Titel: Ich hab dich zum Fressen gern...
Serie: Star Trek – TOS
Episoden: ---
Autor: Lady Charena / November 2001
Charaktere: James T. Kirk, Spock
Pairing: Kirk/Spock
Rating: Humor/Parodie, slash, pg12
Worte: 4166
Beta: T‘Len
Summe: Es war einmal vor langer, langer Zeit ein junger Prinz namens Spock, der
von einer bösen Hexe - die einen tiefen Groll gegen den König hegte, der sie in
ihrer Jugend abwies, um eine andere zu heiraten - in einen Wolf verwandelt
wurde.
Anmerkung: Ein weiteres Kirk/Spock-Märchen aus dem TOS-Sisters Fanzine „Es war
einmal...“ basierend auf „Rotkäppchen und der böse Wolf“.
Disclaimer: Star Trek gehört Paramount/Viacom. Bei dieser Story handelt sich um
nicht-kommerzielle Fanfiction, es wird keine Verletzung von Urheberrechten
beabsichtigt.
Es war einmal vor langer, langer Zeit ein junger Prinz namens Spock, der von
einer bösen Hexe - die einen tiefen Groll gegen den König hegte, der sie in
ihrer Jugend abwies, um eine andere zu heiraten - in einen Wolf verwandelt
wurde.
Viele Jahre lebte der Königssohn so in Wolfsgestalt in den Wäldern seines
Vaters und kein Jäger durfte einen Wolf töten - denn er hätte ja aus Versehen
den Prinzen treffen können.
Doch als der alte König starb, erinnerte man sich kaum noch daran, warum die
Wolfsjagd verboten war. Die Königin war jung vor Gram über den Verlust ihres
einzigen Kindes gestorben und auch viele der Anverwandten lebten längst nicht
mehr, so dass sich nur noch ein paar alte Weiber an die Legende um den
Königssohn erinnerten, der in einen Wolf verwandelt worden war.
Der neue König nun - ein entfernter Verwandter des alten Königs, der aus einem
anderen Reich kam - wusste nichts von Spocks Existenz oder gar seinem
tragischen Schicksal. So kam es, dass die Wolfsjagd wieder erlaubt wurde.
Fortan musste der Prinz tagsüber durch die Wälder streifen, immer auf der Hut
vor Jägern und nachts Nahrung jagen - eben wie ein richtiger Wolf. Sein Herz, welches
in all den Jahren nie verzagte, wurde nun schwer und kalt wie Stein und er
verbitterte. Wagten sich Reisigsammler, Pilzsucher, Holzfäller oder ein
gelegentliches Liebespaar aus den Dörfern zu weit in den Wald hinein, sprang er
aus den Büschen hervor und vertrieb sie, denn er konnte unmöglich mit ansehen,
wie sie fröhlich und zufrieden in ihrer menschlichen Gestalt lebten und
liebten, während er dieses kümmerliche Dasein fristen musste. Er tat aber
keinem von ihnen wirklich etwas zu Leide, sondern jagte ihnen nur einen
tüchtigen Schrecken ein.
Doch so entstand die Sage des bösen Wolfs. Und natürlich waren bald die Jäger
des Königs hinter ihm her. Er musste den vertrauten Wald und seine Heimat
verlassen und wanderte lange, bis er einen anderen Ort fand, an dem schon lange
keine Wölfe mehr lebten und es ergo auch keine Wolfsjäger gab. Oder so sollte
man denken...
*
* *
In einem kleinen Häuschen, dicht am Waldesrand und etwas abseits vom Dorf,
lebte ein junger Mann mit seiner Mutter. Da er alles war, was dem alten Weibe
geblieben war, hütete sie ihn wie einen Schatz. Vor vielen Jahren hatte sie ihm
ein rotes Käppchen gestrickt, damit er sich nicht erkälten würde - was ihm den
Spitznamen Rotkäppchen eintrug. Sein richtiger Name war Jim, doch alle im Dorf
- mit der Ausnahme seiner Mutter - riefen ihn Rotkäppchen.
