Titel:
Kirk und Spock im Irrenhaus
Autor: Myra
Pairing: K/S (diverse Frauen), PG-13
Type:
AU, Humor
Summary:
Jim und Spock befinden sich im...
Disclaimer:
Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Star Trek gehören
Paramount.
Hinweis:
Diese Geschichte ist bereits in der der A/T 23 veröffentlicht
worden.
Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen, bitte ich - immer noch -
mit
einem Augenzwinkern zu entschuldigen.
REV
Kirk
und Spock im Irrenhaus
Mit
einem erleichterten Aufseufzen ließ Stationsleiterin Fini sich tief in ihren
gut gepolsterten Drehstuhl zurückfallen. Zufrieden musterte sie den hohen
Papierstapel, der penibel ausgerichtet vor ihr auf ihrem Schreibtisch lag.
Es
war wie immer sehr viel Arbeit gewesen, aber für diese Woche waren die
Tagesberichte endlich fertiggestellt. Das tat ihrem Pflichtbewusstsein gut, und
dann stand auch noch - sozusagen als Belohnung - im Staatstheater eine
besonders interessante Shakespeare-Aufführung auf dem Programm. Also sollte sie
eigentlich glücklich sein und sich auf das Wochenende freuen.
Aber
das kurze Gefühl der Zufriedenheit war schnell wieder wie weggewischt. Und Fini
wusste auch warum. Sie hatte die letzten Stunden bewusst versucht, über ein
ganz bestimmtes Problem, nicht mehr nachzudenken.
Aber
jetzt war es wieder da. Und sie musste eine Lösung finden. Dringend. Sonst
würde die ganze, von ihr mühsam auf der Station etablierte Ordnung und
Effizienz wieder zusammenbrechen. Und das wollte niemand, am wenigsten Stationsleiterin
Fini.
Schuld
an der ganzen Misere war dieser Neuzugang, dieser blonde Sternenflotten-Offizier
James T. Kirk, der neu auf ihre Station gekommen war. Er war zurzeit vom Dienst
suspendiert. Und das aus gutem Grund. Die Pfleger hatten anfangs ziemliche Mühe
gehabt, den total betrunkenen und laut randalierenden Offizier zu bändigen.
Erst nach der Fixierung - ein schon seit langer Zeit erprobtes Mittel - war er
endlich fügsam geworden.
Die
Leiterin Fini verzog angewidert ihren Mund. Leider gab es für solche Fälle keine
bessere Methode.
Es
dauerte auch nicht lange und der Patient verhielt sich wie ausgewechselt.
Allerdings hatten da bedauerlicherweise die wirklichen Probleme erst begonnen.
Der
Eingelieferte wickelte nämlich sofort sämtliche Stationsschwestern mit seinen Sprüchen
und seinem breiten Lächeln so charmant um den Finger, dass sie darüber ihre
eigentliche Arbeit zu vergessen begannen. Gab es irgendwo auf der Station einen
Auflauf, dann stand garantiert dieser Kirk in der Mitte. Ständig versuchten die
Schwestern, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Es
war einfach unglaublich.
Schwester
T. und Schwester Silva hatten neuerdings angefangen, die ganze Station in eine
Art Kunstgalerie umzuwandeln. Sämtliche Räume waren inzwischen schon mit ihren
Bildern dekoriert, die - nun ja - eigentlich nur entblößte Männerkörper
darstellten. Was sollten denn da bloß die Besucher denken, fragte sich Fini
besorgt.
Auch
die Beschäftigungstherapeutin Berry kam neuerdings jeden Tag auf die Station
und hatte die verrücktesten Ideen, wie sie Kirk zu immer neuen Aktivitäten
animieren könnte. Zum Beispiel wollte sie jetzt einen kreativen Schreibkurs
organisieren, aber Kirk hatte wohl nur milde gelächelt und ihr stattdessen
Fallschirmspringen über San Francisco vorgeschlagen. Aber das dem Charmeur wohl
so passen, dachte Fini grimmig. Es war ein ziemlich raffiniert eingefädelter
Fluchtplan gewesen und Schwester Berry war schon fast darauf hereingefallen.
Dieser
Offizier brachte alles auf der Station durcheinander, aber so würde sein
Alkoholismus niemals therapiert werden. Und das war ihre dringendste Aufgabe,
wie man Fini von der Sternenflotte her deutlich zu verstehen gegeben hatte. Man
hatte wohl noch große Pläne mit dem Mann.
