RP: Gebranntes Kind...
Disclaimer:
Alle hier dargestellten
Schauspieler und sonstige reale Personen gehören sich selbst, haben nie diese
Handlungen erlebt / vollzogen usw. Die Handlung entspringt einzig und allein
meiner Fantasie. Ich verdiene durch das Schreiben und Veröffentlichen dieser
Geschichte im Internet kein Geld und nutze sie auch sonst nicht für
kommerzielle Dinge.
Zusammenfassung:
Orlandos Leben gerät nach
einem Urlaub zu Hause aus den Fugen und nun ist es an seinen
Schauspielerkollegen, ihm unterstützend zur Seite zu stehen. Doch die Person,
die ihm während des ‚Herr der Ringe’-Drehs am meisten bedeutet, hat genau mit
seinem Verhalten die meisten Probleme. Warum? Und nimmt es für Orlando wirklich
einen guten Ausgang?
Rating: ab 18
Keine explizite (sexuelle)
Gewalt, jedoch Andeutungen auf Geschlechtsverkehr. Gewaltdarstellungen anderer
Art nur implizit und nicht ausführlich beschrieben. Jemand mit eigenen
psychischen Problemen sollte diese Geschichte jedoch besser nicht lesen.
Kapitel 1
„Endlich Ferien“, seufzte Elijah und ließ sich auf die Erde
plumpsen. „Ja, jetzt ist ein Jahr rum“, stimmte Ian H. zu, der Elijahs letzte
Worte gerade noch eben mitbekam, da er für eine Weile mit Peter geredet hatte.
Sie hatten die letzte Szene für dieses Jahr abgedreht und versuchten sich nun
irgendwie in Feierlaune zu bringen. Das erste Weihnachtsfest der Filmcrew stand
vor der Tür und die meisten würden es wohl in Neuseeland verbringen, bis auf
diejenigen mit kleineren Kindern und Orli, der ein wenig Heimweh hatte, sein
erstes Weihnachten ohne seine Mutter, Sam und Maude zu feiern. Und so hatte er
kurzerhand einen Flug ins gute, alte England gebucht.
Aber vorher hatten sie noch eine kleine Feier organisiert,
um den Ferienbeginn richtig einzuleiten. Viggo war mit Craig, Sean B. und Ian
McK. Ins nahe gelegene Örtchen gefahren, um etwas zu knabbern und ein bisschen
Alkohol zu kaufen. „Um die Zunge zu lösen“ wie Billy sich ausgedrückt hatte.
Aber es gab so kurz vor den Ferien noch einen anderen Grund zu feiern: Zwei der
Darsteller von den „Zwei Türmen“ waren eingetroffen und die Gefährten wollten
sie richtig in ihre kleine Gemeinschaft aufnehmen. Als erstes war Bernard Hill
erschienen, der Theoden, den Herrscher über Rohan, spielen sollte. Danach hatte
Fran dann Miranda Otto vom Flughafen abgeholt, die die Rolle der Eowyn bekommen
hatte.
Sie hatten sich für den Abend bei Viggo und Sean B.
verabredet, die sich ein Haus teilten, da es alleine „zu langweilig sei“,
meinten sie. Sie waren alle neugierig auf Miranda und Bernard und hatten sich
schon vorher einige Filme mit den beiden angeschaut.
Und jetzt war es soweit: Die letzte Klappe war gefallen,
Peter hatte seinen Regisseurstuhl zusammengeklappt und die Hobbits waren in der
Maske, um sich wieder zurückverwandeln zu lassen.
Der Reihe nach klingelten sie nun bei Sean B. und Viggo und
wurden sofort in das Riesenwohnzimmer geführt, das den meisten Platz im Haus
einnahm. Der Tisch war ganz an die Wand gerückt und auf dem Boden lagen jede
Menge Sitzkissen. Die drei ältesten Darsteller hatten schon auf der Couch Platz
genommen und begrüßten jeden mit lautem Hallo. Als letzte kamen Sean A. und
Elijah, die Miranda und Bernard unterwegs aufgelesen hatten. Die beiden wurden
von Viggo zu den zwei verbleibenden Ehrenplätzen auf der Couch geführt und
aller Augen richteten sich neugierig auf sie.
