Fußballfieber
T’Len
2006
Fandom:
SK Kölsch
Kategorie:
G, Humor
Hinweise:
Challenge-Antwort
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe:
Jupp sucht verzweifelt WM-Karten, doch jeder scheint Glück gehabt zu haben, nur
er nicht.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Nicht mal für Ghana? Oder
Togo? Angola? Die können doch nicht alle ausverkauft sein. Das
interessiert doch wirklich keinen. Und wenn du mich als deinen Gehilfen
ausgibst? Das geht nicht? Was heißt hier, Sicherheitsbedenken? Ich bin bei der
Polizei, Mann! Also echt, du bist ein schöner Freund. Glaub nicht, dass ich dir
noch mal einen Gefallen tue. Und Anschreiben in der Kneipe ist auch nicht
mehr.“
„Verdammt“, wütend knallte Jupp Schatz den Telefonhörer auf.
„Die Welt zu Gast bei Freunden, dass ich nicht lache. Schöne Freunde.“
„Was ist denn los?“, wollte sein Kollege Falk von Schermbeck
wissen.
“Ich wollte WM-Tickets. Ich dachte mein Bekannter, der beim FC arbeitet, kann
mir welche besorgen.“
„Der, der Platzwart ist?“, hakte Falk nach.
„Na und, ist doch egal ob Platzwart oder Manager“, gab Jupp
wütend zurück. „FC ist FC. Und jedenfalls ist er im Stadion beschäftigt.
Außerdem lässt er bei Mutti immer anschreiben. Da kann er mir doch wirklich mal
einen Gefallen tun.“
„Warum hast du dich nicht ganz normal um Tickets beworben?“,
wollte Falk wissen. „War doch klar, dass es nur über offizielle Wege geht.“
“Bei den Millionen von Bewerbern?“, antwortete Jupp. „Da hast du doch eh keine
Chance. Ich dachte, ich krieg die schon so. Bei meinen Kontakten.“
„Und nun stehst du im Abseits“, stellte Falk ruhig fest.
„Eine Woche vor Beginn wirst du auch keine Karten mehr über den normalen
Verkauf bekommen.“
„Danke, dass du mich daran erinnert“, bemerkte Jupp bissig.
„In der Kneipe mit Kumpels Fußball zu kucken ist doch auch
ganz schön“, versuchte Falk zu trösten. „Oder geh zum Fanfest an der
Großbildleinwand.“
„Das ist aber nicht dasselbe wie live im Stadion. Aber was
verstehst du schon von Fußball?“, wollte Jupp wissen.
„Ich habe immerhin selbst einmal gespielt, während meiner
Zeit beim BKA“, erwiderte Falk.
„Du?“, fragte Jupp ungläubig.
„Beim FC Grün-Weiß Queer-Treffer, im Sturm“, erklärte Falk.
„Was ist das denn für ein komischer Verein?“
„Eine schwule Polizeimannschaft in Wiesbaden.“
Jupp fiel fast vom Stuhl. Schwule Polizisten, die Fußball
spielten. Also echt, Sachen gab’s die gab’s gar nicht. Und Falk konnte er sich
nun wirklich nicht als Lukas Podolski-Verschnitt vorstellen. „Habt ihr da auch
manchmal den Ball eingelocht oder nur... was anderes? Hey, da bekommt
Manndeckung glatt eine ganz neue Bedeutung. Und die Fankurve war bestimmt ganz
in Rosa“, stichelte er.
