Titel: Hollywood
Autor: Myra
Pairing: K/S
Rating: NC-17, AR, romance, rape
Summary: Jim möchte Schauspieler werden und muss einen hohen
Preis für diesen Traum bezahlen.
Beta: T´Len, REV
Disclaimer:. Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Star Trek
gehören Paramount.
Hollywood
Will we walk all
night through solitary streets?
(Allen Ginsberg, A
supermarket in California)
„Es ist doch okay, wenn ich dich auch duze, Jim?“
Die rothaarige, attraktive Mittvierzigerin in einem etwas zu
kurz geratenen, grauen Schneiderkostüm war für das Casting bei HotStar Enterprises zuständig. Sie fand
den neuen Bewerber zwar ziemlich attraktiv, aber das musste nichts heißen. Im
Geiste war sie bereits in Beverly Hills bei ihrem Einkaufsbummel auf dem Rodeo
Drive.
Jim nickte zuvorkommend. „Aber natürlich“, beantworte er
nonchalant ihre erste Frage. Allerdings tobten in seinem Inneren die
widersprüchlichsten Impulse. Einerseits dröhnte es in seinem Kopf, als wenn
gerade tausend schwere Türen endgültig vor seiner Nase zugeschlagen wurden.
Aber gleichzeitig dachte er an sein schönes Haus in den Bergen
von Los Angeles und sah in seiner geistigen Vorstellung bereits ein großes
Verkaufsschild auf dem Rasen prangen. Ein Albtraum und so zwang er sich
weiterhin einen gelassenen, fast uninteressierten Eindruck zu vermitteln.
„Ich bin Judith“, fuhr die Agentin fort und ahnte nichts von
Jims innerem Kampf. In ihrem Büro in Down Town stellten sich jeden Tag dutzende
junger Leute vor, die sie wieder abweisen musste. Allerdings hatten die meisten
auch keine Ahnung davon, wie schwer dieser Job in Wirklichkeit war.
„Wie bist du auf uns gekommen, Jim?“, fragte sie freundlich,
aber routiniert weiter. Vielleicht sollte sie versuchen, einen dieser
angesagten, neuen Strassgürtel von Swenson zu ergattern, überlegte sie währenddessen
weiter und ließ dabei ihren Blick über die gut definierten Armmuskeln gleiten.
Allerdings konnte man so etwas auch tagtäglich auf dem Santa Monica Beach
sehen.
Jim setzte sein bestes Lächeln auf: „Nun, eigentlich bin ich
Schauspieler. Aber du weißt ja, es ist nicht leicht, in dieser Branche Fuß zu
fassen. Gerade in Los Angeles.“
„... bis der große Durchbruch kommt“, ergänzte Judith fast
reflexartig. Diesen Vorsatz hatte sie schon oft gehört. Viele der Beschäftigten
bei HotStar-Enterprises waren ehemalige oder Möchtegern-Schauspieler und
trotz ihrer Warnungen, dass das hier wirklich eine Einbahnstraße war, wollten
sie es meistens nicht glauben. Anfangs jedenfalls.
Jim lachte nur kurz auf: „Solche Illusionen habe ich schon
hinter mir.“
Er erinnerte sich an die vielen vergeblichen Bemühungen um ein
seriöses Engagement, in einer der großen Hollywoodproduktionen und seine
Mundwinkel verrieten für einen kurzen Moment seine Bitterkeit. Aber
offensichtlich wollte ihm niemand eine echte Chance geben.
„Gut. Okay, Jim. Ich will sehen, was ich für dich tun kann.“
Sie reichte ihm die Visitenkarte wieder zurück.
„Nun, dir ist also wirklich klar, dass ein Vertrag bei uns -
nun, sagen wir mal - nicht gerade hilfreich ist, wenn man später in der
Filmbranche doch noch Karriere machen will.“
Judith lächelte erleichtert, als er sofort nickte.
Offensichtlich wirklich kein Kindskopf, dachte sie. Und wenn auch sein Körper
das einhielt, was das eng anliegende T-Shirt versprach, hatte er aus ihrer
Sicht die erste Hürde bereits genommen.
„Nun ja“, antwortete Jim mit einem schiefen Grinsen. „Wer will
schon einen Ex-Pornostar auf seinem Mainstream-Plakat.“
„Nun, schauen wir mal ob es, überhaupt soweit kommt.“ Über
mangelndes Selbstbewusstsein konnte man bei diesem Kandidaten offensichtlich nicht
klagen, dachte sie amüsiert. Aber das war auch eine wichtige Voraussetzung.
„Wie ist denn deine sexuelle Orientierung?“, kam ihre nächste
Frage.
„Wie meinst du das?“, fragte Jim vorsichtig nach. „Was wird denn
für diesen Job verlangt?“
„Ich wollte nur wissen, ob du bevorzugt in Heterofilmen spielen
möchtest“, beruhigte ihn Judith. „Oder gay
präferierst. Und dann haben wir noch eine sehr gute SM - Produktionslinie, wie
du vielleicht weißt. Wir können in allen Bereichen gute Darsteller gebrauchen.“
„Hm, darf ich offen reden?“ Jim hatte gewusst, dass diese Frage
auf ihn zukommen würde.
„Natürlich Jim“, ermunterte sie ihn. „Du solltest nur das tun,
was du wirklich auch selber magst.“
„Also, ich denke, ich möchte mit offenen Karten spielen. Setzt
mich in Gay-Filmen ein. Und ich bestehe darauf, nur – wie sagt ihr dazu?
- der Topp zu sein“, setzte er noch drauf.
Ihm war klar, dass er mit dieser Einschränkung alles aufs Spiel
setzte. Aber das war seine persönliche Grenzlinie, die er sich gesetzt hatte,
als er nach mehren schlaflosen Nächten diesen Entschluss gefasst hatte. Sollten
sie sich tatsächlich nicht darauf einlassen, würde er sofort packen und
endgültig aus dieser Stadt verschwinden.
Jim sah das kurze Aufflackern von Ärger in Judiths
Gesichtszügen, aber schwor sich, in diesem Punkt kompromisslos zu bleiben. Für
einen Moment fühlte er sich so klar, wie schon lange nicht mehr. Es würde alles
so kommen, wie es kommen musste.
Sie musterte ihn überrascht und nahm zum ersten Mal mehr als nur
sein Äußeres richtig wahr. Der traut sich aber was, dachte sie verwundert. Im
Studio war diese Art von Einschränkung natürlich gar nicht gern gesehen. Das
wusste sie, aber der Mann sah andererseits verdammt gut aus, war noch unverbraucht
und wer konnte jetzt schon beurteilen, was wirklich in ihm steckte.
„Gut, Jim. Wie gesagt, wir haben da auch eine sehr gute Reihe.
Und engagierte Darsteller sind immer herzlich willkommen.“
Die Nachfrage nach neuen Gesichtern war riesengroß und es
gehörte zu ihrem Job, Männer ganz nüchtern begutachten zu können. Egal, ob für
den Hetero oder Gay-Bereich. Dieser Jim würde seinen Weg schon machen, dachte
sie und lächelte entgegenkommend.
„Natürlich müssen wir uns noch einen optischen Eindruck von
deinem ganzen Körper verschaffen.“
„Ist klar, Judith.“ Jim stand sofort auf und stellte sich vor
die Bluescreen-Wand. Er trug die in L.A. übliche Freizeitkleidung, lässig
und sehr teuer.
„Was soll ich tun?“
„Zieh bitte dein T-Shirt aus, Jim.“
Judith schnappte sich die Kamera vom Tisch und stellte sich vor
ihm hin. Um später bei der Produktionsbesprechung die neuen Darsteller
vorschlagen zu können, brauchte sie aussagekräftige Fotos, keine geschönte
Bewerbungs-Mappe.
„So ist es gut. Lächeln. Ja. Schön. Und jetzt von der Seite. Ein
bisschen mehr drehen. Die Bauchmuskeln anspannen. Gut so! Und jetzt bitte auch
die restliche Kleidung ausziehen.“
Jim hörte das unablässige Klacken der Kamera und genoss diese
Art der Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Auch wenn es nur eine Casting - Agentin war, die den Finger
auf den Auslöser legte. Aber gerade dieses erregende Gefühl im Mittelpunkt zu
stehen, hatte schon in frühester Jugend in ihm den Wunsch geweckt Darsteller zu
werden. Er liebte die Kamera und die Kamera liebte ihn. Als er dann auch die
restlichen Hüllen fallen lassen sollte, wusste er zwar, dass er damit endgültig
eine Grenze überschritten hatte, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
„Oh lala! Das sieht aber sehr gut aus. Du hast einen tollen
Körper, Jim. Und was ich da sehe - meine Güte. Du wirst der neue Jeff Stryker,
die große Legende im Business, wie du sicher weißt. WoW - Mach dir keine
Sorgen, Jim. Der Job ist dir so gut wie sicher.“
Judith machte aus ihrer Begeisterung keinen Hehl. Ihre Augen
glänzten, als sie versuchte, das Optimum aus seinen Posen heraus zu holen.
Dieser Jim versprach tatsächlich schon optisch ein Renner zu werden. Jetzt
fehlte nur noch der Praxistest. Aber dieser Mann wirkte so vielversprechend,
dass er sicher auch diese Hürde mit Leichtigkeit nehmen würde.
Jim lächelte etwas verlegen bei diesem so offen zur Schau
getragenen Enthusiasmus. Aber das war es ja, was er sich insgeheim wünschte.
„Freut mich. Dann bin ich auf euer Angebot gespannt.“
„Oh, das wird nicht lange dauern, bis du den ersten Anruf
bekommst. Wir müssen nur noch ein paar vertragliche Punkte klären.“
Jim zog sich wieder an und setzte sich vor den Schreibtisch. Die
Formalitäten waren schnell erledigt. Und nach ein bisschen Small talk
verabschiedete sich Jim von der Casting - Agentin. Er betrat den
gläsernen Hochhausfahrstuhl und unten angekommen fuhr er mit seinem Coupé auf
dem belebten Wilshire-Boulevard zurück in sein Haus.
*
Mit Schwung zog Jim die bodenlangen Gardinen zurück und sah
durch die lange Fensterfront nach draußen. Es würde wieder einer dieser
üblichen, sonnigen Tage werden und als Jim die Riegel öffnete, meinte er
bereits, den Pazifik zu riechen. Er atmete tief die frische Brise ein. Unter
einer verhältnismäßig dünnen Smogglocke erstreckte sich am Horizont Linkerhand
das Hochhäusermeer von Down Town. Und einige der großen, kommerziellen
Filmstudios lagen auf halben Weg dorthin - sozusagen zu seinen Füßen.
Er liebte diesen Ausblick und hatte sich deshalb auch gleich für
diese kleine, restaurierte Villa in den Bergen von Beverly Hills entschieden.
Jahrelang hatte er hart in diversen Jobs gearbeitet und durch
Zufall eine Rolle in einem kleinen Provinztheater ergattert. Und dann sofort erkannt,
das war genau das, was er für den Rest seines Lebens machen wollte. Und jeder
hatte ihm damals bestätigt, er hätte das Zeug für Hollywood.
Jim erinnerte sich noch gut daran, wie er voller Hoffnungen
seine Koffer gepackt und sich in den Flieger nach Los Angeles gesetzt hatte.
Und schon beim ersten Anblick dieser Millionenmetropole wusste er, dass er für
immer hier leben wollte.
Aber die Stadt wollte ihn nicht. Jim setzte bei dem Gedanken ein
grimmig entschlossenes Lächeln auf. Noch nicht - beschwor er sein Schicksal und
zog seinen gestreiften, seidenen Bademantel fester um sich. Und als Jim gerade
ein Glas mit frisch gepresstem Grapefruitsaft trinken wollte, klingelte sein
Handy.
„Hi Jim, wie geht es dir? Hier ist Roddy von HotStar-Enterprises.
Judith hat mir von dir erzählt und wir sind alle ganz heiß darauf dich in Action
zu erleben. Wann hast du Zeit?“ Die Telefonstimme klang übertrieben enthusiastisch
und veranlasste Jim unwillkürlich zu einem Grinsen.
„Hi Roddy, schön von dir
zu hören. Natürlich kann ich sofort einsteigen. Um was geht es denn?“, antworte
Jim sofort und setzte sich auf einen Sessel.
„Oh Jim, es wird ein ganz fantastischer Film. Er heißt - äh - The
Man Trap und wird sicher - äh - ein wirklich, künstlerisch anspruchsvoller
Film. Und du sollst der Hauptdarsteller sein. Wie findest du das?“, fragte er
unumwunden.
„Das klingt ja großartig. Und worum dreht sich die Handlung?“
Eine angenehme Aufregung rauschte durch Jims Nerven, wie immer, wenn ein neues Casting bevorstand. Aber bis jetzt hatte
kein Studio ihm jemals eine wirklich gute Rolle angeboten und irgendwann waren auch
die seriösen Anfragen immer seltener geworden.
„Du wirst sehen - eine tolle Geschichte. Ein menschlicher Mann -
also du - landet auf einem fremden Planeten und alle sind ganz heiß auf ihn.
Also, du bist da was ganz Besonderes und auf diesem Planeten sind nur Männer,
die sich einen neuen Partner wünschen. Du hast also die freie Auswahl.
Verstehst du? Das sind wunderbare Möglichkeiten für eine Menge guter Szenen.
Was hältst du davon?“ Wenn man Roddys Stimme glauben wollte, stand gerade die
Produktion eines absoluten Meisterwerks bevor. Aber das Studio schien
tatsächlich seine Bedingung nur ein Top sein zu wollen, zu akzeptierten.
Also adieu Shakespeare-Ausbildung - willkommen Realität, dachte
Jim etwas wehmütig. „Okay Roddy, das klingt ganz großartig. Schickt mir vorher
noch das Drehbuch zu und ich kann dann antreten.“
„Prima Jim. Das ganze Team freut sich schon darauf, dich kennen
zulernen. Ein Drehbuch brauchst du nicht. Die Details klären wir gleich am Set.
Also dann bis Montagfrüh.“
Noch bevor er antworten konnte, war die Leitung wieder stumm.
Jim nahm sich ganz fest vor, nie mehr nach einem Drehbuch zu
fragen. Der ernsthafte Traum von einer Schauspielerkarriere war endgültig
ausgeträumt. Er spielte jetzt in einer anderen Liga und das sollte er besser
nicht mehr vergessen.
*
Das Filmstudio lag in Pasadena und als Jim, den mit dem neuesten
architektonischen Schnickschnack dekorierten Empfang betrat, wurde er
interessiert begrüßt. Alles sah aufwendig und teuer aus. Diesem Business geht
es wohl wirklich gut, dachte Jim staunend und nachdem er die übliche Prozedur:
Foto mit Ausweis, Unterschrift und Abgabe des Gesundheitstests absolviert
hatte, führte ein junger Mann ihn in das eigentliche Studio.
Auf dem Set scherzten alle gut gelaunt und Roddy, der sich als
Regisseur des Films herausstellte, begrüßte ihn mit derselben Begeisterung wie
am Telefon. Jim hatte sofort das Gefühl in eine Art Familie zu kommen. Eine
sehr spezielle allerdings, dachte er, als er die abschätzenden Männerblicke auf
seinem Körper spürte.
Nachdem er in der Maske entsprechend versorgt worden war, passte
ihm ein Assistent einen halbzerrissenen Raumanzug an. Danach sollte er sich in
einer wüstenähnlichen Kulisse zwischen bemaltem Pappmachefelsen auf den Boden
legen.
Überall liefen kaum bekleidete, gut gebaute Männer hin- und her und
Jim konnte eine gewisse Aufregung nicht verbergen. Das Ganze versprach
zumindest ein interessanter Arbeitsalltag zu werden, dachte er mit einem
schiefen Grinsen. Der Kameramann stellte sich seitlich von ihm in Positur und
einige eher gelangweilt dreinblickende Techniker hievten das Mikrofon und Lampen
an die passenden Stellen.
Dann gingen die Lichter an und nur noch die Schauspieler durften
sich auf dem Set bewegen.
„George, Tim, Marlon, kommt mal bitte her und begrüßt den
Neuankömmling entsprechend erfreut.“
Der offensichtlich das Outfit der Hippie-Rockermode der
Sechziger bevorzugende Regisseur winkte einige nur mit einem Lendenschutz
bekleidete Schauspieler heran.
„Ihr wisst ja, er ist gerade unter mysteriösen Umständen auf
eurem Planeten gelandet und ihr zeigt ihm jetzt, was ihr ihm so zu bieten habt.
Alles klar?“,gab er seine Anweisungen. Dann rief der Kameramann: „Und Action!“
Jim beobachtete, inzwischen doch etwas nervös geworden, wie drei
gut gebaute, junge Männer durch die künstlichen Felsen auf ihn zukamen.