Billy wollte gleich mit einem ganzen Fragenkatalog
herausplatzen, wurde aber von Christopher mit einem scharfen Blick zum
Schweigen gebracht.
„Liebe Freunde“, begann da Ian H. „Wir haben uns heute hier
versammelt, um zwei unserer zukünftigen Mitspieler zu begrüßen. Sie werden mit
uns die nächsten zwei Jahre hier in Mittelerde verbringen und wir möchten ihnen
zeigen, dass sie sich immer auf uns verlassen können und wir ihnen gerne mit
Rat und Tat zur Seite stehen. Also, herzlich willkommen, Miranda und Bernard.“
Klatschen und freundliche Hallo’s ertönten.
Sean B. erhob sich nun seinerseits und dankte Ian H. für seine kurze Ansprache. Gerade wollte er
noch etwas hinzufügen, da konnte Billy doch nicht mehr an sich halten und
schnitt ihm kurzerhand das Wort ab. „Habt ihr den Herrn der Ringe überhaupt
schon gelesen? Mögt ihr Tiere? Könnt ihr reiten? Habt ihr schon mal auf einem
Surfbrett gestanden? Umpf...“ Das Kissen, das Liv ihm an den Kopf warf, stoppte
seinen Redeschwall ganz schnell. „Lass sie doch erst mal auf eine Frage
antworten, Pip.“ Mehr bekam sie auch nicht raus, da sie nun ihrerseits ein
Kissen abkriegte.
„Also, dann mach ich mal den Anfang“, meinte Bernard grinsend,
„damit Miranda noch ein bisschen mehr Zeit hat.“ Diese wischte sich gerade die
Lachtränen aus den Augen.
„Ich habe den Herrn der Ringe als Jugendlicher geschenkt
bekommen und ihn in einer Woche durchgelesen. Allerdings habe ich nie geglaubt,
dass er mal verfilmt und ich sogar darin mitspielen würde. Mein
Lieblingscharakter war übrigens Elrond. Er ist so weise und klug, ich habe mir
immer gewünscht, dass ich auch so klug wäre. Dann hätte ich nicht so viel für
die Schule tun müssen. Tiere mag ich sehr gerne, auch wenn ich zugebe, dass ich
das Reiten erst noch lernen muss. Aber ich habe keine Angst vor Pferden und so
werden wir uns wahrscheinlich schnell aneinander gewöhnen können. Meine Eltern
haben immer noch zwei Katzen und drei Kaninchen und bei uns waren Tiere immer
willkommen. Surfen kann ich leider nicht und bin auch nicht so wild darauf, es
auszuprobieren, aber Schach spiele ich sehr, sehr gerne. „ „Dann kannst Du Dich
ja in Zukunft mit Sean um die schwarzen oder weißen Figuren streiten. Er spielt
mit einer Leidenschaft, die uns manchmal zur Weißglut bringt, wenn er wieder
jemanden zu einer Partie überreden will“, erklärte Hugo. „Und ach, schön, dass
Elrond Dir gut gefallen hat. Es ist wirklich eine faszinierende Rolle.“
„Und was ist mit Dir, Miranda? Erzähl Du uns auch ein
bisschen von Dir“, bat Cate. „Na gut, dann erbarme ich mal Billys und euer
aller Neugierde“, sagte diese recht fröhlich. „Ich bin mit meinen Geschwistern
bei meinem Onkel groß geworden. Er hatte eine große Farm mit vielen Tieren:
Hunde, Katzen, Pferde, sogar ein paar Hühner. Wir bekamen von ihm recht früh
Reitunterricht und jeder von uns hatte ein oder zwei eigene Tiere, für die er
allein verantwortlich war. Mir schenkte er zwei Hunde. Einen Schäferhund, den
ich als Kind nach meinem Lieblingshund Rin Tin Tin taufte und einen kleinen
weißen Terrier mit Namen Struppi. Das waren meine ‚Helden’ in der Tierwelt der
Bücher. Herr der Ringe habe ich erst angefangen zu lesen, als ich den Anruf von
meiner Agentin bekam, ob ich nicht Lust hätte, an dem Vorsprechen teilzunehmen
und ich muss schon sagen, ich bin sehr glücklich an diesem Projekt teilnehmen
zu können. Surfen habe ich auch schon mal ausprobiert, allerdings lag ich mehr
im Wasser, als dass es richtig funktioniert hätte.“
„Dem können wir Abhilfe schaffen“, rief Dom vorlaut
dazwischen. „Was meinst Du, Orli? Orli???“ „Häh, ´schuldige. Was meintest Du?”