Rotkäppchen hatte nun einen entfernten Anverwandten, der - als ein rechter
Eigenbrötler und fast schon Menschenfeind bekannt - allein im finsteren Walde
wohnte. Zwar war er ein hervorragender Heiler, doch die Menschen wagten sich
kaum, ihn wegen seines bärbeißigen Verhaltens um seine Hilfe zu bitten - außer
in absoluten Notfällen. Und er war auch froh darüber und wollte seine Ruhe
haben. Er hasste nichts mehr als unerwünschte Besucher. Das heißt, bis auf
Rotkäppchen, den er herzlich gerne um sich hatte.
So machte sich nun Rotkäppchen jeden Sonntag nach dem Mittagessen auf den Weg,
um ihn zu besuchen. Er liebte die Unmengen an Büchern, die der alte Mann besaß
und ihm gestattete, sie zu lesen.
Eines Sonntags, es wurde gerade richtig Frühling, wollte Rotkäppchen wieder
einen Besuch machen.
Seine Mutter gab ihm sein rotes Käppchen und einen Korb. Der alte Mann (er war
nicht wirklich soooo alt, aber sein griesgrämiges Aussehen ließ ihn viel älter
wirken) - den Rotkäppchen liebevoll Pille nannte - hatte sich über den Winter
bös' erkältet und war noch etwas schwach auf den Beinen. So beschloss
Rotkäppchens Mutter, ihrem Sohn einen guten Kuchen und eine Flasche Wein
mitzugeben, die zu Pilles baldiger Genesung beitragen sollten.
Die ersten warmen Sonnenstrahlen, die zwischen den Baumkronen auf den Weg
fielen, verlockten Rotkäppchen dazu, langsamer zu gehen als sonst, um sie so
richtig zu genießen. Die Luft roch herrlich nach Honig und Frühling und überall
zwitscherten und jubilierten die Vöglein. Rotkäppchen folgte beschwingt dem
vertrauten Pfad, seinen Korb schwenkend. Nach einer Weile begann er sogar
fröhlich vor sich hin zu singen.
*
* *
Ein ziemlich schräger und leider nichtsdestotrotz lautstarker Gesang weckte
Spock, der sich in einem Gehölz verkrochen hatte und in der Wärme der
Frühlingssonne eingeschlafen war. Er streckte sich, er reckte sich und gähnte
ausgiebig, bevor er leise sein Versteck verließ und dem Gesang folgte.
Im Unterholz am Wegrand verborgen, beobachtete er einen jungen Mann mit einem
ziemlich albernen roten Käppchen auf dem Kopf. Doch darunter blinzelte
goldblondes Haar hervor, das in der Sonne glitzert und ihn zu blenden schien.
Dieser junge Mann war der Verursacher der schrägen Töne, die ihn so unsanft aus
dem Schlaf und seinen Träumen gerissen hatten. Und doch... der Wolf spürte, wie
sich in seinem Herzen etwas zu regen begann, als er ihn betrachtete. Ein warmes
Gefühl - viel wärmer als die Frühlingssonne - glitt durch ihn, als der junge
Mann einem Eichhörnchen zulächelte, dass vor ihm auf dem Weg stehen blieb, um
ihn neugierig zu betrachten. Und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass
er ihn so anlächeln möge.
So folgte der Prinz Rotkäppchen im Schutz der Büsche wie ein Schatten.
Rotkäppchen nun beschloss, einen kleinen Abstecher zu einer Lichtung zu machen
und nachzusehen, ob es dort schon die ersten Frühlingsblumen gab. Er wollte
nämlich auf dem Heimweg dann welche für seine Mutter pflücken, um ihr eine
Freude zu machen.
Der Wolf verbarg sich in einem Gestrüpp am Rande der Lichtung und betrachtete
den jungen Mann mit großen, traurigen Augen.