Und,
als wenn das noch nicht genug Kopfschmerzen bereiten würde, gab es da noch
diesen anderen Neuzugang. Alle, die nicht sowieso schon dem Charme des Offiziers
Kirk erlegen waren, hatten nur noch Blicke für diesen undurchsichtigen
Halb-Vulkanier, namens Spock.
Zum
Beispiel Schwester Cherry. Sie war für die Küche zuständig. Und was machte sie?
Anstatt sich um die Organisation zu kümmern, fuhr sie neuerdings den
Essenswagen selber aus. Und natürlich passierte gleich ein Unglück.
Schwester
Bürri hatte alles genau gesehen: Schwester Cherry stand also mit ihrem Wagen
vor dem Zimmer von diesem Mann (was machte sie da überhaupt?). Und dann ging
plötzlich die Tür auf. Vor Schreck warf sie den ganzen Essenswagen um und
verletzte sich dabei schlimm am Bein.
Zum
Glück hatte der Patient darauf wohl nur mit milder Irritation reagiert. Schwester
Cherry besteht aber immer noch darauf - wenn auch humpelnd – den Essenswagen
persönlich auszufahren.
Stationsleiterin
Fini stöhnte auf. So konnte das nicht weitergehen. Schwester Mona von der
Stationsbibliothek war auch schon ein Nervenbündel, weil die vielen Anfragen
dieses Vulkaniers nach neuer Lektüre sie zunehmend an den Rand ihrer
Möglichkeiten brachte.
Die
ganze Ordnung schien sich langsam, aber sicher in Nichts aufzulösen. Und an
eine Therapie der beiden war unter diesen Umständen nicht zu denken.
Denn
an diesen Vulkanier schien nun überhaupt niemand heran zu kommen. Meist völlig
in sich gekehrt, schien er immer wieder an plötzlich auftretenden, nervösen
Schüben zu leiden. Stationsleiterin Fini hatte sich deshalb auch schon in das
Standartwerk von dieser Stella eingelesen. Aber was da über vulkanische Sitten
und Bräuche stand, klang alles ziemlich düster. Sie konnte ihn schließlich
nicht in Ketten legen, oder was sonst noch so für Vorschläge darin standen, um
seine dunklen Triebe zu bändigen. Er war ja schließlich zur Hälfte ein Mensch
und unter ihrer Leitung würde er auch wie ein Mensch behandelt werden!
Aber
es war klar - es musste etwas passieren. Und das schnell. Damit wieder ein
effizienter Dienst auf der Station gewährleistet werden konnte. Gedankenverloren
schweifte Finis Blick über den Schreibtisch. Dann sah sie zufällig auf die
Liste mit ihren Telefonnummern und sie wusste plötzlich, was sie doch noch tun
könnte. Sie würde Micca anrufen, die Leiterin der anderen Aufnahmestation in
der Klinik.
Vielleicht
hatte sie ja eine Idee.
"Grüß
dich Micca, wie geht es dir? Was machen deine Jungs mit den langen, bunten
Messern?"
"Hallo
Fini. Grüß dich. Also die meiste Zeit sitzen sie eigentlich nur im Garten und
lauschen auf etwas, das wohl nur sie hören können. Sie nennen es: die
Macht."
"Oh,
du hast es gut. Etwas mehr Ruhe würde ich mir auf meiner Station auch mal wünschen."
"Na
ja, Fini. Ganz so ruhig ist es hier natürlich auch nicht. Manchmal fangen sie
an, wie wild in der Gegend herum zu fuchteln, und es fliegen auch immer wieder
Tische und Stühle durch die Luft. Enervierend ist das, kann ich dir sagen. Aber
deshalb hast du mich doch nicht angerufen, oder? Wie läuft es denn bei
dir?"
"Ach
Micca. Hier geht alles gerade den Bach runter."
"So
schlimm?"
"Na
ja, fast. Ich habe zwei Neuzugänge. Einen wegen Alkoholmissbrauchs vom Dienst
suspendierter Sternenflotten-Offizier und einen Halb-Vulkanier, der unter
unerklärlichen Dysfunktionen leidet."
"Interessant.