„Sag mal, bist Du am helllichten Abend schon am Schlafen? Wir haben noch nicht
mal 9 Uhr!“ „War halt mal eben kurz geistig abwesend. Klärt mich jetzt endlich
mal einer auf, was ihr von mir wollt?“ „Miranda hat gerade erzählt, dass sie
gerne ein bisschen Nachhilfe im Surfen hätte. Da könnten wir doch gleich morgen
anfangen, oder nicht?“ „Wenn sie möchte, gerne.“ Orli hatte ein breites Grinsen
im Gesicht. Das würde ein lustiger Tag werden mit Miranda. Er war so hin und
weg gewesen von ihrer Stimme, dass er gar nicht auf das geachtet hatte, was sie
zuletzt berichtete. Aber aus einem anderen Grund, als den, den Dom zu erraten
meinte, als er Orli einmal tief in die Augen schaute...
Kapitel 2
Der Abend war richtig schön gewesen: Alle hatten sich lange
unterhalten, etwas getrunken und sich gut amüsiert.
Bernard und Sean B. hatten sich bald nach Billys
‚Fragerunde’ in eine stille Ecke verzogen und angefangen, Schach zu spielen.
Cate schaute ihnen über die Schultern. Die anderen saßen kreuz und quer auf dem
Boden und erzählten sich gegenseitig etwas: wie sie es fanden, bei diesem
Filmprojekt mitzuwirken, über den notwendigen Reit- und Fechtunterricht, über
die Elbensprachen und die Unterschiede zwischen den einzelnen Völkern.
Orlando hatte immer wieder gebannt auf Miranda geschaut und
gehofft, dass sie es nicht bemerken würde. Sie hatte es auch nicht, wohl aber
Dom, der dann gleich auch Billy davon in Kenntnis setzen musste. Die beiden
ahnten allerdings nicht, was Orli so an Miranda faszinierte. Sie tippten
abwechselnd auf ihre Augen, ihre Nase, ihre Haare und noch ein paar weitere
Körperteile, aber auf ihre Stimme kamen sie nicht.
Wie sollten sie auch? Sie hatten schließlich noch nie mit
Samantha, Orlis Schwester, gesprochen, sonst wäre ihnen diese Ähnlichkeit schon
längst aufgefallen. Orlando bereute es schon, den Flug gebucht zu haben. Hätte
er schon vorher persönlich mit Miranda geredet, wäre er gar nicht auf den
Gedanken gekommen, Weihnachten nicht in Neuseeland verbringen zu wollen. Nun
fühlte er sich auch hier wohl und geborgen. Aber es half nichts: Morgen abend
musste er am Flughafen sein und ins Flugzeug nach London steigen. Seine kleine
Familie wusste schon von seinem Kommen und irgendwie hatte er doch Sehnsucht
nach ihnen, auch wenn das Heimweh schlagartig abgenommen hatte.
Bald nach Mitternacht verabschiedeten sich Liv und Viggo.
Die beiden sollten morgen noch mal zu Peter kommen, der mit ihnen die ersten
Szenen, die nach den Ferien gedreht werden sollten, durchgehen wollte. Der
Regisseur wollte als erstes alle Szenen in Bruchtal drehen, da die Crew dann
schon mal diese Kulissen abbauen konnte. Auch die drei ältesten Mitglieder –Ian
Mck., Ian H. und Christopher- gingen ziemlich bald, da sie doch anfingen müde
zu werden, obwohl sie „gerne noch länger geblieben wären“.
