Baby, Baby
T’Len
2009
Fandom: Mit Herz und Handschellen
Charaktere: Leo/Thorsten, Nina
Kategorie: PG-15
Hinweise: Ficlet zur Episode „Bussi für den Mörder“
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe: Hat Ninas angebliche Schwangerschaft bei Leo und Thorsten etwa einen Kinderwunsch geweckt?
Disclaimer: Die
Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen
bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der
Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen
Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Hättest du gern ein Baby?“
„Was?“ Die Frage seines
Lebensgefährten ließ Leo Kraft sich im Bett umdrehen und Thorsten im Dunkel
fragend ansehen. Er war gerade dabei gewesen einzuschlafen. Nach ihren
anstrengenden Ermittlungen im jüngsten Mordfall, aber vor allem angesichts der
Tatsache, dass er endlich mal wieder einen Abend allein mit Thorsten hatte
verbringen können, war er rechtschaffen müde. Nina hatte sich nach ihrer
nun-doch.-nicht-Schwangerschaft wieder beruhigt und sie wundersamerweise für
einen Abend in Ruhe gelassen. Die beiden hatten diese Chance gut zu nutzen
gewusst, vor allem beim „Dessert“ nach einem gemütlichen, gemeinsamen
Abendessen.
„Hättest du gern ein Baby?“,
wiederholte Thorsten seine Frage.
„Ich hab dich schon
verstanden“, erwiderte Leo. „Aber wie kommst du jetzt darauf?“ Er stützte sich
auf den Ellbogen und versuchte in Thorstens Gesicht im schwachen Schein des
Mondes, der durchs Fenster drang, zu lesen.
Thorsten zuckte mit den
Schultern. „Ich dachte ja nur, weil du dich so auf Ninas Baby gefreut hast. Du
kamst gleich mit diesen ganzen Ratgebern an und hast das Babybett gekauft. Und
du scheinst so enttäuscht, dass sie nun doch nicht schwanger ist. Ich dachte
halt, das alles bedeutet, du hättest gern ein Kind.“
Leo ließ sich zurücksinken.
„Das ist doch was ganz anderes“, sagte er. „Klar hätte ich mich auf Ninas Baby
gefreut. Und wenn es eines Tages hoffentlich mit dem richtigen Mann soweit ist,
werde ich auch gern den lieben Onkel spielen.“
„Aber du würdest kein
eigenes Kind wollen?“, hakte Thorsten nach.
„Darf ich dich daran erinnern, dass das bei schwulen Männern etwas
schwierig ist“, erwiderte Leo lächelnd.
„Es gibt Adoptionen“, sagte
Thorsten.
“Ja, wenn du ein bekannter Sänger bist und dir dein Kind aus Russland holst“,
erwiderte Leo. „Aber hierzulande - vergiss es. Mit unseren Berufen hätten wir
nicht mal eine Chance, wenn einer von uns eine Frau wäre. Wir haben beide viel
zu unregelmäßige Arbeitszeiten. Du bist oft tage- oder gar wochenlang auf Tour.
Dazu die Gefahren meines Berufes. Da gibt dir kein Amt ein Kind und schon gar
kein Neugeborenes.“
„Ich habe neulich einen
Bericht über schwule Paare in den USA gesehen“, erzählte Thorsten. „Es gibt
andere Wege, zu einem Kind zu kommen. Zwei Männern taten sich mit einem
lesbischen Paar zusammen. Die Frauen wurden durch künstliche Befruchtung von
ihnen schwanger. Oder man sucht sich einfach eine Leihmutter.“
„Methoden, die hierzulande
illegal sind“, unterbrach Leo ihn. „Oder zumindest sehr schwierig zu
realisieren. Was soll das Ganze eigentlich? Willst du ein Kind? Ein eigenes?”
„Nein“, wehrte Thorsten ab.