Rotkäppchen konnte sich kaum satt sehen an all den Farben und Formen der Blüten
und kaum satt riechen an ihrem herrlichen Duft. Er beschloss eine kurze Pause
einzulegen, stellte den Korb in den Schatten und streckte sich im Grase aus.
Die erblühende Natur um ihn herum und die warmen Sonnenstrahlen, die ihn
liebkosten wie die warmen Hände eines Geliebten, ließen ihn sich bald in süßen
Träumen verlieren... die nicht ganz ohne körperliche Folgen blieben. Bald
wanderte seine Hand zu der Wölbung zwischen seinen Beinen und begann sie zu
streicheln. Die Hose wurde rasch zu eng und er schob sie nach unten, um sich zu
erleichtern. Immer schneller bewegte sich seine Hand, während die andere unter
sein Wams glitt, um dort harte Brustwarzen zu berühren. Sein Atem flog und er
stieß kleine Wonneseufzer aus - und stöhnte schließlich laut auf, als er sich
ergoss.
Kaum wieder zum Atem gekommen, reinigte er sich notdürftig an seinem Hemd und
brachte seine Kleidung in Ordnung. Dann schlief er ermattet ein.
*
* *
Nach langem Zögern löste sich der Wolf, dem nichts entgangen war, aus dem
Schatten und betrat die Lichtung. Unhörbar ging er auf den jungen Mann zu und
setzte sich neben ihm nieder, den Schwanz ordentlich um die Hinterbeine gelegt.
Wie schön er doch war, dachte der Prinz träumerisch. Wenn ich nur meine
menschliche Gestalt hätte, dann würdest er nicht lange hier allein liegen bleiben...
Seufzend berührte Spock mit einer Pfote - oh, wie sehr er wünschte, es wäre
eine Hand - vorsichtig das goldschimmernde Haar, dass unter dem Käppchen hervor
gerutscht war. So schön. Er senkte den Kopf und schnupperte an dem rosigen
Gesicht. Und wie köstlich er roch...
Rotkäppchen schlug die Augen auf und erschrak fürchterlich, als er sich einem
Wolf gegenüber sah. Starr vor Schreck blieb er reglos liegen.
Der Wolf wich zurück. "Ich werde dir keinen Schaden zufügen", sagte
er sofort.
Die großen, goldbraunen Augen Rotkäppchens weiteten sich. "Du... du
ka-ka-kannst ja sprechen", stotterte er verwirrt.
"Ich bin ein verzauberter Prinz", erwiderte der Wolf. "Es tut
mir sehr leid, wenn ich dich erschreckt habe. Es war nicht meine Absicht, dich
zu wecken."
Verlegen setzte Rotkäppchen sich auf und fuhr sich durch sein Haar, das
Käppchen zurechtrückend. Ihm fiel ein, was er getan hatte, bevor er
eingeschlafen war. "Bist du schon lange hier?", fragte er.
Der Wolf senkte den Kopf, damit der andere sein Lächeln nicht sehen konnte
(niemand würde ein Wolfslächeln für etwas freundliches halten, oh nein, nicht
bei diesen vielen scharfen Zähnen). "Ja", erwiderte er dann.
"Ich folge dir schon seit einer Weile."
Blut schoss in Rotkäppchens Wangen und er wurde ärgerlich. "Warum? Willst
du mich fressen?"
Oh ja, dachte der Wolf. Aber auf andere Weise, als du denkst. "Nein",
sagte er laut. "Ich fühlte mich so allein... ich suche einen Freund."
Er betrachtete den jungen Mann mit großen sehnsüchtigen Augen, doch Rotkäppchen
war zu verlegen und entrüstet, dabei ertappt worden zu sein wie er... ähem...
spielte... dass er es nicht sah. Er sprang auf, wischte sich ein paar
vereinzelte Grashalme von der Hose und griff nach seinem Korb. "Ich habe
keine Zeit dafür", meinte er barsch und wandte sich zum Rand der Lichtung.
"Ich muss jetzt gehen."
