Antwort
auf die Challenge für August / September
Titel: Der Fall Gummibär’
Autor: Lady Charena
Fandom: Kung Fu - Im Zeichen des Drachen
Paarung: Peter, Kermit und Unmengen völlig unschuldiger
Gummibärchen
Rating: Gen, Humor
Summe: Peter und Kermit übernehmen einen Überwachungsauftrag
in einer stillgelegten Süßwarenfabrik. Was dazu führt, dass der Ex-Söldner fast
ein Opfer seiner Leidenschaft für Gummibärchen wird.
Triva: Kermit Griffins Vorliebe für
Gummibärchen ist Serien-canon. Ryan Malloy ist ein Charakter aus der Serie „Auf
schlimmer und ewig / Unhappily Ever After“
Disclaimer: Die Rechte der in dieser
Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen
Inhabern (Warner, Michael Sloan). Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der
Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen.
„Dafür
schuldest du mir was, Caine“, murrte Kermit, als sie in einer Seitenstraße aus
Peters Auto stiegen. „Dafür schuldest du mir eine Menge.“ Er schob die Desert
Eagle in den Hosenbund und rückte seine Krawatte zurecht, während er seine
Erscheinung im Seitenspiegel des Stealth kritisch prüfte. „Karen... ich meine
Captain Simms... und ich wollte heute Abend Essen gehen. An der Marple hat ein
neues Steak-House eröffnet.“
Peter
zog den Kopf ein und grinste schief, als ob er sich wirklich vor der Rache des
Ex-Söldners fürchtete. „Aber Captain Simms musste zu einer überraschend
angesetzten Besprechung mit Commissionar Kincaid und keiner weiß, wie lange das
dauern wird. Außerdem sagt mein Vater immer, dass es nicht gut ist, Fleisch zu
essen. So gesehen habe ich deinen Abend sogar gerettet.“
„Trampel
nicht auf meinen Nerven herum, Peter!“ Kermit blickte drohend über den Rand
seiner Sonnenbrille. „Vergiss nicht, dass ich nicht die Beherrschung eines
Shaolinpriesters habe.“
Peter
verzog das Gesicht, schluckte aber klugerweise die Bemerkung hinunter, die ihm
in den Sinn gekommen war. Nämlich dass sich sein alter Herr und der Ex-Söldner
trotz Kermits Behauptung in Bezug auf Selbstbeherrschung in nichts nachstanden.
„Außerdem ist es nur eine simple Überwachung. Wir sollen denen vom 52sten
Revier sagen, wer sich von den hiesigen Dealern so alles hier herumtreibt. Ich
identifizier sie und du bist meine Rückendeckung.“ Er deutete auf eine rostige
Eisentür. „Da müssen wir rein. Auf dem Gelände gibt es massig Möglichkeiten,
sich zu verstecken.“
Kermit
sah sich um. „Nur eine simple Überwachung, ja?“, wiederholte er. „Das wäre das
erste Mal. Immer wenn ich mit dir zusammen bin, passiert irgendetwas
seltsames.“ Er schnupperte hörbar. „Wo sind wir hier überhaupt? Es riecht
merkwürdig.“
„Was
ist los? Hat ein Computervirus sämtliche Stadtpläne von deiner Festplatte
gelöscht?“, spottete Peter. „Das ist die Ryan Malloy Süßwarenfabrik. Sie ist
vor einem halben Jahr von den Gesundheitsbehörden geschlossen worden. Der
Besitzer war so gut wie pleite und hat irgendwelchen Müll in die Süßigkeiten
gerührt um Geld zu sparen, und das Zeug hat Allergien ausgelöst. Eine ganze
Reihe von Kindern und Erwachsenen sind krank geworden, bevor man ihm dahinter
kam und der Laden dichtgemacht wurde. In den Lagern müssen noch Tonnen von
Süßwaren liegen. Auf dem 52sten haben sie jetzt einen kleinen Dealer
geschnappt, der behauptet, hier würde jemand Ecstasy-Pillen herstellen.“
„Na
wenn das nicht der passende Ort dafür ist“, meinte Kermit sarkastisch und schob
seine Sonnenbrille zurecht.