Und so waren dann die mittleren bis jüngsten Schauspieler
noch übrig geblieben, die nun Pläne für den Surfunterricht machten. Die Hobbits
wollten noch ein Surfbrett für Miranda organisieren, während sie und Orli für
die notwendige Verpflegung sorgten. Ein Tag am Strand macht ganz schön hungrig,
meinte Elijah, der nach reichlich Konsum von Alkohol doch anfing, zu gähnen.
Sean A. schnappte ihn sich kurzerhand und überredete ihn, mit nach Hause zu
kommen, damit am anderen Morgen kein Kater das nasse Vergnügen verpatzen
konnte.
Die beiden teilten sich, wie die meisten anderen
Schauspieler auch, ein Haus, um schneller einen besseren Draht zu einander zu
finden. Nur Orli, Craig Parker und Ian McK. hatten jeder ein kleines Häuschen
ganz allein für sich: Orli, da er noch keinen der anderen vorher schon mal
irgendwie gesehen hatte und Ian McK., da ihn gelegentlich sein Freund besuchte.
Craig kam aus Neuseeland und so konnte er einfach zu Hause wohnen bleiben.
Am anderen Morgen trafen sich die Hobbits, Orli und Miranda
schon recht früh am Strand, da Orli und Sean A. noch ein paar Sachen für die
Reise zusammenpacken mussten. Sie hatten viel Spaß: Am Anfang lagen die etwas
Ungeübteren, vor allen Dingen Dom und Miranda recht oft im Wasser, aber bald
darauf hatten auch sie den Bogen endgültig raus und jagten den anderen durch
das Wasser hinterher. Sie riefen sich gegenseitig Aufmunterungen zu, wenn
wieder mal eine große Welle angerast kam oder brüllten sich Witze zu, um die
anderen zum Lachen zu bringen. Bernard und Sean B. erschienen auch mal auf der
Bildfläche, um die sechs zu begutachten, verzogen sich aber bald wieder. Die
zwei ‚Menschen’ hatten am Abend vorher recht schnell Freundschaft geschlossen
und verbrachten nun die meiste freie Zeit zusammen, ein kleines
Taschenschachbrett immer dabei. Hugos trockener Kommentar dazu war nur: „Da
haben sich die richtigen gefunden!“ Er war heilfroh, dass Sean B. ihn nun in
Ruhe ließ und er nie wieder eine Schachfigur anrühren musste. Er und Marton
waren nämlich bisher immer die bevorzugten Opfer gewesen, da sie –genau wie
Sean B. auch- nicht mehr so viele Szenen hatten und so immer mehr Zeit neben
als auf dem Set verbrachten.
Jetzt kam der Nachmittag heran und alle fingen an, ihre
Ausrüstung zusammen und in die Autos zupacken. Sie mussten langsam los, wollten
sie nicht die Flieger für die zwei Heimkehrer verpassen. Orli fragte noch: „Wem
kann ich denn mein ganzes Obst vermachen? Die zwei Wochen hält es bestimmt
nicht aus, ohne gegessen zu werden!“ Und er fing an, übers ganze Gesicht zu
strahlen als neben Elijah auch Miranda sagte: „Mir.“ Sie fuhren zusammen zu
Orlis Haus, das ein wenig ab vom Strand lag und bekamen von ihm zwei Tüten mit
allem möglichen Obst ausgehändigt. Orli suchte noch ein, zwei Pullover
zusammen, nahm seine Tasche, schmiss sie ins Auto und gemeinsam fuhren sie den
anderen nach zum Flughafen. Die Zurückbleibenden wollten dann die Autos mit
zurücknehmen und die beiden nach zwei Wochen wieder am Flughafen einsammeln.