"So warte doch", bat Spock. "Sage mir deinen Namen."
"Ich... ich bin Rotkäppchen." Und ohne sich noch einmal nach dem Wolf
umzusehen, rannte er davon.
Todtraurig blieb Spock zurück und blickte ihm nach. Rotkäppchen, dachte er.
Deine Name ist genauso albern wie dein rotes Käppchen, aber ich habe mich
trotzdem in dich verliebt.
*
* *
Von da an strich der Prinz jeden Tag auf der Suche nach Rotkäppchen durch den
Wald. Doch erst am siebten Tag - dem nächsten Sonntag also - hatte er Glück.
Er hörte von weitem Rotkäppchens Stimme und eilte freudig auf ihn zu. Um bitter
enttäuscht zu werden. Denn Rotkäppchen war nicht allein!
Der Jagdaufseher des Königs, der für diesen Wald zuständig war, hatte seit
einiger Zeit einen jungen Gehilfen, den er ausbildete. Dessen Name war Pavel.
Er und Rotkäppchen kannten sich von Kindesbeinen an und sie waren gute Freunde.
Pavel war nun bei Rotkäppchen an eben diesem Sonntag zu Besuch gewesen und
wollte mit zu Pille gehen, der ihn wegen eines Pfeils in der Schulter behandelt
hatte. (Den Pfeil hatte übrigens der Jagdaufseher abgeschossen. Er war schon
recht alt und dem Wein sehr zugetan - und die Kombination von Wein und
schwachen Augen hatten zu einem bedauerlichen Unglück geführt, bei dem der
Jagdgehilfe irrtümlicherweise für ein Reh gehalten wurde...) So hatten sich
also die beiden jungen Männer gemeinsam auf den Weg gemacht und unterhielten
sich recht gut, um sich die Zeit zu verkürzen.
Rotkäppchen sah sich jedoch immer wieder um, denn ihm ging die Begegnung mit
dem Wolf nicht aus dem Sinn. Jede Nacht, wenn er in seiner Kammer lag und nicht
einschlafen konnte, sah er die großen, traurigen Wolfsaugen vor sich.
Pavel fiel dieses Verhalten natürlich auf. "Warum bist du denn so
nervös?", erkundigte er sich und begann nun seinerseits damit, die Büsche
neben dem Weg misstrauisch zu beobachten.
Rotkäppchen seufzte. "Ich habe hier ganz in der Nähe vorige Woche einen
Wolf gesehen", erwiderte er.
Pavels Augen leuchtete vor Begeisterung förmlich auf. "Einen Wolf? Einen
echten, richtigen Wolf?", jubelte er und klopfte auf die Armbrust, die er
auf dem Rücken trug. "Der soll nur kommen. So einen wollte ich schon immer
mal erlegen." Pavels Großvater war in seiner Jugend ein berühmter
Wolfsjäger gewesen (damals gab es hier noch welche) und sein Enkel hatte manche
Stunde auf den knochigen Knien des Alten verbracht und hingerissen dessen
Berichten gelauscht. Was wohl auch zu seinem Wunsch, Jäger zu werden,
beigetragen hatte.
Diese Worte jagten Rotkäppchen einen gewaltigen Schrecken ein. Das hatte er
natürlich nicht gewollt und er hoffte nun inständig, dass der Wolf nicht in der
Nähe war. Und falls doch, dass er es gehört hatte und somit gewarnt war. Rasch
lenkte Rotkäppchen das Gespräch auf ein anderes Thema.
*
* *
Tatsächlich hatte Spock Pavels prahlerische Worte gehört und am liebsten wäre
er hingegangen und hätte ihm mal so richtig tüchtig einen Schreck eingejagt.
Doch er war nicht so dumm, sich mit einem bewaffneten Jäger anzulegen.
Aber zumindest folgen konnte er ihnen, um Rotkäppchen noch ein wenig aus der
Ferne zu bewundern. Doch das Herz wurde ihm sehr schwer, als er sah, wie der
Jäger beschützend den Arm um sein Rotkäppchen legte…
*
* *
Bald betraten die beiden jungen Männer die Lichtung, auf der sich das Haus des
Heilers befand.