Peter
öffnete die Tür, die ein schrilles, metallisches Quietschen von sich gab. Er
zuckte zusammen und hoffte, dass es im allgemeinen Straßenlärm untergegangen
war. Außerdem waren sich die Kollegen sicher gewesen, dass die Dealer einen
Eingang in einer weniger befahrenen Seitenstraße am südlichen Ende des
Fabrikgeländes benutzten. „Hör mal, Kermit – du kannst auch hier im Wagen auf
mich warten, während ich es mir da drin bequem mache und Schäfchen zähle.“ Er
wusste genau, dass ihn Kermit die Fabrik niemals ohne Rückendeckung würde
betreten lassen.
„Hast
du den Verstand verloren, Caine?“ Und Kermit reagierte erwartungsgemäß. „Ich
sitze doch nicht hier herum und drehe Däumchen.“
„Zusammen
oder gar nicht?“, fragte Peter mit einem Grinsen.
„Zusammen
oder gar nicht,“ bestätigte Kermit. „Außerdem habe ich meinen Laptop nicht
dabei, was sollte ich die halbe Nacht in deinem Wagen anfangen...“ Er folgte
Peter auf das Gelände der Süßwarenfabrik.
* *
*
Etwa
drei Stunden später hatte sich noch immer niemand blicken lassen. Kermit stand
auf. „Ich gehe mir mal ein wenig die Beine vertreten und sehe mich um.“
Peter,
der die letzte halbe Stunde damit verbracht hatte, mit einem Kugelschreiber ein
dekoratives Muster in die Oberfläche eines alten Bürotisches zu stanzen, sah
auf. „Sei’ vorsichtig“, meinte er. „Wenn dich jemand sieht...“
„Ja,
Mami. Peter, ich bin ein Profi“, seufzte Kermit. „Und ich bin schon wesentlich
länger in dem Geschäft als du.“
Mit
einem entschuldigenden Grinsen hob der Jüngere beide Hände in einer
entwaffnenden Geste.
Kermit
betrat durch eine weitere Eisentür, deren quietschende Angeln nach einer guten
Portion Öl schrieen, einen weiteren Lagerraum, in dem es nach Staub und fast
schon unerträglich süß roch. Im Schein seiner kleinen Taschenlampe entdeckte er
keine Spuren, dass sich hier seit Monaten jemand aufgehalten hatte. Weiter
hinten in dem Raum standen unter dicken Abfüllrohren eine Reihe von riesigen,
schmutzigweißen Plastikcontainern, die jeweils in einem Metallkorsett steckten,
damit sie auch schwere Lasten aushielten. Von einem dieser Container war die
Abdeckung entfernt worden. Kermit klemmte sich die Taschenlampe zwischen die
Zähne und kletterte daran hoch. Das war ein Kinderspiel und sein Anzug bekam
nicht mal ein Staubfädchen ab. Oben angekommen, leuchtete Kermit in die Tiefe
des Containers. Es schimmerte gelb, grün, rot, orange zurück. Gummibärchen. Der
Container war zu Zweidrittel mit Gummibärchen gefüllt. Hinter der dunklen
Brille weiteten sich Kermits Augen.
Nun
wusste zwar jeder, der es gewagt hatte, Kermits Allerheiligstes – und abgesehen
von wenigen, besonders tollkühnen Wesen betrat niemand das Büro des Ex-Söldners
uneingeladen – zu betreten, dass der Detective immer Gummibärchen zur Hand
hatte. Aber niemand wusste, vielleicht mit Ausnahme seiner Schwester Marilyn,
dass Kermit regelrecht nach Gummibärchen süchtig war. Wie andere Menschen in
Stresssituationen nach Zigaretten griffen, so griff Kermit in die Gummibärchen.