Und wo liegt das Problem?"
"Dass
mein Personal nicht mehr arbeitsfähig ist. Weil sie entweder hinter diesem
Offizier her sind oder diesen geheimnisvollen Vulkanier anhimmeln. Lach nicht.
Es ist ernst."
Fini
war etwas genervt von Miccas leisem Glucksen, aber eigentlich war es ja auch wirklich
eine witzige Situation.
"Lass
mich überlegen - sag mal, wenn sie deine Stationsschwestern so sehr durcheinanderbringen
... wäre es da nicht eine gute Idee mal die beiden zusammenzubringen, damit sie
sich mehr miteinander beschäftigen? Vielleicht kommt ja sogar noch etwas
Positives dabei raus. Die beiden scheinen ja ziemlich unterschiedliche
Charaktere zu sein. Das könnte sich vielleicht sogar in therapeutischer
Hinsicht als nützlich erweisen."
"Die
beiden zusammen auf ein Zimmer legen? Meinst du das?"
"Hast
du ein Problem damit? Ich mache das oft. Es bewirkt manchmal wahre Wunder und
sie werden danach in der Regel friedlich wie kleine Lämmer."
"Wirklich?
Also, an mir soll es nicht liegen. Ich versuche das mal. Ich erzähle dir
später, was daraus geworden ist. Tschau, Micca."
Nachdenklich
ließ Stationsleiterin Fini das Gespräch noch einmal Revue passieren. Dann griff
sie wieder zum Telefon, um ihre neuen Anordnungen an Schwester Bürri
durchzugeben.
*
"Verstehst
du das?" Mit Schwung warf Kirk seine Tasche unter das Stationsbett und
musterte mit schiefem Grinsen erst aufmerksam das karge Krankenzimmer und dann
neugierig seinen Mitpatienten, den er schon von der Gruppentherapie her kannte.
Aber
Spock hatte dort immer nur seinen Namen genannt und danach beharrlich geschwiegen.
Darum wusste er eigentlich nichts über ihn.
"Ich
vermute, dass du dich darauf beziehst, warum wir beide in einen neuen Raum
verlegt wurden."
Im
Gesicht des Vulkaniers war keine Gefühlsregung zu erkennen, aber Kirk war über
den ungewöhnlich langen Satz verblüfft. Gleichzeitig bemerkte er, dass seine
Hände zitterten, sah aber auch, wie sehr sich sein neuer Zimmergenosse bemühte,
gerade das vor ihm zu verbergen. Es regte sich so etwas wie Neugier in Kirk und
er dachte, dass er wohl nicht der Einzige auf dieser Station war, dem das
Schicksal übel mitgespielt hatte.
"So
ist es. Frage mich, was sie sich dabei gedacht haben. Na, das werde ich aber
noch herausfinden. Machen wir erst mal das Beste daraus. Oder was meinst du,
Spock?"
Kirk
empfand Sympathie für seinen Mitpatienten. Aber es war ein seltsam gemischtes
Gefühl. Einerseits hatte er den unbestimmten Drang ihm irgendwie helfen zu
wollen. Egal bei was. Gleichzeitig ahnte er aber auch, dass der Vulkanier das
so Weiteres niemals zulassen würde. Aber auf alle Fälle brauchte dieser Spock
unbedingt einen Freund. Kirk sah sich bereits als einen der besten Kandidaten
für diese Rolle.
"Einverstanden,
Kirk." Spock setzte sich auf sein Krankenbett und versuchte, zur Ruhe zu
kommen. Eigentlich wollte er sofort wieder in sein Einzelzimmer zurück. Die Stationsschwestern
hatten ihn davon überzeugen wollen, dass er unbedingt Gesellschaft brauchte.
Diese unlogische Diskussion hatte ihn extrem ermüdet und jetzt wünschte er sich
nur noch, dass dieser Kirk auch endlich schweigen würde.
"Nenn
mich, Jim. Wir sind doch jetzt sozusagen Leidensgenossen", bot Jim sofort
an.
"Einverstanden,
Jim. Gute Nacht."
