„Ich dachte eigentlich, ich
hätte schon den besten Grund der Welt dafür“, erwiderte Richard, während er
Melrose in seine Arme zog.
Dieser lächelte nun auch.
„Es kann nie schaden, mehr als einen Grund zu haben“, murmelte er zwischen ihren Küssen.
Ende