Und an arbeitsreichen Tagen kam er schon auf drei bis fünf Tüten.
Kermit
starrte in den Container. Die Gummibärchen starrten verlockend zurück. Hinter
den grünen Gläsern formte sich in Kermits sonst wenig der Schwärmerei
zugeneigtem Verstand eine fast unwiderstehliche Fantasie... einmal in einen
Berg von Gummibärchen eintauchen wie Dagobert Duck in die Münzen in seinen
Geldspeicher. Ja, auch Kermit Griffin hatte als Junge Comics gelesen...
Er
schüttelte den Kopf. „Das ist völlig schwachsinnig, Griffin“, sagte er zu sich
selbst. „Du verlierst den Verstand, Griffin. Es ist endlich soweit mit dir
gekommen, wie Paul dir immer prophezeit hat. Plem-plem, balla-balla,
durchgeknallt, reif für die Zwangsjacke.“
Trotzdem
kletterte er weiter hoch, bis er auf dem Rand des Containers saß. Und führte
dort die Diskussion mit sich selbst fort.
„Andererseits
ist niemand hier, der mich sehen könnte. Peter wird mich nicht so rasch zurück
erwarten und er kann ohnehin nicht weg. Es ist eine einmalige Chance.“
Kermit
nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie in die Tasche seiner Jacke. Dann
schwang er die Beine über den Rand des Containers, so dass er nun ins Innere
blickte.
„Du
bist komplett wahnsinnig, Griffin“, sagte er zu sich selbst – und ließ sich in
den Container fallen.
Doch
leider kam er nicht ganz in den erhofften Genuss. Denn unter ihm gaben die
Gummibärchen nach und bevor er sich versah, stak er bis zur Taille in einem
weißen Pulver. Unter den süßlichen Geruch der Gummibärchen mischte sich nun ein
stechendes Aroma nach Chemikalien.
Kermit
fluchte. Womöglich saß er mitten im Rohstoff für die nächste Charge Pillen. Und
wer würde die schon unter den Gummibärchen suchen? Nur ein völlig
schwachsinniger Ex-Söldner, der sich einbildete... Kermit versuchte, sich aus
dem Pulver zu befreien, doch ähnlich wie bei Treibsand brachte ihm das nur ein,
dass er noch ein wenig tiefer reinrutschte.
Es
blieb ihm nichts anderes übrig, als Peter anzurufen. Dummerweise hatte er das
Handy bei Peter gelassen. Aber da war immer noch die Desert Eagle...
Es
schien Stunden zu dauern, aber schließlich hatte er soviel von dem Pulver
beiseite geschaufelt, dass an seine Waffe kam. Er zog sie hervor, blies sie
sauber und richtete die Mündung gegen die Decke. Der Schuss hallte wie Donner
durch den Lagerraum und das Geräusch von Metall gegen Metall zeigte an, dass
seine Kugel irgendetwas getroffen hatte – und davon abgeprallt war. Der
Rückstoß beförderte ihn tiefer in das Schlamassel, in dem er steckte. Und über
ihm begannen aus dem angeschossenen Abfüllrohr Gummibärchen zu rieseln...
* *
*
Kurze
Zeit darauf wurde Kermit mit einer Taschenlampe ins Gesicht geleuchtete und er
verfluchte den Gedanken, seine Sonnenbrille abgenommen zu haben. Vom oberen
Rand des Containers aus starrte ihn Peter ungläubig an.
„Verschwinde
und geh mir nicht auf die Nerven, Peter. Ich und der Rest meiner Würde wollen
genau hier drin sterben. Und zwar allein.“
Beruhigt
über den gewohnt knurrigen Ton von Kermit Stimme beruhigte sich der Detective
etwas. Im gleichen Moment wurde im die Absurdität der Lage klar, in der sich
Kermit befand – bis zu den Schultern in Gummibärchen begraben, die freie Hand
mit der Waffe krampfhaft in die Luft gereckt. Er sprang von dem Container
herunter und lehnte sich hilflos lachend dagegen.