Oh, Oh jetzt kommt der Praxistest, dachte Jim. Aber seine Sorge
war ganz unbegründet. Die drei behandelten ihn nett, professionell und wussten
ganz genau, wie sie Jim auf Touren bringen mussten. Es dauerte nicht lange und
Jim vergaß die Kamera und die hin- und herlaufenden technischen Assistenten. Es
kam ihm eher vor, wie die Verwirklichung eines pubertären Jugendtraums.
Der Regisseur rief zwischendurch immer wieder neue Anweisungen
und mit jeder kleinen Szene schritt die Handlung weiter voran. Erst sollte ihn
der dunkelhäutige Marlon von seinen Künsten überzeugen.
In den Drehpausen wurden von besonders prägnanten Szenen noch unzählige
Fotos geschossen. Diese Bilder dienten später als Kaufanregung für das
Titelbild.
Jim wurde es bei dem Gedanken ein wenig mulmig, aber er hatte
gewusst, dass auch das auf ihn zukommen würde.
Nachdem er seine Nervosität überwunden hatte, fiel es Jim ganz leicht,
vor der Kamera zu agieren. Aber nach fast drei Stunden Dreh spürte Jim, wie
anstrengend diese Arbeit auch sein konnte und auch der sichtbar unter den
grellen Lampen schwitzende Regisseur schien den richtigen Instinkt für die
Leistungsfähigkeit seiner Darsteller zu haben.
„Cumshot! Jim, du nimmst jetzt Marlon von hinten. George,
du kniest dich hin und unterstützt die Beiden. Und auch du Tim, machst ihm die
Entscheidung richtig schwer, in welches Wigwam er nun kriechen soll.“
Die Karikatur eines Rockers grinste und Marlon verdrehte seine
Augen. Leise flüsterte er Jim ins Ohr: „Dieser Idiot wäre jetzt nur zu gerne an
unserer Stelle.“
Jim lachte kurz auf, aber dann fiel ihm eine Person auf, die rechts
neben Roddy und dem Kameramann aufgetaucht waren. Er konnte wegen des grellen
Gegenlichts nicht viel erkennen, aber es war eine ziemlich auffällige Gestalt
mit einem seltsam unbewegten und offensichtlich geschminkten Gesicht. Die
Augenbrauen bildeten eine scharfe Linie schräg nach oben und die Ohren liefen
spitz zu. Jim wunderte sich, dass der Regisseur die Anwesenheit eines so
bizarren Typen erlaubt hatte. Es scheint hier wirklich eine Menge abgedrehter Leute
zu geben. Aber dann begann Marlon, ihn für die letzten Aufnahmen zu stimulieren
und Jim konzentrierte sich wieder auf seinen Job.
*
„Das war prima Arbeit, Jim!“, lobte der Robby, der Regisseur ihn
anerkennend. „Richtig gute Performance. Das wird ein Spitzenfilm! Wir
werden uns sicher bald wieder bei dir melden.“
„Freut mich.“ Jim lächelte müde zurück. Der Vormittag war wie im
Fluge vergangen, aber jetzt sehnte er sich nur noch nach einer Dusche und einem
gemütlichen Nachmittag auf seiner sonnigen Veranda. Der Umkleideraum war etwas
zu klein für die vielen Leute, die sich jetzt wieder in ihr Alltagsaussehen
zurückverwandelten und Jim fragte sich etwas verwundert, warum Roddy es so
eilig hatte, jetzt hier mit ihm zu sprechen.
„Spock war auch sehr beeindruckt von dir. Und das kommt ja eher
selten vor“, fuhr der Regisseur unbeeindruckt von dem Hin- und Herlaufen hinter
seinem Rücken fort und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Cola-Light Flasche.
„Spock?“, fragte Jim verständnislos in den Spiegel und
beobachtete den hinter ihm stehenden Regisseur.
„Ja, hast du den nicht gesehen? Er kam rein zufällig vorbei. Er
sucht hier immer mal nach neuen Tänzern für seine Partys und was sonst noch.
Aber dafür wirst du dich sicher nicht interessieren.“
„War das dieser seltsam geschminkte Mann mit den spitzen Ohren?“
Jim hatte eigentlich nicht so direkt danach fragen wollen, aber die Müdigkeit
machte ihm zu schaffen.
„Genau der. Das ist sein Markenzeichen.“
Roddy schien sich jedoch nicht über die Frage zu wundern. „Das
ist aber nicht echt, oder?“, hakte Jim deshalb neugierig geworden nach.
„Natürlich nicht. Das ist nur eine Art Macke von ihm. Aber
angeblich läuft er sogar privat so rum. Egal. Er ist geschäftlich wohl ziemlich
clever und hat angeblich einen sechsten Sinn für Zahlen. Aber du würdest diesem
Eisberg wirklich nicht in die Hände fallen wollen.“ Roddy legte ihm wie
nebenbei die Hand auf die Schulter.
„Heute Abend schon was vor, Jim?“, fragte er und zwinkerte ihm
zu. „Ich weiß, eine gute Nummer immer sehr zu schätzen.“
Daher also wehte der Wind, dachte Jim genervt.
Stunden später saß er gemütlich, zufrieden und ganz alleine in
seiner Villa und plante einen Ausflug an die Küste. Vielleicht nach Santa
Monica oder sogar hoch nach Carmel. Roddy hatte er freundlich, aber bestimmt
abgewimmelt und so würde er es in Zukunft auch mit allen anderen, zudringlichen
Regisseuren handhaben. Als er wenige Tage später seinen Kontoauszug prüfte,
nickte er zufrieden. Wenigstens das Geld stimmte.
Wenige Tage später klingelte erneut sein Handy und der Anrufer
stellte sich als Babson vor. Er erzählte ihm, dass er einige Ausschnitte aus
dem Film The Man Trap gesehen hatte
und sehr begeistert über sein darstellerisches Talent war.
Im ersten Moment wollte Jim schon wieder auflegen, aber dann
stellte der Mann sich als einflussreicher Hollywoodproduzent vor und machte ihm
ein Angebot, dem er einfach nicht widerstehen konnte.
*
Mit seinem alten, aber heiß geliebten, silberfarbenen Chrysler
Coupé rollte Jim auf den Gästeparkplatz zu und warf einem der dort wartenden
Bediensteten die Autoschlüssel zu. Dann eilte er mit beschwingten Schritten auf
den mit Zypressen gesäumten Haupteingang zu.
Babson, einer der großen Hollywoodproduzenten, hatte ihn zu
einem Treffen in Malibu eingeladen und Jim hoffte insgeheim, hier vielleicht
doch noch irgendwie den Einsteig in das Filmbusiness zu finden, vielleicht
sogar schon ein erstes Rollenangebot. Dass er nach dem ersten, sehr positiv
verlaufenem Gespräch, auch noch seinen persönlichen Freunden vorgestellt werden
sollte, konnte nur eins bedeuten: Jim hatte dem Produzenten gefallen.
Er sah die ersten Besucher auf der Außentreppe stehen und
beruhigt registrierte er, dass sein legerer Freizeitlook den hiesigen Gepflogenheiten
entsprach.
Aber dann fiel ihm auf, dass einige Gespräche ganz
offensichtlich seinetwegen unterbrochen wurden. Augenpaare taxierten ihn und
prüften vermutlich gerade seinen Warenwert. Aber deswegen war er ja auch
hierher gekommen. Jim erschreckte nur die spürbare Kälte, die ihm dabei
entgegen geweht war.
Sekunden später plätscherte die Unterhaltung der Gäste aber wieder
ganz normal weiter und er wurde betont freundlich von dem plötzlich an der Tür
erscheinenden Hausherren in Empfang genommen.
„Jim! Wie schön, dass du kommen konntest“, begrüßte ihn der im
Gesicht leicht gerötete Produzent, mit kleinen, im Sonnenlicht blinzelnden Augen.
„Ich hoffe, du hast den Weg gut gefunden?“
„Natürlich. Noch einmal vielen Dank für die Einladung, Mister
Babson“, antwortete Jim mit einem Lächeln. „Das Haus ist wirklich ganz fantastisch.“
Schon der Standort so nah am Meer musste sehr teuer erkauft worden sein, fügte
er im Geiste hinzu.
„Danke, es ist natürlich nichts Besonderes. Aber wenn du
möchtest, führe ich dich gerne herum“, bot der Gastgeber an und zog ihn am Arm
in das Haus. „Bitte hier entlang.“
Jim nickte zustimmend. „Das wäre fantastisch“, antwortete er und
vergaß sein ungutes Gefühl von vorhin.
In den nächsten Minuten wurde er durch viele Räume geleitet, in
denen überall plaudernde Gäste zusammenstanden. Bei jeder passenden Gelegenheit
tauschte er mit den unterschiedlichsten Gästen kurze Blicke und Begrüßungen
aus. Es waren einige Frauen anwesend, aber hauptsächlich Männer mittleren
Alters und Jim vermutete, dass es sich um die Elite der Filmbranche handelte.
„Gefällt es dir hier?“, fragte Babson und zeigte auf die
Einrichtung. Kirk sah sich um.
Die Villa stellte eine Art Ausstellung der aktuellen Trends in
Hollywood dar. Grelle Neonfarben schafften, mit dunklen Naturhölzern
kombiniert, interessante Kontraste. „Sie haben wirklich Geschmack“, zeigte sich
Jim entsprechend beeindruckt.
„Sei nicht albern, Jim. Das ist von Rick Ricard. War teuer
genug.“ In der Stimme schwang die Verachtung eines Mannes mit, der sich für
Geld alles kaufen konnte und dem deshalb nichts mehr wirklich wertvoll war.
„Ich muss mich leider noch um einige andere Gäste kümmern“, fuhr
er wenig später fort und sah sich dabei suchend im Raum um.
„Aber es ist noch jemand hier, der dich auch gerne kennenlernen
möchte.“
Mit diesen Worten führte er Jim zu einem mit hellem Anzug
gekleideten Mann, der ihnen bereits Weitem zugewinkt hatte und verschwand dann
in der Menge.
Jim lächelte zwar, aber insgeheim war er enttäuscht, weil es
immer noch nicht zu einem Gespräch über den nächsten Film gekommen war.
„Hat er dich endlich aus
seinen Krallen entlassen, Süßer? Er kann sehr Besitz ergreifend sein“, begrüßte
ihn der ungefähr vierzigjährige Partygast.
„Ich bin Roy, wie
Siegfried und Roy, du verstehst?“ Der hellblonde Mann lachte kurz auf und fuhr
dann, ohne Jims Antwort abzuwarten fort: „Und ich habe schon den ganzen Abend
auf die Chance gewartet, dich etwas persönlicher kennenzulernen.“
Er zwinkerte verschwörerisch und strich flüchtig über Jims
Schulterstoff, als hätte er einen losen Faden gesehen. „Babson sucht sich
inzwischen bestimmt schon das nächste Opfer für seinen wahnsinnig interessanten, neuen Film aus.“
Jim schaffte es, sich
unauffällig wieder von der Hand zu entfernen. „Oh, hallo Roy, ja, ich habe von
dem Film gehört. Deswegen bin ich hier.“
„Ich weiß, Süßer. Und ich bin mir sicher, dass er dich nimmt.
Ich kenne ihn.“ Der etwas zu schlanke Mann deutete mit seinem Zeigefinger in
seine Richtung und lachte. „Du bist genau sein Typ.“
Jim musste wieder Willen lächeln. „Meinst du wirklich? Das wäre
ja ganz fantastisch.“
„Aber natürlich. Du darfst jetzt nur keinen Fehler machen.“ Roy
zwinkerte mit seinem Auge und es hatte etwas Obszönes. „Babson hat es immer
sehr gern, wenn du auch nett zu seinen Freunden bist.“
Es klang wie eine versteckte Drohung und Jim verstand sofort,
was Babson´s Gast meinen könnte. Er hatte natürlich nichts gegen homosexuelle
Männer einzuwenden. Aber er suchte sich seine Sexualpartner lieber selber aus.
„Danke für den Tipp“, kam deshalb nur knapp heraus.
Der Mann grinste und deutete auf eine freie Sitzgruppe: „Ich
weiß nicht, wie das mit dir ist, aber ich würde jetzt gerne etwas trinken.“
Jim nickte. Er kannte sonst niemanden hier und vielleicht
schadete es ja wirklich nichts, sich noch einen Moment länger zu unterhalten.
Roy lenkte Jim zu einer Sitzgruppe und bald entspann sich ein
Dialog, indem es vorrangig um Hollywood Klatsch- und Skandalgeschichten ging.
Jim hörte aber nur halbherzig zu und versuchte körperliche Distanz zu halten.
Plötzlich beugte sich Roy vor und legte seine Hand wie zufällig auf Jims
Oberschenkel.
Aber bevor Jim darauf reagieren konnte, wurde er von hinten
angesprochen.
„Unterhältst du dich gut, Jim?“ Babson hatte sich ihnen
unbemerkt wieder genähert.
„Natürlich“, antwortete Jim erleichtert und erhob sich sofort.
„Ich würde auch gerne noch ein bisschen mehr über die Filme erfahren. Das
nächste Projekt ...“
„Er langweilt sich in meiner Gesellschaft“, lachte Roy ohne
Verlegenheit. „Die Jugend. Da kann man nichts machen. Immer auf der Suche nach
Neuem.“
Jim bemerkte zwischen den Beiden einen kurzen, bedeutsamen Blickwechsel
und dann ein knappes Nicken.
„Du wirst noch genug Gelegenheit haben, unseren Gast besser
kennenzulernen, Roy.“ Die Stimme des Produzenten ließ keinen Widerspruch zu und
Roy legte sich in den Sessel zurück. „Klar Bill, bis später dann.“
Dann wandte sich der Gastgeber, als wäre nichts gewesen wieder
an Jim. „Es sind noch ein paar Leute da, die dich kennenlernen wollen“, lud er
ihn ein. „Wenn du interessiert bist?“
Ohne seine Erleichterung allzu offensichtlich zu zeigen, folgte
Jim einem ungezwungen plaudernden Babson in einen bisher unbekannten, ruhigeren
Bereich. Vor ihnen lag ein hell erleuchteter Flur mit mehreren Eingängen und
eine mit Messing eingefasste Tür fiel hinter ihnen zu. Verblüfft sah er sich
um.
„Das ist mein privates Reich“, erklärte der Produzent. „Hier
kann ich mich entspannen, wenn es mir auf der Party zuviel wird.“
Jim lachte nur als Antwort. Er konnte sich nicht vorstellen, was
Babson jetzt mit ihm vorhatte, außer vielleicht einem erneuten Vorsprechen in
einem kleineren Kreis.
Dann betraten sie ein vergleichsweise sparsam möbliertes,
mittelgroßes Zimmer. In der Mitte standen zwei breite, schwarze Ledersofas.
Dazwischen gruppierte sich ein schmaler Tisch aus Glas und Granit. Weitere moderne
Sessel aus Büffelleder und Metall, verteilten sich im restlichen Raum.
Ansonsten gab es nur noch einen echten Hockney
an der Wand und kleine Anrichten an den Seiten.
Auf den Sofas saßen vier sommerlich bekleidete Männer in legerer
Haltung und alle wirkten äußerst entspannt und gut gelaunt. Erst recht, als
Babson mit ihm den Raum betrat.
„Hey, Babson, wir haben schon auf dich gewartet“, rief ein
braungebrannter, circa vierzigjähriger blonder Mann in Shorts und Hawaiihemd.
„Und auf deine neue Entdeckung!“ Sein Sitzpartner hob zur
Begrüßung sein volles Glas und auch die beiden anderen begrüßten die
Neuankömmlinge mit einem Hallo.
Jim lächelte etwas gezwungen zurück. Dann sah er, dass sich die
beiden anderen Männer mehr als nur freundschaftlich streichelten. „Ich möchte
nicht stören“, erklärte Jim sofort und wollte den Raum am liebsten gleich
wieder verlassen.
„Aber du störst doch nicht, Jim. Komm, setz dich zu uns.“ Das
Grinsen wurde noch breiter. „Wir freuen uns immer über neue Freunde, stimmt`s
Jungs?“, fragte der Blonde noch einmal in die Runde und erntete sofort Beifall.
Dann hörte Jim Babsons leise Stimme: „Bist du dir wirklich
sicher, dass du jetzt schon gehen möchtest?“
Die Wahl zu haben klang beruhigend auf Jim und er befürchtete
schon, dass er vielleicht gerade dabei war, sich eine einmalige Chance
endgültig zu verbauen. Und was konnte hier auch schon in aller Öffentlichkeit
passieren, dämpfte er sein Misstrauen.
„Natürlich bleibe ich gerne noch etwas“, antwortete er mit einem
Lächeln und ließ sich auf einen freigemachten Platz auf einem der beiden Sofas
zwischen dem Blonden, der vermutlich deutlich älter war, als er aussah, wie Jim
aus den harten Augenfalten schloss, und einem ziemlich gut durchtrainierten
Dunkelhaarigen, dessen Züge wenig Intelligenz verrieten, nieder.