In
Spock kroch Verzweiflung hoch. Die Stunden, die er allein in seinem Zimmer
verbracht hatte, waren seine letzte Rettung gewesen. Und das war ihm jetzt auch
noch genommen worden. Wie sollte er jetzt die Kraft finden, wieder seine
Selbstbeherrschung zurück zugewinnen? Er brauchte doch diese Distanz, um seinen
Körper wieder in Balance zu bringen. Aber dieser Mensch schien einfach keine
Ruhe geben zu wollen. Demonstrativ legte sich Spock unter seine Bettdecke.
Erstaunt
hatte Kirk beobachtet, wie der Vulkanier mit einer unglaublichen Geschwindigkeit
in seine schwarze Nachtwäsche geschlüpft war und sofort die Augen geschlossen
hatte.
Kirk
war in den letzten Wochen nicht entgangen, dass er selbst einen – na ja -
tiefen Eindruck bei den Stationsschwestern hinterlassen hatte. Kirk grinste bei
dem Gedanken amüsiert in sich hinein. Aber das war eigentlich nichts Neues für
ihn und er würde bei diesem Tempo sicher bald mit Bravour hier entlassen
werden. Was er aber auch nicht übersehen hatte - und was ihn insgeheim doch
sehr verblüffte - war die Schwärmerei der Schwestern für diesen verschlossenen
Mann. Er war nicht mehr der einzige Hahn im Korb, sozusagen.
Das
war neu und darauf hatte er sich bisher noch keinen Reim machen können. Aber
während er ihn in den letzten Minuten beobachtet hatte, bekam er eine Ahnung
von der Faszination, die dieser Vulkanier bei den Frauen ausgelöst hatte.
"Spock,
schläfst du schon?"
Es
war nur ein sehr leises Stöhnen zu hören.
Er
musterte Spock, der steif unter seiner Bettdecke lag und scheinbar kaum atmete.
Kirk war sich aber hundertprozentig sicher, dass sein Mitpatient nur vorspielte,
schon zu schlafen. Schnell schlüpfte er in seine kurze Schlafhose und setzte
sich dann vorsichtig auf das Bett des Vulkaniers.
Erschrocken
fuhr Spock wie von der Tarantel gestochen hoch und starrte entsetzt auf den
Menschen, der so einfach in seine Intimsphäre eingedrungen war.
"Verlasse
bitte sofort mein Bett!!!"
"Ist
ja schon gut, entschuldige. Ich darf aber doch noch ein bisschen mit dir reden,
okay?"
Widerstrebend
stand Kirk wieder auf und ging auf sein eigenes Bett zu.
"Okay,
Spock?" Dann setzte er sich auf die Überdecke und lehnte sich mit verschränkten
Armen an das Kopfteil.
"Ich
kann sonst einfach noch nicht einschlafen. Ach bitte, sag ja, Spock."
Spock
wollte keinen Streit und nickte ergeben, begleitet mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit.
"Was möchtest du wissen?"
"Na,
zum Beispiel warum du hier drin bist."
"Darüber
möchte ich nicht reden."
"Na
gut. Interessiert dich, warum ich hier bin? Ich erzähle es dir und du sagst mir
dann, warum du eingeliefert worden bist. Okay?"
Schweigen.
"Ich
nehme das mal als Zustimmung. Also ..."
Kirk
holte tief Luft und plötzlich wusste er gar nicht mehr, was er eigentlich sagen
wollte. Warum war er nur auf diese verrückte Idee gekommen, diesen seltsamen
Vulkanier auf Biegen und Brechen zum Reden bringen zu wollen, fragte er sich
verwundert. Aber als er da so kurz auf dessen Bett gesessen hatte, war ihm ein
sehr, sehr angenehmer Schauder über den Rücken gerieselt. Vermischt mit einem
Hauch des für Kirk so unwiderstehlich aufregenden Gefühls, ein unbekanntes
Terrain zu erkunden. Dieses so eigenwillige und auch verletzlich wirkende
Gesicht in dem weißen Krankenhauskissen liegen zu sehen, hatte ihn seltsam tief
berührt. Gern hätte er es vorsichtig und beruhigend gestreichelt, erinnerte
sich Kirk.
Die
vulkanische Körperwärme, die er durch die dicke Bettdecke gespürt hatte, meinte
er, sogar jetzt, noch wahrzunehmen. Und Kirk hatte den kurzen, aber sehr
intensiven Impuls unterdrückt, einfach unter diese Bettdecke zu schlüpfen und
seine Hände einmal über diesen Körper wandern zu lassen ...