Kapitel 3
Als die anderen abgefahren waren, gingen Sean und Orlando
ins Flughafengebäude hinein, gaben ihre Koffer an den jeweiligen Schaltern auf
und bummelten noch ein wenig über die ‚Geschäftsstraße’ des Flughafens. Sean
suchte noch nach einem Mitbringsel für seine kleine Tochter, die schon ganz
gespannt darauf war, endlich ihren Vater wieder zu sehen. Dann tranken sie noch
einen Kaffee zusammen und begaben sich anschließend zu den jeweiligen
Ausgängen.
Als Orlando durch die Sicherheitssperre ging, hatte er sein
erstes ‚Schockerlebnis’. Sooft war er schließlich noch nicht geflogen und das
Piepen der Detektoren erschreckte ihn immer wieder. Diesmal war es seine
Gürtelschnalle und ein kleines silbernes Metallkreuz, das er um den Hals trug.
Doch die Beamten winkten ihn durch und er konnte sich endlich hinsetzen und
noch ein bisschen dösen. Sein Flug sollte erst in einer Stunde aufgerufen
werden.
Er hoffte nur, dass die Gepäckverteiler nicht allzu grob mit
seinem Koffer umgingen. Darin waren schließlich seine Weihnachtsgeschenke für
seine Familie und seinen besten Freund: Ein Didgeridoo für Atti, eine
Maori-Maske für Sam und für seine Mutter eine kunstvoll gestickte 1*1 Meter
Flagge von Neuseeland. Sonia Bloom und ihr Mann hatten von jedem Land, das sie
bereist hatten, eine Flagge mitgebracht und ein Kellerraum in ihrem Haus war
vollständig damit ‚tapeziert’. In dieses Zimmer setzte sich Orlando gerne, um
an seinen Vater zu denken oder im Stillen mit ihm Zwiesprache zu halten. Und
soweit er wusste, fehlte Neuseeland noch.
Orlando schreckte hoch, als eine monotone Stimme durch die
Lautsprecher seinen Flug ansagte. Zum Glück war er schon im Aufenthaltsbereich
des entsprechenden Ausgangs und musste sich nicht sehr beeilen.
Als das Flugzeug ein wenig ruckelig abhob, krallte Orli sich
in seinem Sitz fest und war froh, als es richtig in der Luft war.
Nach einer Stunde Flug kam eine Stewardess mit dem Essen
vorbei und er entspannte sich noch mehr. Es gab Blattspinat mit einem Schnitzel
und ein Stück Kuchen. Dazu Tee, Kaffee oder etwas Kaltes zu trinken. Das
Schnitzel ließ er angeekelt liegen, aber der Spinat schmeckte wirklich gut. Er
ließ sich ein Kissen und eine Decke geben, rollte sich in seinem Sitz zusammen
und schlief erst mal eine Runde.
Er wachte erst auf, als sie schon über Asien waren und bald
den Ural überfliegen sollten. Orli streckte und reckte sich, gähnte und rieb
sich die Augen. Bald würde er zu Hause sein und übermorgen war schon
Weihnachten. Zum Glück hatte er ja schon in Neuseeland Geschenke gekauft und
konnte den ersten Tag ganz mit seiner Familie verbringen.
Kurz darauf nickte er wieder ein und glitt bald in einen
alptraumhaften Schlaf hinüber.
Er sah vor seinem
inneren Auge seine Familie und seine Freunde, die alle ein schwarzes Kreuz und
zwei kleine Skelette in den Händen hielten und auf ihn mit drohenden Gebärden
zukamen. Dann sah er seinen Vater, der ihn umarmen wollte und zu ihm sagte:
„Komm zu uns! Deine Familie wartet nur noch auf Dich! Du bist der langsamste
von uns allen! Das ist nicht gut! Las alles hinter Dir und komm! Du musst es
nur wollen!“ Orlando fühlte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte und er
drehte sich um. Er versuchte, zu schreien, doch es ging nicht: Vor ihm standen
Sam und seine Mutter. Beide sahen aus wie halbverfaulte Skelette.
Er fing an, um sich zu schlagen und wachte dadurch auf, dass er an den Sitz vor
ihm stieß.
