Einzug
T’Len
2010
Fandom: Mit Herz und Handschellen
Kategorie: G
Hinweise: Fortsetzung zu Auszug
Feedback:
tlen11@freenet.de
Summe: Nina zieht ein.
Disclaimer: Die
Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen
bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der
Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
Ihre ganzen Kollegen waren
schon da, als sie die Wohnung betraten. Und zu seiner Überraschung und Freude sah
Leo auch Florian unter den Gästen. Nina umarmte Leo und Bernd herzlich, dann
griff sie nach ihren Händen und zog sie zu sich. Als sie die Ringe daran sah,
strahlte sie noch mehr. „Herzlichen Glückwunsch!“
Ein Winseln antwortete ihr
von unten. „Oh, ihr habt ihn mitgebracht“, sagte sie mit Blick auf den Welpen.
„Wir dachten, es wäre
vielleicht nicht gut, ihn die ganze Zeit allein zu lassen“, antwortete Bernd.
„Was hast du dir dabei
gedacht?“, fragte Leo. „Wer soll sich um ihn kümmern, wenn wir beide auf Arbeit
sind?“
„Bring ihn doch mit, wir
könnten ihn zum Polizeihund ausbilden“, schlug Nina vor.
Leo schüttelte lächelnd den
Kopf. Nina mochte mit ihren Auszug überraschend erwachsen wirken, aber manche
Dinge änderten sich nie. Wie so oft: Erst handeln, dann denken. „Wir müssen
reden“, sagte er zu ihr. „Und ich meine nicht über den Hund.“
„Später“, erwiderte Nina.
Mittlerweile waren auch ihre Kollegen auf sie aufmerksam geworden und kamen in
den Flur, um sie zu begrüßen.
„Ich höre, man kann
gratulieren“, sagte Frau Hubrecht.
Schulz hatte offensichtlich
keine Zeit verschwendet, die Neuigkeit zu verkünden.
„Wozu?“, fragte Wacker. Nur
einer bekam nie etwas mit.
„Herr Kraft und Herr Fabrius
haben sich im Urlaub verlobt“, erklärte Schulz.
Wacker runzelte die Stirn.
„Dürfen die denn das?“
Leo lächelte ihn
liebenswürdig an. „Stellen Sie sich vor, Herr Wacker, wir dürfen das.“
Nina hatte rasch zweit
weiter Sektgläser geholt und Bernd und Leo in die Hand gedrückt. „Auf euch“,
sagte sie nun und hob ihr Glas. „Und auf die Liebe.“ Alle stimmten fröhlich mit
ein, nur Wacker schaute sauer drein.
Dann räusperte Schulz sich.
„Wo wir gerade bei den guten Neuigkeiten sind, Regina und ich, wir hätten auch etwas
Freudiges zu verkünden.“ Er legte zärtlich den Arm um die Schultern seiner
Frau.
Leo bemerkte, dass Regina in
ihrem Glas nur Wasser hatte und lächelte. „Das ist ja fantastisch,
gratuleire!“, sagte er. „Wann ist es
soweit?“
„Wann ist was soweit?“, fragte
Wacker, der wie immer nichts verstand.
„In sieben Monaten“,
erklärte Regina und die Glückwünsche setzten von neuem ein.
„Leo ist verlobt, Schulzens
bekommen ein Baby, Frau Hubrecht ist zurück, ich habe eine neue Wohnung, jetzt
müssen wir nur noch für Wacker eine nette Frau finden, dann haben wir alle
Grund zu feiern“, strahlte Nina. „Oder einen netten Man“; setzte sie nach
kurzer Pause hinzu. Wacker schnaubte abfällig.
///
E dauerte, bis Leo und Nina
die Zeit fanden, allein auf den Balkon zu gehen. Sie blickten auf die Lichter
des nächtlichen Münchens herab, denn ihre Wohnung befand sich im zehnten Stock
eines Neubaus. Sie hatte bei ihrer Auswahl Geschmack bewiesen, das musste Leo
ihr zugestehen.
„Ist die Aussicht nicht
fantastisch“, schwärmte Nina, um das Schweigen, dass sich unbehaglich zwischen
ihnen auszubreiten begann, zu brechen. Sie hatte den Augenblick gefürchtet,
doch egal, was Leo sagen würde, sie war entschlossen, an ihrer Meinung fest zu
halten. Es war richtig gewesen. Basta!
Leo ging nicht darauf ein.
„Warum hast du nichts gesagt?“, fragte er stattdessen.
„Weil es eine Überraschung
für dich und Bernd sein sollte, aber vor allem weil du mich nur wieder davon
abgebracht hättest, wie das letzte Mal.“
Leo wollte protestieren,
doch Nina unterbrach ihn. „Leo, ich bin nicht blind und blöd bin ich schon gar
nicht. Ich habe doch bemerkt, wie du bei meinem letzten Versuch auszuziehen,
bei jeder Wohnung das Haar in der Suppe gesucht hast.“
„Was ist falsch daran, wenn
ich meine beste Freundin vor einem Fehler bewahren will?“, entgegnete er und
sah sie von der Seite an.
„Nichts“, erwiderte Nina.