„Hi, ich bin Mike und der Muskelprotz da neben dir ist John“,
stellte sich ihm der erste Sprecher vor.
„Weißt du Jim, du siehst verdammt gut aus. Sind das da alles
Muskeln unter deinem Hemd?“, fragte John und griff ohne Hemmungen prüfend in
seinen Bizeps.
„Was anderes interessiert ihn nicht“, lachten die anderen.
„Zieh doch mal dein Hemd aus. Ich möchte doch zu gerne sehen, ob
dein Körper hält, was er verspricht.“ Unbeeindruckt von den Kommentaren der
anderen fuhr John über seinen Hemdenstoff.
„Alles echt“, bestätigte Jim und schaute gegenüber auf die
beiden anderen Männer. Der Rotblonde fiel vor allem durch seine stahlblauen
Augen auf, der Hispanic neben ihm hatte ein zerfurchtes Gesicht und grinste
breit.
Jim fühlte sich absolut nicht wohl, aber er wollte seine
Unsicherheit nicht zeigen. Besonders nicht vor Babson, der die ganze Szene mit
glänzenden Augen von der Seite her, wie ein Filmregisseur, beobachtete.
Er ließ sich sein Hemd von John nach und nach etwas aufknöpfen.
Aber als der Dunkelhaarige begann, auch noch an seiner Hose herumzufummeln,
drückte er die zudringliche Hand weg.
„Entspann dich Baby, wir wollen doch nur unseren Spaß haben.“
John grinste beruhigend und fuhr von den anderen interessiert
beobachtet, mit seiner Hand betont langsam Jims Knie hoch und ließ sie dann
locker auf seinem Schritt liegen.
„Das willst du doch auch. Oder? Wie ich gehört habe, bist du
sonst auch nicht so zimperlich.“
„Ich sollte jetzt wirklich gehen“, Jim wurde wütend. Offenbar
hatte Babson den Männern von dem Filmdreh erzählt. Er versuchte, sich zu
erheben. Aber er wurde mit sanfter Gewalt von Mike und John wieder in die
Kissen gedrückt. Der feste Griff in seinem Schritt tat ein Übriges und Jim
wurde es heiß und kalt.
„So schnell kommst du uns aber nicht davon“, grinste Mike augenzwinkernd.
„Wir haben hier nur selten jemand so Hübsches da und dann bist
du sogar noch aus Iowa.“ Der Rotblonde von gegenüber stützte sich auf seine
eigenen Oberschenkel und beugte sich vor.
„Mister Babson, helfen Sie mir“, flehte Jim den Produzenten an.
Schlagartig war ihm klar geworden, was sie mit ihm vorhatten und er wollte nur
noch weg.
„Mister Babson, wie
niedlich. Hey Bill, er will, dass du ihn rettest.“ Der Hispanic lachte
meckernd. Jim starrte ihn nur wütend an.
„Jim, du bist hier in Hollywood. Die Traumfabrik der Illusionen.
Da läuft das nun mal so, mein Junge.“ Babson grinste. „Mach das Beste daraus.
Aber ich sollte mich jetzt wirklich wieder um meine anderen Gäste kümmern.“
„Das können Sie doch nicht machen“, rief Jim ihm noch hinterher,
aber der Filmproduzent hatte den Raum bereits verlassen.
„Oh, er wird schon erfahren, ob du dich bewährt hast“, grinste
der Rotblonde anzüglich. „Da kannst du Gift drauf nehmen.“
Der muskulöse John begann, Jims Reisverschluss zu öffnen. „Jesus,
was haben wir denn da?“
Jim wollte sofort seine Hand weg schlagen, aber Johns kräftige
Faust umfasste sein Handgelenk. „Na, na, zier dich nicht so. Dafür brauchst du dich wirklich nicht zu
schämen.“
„Hey John, du hast es aber eilig. Das letzte Mal schon so lange
her?“, fragte der Hispanic mit breitem Grinsen anzüglich über den Tisch.
Der blonde Mike lachte am lautesten darüber. „Du musst nur
wissen, wann er sich das letzte Mal zum Zubinden seiner Schuhe gebückt hat.“
„Schnauze, Mike. Du bist nur neidisch auf meinen Körper.“
Alle, bis auf Jim, lachten laut auf. Verzweifelt suchte der
Bedrängte inzwischen nach einer Chance, sich unauffällig aus den zudringlichen
Händen herauszuwinden.
„Aber hallo, wo will denn unser Vögelchen so schnell hin?“
Der Blonde hielt plötzlich auch Jims anderen Arm wie mit
Schraubzwingen fest, während John weiter an seiner Hose zerrte. Jim wollte, endgültig
wütend geworden, laut nach Hilfe schreien. Aber in die Gruppe kam jetzt Leben
und der rotblonde Mann mit den blauen Augen stieg leichtfüßig über den Tisch
und griff fest nach seinem Kinn.
„Wenn du es auch nur versuchst, werde ich dir ein Andenken in
dein Gesicht verpassen, das du nie mehr vergessen wirst“, drohte er unverhüllt.
Das wirkte, aber so leicht wollte Jim es ihnen nicht machen. Er
wand sich wie ein Aal, der einzige Effekt war jedoch, dass er es ihnen nur noch
leichter machte, ihm die restliche Kleidung herunter zuziehen.
„Lasst mich in Ruhe, ich will sofort hier raus!“ Jims Stimme
bekam einen panischen Ton, als er merkte, dass er keine Chance mehr hatte. Trotz
der Drohung schrie er laut um Hilfe.
„Hey, Al, stell ihn mal ruhig. Der Junge hat es immer noch nicht
verstanden.“ Mike grinste eiskalt.
Ein kräftiger Schlag landete in Jims Gesicht und ein feiner Blutfaden
lief sein Kinn entlang. Er war davon nicht bewusstlos geworden, aber so
benommen, dass er sich nicht mehr gegen den Hebelgriff an seinen Armen wehren
konnte. Mit Leichtigkeit drehten sie ihn auf der Sofalehne herum. Als er mit
seiner Brust auf die Rücklehne gepresst wurde, schnappte er verzweifelt nach
Luft.
Der rotblonde Al ging um das Sofa herum und stellte sich vor
sein Gesicht. Mit einer Faust griff er ihm in die Haare und riss seinen Kopf
mit einem Ruck hoch. „Bleibst du jetzt endlich still? Oder willst du dich immer
noch wie ein Arschloch verhalten?“ Die Stimme klang sadistisch.
Alle lachten dröhnend und Jim biss die Zähne zusammen. Er
versuchte, sich jedes einzelne der Gesichter einzuprägen. Irgendwann würde er
sich für alles bitter rächen. Aber jetzt musste er einfach nur die nächsten
Stunden überstehen.
Al drückte immer wieder sein Gesicht gegen seine inzwischen
stark ausgebeulte Hose. Als er genug davon hatte, öffnete er seinen
Reisverschluss und zwang rücksichtslos sein Organ in Jims Mundhöhle. Jim
schmerzten davon bald die Kiefer und er musste immer wieder gegen sein Würgen
ankämpfen. Aber er versuchte, sein Bewusstsein nicht zu verlieren, denn zur
gleichen Zeit machten sich die drei anderen Männer an seinem übrigen Körper zu
schaffen.
Mike, der Blonde hatte sich von hinten seine Beine gegriffen und
zwang die Knie mithilfe seines auf der anderen Seite sitzenden, dunkelhaarigen
Freundes tiefer in die Couch. Jims stöhnende Gegenwehr schien sie nur noch mehr
zu reizen und am Ende gelang es den Beiden sie weit auseinanderzuspreizen.
Der Blonde stellte sich halb zwischen seine Schenkel und griff
fest in das Fleisch. Damit hielt er sich aber nicht lange auf und ließ seine
Finger zwischen den Pobacken verschwinden. Jim bäumte sich dagegen auf, aber er
konnte sich nicht davon befreien. Die fremden Hände, brannten sich auf seine
intimsten Stellen, und er begann zu zittern. Jim hatte das Gefühl, als würde
sich gleich sein Körper von seinem Geist lösen und beinahe wäre er froh darüber
gewesen.
Der daneben sitzende, dunkelhaarige Muskelprotz fasste
währenddessen unter seinen Bauch, aber seine Versuche Jim doch noch irgendwie zu
erregen scheiterten.
Den Rotblonden reizte dass Ganze aber so sehr, dass er seinen
Penis immer schneller in Jims Mundhöhle drückte und dann endlich eine bittere
Flüssigkeit abspritzte. Jim holte erleichtert wieder Luft, als er sich
zurückzog. Aber Al griff ihn sofort wieder fest am Kiefer um ihm am Schreien zu
hindern. Dann grinste er den anderen verschwörerisch zu.
Währendessen spuckte der blonde Mike etwas Flüssigkeit auf seine
rechte Handfläche und rieb sich damit ein. „Bück dich etwas tiefer, Süßer. Du
sollst ja auch, was davon haben“, kommandierte er. Dann griff er nach der Hüfte
seines Opfers und suchte sein Ziel. Mit einem mächtigen Stoß trieb er sich tief
in Jims Körper und löste damit ein weiteres gequältes Stöhnen aus.
Ohne Chance auf Gegenwehr, hoffte Jim nur noch, dass die
Vergewaltigung möglichst schnell vorbei war. Es fiel ihm extrem schwer, nicht
vor dem Brennen in seinen viel zu grob behandelten Muskeln zurückzuweichen. Hinzu
kam, dass der Hispanic zwischendurch immer wieder schmerzhaft Jims Brustwarzen
quetschte, wenn er sich nicht gerade durch das Beobachten der anderen selber
stimulierte.
Ohne Rücksicht trieb sich der braun gebrannte Mike immer wieder
in den Körper unter sich. Irgendwann schaffte es Jim nicht mehr, sich dem
hektischer werdenden Rhythmus anzupassen, und er begann sich zu verkrampfen.
Stöhnend versuchte er, sich irgendwo festzukrallen.
Jedes Eindringen schmerzte jetzt viel extremer und er wollte nur
noch, dass der Mann schnell zu seinem Orgasmus kam. Aber Drogen oder sonst
irgendetwas schienen ihn zu Höchstleistungen anzuspornen. Kalter Schweiß begann
Jim über seinen Rücken zu laufen und seine angespannten Beine bekamen Krämpfe.
Die Wut auf seine Peiniger nahm ihm fast den Atem.
Dann endlich stöhnte der Mann hinter ihm laut auf und trieb sich
ein letztes Mal in den engen Kanal. Nachdem er sich endgültig befriedigt hatte,
ging er einfach einen Schritt zurück, schnappte sich ein Handtuch, das er nach
Gebrauch achtlos zur Seite warf und schloss seine kurze Hose wieder.
Jim versuchte hochzufahren, aber er wurde sofort wieder von den
anderen beiden Männern niedergedrückt. Der rotblonde Al ließ endlich sein Kinn
los und ging schnell um das Sofa herum.
„Lasst mich sofort hier raus“, schrie Jim wütend. „Ich werde
euch sonst alle in den Knast bringen.“ Die einzige Antwort war nur ein lautes Auflachen.
„Hey, Hey. Unser kleines Äffchen macht aber einen riesigen
Wirbel. Gar nichts wirst du. Hier gelten andere Gesetze.“ Der gewalttätige
Rotblonde hinter ihm grinste den anderen feixend zu.
„Bück dich Schätzchen. Hier kommt Big Daddy. Besser, du genießt
die Show.“ Bei den Worten klatschte er hart auf Jims Hinterteil und rammte sich
dann so rücksichtslos in Jims Körper hinein, dass Gewebe aufriss.
Jim biss hasserfüllt die Zähne zusammen und Mordgedanken
tauchten vor seinen inneren Augen auf.
Und auch danach blieben ihm nur wenige Momente, um sich von dieser
Tortur zu erholen, denn es standen schon die nächsten beiden Männer bereit, um
das neueste Babson Opfer auszuprobieren.
Das Ganze dauerte fast eine Stunde und Jims Hoffnung, dass
zwischendurch jemand hereinkommen würde und dem Treiben ein Ende setzte, sank
von Minute zu Minute. Er kam an die Grenze seiner nervlichen und körperlichen
Belastbarkeit.
Die meiste Zeit über schwiegen die Männer, wenn sie sich nicht
gerade zotige Kommentare zuwarfen, darüber lachten oder kurze Kommandos zur
Abfolge verteilten. Jim war sich mit der Zeit sicher, dass es sich um ein
eingespieltes Team handelte.
Und dazu kam noch das unbestimmte Gefühl, dass sie alle
beobachtet wurden. Die Vier schienen sich manchmal seltsam unnatürlich zu
verhalten.
Aber er klammerte sich an den Gedanken, dass sie irgendwann
endgültig befriedigt sein mussten und dass dann endlich dieser albtraumhafte
Abend vorbei sein würde.
Plötzlich öffnete sich die Tür und er hörte ganz kurz die lauten
Geräusche der Party dahinter. Dann fiel die Tür wieder hart in das Schloss.
„Hey, das ist ja ein netter Anblick“, rief jemand außer
Sichtweite. „Babson hat mir schon erzählt, dass hier voll die Action läuft.“
Jim erkannte die Stimme sofort. Hoffnung keimte auf. „Roy, bitte
hilf mir. Ich will hier raus“, versuchte er, seine Chance zu nutzen.
„Nicht so hastig, Süßer. Du willst doch nicht den ganzen Spaß
für dich alleine haben wollen“, lachte der Mann amüsiert und winkte den anderen
zu.
Als einer von Babsons engsten Vertrauten konnte er ihnen Befehle
erteilen.
Grinsend hielten sie Jim weiterhin fest, aber machten den Platz
zwischen seinen Beinen frei. Roy stellte sich in Positur und öffnete seinen
Reißverschluss.
„Du Schwein!“ Jim fühlte eine neue Welle von Hass in sich
aufsteigen. Und während noch jemand an seinen Brustwarzen drückte und jemand
anderer seine Faust vor seinen Mund legte, spürte er schon den fünften Mann in
seinen Eingeweiden. Mit wenigen, intensiven Stößen verschaffte sich auch dieser
Partygast Befriedigung.
„Oh Mann, nimm es nicht so persönlich. Die Jungs tun das nur,
weil Babson drauf steht.“ Roy reinigte sich danach schnell wieder und schloss
seine helle Hose wieder. „Natürlich haben sie auch mächtig Spaß bei der
Arbeit.“ Er lachte meckernd. „Wie das jeder haben sollte, der seinen Job liebt,
richtig Jungs?“
Die anderen grinsten und machten ihrerseits anzügliche
Bemerkungen. Dann ließen sie Jim auf sein Nicken hin los.
„Kommst du wirklich alleine klar, Roy?“, hakte Mike noch einmal
nach und nach dessen abschätziger Geste verließen die Vier den Raum.
Jim versuchte, sich wieder zu fassen und seinen Körper mit den
umher liegenden Tüchern einigermaßen zu reinigen. Er suchte seine Kleidung
zusammen und zog sich so schnell wie möglich wieder an, aber er fühlte sich entsetzlich
elend. Überall gab es Sperma und Blutspuren. Seine Knie zitterten unkontrolliert
und um seine Augen lag ein schwarzer Schatten.
Roy beobachtete ihn: „Du brauchst einen Freund, Jim. Sonst gehst
du hier kaputt. Das ist schon mal klar.“
„Ach ja? Und du hast dabei nicht zufällig an dich gedacht?“
Ätzende Schärfe lag in Jims Ton.
„Sei kein Arschloch. Du hast das doch nicht zum ersten Mal
gemacht.“
„Ich werde zur Polizei gehen!“, schrie Jim wütend zurück.
„Wenn auch nur die leiseste Andeutung über deine Lippen kommt,
wirst du in dieser Stadt keine Woche mehr überleben.“ Roy war zu einer ganz
anderen Person geworden. Das ganze aufgesetzte Verhalten war von ihm
abgefallen.
„Ich wollte nur eine Rolle in ihrem Film, mehr nicht. Und nicht
diesen ganzen Scheiß hier.“ Jim hätte sich am liebsten gleich auf den Mann
gestürzt, aber es war ihm klar, dass letztendlich nichts dabei heraus kommen
würde.