Meine
Güte, dachte Kirk über das Ausmaß seiner eigenen Wünsche verblüfft, und
versuchte, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. Er räusperte sich
einmal laut und mit einem betont munteren Tonfall fuhr er fort: "Also, eigentlich
hat meine Frau Mari, besser gesagt meine Ex, mich einliefern lassen."
Spock
drehte sich mit fragenden Blicken in Kirks Richtung. "Das Konzept der Trennung
gibt es nicht auf Vulkan."
Spock
hatte eigentlich nicht vorgehabt, zu reden, und wollte gleich wieder die Augen schließen.
Aber dann konnte er seinen Blick doch nicht von diesem merkwürdigen Kirk lösen
können, der sich offensichtlich von seiner abweisenden Art nicht abschreckend
ließ.
Dieser
Mensch trug tatsächlich nur schreiend bunte Bermudashorts. Die Farben und die
absurden Muster taten seinen Augen weg, aber der Anblick des restlichen Körpers
ließ ihn erschauern.
Kirk
lag halb auf seiner Matratze und hatte ein Bein angewinkelt auf das Bett
gestellt. So blickte der Vulkanier beim Herüberschauen als erstes auf mit
buntem Stoff bedeckte, offensichtlich gut ausgestattete Genitalien, um dann
schnell, über einen ausgeprägt männlichen Oberkörper, zu dem ihn freundlich und
offen anblickenden Gesicht zu wandern.
Spock
wurde schmerzhaft klar, dass er diesen Anblick nicht so schnell vergessen
würde.
Ein
zusätzlicher Albtraum, eine neue Qual. Und es gab keine Möglichkeit sich zurückziehen.
Plötzlich fiel auf, dass Kirk bereits weiter geredet hatte.
"...
Wirklich? Also bei uns Menschen ist es kein Problem, sich zu trennen. Und ich
kann Mari ja verstehen. Die ganze Sauferei, die vielen Frauengeschichten.
Nicht, dass du jetzt einen schlechten Eindruck von mir bekommst. Egal - aber
irgendwann hat sie angefangen, Liebesgedichte zu schreiben. Da wusste ich, es
ist vorbei", plauderte Kirk, dem es vorkam, als würde er seinen
Zimmergenossen schon ewig kennen.
"Das
verstehe ich nicht." Spock hob irritiert seine Augenbrauen und war einen
Moment abgelenkt von seinen eigenen düsteren Gedanken. Er hatte sich sein
ganzes Leben lang bemüht, die Menschen wirklich zu verstehen, aber manchmal
überstieg es seine Fähigkeiten.
"Ich
eigentlich auch nicht. So sind eben die Frauen. Ach, vergiss es einfach. Aber
wie hältst du es eigentlich mit den Frauen? So als Vulkanier?"
"Ich
bin nur zur Hälfte Vulkanier. Aber wir haben das Prinzip des IDIC. Unendliche
Möglichkeiten in unendlichen Kombinationen."
"Wow.
Echt? So viele?" Kirks Fantasie raste. Es gab so viele Rassen in dieser
Galaxis und so viele verschiedene Frauen auf jedem Planeten. Wen man nur jede einmal
...
"Jim,
ich glaube, du hast das missverstanden. Es gibt eine Frau auf Vulkan, die für
mich ausgesucht wurde. Aber sie ruft mich nicht und deshalb ..."
Spock
spürte, wie sein Gesicht zu glühen anfing. Das war das Letzte, worüber er reden
wollte. Über seine Schande und seine Not. Das konnte nur auf seine geschwächten,
emotionalen Barrieren zurückzuführen sein. Diese menschliche Heilerin Solvy
hatte recht gehabt.
Lange
würde er diesem Druck nicht mehr standhalten können. Sie hatte ihn mit entsprechenden
Informationen versehen. Aber das half ihm jetzt auch nicht mehr.
"Das
ist dein Problem? Ich meine, du brauchst eine Frau? Aber muss es denn eine
Bestimmte sein? Ich meine, hier fallen sie doch fast über die ihre eigenen
Füße, nur um dich zu ... Du weißt schon. Ist denn keine dabei, die dir ... na,
du weißt schon ... dir irgendwie dabei, äh, behilflich sein könnte?"
Kirk
biss sich fest auf die Zunge, um bloß nicht seine Erheiterung zu zeigen.