„Wenn
es deine Heiterkeit zu lässt, würde ich es sehr begrüßen, wenn du mich hier
herausholst, Peter“, kam es wütend aus dem Container. „Und wenn du auch nur ein
Wort... nur ein einziges Wort... irgendjemand von dem erzählst, was hier
passiert ist, wirst du eines sehr langsamen und sehr schmerzvollen Todes
sterben.“
Peter
wischte sich die Lachtränen ab und kletterte wieder auf den Container. Er
versuchte das Grinsen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. „Vielleicht...
vielleicht sollte ich Hilfe holen“, schlug er lachend vor.
„Damit
ich hier einen ganzen Zoo kichernder und gackernder Polizisten ausgesetzt bin
und mich nirgends wo mehr blicken lassen kann?“, fuhr ihn Kermit an. „Damit es eine
offizielle Akte darüber geben wird, dass ich von einem Berg Gummibärchen
begraben wurde? Wage es, Peter – und du bist ein toter Mann.“
„Schon
gut. War nur ein Vorschlag.“ Peter klemmte sich die Taschenlampe unter den Arm
und streckte eine Hand nach Kermit aus. „Gib mir deine Waffe.“
Kermit
zeigte ihm die Zähne. „Nur über meine Leiche.“
„Ich
will nur sicher sein, dass du mich nicht erschießt.“ Peter griff vorsichtig
nach dem Lauf. „Na, los, gib sie her.“
Schließlich
gab Kermit nach. Peter klemmte die Waffe hinter eine der Metallstangen des
Container-Korsetts und ergriff die Hand seines Kollegen. Mit viel Gezerre von
Peters Seite – der sich immer wieder beherrschen musste, um nicht loszulachen
(was womöglich dazu geführt hätte, dass er sich zu seinem Freund gesellt hätte)
und heftigem Fluchen von Kermit gelang es den beiden schließlich, Kermit aus
seinem Dilemma zu befreien.
Kaum
hatte der Ex-Söldner wieder festen Boden unter den Füßen, holte er sich seine
Waffe zurück und setzte die Sonnenbrille auf die Nase. Dann machte er den
vergeblichen Versuch, seinen Anzug notdürftig zu reinigen.
Peter
lehnte grinsend an dem Container und sah ihm zu. „Hast du schon einmal daran
gedacht, einen Spezialisten aufzusuchen, um dein... hm... Problem... zu lösen?“
„Welches
Problem?“, knurrte Kermit drohend.
„Du
bist nach Gummibärchen süchtig!“
„Du
übertreibst“, erklärte Kermit mit aller Würde, die er um sich raffen konnte.
„Du
bist in einen Container gefallen, weil der mit Gummibärchen gefüllt war!“
„Ich
bin nicht gefallen, ich bin gesp...“ Kermit stoppte sich gerade noch
rechtzeitig selbst, bevor er etwas sagen konnte, das die Situation noch
verschlimmerte. „Auf jeden Fall bin ich kein Fall für einen Psychiater, falls
es das ist, was du sagen wolltest.“
Peter
grinste. „Ich dachte nicht an einen Psychiater.“
Kermit
stemmte die Hände in die Hüften. „An was dann?“, fragte er misstrauisch.
„An
einen Exorzisten.“ Peter begann wieder zu lachen.
Und
Kermit verfluchte den Impuls, der ihn dazu getrieben hatte, ein einziges Mal in
seinem Leben einer Schwäche nachzugeben...
Ende
Falls
mich jemand sucht (und er keine grüne Sonnenbrille trägt!) ich stecke in Caines
Kleiderschrank (und ich hoffe aus tiefstem Herzen, er hat einen!) denn wenn
Kermit mich findet... ich bin viel zu jung, um als Hühnerklein zu enden!!!