„Hast du ernsthaft geglaubt, auf diese Art eine Rolle im
Business zu bekommen?“ Roy lachte humorlos: „Jeder kennt doch Babsons Partys. Ihr
Landeier aus dem mittleren Westen seid wirklich alle zu dämlich.“
„Das Schwein hat mich hierher gelockt!“ Jim hätte fast seinen
Vorsatz vergessen und konnte sich kaum noch beherrschen. „Und ihr habt alle
mitgemacht!“
„Reg dich wieder ab.“ Roy erhob sich. „Es tut mir Leid für dich,
Jim, aber für das wirkliche Film-Business bist du sowieso verbrannt. Und nach
dieser Showeinlage hier, wird dich sowieso kein Studio mehr auch nur mit der
Kneifzange anfassen.“ Er zeigte vage quer über den Raum. „Aber ehrlich gesagt,
du hättest es sowieso nicht geschafft.“
„Das ist noch nicht entschieden. Sie werden dafür bezahlen. Du
wirst es erleben.“ Jim suchte wütend seine letzten Sachen zusammen, wischte
sich über Gesicht und Haare und tippte dann hart auf Roys Brust. „Und du auch.“
„Vermutlich. Bezahlen müssen wir alle auf die eine oder andere
Art und Weise.“ Der Angesprochene zuckte mit seiner Schulter und grinste dann.
„Darauf kannst du einen lassen.“
Jim starrte ihn nur wütend an.
„Geh hinten raus. Muss dich ja nicht jeder in diesem Zustand
sehen.“ Roy winkte ihm ungeduldig zu und verschwand dann durch die Tür.
Wenig später stand Jim wieder auf dem Parkplatz und war so froh
wie noch nie, dass sein Chrysler sofort ansprang. Sein ganzer Körper schmerzte
und Hass verzerrte seine Züge, aber er schwor sich, dass er es überleben würde.
Und irgendwann würde auch die Zeit für seine Rache an ihnen
kommen – vor allem an Babson.
Es gab ja nur zwei Wege damit fertig zu werden. Aufgeben und
nach Hause fahren, oder es trotzdem schaffen – irgendwie - eines Tages.
*
Ein halbes Jahr später.
Jim lebte immer noch in Los Angeles, aber in der ganzen Zeit
hatte er keinen Tag seine damaligen Peiniger vergessen. Er wusste, dass Babson
immer noch unangreifbar an der Spitze seines Filmimperiums stand. Inzwischen
hatte er aber auch erfahren, dass er nicht der Erste und auch nicht der Letzte
gewesen war, dem ein vergleichbarer Horror in seiner Villa in Malibu
widerfahren war.
Bis jetzt hatte sich nur noch niemand getraut, den mächtigen
Mann und sein Treiben an die Öffentlichkeit zu zerren. Dann hörte Jim mit
Genugtuung von einer Schießerei, in die der rotblonde Al verwickelt war und für
die er viele Jahre hinter Gitter verschwinden würde. Der Muskelprotz hatte ein
paar Anabolika zuviel genommen.
Von dem Hispanic wusste er, dass er wegen Autodiebstahls auf der
Flucht und vermutlich in Mexiko untergetaucht war. Mike, der Blonde, lebte
jetzt in Las Vegas und war dort Aufpasser in einem drittklassigen Casino und
sollte angeblich ein schwerer Alkoholiker sein.
Und Babsons Vertrauter Roy lag schon seit Monaten mit einer
tödlichen Krankheit im Memorial Regional Hospital. Um an Babson heranzukommen hatte
ihn Jim sogar einmal dort besucht, aber sie hatten sich letztendlich nicht viel
zu sagen gehabt.
Jim versuchte, sich immer wieder vorzustellen, wie jetzt sein
Leben verlaufen würde, wenn er damals nicht auf diese verhängnisvolle Party
gegangen wäre und anfangs erfüllte ihn das elende Schicksal der Männer mit
einem gewissen Gefühl der ausgleichenden Gerechtigkeit.
Dann gab es einen Punkt, an dem ihn auch das kalt ließ und eine
Art emotionaler Stillstand eintrat und nach und nach alle Gefühle in ihm abstarben.
Wie eine dunkle Wolkenfront, die das Sonnenlicht von der Erde verbannt hatte. Er
lebte im Grunde nur noch für das eine Ziel, sein Haus in Los Angeles nicht
verkaufen zu müssen, denn er wollte um keinen Preis diese Stadt wieder verlassen.
Denn das hätte bedeutet, dass Babson wirklich gesiegt hätte.
Aber im Gegensatz zu früher, fuhr er kaum noch in die Innenstadt.
Stattdessen saß er stundenlang auf einem Sessel und sah aus seinem Fenster. Aus
den sanft abfallenden Hügeln, die bis in die ersten Vorläufer von Downtown
reichten, erhoben sich von Zeit zu Zeit kleine Vogelschwärme, die über dunstige
Wolken Richtung Pazifik flogen. Sie dabei zu beobachten, gab ihm für einige
Momente inneren Frieden.
Aber nachts in seinen Albträumen, aus denen er mehrmals in der
Nacht schweißgebadet hoch schreckte, standen wieder die verzerrten Gesichter
vor ihm und er erlebte alle Einzelheiten der Vergewaltigung immer wieder neu.
Am liebsten hätte er sich gar nicht mehr aus seinem Sessel erhoben.
Mit der Zeit gingen ihm allerdings seine finanziellen Reserven
aus. Ein neues Angebot von HotStar
Enterprises hatte er, ohne nachzudenken, ausgeschlagen. Er konnte sich
einfach nicht mehr vorstellen jemals wieder irgendeinen anderen Menschen
körperlich nahe an sich heran zu lassen.
Allerdings erreichten ihn auch keine anderen Angebote mehr für
kleinere Statistenrollen und Ähnliches. Deshalb dachte er manchmal darüber nach,
etwas ganz Neues zu versuchen, irgendeine andere Arbeit anzunehmen,
letztendlich fühlte er sich aber auch dafür viel zu schwach und ausgebrannt. Es
war ihm, als läge ein schwerer Mantel auf ihm, der ihm langsam aber sicher die
Luft zum Atmen nahm.
*
Das Haus sah aus, wie es hieß: The Cage. Und das Gebäude wirkte äußerlich so schmucklos und
abweisend wie ein Hochsicherheitstrakt. Es gab auf der Vorderfront nur ein
schmiedeeisernes Tor und eine kleine, auf einer Kupferplatte kunstvoll
ausgearbeitete Schrift.
Wer hineinwollte, musste erst die in Beverly Hills üblichen,
aufwendigen Sicherheitskontrollen passieren und dann einen mit Stechpalmen
gesäumten, gewundenen Pfad entlang fahren. Das Anwesen erstreckte sich, von
außen nicht sichtbar, über mehrere Stockwerke in den Hügel hinein und das
Innere bot hypermodernes Design und entsprechenden Luxus.
Hinter der glitzernden Fassade eines Veranstalters für
außergewöhnliche Events leitete Spock mehrere internationale Hilfsprojekte, die
sich hauptsächlich um die Unterstützung von rassistisch verfolgten Minderheiten
kümmerten. Dadurch besaß er auch Zugang zu diversen Netzwerken, die ihn bei
Bedarf mit jeder nur erdenklichen Information versorgen konnten. Und das kam
ihm jetzt zu Gute.
Spock hatte bei HotStar-Enterprises einige Tänzerinnen
für eine Veranstaltung buchen wollen und nur aus reiner Neugier das Studio
darunter betreten. Der Haupt-Darsteller auf dem Set hatte ihm auf den ersten Blick
gefallen und er hatte fast die ganze Zeit dort gestanden und jede seiner
Bewegungen verfolgt. Das war aber eigentlich nicht das Ungewöhnliche. Was ihn
tief erstaunte, war die Häufigkeit, mit der er immer noch an den Akteur denken
musste.
Zwischen ihnen hatte nur einmal ein kurzer Blickkontakt
stattgefunden und Spock war sich nicht einmal sicher, ob sich der
Porno-Darsteller überhaupt noch an ihn erinnerte. Aber nachdem ihm sogar nach
Wochen sein Gesicht mit diesen auffallend nussbraunen Augen und den überlangen
Wimpern nicht aus dem Sinn ging, beschloss er Nachforschungen über ihn
anzustellen.
Zu seinem Erstaunen erfuhr er, dass er nicht mehr für HotStar-Enterprises
arbeitete und es sich auch nur um ein einmaliges Engagement gehandelt hatte.
Aber sie hatten eine Telefonnummer von ihm und die Information, dass er
vermutlich wieder in der Filmbranche arbeitete.
Spock hätte sofort diese Nummer anrufen können, aber eines
seiner Erfolgsrezepte lautete immer im Voraus zu wissen, mit wem er es zu tun
bekam. Und so ließ er seine Beziehungen spielen und tätigte vorher noch einige andere
Anrufe.
Als er dann die Geschichte von den Geschehnissen in Babsons
Villa erfuhr, bekam sein Mund einen gequälten Zug. Das hatte er nicht erwartet.
Er versuchte, sich vorzustellen, wie es Jim - inzwischen wusste er seinen
richtigen Namen - jetzt gehen musste. Er dachte lange über die Probleme nach,
die damit verbunden sein könnten, nach so einem Erlebnis, wieder mit anderen
Männern in näheren Kontakt zu treten.
Aber nach einer unruhigen Nacht, in der ihn immer wieder
alptraumhafte Fantasien aus dem Schlaf hochschrecken ließen, fasste er einen
Entschluss.
Die Stimme am Telefon klang neutral und beinahe kühl, aber Jim
glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als er den Namen des Sprechers hörte. „Hi
Spock. Oh, ja ich erinnere mich. Du warst kurz auf dem – äh - Film-Set ... “,
antwortete Jim, sorgfältig bemüht sein Erstaunen zu verbergen.
Die Temperaturen erreichten in den letzten Tagen wieder neue
Rekordhöhen und er war vor der Hitzewelle wieder auf seinen Lieblings-Stuhl
geflüchtet. Vor dem offenen Fenster in einen leichten Schlummer gefallen, hätte
er beinahe den Anruf verpasst.
„Das ist richtig. Du weißt vielleicht auch, dass ich in
verschiedenen Geschäften tätig bin und ich habe da eine neue Idee, für die ich
noch jemanden brauche, falls du zurzeit abkömmlich bist. Die Details möchte ich
jedoch gern persönlich mit dir besprechen.“
„Oh, und da hast du an mich gedacht?“ Jim runzelte erstaunt
seine Stirn. Aber seine Neugier war geweckt, aber auch sein Misstrauen. Was
konnte dieser angebliche Eisberg wirklich von ihm wollen? Er dachte sofort
wieder an sein Erlebnis in Malibu. Aber anderseits war dies der erste Anruf
seit Wochen und was konnte noch schlimmeres passieren, als das, was er schon hinter
sich hatte.
„Ich bin mir nicht sicher. Was schlägst du vor? Ich gehe nur
selten aus“, antwortete er deshalb vage.
Als Spock mit einem „Ich weiß“ antwortete, schickte das einen
Schauer durch Jims Nervenbahnen. Er beschloss sofort, sicherheitshalber seine
Waffe zu dem Treffen mitzunehmen.
„Kennst du den Griffith Park?“, fuhr Spock ungerührt fort. „Da
steht ein bekanntes Observatorium. Wenn du morgen am späten Nachmittag die
kleine rote Klingel gleich neben dem Haupteingang dreimal kurz hintereinander
drückst, wird dir geöffnet und wir können uns in Ruhe unterhalten.
Einverstanden?“
Nach dem Anruf ließ sich Jim erst einmal in das Polster seines
Stuhls fallen und versuchte verschiedene Theorien zu entwickeln. Die Vernunft
riet ihm, nicht hinzugehen, aber andererseits konnte man in L.A nie genug gute
Kontakte zu offensichtlich einflussreichen Personen haben. Er konnte es sich
einfach nicht leisten auch nur noch eine Chance zu verpassen.
*
Das Observatorium lag in einem riesigen Freizeit-Park, der wie
der Central Park in New York ein Naturreservoir der Stadt darstellte. Als Jim
seinen Wagen den Sunset Boulevard in Richtung Treffpunkt steuerte, wusste er
wieder, warum er diese Stadt so sehr liebte.
Es war diese Kulisse mit den Palmen, den vielen bunten
Leuchtreklamen der Geschäfte, dem besonderen Licht, den unendlich vielen
Möglichkeiten sein Glück zu finden.
In gewisser Weise war er diesem seltsamen Mann bereits dankbar
dafür, dass er ihn auf diese mysteriöse Weise aus seiner Höhle herausgelockt und
ein paar der dunklen Schatten vertrieben hatte.
Kurz vor dem Art Deco -
Gebäude auf dem Mount Hollywood mit den drei seegrünen Kuppeln suchte er eine
Parkbucht für seinen Chrysler, versteckte seine kleine Pistole tief in seiner leichten
Jacke und ging dann den restlichen Weg zu Fuß. Das Wetter war noch immer
sommerlich warm und Jim genoss nach langer Zeit zu ersten Mal wieder die späten
Sonnenstrahlen auf seiner Haut.
Ein ungewöhnlicher Platz
für ein Treffen, fand er und hatte noch keine Vorstellung, wo Spock auf ihn
warten könnte. Er tippte auf die Aussichtsplattform. Einige japanische
Touristen besichtigten gerade die weltberühmte Sternwarte und kauften
Eintrittskarten für die nächste Vorstellung.
Jim suchte nach dem beschriebenen Eingang und tippte das
vereinbarte Zeichen ein. Die Tür öffnete sich mit einem Summen und er betrat
einen schmalen Gang, der leicht nach Metall roch und, an dessen Seiten
verschiedene elektronische Schaltplatten hingen.
„Folgen Sie mir bitte. Mister Spock erwartet Sie bereits.“
Jim hatte gar nicht bemerkt, dass ihm ein junger Farbiger
entgegen gekommen war. Sie betraten einen kleinen Fahrstuhl und als die Türen
sich wieder öffneten, hielt Jim verblüfft den Atem an. Vor ihm erstreckte sich
der atemberaubendste Rundblick über die Stadt, den er je gesehen hatte. Der
Fahrstuhl verschloss sich währenddessen hinter ihm und verschwand in den Tiefen
des Gebäudes.
„Schön, dass du kommen konntest, Jim.“
Spock erlaubte sich ein kleines Lächeln, als er die unverhüllte Begeisterung in
Jims Augen sah. „Ich habe das Observatorium auf eigene Kosten renovieren
lassen. Allerdings mit der kleinen Bedingung, dass ich hier eine Art privates
Refugium einrichten konnte. Gefällt es dir?“
Jim ließ erst einmal seinen Blick im Kreis wandern. Bis auf den
Fahrstuhl und den durch einen Raumteiler versperrten östlichen Bereich reichte
das fantastische Panorama weit über das Häusermeer von Los Angeles bis hin zu
den Hügelketten vor Bel Air.
Es lag ein würziger Geruch in der Luft und im Hintergrund spielte
eine leise Melodie mit unbekannten Instrumenten. Die Inneneinrichtung verriet
die Vorliebe des Besitzers für Kunst aus Übersee und einen hellen,
geschmackvollen Ethno-Stil. Der ganze Raum strahlte eine für einen Ort wie Los
Angeles ungewöhnliche Ruhe und Besinnlichkeit aus.
„Eine wirklich wunderschöne Wohnung. Wie kommt es, dass man von
außen nichts davon sehen kann?“, fragte Jim beeindruckt.
„Wenn ich mich zurückziehen möchte“, erzählte Spock, „halte ich
mich am liebsten hier auf. Die Einweg-Scheiben sind schräg versetzt. So
verbirgt sich durch eine Art optische Täuschung, was sich dahinter befindet.“
Er deutete erklärend nach oben: „Über uns befindet sich der
Rundgang für die Besucher und dort steht auch das große Teleskop. Der
Vortragsraum liegt unter uns.“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:
„Interessieren dich Sternenkonstellationen?“
„Tja, eher nicht. Jedenfalls weiß ich nicht viel darüber“, gab
Jim unumwunden zu.
„Wie die meisten Menschen. Aber es würde ihren egozentrischen
Standpunkt erweitern. Wusstest du, dass es viele Völker gibt, die das Konzept
von Rechts und Links nicht kennen? Für sie ist die Umgebung die Orientierung,
nicht die eigene Person.“
„Äh, nein. Interessant.“ Jim begann zu fürchten, dass es noch
mehr Vorträge dieser Art geben würde. Auf einer großen Perlmuttplatte in der
Mitte standen altägyptische Herscherstatuen, umgeben von mehreren Sitzplätzen.
Diverse mit Kunstwerken gefüllte Regale und kleine Schränke mit afrikanischen
und asiatischen Verzierungen verteilten sich überall im Raum.
Alles hier war ihm fremd. Entweder würde das der langweiligste, oder
eines der interessantesten Nachmittage seines Lebens werden, dachte Jim
verwirrt.
Als er wieder zu Spock sah, begegnete ihm ein abschätzender,
nachdenklicher, aber auch warmer Blick.
„Frag mich ruhig danach. Das tun sie alle“, ermunterte ihn
Spock.
„Das wäre unhöflich“, wehrte Jim ab.
