Titel:
Autor:
stelenan/Stef*
Pairing: K/S
Archiv:
hier/TosTwins
Antwort auf
Challenge Nr. 1 Sept.-Nov. 2005
http://tostwins.slashcity.net/chall1.htm
Verwendet als
ersten oder letzten Satz: “Sei endlich still und küss mich!“
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Ich war etwas
in Rage, gereizt und schnappig. ‚Das kommt vor, wenn meine Umwelt und ich uns
aneinander reiben, ich aber nichts von mir abreiben lassen will. Es gibt
verschiedene Arten, wie ich diese Temperamente bei mir dann abbaue: Malen,
tippen, schreien, grollen, musizieren, aufräumen ....
Alle Wege haben
eines gemeinsam, sprich mich nicht an oder meine Antworten kommen nur sehr
knapp und kurz angebunden heraus. So wie: „Sei endlich still und küss mich ...“
Das würde passen.
Da fiel mir die
Challenge ein und wie immer, wenn sich zwei Dinge in meinem Kopf treffen,
entsteht ein drittes und das trommelte gegen meine Stirn. Ich hab’s dann rasch
aufgeschrieben, dabei meine Laune abgebaut und gleich etwas konstruktives
daraus entstehen lassen.
Ich konnt´ mich
nicht für Anfang oder Ende des Challenge Ausrufes entscheiden, also hab ich
halt beides genommen. Passte ...
Unerwartet
kurz, für meine Verhältnisse, aber auch das ... passte.
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~INTERMEZZO~
„Sei endlich
still und küss mich!“
Spock zuckte
zusammen.
Er tat es
natürlich nicht sichtbar, doch sämtliche Muskeln spannten sich impulsiv an.
Jemand der ihn gut kannte, hätte es vermutlich dennoch gesehen. Ein Vulkanier
hätte es gesehen. Er fühlte sich augenblicklich entblößt und schob die
irritierenden Gedanken beiseite. Statt dessen konzentrierte er sich auf seinen
Gehörsinn. Das würde genügen. Er würde hören ob Jim dieser penetranten
Aufforderung folgte.
Es war
unnatürlich still im Transporterraum und einen Moment schien es, als würde
nichts geschehen. Unterschwelliges Summen des Warpkerns, der sich wie immer
durchs gesamte Schiff übertrug, dominierte die hörbare Geräuschkulisse. Leises
Zischen der Lebenserhaltung, die den Sauerstoff des kleinen Raumes umwälzte,
und natürlich der Herzschlag und die Atmung der Menschen. Das alles addierte
sich zu ... Stille?
Spock haderte
eine Millisekunde. Nein, er würde sich nicht umdrehen, nicht hinsehen. Nicht
zusehen. ´... und küss mich!´ Nein. Er brauchte nicht die visuelle Bezeugung
dessen, was unbedeutend war. Nicht relevant. Ein menschlicher Kuss konnte aus
vielen Gründen gegeben werden. Dankbarkeit, Glück, Freundschaft, Freude,
Überschwänglichkeit, Leichtsinn, Abschied .... Ein menschlicher Kuss bedeutete
nichts.
Nichts ...
... und alles.
Liebe.
Emotionen.
Welche davon
war hier in diesem Fall anzuwenden? Spock hatte keine Antwort. Sein logischer
analytischer Verstand verweigerte ihm eine Deutung ohne weitere Fakten. Er
musste sich umdrehen. Die zur Schau gestellten Emotionen in den Gesichtern
interpretieren. Oder mehr noch, seine mentalen Abschirmungen öffnen. Über seine
telepathischen Sinne empfangen, was die Menschen in diesem Moment
empfanden.
Das wäre eine
Verletzung der Privatsphäre der Menschen. Und seiner eigenen. Zu seinem eigenen
Vorteil. Nein. Undenkbar. Spock zuckte ein weiteres Mal zusammen. Unsichtbar,
doch spürbar. Er würde sich nicht umdrehen, nicht zusehen und nicht seine
Schilde öffnen für den bloßen Zweck der Datenermittlung über diese simple
menschliche Handlung. Das wäre nicht akzeptabel.
Die Neugier
plagte ihn dennoch und beförderte weitere fragen in sein Bewusstsein. Was würde
Jim tun? Nein. Gereizt schob er die penetranten Fragen in den Hintergrund
seines Geistes. Er würde sich jetzt nicht umdrehen, gab weiter vor die Anti G
Module auf der Plattform auszurichten und nur darauf konzentriert zu sein. Zu
lange, definitiv zu lange. Jim würde es merken.
Der Mensch
kannte ihn zu gut. Er würde merken, dass er nur vorgab nicht anwesend zu sein,
dass er nur vorgab, nicht interessiert zu sein, dass er nur vorgab nichts
gehört zu haben.
Ein Räuspern
unterbrach die spannungsgeladene Stille.
... dass er nur
vorgab nicht wissen zu wollen, was Jim tun würde.
„Marlena ...“
... dass er nur
vorgab ...