Aber
er ist von einem anderen Planeten und vielleicht habe ich es einfach noch nicht
ganz verstanden, versuchte er, eine Erklärung zu finden.
"Ich
habe mich hinreißen lassen. Verzeih mir. Ich werde jetzt das Licht löschen.
Gute Nacht, Jim." Der Vulkanier ließ absolut keinen Zweifel daran, dass
das Gespräch jetzt sofort an diesem Punkt für ihn beendet war.
"Oh,
natürlich, Spock. Und es tut mir leid, wenn ich dich irgendwie verletzt habe."
"Das
hast du nicht. Gute Nacht, Jim."
"Wirklich
nicht? Da bin ich aber sehr froh. Auch dir eine gute Nacht, Spock."
Kirk
schlüpfte unter seine Bettdecke und schloss resigniert seine Augen. Aber bevor
er es verhindern konnte, hatte er vor Augen, wie Spock von einer der Stationsschwestern
verführt wurde. Unhörbar stöhnte er auf und starrte ins Dunkle.
Das
wollte er sich jetzt wirklich nicht vorstellen, aber dennoch verschwand dieser seltsame
Zimmergenosse nicht aus seinen Gedanken. Kirk überlegte, warum Spock nicht weiter
mit ihm geredet hatte. Irgendetwas war schief gelaufen.
Aber
es war ihm nicht entgangen, dass Spock seinen Körper ziemlich eindeutig
betrachtet hatte und er musste auch zugeben, dass es ihn erregt hatte. Lange
hätte er es nicht mehr verbergen können, dachte Kirk mit einem breiten Grinsen.
Schnell wurden seine Fantasien wieder deutlicher und bald sah er sich an der
Stelle dieser Krankenschwestern. Mit einer Hand zwischen seinen Beinen verfiel
er in einen sehr leichten und unruhigen Schlaf.
Auch
Spock fiel es sehr schwer, zur Ruhe zu kommen. Das Reden und vor allem das in
seinem visuellen Gedächtnis tief eingegrabene Bild von diesem lässig auf dem
Bett liegenden, fast nackten Menschen konnte er nicht vergessen.
Spock
spürte, wie in seinem Körper sich wieder viel zu schnell der altbekannte Trieb
aufzubauen begann und er wusste, er würde heute den Drang nach Vereinigung
nicht mehr lange ignorieren können. Aber er konnte vermutlich auch nicht
unbemerkt das Zimmer verlassen, um einen abgeschlossenen Raum für sein
schmerzhaftes Ritual der Unterdrückung unerwünschter vulkanischer Affekte zu
suchen.
Abgesehen
davon war das Risiko, unterwegs einer der Stationsschwestern zu begegnen,
einfach zu groß.
Denn
was dann mit der Frau passieren würde, war undenkbar. Er würde auf der Erde
öffentlich wegen Vergewaltigung angeklagt und auf Vulkan wegen einer erzwungenen
mentalen Verbindung mit einem Menschen verurteilt werden. Eine Katastrophe. Er
hätte doch einen Bittbesuch bei T´Pring machen sollen, warf er sich vor. Aber
auch das wäre eine große Schande gewesen, denn dann wüsste jeder, dass sie ihn
nicht mehr wollte.
Aber
jetzt war es sowieso zu spät und es war niemand mehr da, an den er sich noch wenden
konnte. Sobald dieser Mensch eingeschlafen war, würde er versuchen sich
hinausschleichen und sich auf seine übliche Art Erleichterung für ein paar
Stunden verschaffen. Spock verzog seinen Mund zu einer bitteren Grimasse.
Irgendwann
würde das allerdings auch nicht mehr helfen und er musste nach Vulkan zurück,
um vielleicht so eine neue Partnerin zu erhalten. Wenn ihn überhaupt noch eine
wollte.
Mitten
in einem wirren Traum von verschlungenen Männerleibern wachte Kirk plötzlich
von sehr leisen, aber ungewöhnlichen Geräuschen auf. Verwirrt lauschte er auf
ein scheinbar aus den tiefsten Tiefen eines schwarzen Ozeans kommendes leises
Stöhnen. Die Töne klangen erschreckend fremd und unmenschlich, aber Kirk meinte,
darin auch einen Schrei nach Hilfe zu hören.