„Natürlich nicht. Vielleicht erweitert es ja auch deinen
Standpunkt“, bestand Spock auf seinem Angebot.
„Nun ja, ich habe schon gehört, dass du diese Maske auch privat
trägst.“ Jim verlagerte verlegen sein Gewicht.
„Ich bin nur neugierig und möchte dich nicht verletzen.“
„Nein, nein, das ist schon in Ordnung“, beruhigte ihn Spock
erneut.
Jim meinte ein Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen. „Und um
deine Frage zu beantworten. Nein, ich trage keine Maske. Ich sehe wirklich so
aus.“
„Ach ja? Schon gut, alles klar.“ Im ersten Moment hielt Jim
verblüfft die Luft an und versuchte, ernst zu bleiben. Dieser Spock war schon
ziemlich seltsam. Aber das konnte wirklich nicht stimmen.
Aber dann musste Jim wieder Willen doch laut lachen. Und zu
seiner Verblüffung stimmte sein Gastgeber mit ein. Mit einem männlichen, tiefen
Lachen, dass ein Rieseln durch seine Eingeweide schickte.
„Entschuldige mich. Ich bin ein schlechter Gastgeber. Ich kann
dir sicher was Erfrischendes anbieten.“ Spock deutete auf einen kleinen
Beistelltisch. Auf einer hellen Decke stand eine große, weite Schale mit
Eiswürfeln und diversen, dekorativ aufgeschnittenen Obststücken.
Jim nahm sich etwas davon. Es schmeckte süß und ein bisschen
bitter. Angenehm und erfrischend.
„Danke, das ist gut.“
Jim begann sich erneut zu fragen, was Spock eigentlich von ihm
erwartete. Er war offensichtlich ein ziemlich wichtiger Mann, jedenfalls nach
der Reaktion des Regisseurs zu urteilen.
„Du möchtest sicher wissen, warum ich dich eingeladen habe“, kam
Spock seiner nächsten Frage zuvor.
„Stimmt“, bestätigte Jim.
„Weil ich mich für dich interessiere“, stellte Spock fest und
zeigte ein kleines Lächeln.
Von einem Moment zum anderen wurde Jim der Raum zu klein. Er
fühlte sich enttäuscht und es machte ihn gleichzeitig wütend. Warum war er nur
immer noch so gottverdammt naiv, immer noch ein Landei, trotz seiner schlimmen
Erfahrungen in der Babson-Villa, verfluchte Jim sich selbst. Unbewusst prüfte
er, ob seine Waffe noch da war.
„Danke für alles, auch für das Obst. Aber ich sollte jetzt
besser gehen. Ich habe noch einen wichtigen Termin, den ich nicht versäumen
möchte“, versuchte er vorzutäuschen, um sich so schnell wie möglich aus der
Affäre zu ziehen. Er griff zu seinem Autoschlüssel und wollte zurück zum
Aufzug.
Aber auch Spock war sofort aufgestanden und stellte sich ihm in
den Weg.
„Jim! Verstehe mich nicht falsch. Ich will nichts von dir.
Nichts, womit du nicht auch einverstanden wärst. Ich brauche auch niemanden für
schnellen Sex. Falls es das ist, was du befürchtest. Ich wollte nur mit offenen
Karten spielen.“
Jim sah an ihm vorbei durch das Fenster und ihm fiel auf, dass
der Blick heute sogar bis zu den Catalina Inseln reichte. Er wünschte sich für
einen Moment nichts sehnlicher, als jetzt fortfliegen zu können, frei wie ein
Vogel in alle Richtungen. Aber er war kein Vogel, eher eine Art
Fallschirmspringer und jede Bewegung, die er jetzt machen würde, konnte über
den Landepunkt entscheiden, die richtige oder falsche Entscheidung sein.
Spock hatte die ganze Zeit sein Minenspiel beobachtet. „Ich
möchte dein Freund sein“, bat er dann leise.
Alles in Jim warnte ihn, aber er blieb wie festgeklebt stehen.
Er suchte einen Grund dafür und er fand ihn in Spocks unbewegten Zügen. Weil er
nicht lächelte, nicht versuchte, ihn mit Blicken zu verführen oder falsches
Vertrauen zu erwecken. Spock schien nichts anderes zu tun, als abzuwarten und ihm
die Entscheidung zu überlassen.
„Okay, etwas Zeit habe ich noch. Gibt es in deinem Elfenbeinturm
auch etwas zu trinken?“, fragte Jim möglichst gleichmütig und mit dem festen
Vorsatz höchstens noch eine halbe Stunde zu bleiben.
„Natürlich, Jim. Ich habe eine Kleinigkeit vorbereiten lassen.
Ich würde mich freuen, wenn du mir Gesellschaft leistest.“
Wieder hatte er das Gefühl umgarnt zu werden, aber auf eine
freundliche, distanzierte Art, die ihm das Gefühl gab etwas Besonderes zu sein.
Sein Gastgeber ging in den hinteren, östlichen Teil des
Rundbaus. Als Jim ihm hinter einem mit japanischen Zeichnungen dekorierten
Raumteiler folgte, hatte er das Gefühl in eine ganz andere Welt einzutauchen.
Hier dominierte der Ausblick auf die grünen Gipfel der San Gabriel
Mountains. Auf den Bergspitzen lagen noch einige Schneefelder und trotz der nur
wenige Kilometer entfernten Hochhäuser von Glendale, kam sich Jim wie in einer
Postkarte aus den Schweizer Bergen vor. Mitten in der freien Natur. Vor den
schrägen Fenstern standen naturbelassene Bambusmöbel und ein passender Tisch
mit Glasplatte. Jemand eine kalte Platte mit unterschiedlichen Salaten und offensichtlich
noch ofenwarmem Brot angerichtet. Alles war dekorativ aufgebaut und Jim
verspürte plötzlich heftigen Appetit.
„Wäre dir ein leichter, kalifornischer Rosé recht?“, fragte
Spock mit einladender Geste „Er kommt von einem befreundeten Winzer direkt aus
dem Nappa Valley.“
Jim nickte und beobachtete wie geschickte Hände die Flasche
entkorkten und ihm einen Schluck zum Probieren anboten.
Nachdem sie wenig später mit ihrem Mal begonnen hatten, ergaben
sich ganz zwanglos die ersten Gesprächsthemen. Spock fragte Jim nach seinem
beruflichen Werdegang und hörte interessiert zu. Seine Zwischenfragen zu dem
frühen Theaterprojekt erschienen Jim verblüffend kompetent. Dann sprachen sie
über den amerikanischen Traum und Jims Begeisterung für Kalifornien. Spock
kannte erstaunlich viele Geschichten aus der Stadt der Engel und Jim hörte gerne
zu. Als ihn aber Spock nach seinen ersten Versuchen hier eine Rolle zu bekommen
fragte, umwölkte sich seine Stirn und er wich der Frage aus.
„Stammst du aus Kalifornien?“, fragte er stattdessen zurück.
„Nein. Meine jetzigen Eltern haben mich aus einem mexikanischen
Waisenhaus geholt. Sie wohnten nahe der Area 51 und meinten, es sei ein
guter Witz, wenn sie ein Kind mit so einem Aussehen hätten.“
„Oh“, schaffte es Jim, mühsam hervorzubringen. Einerseits
schockierte ihn der Zynismus der Eltern, aber Spocks Erzählungen implizierten
auch, dass sein Aussehen wirklich kein Trick war.
„Nun, kein Grund Mitleid zu haben. Ich habe es gut getroffen.
Mein Vater ist - wie man so sagt, ein ehemaliger Ölbaron und sie haben sich
immer gut um mich gekümmert. Er hat mir die Mechanismen der Macht gezeigt und
meine Mutter hat mich dahingehend erzogen, dass ich mich auch immer um die
Benachteiligten kümmern muss.“
„Das freut mich, aber hast du nie versucht herauszubekommen,
woher deine wirklichen Eltern sind?“, konnte Jim sich nicht enthalten zu
fragen.
„Nein, und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das überhaupt
wissen möchte.“
Es entstand eine kleine Pause, aber dann fuhr Spock fort: „Wenn
man ein Außenseiter ist, vertrauen sie einem leichter, denn sie wissen, dass es
ein Leichtes ist, einen jederzeit auch wieder aus dem Club zu entfernen. Aber
auch dafür habe ich vorgesorgt.“
Jim brauchte einen Moment bis er verstand, dass Spock ihm gerade
sein Innerstes gezeigt hatte und es um sein Verhältnis zu der
Millionenmetropole und seine Bewohner ging. Vielleicht auch um das, was er von
ihm wollte? Einen zweiten Außenseiter, mit dem er sich verbünden konnte? Dieser
Gedanke berührte ihn. Aber warum gerade ihm? Ihm, dem Versager?
„Wenn ich nur bessere Beziehungen gehabt hätte ... Ich habe es
versucht, aber dann ... Dann gab es Probleme mit einem Produzenten, Babson
heißt er und er hatte mir ganz klar zu verstehen gegeben, dass ich ohne seine
Empfehlung nie mehr eine Rolle in Hollywood bekommen werde“, drängte es Jim,
zum ersten mal seine Geschichte einem Fremden zu erzählen. „Und ich fürchte, er
hatte recht.“
„Ich kenne den Mann. Er ist ein Schwein. Er ist bekannt dafür,
dass er seine Macht voll ausnutzt um seinen perversen Trieben nachzugehen!“,
betonte Spock mit Nachdruck. Aber er wollte es Jim selbst überlassen, die ganze
Wahrheit zu erzählen, und fragte deshalb nicht weiter nach.
Jim sah ihn kurz irritiert an, aber fuhr dann fort: „Ich musste
eine gut bezahlte Arbeit finden, oder mein Haus wieder verkaufen und wirklich
ganz neue Wege gehen. Deshalb bin ich damals zu HotStar gegangen.
Allerdings habe ich das auch nur einmal gemacht.“ Jim seufzte leise.
„Ich verstehe.“
„Ich werde wohl meinen Traum von einer Filmkarriere aufgeben
müssen“, antwortete Jim bitter.
„Es tut mir leid, denn du hättest sicher eine echte Chance
verdient. Aber es gibt immer einen neuen Weg.“ Spock sah ihn warm an.
„Und was hilft mir das?“ Jim nahm noch einen Schluck von dem
ausgezeichneten Wein. „Ich denke oft, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich
hätte in die Provinz zurückgehen sollen, anstatt hier meine Zeit zu vergeuden.“
„Manchmal müssen wir etwas verlieren, um uns selbst wieder zu
finden“, antwortete Spock rätselhaft. Und schaffte es, ein ernstes Lächeln
dabei zu zeigen.
„Aber in Hollywood bin ich unten durch“, blieb Jim überzeugt.
„Das ist noch nicht entschieden, Jim. Lass dir deine Träume
nicht so schnell zerstören. Nicht von einem Mann wie Babson.“ Spock beugte sich
beschwörend vor.
„Ich wünschte, du hättest recht, aber meinen Traum muss ich wohl
begraben. Allerdings bin ich froh, es endlich mal jemanden erzählen zu können
und überhaupt ... "Stopp! Stopp! Bremste sich Jim, obwohl er das deutliche
Gefühl hatte, Spock vertrauen zu können.
Spock nickte verständnisvoll. „Ich verstehe das besser, als du
vielleicht vermutest. Er ist ein Nichts. Und ich werde dir bei deinem Traum
helfen.“
Jim sah in Spocks Gesicht und war von dem Mitgefühl darin ganz
überwältigt, aber dann wandte sich sein Gastgeber plötzlich ab und stand vom
Tisch auf.
„Möchtest du vielleicht einen Rundgang durch die Sternwarte
machen?“, bot er an. „Ich könnte dir einiges zeigen, dass du vielleicht noch
nicht kennst.“
Jim lächelte schief. „Da wäre eine gute Idee.“
Gemeinsam verließen sie das Apartment und fuhren mit einem
Fahrstuhl hoch auf eine Balustrade neben einer der Kuppeln. Nach Spocks
Erklärungen über die Technik der Sternwarte betrachteten sie gemeinsam das
atemberaubende Lichtermeer am kalifornischen Nachthimmel. Die schnurgraden Scheinwerferlichter
auf den Highways und die hellen Fenster in den scheinbar nähergerückten Häusern
der Villen auf den benachbarten Hügeln bildeten glitzernde Ketten.
Jim entdeckte ein Fernrohr und versuchte, etwas dadurch zu
erkennen. Spock stellte sich sofort hinter ihn und plötzlich, ohne dass Jim es
geplant hatte, berührte er ihn versehentlich mit seinem rechten Arm am Rücken.
Aber schon diese leichte Berührung ließ Jim zusammenzucken und laut nach Luft
schnappen. Instinktiv griff er in seine Jacke und suchte nach seiner Waffe.
Spock sah es hell aufblitzen und wagte nicht mehr sich zu
rühren. Die fast greifbare Spannung zwischen ihnen steigerte sich von Sekunde
zu Sekunde.
Jim holte tief Luft und schob die kleine Pistole wieder zurück.
„Es tut mir Leid ... Ich ...“ Er suchte vergeblich nach passenden Worten.
Aber die körperliche Nähe zwischen ihnen machte ihm immer noch
zu schaffen und er musste hart schlucken.
Als er seinen Kopf etwas zur Seite drehte und in die dunklen,
beinahe hypnotisierenden Augen sah, stieg ihm die Röte ins Gesicht und sein
Mund wurde trocken.
„Ist alles in Ordnung?“ Spocks besorgte Stimme klang sanft.
Jim nickte. Aber sein Körper hatte auf die zufällige Berührung
mit schierer Panik reagiert und er stand auf weichen Knien. „Es. Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht ...
Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen.“ Jims Stimme klang unsicher und auf
seinem Gesicht spiegelten sich die unterschiedlichsten Empfindungen.
„Ist wirklich alles in Ordnung?“, hakte Spock noch einmal sanft
nach.
Jim spürte die Welle hochsteigen, aber konnte nichts mehr
dagegen tun.
„Oh, Gott, nein, verdammt noch mal nein, nein“ Der ehrlich
besorgte Blick ließ ihn alle Vorsicht vergessen. Es war das erste Mal seit
langer Zeit, dass jemand wirklich wissen wollte, wie er sich fühlte.
„Gar nichts ist in Ordnung. Gar nichts. Jede Nacht habe ich
diese Albträume. Von dieser gottverdammten Party. Dauernd glaube ich, sie alle
noch vor mir zu sehen. Und das Wissen, nichts dagegen tun zu können, bringt
mich um. Diese verdammte Hilflosigkeit.“ Jim ballte seine Fäuste. „Ich wünschte,
ich könnte es ihnen heimzahlen.“
Jims weitere Worte gingen in einem wütenden, schmerzhaften
Schluchzen unter.
„Tut mir leid, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist“, stieß
er dann hervor. „Ich rede nur Unsinn.“ Verlegen senkte er seinen Blick. „Ich
sollte wohl besser gleich nach Hause fahren.“
„Es ist vorbei. Sie können dir nichts mehr antun.“ Spock wollte
instinktiv seine rechte Handfläche beruhigend auf Jims Schulter legen, aber
wagte es dann doch nicht. „Nie mehr“, betonte er stattdessen noch mal.
„Oh, bitte, du weißt ja nicht.“ Jim wandte sich verlegen ab.
„Alte Geschichten“, wiegelte er noch schnell ab und hatte es plötzlich eilig
zur Treppe zur kommen.
Sein Gastgeber hob zwar besorgt seine Augenbrauen, aber er
wusste, dass er sich in Geduld fassen musste.
Am nächsten Morgen tätigte Spock mit HotStar eine
geschäftliche Transaktion, in der es in der Hauptsache um die Übertragung von
Herstellungs- und Vertriebsrechten von einem bestimmten Film mit dem Titel: The Man Trap ging. Danach lud er Jim
telephonisch zu einem gemeinsamen Ausflug zum Monterey Bay Aquarium ein.
*
Als Jim einige Monate später mit seinem Chrysler vor dem The Cage eintraf, sah er schon an der
Anzahl der geparkten Autos, dass Spocks Veranstaltung wieder gut besucht sein
musste. Normalerweise mied er diese Abende. Sie erinnerten ihn zu sehr an die
Geschehnisse in Malibu. Aber dieses Mal hatte Spock ausdrücklich um seine
Anwesenheit gebeten. Und er konnte ihm einfach nichts mehr abschlagen.
In der Eingangshalle erkannte er sofort einige Größen des
Filmbusiness. Aber es hinterließ immer noch einen bitteren Beigeschmack und er
ging schnell weiter.
Die meisten Anwesenden standen in einer Art kleineren
Amphitheater mit flachen, runden Bankreihen rund um eine erhobene Bühne. Darauf
fand gerade eine moderne Tanzdarbietung statt und Jim sah für einen Moment
interessiert zu. Dafür also hatte Spock damals bei HotStar neue Darsteller gesucht. Aber trotz der Erstklassigkeit des
Auftritts war Jim froh, dass es nicht dazu gekommen war.