Kapitel 4
Orlando packte sich mit beiden Händen an den Kopf. Was war
das gewesen? Ihm schauderte bei der Erinnerung an seinen Traum. Jetzt brauchte
er erstmal etwas Süßes. Zum Glück hatte er etwas Schokolade eingepackt, die er
jetzt langsam knabberte. Seine Nerven flatterten noch immer und auf einmal
wünschte er sich, schon zu Hause zu sein. Er hatte Angst, große Angst sogar.
Das hatte der Ausspruch seines Vaters im Traum bewirkt. Wieso war er langsam?
Zu langsam? Wieso war er der einzige, der noch fehlte? Ihm gingen diese
Gedanken während des ganzen Fluges nicht mehr aus dem Kopf.
Endlich war der große Augenblick gekommen: die Landung. Er
hoffte nur, dass er schnell sein Gepäck bekommen würde und dann bald seine
Mutter, seine Schwester Sam und Maude in die Arme schließen konnte.
Er stieg in den bereitstehenden Bus, der die Passagiere nach
einer kurzen Fahrt am Terminal absetzte. Alle stürzten auf das Gepäckband los
und wollten sich den besten Platz sichern. Orlando stellte sich ganz hinten an;
er wollte nicht auffallen, da er bei dem Gedanken an seinen Traum immer noch
anfing zu zittern. Schließlich hatte er seinen Koffer und seinen Rucksack und
wandte sich dem Ausgang zu.
Da standen sie: seine Mutter Sonia, seine Schwester und sein
bester Freund André Schneider mit Maude an der Leine. Diese wollte sich schon
vor lauter Aufregung und Freude losreißen. Daher beeilte sich Orlando zu der
kleinen Gruppe zu gelangen und seinen Hund erstmal ausgiebig zu kraulen. Maude
schleckte ihm über das Gesicht und ihr Herrchen fing an zu lachen. „Hör auf
Maude! Das kitzelt!“
Nach ein paar Minuten hatte sich Maude soweit beruhigt, dass
Orli auch die drei anderen ‚Abholer’ begrüßen konnte. „Na, dann lasst uns mal
los;“ meinte Sam. „Kommst Du noch mit zu uns zum Essen, André?“ „Wenn ihr mich
noch länger ertragen könnt“, erwiderte dieser lachend. „Ja klar, natürlich
kommen Sie mit. Sie sind doch Orlandos bester Freund!“ stimmte Sonia Bloom dem
Wunsch ihres Sohnes zu. „Allerdings bekommt dann jeder etwas weniger. Wir
können ja hinter noch in ein Kaffee gehen.“
Gesagt, getan. Nachdem sie sowohl sich und Maude als auch
Orlandos Gepäck in Sonia Blooms kleinem Auto verstaut hatten, fuhren sie
zunächst in nördlicher Richtung um London herum und schließlich durch die
schöne Landschaft Kents, des „Gartens von England“. Nach 2.5 Stunden Fahrzeit
kamen sie endlich in Canterbury an. Orlando öffnete die Tür und Maude war mit
einem Satz aus dem Wagen gesprungen. Die anderen auch stiegen aus und André
half Orlando, das Gepäck ins Haus zu tragen. „Zum Glück hat es bisher noch
nicht so viel geschneit“, witzelte André. „Sonst würden Dich eure Zaunpfähle
jetzt wie Schneemänner begrüßen!“ „Was nicht ist, kann ja noch werden! Schön
wäre es auf jeden Fall. In Neuseeland ist es um diese Zeit eher sommerlich. Auf
den Schnee habe ich mich ganz besonders gefreut!“ „Jetzt kommt erstmal rein, so
besonders warm ist es hier draußen bestimmt nicht. Ansonsten friert ihr hier
noch fest und wenn es dann heftiger schneit, seht ihr aus wie Schneemänner!“
setzte Samantha hinzu. „Da hast Du wohl recht, Schwesterchen!“
Sonia Bloom war schon ins Haus gegangen, Sam schloss noch
das Tor und ging dann gemeinsam mit den beiden jungen Männern hinein.