„Eigentlich nicht. Zumindest habe ich mir bisher keine Gedanken darüber
gemacht. Aber wenn du eins möchtest, dann hätte ich garantiert kein Problem
damit. Dann würden wir schon einen Weg finden.“
„Lieb von dir.“ Leo zog
Thorsten in seine Arme und der Musiker kuschelte sich an ihn. „Aber ich denke,
die Natur wusste schon, warum schwule Männer sich miteinander nicht fortpflanzen
können.“ Er gähnte. „Lass uns lieber schlafen.“
„Wir könnten uns ja einen
Hund zulegen“, überlegte Thorsten. „Oder eine Katze.“
„Thorsten, ich bitte dich.
Das ist so was von schwul“, erwiderte Leo schläfrig
///
Heftiges Klopfen an der Tür
unterbrach ihn, als er gerade in sein Nutella-Brot beißen wollte. Leo öffnete
die Tür und Nina stand davor.
„Fertig?“, fragte sie ihn
ungeduldig. Ihr skeptischer Blick streifte seinen Teller auf dem neben dem Brot
eine Gurke lag. „Nicht fertig“, sie seufzte. „Ich habe doch extra angerufen.
Wir haben einen Toten in der Isar.“
„Das passt ja nicht gerade“,
meinte Nina und deutete auf das Essen.
„Es isst ja nicht jeder
jeden Morgen so politisch korrektes Vollwertmüsli“, antwortete Leo. „Ich hab
halt in den letzten Tagen Hunger auf...“ Er brach ab, als ihm bewusst wurde,
was solche Essgelüste bedeuten mochten. „Oh Gott, mir ist ganz schlecht.“ Mit
der Hand vorm Mund stürzte er ins Bad. Ninas skeptischer Blick folgte ihm.
„Herzchen, wenn dir nicht
gut ist, dann kann ich auch allein an die Isar fahren“, rief sie Leo hinterher.
„Ich habe nur was Falsches
gegessen“, sagte er, als er aus dem Bad kam. Irgendwie hatte er ein seltsames
Gefühl von Deja vu, er kam nur nicht darauf, warum.
///
„Es geht mich ja nichts an“,
begann Nina, während sie den Porsche über die Uferstraße lenkte. „Aber hast du
in letzter Zeit heiße Füße?“
Leo starrte sie von der
Seite an. „Wieso?“, fragte er vorsichtig. Um dann zu gestehen „Ja.“
„Das sind meine neuen
Turnschuhe“, fügte er hastig hinzu.
“Und schläfst du in letzter Zeit schlecht?“, wollte Nina weiter wissen.
„Was? Nein... ja“, stotterte
er. „Das ist schon wieder meine Bettfederallergie.“
„Du schläfst doch mit einer
Wolldecke“, erwiderte Nina.
Leo fluchte innerlich,
konnte sie ihm denn nicht seine Ausreden lassen? Ihr Blick sprach derweil
Bände.
///
„Es gibt keinen Vater“,
wehrte er ihre Frage heftig ab, als sie – am Ziel angekommen - gemeinsam den
Wagen verließen.
“Das wäre das erste Mal in der Menschheitsgeschichte“, meinte Nina.
„Es gibt keinen Vater, weil
es kein Baby gibt“, sagte Leo entschlossen.
„Jaja, du hast nur was
Falsches gegessen“, erwiderte Nina.
Leo knurrte: „Kannst du mich
nicht einfach in Ruhe lassen?“
Er war nicht schwanger,
egal, was sie dachte. Punkt um!
„Meinst du nicht, es wäre
vielleicht besser, wenn du in deinem Zustand jetzt nicht zur Leiche gehst?“
Nina hielt ihn zurück, als er sich dem Tatort nähern wollte.
Leo funkelte sie böse an.
„Ich bin Kriminalkommissar, das ist mein Zustand.“
///
Er ließ sich Eis und
Wurstsemmel gleichzeitig schmecken, während sie zurück in die Stadt fuhren.