Seit sie sich kannten, schien ihm plötzlich alles mit
Leichtigkeit zu zufliegen und durch eine geschickte Verhandlungsführung - Spock
hatte ihm den Einstieg erleichtert und dann entsprechend instruiert - war es
ihm inzwischen sogar recht gut gelungen, sich durch diverse geschäftliche
Beteiligungen finanziell abzusichern.
Nach ein paar enthusiastischen, aber unverbindlichen, Hallos von
einigen Gästen setzte sich Jim an eine kleine Bar gleich neben einem
beleuchteten Pool.
„Hallo Scott, sagen sie bitte Spock, dass ich hier auf ihn
warte“, bat er den rothaarigen Barkeeper, der ihm bestätigend zunickte und
sofort an den Hausapparat ging und wenig später wieder mit einem freundlichen
Grinsen und einem Drink zurückkam.
Es dauerte nicht lange und schon warf ihm eine attraktive Frau
einen flirtenden Blick zu. Nicht zum ersten Mal registrierte er die Wirkung,
die er auf Frauen und gleichermaßen auf Männer auszuüben schien und er lächelte
unverbindlich zurück.
„Stimmt es, dass Sie mit dem Gastgeber ...“, fragte die Blondine
ihn wenig später scheinbar ermutigt. „Ich meine, dass sie ein Freund von ihm
sind?“
Aber sein freundschaftliches Verhältnis zu dem als notorischen
Einzelgänger bekannten Spock war ein Thema, über das Jim absolut nicht reden
und, wie er sich eingestand, noch nicht einmal nachdenken wollte.
Er war sich immer ganz sicher gewesen, dass Spock mehr als nur
reine Freundschaft für ihn empfand, aber es passierte niemals auch nur die
Andeutung eines Annäherungsversuchs. Aber was wäre, wenn Spock tatsächlich
einmal Sex mit ihm haben wollte, fragte sich Jim nicht zum ersten Mal. Würde er
dann wieder in diese schreckliche Panik geraten und seinen Lebensretter damit
endgültig verlieren?
Jim versuchte dieses Thema so lange wie möglich zu vermeiden und
sich darauf zu beschränken, ihr zwangloses Zusammensein zu genießen. Auch wenn
er das Gefühl hatte, dass ihre Beziehung unweigerlich irgendwann an seiner
Zurückhaltung zerbrechen musste.
„Ja, er ist ein sehr guter Freund von mir“, antwortete er der
Frau, als hätte er den Unterton in ihrer Frage nicht verstanden.
Dann sah er zu seiner Erleichterung Spock inmitten des
Partytrubels auf sich zukommen. Die Blondine neben ihm sprach zwar unentwegt
weiter, aber Jim hörte nicht mehr zu.
Eine maßgeschneiderte, dunkle Satinhose und ein schwarzes,
klassisch geschnittenes Oberhemd aus besonders seltener Chintang-Seide
umschmeichelten Spocks Körper und diese nur auf den ersten Blick unscheinbare
Kleidung lenkte den Blick sofort auf das außergewöhnliche Gesicht mit seinen
auffälligen Ohren und exotischen Augenbrauen.
Eine ganze Reihe von Gästen winkten Spock immer wieder zu sich,
aber bereits über diese Entfernung schien eine unsichtbare Verbindung zwischen
ihnen beiden zu bestehen.
Dann stand Spock endlich vor ihm und begrüßte ihn mit einer
leichten Neigung seines Kopfs.
„Schön, dass du trotz deiner Vorbehalte gekommen bist.“ Sein
angedeutetes Lächeln vertiefte sich und er berührte flüchtig Jims Arm. „Ich
habe bereits auf dich gewartet.“
Nicht zum ersten Mal
glaubte Jim, mehr als nur Wärme in seiner Handfläche zu spüren. Eine Art
Freude.
„Ich hätte es dir nicht abschlagen können, Spock.“ Er lächelte.
„Das weißt du, aber ich würde trotzdem immer noch zu gerne wissen, warum du
darauf bestanden hast, dass ich ausgerechnet heute kommen sollte.“ Jim zog
fragend seine Augenbrauen hoch.
„Da ist jemand, der dir ein Angebot machen möchte.“ Spock wirkte
im Kontrast zu der sie umgebenden Partyatmosphäre plötzlich sehr ernst.
„Wirklich?“, antwortete Jim verblüfft. „Wer denn?“
„Aber vielleicht möchtest du dich vorher noch ein bisschen umschauen?“,
fragte Spock und deutete in die Runde.
„Du weißt, dass solche Partys nichts für mich sind.“ Jim erhob
sich, griff sich sein Glas und lächelte Spock entschuldigend an: „Tut mir leid,
aber ich werde mich wohl niemals daran gewöhnen. Wenn es dir recht ist, kannst
du mir die Person auch gleich vorstellen.“
„Ich verstehe, Jim“, Spock sah auf seine Armbanduhr.
„Einverstanden. Judith ist sicher noch mit ihm beschäftigt, aber wir können schon
mal nach hinten gehen.“
Jim zog seine Stirn kraus bei dem Wort: beschäftigt. Irgendetwas
war seltsam daran. Aber er würde es ja noch früh genug erfahren.
„Hast du die Gäste gesehen?“, fragte Spock, als sie in Richtung
Fahrstuhl gingen.
„Sicher. Eine beeindruckende Ansammlung. Wie schaffst du es nur,
all diese Leute einzuladen? Und wie einige gekleidet sind, ist manchmal auch
ziemlich atemberaubend.“
Wie zur Bestätigung des Gesagten gingen gerade einige hoch
bezahlte und mit nur wenigen, gut platzierten Lederstücken bekleidete Frauen
mit ihren männlichen Begleitern an ihnen vorbei.
„Die meisten mögen es, auch mal in eine ganz andere Welt
einzutauchen, jedenfalls für eine Zeit lang“, erklärte ihm Spock, nachdem er
einen prüfenden Blick auf die Gruppe geworfen hatte. „Ich biete ihnen nur den
Rahmen dazu.“
„Ich weiß, Spock. Und du bist offensichtlich der Beste darin.“
Jim grinste schief. Spock hatte ihm schon früher erzählt, dass es ihm ein
Bedürfnis war, die menschliche Natur in all ihren Facetten zu beobachten.
„Du hältst immer die Fäden in der Hand. Ich wünschte, ich könnte
das auch von meinem Leben sagen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob du weißt, was du da sagst“, Spock
hielt einen Moment inne. „Das kann eine sehr einsame Beschäftigung sein.“ Dann
drückte er am Fahrstuhl den Knopf für die untere Etage.
Jim folgte ihm in die Kabine und stellte sich neben ihm. „Du
umgibst dich doch permanent mit den unterschiedlichsten Menschen?“, fragte er
erstaunt.
„Das ist wahr“, bestätigte Spock und sah ihn dann mit warmen,
dunklen Augen an. „Und gerade in letzter Zeit ist mir jemand ganz Besonderes
sehr wichtig geworden.“
Jim hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch und zeigte ein
breites Lächeln, aber fragte sich gleichzeitig, was Spock mit ihm vorhatte.
Sie verließen den Fahrstuhl und betraten einen der größeren,
abgetrennten Rückzugsräume, die von gut betuchten Gästen für ausgefallene
Vergnügungen, die einen privaten Raum brauchten, separat gebucht werden konnten.
„Aber sei ehrlich, gefällt es dir wirklich wie ich lebe?“ Spock
war vor ihm stehen geblieben und zeigte vage auf den sie umgebenden, dezent
luxuriösen Raum. Dann musterte er Jim mit undurchdringlichen Augen. „Vermisst
du nicht etwas, während du mit mir zusammen bist?“
„Ich konnte durch dich einen Blick hinter die Kulissen dieser
Stadt werfen. Ich habe in den letzten Monaten unglaublich viel gelernt, aber
was mir wirklich gefällt, ist mit dir zusammen zu sein“, antwortete Jim
bedächtig, von der direkten Frage überrascht. „Das weißt du doch, oder nicht?“
Sie sahen einander prüfend an und Spock ergriff als Erster
wieder das Wort. „Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, Jim. Überleg dir gut,
woran dein Herz wirklich hängt. Was ist mit deinen Plänen in Hollywood Karriere
zu machen? Meinst du, das kannst du so leicht vergessen?“
„Natürlich nicht. Warum sollte ich auch? Hey, was ist mit dir
los?“ Jim wurde ungeduldig. „Das sind zwar meine Wunschvorstellungen, aber das
hat doch nichts mit dir zu tun, oder?“
„Wenn du immer noch ein Filmstar werden möchtest, musst du irgendwann
damit anfangen, dich deinen Problemen zu stellen, das ist dir doch klar? Oder?“
Spock griff ihn unerwartet fest in den Oberarm und Jim musste sich zwingen, ihm
nicht sofort auszuweichen.
„Wovon sprichst du überhaupt?“, fragte Jim verwirrt. „Ich habe
mich noch nie so wohl mit jemanden gefühlt, wie mit dir.“ Jim befreite sich
wieder von dem Griff und ging ein paar Schritte in den Raum.
Dann drehte er sich wieder um „Und wenn es mit meiner Karriere
doch nicht klappt, dann ist das auch nicht so schlimm. Wer weiß, ob ich überhaupt
...“ Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke und sein Gesichtausdruck veränderte
sich. „Aber hey, vielleicht möchtest du mich einfach nur loswerden?“, fragte
er, von Spocks ungewöhnlichen Nachdruck misstrauisch geworden. So ernst hatten
sie noch nie über sich und seine beruflichen Träume gesprochen.
„Du brauchst es nur zu sagen“, forderte er Spock heraus.
„Jim, red keinen Unsinn!“, antwortete Spock
sanfter geworden und setzte sich auf ein schwarzes Ledersofa. „Du weißt, dass
das nicht wahr ist.“
„Es ist Zeit“, fuhr er fort und nahm einen kleinen Apparat zur
Hand. Dann sprach er in das Mikrofon: „Jill, bring bitte Billyboy zu uns.“
Jim konnte die Antwort nicht hören, aber nur wenig später betrat
eine junge Frau mit einem Mann in Schlepptau den Raum. Er achtete zuerst nicht
darauf, sondern staunte nur über die rote Lederkorsage und die extrem hochhakigen Stiefel der Frau. Dann erst wandte
Jim seine Aufmerksamkeit dem mitgebrachten Gast zu. Der Mann in einem leichten,
braunen Anzug hatte sich sofort nach dem Eintreten auf allen Vieren auf den
Teppich gekniet und trug ein breites Lederhalsband um seinen Hals. Die Figur
war nicht gerade attraktiv, aber Jim ahnte, dass es etwas Wichtiges mit dem
mindestens fünfzigjährigen Mann auf sich haben musste.
Jill zeigte auf ihn und teilte Jim mit: „Er gehört jetzt dir.“
Und zu dem auf dem Boden knienden Mann gewandt: „Und du solltest ab jetzt tun,
was er von dir verlangt, Billyboy. Sonst wird es dir schlecht bekommen.“
Als einzige Antwort kam von dem Mann nur ein lustvolles Stöhnen
und eifriges Nicken.
Jim blieb vor Staunen fast der Mund offen stehen. Spock ließ
sich schon seltsame Sachen einfallen, um ihn zu verblüffen. Aber an dieser Art
von Spielen hatte er ganz persönlich wirklich kein Interesse. Und eigentlich
wusste das Spock ja auch. Er musterte den devot nach unten blickenden Mann und
fragte sich, was er jetzt mit ihm anfangen sollte. Aber als sein angeblicher
Sklave plötzlich nach oben schaute, erkannte er ihn sofort wieder.
Wie eine heiße Fackel loderte Wut in Jim auf und er setzte
unwillkürlich einen Schritt zurück. Er ballte seine Fäuste.
„Was soll das, Spock? Was hat dieses Schwein hier zu suchen?“,
fluchte er laut mit einem finsteren Gesicht. Am liebsten hätte er sich sofort
auf den Mann gestürzt und ihn brutal zusammengeschlagen.
„Tu mit ihm, was du willst. Er ist jetzt in deiner Hand und wird
dir jeden Wunsch erfüllen.“ Spock schien von Jims Wutausbruch ganz
unbeeindruckt zu sein. „Er will es selber so.“
Und zur Bestätigung stöhnte Bill Babson: „Du weißt, dass ich auf
dich stehe. Seit jener Nacht kann ich dich nicht mehr vergessen.“ Der Produzent
versuchte, mit seinen Armen Jims Beine zu berühren, aber Jim wich sofort angewidert
noch einen Schritt zurück.
„Ich musste mir den Film immer und immer wieder anschauen.“ Das
rote Gesicht des sich windenden Mannes bekam einen flehentlichen Ausdruck. „Du
sahst so verdammt heiß aus, als sie es mit dir gemacht haben.“
Jim spürte Blut aus seinem Gesicht weichen und Übelkeit
hochsteigen. Die ganze Szene in Malibu stand wieder vor seinem geistigen Auge
und die Erinnerung nahm ihm wie eine vergiftete Woge die Luft zum Atmen. Babson
hatte es also nicht nur initialisiert, sondern tatsächlich auch noch filmen
lassen. Und sich später immer wieder an den Aufnahmen ergötzt. Vermutlich hatte
er eine ganze Kollektion von dieser Art Filme.
Nur die Anwesenheit der beiden anderen verhinderte, dass er den
Mann nicht sofort brutal zusammenschlug.
Jim konnte nur noch stumm auf Spock starren. Warum tat er ihm
das an?
Im nächsten Moment fasste Spock den Mann fest in den Nacken und
zischte ihm mit eiskalter Stimme zu: „Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst.
Ist das klar?“
Babson nickte sofort, aber schaute weiterhin mit hungrigen Augen
zu Jim, der ihm in seiner Wut noch begehrenswerter erschien, als damals in
seiner Villa. Für ihn war das, wie alles in seinem Leben, letztendlich nur ein
Deal, bei dem jeder am Ende, das bekam, was er wollte. Und er wollte im Moment
nichts anderes als Jim, koste es, was es wolle. Und der Preis war hoch. Spock
hatte sich nur zu ganz bestimmten Bedingungen bereit erklärt, ihm den Kontakt
zu verschaffen.
„Er wird dir jede Rolle geben, die du möchtest und dir auch
sonst den Weg ebnen“, erklärte Spock. „Und er weiß, dass er für sein Verhalten
bestraft werden muss.“
Babson schienen die Worte nur noch mehr zu animieren und er
kroch Jim nach. „Mach mit mir, was dir einfällt“, flehte er. „Ich erfüll dir
jeden Wunsch.“
In Jim tobte ein Tumult. Die ersten Wutanfälle waren verebbt,
aber es glomm immer noch ein Feuer in ihm, das sich jeden Moment neu entfachen
konnte. Er musste hart schlucken und tief durchatmen. Mit so etwas hatte er
niemals gerechnet. Er wusste nicht, ob er Spock dafür hassen sollte.
„Was soll das?“, presste Jim hervor und starrte immer noch auf
den jetzt schweigenden Produzenten.
„Denk über das nach, worüber wir gerade gesprochen haben. Es ist
deine Entscheidung.“ Spock hob seine Hände. „Überlege gut.“
Jims Augen weiteten sich. Es wäre tatsächlich eine Eintrittskarte, dachte er in
Sekundenschnelle. Er wusste, Babson konnte das wirklich für ihn tun. Er hatte
die Macht. Er könnte ihn doch noch zu einem Filmstar machen, einem Weltstar,
den niemand mehr vergessen würde.
Und genauso lief das auch in Hollywood ab. Das hatte er durch
die vielen Gespräche mit Spock schon mitbekommen. Hier zählte nicht das Talent,
nicht die Arbeit. Das wurde vorausgesetzt. Um reinzukommen musste noch etwas
anderes dazu kommen, eine günstige Gelegenheit. So etwas wie jetzt. Es war
verrückt, aber es stand von einem Moment auf den anderem nichts mehr zwischen
ihm und einer ganz seriösen Filmkarriere.
Er könnte berühmt werden, wenn er es nur richtig anstellte. Und
er würde diesmal dafür nur soweit gehen müssen, wie er wollte. Dieser Babson
stand insgeheim offensichtlich wirklich darauf von Männern gedemütigt zu
werden.
Und er könnte ihm jetzt alles heimzahlen. Stück für Stück.
Jill beobachtete ihn erwartungsvoll, aber auch Babson lächelte
schon in der Gewissheit, dass dieser junge Mann in Kürze seine sexuellen
Obsessionen befriedigen würde. Und was machte das schon für einen Unterschied,
ob dieser oder jener auf dem Titelbild prangte. Letztendlich waren sie alle austauschbar.