Der Wolf folgte ihnen und versteckte sich in einem nahen Gebüsch. Dort
beobachtete er traurig die herzliche Begrüßung, die Pille seinen beiden
Besuchern zukommen ließ. Niemand freute sich, ihn zu sehen. Immer liefen alle
nur schreiend weg.
Als die drei im Haus verschwunden waren, schlich er sich näher und ließ sich
unter einem offenen Fenster im Gras nieder. Sein feines Gehör konnte dem
Gespräch drinnen mühelos folgen.
*
* *
So ging das den ganzen Frühling lang, bis weit in den Sommer hinein. Stets
folgte der Wolf getreulich Rotkäppchen an dessen sonntäglichen Besuchen, bei
denen er immer von Pavel begleitet wurde.
Für den armen Prinzen schien es nun offensichtlich, dass die beiden ein Paar
waren. Und er wohl niemals die Möglichkeit erhalten würde, Rotkäppchen allein
anzutreffen, um ihm seine Liebe zu gestehen. Kummer und Eifersucht nagten an
seinem Herzen. Er war abgemagert, da er nur noch auf die Jagd ging, wenn der
Hunger ihn dazu zwang und sein einstmals prachtvoll glänzendes Fell war stumpf
geworden. Die Nächte verbrachte er damit, ruhelos durch den Wald zu streifen
und dem Mond seinen Kummer zu klagen, wie es seit Anbeginn der Zeit Art der
Wölfe war. Die Tage verbrachte er zumeist in seiner Höhle.
Wieder einmal ließ sich der Wolf an einem Sonntag unter dem Fenster des Heilers
nieder und lauschte dem Gespräch, dass drinnen statt fand.
"Na, ihr beiden", meinte Pille leutselig. "Wann werdet ihr beide
denn eure Verlobung bekannt geben?"
Verlobung? Dem Prinzen brach das Herz und er schlich geknickt davon. So
hörte er natürlich nicht, dass Rotkäppchen dem Scherz des Heilers heftig
widersprach und erklärte, dass er und Pavel nur Freunde - und nur das -
seien.
Traurig wanderte der Wolf durch den Wald. Er sah nun in seinem Leben keinen
Sinn mehr und beschloss, seiner armseligen Existenz ein Ende zu bereiten. Er
würde sich dem Jäger stellen und malte sich in Gedanken aus, wie Pavel
vielleicht aus seinem Pelz eine Decke fertigte, die Rotkäppchens Bett wärmen
würde. So könnte er zumindest auf gewisse Weise in der Nähe seines Geliebten
sein.
Er zog sich in seine Höhle zurück und verbrachte die vermeintlich letzte Tage
seines Lebens damit, sich einen sorgfältigen Plan zurecht zu legen.
*
* *
Am darauffolgenden Sonntag eilte er am frühen Morgen zum Haus des Heilers. Er
trat an das offene Fenster, achtete jedoch darauf, dass man ihn nicht sehen
konnte und rief hinein: "Heiler, Heiler, seid Ihr da?"
"Was?", brummelte es von drinnen, als Pille unsanft aus dem Schlaf
gerissen wurde. "Was ist los? Wer ist da?"
"Ich bin hier draußen. Ich bin ein Bote aus dem Dorf auf der anderen Seite
des Waldes. Viele Menschen sind dort krank und erbitten eure Hilfe." Spock
lauschte und hörte das Knarren des Bettes, als der Mann aufstand. Rasch eilte
er davon und verbarg sich im Unterholz, als der Heiler aus dem Fenster blickte.
"Hey, wo steckst du?"
"Ich bin schon vorausgegangen", rief der Wolf aus den Büschen.
"Es eilt, Heiler."