Falk verdrehte in gespielter Entrüstung die Augen. Er kannte
ja Jupps Sprüche nur zu gut und nahm sie in der Regel nicht allzu ernst. „Hast du
nicht das Interview mit dem Präsidenten vom FC St. Pauli vor ein paar Wochen
gelesen? Er meint, dass es in jeder Bundesligamannschaft Homosexuelle gibt und
auch in der Nationalmannschaft.“
„Der spinnt“, erklärte Jupp kategorisch. „Bei meinem FC Köln
spielt nie im Leben eine Schwuchtel.“
„Wer weiß“, sagte Falk vieldeutig. „Man hört in den
Szenekneipen so einiges.“
Doch Jupp winkte nur entrüstet ab. „Nie im Leben, glaub’
mir.“
„Und ihr Tunten habt echt Fußball gespielt?“, wollte er dann
wissen. „Ist ja fast noch unvorstellbarer als Frauenfußball:“
„Ja, stell dir vor“, gab Falk bissig zurück „Tunten und Frauen spielen auch Fußball. Es
gab sogar mal eine Schwulen-WM in Köln. Und die deutschen Frauen sind sogar
Weltmeister. Ganz im Gegensatz zu euch Männern.“
„Das wird sich ändern“, war sich Jupp sicher. „Wir werden es
packen. Nur leider ohne mich.“
„Warum hast du dich nicht wenigstens für einen
Polizeieinsatz beworben?“, fragte Falk. „Vielleicht wärst du ja im Stadion
eingesetzt worden und hättest wenigstens einiges vom Spiel sehen können.“
„Hab’ ich ja“, antwortete Jupp. „Sogar in Leipzig. Ich
dachte, die da drüben könnten bestimmt Aufbauhilfe gebrauchen.“
„Und?“, wollte Falk wissen.
“Sie zeigten mir die rote Karte. Kein Bedarf für Leute von der Kripo.“
In diesem Moment kam Achim Pohl ins Büro der beiden. „Die
Chefin will euch sprechen. Es geht um die Weltmeisterschaft.“
///
„Auch wenn unser Team nicht zum direkten WM-Einsatz
abkommandiert ist“, sagte Gesine Westphal in ihrem Büro. „So müssen wir doch
mit erhöhter Einsatzbereitschaft rechnen, sollte es zu irgendwelchen
unerfreulichen Zwischenfällen kommen. Ich wüsste gern, wer von Ihnen an welchem
Tag garantiert nicht zur Verfügung steht, weil er Tickets hat. Dies soll
natürlich im Dienstplan berücksichtigt werden, damit Sie alle zu Ihrem
Vergnügen kommen.“
„Ich kann nicht am 12., 17. und 22.“, sagte Gino Bruni.
„Sag bloß, du hast Tickets?“, wollte Jupp wissen.
“Klar, für die Spiele von Italien in Hannover, Kaiserslautern und Hamburg“, erwiderte
der junge Mitarbeiter. „Hat mir mein Onkel besorgt, der hat gute Kontakte zum
italienischen Fußballverband. Wenn die Spieler endlich mal ihre Elfer besser
verwandeln als bei den letzten Weltmeisterschaften und die Schiedsrichter nicht
immer auf die Schwalben der Gegner hereinfallen wie in Korea, werden wir
diesmal garantiert Weltmeister“, sagte er mit Überzeugung.
“Also ich tippe ja auf Argentinien“, erwiderte Achim Pohl. „Und ich bin am 16.
in Gelsenkirchen zum Spiel gegen Serbien-Montenegro, habe zwei Tickets in einem
Preisausschreiben gewonnen.“
„Also ich mag ja lieber Holland“, sagte Marie Weiß. Die
Pathologin war gerade ins Büro gekommen, um den Obduktionsbericht ihres neusten
Falles vorbeizubringen.
„Sie interessieren sich auch für Fußball?“, wollte Jupp
ungläubig wissen.
“Natürlich. Ich werde mir mit einer Freundin sogar zwei Spiele in Stuttgart und
Frankfurt ansehen:“
„Ich fass’ es nicht“, stöhnte Jupp. „Wie sind Sie an Karten
gekommen.“
„Ganz normal über den Internet-Verkauf“, erwiderte die
Pathologin. „Tippen tu ich übrigens auf Brasilien als Weltmeister.“
„Vielleicht sollten wir wetten, wer Weltmeister wird“,
schlug Pohl vor.