Nina legte ihm ein Papiertaschentuch auf den Oberschenkel, als er sich mit dem
tropfenden Eis bekleckerte. Doch es half nichts, das Eis fiel ihm herunter.
Nina bremste wütend am Straßenrand.
Sie holte eine CD aus dem
Handschuhfach. „Cellokonzert. Das beruhigt dich, mich und...“ Sie atmete tief
durch, bevor sie fortfuhr: „Das Baby.“
Er spürte, wie eine Träne
über seine Wange kullerte, als ihm klar wurde, dass sie Recht hatte. Leugnen
half nicht weiter. Die Beweislage schien eindeutig. Er war schwanger.
///
Er stand vor dem Spiegel und
betrachtete seinen noch flachen Bauch. Vorsichtig ließ er seine Hände darüber
wandern. Ein Baby, er würde ein Baby bekommen. Eigentlich war dies das Letzte,
was er in seinem Leben geplant hatte, zumindest im Moment. Aber nun war es
passiert. Selber Schuld, schalt er sich. Warum hast du nicht aufgepasst.
Er schob seinen Bauch nach
vorn, um sich besser vorstellen zu können, wie er in den nächsten Monaten
wachsen würde. Eigentlich, so dachte er, fand er die Vorstellung ein Baby zu
bekommen gar nicht mehr so schlimm wie noch heute morgen. Er tätschelte erneut
seinen Bauch. „Wir schaffend das schon, Kleines.“
///
„Hast du was?“ Thorsten nahm
die Bratpfanne mit ihrem Abendessen vom Herd und blickte Leo, der im Türrahmen
der Küche lehnte und seinen Partner nachdenklich musterte, fragend an.
Leo, immer für den direkten
Weg, sagte schlicht: „Du wirst Vater. Wir bekommen ein Baby.“
„Was!?!“ Scheppernd fiel die
Pfanne zu Boden.
///
Das scheppernde Geräusch
ließ Leo aus dem Schlaf hochfahren. Auch Thorsten saß sofort aufrecht im Bett.
„Was ist denn los?“, fragte der Musiker verschlafen.
„Entschuldigung“, erwiderte
Leo. „Ich hab den Wecker vom Nachttisch geschmissen.“ Er tastete im Dunkeln umher, um ihn wieder aufzuheben. Dann
lachte er. „Weißt du, was ich geträumt habe?“
„Wie sollte ich?“, erwiderte
Thorsten und ließ sich wieder in die Kissen fallen.
„Ich war schwanger“,
erklärte Leo. „Es war wie ein Deja vu
der letzten Tage. Wir waren wieder an der Isar bei der Leiche. Nur
irgendwie war ich Nina und Nina war ich. Sie dachte, ich sei schwanger und ich
wollte es erst nicht wahr haben. Aber dann habe ich angefangen, mich auf das
Baby zu freuen.“
„Und wie habe ich
reagiert?“, wollte Thorsten neugierig wissen.
„Du hast vor Schreck das
Abendessen fallen lassen“, erklärte Leo. Er lachte erneut. „Was für ein
verrückter Traum.“
Nun musste auch Thorsten
lachen. „Du willst doch ein Baby“, stellte er fest. „Das will dir dein
Unterbewusstsein damit sagen. Gib’s urhig zu!“
„Quatsch“, erwiderte Leo.
„Das war nur dein Gerede von wegen ein eigenes Kind vor dem Einschlafen, dass
mich auf solche Ideen gebracht hat.“
„Du willst ein Baby“, neckte
Thorsten ihn. Er schob seine Hand unter die Decke und auf Leos nackten Bauch.
„Gib’s zu! Gib’s zu!“
Leo warf die Decke zur Seite
und zog seinen Liebsten über sich. „Du kannst ja versuchen, mir eins zu
machen“, sagte er mit schelmischem Augenzwinkern. Dann küsste er Thorsten heiß
und leidenschaftlich.
Und irgendwie waren sie
beide plötzlich gar nicht mehr müde.
Ende