Murrend schlug Pille das Fenster zu und zog sich an. Er ergriff seine Tasche
und eilte aus dem Haus. Der Weg in das Dorf auf der anderen Seite des Waldes
würde mehrere Stunden dauern.
Kaum war er weg, schlich sich der Wolf ins Haus - denn wie er gehofft hatte, war
der Heiler so in Eile gewesen, dass er nicht abgeschlossen hatte.
Er streifte durch das Haus und machte es sich schließlich auf dem Bett des
Heilers bequem, um auf Rotkäppchen und dessen Verlobten zu warten. Es waren
schon so viele Jahre vergangen, dass er zuletzt in einem Bett gelegen hatte und
so viele Nächte hatte er schlaflos verbracht... kaum hatte er sich
ausgestreckt, sank sein Kopf zur Seite und er schlief ein.
Etwa drei Stunden später kam Rotkäppchen an. Alleine. Pavel hatte ihn zwar ein
Stück begleitet, sich dann aber verabschiedet, um angeblich einem Hasen nach zu
spüren. Was Rotkäppchen nicht wusste, war das Pavel Wolfsspuren gesehen hatte
und dem Wolf aufstöbern wollte.
Rotkäppchen betrat das stille Haus. "Pille?", fragte er, als niemand kam,
um ihn zu begrüßen. "Wo bist du?" Er blickte in alle Räume und fand
in der Küche eine Notiz, die ihm mitteilte, dass Pille ins nächste Dorf gerufen
war und dass für Rotkäppchen ein Buch, das dieser sich bei seinem letzten
Besuch ausgebeten hatte, bereit lag. Und zwar im Schlafzimmer.
Rotkäppchen trat ein und sah den Wolf auf dem Bett liegen. "Was machst du
hier?", fragte er. Es versetzte ihm einen schmerzlichen Stich, als er
bemerkte, wie abgemagert und müde der Wolf aussah.
Der Prinz hob den Kopf und blickte sein Rotkäppchen liebevoll an. Ein letztes
Mal, wie er dachte, denn der Jäger würde wohl nicht weit sein.
Und tatsächlich erreichte Pavel in diesem Moment das Haus des Heilers - denn
hierher hatten natürlich die Wolfsspuren geführt. Er blieb an der offenen Tür
stehen, als er eine fremde Stimme hörte.
"Ich habe deinen Freund, den Heiler, verschlungen", behauptete der
Wolf.
Rotkäppchen zwinkerte verblüfft und unterdrückte dann ein Grinsen.
"Tatsächlich?", erwiderte er. Es war ihm zwar vollkommen
schleierhaft, warum der Wolf das behauptete, aber er beschloss, das Spiel mit
zu machen.
Sein sorgfältig ausgeklügelter Plan entschwand im Nichts, als Spock die
goldbraunen Augen sah, die ihn so strahlend anlächelten. "Weil... weil ich
solchen Hunger hatte", stammelte er schließlich.
"Das ist ja entsetzlich", meinte Rotkäppchen sanft und setzte sich
auf die Bettkante. "Hast du eigentlich einen Namen? Ich meine, weil du
doch ein verzauberter Prinz bist und nicht wirklich ein Wolf."
Schockiert über diese völlig unerwartete Wendung zog sich der Prinz ganz an die
entgegengesetzte Kante des Bettes zurück. "Ich heiße Spock."
"Spock. Was für ein schöner Name." Rotkäppchen rückte näher an ihn
heran. "Und was für große, seidige Ohren du hast."
"Da... damit ich besser deine Stimme hören kann", flüsterte der Wolf
kraftlos, als Rotkäppchen die Hand ausstreckte, um über seine Ohren zu
streicheln.
"Und was für große Augen", fuhr Rotkäppchen fort.
Der arme Prinz wusste nicht mehr ein noch aus, als Rotkäppchen noch näher
rückte und sich an Spock kuschelte. "Damit... ich deine... deine Schönheit
besser sehen kann", brachte er schließlich rau hervor. Rotkäppchens Hände
glitten über seine Flanken. Oh, wäre er doch nur ein Mensch, dann würde
Rotkäppchen bald erfahren, dass es noch andere Dinge gab, die groß waren...