Vielleicht hatte ja dieser junge Mann aus Iowa wirklich das Zeug dazu. Wer
wusste das schon im Voraus.
Jims Gedanken wirbelten. Er fantasierte sich bereits auf das
Titelblatt des Hollywood Observer, als kommender Shootingstar. Das neue
Gesicht. Teil zu sein, von Hollywoods Glitzerwelt. Der schöne Schein.
Aber im selben Moment kam ihm das unendlich schal vor. Und dafür
hatte er all diese Opfer gebracht? Deswegen hatte er damals diese dubiose
Einladung von diesem winselnden, perversen Hund angenommen? War er damals
einfach nur blind für die Gefahren gewesen? Er wusste doch, es gab in dieser
Branche nichts umsonst. Jeder bezahlte einen hohen Preis für das Rampenlicht.
Aber dafür mit diesem Mistkerl gemeinsame Sache machen? War es
das am Ende wirklich wert? Es gab vielleicht eine Zeit, wo er darüber nachgedacht
hätte. Aber jetzt empfand er nur Verachtung gegenüber Babson und allem, wofür
er stand.
„Nein.“ Rache an dieser elenden, menschenverachtenden Kreatur zu
nehmen, erschien ihm plötzlich als vollkommen unsinnig. Er wollte sich nicht
die Hände damit schmutzig machen.
„Nein?“, hakte Jill verblüfft nach.
Auch Babson schnappte nach Luft. „Hey, was soll der Scheiß,
Spock! Warum schlägt der Kerl das aus? Andere würden sonst was dafür tun“,
fluchte er wütend und erhob sich mit hochrotem Kopf aus seiner hockenden
Position. Er sah aus, als ob er Jim gleich an die Gurgel gehen würde.
„Tut mir leid, Babson. Aber es ist seine Entscheidung. Ich habe
dir gesagt, es gibt keine Garantie. Es findet sich sicher noch ein anderes,
passenderes Arrangement“, versuchte Spock, beruhigend einzugreifen. In seinem
Gesicht rührte sich nichts, aber innerlich hoffte er, dass Jim verstand, warum
er Babson zu ihm gebracht hatte. Jim war schon viel zu lange einer
Konfrontation mit seinen Dämonen ausgewichen.
„Jill kümmere dich bitte wieder um unseren Gast, ja?“, wandte
sich Spock an die Frau.
Sie nickte verstehend.
Mehr konnte er im Moment nicht tun, dachte Spock. Kein Gericht
in dieser Stadt würde Babson ohne handfeste Beweise verurteilen.
Sie hörten noch eine ganze Weile sein lautstarkes Schimpfen und
Jills kommandierende Stimme, unterstrichen vom harten Klackern ihrer Absätze.
Aber es klang, als würde sie mit ihm fertig werden.
*
„Bist du dir auch wirklich sicher?“, hakte Spock nach, als sie
wieder allein waren. „Sind dir auch die Folgen deiner Ablehnung klar? Es gibt
keine Wiederholung.“
Er musterte mit ernstem Blick den vor ihm stehenden Jim, der mit
verkrampften Händen mitten im Raum stand und immer noch zur gerade
geschlossenen Zimmertür blickte.
„Warum hast du mich nicht wenigstens vorher gewarnt“, brachte
Jim mühsam heraus und begann unruhig, im Raum umher zu laufen. Spocks
körperliche Nähe schien ihm im Moment unerträglich. „Warum das alles?“
„Es wäre deine Chance gewesen dir all das wieder zu holen, was
er dir genommen hat.“ Spocks Antwort kam ruhig. „Er wollte dich um jeden Preis
wieder sehen und war bereit, auf all deine Wünsche einzugehen. Auf alle“,
betonte er noch einmal.
Jim stieß hörbar die Luft aus seinen Lungen aus und lockerte
seine Fäuste. Dann sah er zum ersten Mal wieder zu Spock. „Ja, vielleicht. Aber
es wäre nicht richtig gewesen.“ Er hockte sich schwer auf die Kante eines
Sessels und ließ die Schultern schwer nach vorne fallen. „So nicht.“
„Ich verstehe.“
Jim sah auf, ohne Spock gehört zu haben. „Nie mehr.“ Ekelgefühle
verzogen seinen Mund.
Spock fasste Jim am Arm und schickte damit wieder die
widersprüchlichsten Impulse durch Jims Nervenbahn. „Jim, wir sollten reden! Was
hältst du davon, wenn wir zum Observatorium fahren?“
„Das ist eine gute Idee.“ Jim fühlte sich plötzlich emotional
ausgebrannt, aber dann fiel ihm ein, wo sie waren. „Was ist mit deiner Party?
Werden sie dich nicht vermissen?“
„Mein Personal ist gut geschult. Die Party ist fast vorbei. Wenn
es jetzt noch ernsthafte Probleme geben sollte, werden sie mich rufen, aber das
wird vermutlich nicht nötig sein.“
„Ich muss zugeben, dass mein Bedarf an Unterhaltung für heute
wirklich gedeckt ist.“ Jim merkte, wie etwas von der Anspannung von ihm abfiel.
„Und da jetzt wieder raus zu gehen, kann ich mir im Moment auch nicht
vorstellen.“
Sie verschwanden durch einen Hinterausgang und fuhren in einer
Limousine quer durch die Stadt. Als Jim die drei charakteristischen Kuppeln
sah, war er noch nie so dankbar gewesen, dass es dieses Refugium gab.
*
„Vielleicht war es das Wichtigste, dass mir endlich klar
geworden ist, dass ich vergessen muss, was die damals mit mir gemacht haben.
Ich darf mir mein Leben nicht von einem winselnden Zwerg wie dem da, kaputtmachen
lassen. Und ich will mich auch nie mehr abhängig machen. In welcher Form auch
immer.“ Jim rieb ein eiskaltes Glas über seine erhitzte Stirn und ließ sich
tief in die Polster sinken.
„Du hast mich gezwungen mich wieder damit auseinanderzusetzen,
was damals geschah.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er nachdenklich fort.
„Vielleicht hatte es ja wirklich sein Gutes.“
„Ich bin froh, dass du es so siehst.“ Spock dachte erneut
darüber nach, was für ein hohes Risiko er eingegangen war und hoffte inständig,
dass Jim seine Beweggründe wirklich verstehen würde.
„Und ich muss zugeben, die Möglichkeit mich an ihm rächen zu
können, hat mir gutgetan“, fuhr Jim fort. „Ihn da so bettelnd vor mir liegen zu
sehen. Er ist und bleibt ein Schwein, aber man könnte fast Mitleid mit ihm
haben.“
„Das solltest du nicht. Es sah jetzt vielleicht nicht so aus,
aber er ist ein sehr gefährlicher Mann“, warnte Spock. „Und eines Tages wird
jemand kommen, der sich an ihm rächen will. Und dann wird er es nicht
überleben.“
Jim hob die Augenbrauen. „Das klingt, als wenn du es vorhersehen
könntest.“
„Dazu braucht man kein Prophet zu sei“, stellte Spock lakonisch
fest.
„Ich hoffe, du bekommst jetzt nicht Schwierigkeiten mit ihm -
wegen mir?“, fragte Jim nach einer nachdenklichen Pause.
„Ich mache schon lange keine Geschäfte mehr mit ihm“, beruhigte
ihn Spock. „Er kann mir nicht schaden.“
„Dann warst du klüger als ich“, warf Jim bitter ein.
„Jim, quäl dich nicht mehr. Es ist vorbei. Ich habe es immer
verstanden. Verstehe, wie schwer es für dich ist.“ Spock beugte sich vor. „Und
ich bewundere dich dafür, wie sehr du für deine Ziele eingetreten bist. Bist du
dir wirklich sicher, dass du gerade die richtige Entscheidung getroffen hast?“
„Du hast das mit diesem Angebot wirklich ernst gemeint?“ Jim
konnte nicht vermeiden, dass seine Stimme schärfer klang, als beabsichtigt.
„Was hast du denn gedacht, wie ich mich entscheiden würde?“, fragte er.
„Ich habe es auch nicht leicht gehabt, aber am Ende habe ich
erreicht, was ich wollte.“
„Und was ist das?“, fragte Jim verblüfft über den Themenwechsel.
„Unabhängigkeit. Und dann bin ich durch einen Glücksfall dir
begegnet. Ich kann mich als vollkommen glücklich bezeichnen.“
Jim lächelte verlegen zurück. „Das ist das Schönste, was mir
jemals jemand gesagt hat.“
„Aber ich weiß, dass du ein anderes Lebensziel hattest. Du
wolltest zum Film. Das ist jetzt, nachdem was gerade passiert ist, sehr schwer
geworden.“ Spock öffnete seine rechte Hand und fuhr fort. „Aber nichts ist
unmöglich. Wenn man es wirklich will.“
„Oh, Spock, sag so was nicht.“ Jim griff spontan nach Spocks
Hand. Wie bei ihrem ersten Treffen in dem Observatorium schlug Jims Herz wieder
bis zum Hals hoch, aber er hielt die schlanken Finger fest in seinen Händen und
sah ihn unverwandt an.
„Ich habe mich schon vor einiger Zeit entschieden. Ich habe es
nur nicht wahrhaben wollen. Du hast mir ein neues Leben geschenkt. Aber nicht
nur das. Ich möchte - bei dir bleiben.“ Jim hatte das Gefühl endlich
aufzuwachen. „Keine vergeblichen Filmstarträume, keine Illusionen mehr“,
bestätigte er und lächelte.
Aber etwas in Spocks Augen machte ihn plötzlich unerklärlich
nervös. Als hätte er sich daran verbrannt, ließ er Spocks Hand wieder los und
ging an eins der Fenster. Denn schlagartig war ihm klar geworden, dass er sich
endlich auch einer ganz anderen Wahrheit stellen musste. Feine Schweißperlen
bildeten sich auf seiner Stirn, während er aus dem Fenster schaute.
„Aber ich weiß nicht, ob ...“, begann Jim.
„Was weißt du nicht, Jim?“, fragte Spock leise, als sich die
Stille immer mehr ausdehnte.
Jim griff gedankenverloren eine der glänzenden Gardinenquasten
und drehte sie in seinen Händen. „Es stimmt, ich empfinde mehr als nur
Freundschaft für dich und das schon seit langer Zeit ... Aber ich bin mir nicht
sicher, ob ich ... Oh verdammt, es ist so schwer!“ Über sein Gesicht legte sich
ein dunkler Schatten und in seiner Stimme lag ein feines Zittern. Er drehte
sich wieder zu Spock und sein Gesicht sah gequält aus. „Das gerade, hat alles
wieder hochgespült.“
Der Angesprochene hatte Jims unausgesprochene Ängste sofort
richtig gedeutet und eilte die wenigen Schritte zu ihm hin. „Jim, ich verstehe,
was du mir sagen willst. Aber deswegen sind wir nicht hier. Du sollst nie mehr
etwas tun, dass du nicht wirklich selber möchtest. Nie mehr.“ Spock nahm ihn bei
beiden Schultern. „Das weißt du.“
„Aber ich möchte es doch auch. Und ich möchte, dass alles
perfekt wird.“ Jim fuhr mit seinen Fingerspitzen über Spocks seidenes Hemd und
malte kleine Kreise auf den schwarzen Stoff. „Gerade beim ersten Mal.“ Er
lächelte schief, aber in seinen Augen lag Schmerz.
Spock schüttelte seinen Kopf. „Was für einen Unsinn redest du
da?“ Er zog den Mann an sich, auf den er so lange gewartet hatte. „Du bist
perfekt. So wie du bist.“ Dann beugte er sich vor und legte einen leichten Kuss
auf Jims Stirn. „Vergiss was gestern war. Nur der Moment zählt.“
„Trotzdem, ich weiß einfach nicht, ob ich es schon kann.“
Jim versuchte probeweise, seine Arme um Spocks Schulter zu
legen. „Aber du weißt, wie sehr ich dich begehre.“ Er ließ die Körperwärme des
anderen in sich hinein dringen und es fühlte sich angenehm an. Kein Panikanfall
drohte. „Schon so lange“, flüsterte er.
„Lass dir Zeit, Jim. Du hast das Schlimmste schon hinter dir.“
Spock strich ihm beruhigend über den Oberarm. „Aber es ist schon sehr spät.
Bleib heute Nacht hier und ruh dich aus. Morgen früh sehen wir weiter.“
„Vielleicht hast du recht“, antwortete Jim und fühlte jetzt
selbst, wie die emotionale Erschöpfung ihn überrollte. Die Konfrontation mit
Babson hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er gedacht hatte. Er ging von
besorgten Blicken begleitet in das Badezimmer und dann in seinen Schlafraum,
den Spock extra für ihn mit viel Liebe für das Detail eingerichtet hatte.
Aber er konnte noch nicht einschlafen. „Spock?“, rief er aus
seinem Zimmer heraus.
Von fern kam die Antwort. „Ja, Jim? Brauchst du noch etwas?“
Dann kam der Kopf mit dem dunklen Haar in Sicht.
„Nein“, lächelte Jim schief. „Das nicht, ich wollte dir nur
dafür danken, dass du es versuchst hast.“
Spock nahm eine hockende Position vor dem Bett ein, und begann fürsorglich
die Decke zu glätten. Er unterließ das aber sofort wieder, als er Jims
amüsiertes Gesicht sah.
„Ich habe es für dich getan, Jim. Weil du mir so viel
bedeutest.“
Jim war sich gar nicht bewusst gewesen, wie müde er schon war.
Ein kaum hörbares Seufzen kam aus seiner Brust. „Ich weiß“, murmelte er noch,
dann wurden seine Atemzüge immer tiefer und er fiel in einen erholsamen Schlaf.
Spock beobachtete ihn noch eine Weile und als er ganz sicher
war, strich er über die widerspenstigen Locken, fuhr danach ganz leicht über
die rechte Wange und bückte sich dann um ihm einen Kuss auf die Stirn zu
hauchen.
„Habe ich dich endlich gefunden“, flüsterte er und seine Augen
leuchteten glücklich. „Schlaf mein Liebster. Schlaf.“ Er legte die Decken
fester um den Körper und ging dann leise aus dem Zimmer.
*
Wenige Wochen nach diesen Ereignissen entschlossen sich beide an
einem freien, sonnigen Tag für einen Besuch des Yosemite National Parks.
Den ganzen Tag über waren sie in der beeindruckenden Kulisse des
El Capitán gewandert und abends im Ahwahnee Hotel zu einem Abendessen
eingekehrt.
„Was für ein perfekter Tag. Das müssen wir unbedingt
wiederholen.“ Kirk rekelte sich unauffällig auf seinem gemütlichen Sessel und fühlte
sich dabei extrem wohl. Das einzige, was störte, war das nagende Hungergefühl.
Aber sie hatten bereits bestellt und der Duft aus der Küche roch
vielversprechend. Das mitten im Yosemite Park gelegene Hotel war zwar gehobene
Preisklasse, aber die Einrichtung rustikal und gemütlich. Das Holz an den
Wänden verbreitete einen feinen Naturgeruch und trotz der Jahreszeit brannte
ein kleines Holzfeuer in einem Kamin, der dem Abend etwas Gemütliches und
Stimmungsvolles gab.
„Ja, es ist wunderschön. Und obwohl ich schon mehrfach hier war,
hat es mir noch nie so gut gefallen wie heute“, antwortete Spock mit
strahlenden Augen.
Ein Kellner kam mit einem Buffetwagen. Spock nahm sein Gedeck in
Empfang und bedankte sich bei der Bedienung. Bei der Auswahl des Weins ließ er
Jim den Vortritt, denn inzwischen hatte er schon fundierte Kenntnisse.
„Perfekt, den nehmen wir“; entschied Jim nach der Probe und
beide beobachteten voller Vorfreude wie Wein und Speisen aufgetischt wurden.
„Zum Wohl, Jim“, Spock nahm sein Glas und hob es an.
„Auch dir zum Wohl“, Jim grinste breit. „Der Hummer sieht
verdammt gut aus.“
Spock lächelte über Jims Begeisterung und trank einen Schluck.
Dann begannen beide zu essen.
„Sag mal, was hältst du davon, wenn wir noch einen Tag länger
bleiben?“ Jim hatte zwar noch einen vollen Mund, aber er musste seinen Gedanken
sofort aussprechen. „Morgen noch mal wandern und abends zurück nach LA. Wie
wäre das?“ Er schluckte seinen Bissen herunter und wartete dabei erwartungsvoll
auf Spocks Reaktion.
„Hm, klingt gut“, Spock musterte Jim. „Wir könnten bleiben, aber
dafür müssten wir natürlich noch ein Zimmer buchen.“
„Die haben doch hier Hotelzimmer, oder nicht?“ Jim sah sich
suchend um und entdeckte die Rezeption. Ein Mann stand dahinter und sah auf
irgendwelche Papiere.