Antwort auf die
Challenge für August / September
Titel: Der Fall
Gummibär’
Autor: Lady Charena
Fandom: Kung Fu - Im Zeichen des Drachen
Paarung: Peter, Kermit und Unmengen völlig
unschuldiger Gummibärchen
Rating: Gen, Humor
Beta: T'Len
Archiv: ja
Summe: Peter und Kermit übernehmen einen
Überwachungsauftrag in einer stillgelegten Süßwarenfabrik. Was dazu führt, dass
der Ex-Söldner fast ein Opfer seiner Leidenschaft für Gummibärchen wird.
Triva: Kermit Griffins
Vorliebe für Gummibärchen ist Serien-canon. Ryan Malloy ist ein Charakter aus der Serie
„Auf schlimmer und ewig / Unhappily Ever After“
Disclaimer: Die Rechte
der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den
jeweiligen Inhabern (Warner, Michael Sloan). Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
„Dafür
schuldest du mir was, Caine“, murrte Kermit, als sie in einer Seitenstraße aus
Peters Auto stiegen. „Dafür schuldest du mir eine Menge.“ Er schob die Desert
Eagle in den Hosenbund und rückte seine Krawatte zurecht, während er seine
Erscheinung im Seitenspiegel des Stealth kritisch prüfte. „Karen... ich meine
Captain Simms... und ich wollten heute Abend Essen gehen. An der Marple hat ein
neues Steak-House eröffnet.“
Peter
zog den Kopf ein und grinste schief, als ob er sich wirklich vor der Rache des
Ex-Söldners fürchtete. „Aber Captain Simms musste zu einer überraschend
angesetzten Besprechung mit Commissionar Kincaid und keiner weiß, wie lange das
dauern wird. Außerdem sagt mein Vater immer, dass es nicht gut ist, Fleisch zu
essen. So gesehen habe ich deinen Abend sogar gerettet.“
„Trampel
nicht auf meinen Nerven herum, Peter!“ Kermit blickte drohend über den Rand
seiner Sonnenbrille. „Vergiss nicht, dass ich nicht die Beherrschung eines
Shaolinpriesters habe.“
Peter
verzog das Gesicht, schluckte aber klugerweise die Bemerkung hinunter, die ihm
in den Sinn gekommen war. Nämlich dass sich sein alter Herr und der Ex-Söldner
trotz Kermits Behauptung in Bezug auf Selbstbeherrschung in nichts nachstanden.
„Außerdem ist es nur eine simple Überwachung. Wir sollen denen vom 52sten
Revier sagen, wer sich von den hiesigen Dealern so alles hier herumtreibt. Ich
identifizier sie und du bist meine Rückendeckung.“ Er deutete auf eine rostige
Eisentür. „Da müssen wir rein. Auf dem Gelände gibt es massig Möglichkeiten,
sich zu verstecken.“
Kermit
sah sich um. „Nur eine simple Überwachung, ja?“, wiederholte er. „Das wäre das
erste Mal. Immer wenn ich mit dir zusammen bin, passiert irgendetwas
seltsames.“ Er schnupperte hörbar. „Wo sind wir hier überhaupt? Es riecht
merkwürdig.“
„Was
ist los? Hat ein Computervirus sämtliche Stadtpläne von deiner Festplatte
gelöscht?“, spottete Peter. „Das ist die Ryan Malloy Süßwarenfabrik. Sie ist
vor einem halben Jahr von den Gesundheitsbehörden geschlossen worden. Der
Besitzer war so gut wie pleite und hat irgendwelchen Müll in die Süßigkeiten
gerührt um Geld zu sparen, und das Zeug hat Allergien ausgelöst. Eine ganze
Reihe von Kindern und Erwachsenen sind krank geworden, bevor man ihm dahinter
kam und der Laden dichtgemacht wurde. In den Lagern müssen noch Tonnen von
Süßwaren liegen. Auf dem 52sten haben sie jetzt einen kleinen Dealer
geschnappt, der behauptet, hier würde jemand Ecstasy-Pillen herstellen.“
„Na
wenn das nicht der passende Ort dafür ist“, meinte Kermit sarkastisch und schob
seine Sonnenbrille zurecht.