"Und sooo große Zähne..."
"...damit er dich besser fressen kann, nehme ich an", kam es von der
Tür. Unbemerkt war Pavel eingetreten und hatte seine Armbrust gespannt. Die
beiden auf dem Bett hatten ihn bisher nicht bemerkt, so vertieft waren sie
ineinander gewesen.
Jetzt fuhren sie auseinander. Rotkäppchen sprang auf. "Nicht, Pavel. Das
ist ganz anders, als du denkst."
"So? Ich habe ihn selbst sagen hören, dass er den Heiler gefressen hat.
Dass er sprechen kann, ist zwar ungewöhnlich, aber das wird mich nicht davon
abhalten, ihn zu töten." Pavel legte auf den Wolf an. "Jetzt geh' aus
dem Weg, Rotkäppchen."
"Nein, das werde ich nicht tun", widersprach er. "Pille
ist..."
In diesem Moment richtete sich der Wolf auf - und Pavel betätigte instinktiv
den Auslöser seiner Armbrust. Der Pfeil bohrte sich in den Vorderlauf des
Wolfes, da Spock sich zur Seite geworfen hatte.
"Bist du denn total verrückt?", fuhr ihn Rotkäppchen an. "Spock
ist kein Wolf, sondern ein verzauberter Prinz. Und Pille ist nicht tot, sondern
unterwegs, um kranken Menschen zu helfen." Er setzte sich auf das Bett und
bettete Spocks Kopf in seinen Schoss. "Du darfst nicht sterben",
flüsterte er. "Bitte. Ich hab' dich doch lieb."
Und obwohl Spock vor Schmerz fast ohnmächtig wurde, war er in diesem Moment der
glücklichste Wolf... äh... Mensch auf der ganzen großen Welt. Dann verlor er
endgültig das Bewusstsein.
Verwirrt starrte Pavel auf die beiden, als er unsanft zur Seite befördert
wurde. Pille stand in der Tür und stemmte die Hände in die Seiten. "Pfui
Teufel", sagte er. "Hat einer von euch eine Ahnung, wie schwer Blut
aus Leinen rausgeht? Was soll das hier?"
Nach einer hastigen Erklärung von Rotkäppchen machte der Heiler sich daran, den
Wolf zu untersuchen. Er zog den Pfeil aus der Wunde und verband sie. Gemeinsam
brachten sie Spock dann vor den Kamin, um ihn warm zu halten, denn der
Blutverlust ließ den dünnen Wolfskörper heftig zittern. Pille brachte noch eine
Decke und eine Schale mit Wasser, in dem er getrocknete Heilkräuter auflöste.
"Das muss er trinken", sagte er.
"Warum bist du überhaupt zurückgekommen?", fragte Rotkäppchen und
wischte sich verstohlen die Tränen ab. "Deine Nachricht..."
"Ich bin umgekehrt, als ich nirgendwo diesen Boten antraf, der mich
gerufen hatte. Ich dachte mir schon, dass irgend etwas faul damit ist."
Pille betrachtete seinen Patienten. "Allerdings hätte ich nicht gedacht,
in ein Drama von solchen Ausmaßen hinein zu platzen", schloss er trocken.
Rotkäppchen hatte jetzt wirklich keinen Sinn für Ironie. "Er wird doch
nicht sterben, oder?", fragte er und schoss einen wuterfüllten Blick in
Pavels Richtung, der geknickt bei der Tür stand.
"Wenn du ihn dazu bringst, aufzuwachen und das hier zu trinken, hat er gute
Chancen. Er ist zwar geschwächt, aber das kriegen wir schon wieder hin."
Pille stand auf und verließ den Raum, einen widerstrebenden Pavel mit sich
nehmend. Der Jäger konnte sich gleich nützlich machen und draußen am Brunnen
das Blut aus den Laken schrubben...