„Vielleicht haben sie ja wirklich noch zwei Einzelzimmer frei.“
Spock spießte ein besonders schönes Hummerstück auf. Es wäre in der Tat schön,
noch einen Tag zu bleiben.
„Oder ein Doppelzimmer.“
„Oder ein Doppelzimmer, natürlich.“ Aber Spocks Augen weiteten
sich. War Jim bewusst, was er damit andeutete?
„Okay, wer fragt?“ Jim nahm den nächsten Bissen.
„Möchtest du?“, bot Spock immer noch von dem Angebot erstaunt
an.
„Warum nicht.“ Auch Jim wunderte sich über sich selbst. Er hatte
das mehr aus einer Laune heraus vorgeschlagen. Aber warum eigentlich kein
Doppelzimmer? Sie kannten sich doch schon so lange, wovor sollte er sich also
fürchten? Und es war wirklich zu schön hier.
Er tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab und lächelte selbstsicherer,
als er sich fühlte. Dann stand er auf und ging in Richtung Rezeption.
Spock folgte ihm mit seinen Augen und er fühlte, dass Jims
Anblick und die Vorstellung einer gemeinsamen Nacht ihn nicht zum ersten Mal
körperlich erregten. Aber Jim würde davon nichts mitbekommen. Wie immer. Ihn
durch seine unbeherrschte Begierde zu verlieren, würde er sich nie verzeihen.
Jim ging in Richtung Tresen, hinter dem der Mann für die
Reservierungen stand. Dafür musste er aber erst an dem Kamin vorbei. Vor dem
Feuer stand ein Sofa mit einer hohen Rückenlehne und wie er erst jetzt
bemerkte, hatten es sich zwei weitere Gäste bereits darauf gemütlich gemacht.
Jim wollte schon wieder seinen Blick in Richtung Rezeption wenden, als ihm
auffiel, dass es sich um zwei Männer handelte, die - ungeschützt vor den
Blicken der anderen Gäste – sich küssten.
Jim starrte sie an, aber sie hörten nicht auf, sich innig zu
umarmen. Seine Anwesenheit schienen sie nicht einmal zu bemerken.
Er hörte das feine Rascheln, als sich ihre Wangen aneinander
rieben und die feuchten Geräusche der Zungen. Seine Pupillen weiteten sich und
die Sekunden schienen sich zu Stunden auszudehnen. Der Anblick der beiden sich
leidenschaftlich zugetanen Männer hatte eine ganz unerwartet heftige Wirkung auf
ihn. Seine Sexualität erwachte.
Er blickte wieder zurück zu seinem besten Freund und plötzlich
konnte er es gar nicht mehr erwarten, endlich auch körperlich mit Spock vereint
zu sein.
„Ich habe schon viel zu lange damit gewartet“, erkannte er.
Obwohl er nur gemurmelt hatte, war einer der beiden Männer auf
ihn aufmerksam geworden. Im ersten Moment erschreckt, versuchte er Jims
Anwesenheit zu verstehen, aber dann sah er den Mann sehnsüchtig in Richtung des
schwarzhaarigen Gastes blicken.
„Nimm ihn dir, bevor es ein anderer tut, mein Freund“, flüsterte
er ihm leise zu.
Jim erwachte schlagartig aus seiner Versunkenheit und sah wieder
auf die beiden Fremden. Der Blonde hatte offensichtlich ihn gemeint und
zwinkerte ihm noch einmal zu.
„Das mache ich. Das mache ich“, flüsterte Jim ihm leise zu und
lachte über das ganze Gesicht. „Und das sofort!“ Jim glaubte, gleich laut
aufschreien zu müssen, vor lauter Glück. Denn am liebsten hätte er Spock sofort
an sich gezogen, aber es musste natürlich noch das mit der Übernachtung geklärt
werden.
„Leider sind heute schon alle Zimmer besetzt. Aber es gibt noch
die große Suite. Die ist allerdings etwas teurer.“ Der Mann hinter dem Tresen sah
ihn fragend an. „Aber besonders schön.“
Jim nickte erfreut. „Gut, dann nehmen wir die Suite.“ Der Mann
lächelte unverbindlich und händigte ihm nach Aufnahme der Personalien die
Zimmerkarte aus.
Jim eilte mit strahlendem Gesicht an ihren Tisch zurück. „Spock,
ich habe keinen Hunger mehr. Lass uns sofort aufs Zimmer gehen. Wir haben die
Suite.“
Spock blickte erstaunt auf. „Wirklich? Aber sollten wir nicht
erst zu Ende essen?“
„Sofort, bitte!“ Jim machte sich erst gar nicht die Mühe, sich
noch einmal hinzusetzen.
„Okay.“ In Spocks Gesicht spiegelte sich Verstehen. Darauf hatte
er über ein halbes Jahr gewartet. Jim wollte es jetzt. Sein Lächeln vertiefte
sich. Er war bereit.
Als der Kellner zum Nachschenken kam, wunderte er sich einen mit
Getränken und Speisen beladenen Tisch zu finden, aber keine Gäste mehr.
*
„Dein Haar ist so schön, so besonders weich.“ Spock fuhr mit
zärtlichen Gesten durch die blonden Locken. Er spürte Jims Ängste, aber er
konnte ihm nicht helfen, nur abwarten, bis Jim wieder Mut fasste.
Kirk lag nackt auf dem breiten Bett, aber so sehr er es auch
wollte, es änderte nichts an seiner Befangenheit. Seine anfängliche Erektion
war wieder verschwunden, als sie sich ausgezogen und dann auf das Bett gelegt
hatten. Vielleicht war es für ihn doch unmöglich noch sein ganz persönliches
Glück zu finden, dachte er verzweifelt. Sein Atem wurde schneller und er spürte
Verzweiflung in sich brennen. Vielleicht hatte Babson doch ganze Arbeit
geleistet.
„Ich kann nicht, Spock! Ich kann nicht! Verdammt noch mal!“ Jim
drehte sein feuchtes Gesicht zu Spock. „Es tut mir so leid. Ich möchte es so
sehr, aber es geht nicht.“
„Jim, Jim. Entspann dich. Es muss doch heute noch gar nichts
passieren.“ Spock rückte näher und streichelte über Jims Rücken.
„Zwing dich nicht. Lass uns hier gemeinsam einschlafen. Das ist
schon mehr, als ich mir erhofft habe.“ Er legte sich neben ihn und schob die
Decke über sie beide.
„Ach, Spock, ich kenne keinen Mann der so viel Geduld hat wie
du. Alle anderen wären schon längst abgehauen.“ Jim schluckte und verzog seinen
Mund.
Spock lächelte. „Es wäre schön, wenn du das niemals vergisst.“
Jim sah erstaunt auf und lächelte dann zurück „Werde ich nicht,
versprochen.“ Dann beugte er sich vor um Spock einen Kuss auf die Lippen zu
geben.
Spock bewegte sich nicht, aber genoss das zärtliche Gefühl. Aber
dann begann Jim, etwas mutiger zu werden. Spielerisch versuchte er, seine Zunge
zwischen die anderen Lippen zu drängen.
Spock stöhnte leise auf und er konnte sich nur mit sehr viel
Selbstbeherrschung zwingen weiterhin passiv zu bleiben.
Aber dann bekam Jims Zunge immer mehr Intensität und Spock
konnte es nicht mehr vermeiden, seinen Mund mit einem lauten Seufzen zu öffnen.
Dieses leise, aber höchst erotische Stöhnen von seiner großen
Liebe, schwemmte Jims letzte Befürchtungen und Zweifel hinweg. Lang verdrängte
Gefühle stiegen aus den Tiefen seines Körpers empor und brannten sich wie heiße
Wogen unter seine Haut. Jims Zunge drang immer tiefer in Spocks Mundhöhle ein.
Seine Zunge schmeckte den gerade genossenen Wein und dann noch
etwas anderes, fremdes. Er bekam nicht genug davon immer wieder Spocks Lippen,
seine Zunge und seine feuchten Schleimhäute zu erforschen.
Spock nahm jede Berührung auf und die Gefühle setzten ihn in
Flammen. Aber er hielt sich immer noch zurück. Dann wanderte Jims Zunge über
seine Wange bis hin zu seinem Ohr. Es wirkte wie ein elektrischer Schlag direkt
in sein Lustzentrum.
Jim fühlte, wie sich Spock unter seinen Berührungen wand, aber
das spornte ihn nur noch mehr an. Er folgte den erhobenen Linien der Ohrmuschel
und endlich wusste er wieder, wie es sich anfühlte, zu begehren.
„Du bist so schön, ich ...“, flüsterte er in das elfenartige
Ohr.
„Jim, hör nicht auf.“ Spock nutzte die Gelegenheit, sich noch
näher an Jims Brust zu schieben. „Ich habe doch schon so lange darauf
gewartet.“
Diesmal erschreckte Jim das nicht, sondern Spocks offen gezeigte
Begierde erregte ihn sogar. Zärtlich fasste er in die glatten, schwarzen Haare
und sog den süßen Duft ein. Dann genoss er Spocks Erbeben, als er tiefer
rutschte und seine Schulterbeuge küsste.
Mit seiner linken Hand fuhr er den sehnigen Oberkörper entlang
und begann die Brust und die Seiten unter den Achseln zu streicheln.
Spock stöhnte unter den Zärtlichkeiten laut auf und am liebsten
hätte er sofort Jims Unterleib gepackt und fest an sich gepresst. Er schaffte
es zwar immer noch, sich nicht zu rühren, aber sein Geschlecht stand inzwischen
in voller Blüte.
Jim sah es und nahm es als ein Geschenk. Mit seinen Händen fuhr
er die Lenden entlang und zog immer kleinere Kreise. Dann sah er fragend zu
Spock hoch.
Er sah ein breites Lächeln und dann verstand er. Auch er hatte
wieder eine stattliche Erektion. Er hatte es nur noch nicht bewusst
wahrgenommen, nur das heiße Brennen in seinem Unterleib gespürt, wie ein lang
verschüttetes Feuer.
„Oh, Spock. Es ist wieder da. Ich fühle es.“ Jim schloss kurz
seine Augen und genoss seine eigenen Körperempfindungen. Es tat so gut, sich
wieder lebendig zu fühlen.
„Mein Liebster.“ Er beugte sich vor und näherte sich Spocks
Oberkörper und seufzte erneut. Dann war es soweit. Sein heißer Leib legte sich
auf seine Brust, die harten Bauchmuskeln und dann auf das Geschlecht. Jim
spürte den Schweiß, die Hitze, die besonderen Körperformen, Weiches und das
Harte auf seiner eigenen hypersensibilisierten Haut. Es schien wie ein
Eintauchen in einen Lava-Fluss. Und gleichzeitig die angenehmste Art auf der
Welt zu verbrennen.
Als Spock ihn fest an sich zog und sie in einen wiegenden
Rhythmus aneinander rieb, brach es aus ihm heraus.
„Oh Spock, ich hatte schon vergessen, wie schön sich das alles anfühlt.“
Er wurde fast unerträglich hart und machte unwillkürlich erste stoßende
Bewegungen. Spock nahm das auf und feine Fäden von heller Flüssigkeit ließen
bald ihre Bäuche feucht werden.
Jim roch Spocks würzigen Geruch und er vergrub sein Gesicht in
Spocks schwarzen Haar, während er immer wieder die am meisten erregende
Position suchte, um sein Geschlecht näher an seinen Unterbauch zu schieben.
„Jim, Jim“, Spock rang nach Luft. „Jim, ich, mir ...“
Jim erhob sich halb und ohne viel nachzudenken, schob er sich
ganz auf Spocks Lenden. Dann sah er von oben in Spocks geweitete Augen und hielt
für einen Moment inne. „Wäre das okay für dich?“, flüsterte er heiser.
Spock schob sich zur Antwort näher an Jims Oberschenkel. „Jim,
alles was du willst.“ Und er fasste zärtlich seinen Oberarm. „Bitte, Jim. Komm.
Ich kann nicht mehr länger warten.“
„Oh, Spock.“ Jim kniete sich hin und hob einen von Spocks
Schenkel auf seine Schulter. Dann den anderen. Dann hob er Spocks Unterleib an,
befeuchtete sich und schob sich langsam in den heißen Körper.
„Oh, ist das gut“, Kirk stöhnte auf, als er die Enge fühlte, die
ihn umschloss. Aber das hielt ihn nicht davon ab, noch tiefer einzudringen.
Spocks Brust hob und senkte sich und ein feiner Schweißfilm lag
auf seinen Muskeln. Sein Mund blieb leicht geöffnet und Jim regte das noch mehr
an. Als er sich bis zur Wurzel versenkt hatte, hielt er für einen Moment inne.
Es war ein so fantastisches Gefühl und er war sich sicher, dass er es noch nie
so intensiv gefühlt hatte. Aber was war, wenn Spock das doch gar nicht so ...
Ein eiskalter Schauer ran über Jims Rücken bei diesen unwillkommenen Gedanken.
„Oh, Spock, es ist so gut, aber du, was ...“ Jim fehlten die
Worte, um seine Befürchtungen auszudrücken.
„Jim“, stöhnte Spock und presste sich noch tiefer auf den
Schaft, obwohl das eigentlich gar nicht mehr möglich schien. „Bitte mach
weiter. Liebe mich. Ich will es so.“
Jim sah in Spocks Augen, dass es stimmte. Er umfasste Spocks
Oberschenkel und presste seinen Unterleib vor, zog sich zurück und drängte dann
wieder vor.
Spock kam ihm entgegen und in vollständiger Harmonie führten sie
sich gegenseitig auf immer höhere Gipfel der Lust.
Jim stöhnte erregt auf: „Ja, das ist so gut, so eng, oh, so gut
...“ Der Rest blieb unhörbar.
Spock fühlte, wie es ihn selbst überwältigte, und ließ verzückte
Laute hören. Endlich, endlich war Jim sein. Und Jims zärtliche Leidenschaft war
das, was er sich immer erträumt hatte.
„Jim, komm, mehr. Oh ...“
Dann fühlte auch Jim etwas in sich aufblitzen, ein helles Licht,
das alles überstrahlte.
Wie ein Sonnenstrahl aus einer Gewitterwolke. Das die dunklen
Schatten, die sich wie ein schweres, schwarzes Tuch auf ihn gelegen hatten,
vertrieb.
Alles strahlte und für einen Moment verschwand das Zimmer und
die Zeit schien still zu stehen. Beinahe ohne Bewusstsein fiel er auf Spocks schweißnassen
Körper und wurde von starken Armen empfangen.
„Jim?“ Spock strich mit einer vertraut wirkenden Geste eine
Locke aus seiner Stirn. „Ist alles okay?“
„Oh Spock, ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr.“
Jim rekelte sich auf dem Laken wie eine Katze. „Du hast aus mir wieder einen
Mann gemacht.“ Jim grinste. „Verdammt, das war so unglaublich.“ Mit einem
breiten Lachen schmiegte er sich an seinen Liebhaber. Ein Bein hatte sich in
dem weißen Leinen verwickelt, das andere Knie lag locker auf Spocks
Oberschenkel.
Spock beobachtete sein Minenspiel und ließ dann seine Hände
spielerisch über das römisch anmutende Seitenprofil gleiten. „Du hast einen
idealen Körper, weißt du das?“
„Hey, hey, willst du mich etwa noch mal verführen?“ Jim lachte
laut auf. „Lass mir einen Moment Zeit, um neue Kräfte zu sammeln.“
„Jim, du warst der Erste, bei dem ich das zugelassen habe.“
Spock fuhr mit seinen Fingerspitzen Jims Konturen nach.
„Was meinst du?“ Aber plötzlich erinnerte sich Jim wieder an
Spocks geweitete Augen. „Du meinst, weil ich gerade der Top war ...“ Es zeigte
sich ein bisschen Röte auf seinem Gesicht.
„Oh, das wusste ich nicht. Ich hoffe ...“
„Es war ganz wunderbar, Jim.“
„Wirklich?“ Jim gab ihm einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin. Ich möchte keinen
einzigen Tag mehr ohne dich verbringen.“
Spock streichelte ihm zur Antwort übers Haar. „Ich auch nicht,
Jim.“
Plötzlich grinste Jim diebisch. „Aber was hältst du von
Abwechslung? Also ich meine, einmal du, einmal ich?“ Er spielte mit seinen
Fingern auf Spocks Brust. „Ich glaube, wir haben da beide noch allerhand
nachzuholen, oder?“
Sein Liebster zeigte sein schönstes Lächeln und in den dunklen
Augen spiegelte sich zum ersten Mal ganz offen die ganze Sehnsucht, die er seit
ihrem ersten Treffen in seinem Herzen verborgen hatte.
Am nächsten Morgen begrüßte sie eine helle Morgensonne.
Für Jim war es das Licht, dass Spock wieder in sein Leben
gebracht hatte.
Ende