„Mein diskreter
Erster Offizier ist sicher fertig mit den Kisten. Wenn du bitte jetzt die
Plattform betreten würdest?“
... nicht
wachsam und hellhörig gewesen zu sein.
Spock straffte
sich und richtete sich auf. Wäre er ein Mensch, hätte er aufgeatmet. Er war
kein Mensch. Natürlich nicht. Er war Vulkanier, besaß Disziplin. Eifersucht?
Warum und worauf? Gefühle. Unlogisch. Unmöglich.
Die Frau holte
Luft. Deutlich hörbar.
„So endet es?“
„Ja! Geh! Bevor
ich es mir anders überlege.“
Spock drehte
sich endlich um, blickte in zwei hasserfüllte Augen und trat von der Plattform.
Hass. Eine weitere und sehr klare Emotion. Er musste seine Schilde nicht senken
um sie zu erkennen. Er musste nicht einmal die Augen sehen, um diese Emotion zu
deuten. Er ließ sie an sich abprallen. Nicht relevant.
Diese Gedanken
waren nicht konstruktiv. Spock steuerte die Konsole an und befahl seinem Geist
nicht zu denken. Hätte Jim ... wenn er nicht anwesend gewesen wäre ...? Hätte
er ...? Kroykah! Nicht denken! Die Transporterkonsole begrüßte ihn mit
voreingestellten Koordinaten und stoisch blinkenden Anzeigen. Sicherheit.
Spock wartete
und ignorierte sowohl die Frau auf der Plattform als auch den Menschen, der ihm
nun den Rücken zudrehte, zwang sein Denken in das engste Korsett an geistigen
Disziplinen was er aufbieten konnte, rief stupide Algorithmen ab.
Automatisierte Handlungen und Reaktionen. Sie genügten für das simple Bedienen
dieser Konsole. Nicht denken. Seine Augen sahen, doch sein Verstand ignorierte es
schlicht, was an Bildern geliefert wurde.
„Energie Mr.
Spock.“
Sirren der
Transporterfunktion zerriss die Stille, als trainierte Finger automatisch die
Hebel justierten und in die richtigen Positionen bewegten. Augenblicke später
war die Plattform leer und die Stille wieder greifbar.
Spock sah nicht
hoch, obwohl ihm der Gesichtsausdruck des Menschen die nötigen Daten geliefert
hätte. Er würde nicht hochsehen, seine nagende Neugier nicht preisgeben. Es war
nicht notwendig. Er hatte seinen Stolz, seine Würde. Es war nicht notwendig
sich dessen zu versichern, was er nach Lage der Fakten definitiv wissen sollte.
Er konzentrierte sich stur auf die nötigen Schaltungen um die Konsole
herunterzufahren und den Sicherheitscode einzugeben.
„Du willst es
wissen ...“
Spock sah aus
einem Reflex hoch, bevor er es verhindern konnte. Ein Impuls. Ein ärgerlicher
menschlicher Impuls. Durchdringende Augen schnitten durch seine Abschirmungen,
stachen in seine Seele.
„Nein.“ Er
konzentrierte sich wieder auf die Schaltungen und betätigte den Hauptschalter,
war fertig. Instinkte tobten in ihm und duellierten sich mit Fragen und
möglichen Antworten. Er musste sofort gehen, den Raum verlassen oder auf Jims
Kommando warten oder ...
„Du willst es
... ´doch´ ... wissen ...“
Jim war langsam
um die Konsole herumgekommen, fast lässig. Lässig. Betont lässig und er sah ihn
nun mit einem breiten Grinsen an.
Verlockend.
Herausfordernd. Provokativ.
Spock erwiderte
den Blick, zählte innerlich eine Zahlenfolge von Primzahlen als der Mensch
näher kam. Zu nah. Er kam bis 23, dann war Jim so dicht, dass er die weitaus
niedrige Körpertemperatur des Menschen spüren konnte. Den Geruch wahrnahm. Der
Mensch fixierte ihn. Innere Schilde erbebten.
„Nein.“
Eine Hand griff
seine Schärpe und zog ihn mit einem Ruck zu sich. „Du willst ... ich weiß es
genau ... ich kenne dich ...“
Spock spürte
den Körper Jims an seinen gepresst und wusste in diesem Moment: Er hatte
tatsächlich verloren. Wieder. Wie oft noch? Seine Stimme würde ihm nicht mehr
gehorchen, heiser klingen, was der Mensch so mochte, was er provoziert hatte.
Es war absehbar gewesen.
„Versuche gar
nicht erst deine Mauern aufzubauen. Ich werde sie sowieso wie ein Kartenhaus
umwerfen. Sie fallen schon mein Lieber. Ich sehe, wie sie Stein für Stein ...“
Jim hatte
Recht. Es war nicht logisch weiterhin zu leugnen, was klar auf der Hand lag.
Warmer Atem strich mit jedem Wort über sein Gesicht. Unwiderstehlich.
„... und noch
ein Stein ...“, murmelte der Mensch dicht vor Spocks Gesicht.
Spock knurrte
frustriert und gab auf. „Sei endlich still und ... küss mich.“