„Nicht im Büro“, befahl Gesine Westphal. „Ich bin übrigens
am 18. und 22. nicht da. Jupp, da müssen Sie unbedingt im Dienst sein.“
„Sicher“, stöhnte Schatz. „Ich hab’ ja eh nichts besseres
vor.“
„Und welche Spiele sehen Sie?“, wollte Gino wissen.
„Brasilien –Japan in Dortmund und Brasilien – Australien in
München“, antwortete Gesine Westphal. „Die Brasilianer sind auch meine
Favoriten.“
Jupp verdrehte die Augen. Wieso hatte hier jeder Tickets nur
er nicht. Normalerweise hätte er ja versucht, zumindest einem seiner Kollegen
zwei Karten für sich und seinen Sohn abzuschwatzen und gegebenenfalls auch für
viel Geld abzukaufen. Schließlich mussten die ja nicht unbedingt gleich mehrere
Spiele sehen. Aber er wusste ja, wie schwer es war, die personengebundenen
Tickets zu übertragen. Das konnte er also so kurzfristig auch vergessen. Nicht,
dass er wirklich dran glaubte, jemand hätte sich erweichen lassen.
Offensichtlich wollten ja selbst die größten Fußballmuffel bei dieser WM
unbedingt live dabei sein und er als wahrer Fan blieb natürlich draußen.
„Und Sie, Falk?“, wollte Westphal wissen.
Von Schermbeck reichte ihr einen Zettel. „Da steht drauf,
wann ich nicht kann.“
„Du... hast... auch...
Karten?“, fragte Jupp, jedes Wort einzeln betonend.
Falk lächelte ihn nur an.
///
„Ich fass’ es immer noch nicht“, sagte Jupp, als sie später gemeinsam
das Gebäude verließen, zu Falk. „Jeder hat Karten bekommen nur ich nicht. Man,
ich würde sogar nach Nürnberg oder Hamburg fahren, um wenigstens einmal ein
Spiel live auf dem Rasen zu sehen. Und Flo hatte es sich doch auch so
gewünscht.“
„Ich dachte, nachdem der FC abgestiegen ist und nun Prinz
Poldi noch zu den Bayern wechselt, ist seine Fußballbegeisterung nicht mehr so
groß“, sagte Falk.
„Quatsch, was ein echter Fan ist, der geht mit seiner
Mannschaft durch alle Höhen und Tiefen. Außerdem steigen wir gleich wieder auf,
auch ohne diesen Verräter“, antwortete Jupp und seufzte. „Welche Spiele siehst
du eigentlich und woher hast du Karten?“
Falk blieb stehen und zog einen Umschlag aus seiner
Manteltasche. „Ich wollte es euch eigentlich erst heute Abend geben, wenn wir
bei deiner Mutter essen, aber bevor du mir noch in Depressionen verfällst.“ Er
reichte Jupp den Umschlag.
„Was ist das?“, fragte der.
Falk lächelte „Zu Gast bei Freunden. Mach auf!“
Jupp riss den Umschlag auf – und hielt WM-Tickets in der
Hand. Für sich, Flo und Falk. Karten fürs Eröffnungsspiel in München, das
Finale in Berlin und die anderen zwei Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft,
die in Dortmund und Berlin stattfinden würden. Nicht irgendwelche Karten,
VIP-Tickets.
Jupp starrte von den Karten auf Falk und zurück wieder auf
die Karten, um dann ungläubig erneut Falk anzusehen. „Wie?“, brachte er
schließlich als einziges Wort hervor.
„Mein Vater ist mit dem Geschäftsführer einer der
Hauptsponsoren gut befreundet“, erklärte Falk. „Und die bekamen Tickets zur
Verfügung gestellt.“
Jupp, noch immer ziemlich sprachlos, und nicht wissend, wie
er dem Freund mit Worten danken sollte, fiel Falk einfach um den Hals und
küsste ihn stürmisch auf die Wange.
Und einmal scherte sich Jupp Schatz garantiert nicht darum,
wer ihn sehen oder was jemand von ihm denken könnte, dass er mitten vor dem
Polizeipräsidium seinen schwulen Kollegen küsste.
Ende
Fortsetzung in Eigentor