Peter
öffnete die Tür, die ein schrilles, metallisches Quietschen von sich gab. Er
zuckte zusammen und hoffte, dass es im allgemeinen Straßenlärm untergegangen
war. Außerdem waren sich die Kollegen sicher gewesen, dass die Dealer einen
Eingang in einer weniger befahrenen Seitenstraße am südlichen Ende des
Fabrikgeländes benutzten. „Hör mal, Kermit – du kannst auch hier im Wagen auf
mich warten, während ich es mir da drin bequem mache und Schäfchen zähle.“ Er
wusste genau, dass ihn Kermit die Fabrik niemals ohne Rückendeckung würde
betreten lassen.
„Hast
du den Verstand verloren, Caine?“ Und Kermit reagierte erwartungsgemäß. „Ich
sitze doch nicht hier herum und drehe Däumchen.“
„Zusammen
oder gar nicht?“, fragte Peter mit einem Grinsen.
„Zusammen
oder gar nicht,“ bestätigte Kermit. „Außerdem habe ich meinen Laptop nicht
dabei, was sollte ich die halbe Nacht in deinem Wagen anfangen...“ Er folgte
Peter auf das Gelände der Süßwarenfabrik.
* *
*
Etwa
drei Stunden später hatte sich noch immer niemand blicken lassen. Kermit stand auf.
„Ich gehe mir mal ein wenig die Beine vertreten und sehe mich um.“
Peter,
der die letzte halbe Stunde damit verbracht hatte, mit einem Kugelschreiber ein
dekoratives Muster in die Oberfläche eines alten Bürotisches zu stanzen, sah
auf. „Sei’ vorsichtig“, meinte er. „Wenn dich jemand sieht...“
„Ja,
Mami. Peter, ich bin ein Profi“, seufzte Kermit. „Und ich bin schon wesentlich
länger in dem Geschäft als du.“
Mit
einem entschuldigenden Grinsen hob der Jüngere beide Hände in einer
entwaffnenden Geste.
Kermit
betrat durch eine weitere Eisentür, deren quietschende Angeln nach einer guten
Portion Öl schrieen, einen weiteren Lagerraum, in dem es nach Staub und fast
schon unerträglich süß roch. Im Schein seiner kleinen Taschenlampe entdeckte er
keine Spuren, dass sich hier seit Monaten jemand aufgehalten hatte. Weiter
hinten in dem Raum standen unter dicken Abfüllrohren eine Reihe von riesigen,
schmutzigweißen Plastikcontainern, die jeweils in einem Metallkorsett steckten,
damit sie auch schwere Lasten aushielten. Von einem dieser Container war die
Abdeckung entfernt worden. Kermit klemmte sich die Taschenlampe zwischen die
Zähne und kletterte daran hoch. Das war ein Kinderspiel und sein Anzug bekam
nicht mal ein Staubfädchen ab. Oben angekommen, leuchtete Kermit in die Tiefe
des Containers. Es schimmerte gelb, grün, rot, orange zurück. Gummibärchen. Der
Container war zu Zweidrittel mit Gummibärchen gefüllt. Hinter der dunklen
Brille weiteten sich Kermits Augen.
Nun
wusste zwar jeder, der es gewagt hatte, Kermits Allerheiligstes – und abgesehen
von wenigen, besonders tollkühnen Wesen betrat niemand das Büro des Ex-Söldners
uneingeladen – zu betreten, dass der Detective immer Gummibärchen zur Hand
hatte. Aber niemand wusste, vielleicht mit Ausnahme seiner Schwester Marilyn,
dass Kermit regelrecht nach Gummibärchen süchtig war. Wie andere Menschen in
Stresssituationen nach Zigaretten griffen, so griff Kermit in die Gummibärchen.