Verwirrt
lauschte er auf diesen Klagen, die Verzweiflung und Einsamkeit eines in einer
fremden Welt Gestrandeten auszudrücken schienen. Dann traf es ihn wie ein
Blitz, Spock brauchte dringend Hilfe. Einen anderen Menschen.
Und
das sofort.
Leise
und ohne einen weiteren Gedanken über seine Handlungsweisen zu verschwenden,
schlüpfte er aus seinem Bett, ließ in einer Bewegung seine Shorts in dem fast
dunklen Zimmer auf den Boden fallen und schob sich schnell und wie magisch
angezogen unter die Bettdecke des Vulkaniers.
Aus
seinen eigenen Traumbildern gerissen und vollkommen überrascht, starrte Spock
in haselnussbraune, zärtlich blickende Augen. Gleichzeitig spürte er, wie der
menschliche Körper sich langsam und geschmeidig immer näher an ihn heran schob.
Es
wirkte auf Spock wie eine Droge, die sofort in seinen Blutkreislauf drang. Euphorisierend
und elektrisierend. Aber dennoch konnte Spock nicht glauben, dass dieser Mensch
wirklich sein Bindungspartner sein wollte.
"Jim,
was tust du da?", versuchte er, Kirk zu warnen.
Aber
die suchenden Hände des Menschen auf seiner Brust und dann ihr zärtliches
Streicheln auf dem vibrierenden Bauch versetzten ihn in immer schmerzvollere
Erregung. Um dagegen anzukämpfen, verkrampfte sich Spock, bis seine Muskeln zu
zittern anfingen.
Kirk
hauchte mit leiser, beruhigender und gleichzeitig verführerischer Stimme:
"Hab keine Angst, Spock. Ich will es doch auch. Kannst du es nicht spüren?"
Der
Vulkanier stöhnte laut auf. Heiße Wellen der Begierde strömten unkontrollierbar
durch seinen Körper.
"Lass
mich dich lieben", raunte Kirk in sein Ohr und küsste ihn zärtlich.
Als
Spock das hörte, war es ihm, als wenn ein vor langer Zeit zerbrochenes Schmuckstück
sich wieder mit einem laut dröhnenden Klacken zu einem unzerstörbaren Ganzen
zusammen gefügt hatte. Eine bis dahin ungekannte Glückseligkeit durchflutete
ihn.
"Oh,
Jim", kam es schwer atmend über seine Lippen.
"Sei
mein."
Mit
dem Gefühl, endlich erlöst zu werden, umklammerte Spock den breiten Rücken des
Sternenflotten-Offiziers.
*
Stationsleiterin
Fini strahlte. Gerade hatte sie die Entlassungspapiere von Kirk und Spock
unterschrieben. Der Offizier konnte wieder seine alte Stelle antreten und auch
der Vulkanier hatte sich jetzt bei der Sternenflotte beworben.
Beide
schienen seit der Zusammenlegung unzertrennlich zu sein. Es war eine perfekte
Idee gewesen. Man sah sie seitdem nur noch gemeinsam über die Station gehen und
offensichtlich wollten sie ihre Freundschaft auch nach dem Klinikaufenthalt
weiter pflegen.
Kirk
hatte dem Alkohol wohl endgültig abgeschworen und von Spocks früherer Unruhe
und Verschlossenheit war kaum noch etwas zu spüren. Das heißt, wirklich
entspannt wirkte er nur in Kirks Gegenwart. Aber das war so schon okay.
Immerhin
war er ja ein Vulkanier.
Wenn
auch nur zu Hälfte.
Mit
den Stationsschwestern konnte man neuerdings auch wieder vernünftig reden. Ein
paar Tage wirkten einige von ihnen noch etwas bedrückt. Aber das würde sich
bald legen. Vielleicht sollte sie mal anregen, dass die Stationsschwestern in
einer Teamsitzung über ihre Gefühle redeten.
Oder
vielleicht sogar darüber schreiben?
Stationsleiterin
Fini lachte leise. Das war vielleicht von Berry eine gar nicht so schlechte
Idee. Das mit diesem kreativen Schreibkurs.
Vielleicht
könnte man sogar eine Art Stationsmagazin daraus machen. Wenn sich genug Frauen
daran beteiligen würden. Wer weiß ...
Ende