„Aber war es wirklich nur das? Oder ist es nicht vielmehr so, dass ich für dich
der Ersatz bin, für das, was du wahrscheinlich nie haben wirst – ein eigenes
Kind? Dass du jemanden zum Bemuttern brauchst?“
Leo schwieg und blickte
nachdenklich wieder nach unten. Nina hatte ja recht. Er liebte es, sich um sie
zu kümmern, sie zu bemuttern und – wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war –
sie auch oft genug zu bevormunden. Er rechtfertigte dies mit ihrer langjährigen
Freundschaft und mit dem Umstand, dass er der weitaus vernünftigere und
rationalere von ihnen beiden war, aber er musste auch zugeben, sie hatte nicht
unrecht. Er sah in ihr wohl auch eine Art Ersatz für die Art Familie, nach der
er sich insgeheim sehnte, aber die er nie haben würde. Doch Kinder wurden nun
einmal erwachsen und gingen ihrer eigenen Wege.
„Schau“, sagte Nina. „Ich bin
gern mit dir und Bernd zusammen und wir können das doch auch weiterhin sein.
Aber ich denke, es ist besser für unser aller Privatleben, wenn wir auch mal
getrennte Wege gehen und nicht mehr 24 Stunden am Tag zusammen hocken. Er
solltest an eure Beziehung denken und ich an meine.“
„Ich habe dich nie davon
abgehalten“, wollte Leo sich rechtfertigen, doch Nina unterbrach ihn. „Darum
geht’s doch nicht. Ich mache dir doch keine Vorwürfe. Es war vor allem meine
eigene Bequemlichkeit, die mich von allem abgehalten hat. Es war schön, bei
euch die Beine unter dem gedeckten Tisch zu strecken. Aber irgendwann muss das
Küken mal aus dem Nest. Irgendwann will ich auch das haben, was Regina und
Schulz haben, eine eigene Familie. Und vielleicht haben Bernd und du ja auch
eines Tages die Möglichkeit, eine zu gründen.“
„Mein Mädchen“, sagte er mit
einem Kloß im Hals. Er konnte seinen Stolz nicht verhehlen. Wenn Nina die
rationaleren Argumente als er anbrachte, dann war sie wirklich erwachsen
geworden. Und sie hatte ja Recht. Er
musste nicht nur sie loslassen, ihr das Recht auf ein eigenes Leben und
irgendwann hoffentlich eine eigene Familie zu gestehen, er musste auch an Bernd
denken. Es war ein Wunder, dass er es so lange mit ihm ausgehalten hatte, so
wie er ihn viel zu oft hinter Nina und seinen Job hinten angestellt hatte. Ein
Wunder, für dass er sehr dankbar war.
„Du bist mir doch nicht
böse?“, fragte Nina und für einen Augenblick kam wieder das kleine Mädchen zum
Vorschein, als sie ihn besorgt anblickte.
„Ich bin stolz auf mein
Mädchen“, erwiderte Leo und stupste sie zärtlich ans Kinn.
In dem Moment klopfte es an
die Scheibe und Bernd schien so etwas wie „unser Lied“ zu sagen. „Du solltest
zu deinem Mann gehen“, sagte Nina.
///
„Ist das zwischen dir und
Florian wieder was ernstes“, fragte Leo als sich der Staatsanwalt zu
vorgerückter Stunde als letzter der Gäste verabschiedet hatte. Er hatte sich
vorhin in einem ruhigen Moment schon mit Florin unterhalten, als dieser ihm und
Bernd Hilfe anbot, sollten sie irgendwelche rechtlichen Fragen bezüglich einer
eingetragenen Partnerschaft haben, und Florian hatte ihm klar gemacht, dass er
noch immer viel für Nina empfand, es aber nun an ihr war, die nötigen Schritte
auf ihn zu zutun. Leo hoffte sehr, dass es mit den beiden doch noch etwas
wurde. Florian hatte Nina gut getan. Leo wusste wohl, dass ihre Gefühle für ihn
keinen unerheblichen Grund bei der Trennung spielten.
„Wir lassen es langsam
angehen“, erwiderte Nina und begann einige Gläser einzusammeln. „Himmel, wie
können so ein paar Leute nur soviel Chaos veranstalten“, sie blickte sich im
Zimmer um.
„Komm, wir helfen dir“, bot
Leo sofort an, ignorierend, dass Bernd die Augen verdrehte. Dann fiel ihm etwas
auf. „Wo ist eigentlich der Hund?“
„Den habe ich ins Schlafzimmer
gesperrt“, antwortete Bernd. „Die vielen Leute schienen ihn nervös zu machen.“
„Du kannst doch einen Hund
nicht stundenlang allein lassen, schon gar nicht so einen kleinen.“ Leo und
Nina waren zeitgleich an der Tür zum Schlafzimmer. Nina riss sie auf. Der Welpe
saß auf dem Bett und kaute fröhlich am Kissen herum. Überall lagen weißte
Schaumstoffteilchen auf dem Bett, „Ich kauf dir ein neues“, sagte Leo hastig.
Nina schnüffelte.
„Wenigstens scheint er nicht ins Bett gemacht zu haben.“
In dem Moment klingelte Leos
Telefon. Er lauschte, fragte dann ein „Jetzt sofort?“ hinein, gefolgt von einem
„Okay, wir kommen.“
„Es gibt eine Leiche“, sagte
er zu Nina, nachdem er das Gespräch beendet hatte.
Die seufzte. „Du musst fahren,
ich habe viel zu viel getrunken.“ Leo hatte schon seine Jacke vom Haken im Flur
genommen und war an der Wohnungstür.
„Und was wird mit mir?“,
fragte Bernd.
„Ruf dir ein Taxi“, sagte
Leo.
„Du kannst auch gern hier
schlafen“, bot Nina an. „Und vorher ein
bisschen aufräumen.“
Bernd
seufzte als die Tür hinter den beiden Kommissaren ins Schloss gefallen war.
Eigene Wohnung oder nicht, manche Dinge würden sich wohl nie ändern.