Und an arbeitsreichen Tagen kam er schon auf drei bis fünf Tüten.
Kermit
starrte in den Container. Die Gummibärchen starrten verlockend zurück. Hinter
den grünen Gläsern formte sich in Kermits sonst wenig der Schwärmerei
zugeneigtem Verstand eine fast unwiderstehliche Fantasie... einmal in einen
Berg von Gummibärchen eintauchen wie Dagobert Duck in die Münzen in seinem
Geldspeicher. Ja, auch Kermit Griffin hatte als Junge Comics gelesen...
Er
schüttelte den Kopf. „Das ist völlig schwachsinnig, Griffin“, sagte er zu sich
selbst. „Du verlierst den Verstand, Griffin. Es ist endlich soweit mit dir
gekommen, wie Paul dir immer prophezeit hat. Plem-plem, balla-balla,
durchgeknallt, reif für die Zwangsjacke.“
Trotzdem
kletterte er weiter hoch, bis er auf dem Rand des Containers saß. Und führte
dort die Diskussion mit sich selbst fort.
„Andererseits
ist niemand hier, der mich sehen könnte. Peter wird mich nicht so rasch zurück
erwarten und er kann ohnehin nicht weg. Es ist eine einmalige Chance.“
Kermit
nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie in die Tasche seiner Jacke. Dann
schwang er die Beine über den Rand des Containers, so dass er nun ins Innere
blickte.
„Du
bist komplett wahnsinnig, Griffin“, sagte er zu sich selbst – und ließ sich in
den Container fallen.
Doch
leider kam er nicht ganz in den erhofften Genuss. Denn unter ihm gaben die
Gummibärchen nach und bevor er sich versah, stak er bis zur Taille in einem
weißen Pulver. Unter den süßlichen Geruch der Gummibärchen mischte sich nun ein
stechendes Aroma nach Chemikalien.
Kermit
fluchte. Womöglich saß er mitten im Rohstoff für die nächste Charge Pillen. Und
wer würde die schon unter den Gummibärchen suchen? Nur ein völlig
schwachsinniger Ex-Söldner, der sich einbildete... Kermit versuchte, sich aus
dem Pulver zu befreien, doch ähnlich wie bei Treibsand brachte ihm das nur ein,
dass er noch ein wenig tiefer reinrutschte.
Es
blieb ihm nichts anderes übrig, als Peter anzurufen. Dummerweise hatte er das
Handy bei Peter gelassen. Aber da war immer noch die Desert Eagle...
Es schien
Stunden zu dauern, aber schließlich hatte er soviel von dem Pulver beiseite
geschaufelt, dass er an seine Waffe kam. Er zog sie hervor, blies sie sauber
und richtete die Mündung gegen die Decke. Der Schuss hallte wie Donner durch
den Lagerraum und das Geräusch von Metall gegen Metall zeigte an, dass seine
Kugel irgendetwas getroffen hatte – und davon abgeprallt war. Der Rückstoß
beförderte ihn tiefer in das Schlamassel, in dem er steckte. Und über ihm
begannen aus dem angeschossenen Abfüllrohr Gummibärchen zu rieseln...
* *
*
Kurze
Zeit darauf wurde Kermit mit einer Taschenlampe ins Gesicht geleuchtete und er
verfluchte den Gedanken, seine Sonnenbrille abgenommen zu haben. Vom oberen
Rand des Containers aus starrte ihn Peter ungläubig an.
„Verschwinde
und geh mir nicht auf die Nerven, Peter. Ich und der Rest meiner Würde wollen
genau hier drin sterben. Und zwar allein.“
Beruhigt
über den gewohnt knurrigen Ton von Kermits Stimme beruhigte sich der Detective
etwas. Im gleichen Moment wurde im die Absurdität der Lage klar, in der sich
Kermit befand – bis zu den Schultern in Gummibärchen begraben, die freie Hand
mit der Waffe krampfhaft in die Luft gereckt. Er sprang von dem Container
herunter und lehnte sich hilflos lachend dagegen.