Rotkäppchen beugte den Kopf und flüsterte dem Wolf ins Ohr. Er erzählte ihm,
warum er bei ihrer ersten Begegnung so rasch weggelaufen war und dass er immer
gemerkt hatte, wenn Spock ihm folge. Wieder lösten sich Tränen aus seinen Augen
und fielen auf das Fell des Wolfes.
Plötzlich umgab ein seltsames Schimmern und Flirren die Wolfsgestalt. Sie
streckte sich, wurde länger - und menschlich. Bevor Rotkäppchen sich die Tränen
aus den Augen wischen konnte, lag vor ihm ein junger Mann mit glattem, dunklen
Haar. Sein schlanker Körper war nur unzureichend von der Decke verborgen, doch
zweifelsohne menschlich. Ein Verband zierte seinen rechten Oberarm. Nur seine
spitzen Ohren erinnerten noch an den Wolf.
Er schlug die Augen auf und blickte Rotkäppchen verwirrt an. "Was... ist
passiert?", fragte Spock. Er berührte seinen schmerzenden Arm und sah mit
Erstaunen, dass er wieder Hände hatte. Er blickte an sich herab und wäre wohl
vor Freude aufgesprungen, wäre er nicht zu schwach dazu gewesen, als er sah,
dass er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte. "Rotkäppchen,
mein Rotkäppchen", flüsterte er und berührte zärtlich das Gesicht des
anderen Mannes.
"Ich heiße... Jim...", flüsterte Rotkäppchen, bevor sich ihre Lippen
fanden.
Erst das Räuspern des Heilers ließ sie aufschrecken. "So ist das
also", meinte Pille grinsend. "Jetzt bin ich auch noch ein Zauberer.
Wie kommt es denn, dass du wieder ein Mensch bist?"
Spock schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht", meinte er und blickte
Jim voll Bewunderung an. "Es muss Jims Liebe gewesen sein, die den Zauber
gebrochen hat."
"Soso..." Pille schüttelte den Kopf. "Vielleicht solltest du
dich jetzt darum kümmern, dass dein Freund ordentlich zugedeckt wird, Rotkäp...
ich meine, Jim. Nicht, dass er sich noch verkühlt. Und denke bitte an die
Heilkräuter. Dann werde ich mal gehen und Pavel beruhigen." Damit ließ er
die beiden wieder allein.
*
* *
Eng umschlungen spazierten Jim und Spock geraume Zeit später durch den Wald.
Die Wunde an Spocks Arm war verheilt und auch sonst hatte er sich völlig
erholt. Sie befanden sich auf dem Weg zu Pille. Spock hatte beschlossen, dass
ihn niemand mehr als Prinzen erkennen würde und er somit wohl keine Ansprüche
anmelden konnte. Er bedauerte dies nicht, sondern wollte Pille bitten, ihn zum
Heiler auszubilden. Und Jim war es sowieso egal, ob sein Geliebter nun Prinz
war oder nicht.
Plötzlich lächelte Jim und zog Spock vom Weg und seitwärts in die Büsche. Sie
standen auf der kleinen Lichtung - dort, wo sie sich zum ersten Mal in die
Augen geblickt hatte.
Jim ließ sich ins Gras sinken und zog seinen Geliebten mit sich. "Weißt du
noch, was ich dich gefragt habe?", meinte er und küsste Spock.
"Du wolltest wissen, ob ich dich fressen will", erwiderte er. Seine
Hände waren bereits eifrig damit beschäftigt, Jim aus seiner Kleidung zu
schälen.
"Ich habe nichts dagegen", flüsterte Jim. Er streckte sich nackt im
Gras aus, ungeduldig darauf wartend, dass Spock seinem Beispiel folgte.
Spock streifte seine Kleidung ab und beugte sich über seine "Beute".
Der Geist eines wölfischen Grinsens glitt über sein Gesicht, als er Jims Körper
mit seinem bedeckte.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann haben sie sich noch heute... zum
Fressen gerne...
Ende