„Wenn
es deine Heiterkeit zu lässt, würde ich es sehr begrüßen, wenn du mich hier
herausholst, Peter“, kam es wütend aus dem Container. „Und wenn du auch nur ein
Wort... nur ein einziges Wort... irgendjemand von dem erzählst, was hier
passiert ist, wirst du eines sehr langsamen und sehr schmerzvollen Todes
sterben.“
Peter
wischte sich die Lachtränen ab und kletterte wieder auf den Container. Er
versuchte das Grinsen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. „Vielleicht...
vielleicht sollte ich Hilfe holen“, schlug er lachend vor.
„Damit
ich hier einen ganzen Zoo kichernder und gackernder Polizisten ausgesetzt bin
und mich nirgends wo mehr blicken lassen kann?“, fuhr ihn Kermit an. „Damit es
eine offizielle Akte darüber geben wird, dass ich von einem Berg Gummibärchen
begraben wurde? Wage es, Peter – und du bist ein toter Mann.“
„Schon
gut. War nur ein Vorschlag.“ Peter klemmte sich die Taschenlampe unter den Arm
und streckte eine Hand nach Kermit aus. „Gib mir deine Waffe.“
Kermit
zeigte ihm die Zähne. „Nur über meine Leiche.“
„Ich
will nur sicher sein, dass du mich nicht erschießt.“ Peter griff vorsichtig
nach dem Lauf. „Na, los, gib sie her.“
Schließlich
gab Kermit nach. Peter klemmte die Waffe hinter eine der Metallstangen des
Container-Korsetts und ergriff die Hand seines Kollegen. Mit viel Gezerre von
Peters Seite – der sich immer wieder beherrschen musste, um nicht loszulachen
(was womöglich dazu geführt hätte, dass er sich zu seinem Freund gesellt hätte)
und heftigem Fluchen von Kermit gelang es den beiden schließlich, Kermit aus
seinem Dilemma zu befreien.
Kaum
hatte der Ex-Söldner wieder festen Boden unter den Füßen, holte er sich seine
Waffe zurück und setzte die Sonnenbrille auf die Nase. Dann machte er den
vergeblichen Versuch, seinen Anzug notdürftig zu reinigen.
Peter
lehnte grinsend an dem Container und sah ihm zu. „Hast du schon einmal daran
gedacht, einen Spezialisten aufzusuchen, um dein... hm... Problem... zu lösen?“
„Welches
Problem?“, knurrte Kermit drohend.
„Du
bist nach Gummibärchen süchtig!“
„Du
übertreibst“, erklärte Kermit mit aller Würde, die er um sich raffen konnte.
„Du
bist in einen Container gefallen, weil der mit Gummibärchen gefüllt war!“
„Ich
bin nicht gefallen, ich bin gesp...“ Kermit stoppte sich gerade noch
rechtzeitig selbst, bevor er etwas sagen konnte, das die Situation noch
verschlimmerte. „Auf jeden Fall bin ich kein Fall für einen Psychiater, falls
es das ist, was du sagen wolltest.“
Peter
grinste. „Ich dachte nicht an einen Psychiater.“
Kermit
stemmte die Hände in die Hüften. „An was dann?“, fragte er misstrauisch.
„An
einen Exorzisten.“ Peter begann wieder zu lachen.
Und
Kermit verfluchte den Impuls, der ihn dazu getrieben hatte, ein einziges Mal in
seinem Leben einer Schwäche nachzugeben...
Ende
Falls
mich jemand sucht (und er keine grüne Sonnenbrille trägt!) ich stecke in Caines
Kleiderschrank (und ich hoffe aus tiefstem Herzen, er hat einen!) denn wenn
Kermit mich findet... ich bin viel zu jung, um als Hühnerklein zu enden!!!